Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Legenda Major - Aurorae Mundi

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Dabei wollte mich der Wachmann bei meinem ersten Besuch gar nicht durchlassen", lache ich auf.

„War gut, dass dann mein Onkel da war."

„Ach übrigens, hast du die Blicke gesehen, die sich Lea und der Hauptmann zuwerfen, den wir das letzte Mal am Tor getroffen haben?"

„Ja, ist dir das auch aufgefallen?"

„Und wie!"

„Ich glaube, die beiden hat´s erwischt", grinst sie. „Aber nimm mir nicht auch noch den Hauptmann."

„Nicht auch noch?"

„Severin?"

„Oh, ja, natürlich", sage ich und werde leicht rot.

„Kein Grund rot zu werden. Wie läuft es mit euch?"

„Naja, die letzten Tage waren etwas turbulent. Wir hatten nicht wirklich Zeit für romantische Momente."

„Dann solltest du nachhelfen."

„Werde ich wohl müssen. Ich lass mir etwas einfallen."

„Du bist jetzt Königin. Er würde sich nie trauen, dir seine Liebe offen zu gestehen."

„Naja, die Liebe hat er mir bereits schon gestanden. Aber ich denke, er ist sicher eher zögerlich. Hast du ein Glück, dass du Kirin hast."

„Naja, da war ich noch Prinzessin und trotzdem musste ich ihn ermutigen."

Wir lachen und machen uns auf den Weg zurück. Plötzlich hält mich Everia zurück und deutet nach vorne. Wir kommen gerade um einen größeren Busch herum und haben noch etwas Deckung.

Vor uns sehe ich Lea und den Hauptmann. Sie schlendern Hand in Hand einen Kiesweg entlang. Beide strahlen um die Wette. Dann bleibt der Hauptmann stehen, beugt sich zu ihr runter und die beiden küssen sich.

Zuerst ist der Kuss zaghaft und geht vor allem von ihm aus. Doch dann legt Lea ihre Arme entschlossen um den Hals des Hauptmannes, fährt mit einer Hand in seine Haare, wo sie sich verkrallt, und zieht ihn fordernd zu sich herunter, um seinen Mund noch stärker auf ihren zu pressen.

Nun gibt er kein Halten mehr. Der Hauptmann legt seine Arme um ihre Hüften und zieht sie ganz nahe an sich. Der Kuss wird immer fordernder.

Die beiden nehmen ihre Umgebung gar nicht mehr wahr. Sie bemerken auch nicht, dass wir weitergegangen sind und dicht neben ihnen stehen.

„Mann Lea, nehmt euch doch ein Zimmer", grinste ich breit. „Du kannst doch nicht hier im Garten so über den Hauptmann der Wache herfallen."

Die beiden fahren erschrocken auseinander. Der Hauptmann wird rot im Gesicht und schaut peinlich berührt von mir zu Everia und wieder zurück. Lea hingegen lacht nach einer kurzen Zeit, die sie gebraucht hat, sich vom Schreck zu erholen, laut auf.

„Das war sonst immer mein Spruch", protestiert sie.

„Na ich geh nur mit einer Freundin spazieren. Mir brauchst du das im Moment nicht zu sagen."

Tatsächlich war es Leas Spruch. Sie hat ihn nicht nur bei mir abgedrückt. Immer, wenn ein Mädchen aus der Klasse mit einem Jungen geknutscht hat, hat sie diesen Satz losgelassen. Sie war in der gesamten Schule dafür bekannt.

Der Hauptmann kann dieses Detail nicht wissen. Natürlich ist es ihm peinlich, mit einem Gast des Königs beim Knutschen erwischt zu werden. Auch, wenn genau genommen ich der Gast bin, so gehört Lea zu mir.

„Mann Gerd, hast du nicht verstanden, dass euch Aurora auf den Arm nimmt?", grinst nun auch die Prinzessin.

