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Legenda Major - Aurorae Mundi

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Ich schließe die Augen und stelle mir den Drachen vor. Nichts geschieht! Na gut, versuchen wir es mit einem roten Drachen. Nichts geschieht! Mann, warum kann es nicht klappen. Ich öffne leicht genervt die Augen und .... was ist das? Ich bin weit oben, nein, die Bank ist weit unten.

Vorsichtig schaue ich an mir herunter und stelle fest, dass ich ein riesiger roter Drache bin. Rot? Warum bin ich rot? Das verstehe ich zwar nicht, aber von allein werde ich auch nicht auf die Antwort kommen.

„Ich versuche eine Runde zu fliegen", informiere ich Lea.

„Nimm mich mit!"

„Das ist mir zu riskant. Ich will zuerst versuchen, allein zu fliegen. Wenn´s klappt, dann probieren wir es gemeinsam."

„Und wenn die Typen wiederkommen?"

„Dann ist ein großer roter Drache sofort zur Stelle."

„Sicher?"

„Ganz sicher!"

„Ok, aber wenn es klappt, dann drehen wir eine Runde zu zweit", beharrt sie.

„Du würdest sowieso keine Ruhe geben."

„Das stimmt auch wieder", kichert sie verschmitzt.

Ich überlege kurz, wie ich starten könnte. Wer weiß schon, wie sich ein Drache in die Luft schwingt. Ich jedenfalls habe keinen blassen Schimmer. Da lernt man jahrelang in der Schule unnützes Zeug, aber so wichtige Dinge, wie das Fliegen als Drache, werden einfach ausgelassen, denke ich grinsend. Aber irgendwie muss ich in die Luft kommen. Also springe ich einfach in die Höhe und schlage mit den Flügeln, so gut ich kann. Ich komme nicht weit. Schon nach wenigen Metern geht es wieder abwärts und ich lege beinahe eine Bruchlandung hin.

„Schlag doch kräftiger mit deinen Flügeln. Wozu hast du sie!", weist mich Lea an.

„Du hast leicht reden", motze ich. Sie aber lacht nur.

Es ist mir fast peinlich, dass mir ein Mensch ohne jegliche magische Fähigkeiten Ratschläge erteilt. Aber ich befolge das, was sie gesagt hat und tatsächlich schaffe ich es im zweiten Anlauf fast mühelos, abzuheben. Ich schwinge mich in die Höhe und drehe eine Runde.

Einmal in der Luft klappt es perfekt. Meine Flügel haben eine ungeheure Kraft und verschaffen mir einen gewaltigen Auftrieb, wenn ich es darauf anlege. Sie taugen aber auch dazu, sanft über die Landschaft zu gleiten. Ich bin nahezu geräuschlos. Nur das leise Säuseln des Windes ist zu hören, der an meinen Schuppen vorbeistreicht. Es ist magisch!

Ich kann die Stadt von oben sehen, es ist unglaublich schön. Die Lichter, die Straßen, die Gebäude, alles liegt unter mir und ich kann das kleinste Detail klar und deutlich erkennen. Meine Augen müssen sich angepasst haben oder besser geworden sein, keine Ahnung wie. Vermutlich hat es mit meiner Drachengestalt zu tun.

Nach einiger Zeit fällt mir ein, dass Lea unten auf der Lichtung auf mich wartet und sich vermutlich langweilt. Deshalb setze ich zur Landung an. Das klappt auf Anhieb. Die Bruchlandung war also nicht umsonst. Sofort verwandle ich mich zurück und Lea kommt sofort auf mich zugelaufen.

„Du siehst furchteinflößend aus. Vor allem die beiden Höcker auf deinem Kopf. Hätte ich nicht genau gewusst, dass du es bist, ich wäre schreiend davongelaufen", schwärmt sie.

„Willst du trotzdem auf mir fliegen?"

„Natürlich? Was denkst du denn", sagt sie fast schon beleidigt.

„Dann halte dich an meinem Hals fest."

