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Legenda Major - Aurorae Mundi

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„Die ist ja eine Gefahr für sich und ihre Umgebung", schimpft er.

„Sie soll die Welt retten."

„So wird das aber nichts", meint er leicht verärgert.

„Jeder Anfang ist schwer. Aber, wenn hier jemand Mist gebaut hat, dann bist du das, Leo. Wie kommst du auf die Idee, zwei junge Frauen anzugreifen, die nichts getan haben?"

„Sie sind hier eingedrungen", verteidigt er sich.

„Ich habe nach Luna gefragt. Mehr habe ich nicht getan", mische ich mich nun ein.

Die Frau kommt auf mich zu und mustert mich eingehend. Sie lächelt mich freundlich an.

„Du musst Aurora sein. Willkommen im Land der magischen Wesen", sagt sie. „Du siehst deiner Mutter verblüffend ähnlich."

„Hallo Tante Luna", sage ich schüchtern.

Sie aber kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Ich bin zunächst etwas überrascht, erwidere dann aber die Geste.

„Tut mir leid um das Haus", gestehe ich.

„Das werden Leo und seine Clique wieder aufbauen, dann haben sie endlich einmal etwas Sinnvolles zu tun. Sonst stellen sie sowieso nur Blödsinn an", meint sie. „Leo ist mein Sohn."

„Oh", sage ich nur.

„Ich weiß, man könnte meinen, ich habe in der Erziehung versagt."

„Kann sein, dass es nur die Pubertät ist", versuche ich sie zu trösten.

„Hoffen wir", meint sie seufzend. „Komm mit."

Sie hakt sich bei mir unter und geht den Weg entlang. Ich habe keine Ahnung, wohin sie will. Lea schaut sich etwas um und folgt uns dann.

„Wer ist denn deine Freundin?", erkundigt sich Luna.

„Das ist Lea. Sie hat mich überredet, heute noch loszufliegen."

„Gute Entscheidung."

Dabei lächelt sie Lea an. Diese wird gleich ein paar Zentimeter größer und strahlt über das ganze Gesicht.

„Wo gehen wir hin?", erkundige ich mich.

„Ihr habt vermutlich Hunger. Der Weg war ganz schön weit."

„Das kann man wohl sagen, aber mit Dragon Airlines war es ganz bequem", grinst Lea.

„Mit was?", erkundigt sich Luna.

„Ich bin auf Aurora mitgeflogen und nenne es zum Scherz Dragon Airlines."

„Dann hatte deine Mutter also richtig gefühlt, als sie gesagt hat, dass du einmal ein Drache wirst."

„Ich bin ein roter Drache. Hat das etwas zu bedeuten?"

„Ein roter Drache?", staunt Luna. Sie schaut mich mit großen Augen an.

„Was ist daran so überraschend?"

„Man ging bisher davon aus, dass die schwarzen Drachen die mächtigsten sind. Die Legenden sprechen zwar auch von roten Drachen, aber daran hat seit Jahren niemand mehr geglaubt. Wenn du nun ein roter Drache bist, heißt das, dass es die wirklich gibt."

„Und was sagen die Legenden vom roten Drachen?", bohre ich nach.

Ich bin definitiv neugierig und warte hart auf die Antwort. Die große Verwunderung meiner Tante hat in mir die Ungeduld noch mehr angefeuert und ich will endlich wissen, warum das so außergewöhnlich ist.

„Es hat noch nie einen roten Drachen gegeben", sagt Luna aber nur.

„Das hast du schon gesagt. Aber was bedeutet das?"

Wir haben inzwischen ein Haus erreicht und Luna geht darauf zu, sie öffnet die Tür und lässt uns eintreten. Ich platze beinahe vor Neugier, aber hier zwischen Tür und Angel wird sie es mir wohl nicht erklären. Ich muss mich also gedulden, bis wir einen etwas ruhigeren Platz erreicht haben.

„Was ist das?", erkundigt sich Lea.