„Eure Hoheit", stammelt er. „Ich wollte ... es war ... Lea ist ... „

„Mann Gerd, hab dich nicht so. Es ist doch alles gut. Lea ist eine halbwegs erwachsene Frau und weiß, was sie tut. Wenn sie glücklich ist, wenn du sie küsst, dann haben wir zwei ganz sicher nichts einzuwenden", beruhige nun auch ich ihn.

„Halbwegs erwachsene Frau, was soll das denn bitte heißen", meint Lea gespielt beleidigt.

„Aber die Traditionen, der Anstand ...", stammelt der Hauptmann weiter.

„Was kann man dagegen einwenden, wenn zwei Menschen sich lieben? Da geht es nicht um Traditionen und Anstand. Es sind neue Zeiten angebrochen", sagt Lea. Sie legt ihre Hand liebevoll auf die Wange des Hauptmanns.

Dieser schaut sie leicht überfordert an. Sie aber nähert sich wieder langsam mit ihrem Mund dem seinen. Als sich die Lippen der beiden berühren, wirft er mir noch einen unsicheren Blick zu und als er wohl mein Lächeln sieht, schließt er die Augen und lässt sich auf den Kuss ein.

„Komm Everia, wir lassen die beiden lieber in Ruhe."

Damit hake ich mich bei der Prinzessin unter. Im Weggehen erhasche ich noch einen dankbaren Blick von Lea.

Kapitel 26

„Wie hast du das gemacht?", will Lea wissen.

Wir haben uns von allen verabschiedet und als sie zum Tor hinaus gehen wollte, um zu unserem üblichen Landeplatz zu gehen, nehme ich sie am Arm und führe sie hinaus in den Garten. Als sie die gleiche Hecke entdeckt, wie sie in meinem Schloss den Landeplatz umgibt, checkt sie sofort.

„Ich habe mit Xerius und Everia gesprochen. Sie haben gemeint, im Garten würde es nicht auffallen."

„Sie haben einfach so zugestimmt?"

„Es ist die beste und die schnellste Verbindung. Da unsere Reiche zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen wollen, ist dieser Landeplatz ideal, damit ich keine Zeit verliere."

„Ich kann dann auch mitfliegen?"

„Du denkst an Gerd?"

„Ja, an den auch", grinst sie verlegen.

So habe ich meine Freundin noch nie erlebt. Sie war schon öfters verliebt, seit wir uns kennen. Aber dass sie einen schwärmerischen Blick bekommt, wenn sie nur an ihren Angebeteten denkt, das ist mir neu. Auch die schüchternen Züge an ihr, sind ungewohnt. Sonst ist sie immer die Entschlossene und die Fordernde. Schüchtern war bisher für sie ein Fremdwort.

„Ich soll für dich Taxi spielen?", grinse ich.

„Es ist irgendwie kompliziert", meint sie leicht ratlos.

„Gerd kann nicht weg von hier."

„Das sagt er zumindest."

„Everia würde ihn nur ungern gehen lassen", bestätige ich.

„Siehst du! Kompliziert, megakompliziert sogar. Uffa!"

„Warum ziehst du nicht hierher?"

„Und dich soll ich im Stich lassen?"

„Du musst mich ja nicht im Stich lassen", lächle ich.

„Aber ich bin die oberste Beraterin der Königin."

„Welcher Königin? Jetzt, wo ich weiß, dass Everia gekrönt werden soll, spiele ich mit dem Gedanken, ob es nicht besser wäre, wenn du ihr zur Seite stehst."

„Ich soll hier leben und Everia beraten?"

„Ich wollte mit dir darüber reden und muss dann natürlich noch Everia fragen. Aber ich glaube, es wäre eine gute Sache. Wir kommen aus einer anderen Welt, haben eine andere Sicht auf die Dinge und wir haben eine andere Ausbildung. Ich will nicht sagen, dass wir die Klügeren oder die Besseren wären, aber ich glaube, dass es gut wäre, wenn in beiden Reichen beide Seiten zusammenarbeiten und sich gegenseitig bereichern."