„Soll ich dich erwürgen?"

„Nein, wenn du dich an mir festhältst, dann wirst du bei der Verwandlung mit nach oben genommen. Sonst müsstest du erst bis zu meinem Nacken hochklettern und das ist sicher nicht einfach", erkläre ich ihr.

„Woher weißt du das?"

„Meine Mutter hat das immer so gemacht."

„Deine Mutter?"

„Ja, Königin Serena. Jetzt mach schon und schrei nicht, wenn´s plötzlich nach oben geht."

Etwas skeptisch hält sich meine Freundin an mir fest und ich verwandle mich zum zweiten Mal in meinem Leben in den Drachen. Natürlich höre ich einen markerschütternden Schrei.

„Habe ich nicht gesagt, du sollst nicht schreien?"

„Hast du eine Ahnung, was das für ein Gefühl im Magen ist, wenn du nach oben katapultiert wirst?"

„Jetzt weiß die ganze Stadt, dass du auf einem Drachen sitzt,"

„Ach wo! Statt wirres Zeug zu plappern, solltest du lieber losfliegen!"

„Nervensäge!"

„Drache!"

Wir müssen beide lachen. So ist das eben unter guten Freundinnen. Wir wissen beide, dass es nicht so gemeint ist und ihr Konter, mich als Drache zu bezeichnen, ist einfach nur genial.

Dann aber schwinge ich mich in die Lüfte und schlage kräftig mit den Flügeln. Ich spüre, wie sich Lea anfangs etwas verkrampft am Stachel vor sich festhält. Als ich dann aber weit oben bin, gehe ich in einen Gleitflug über und langsam entspannt sie sich.

Diesmal fliege ich eine größere Runde. Wir bestaunen von oben aus, die Erde und genießen es, nahezu lautlos über den Himmel zu gleiten.

„Achtung, ein Flugzeug!", ruft Lea plötzlich panisch.

Tatsächlich taucht vor uns ein größeres Passagierflugzeug auf. Ich tauche geschmeidig darunter hinweg und vermeide damit im letzten Moment, einen Zusammenstoß.

„Morgen gibt es eine Ufo-Meldung", lacht Lea.

„Das glaube ich weniger. Ich vermute, die haben uns nicht einmal gesehen."

„Wie das?"

„Ich denke, durch meine Schuppen und die Farbe sind wir gut getarnt."

„Fliegen finde ich unglaublich schön", meint meine Freundin.

„Da bin ich ganz deiner Meinung."

„Wann fliegen wir ins Land der magischen Wesen?"

„Du willst wirklich mitkommen?"

„Ich lasse doch meine beste Freundin in so einer Situation nicht allein. Was für eine Freundin wäre ich dann? Hä?", meint sie lachend.

Wir fliegen noch lange über den Nachthimmel. Mir macht es gar nichts aus und ich werde auch nicht müde. Ich spüre vielmehr eine ungeheure Kraft in mir, die schier endlos zu sein scheint. Lea wird zunehmend lockerer und auch sie genießt es sichtlich.

Schließlich müssen wir doch irgendwann wieder landen. Ich verwandle mich zurück und wir machen uns auf den Heimweg. Lea verständigt ihre Eltern, dass sie bei mir übernachten will und wenig später machen wir es uns in meinem Bett gemütlich.

Kapitel 3

An Schlaf ist allerdings nicht zu denken. Lea ist dermaßen aufgeregt, dass sie ständig herumzappelt und pausenlos vor sich hinplappert. Während ich noch überlege, ob ich wirklich ins Land der magischen Wesen fliegen soll und dann möglicherweise auch noch die Macht im Reich meiner Vorfahren wieder zu übernehmen versuche, befasst sich Lea nur noch mit der Frage, wie und wann wir aufbrechen. Für sie ist die Entscheidung schon längst gefallen.