„Das ist unsere Mensa. Hier kommen alle her zum Essen."

„Ihr kocht nicht selbst?"

„Nein, wir haben Köche und Köchinnen, die das für alle erledigen. Das spart Zeit und Ressourcen."

„Echt cool", meint Lea.

Luna hingegen steuert auf einen Tisch zu. Ich fühle, wie alle Augen im Raum auf uns gerichtet sind. Keine Ahnung, ob das daran liegt, dass wir Neuankömmlinge sind oder ob Luna das Interesse der Leute geweckt hat. Als das Tuscheln immer lauter wird, kann ich immer wieder Wortfetzen auffangen, aus denen hervorgeht, dass Lea und ich das Interesse der Anwesenden geweckt haben.

„Seid doch nicht so neugierig", meint Luna mit lauter Stimme. Offenbar ist auch ihr das Getuschel aufgefallen. „Das ist Aurora, die einen Anspruch auf den Thron im Land der Mitte und des Südens hat, sowie ihre Freundin Lea."

„Die Königin", höre ich eine alte Frau sagen.

„Wenn du willst, die Königin."

„Dann ist sie meine Urgroßnichte", meint die Alte.

„Ja, Oma. Sie ist Serenas Tochter", meint eine jüngere Frau.

„Serena war so eine liebe Frau", schwärmt die Ältere.

„Es ist wirklich schade, dass sie sterben musste", bestätigt auch die Enkelin.

Die beiden sind nähergekommen und ich biete ihnen an, sich an unseren Tisch zu setzen. Ich sehe der älteren Frau an, dass sie Mühe hat, sich auf den Beinen zu halten.

„Ihr habt meine Mutter gekannt?", frage ich.

„Sie hat mich in ihr Reich eingeladen. Aber daraus ist leider nichts mehr geworden."

„Dann bist du Sonja?"

„Die bin ich. Aber woher weißt du das?"

„Meine Mutter hat mir ihre Geschichte erzählt."

„Sie hat auch von mir gesprochen?", meint Sonja überrascht.

„Das hat sie", bestätige ich. „Ich würde die Einladung gerne erneuern, aber im Augenblick ist das wohl keine so gute Idee."

„Warum?"

„Im Reich der Mitte und des Südens sieht es fürchterlich aus. Dort herrscht das nackte Grauen."

„Aber jetzt bist ja du da", wirft Luna ein.

„Ob ich daran etwas ändern kann?"

„Wer, wenn nicht du?", meint meine Tante leicht aufgebracht.

„Ich komme aus einer ganz anderen Welt. Ich habe keine Ahnung von gar nichts."

„Du musst zunächst lernen, zu kämpfen", wirft die Alte ein. „Das heißt, du musst hart und fleißig trainieren."

„Sie ist ein roter Drache", meint Luna.

„Na dann", grinst die alte Frau.

„Was, na dann?", frage ich verwundert.

„Der rote Drache hat ungeheure Kräfte. Die Legenden sagen, er kann sogar Berge versetzen und Magie ausüben, wie sie keinem anderen Wesen möglich wäre", sagt die Alte.

„Genau wissen wir es nicht. Sie ist auf jeden Fall unglaublich mächtig", bestätigt Luna. „Sie hat schon eine deutliche Kostprobe gegeben."

„Na siehst du", beruhigt mich die Alte.

Dabei tätschelt sie mir die Hand, die ich auf dem Tisch liegen habe. Ihre Zuversicht wirkt ansteckend. War ich vorher noch niedergeschlagen und sicher, nichts gegen das Böse in meinem Land ausrichten zu können, so fasse ich nach den Worten der alten Frau wieder etwas Mut.

„Trotzdem muss sie das Kämpfen lernen. Mit Schwert, mit Pfeil und Bogen und mit Magie", meint Luna.

„Wer soll ihr das beibringen."

„Leo, wer sonst?"

„Leo?" frage ich geschockt. „Ausgerechnet der!"