„Ich könnte dann hier bei Gerd bleiben", überlegt sie. „Dann sehen wir uns aber nur noch selten."

„Das denke ich weniger. Everia ist meine Freundin, Severin kommt von hier und wir beide wollen doch auch in Verbindung bleiben. Deshalb ist dieser Landeplatz eine gute Sache."

„Und du bist das Taxi", kichert Lea. „Das Flugtaxi."

Wir haben während unseres Gesprächs die Hecke erreicht, sind hindurch gegangen und sind nun für den Abflug bereit.

„Aber wie hast du das gemacht, dass der Platz so schnell fertig war."

„Ich bin eine mächtige Magierin. Schon vergessen?", kichere ich.

Ohne auf eine Antwort zu warten, verwandle ich mich und fliege los. Lea juchzt auf mir und genießt den Flug. Ich muss definitiv mit Everia sprechen.

Inzwischen lege ich die Strecke in kurzer Zeit zurück. Routiniert lande ich, verwandle ich mich zurück und gehe mit Lea durch die Hecke. Ich verabschiede mich von meiner Freundin, die immer noch etwas verträumt an Gerd denkt und mache mich auf den Weg zu Severin. Wie erwartet finde ich ihn in seinen Gemächern.

Auf mein Klopfen hin kommt zunächst keine Reaktion. Erst beim zweiten Mal werde ich hereingebeten. Als er jedoch sieht, dass ich es bin, springt er nervös auf und entschuldigt sich.

„Verzeih mir, ich war in Gedanken", meint er sichtlich nervös. Das erkenne ich daran, dass er losplappert. „Ich habe gerechnet und wir können jedem Bürger ein ganz schönes Sümmchen auszahlen. Wenn du das möchtest, werde ich alles Erforderliche in die Wege leiten, damit keiner doppelt oder dreifach kassiert."

„Hallo Severin", sage ich liebevoll.

Ich gehe auf ihn zu. Da er sitzen geblieben ist, trete ich hinter ihn, stütze mich leicht mit den Ellbogen an seinen Schultern ab und lasse die Unterarme bei ihm nach vorne hängen. Es ist eine Geste, die in meiner alten Welt normal war.

Severin jedoch dreht den Kopf zurück und schaut mich irritiert und überrascht an. Er fühlt sich sichtlich unwohl. Deshalb richte ich mich wieder auf, gehe um ihn herum und setze mich auf die Kante seines Schreibtisches.

„Ich denke, du brauchst eine Pause. Machen wir einen Spaziergang?"

„Wir zwei?"

„Ja, warum nicht, wir zwei?"

„Du bist die Königin."

„Wir haben doch schon öfters einen Spaziergang gemacht."

„Das war in meinem Land und du warst noch nicht Königin ...", stottert er.

Sein Blick ist voller Verwunderung. Ich erkenne aber auch eine leidende Nuance darin. Langsam glaube ich, was Everia gesagt hat. Ich werde den ersten Schritt machen müssen.

„Komm!", sage ich.

Dabei halte ich ihm meine Hand hin, die er erst nach einem aufmunternden Nicken nimmt und sich von seinem Stuhl erhebt. Als er bei mir ist, hake ich mich bei ihm unter und ziehe ihn hinaus in den Garten. Dort suche ich mir eine ruhige Ecke und setze mich ins Gras. Erst als ich mit der Hand auffordernd neben mir auf den Boden klopfe, setzt er sich zu mir.

„Severin, ich habe dich gebeten zu mir ins Reich zu kommen, weil du dich mit Finanzen auskennst. Doch genau genommen war das nur ein Vorwand."

„Das hatte ich damals gehofft, insgeheim. Aber du bist die Königin."

„Ja und?"

„Was willst du dann mit einem Mann wie mir anfangen?"

„Das ist eine gute Frage, die stellt sich aber bei jedem Mann", antworte ich grinsend.

„Wie meinst du das?"

„Mit welchem Mann sollte ich deiner Meinung nach, etwas anfangen?"