Ich bin beinahe neidisch auf ihre unbekümmerte Art. Sie hat es aber auch leichter als ich. Sie hat nicht die ersten beiden Geschichten miterlebt, als sei sie ein Teil davon. Ich habe ihr natürlich auch von den Kämpfen und den Schwierigkeiten erzählt, aber das hat sie nicht sonderlich beeindruckt. Lea hat nicht Angst um ihr Leben verspürt und gefürchtet, getötet zu werden. Es zu spüren, als wäre man dabei, oder es nur erzählt zu bekommen, sind eben zwei völlig unterschiedliche Dinge. Deshalb bin ich meiner Mutter unendlich dankbar, diesen Weg gewählt zu haben, um mir die Situation klarzumachen.

Ich nehme an, meine Mutter hat genau aus diesem Grund die Bücher so gestaltet, damit ich besser entscheiden kann, was ich will, weil ich es schon kenne, weil ich weiß, was auf mich zukommt und auf was ich mich einlasse. Doch mit Lea an der Seite hilft mir das auch nicht viel. Sie will das Abenteuer erleben.

„Wir brechen gleich morgen früh auf", meint sie entschlossen.

„Aber da kann man uns sehen."

„Wir brauchen nur im Morgengrauen zu fliegen, dann sieht uns keiner", bestimmt sie.

„Willst du das wirklich? Das könnte gefährlich werden."

„Ach was, wir fliegen zu dieser Tante und dann sehen wir weiter. Was soll daran gefährlich sein?"

Für sie ist es damit beschlossene Sache. Sie stellt noch schnell den Wecker auf ihrem Handy und dreht sich dann einfach zur Seite. Wenig später höre ich ihre regelmäßigen Atemzüge. Sie lässt mir keine andere Wahl. Dabei bin ich sehr unsicher und schlafe diese Nacht auch nicht besonders gut.

Als mich der Wecker aus dem Schlaf reißt, bin ich noch hundemüde und würde mich am liebsten umdrehen und weiterschlafen. Aber da habe ich wohl die Rechnung ohne meine Freundin gemacht.

„He, aufstehen, du Schlafmütze", weckt sie mich. Dabei rüttelt sie kräftig an meiner Schulter.

„Hast du eine Ahnung, wie spät es ist? Es ist draußen noch stockdunkel."

„Wir können nicht trödeln, sonst wird es hell und dann wird's schwierig."

Ich habe praktisch keine andere Wahl, als mich aus dem Bett zu quälen. Das Frühstück fällt auch eher spärlich aus, da Lea mich die ganze Zeit antreibt. Sie hat Angst, wir könnten die Zeit verpassen.

„Sollen wir etwas mitnehmen?", frage ich.

„Ach was, das ist doch nicht nötig."

„Ein paar Wechselsachen."

„Notfalls fliegst du zurück und holst etwas", wehrt Lea ab. Sie hat es eilig.

Ich gebe mich geschlagen und wir machen uns auf den Weg zu unserem Platz. In einer zivilisierten Welt, oder was man halt so landläufig als solche bezeichnet, einen geeigneten Start- und Landeplatz für einen Drachen zu finden, ist nicht ganz einfach. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn uns jemand beim Losfliegen beobachten würde.

„Du hast gesagt, über dem Kapitol in Washington ist ein Portal zur anderen Welt?", erkundigt sich Lea.

„Ja, das zumindest hat meine Mutter gesagt."

„Dann lass uns über den großen Teich fliegen", meint sie gut gelaunt.

Wir haben inzwischen unseren Platz erreicht, ich habe mich versichert, dass wir, soweit ich sehen und spüren kann, allein sind, und fordere Lea auf, sich an mir festzuhalten. Diesmal schreit sie nicht mehr, als es mit ihr steil nach oben geht. Sie freut sich auf den Flug und sitzt nach einer kurzen Korrektur der Position perfekt in meinem Nacken.

Ich starte und wir schrauben uns schnell in den Himmel. Je weiter wir dabei kommen, umso heller wird es, bis sich schließlich die Sonne über den Horizont schiebt. Die Welt unter uns liegt hingegen weitgehend im Dunkeln.

