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Legenda Major - Aurorae Mundi

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„Ein Extrakt aus Hanf, das hilft Schmerzen zu lindern."

„Dann gibt ihm reichlich davon."

Während Kunibald davoneilt und wenig später mit einem Gebräu in einem Becher zurückkommt, habe ich mir ein starkes Seil gesucht und es Kemenor ums Bein gebunden, etwas oberhalb der Stelle, an der wir das Bein abtrennen werden.

Der Heiler reicht mir den Trank, den ich an Kemenor weitergeben will. Er schaut mich aber nur trotzig an.

„Trink, wenn du weniger Schmerzen haben willst", sage ich emotionslos.

„Du wagst es nicht, mir das Bein abzunehmen. Das will ich nicht."

„Du bist ein Gefangener, du hast keine Wahl. Du darfst lediglich entscheiden, ob du die vollen Schmerzen haben willst oder etwas weniger davon."

„Wenn ihr mir das Bein abnehmt, dann bin ich ein Krüppel!", faucht er.

„Im Kerker kannst du eh nicht weit laufen. Da macht es wenig aus, ob du ein oder zwei Beine hast."

„Ich will den Trank aber nicht!", sagt er entschlossen.

„Gut, wie du willst."

Ich stelle den Becher zur Seite und ziehe die Schnur nun stramm. Mit Hilfe eines kleinen Stückes eines Astes, drehe ich das Seil weiter zusammen und unterbinde damit die Blutzufuhr zum Bein komplett. Kunibald schaut mir dabei interessiert zu, Kemenor brüllt vor Schmerzen auf.

„Du Bestie. Hast wohl Spaß daran, dass ich Schmerzen habe."

„Jetzt fließt kein Blut mehr im Bein", sage ich. Damit ignoriere ich den Lord bewusst. Ich habe allerdings den Eindruck, ich muss Kunibald erklären, was ich mache.

„Das funktioniert?", will er skeptisch wissen.

„Wir werden sehen. Fangen wir an."

Der Heiler nimmt ein Messer und schneidet an der Stelle, die ich ihm gezeigt habe, tief ins Bein. Kemenor brüllt auf und will sich aufrichten. Ein Gehilfe hält ihn mit eiserner Kraft auf der Liege.

„Kann ich doch den Trank haben? Das tut höllisch weh", wimmert unser Patient.

„Gib ihm den Trank", weise ich den Gehilfen an.

Dieser reicht Kemenor den Becher, der ihn in einem Zug leert und dann stöhnend auf die Liege zurückfällt. Ich bemerke, dass er Tränen im Gesicht hat. Sein Blick ist bei weitem nicht mehr so stolz, wie noch vor wenigen Minuten.

„Wir machen weiter", sage ich, nachdem wir einige Minuten gewartet haben, damit der Trank wirkt.

Der Heiler macht weiter. Zunächst durchtrennt er Muskeln, Sehnen, Nerven und alle anderen weichen Teile. Zuerst fließt aus der Wunde noch einiges Blut. Es handelt sich aber um das, was sich noch im Bein befunden hat. Doch auch dieses versiegt recht bald.

Wenig später ist auch der Oberschenkelknochen mit der Säge abgetrennt und das Bein ist weg. Nur noch ein schwer zerfranster Stumpen ist dort, wo zuvor das Bein war.

„Und jetzt?", will Kunibald wissen.

„Jetzt geht ihr alle raus", sage ich.

Da Kemenor beim Abtrennen des Knochens in Ohnmacht gefallen ist, geht von ihm keine Gefahr aus. Ich kann mit ihm alleine bleiben.

Nur widerwillig verlässt der Heiler den Raum. Ich lasse meine Magie wirken und verschließe die Blutgefäße und den Knochen. Nur so kann ich sicher sein, dass er nicht verblutet. Dann lasse ich mit meiner Magie das Fleisch an der Schnittstelle etwas glatter werden.