„Na, einem Adeligen zum Beispiel."

„Aber ich will keinen Adeligen", sage ich. „Abgesehen davon gibt es so etwas bei uns nicht mehr. Zum Glück!"

„Ich weiß auch nicht, ein Mann, der gut fürs Reich ist."

„Aha, weil er das Reich glücklich machen muss?"

Er schaut mich irritiert an. Ich glaube, er versteht nicht ganz, worauf ich hinauswill. Er ist wohl doch noch zu viel in den alten Traditionen verwurzelt, wonach die Prinzessin einen Mann heiraten muss, der dem Land und nicht ihr guttut.

„Wie meinst du das?"

„Ich bin die Königin. Habe ich deshalb kein Recht auf ein glückliches Privatleben? Mir ist klar, dass es bei euch bisher anders war. Aber ich frage mich, wer auf so eine bescheuerte Idee gekommen ist, zu glauben, dass eine Königin in einer glücklichen Beziehung weniger gut für das Land ist als ein unglücklicher Drache, zu dem sie zwangsläufig wird, wenn sie keinen Mann hat, den sie liebt, der umgekehrt auch sie liebt und bei dem sie sich wohlfühlt und Kraft tanken kann."

„So habe ich das noch nie gesehen", gesteht er.

„Du kennst mich offenbar noch nicht richtig, wenn du glaubst, ich würde mich irgendwelchen Regeln unterwerfen, deren Sinn ich nicht verstehe. Ich werde mit Sicherheit die aufmüpfigste Königin werden, die dieses Reich je gesehen hat."

Ich lasse in meiner Hand einen Ring entstehen, den normalerweise die Prinzen oder die Partner einer Königin tragen dürfen. Ich habe das in einem Buch gelesen, das ich mir in der Bibliothek ausgeliehen hatte, um die Bräuche in diesem Land etwas zu studieren.

Mit dem Ring in der Hand verborgen, wende ich mich Severin zu. Er blickt mich überrascht an, weil er nicht weiß, ob ich aufstehen will oder was ich sonst plane.

„Und weil ich ein modernes Mädchen bin, das sich nicht an Traditionen hält, die es nicht akzeptiert, dass es unglücklich sein soll, frage ich Aurora dich Severin: Willst du mein Mann werden?"

Dabei ziehe ich den Ring hinter dem Rücken hervor und halte ihn ihm hin. Allerdings blicke ich, statt eine Antwort zu bekommen, in zwei weit aufgerissene Augen. Auch die Kinnlade ist ihm heruntergefallen.

„Du ... du ... willst ...?", mehr bringt er nicht hervor.

„Du würdest ja nie fragen", lache ich. „Also, was ist: Willst du?"

„Ja natürlich will ich!", jubelt er.

Nun ist er nicht mehr zu halten. Er zieht mich auf seinen Schoß und drückt mich fest an sich. Ich drehe mich zu ihm um und wir küssen uns, zunächst ganz sachte und vorsichtig, dann aber immer leidenschaftlicher, bis sich unsere Zungen finden, einander umspielen, sich ineinander verknoten und wir uns in einem Kuss verlieren, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Dass ich dabei immer noch den Ring in der Hand halte, ist mir völlig egal.

Der Kuss scheint nie enden zu wollen. Genau das möchte ich genau genommen auch nicht. Aber das Problem ist, dass irgendwann der Sauerstoff knapp wird und wir uns irgendwann doch voneinander lösen müssen. Nun habe ich Gelegenheit, seine Hand zu nehmen und ihm den Ring an den Finger zu stecken.

Als wir einige Zeit später zum Abendessen im Speisesaal Hand in Hand erscheinen, schauen alle zunächst auf unsere ineinander verschränkten Finger, dann zu mir und schließlich zu Severin. Erst dann schleicht sich ein glückliches Lächeln auf ihre Gesichter.

„Na endlich!", strahlt Lea. „Hat er sich doch getraut?"