Es ist eine eigenartige Stimmung. Sie hat etwas von Aufbruch und Neuanfang. So zumindest kommt es mir vor. Kann auch sein, dass ich den beginnenden Tag einfach nur überbewerte.

Aber Lea hat recht, ich werde den Atlantik überqueren müssen. Ich stelle mich auf einen langen Flug ein und frage mich, ob es wirklich so einfach sein wird, schnell mal zurückzufliegen, um etwas zu holen. Ich werfe allerdings alle Bedenken über Bord. Jetzt bin ich unterwegs und will auch nicht mehr zurück. Ich lasse alles auf mich zukommen. Wenn ich ehrlich bin, bin ja auch ich neugierig, was die Zukunft bringen mag.

„Mann, wie lange dauert das noch?", wird Lea langsam ungeduldig.

„Wer wollte unbedingt fliegen?", necke ich sie.

„Zu Fuß gehen wäre erstrecht keine Lösung", kichert sie.

„Mann, Lea, kannst du nicht einmal ernst bleiben?"

„Ernst ist nicht lustig", kontert sie lachend.

„Wir fliegen in ein Land, das wir nicht kennen, von dem wir nicht wissen, was uns erwartet und du machst Witze."

„Was soll ich sonst tun? Das Programm an Bord von Dragon Airlines ist nicht gerade berauschend."

„Aber die Aussicht", steige ich auf ihre Neckerei ein.

„Die und die Lüftung sind in der Tat atemberaubend."

„Was erwartest du dir, im Land der magischen Wesen zu sehen?", wechsle ich das Thema.

„Keine Ahnung, aber wenn meine Freundin die Welt retten soll, dann komme ich auf jeden Fall mit."

„Hey, da ist etwas. Ist das nicht die Ostküste der USA?", frage ich Lea.

„Was soll es sonst sein?"

„Nun ja, Erdkunde war nicht mein Lieblingsfach."

„Aber einen ganzen Kontinent kannst nicht einmal du verfehlen."

„Hey, da ist eine Stadt, schauen wir doch mal nach."

„Ich sehe die Freiheitsstatue. Das muss New York sein."

"Dann müssen wir die Küste entlang nach Süden fliegen."

„Flieg hoch genug, nicht, dass uns die Amis abschießen. Bei denen weiß man nie."

„Keine Sorge, die sehen keine Drachen."

„Bist du sicher."

„Ich hoffe es."

Mit etwas Abstand zur Küste fliege ich Richtung Süden. Überraschend schnell taucht Washington vor uns auf und ich gehe etwas tiefer, um das Kapitol zu suchen. Ich finde es, halte darauf zu und erkenne das Portal sofort.

„Was machst du?", meint Lea panisch.

„Ich halte auf das Portal zu."

„Du fliegst gegen den Obelisken."

„Das glaubst nur du."

„Ach ja, weil die Dame besser sieht."

„Die Dame ist ein Drache."

„Das merkt man", neckt sie mich. Ihr Lachen zeigt mir, dass sie es nicht wirklich ernst meint.

Ich fliege auf das Portal zu. Für jemand, der dieses nicht sehen kann, muss es tatsächlich so aussehen, als würden wir geradewegs auf die Spitze des Obelisken zufliegen.

„Ich - vertraue - dir", presst Lea zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich - vertraue - dir."

Als wir durch das Portal sind und eine völlig veränderte Landschaft überfliegen, atmet sie dann doch hörbar erleichtert auf.

„Wir haben es geschafft!", jubiliert sie. "Wir haben es geschafft!"

Ich fliege über das Land dahin. Satte, grüne Felder erstrecken sich, dort wo noch kurz zuvor eine ganze Stadt war. Das Bild hat sich völlig verändert. Beide schweigen wir und lassen die Landschaft unter uns auf uns wirken. Mir ist klar, dass wir im Land der magischen Wesen sind. Doch mich packt die Neugier.