Luna lächelt belustigt. Diesmal tätschelt sie meine Hand und ich muss ungewollt grinsen. Noch nie wurde mir so oft die Hand getätschelt, wie gerade eben.

„Leo ist eigentlich ein guter Junge", erklärt Luna. „Er ist mächtig und weiß nicht, wohin mit seinen Kräften. Deshalb hat er leider immer nur Blödsinn im Kopf. Er glaubt, ihm sei keiner gewachsen und führt sich deshalb auf, als sei er der Herrscher der Welt. Du aber wirst ihn in seine Schranken weisen. Endlich!"

Ich schaue sie geschockt an. Ich soll den Löwen bändigen? Ist das ihr Ernst? Er scheint seine Magie schon zu beherrschen, ich hingegen bin noch ein absoluter Neuling. Mein Ausbruch vorhin hat dies doch mehr als deutlich gemacht.

„Er kann sich in einen Löwen verwandeln?", frage ich aus einer Eingebung heraus.

„Genau, deshalb auch der Name."

„Welche Elemente beherrscht er?"

„Die Luft", antwortet Luna.

„Und sonst?"

„Nichts sonst. Nur die Luft."

„Und dann spielt er sich so auf?", frage ich überrascht.

„Dir mag das dreist erscheinen", grinst Luna. „Doch hier im Land der magischen Wesen war er bisher einer der Mächtigsten. Nur ich bin mächtiger als er und bin in der Lage, ihn in seine Schranken zu weisen. Aber ich kann nicht immer auf ihn aufpassen."

„Aha, das soll jetzt wohl ich übernehmen?", antworte auch ich lachend.

„Er soll dir etwas beibringen und dabei seine Grenzen erkennen", meint sie vergnügt. „Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe."

„Wenn ich ausgebildet werden soll, dann müsste ich hierbleiben?", erkundige ich mich.

„Du kannst im Häuschen wohnen, wo auch schon Königin Aurora gewohnt hat."

„Und Lea?"

„Die kann auch hierbleiben."

„Ich weiß nicht", antworte ich ausweichend.

Ich bin mir ja noch nicht einmal sicher, ob ich das Ganze überhaupt will. Am liebsten würde ich schnell wieder in mein altes Leben zurückkehren und alles vergessen. Aber das ist wohl nicht mehr möglich.

Wir essen, wobei ich ausgesprochen nachdenklich und schweigsam bin. Da das Frühstück ausgefallen ist, knurrt mein Magen und ich mache mich über den herrlich duftenden Eintopf her, den eine Frau vor mir auf den Tisch stellt.

„Jemand sollte als Mentorin von Aurora abgestellt werden, am besten jemand in ihrem Alter", meint Luna nachdenklich.

„Meine Tochter Greta könnte diese Aufgabe übernehmen", bietet Sonja an."

„Du hast also doch einen Mann gefunden?", grinse ich.

„Einen Mann gefunden? Wie meinst du das?"

„Sie hat lange gewartet", mischt sich nun auch wieder die alte Frau ein.

„Meine Mutter hat dir doch gesagt, du sollst gut wählen", antworte ich.

„Das hat sie. Woher weißt du das?"

„Sie hat es mir erzählt", antworte ich. „Hat sich das Warten also gelohnt?"

„Es hat sich gelohnt. Ich habe den besten Mann, den man sich wünschen kann."

„Den hat sie", bestätigt auch Luna. „Greta wäre tatsächlich eine gute Wahl."

Damit ist auch das, beschlossene Sache. Nach dem Essen werden Lea und ich zu einem kleinen Häuschen gebracht, in dem wir die nächste Zeit leben werden. Wir richten uns kurz ein und begeben uns dann in den Garten. Ich erkenne sofort die Sitzgelegenheit unter dem Baum, wo schon meine Namensgeberin sich gerne zum Nachdenken niedergelassen hat.

Kapitel 5

„Was gibt es da noch lange zu überlegen?", meint Lea energisch. „Hast du gesehen, wie das Volk leidet?"

Ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Allerdings muss man auch sagen, dass sie leicht reden hat. Sie muss ja nicht den Kopf hinhalten, das muss ich. Und ich bin mir absolut nicht sicher, ob ich das schaffe.

„Bin ich dazu die Richtige?"

„Du bist die Einzige", kontert sie sofort. „Wenn nicht du das Zepter in die Hand nimmst, dann kann das keiner und das meine ich wörtlich."

„Nur weil ich Anspruch auf den Thron geltend machen kann?"

„Nein, weil du mächtig bist, weil du ein roter Drache bist und verdammt nochmal, auch das Zeug dazu hast."

„Danke für dein Vertrauen, ich bin mir da nicht so sicher."

„Hast du gesehen, wie es den Menschen geht, wie die Frauen und Kinder um Essen betteln müssen. Kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren, dass sich daran nichts ändert?"

„Und wenn es noch schlimmer wird?"

„Wenn du nichts unternimmst, dann wird es das ganz sicher", fährt sie mich an. „Seit wann bist du so eine Memme?"

„Entschuldige bitte! Ich bin doch keine Memme. Ist dir eigentlich bewusst, was das für eine Aufgabe ist?"

„Mir ist das sehr wohl bewusst. Aber du besitzt Magie, du bist klug und ... du hast mich", fügt sie grinsend hinzu.

„Reicht das aus?"

„Deine Magie ist die einzige Chance, welche diese Menschen haben", antwortet eine Stimme hinter mir.

Als ich mich umdrehe, steht dort ein schlankes Mädchen, etwa in meinem Alter und mit langen blonden Haaren. Sie ist bildhübsch und schaut mich entschlossen an.

„Wer bist denn du?"

„Ich bin Greta und soll dir helfen, dich auf deine Aufgabe vorzubereiten."

„Ich dachte, Leo soll mich ausbilden."

„Der bringt dir das Kämpfen bei. Ich bin dafür zuständig, dir zu erklären, wie im Reich der Mitte die Dinge laufen, wie man sich dort benimmt und wie du vorgehen könntest."

„Leo ist also nur der Kraftprotz?", grinse ich. „Du bist für die intellektuellen Dinge zuständig. Habe ich das richtig verstanden?"

„So könnte man es auch sagen", lächelt sie.

Greta kommt auf uns zu und reicht uns die Hand. Ich stelle ihr Lea vor und zusammen machen wir uns auf den Weg zum Abendessen.

„Wohnst du weit weg von uns?", frage ich Greta.

„Luna hat gemeint, ich soll bei euch einziehen. Geht das?"

„Wir haben zwei Zimmer. Lea kann bei mir schlafen", biete ich an.

„Wenn du nicht schnarchst", neckt sie mich.

Ich boxe ihr gespielt gegen die Schulter und grinse. Das ist wieder einmal typisch Lea. Sie kann nicht einfach nur ja sagen. Aber genau das liebe ich an ihr. Sie kann jede Situation im Handumdrehen auflockern.

Während des Essens plaudern wir über belanglose Dinge. Aber so lerne ich das Mädchen besser kennen. Sie scheint ähnlich zu ticken wie Lea und ich. Meiner Meinung nach könnten wir ein echt gutes Team werden.

Am Abend gehen wir bald schlafen. Schon am nächsten Morgen soll ich mit Greta einen Plan erstellen und mein erstes Kampftraining absolvieren. Das wird noch ein ganz schönes Stück Arbeit.

In der Nacht träume ich von der Not der Menschen, von Schwertkämpfen und von finster dreinschauenden Männern, verbissenen Männern. Ich nehme an, so stelle ich mir meine Gegner vor. Je mehr ich von ihnen träume, umso entschlossener werde ich, dieses Pack zum Teufel zu jagen.

Trotz der vielen Träume fühle ich mich am Morgen ausgeruht. Greta weckt uns schon bei Sonnenaufgang und Lea meckert herum, dass dies unmenschliche Zeiten seien. Aber meine Mentorin kennt kein Erbarmen. Wir werden aus dem Bett gescheucht und machen uns auf den Weg zum Speisesaal.