Ich hole mir das vom Gehilfen bereits vorbereitete Verbandsmaterial und lege es neben den Stummel. Ich muss erst testen, ob ich meine Arbeit auch gut gemacht habe. Dazu öffne ich die Schnur, mit der ich die Blutzufuhr unterbrochen habe. Ich warte einige Zeit, aber zum Glück hält meine Behandlung. Ich habe wohl wirklich alle Blutgefäße verschlossen und keines übersehen.

Nun desinfiziere ich noch einmal die Wunde, damit sich nicht doch eine Infektion entwickeln kann und lege erleichtert den Verband an. Nach getaner Arbeit gehe ich zum Brunnen, um meine Hände zu waschen, die voller Blut sind.

„Ihr könnt wieder hereinkommen", rufe ich dem Heiler und seinem Gehilfen zu.

Sofort geht die Tür auf und die beiden kommen herein. Sie müssen vor der Tür gewartet haben. Ich nehme an, sie sind neugierig und würden gerne wissen, was ich getan habe. Aber ich kann ihnen unmöglich verraten, dass ich Magie eingesetzt habe.

„Und nun?", will der Heiler wissen.

„Zurück mit ihm in den Kerker."

„Aber er ist ohnmächtig."

„Er kann auch im Kerker wieder wach werden."

„Was muss ich beachten?"

„Desinfiziert jeden Tag die Wunde und legt dann einen neuen Verband an, bis alles sauber verheilt ist. Dasselbe gilt für den Arm."

„Mehr nicht?"

„Nein mehr nicht", antworte ich. „Auf wiedersehen."

„Auf wiedersehen", sagen der Heiler und sein Gehilfe eher mechanisch.

Sie blicken mir überrascht hinterher. Ich aber verlasse, ohne sie weiter zu beachten, den Raum. Meine Arbeit ist getan.

„Die Königin kennt sich aber gut aus", höre ich den Gehilfen staunen.

Kapitel 25

Ich schaue nach Severin, der mit den Unterlagen beschäftigt ist. Ich informiere ihn, dass ich in seine Heimat fliege.

„Kommst du mit?", frage ich.

„Du fliegst sicher öfters mal dorthin. Dann komme ich mit. Ich muss ausrechnen, ob wir den Bürgern das Geld auszahlen sollten oder einfach so lange auf Steuern verzichten, bis es ausgeglichen ist", meint er. „Einfacher wäre das zweite."

„Ich verstehe nicht viel von Finanzen und so. Ich kann mir aber vorstellen, dass es für die Menschen besser ist, wenn wir das Geld zurückzahlen, dann können sie damit arbeiten und die Wirtschaft ankurbeln."

„Kann sein, dass du nichts von Finanzen verstehst, von Wirtschaft hast du eine Ahnung. Wir machen es, wie du gesagt hast."

„Ich weiß auch nur das, was ich in der Schule gelernt habe."

„Nicht schlecht!", meint er. „So etwas lernt man in der Schule."

„Dort wo ich herkomme, schon."

„Was sonst noch alles?"

„Wichtig war meinen Lehrern eine Allgemeinbildung, damit wir uns im Leben zurechtfinden. Natürlich gibt es unterschiedliche Fachrichtungen, nach denen der Unterricht ausgerichtet wird, damit man besser auf einen bestimmten Beruf oder ein bestimmtes Studium vorbereitet wird."

„Wow, das klingt kompliziert."

„Ist es auch. Vor allem die Schüler zu motivieren. Jetzt, wo ich im Leben stehe, erkenne ich, wie wichtig Wissen sein kann. So habe ich einen Überblick und kann bei Dingen mitreden, von denen ich sonst keine Ahnung hätte. Aber in der Schule war alles nur langweilig. Wir haben uns über den Satz lustig gemacht: Man lernt für das Leben und nicht für die Schule."

„Das stimmt doch."

„Ja, allerdings ist bei einer breiten Allgemeinbildung der Streuverlust groß."

„Streuverlust?"

„Das, was du nie im Leben brauchen wirst."