„Ich mache schnell einen Abstecher in mein Reich"; informiere ich Lea.

„Wohin?"

„Ins Reich der Mitte und des Südens. Ich muss wissen, wie es dort aussieht."

„Ist das nicht gefährlich?"

„Keine Ahnung. Aber wir sind weit oben. Wer soll uns da etwas anhaben können?"

Ich blicke mich um und erkenne eine massive Bergkette. Aufgrund meiner Erlebnisse in den Büchern ist mir sofort klar, dass dahinter das Land meiner Vorfahren liegen muss. Ich fliege darauf zu, lasse die Spitzen unter mir und überfliege nun erneut eine Welt, die wieder ganz anders ist als die vorher.

Das Gebiet unter uns wirkt ungepflegt und die Menschen, die wir von oben sehen, haben harte, ernste Gesichter. Ich kann kein Lachen, auch nicht das von Kindern, vernehmen. Die Situation kommt mir trist und irgendwie sogar gruselig vor. Ich fliege weiter und vor uns taucht ein Schloss auf. Ich halte darauf zu.

Der Bau wirkt übertrieben prunkvoll, davor stehen zwei Reihen Wachleute, die, so sieht es zumindest aus, mit bedrohlich nach vorne gerichteten Hellebarden alles abzuhalten versuchen, was sich dem Schloss nähert. Das Bild erinnert mich an eine Festung, in der sich jemand verschanzt hat. Auf dem Platz davor halten sich Menschen auf. Meist sind es Frauen mit ihren Kindern. Sie klagen und bitten, damit man ihnen etwas zu essen gibt. Die Not im Land muss riesig sein.

Schockiert von diesem Bild fliege ich weiter, ich will zurück über die Berge. Ich muss mit Tante Luna sprechen. Das Leid der Menschen geht mir nahe, unglaublich nahe. Wenn ich denke, dass meine Mutter alles unternommen hat, damit es den Menschen in ihrem Reich gutgeht, dann tut mir das, was ich sehen musste, bis ganz tief in mein Herz weh.

„Wir fliegen wieder ins Land der magischen Wesen", informiere ich Lea.

„Hoffen wir, dass es dort den Menschen besser geht."

So wie sie es sagt, ist mir sofort klar, dass auch sie schockiert ist. Ich antworte nicht, denn auch mich hat es sehr mitgenommen, zu sehen, wie es im Reich der Mitte und des Südens, im Land, in dem ich den Anspruch auf den Thron geltend machen könnte, den Menschen ergeht. Es ist ein Bild des Grauens.

Ich überfliege erneut die Berge. Hier bietet sich uns wieder ein ganz anderes Bild, genau so, wie unser erster Einblick war. Die Wiesen sind grün, die Felder satt gelb vom reifenden Korn, die Wälder strotzen vor Gesundheit und dazwischen erkenne ich immer wieder kleine Häuser mit gepflegten Vorgärten.

Ich halte auf eine größere Siedung zu, die ich etwas nördlich erkenne und wir erreichen diese bereits nach wenigen Minuten. Ich drehe eine Runde und entdecke einen größeren Platz. Das muss der Platz vor dem Haus des Rates sein. Deshalb setze ich dort zur Landung an und verwandle mich sofort.

Lea hängt noch an mir, als uns die Umstehenden auch schon neugierig mustern. Mich beruhigt schon mal, dass sie nicht feindlich gestimmt wirken. Allerdings halten sie sich auf Abstand. Lea hingegen hält sich übertrieben lange an mir fest.

„Sind wir im Land der magischen Wesen?"

„Das sind wir."

Kapitel 4

Lea löst sich nun doch von mir und blickt sich neugierig um. Ich erkenne den Platz problemlos wieder. Auch, wenn ich genau genommen noch nie hier war, habe ich ihn gesehen, als ich in die Geschichten versunken war.

„Hübsch hier", meint Lea.

