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Legenda Major - Generatio Proxima

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„Halt! Wohin des Weges?", will Lord Rasmus wissen.

„Zum See, mich waschen", antworte ich.

„Ich komme mit."

„Ja klar!", sage ich sarkastisch.

„Keine Widerrede, das ist zu deiner Sicherheit."

„Ich kann schwimmen, wenn das deine Sorge ist. Ich sauf nicht ab."

Er kommt auf mich zugeeilt und bleibt dann direkt vor mir stehen. Ich bin nicht weitergegangen.

„Es geht nicht ums Schwimmen. Die Räuber haben schon einmal versucht, dich zu entführen."

„Siehst du einen von ihnen?"

„Mann, Mädchen, sei doch nicht so stur!", jammert er.

„Du willst nur spannen."

„Ach ja, weil ich es so nötig habe. Glaubst du wirklich, ich hätte noch nie eine nackte Frau gesehen?"

„Aber mich hast du noch nie nackt gesehen und das soll auch so bleiben", antworte ich etwas zickig.

„Ich drehe mich auch um, wenn du dich ausziehst, versprochen!"

„Du gibst ja eh keine Ruhe", sage ich etwas mürrisch.

Damit drehe ich mich wieder um und marschiere weiter in Richtung des Sees. Peter folgt mir mit etwas Abstand. Offenbar habe ich ihn verschreckt. Ich sehe ja ein, dass er es nur gut meint. Warum sollte er sich sonst ein nerviges Weib aufhalsen. Einen ganz kurzen Moment blitzt der Gedanke durch meinen Kopf, dass er mich auch ein kleines Bisschen mögen könnte, aber den verwerfe ich gleich wieder. Er ist ein Lord und ich bin eine einfache Magd.

Als ich den See erreiche, bleibe ich einen Augenblick stehen und bewundere die Schönheit dieses Flecken Erde. Die bald untergehende Sonne wirft ein unglaublich warmes Licht über das Wasser und lässt die bis zum Ufer reichenden Bäume aussehen, als würden sie verschwimmen. Im Abendlicht fehlen die scharfen Konturen.

„Wunderschön", sagt plötzlich eine Stimme neben mir.

Als ich zur Seite blicke, wird mir bewusst, dass Peter neben mir steht und genauso fasziniert wie ich die Magie des Augenblicks in sich aufsaugt. Seine sonst eher ernsten und harten Züge sind plötzlich weich und er kommt mir vor, wie ein kleiner staunender Junge.

Ich muss mich von diesem Anblick losreißen. Mir wird bewusst, dass ich diesen unbeschwerten Mann gernhaben könnte und genau das wird nie passieren. Was soll ein Ritter und Lord mit einem einfachen Mädchen, wie mir, anfangen. Ich bin doch viel zu weit unter seinem Stand.

„Umdrehen!", sage ich etwas schroffer als geplant. Damit zerreiße ich die Mystik des Augenblicks.

Mit einem leisen Brummen dreht er sich tatsächlich um. Ich eile hinter einen Busch und entkleide mich hastig, um gleich darauf ins Wasser zu waten. Als ich weit genug drinnen bin, stoße ich mich ab und schwimme los. Das Wasser ist etwas kalt, aber es fühlt sich herrlich erfrischend an, sobald man sich an die Temperatur gewöhnt hat.

„Du darfst wieder schauen", rufe ich ihm vergnügt zu.

„Darf ich auch ins Wasser?"

„Der See ist groß genug."

Hastig entkleidet auch er sich. Ich sehe dies aus dem Augenwinkel heraus und kann mir einfach nicht verkneifen, mich einmal zu ihm umzudrehen. Ich kann nicht viel erkennen, er hat erst das Hemd abgelegt. Aber sein nackter Oberkörper ist ausgesprochen muskulös, breit gebaut und wohlgeformt. Ich muss mich von diesem Anblick losreißen und mich ermahnen, nicht zu sabbern. Mann, sieht dieser Mann gut aus!