„Aber allein mit deinem Wissen über Wirtschaft, hast du den Menschen in diesem Reich schon enorm geholfen. Ist es das nicht wert, anderes zu lernen, was man nie brauchen wird?"

„Heute weiß ich es auch", gebe ich kleinlaut zu.

Ich verabschiede mich noch von ihm und mache mich auf den Weg. In den Gängen des Schlosses begegne ich Lea.

„Aurora, Aurora, ich habe den Entwurf für die Regelung der Verwaltungsbezirke."

„So schnell?"

„Ich habe lediglich in der Bibliothek eine Auflistung der Grafschaften gesucht und diese überprüft. Ich denke, das passt. Ich habe auch schon mit deinem Vater darüber beraten. Er ist meiner Meinung."

„Hast du Lust mitzukommen ins Reich des Nordens?"

„Wenn du mich mitnimmst."

„Immer doch. Wir sind Freundinnen."

Überraschend fällt sie mir um den Hals und drückt mich fest an sich. Ich sehe dabei gerade noch, wie sie feuchte Augen bekommt.

„Du bist die beste Freundin, die ich je hatte", schnieft sie mir an den Hals.

„Das gleiche kann ich von dir sagen", beteure ich.

„Ich darf wirklich bei dir bleiben?"

„Ich wäre dir sogar ausgesprochen dankbar. Du kennst mich, du hast ein ähnliches Wissen wie ich und ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ich brauche jemanden, den ich ab und zu um Rat fragen kann, von dem ich weiß, dass ich ihm meine Welt nicht erst erklären muss."

„Wie meinst du das?"

„Hier kennt man kein Desinfektionsmittel, man hat von Wirtschaft wenig Ahnung und es gibt sicher noch unzählige andere Beispiele. Es gibt sehr viel zu tun und dabei brauche ich deinen Rat und deine Hilfe."

„Du weißt, du kannst immer auf mich zählen."

„Das weiß ich!"

„Dann bleibe ich hier?"

„Als meine wichtigste Beraterin."

„Ich bin die Beraterin einer Königin. Das glaubt mir keiner!"

„Das darfst du auch keinem erzählen", schmunzle ich. „Wie sagen wir es aber unseren Eltern? Deinen vor allem."

„Wieso meinen vor allem?"

„Ich denke, meine Eltern wissen, wer ich bin oder zumindest, dass ich aus einer anderen Welt komme. Deine dagegen haben von nichts eine Ahnung."

„Oh Mann!", stimmt mir Lea zu.

„Wir finden auch dafür eine Lösung. Jetzt aber los!"

Wir gehen zu meinem Landeplatz und starten. Ich genieße wie immer den Flug und lasse mir etwas Zeit, um mich zwischendurch einfach treiben zu lassen. Lea scheint es genauso zu genießen. Sie sitzt inzwischen sicher und entspannt auf mir, breitet die Arme aus und lässt sich den Wind ins Gesicht wehen.

Schließlich landen wir doch und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Schloss. Ein wenig mühselig ist es schon, jedes Mal die Strecke zu Fuß zurückzulegen.

„Könntest du nicht auch hier so einen Landeplatz einrichten, wie bei deinem Schloss?", erkundigt sich Lea. Sie scheint die gleichen Gedanken zu plagen.

„Den habe nicht ich errichtet."

„Aber jemand mit starken magischen Fähigkeiten."

„Du meinst, ich könnte das auch?"

„Wer, wenn nicht du?", kichert sie.

„Wir sollten aber vorher mit dem König sprechen. Es ist immerhin sein Reich."

„Wenn du es machst, würde er nur eine Hecke sehen", kichert sie verschmitzt.

„Trotzdem will ich ihn fragen. Er soll wissen, was auf seinem Grund und Boden vor sich geht."

Damit ist für mich das Thema erledigt. Die Idee an sich ist aber genial. Das sage ich ihr noch und Lea strahlt vor Stolz. Ich hänge mich bei ihr ein und so erreichen wir dann auch das Schlosstor. Inzwischen werden wir begrüßt, als würden wir zur königlichen Familie gehören.