„Mir kommt es so vor, als wäre ich schon hier gewesen", gestehe ich.

„Waren die Geschichten so realistisch?"

„Offenbar."

„He, was wollt ihr hier? Wer seid ihr? Wie kommt ihr hierher?"

Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Eine Gruppe Halbstarker kommt auf uns zu. Einer von ihnen scheint eindeutig der Anführer zu sein. Er ist etwa in meinem Alter, sieht verdammt gut aus und hat einen muskulösen Körper. Sein Blick ist allerdings abweisend und ich habe den Eindruck, sogar Hass darin zu erkennen.

„Hallo! Wir möchten zu Luna", sage ich freundlich. Ich muss mich dazu zwingen, zu lächeln, und mich nicht auf seinen herablassenden Ton einzulassen.

„Sie wollen zu Luna", lacht er hämisch. „Sonst noch etwas?"

„Nein, das würde fürs Erste reichen."

Die jungen Männer umzingeln uns. Trotzdem bleibe ich ruhig und Lea grinst sowieso, sie vertraut meinen Kräften. Sie mustert die Kerle ganz ungeniert.

„Ihr könnt auch mit mir reden", meint der Anführer.

„Nein danke, wir suchen Luna."

Plötzlich zieht er ein Messer und hält es Lea an den Hals. Er packt sie dabei grob an den Haaren und sein Gesichtsausdruck wird verbissen.

„Wenn ich dir sage, du kannst mit mir sprechen, dann ist das ein großes Entgegenkommen. Aber, wenn du nicht willst, dann mache ich kurzen Prozess und fange gleich mit deiner Freundin an. Sag der Kleinen noch schnell Lebewohl! Wenn du willst."

Jetzt wird Lea doch etwas blass und sie schaut mich schockiert und hilfesuchend an. Ich dagegen werde wütend, ja fuchsteufelswild.

„Lass sofort meine Freundin los!", sage ich gefährlich leise.

„Sonst?", antwortet er hämisch und grinst hinterhältig.

„Das willst du nicht erleben."

Ich verenge die Augen und in mir staut sich eine gewaltige Wut auf. Ich spüre, wie die Macht in mir die Kontrolle übernimmt. Ich kann nichts dagegen tun. Vier riesige Feuerkugeln schießen aus meiner Hand und auf das Haus des Rates zu. Es wird mit einem gewaltigen Knall getroffen und geht sofort in Flammen auf. Alle um uns herum schreien erschrocken auf.

Aber damit nicht genug. Es erhebt sich ein gewaltiger Sturm. Er packt einen nach dem anderen von den Freunden des Burschen, der Lea bedroht. Sie werden Dutzende Meter weit nach hinten geschleudert und rutschen schmerzvoll über den Boden. Aus dem Nichts schießt der Ast eines Baumes auf den Burschen zu, haarscharf an Lea vorbei und trifft den jungen Mann hart an der Schulter, sodass er aufschreit und das Messer fallen lässt.

Der Sturm, der kurz zuvor die Burschen erfasst hatte, wird zu einer sanften Briese. Diese weht auf Lea zu, hebt sie sanft hoch und stellt sie hinter mir ab. Gleichzeitig fährt ein gewaltiger Blitz aus heiterem Himmel genau zwischen mir und dem Burschen, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter hält, in den Boden. Ein riesiger Krater tut sich auf und bildet ein unüberwindbares Hindernis zwischen uns.

„Was war das denn?", staunt der junge Mann ganz geschockt.

„Das passiert, wenn man eine sehr mächtige Magierin, die erst vor wenigen Tagen ihre Kräfte entdeckt hat und sie noch nicht richtig kontrollieren kann, wütend macht, mein Sohn", sagt eine Frau, die gelassen auf uns zukommt.

„Muss sie gleich so eine Verwüstung anrichten", meint er fast schon weinerlich.

„Du hast ihre Freundin bedroht", meint die Frau ruhig. „Du solltest vorher überlegen, mit wem du dich anlegst."