Ich bin schon fast am gegenüberliegenden Ufer, als ich das Plätschern höre, das er verursacht, als er ins Wasser watet. Als ich das Ufer erreicht habe, schaue ich mich um. An einer Seite erhebt sich ein Felsen aus dem See und ich vermute, dass der Stein an dieser Stelle fast senkrecht in den See abfällt. Dort könnte ich mir eine geeignete Stelle zum Waschen suchen. Am seichten Ufer laufe ich Gefahr, dass Peter Stellen meines Körpers nackt sehen könnte, die ich ihm nicht unbedingt zeigen möchte.

Ich mache mich deshalb auf den Weg zum Felsen und finde dort auch die perfekte Stelle. Eine kleine Plattform etwas unterhalb der Wasserlinie bietet mir ausreichend Fläche, um sicher darauf sitzen zu können. Dabei reicht mir das Wasser ein Stück über die Brüste.

Während ich mich wasche und es genieße, Schweiß und Dreck loszuwerden, beobachte ich, wie Peter im See seine Bahnen zieht. Er ist ein guter und ausdauernder Schwimmer. Bei solchen Muskeln ist das auch kein Wunder.

Nachdem ich mich ausgiebig gewaschen habe, schwimme ich zum Ufer zurück. Zuvor habe ich Peter aufgefordert, nicht zu schauen, wenn ich aus dem Wasser steige, was er dann auch brav macht. Am Ufer angekommen klettere ich schnell aus dem Wasser, lasse meinen Körper kurz abtropfen und schlüpfe in meine Kleider. Es ist zwar etwas unangenehm, sich mit noch nasser Haut in die Kleider zwängen zu müssen, aber hier ist das wohl anders nicht möglich. Ich bin ja schon froh, dass ich mich überhaupt so ausgiebig habe waschen können.

„Du kannst jetzt rauskommen, wenn du das möchtest", rufe ich ihm zu.

Da er sich auf der anderen Seite des Sees befindet, setze ich mich auf einen Stein, den die Sonne tagsüber angewärmt hat und genieße die letzten Strahlen des Tages. Peter schwimmt auf mich zu und scheint ebenfalls aus dem Wasser steigen zu wollen.

Ich warte darauf, dass auch er mich auffordert, mich umzudrehen, doch er sagt kein Wort. Da ich in Gedanken versunken bin, achte ich nicht bewusst darauf, was er tut und werde mir erst sehr spät bewusst, dass er dabei ist an Land zu waten. Sein Oberkörper ragt bereits aus dem Wasser und es würde nicht mehr lange dauern, bis ich fast alles von ihm zu sehen bekommen würde. Im letzten Moment drehe ich mich noch verschämt um.

„Du kannst jetzt schauen", meint er vergnügt.

„Als ob mich so etwas interessieren würde", spiele ich die Gleichgültige.

Sofort laufe ich los. Peter hat Mühe, mir zu folgen, weil er noch schnell ein paar Kleidungsstücke zusammenraffen muss. Er ist deshalb etwa 20 Meter hinter mir, als sich mir plötzlich ein Bär in den Weg stellt. Drohend erhebt er sich auf die Hinterpfoten.

Du heilige Scheiße, so etwas Angsteinflößendes habe ich noch nie gesehen. Diese Bestie überragt mich bei weitem. Die gelben und gefährlich aussehenden Zähne fletschend und mit den Vorderpranken, die mit langen, scharfen Krallen besetzt sind, in der Luft rudernd, steht er vor mir und brüllt mich bedrohlich an. Er ist so nahe, dass ich schon bald, nachdem er mich angebrüllt hat, den üblen Geruch, der aus seinem Maul zu kommen scheint, riechen kann. Mein letztes Stündchen hat geschlagen!

Ich weiß nicht, wie man sich in einer solchen Situation verhalten soll. Ich rechne mir keine Chance aus, diesem Monster zu entkommen. Doch etwas tun muss ich, einfach auf den Tod zu warten, ist auch keine Lösung. Ganz langsam schaue ich zu Boden und mache vorsichtig ein paar Schritte rückwärts. Der Bär scheint mich für einen schmackhaften Happen zu halten, denn er behält seine bedrohliche Haltung bei. Mein Herz schlägt rasend schnell und wenn mich nicht der Bär umbringt, dann ist es sicher die Angst.

Doch plötzlich springt Peter, das Schwert sicher in der Faust haltend, entschlossen auf das Untier zu. Beide brüllen laut. Während der Bär mit der Tatze ausholt, macht Peter dies mit dem Schwert und trennt ihm diese ab. Das Tier brüllt markerschütternd auf.