Der Hauptmann vom letzten Mal bietet uns an, uns zu begleiten, weil er doch zum König muss. So wie er Lea jedoch anschaut, habe ich eher den Verdacht, dass er nur nach einem Vorwand sucht, sie zu begleiten. Aber auch Lea scheint nicht abgeneigt zu sein. Auch sie wirft ihm immer wieder Blicke zu, die ich so an ihr noch nie beobachtet habe.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als wir in den Thronsaal geführt werden. Der König erhebt sich und kommt auf uns zu. Es sind einige Adelige anwesend, die mich noch nie gesehen haben und deshalb vermutlich nicht wissen wer ich bin. Sie machen große Augen, als der König auf mich zukommt und mich in die Arme schließt.

„Aurora, meine Liebe, was führt dich zu uns?"

„Ich wollte mit dir über die Zusammenarbeit sprechen. Wir haben Kemenor's Schatzkammer gefunden und könnten den Handel wieder ordentlich ankurbeln."

„Das ist gut. Aber lass uns ins Kaminzimmer gehen", meint er.

Er flüstert einem Angestellten noch etwas ins Ohr und bietet mir dann seinen Arm an. Lea bietet er den anderen Arm an und auch sie nimmt ihn an, wenn auch mit etwas Verwunderung. Der König scheint bestens gelaunt zu sein.

„Die Audienz müssen wir leider auf morgen verschieben. Ich habe mit der Königin nun wichtige Gespräche zu führen", ruft er in den Saal.

Jetzt schauen die Anwesenden noch überraschter drein. Eine Königin haben sie sich mit Sicherheit anders vorgestellt.

„Es ist schön, dass du vorbeikommst, ich muss mit dir und Everia auch etwas besprechen."

„Mit mir und Everia?", frage ich erstaunt.

„Sei nicht so neugierig, du wirst schon sehen", meint er. Dabei kichert er schelmisch.

Ich schaue zu Lea hinüber, die von der anderen Seite zu mir herüberschaut und mit den Schultern zuckt, als sie meinen fragenden Blick erhascht.

„Meine Damen, nicht so ungeduldig", grinst er breit.

Notgedrungen füge ich mich und wir schlendern gemütlich durch die Gänge. Ich wundere mich, warum wir nicht schneller gehen, will aber nicht erneut eine Ermahnung kassieren, ich sei zu ungeduldig.

Schließlich erreichen wir das Kaminzimmer und als wir uns setzen, kommt auch die Prinzessin zur Tür hereingeeilt.

„Aurora, welch schöne Überraschung!", ruft sie.

Sie kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Wir drücken uns, wir sind schließlich Freundinnen geworden, gute Freundinnen. Auch Lea wird gedrückt und dann setzen wir uns auf ein Räuspern von Xerius hin nieder.

„Nicht so ungeduldig, mein König", necke ich ihn.

Ein Lächeln huscht über seine Gesichtszüge. Als die Tür erneut aufgeht und nun auch Jelena erscheint, staune ich nicht schlecht. Auch sie begrüßt mich und Lea herzlich.

„Komm zu mir meine Liebe", bittet sie Xerius.

Jelena lässt sich natürlich nicht zweimal bitten und lässt sich neben dem König auf die Couch sinken. Auch sie scheint keine Ahnung zu haben, warum sie hier ist. Das verrät mir ihr Blick.

„Meine Damen", meint Xerius und räuspert sich.

„Jetzt mach es nicht so spannend!", fordert ihn Jelena auf.

„Ich habe eine Entscheidung getroffen."

Erneut macht er eine Pause und schaut uns der Reihe nach an. Er will die Spannung heben, erreicht vor allem bei Jelena aber genau das Gegenteil. Sie rollt genervt mit den Augen.

„Nun sag schon", meint sie laut ausatmend.

„Geduld meine Liebe", sagt er aber nur.