Kaum sitzen wir am Tisch, bekommen wir auch schon Brötchen, Butter, Marmelade und Honig, wenig später wird uns eine Kanne mit dampfendem Kaffee gebracht. Lea, die um Tee bittet, bekommt auch diesen.

„Wenn ich mir das Essen auf dem Tisch so anschaue, bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich an die armen Frauen und Kinder denke", meint Lea.

„Es spricht für dich, dass du ihnen sofort helfen willst, aber ohne Ausbildung ist Aurora verloren."

„Könnten wir nicht wenigstens Lebensmittel verteilen?"

„Wie stellst du dir das vor? Wir würden entdeckt werden, bevor wir unser Ziel mit den Ochsenkarren erreicht hätten", wirft Greta nachdenklich ein.

„Wir haben aber einen ganz besonderen Ochsen", grinst Lea und schaut in meine Richtung.

„Danke für das Kompliment", antworte ich gespielt beleidigt.

Greta hingegen bleibt ernst und macht ein nachdenkliches Gesicht. Sie schaut dabei Lea intensiv an. Ich habe allerdings den Eindruck, sie blickt durch sie hindurch, weit in die Ferne.

„Hast du eine Idee?"

„Habt ihr genügend Nahrungsmittel?", will Lea wissen.

„Unsere Ernten waren in den letzten Jahren überdurchschnittlich gut, unsere Lager sind prall gefüllt. Ich denke, einen Teil davon könnten wir locker entbehren", antwortet Greta.

„Du hast aber schon gehört, dass der Transport das Problem ist?", frage ich meine Freundin.

„Wir könnten dich wie einen Hubschrauber einsetzen", kommt von Lea.

„Was ist ein Hubschrauber?", will Greta wissen.

„Das wäre jetzt zu kompliziert, um dies zu erklären", meint Lea. „Wenn wir Gelegenheit dazu haben, zeige ich dir einen. Aber kurz erklärt, ein Hubschrauber fliegt und kann unter sich eine Last transportieren und an fast jedem Ort abstellen."

„Aber wir haben nichts, das fliegt", wirft Greta ein.

Mir hingegen dämmert bereits, worauf meine Freundin hinauswill. Ich soll als Lastenhubschrauber missbraucht werden.

„Wir haben Aurora. Sie ist ein großer Drache, der problemlos auch schwere Lasten befördern kann. Wir packen die Lebensmittel in ein riesiges Netz und der Drache nimmt es mit seinen Krallen auf, trägt es über die Berge und wir setzen es unbemerkt in den Dörfern ab", erklärt Lea.

„Du meinst, das könnte funktionieren?", ist Greta noch skeptisch.

„Absolut!"

„Wir könnten es ja zuerst einmal versuchen", schlage ich vor. „Wenn´s klappt wäre das eine tolle Lösung."

„Das müssen wir sofort mit Luna besprechen", wirft Greta ein. „Wenn das klappt, wäre es ein erster Schritt."

Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf den Weg zu meiner Tante. Sie hört sich unseren Vorschlag in aller Ruhe an.

„Du traust dir das schon zu?", will sie von mir wissen.

„Ich denke, das dürfte kein größeres Problem sein. Das Fliegen klappt ganz ordentlich."

„Gut!", meint sie. „Dann organisiere ich für heute Abend ein größeres Netz und Lebensmittel. Ich würde beim ersten Mal nicht zu viel einladen. Sollte die Aktion schief gehen, wären wertvolle Lebensmittel verloren."

„Ok und wir?", frage ich.

„Ihr kümmert euch um deine Ausbildung. Lebensmittellieferungen sind eine vorübergehende Lösung. Wenn wir für die Menschen in deinem Reich wirklich etwas verändern wollen, müssen wir an der Wurzel des Übels ansetzen", antwortet Luna entschlossen.

„Wenn ich da nur die Richtige bin", antworte ich bedrückt.