„So ähnlich", antworte ich ausweichend.

Lea grinst wissend. Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, wie es in etwa gelaufen sein könnte. Die anderen jedoch verstehen mich nicht und das ist auch gut so. Sie sollen im Glauben bleiben, dass der Mann um die Hand angehalten hat. Schließlich freuen sich alle für uns und das finde ich schön.

Etwas nervös schaue ich zu meinem Vater. Er ist wohl der Einzige, der etwas einwenden könnte, dass seine Tochter ihren Mann selbst aussucht. Als ich aber das Strahlen in seinen Augen sehe, atme auch ich auf.

„Severin, Aurora ist mir die liebste Tochter auf Erden ...", beginnt er.

„Du hast doch nur eine", unterbreche ich ihn.

„Ja, ja, lass mich ausreden", winkt er ab. „Also, sie ist mir die liebste Tochter auf Erden. Es macht mir nichts aus, dass du nicht bei mir um ihre Hand angehalten hast. Ich kenne sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie ihren eigenen Kopf hat und es nie zulassen würde, dass über ihr Schicksal entschieden wird und das ist gut so!

Ich sage dir aber nur eins: Mach sie ja glücklich, liebe sie und trage sie auf Händen. Sie hat es verdient und sie braucht es. Sie hat ein Land zu regieren, das sie aus der dunkelsten Zeit herausführen muss, die dieses Reich je erlebt hat. Sie wird es schaffen, davon bin ich überzeugt. Aber sie braucht ab und zu auch eine starke Brust, an die sie sich anlehnen muss, wo sie Kraft tranken kann und wo sie das kleine Mädchen sein kann, das sie im Grunde ihres Herzens immer noch ist und hoffentlich auch immer sein kann."

„Ich werde mein Bestes geben", stammelt Severin etwas überfordert. Deshalb mische ich mich ein.

„Vater, ich habe mich für diesen Mann entschieden, weil ich weiß, dass er mir genau das geben kann, was ich brauche. Du musst ihm nicht drohen."

„Nein, das brauchst du wirklich nicht. Ich liebe deine Tochter und ich werde immer für sie da sein", verspricht Severin.

Kapitel 27

„Machen sich deine Eltern nicht langsam Sorgen, wo du bleibst?", erkundige ich mich.

„Ich habe gesagt ich bin bei dir, bis wir streiten", grinst Lea.

„Wir haben uns doch noch nie gestritten!!", sage ich überrascht.

„Das wissen meine Eltern auch", grinst sie noch breiter. „Aber ganz stimmt das aber nicht."

„Was?"

„Dass wir nie gestritten haben."

„Haben wir?"

„Kannst du dich noch an Nick erinnern?"

„Nick? Wer soll das denn sein?"

„Das Stoffwildschwein, das ich einmal hatte. Du warst mir neidisch, als ich den kleinen Kerl bekommen habe."

„Da waren wir vier oder fünf Jahre alt", antworte ich entgeistert.

„Und du glaubst, dann ist es verjährt", kontert sie. Dabei lacht sie, dass sie fast zu Boden geht.

„Du bist so blöd", antworte ich.

„Wird das der zweite Streit?"

„Wegen so etwas streite ich nicht", antworte ich trotzig. „Und wegen Nick war ich auch nicht neidisch."

Als sie daraufhin loslacht, kann ich mich nicht lange zurückhalten und lache ebenfalls mit. Sie nimmt mich spontan in den Arm und drückt mich an sich.

„Ich könnte mir keine bessere Freundin wünschen als dich", sagt sie ernst.

„Ich kann nur das gleiche sagen. Du bist die beste Freundin, die es auf der ganzen Welt je gegeben hat."

„Hüte dich mit solchen Aussagen", grinst Lea. „Noch vor ein paar Wochen haben wir nicht geglaubt, dass es diese Welt gibt."

„Und das Land der magischen Wesen."

„Stimmt. Wer sagt uns, dass es irgendwo nicht auch noch eine weitere Welt gibt."