Er lässt sich offenbar nicht aus der Ruhe bringen. Jelena hingegen wir langsam rot im Gesicht. Er aber grinst nur. Dann endlich beginnt er zu sprechen.

„Ich habe gesehen, wie gekonnt und mit welchem Engagement Aurora die Macht in ihrem Land an sich gebracht hat. Sie hat gegen einen brutalen Despoten gekämpft und gesiegt."

„Ja und?", unterbricht ihn Jelena.

„Ich bin zur Einsicht gekommen, dass ich das Reich in junge Hände legen sollte. Ich möchte abdanken und Everia zur neuen Königin krönen lassen."

„Mich? Jetzt schon?", platzt die Prinzessin heraus.

„Wen sonst, du bist mein einziges Kind."

„Und du traust mir das zu?", will sie wissen.

„Ja, das tue ich", sagt er aus voller Überzeugung. „Außerdem weiß ich, dass du eine gute Freundin hast, die dir mit Rat und Tat zur Seite stehen wird, solltest du es einmal nötig haben."

„Natürlich stehe ich meiner Freundin bei", versichere ich.

„Und du?", will Everia wissen. „Was machst du?"

„Dir dreinreden", neckt sie Jelena. „Du wirst sehen, er kann es eh nicht lassen."

„Das kann ich wohl. Ich möchte mich zurückziehen und die mir verbleibenden Tage mit meiner Frau genießen."

„Mit deiner Frau?", will nun Jelena wissen.

Plötzlich erhebt sich Xerius, holt aus der Tasche eine kleine Schachtel und geht vor Jelena auf die Knie. Als er ihr die Schachtel hinhält, erkenne ich einen Ring mit Diamanten, der darin glitzert.

„Jelena, du Rebellin, die mein Herz im Sturm erobert hat, willst du meine Frau werden?"

„Ich?"

„Eine andere frage ich ganz sicher nicht", grinst er.

Jelena schaut zunächst mich hilfesuchend an, dann wandert ihr Blick zu Everia und schließlich zu Lea. Aber wir alle grinsen nur. Wir können schließlich sehen, dass sich die beiden lieben. Der Antrag ist zwar für einen König ungewöhnlich, aber ich finde es schön.

„Du willst nur wegen mir abdanken?", will Jelena wissen.

„Nein, meinetwegen", antwortet der König ernst. „Ich habe eine Tochter, der ich das Reich anvertrauen kann und ich bin so egoistisch, dass ich die Zeit, die mir noch bleibt, mit der Liebe meines Lebens verbringen will. Was soll daran bitte falsch sein?"

Bei diesen Worten kann Jelena sich nicht mehr zurückhalten. Ich sehe, wie eine Träne der Rührung, ihren Weg über die Wange nach unten findet. Bedächtig geht sie vor dem knienden König ebenfalls auf die Knie, hält sich an ihm fest und schaut ihm liebevoll in die Augen.

„Natürlich will ich. Ich hätte nur nie zu hoffen gewagt", meint sie.

„Die Jungen haben mir vorgemacht, dass man mutig sein sollte und das tun, wovon man überzeugt ist. Sie haben ja so recht!"

„Das heißt jetzt konkret?", frage ich.

Alle schauen mich an. Ich komme mir so vor, als hätte ich die Stimmung versaut. Doch dann wird mir klar, dass ich mich offenbar nicht klar genug ausgedrückt habe.

„Ich meine, wie sieht die zeitliche konkrete Planung aus?"

Nun legt sich Verstehen auf die Gesichter, aber auch Ratlosigkeit. Mir war natürlich von Anfang an klar, dass der König sich das noch nicht überlegt hat.

„So schnell wie möglich", sagt er deshalb.

„Das heißt? Wie lange braucht man, um eine solche Zeremonie vorzubereiten und die Frage, die sich mir stellt, ist wird die Krönung mit der Hochzeit verbunden?"

„Wir könnten dabei gleich heiraten, das ist keine schlechte Idee", meint der König.