„Du willst etwas verändern. Das sehe ich an den Lieferungen. Das zeigt mir aber auch, dass du bereits Ideen hast, etwas zu ändern und den Willen dazu."

„Wegen der Lebensmittel? Das war Leas Idee", werfe ich ein.

„Aber du machst mit."

„Meine Rede!", mischt sich nun auch wieder Lea ein. Sie grinst ein wenig stolz. „Zusammen schaffen wir das. Du bist ja nicht allein."

„Das stimmt. Du bist eine gute Freundin", antworte ich. Dabei nehme ich sie in den Arm und ziehe auch Greta mit in die Umarmung.

„Gruppenkuscheln!", grinst Lea frech wie immer.

Ich muss lachen. Wieder einmal hat sie es geschafft, mit einem einzigen Wort, die Situation aufzulockern und mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Aber lange hält die lockere Stimmung nicht an. Wir machen uns gleich wieder auf den Weg, um meine Ausbildung zu planen. Dazu begeben wir uns in den Garten und setzen uns an den Tisch unter der Weide.

Einen Augenblick lasse ich die Magie dieses Ortes auf mich wirken. Mir kommt es so vor, als würde meine Namensgeberin direkt neben mir sitzen. Es kann durchaus sein, dass ich mit diesem Ort eine besondere Verbindung zu haben glaube, weil ich ihn im ersten Band miterlebt habe. Trotzdem fühle ich eine Präsenz, die mir Kraft und Entschlossenheit schenkt. Ich bin nicht mehr unsicher und traue mir zu, das Reich aus den Klauen dieser Verbrecher zu befreien. Ich bin vielmehr voller Tatendrang und kann es kaum erwarten, endlich etwas unternehmen zu können.

Schon nach kurzer Zeit haben wir einen Plan. Ich musste Greta überreden, mir mehr zuzutrauen, den Plan auszubauen und mehr Stunden am Tag vorzusehen. Ich will keine Zeit verlieren.

„Du bist voller Energie", meint meine Mentorin anerkennend.

„Wenn ich das schon angehe, dann so schnell wie möglich."

„Dir ist schon klar, dass dir die Trainingseinheiten mit Leo ganz schönen Muskelkater bescheren werden."

„Nur am Anfang", werfe ich ein.

„Du wirst dich an meine Worte zurückerinnern", grinst Greta.

Davon lasse ich mich allerdings nicht abschrecken und wir nützen auch schon den Rest des Vormittags, um mit dem theoretischen Unterricht zu beginnen. Greta ist dabei eine hervorragende Lehrerin und schon nach wenigen Stunden habe ich eine recht gute Vorstellung von den Strukturen im Reich der Mitte und des Südens.

„Morgen erzähle ich dir, was wir von den Rebellen wissen. Wir sollten sie in unseren Kampf gegen die Machthaber einbeziehen."

„Wer ist unser Gegner genau?"

„Ein gewisser Lord Kemenor. Er war einst der oberste Berater des Königs, deines Großvaters. Er wurde aber von deiner Mutter seines Amtes enthoben und ins Gefängnis geworfen."

„Ich kann mich an die Geschichte erinnern. Wie kommt es aber, dass er, wenn er im Kerker war, an die Macht kommen konnte?", frage ich nach.

„Was unsere Spione herausgefunden haben ist, dass er und ein gewisser Graf Aarenberg die Vergiftung deiner Mutter organisiert haben. Aarenberg hat sich dann an die Macht geputscht und Kemenor befreit. Dieser hat seinen Mitstreiter dann allerdings hinrichten lassen. Er wollte damit wohl einen Konkurrenten und Mitwisser beseitigen und die Macht auf sich allein konzentrieren", erzählt mir Greta.

„Die Revolution frisst die eigenen Kinder", sage ich nachdenklich.

„Was sagst du?"

„Es gibt bei uns einen alten Spruch, wonach bei einem Umsturz die Akteure später selbst wieder unter die Räder kommen."