„Verschwinde und lauf ins Lager", ruft mir Peter zu.

Ich muss mich aus meiner Schockstarre losreißen, weiche einen zaghaften Schritt zur Seite aus und laufe dann los, was meine Beine hergeben. Der Bär nimmt von mir keine Notiz mehr. Nun ist Peter sein Feind, der ihm bewundernswert furchtlos gegenübersteht. Mehr bekomme ich nicht mehr mit, weil ich schon weit genug weg bin.

Völlig außer Atem komme ich im Lager an. Ich laufe auf drei Ritter zu, die lässig am Lagerfeuer stehen. Ich bleibe stehen und muss erst zu Atem kommen. Deshalb stütze ich mich mit den Händen auf den Knien ab, um besser Luft zu bekommen.

„Kommt schnell", keuche ich. „Lord Rasmus kämpft gegen einen Bären."

„Braucht er wieder einmal jemanden, der ihm beim Schleppen hilft", lacht einer der Burschen.

„Habt ihr sie noch alle", fauche ich ihn geschockt an. „Er schwebt in Lebensgefahr und ihr macht Witze?"

„Lord Rasmus, in Lebensgefahr? Wegen eines Bären? Nie im Leben", meint ein zweiter Mann.

Trotzdem nehmen sie ihre Klingen und folgen mir. Eile haben sie dabei keine, denn ich muss sie immer wieder antreiben. Ihre mangelnde Ernsthaftigkeit ärgert mich tierisch.

„Seht Ihr", meint der dritte im Bunde. Dabei deutet er nach vorne.

Tatsächlich, dort sitzt Peter auf dem Bären, der tot auf dem Boden liegt. Er stützt sich auf dem Schwert ab, das er vor sich auf den Boden aufgestützt hat und lächelt in meine Richtung.

„Hattest du Angst um mich?", will er wissen.

„Was denn sonst. Das war ein ausgewachsener Bär."

„Ein Männchen auch noch", grinst er.

„Blödmann!", entfährt mir.

Noch während ich es sage, schlage ich mir mit der Hand auf den Mund. Dass eine einfache Magd so etwas zu einem Lord sagt, ziemt sich ganz und gar nicht. Doch er grinst nur und lacht laut auf. Er ergötzt sich an meiner Sorge um ihn.

Doch auch seine Männer sind etwas überrascht. Sie schauen von Lord Rasmus zu mir und wieder zurück. Aus ihren Blicken schließe ich, dass auch sie erwartet hätten, dass er mich bestraft oder zumindest zurechtweist. Aber nichts dergleichen geschieht.

„Blödmann, hat sie gesagt", flüstert einer von ihnen den anderen zu.

Da ich zwischen Peter und seinen Leuten stehe, kann ich es noch hören, er aber nicht. Betreten blicke ich mich zu seinen Leuten um und zucke entschuldigend mit den Schultern.

Geschickt zerlegen die Männer das Tier und nehmen nur die besten Teile mit. Peter hat dem Bären vorher gekonnt das Fell abgezogen. Ich staune, wie er es schafft, dass er es perfekt vom Körper löst und dabei nicht den kleinsten Schnitt ins Fell macht. Das hat er definitiv nicht zum ersten Mal gemacht.

„Ist für dich, damit du warm hast, wenn wir im Freien übernachten müssen", meint er.

Dabei drückt er mir das riesige Fell in die Hand. Als ich ihn hilfesuchend anschaue, nimmt er es mir wieder ab und rollt es gekonnt zusammen. Nun ist es nur noch ein relativ kleines Bündel, das ich leicht hinter dem Sattel befestigen kann. Als ich über das Fell streiche ist es unglaublich weich. Darauf werde ich mit Sicherheit gut schlafen.

Das Fleisch wird in den Satteltaschen der Lasttiere verstaut und wir setzen uns gemeinsam ans Lagerfeuer. Das dort brutzelnde Fleisch ist inzwischen perfekt gebraten. Ein unglaublicher Duft steigt mir in die Nase und mir rinnt das Wasser im Mund zusammen.

Reihum bekommt jeder Ritter ein ordentliches Stück vom Reh. Mir dagegen reicht der Ritter, der sich um das Braten des Fleisches gekümmert hat, einen halben Hasen. Dabei zwinkert er mir zu.