„Nicht du, Everia und Kirin", stelle ich grinsend klar.

„Ach ja, die sollten dabei heiraten", meint Xerius ertappt. „Das wäre sicher besser dann."

Ich muss grinsen und auch Jelena scheint sich zu amüsieren. Die Prinzessin hingegen sagt nichts. Ich gehe davon aus, dass es bei ihr die Aufregung ist.

„Dann gibt es demnächst eine Doppelhochzeit und eine Krönung", fasse ich zusammen.

„Das könnten wir so machen", meint Everia. Endlich meldet sich auch die Prinzessin wieder einmal zu Wort.

„Ist ein Monat zu knapp bemessen?", frage ich.

„Je früher desto besser", meint Xerius nur.

„Es soll aber auch ein schönes Fest sein", halte ich dagegen.

Die drei anderen Frauen im Raum stimmen mir sofort zu. Dann wird überlegt und beschlossen, die Zeremonien in fünf Wochen abzuhalten, weil da Vollmond und das Reich der Mondgöttin gewidmet ist.

Nach dieser Entscheidung machen wir uns auf zum Essen. Dabei erzählt Everia ihrem Liebsten, dass er bald König dieses Landes sein wird. Seine Reaktion finde ich echt süß. Er kann es zunächst kaum glauben. Seine Bescheidenheit finde ich gut.

Dann stoßen wir auf die Veränderungen an. Ich bin froh, dass Xerius nicht am Thron hängt und sein Leben mit Jelena genießen will.

Nach dem Essen mache ich einen kleinen Spaziergang im Garten des Schlosses. Als ich auf einer Bank sitze und verträumt in den Himmel blicke, räuspert sich plötzlich jemand neben mir. Als ich die Augen, die ich wohl geschlossen habe, wieder öffne, steht Everia vor mir.

„Darf ich mich setzen?", erkundigt sie sich schüchtern.

„Natürlich, es ist dein Zuhause."

Sie setzt sich neben mich und es entsteht eine Pause. Mir ist klar, dass sie etwas auf dem Herzen hat, aber nicht weiß, wie sie anfangen soll.

„Du hast Angst davor, die Verantwortung zu übernehmen?", ergreife schließlich ich das Wort.

„So etwas in der Art", bestätigt sie.

Ich drehe mich in ihre Richtung und blicke ihr direkt in die Augen. Ich kann die Unsicherheit darin deutlich erkennen.

„Du bist eine liebevolle und kluge Frau. Du hast einen Verlobten, der dich liebt, so wie du bist und nicht das, was du bist. Du hast einen Vater, der dir sicher mit Rat und Tat zur Seite stehen wird, wenn du ihn wirklich brauchst. Vor allem aber hast du mich. Ich verspreche dir, immer da zu sein, wenn du meinst, mit mir sprechen zu müssen."

„Du glaubst wirklich, ich kann das?"

„Du wirst in die Rolle hineinwachsen. Mir ist es doch auch nicht anders ergangen. Ich wurde nicht als die große Königin geboren. Ich musste lernen und ich musste überlegen. Am Ende aber ging es nur darum, auf mein Herz und meinen Verstand zu hören. Das kannst du auch."

Sie schaut mich einen Moment lang zweifelnd an, dann rückt sie zaghaft näher an mich heran und nimmt mich in den Arm. Ich streiche ihr beruhigend über den Rücken.

„Wenn du für mich da bist, dann traue ich mir das zu. Aber, wie erreiche ich dich?", murmelt sie gegen meine Halsbeuge.

„Du musst nur an mich denken, dann stellt sich ganz von allein eine Verbindung zwischen uns her und, wenn nötig, komme ich auch gleich vorbei."

„Ich kann doch nicht verlangen, dass du alles stehen und liegen lässt, nur für mich."

„Nur? Du bist meine Freundin. Natürlich eile ich dir zu Hilfe, wenn du mich brauchst."

„Ich bin so froh, dass ich dich habe."