„Die der pinkfarbenen Einhörner?", grinse ich.

„Wie kommen wir jetzt auf pinkfarbene Einhörner?", erkundigt sich Lea.

„Nur so, Aber ich wollte dich fragen, ob wir zu unseren Eltern fliegen, um ihnen zu sagen, dass wir hier in dieser Welt bleiben und nicht mehr zurückkehren."

„Wir besuchen sie aber schon, ab und zu. Weihnachten würde ich gerne mit ihnen feiern."

„Von mir aus, du kannst sie besuchen, so oft du willst."

„Dir ist schon klar, dass du nicht die Königin dieses Landes bist, sondern ein Flugtaxi", kichert sie.

„Langsam komme ich mir so vor", antworte ich lachend. Ich werde dann aber wieder ernst. „Willst du nicht dein Abi machen? Es fehlt dir doch nur noch ein Jahr."

„Dir fehlt auch noch ein Jahr, wenn du es vergessen hast."

„Als Königin in meinem Reich brauche ich kein Abi."

„Ich doch auch nicht, wenn ich zur obersten Beraterin der Königin ernannt werde, dann fragt keiner mehr nach einem Schulabschluss."

„Ich bin Königin, ich habe meine richtigen Eltern in dieser Welt, auch wenn meine Mutter nicht mehr lebt. Meine Eltern dort sind nur Pflegeeltern, die mir nicht sonderlich viel Liebe haben zukommen lassen. Mich hält dort nichts. Aber du könntest eines Tages den Wunsch haben, in die alte Welt zurückzukehren. Dann wäre ein Abschluss von Vorteil."

„Spielt du jetzt die Studentenberatung, oder was?", kichert sie.

„Ich will nur nicht, dass du deine Entscheidung eines Tages bereust."

„Was soll ich bereuen? Dass ich bei dir bin, dass ich wunderbare Menschen um mich habe, dass ich etwas bewegen und eine Welt verbessern kann und vor allem, dass ich bei Gerd bin?"

„Du magst ihn?"

„Ich werde es machen wie du, ich werde ihm einen Antrag machen."

Ich ziehe die rechte Augenbraue nach oben und muss schmunzeln. Lea war bisher ein Lebemensch. Sie hat sich nicht binden wollen, hatte Spaß, solange es ihr gefallen hat und hatte kein Problem damit, einen Kerl abzuservieren, wenn sie seiner überdrüssig war. Und das war meist sehr schnell der Fall. Die meisten waren am nächsten Tag bereits wieder Geschichte.

Und ausgerechnet diese Lea denkt darüber nach, einem Mann einen Antrag zu machen. Die muss es echt erwischt haben. Doch dann denke ich an Severin und mich. Mir geht es ja nicht anders. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.

„Dann würde ich sagen, wir fliegen in unsere Welt und reden mit meinen und deinen Eltern."

„Jetzt, sofort?"

„Auf was willst du warten? Wenn wir jetzt losfliegen, kommen wir am Abend an und können mit ihnen in aller Ruhe sprechen."

„Kann ich mich noch umziehen? Wenn meine Mutter mich so sieht, beginnt sie zu schimpfen."

„Dann geh!"

Eine halbe Stunde später gehen wir auf die Hecke zu. Lea hat eine saubere Jeans und ein weißes Sweatshirt an. Sie sieht überraschend brav aus.

„Wo hast du diese Sachen her?", frage ich.

„Die hatte ich noch dabei. Langsam sollten wir uns neue Kleider machen lassen."

„Ob die deine Mode hinkriegen?", grinse ich.

Da wir aber schon durch die Hecke durch sind und sie sich an meinem Rücken festhält, unterbrechen wir das Gespräch und ich verwandle mich. Ich fliege zuerst ins Land der magischen Wesen und von dort aus direkt weiter zum Portal.

„Es kommt mir so vor, als ob wir erst gestern in diese Welt gekommen sind", lässt mich Lea wissen.