„Hase ist zarter und schmeckt feiner", raunt er mir verschwörerisch zu.

Im ersten Moment will ich einwerfen, dass es wohl etwas viel ist. Da der Mann aber schon dem Mann zu meiner Rechten ein deutlich größeres Stück vom Reh reicht, halte ich den Mund.

Ich rieche noch kurz am Fleisch, bevor ich herzhaft hineinbeiße. Kaum, dass meine Zähne sich in den zarten Schenkel des Tieres drücken, macht sich ein unbeschreiblicher Geschmack in meinem Mund breit. Einfach überwältigt von der Geschmacksexplosion in meinem Mund, muss ich die Augen schließen und lasse die Aromen auf mich wirken. Der Hase schmeckt einfach himmlisch.

Ich habe noch nie Fleisch gegessen und auch noch nie so etwas Herrliches in meinem Mund gehabt. Fleisch wurde nur zu besonderen Gelegenheiten serviert, aber auch dann nur für die Herrschaften. Für uns Bedienstete hat es nicht ein einziges Mal auch nur ein ganz kleines Stück gegeben. Umso mehr genieße ich nun diese Köstlichkeit.

Als ich langsam zu kauen beginne und sich der Geschmack immer weiter in meinem Mund ausbreitet, fühle ich mich wie eine edle Dame. Ich zermahle das Fleisch fast schon andächtig mit meinen Zähnen, kaue ausgiebig und lasse es in meinem Mund fast zergehen. Als ich den ersten Bissen hinunterschlucke, bin ich berauscht von so viel Köstlichkeit.

Ich öffne die Augen, um zu schauen, wo ich zum zweiten Mal zubeiße. Dabei fällt mein Blick auf Peter. Er beobachtet mich fasziniert. Ein freundliches Lächeln spielt um seine Lippen. Er wirkt zufrieden.

Nur am Rande bekomme ich mit, wie die Ritter das Fleisch verschlingen, als wäre es ein ganz normales Essen. Möglicherweise ist es das für sie auch. Als Ritter dürfen sie auf die Jagd gehen und werden sich deshalb wohl vorwiegend von Fleisch ernähren. Da es im gesamten Reich genügend Wild gibt, ist es die einfachere Art, sich zu versorgen, als Lebensmittel mitzuschleppen. Trotzdem finde ich es barbarisch, wie roh die Männer ihre Zähne in so etwas Gutes schlagen.

Ich bin natürlich die Letzte. Während sich die Ritter erheben und das Feuer verlassen oder angeregt von früheren Heldentaten berichten, habe ich erst etwa die Hälfte meiner Portion verspeist. Meine anfängliche Vermutung, ich könne zu viel haben, habe ich über Bord geworfen. Ich werde dieses Stück Hase aufessen, egal wie lange ich dafür brauche.

Ich nage auch äußerst penibel die dünnen Knochen ab. Erst, wenn keine Faser Fleisch mehr daran zu finden ist, schmeiße ich sie ins Feuer. Das habe ich bei den Rittern gesehen. Sie allerdings waren weniger genau beim Abnagen.

Nur Peter sitzt noch neben mir. Er hat inzwischen seinen Teil auch schon aufgegessen und betrachtet mich nur still und leise.

„Hast du noch nie eine Frau beim Essen gesehen?", frage ich leicht genervt zwischen einem Bissen und dem anderen.

„Noch keine, die mit solchem Genuss gegessen hat", gesteht er.

„Es schmeckt einfach nur herrlich."

„Du hast nur selten Fleisch gegessen?"

„Noch nie in meinem Leben."

„Noch nie?", erkundigt er sich überrascht.

„Als einfache Magd bekommt man so etwas ganz sicher nicht vorgesetzt. Wo denkst du hin? Lady Rosa hätte nie zugelassen, dass Fleisch verschwendet wird, indem es den Bediensteten serviert wird. Es ist viel zu teuer, um es nicht selbst zu verzehren."

„Du hattest ein beschwerliches und entbehrungsreiches Leben?"

„Einfach war es nicht, das ist wahr. Aber so wie mir, ist es vielen anderen auch ergangen. Ich musste ab meinem 15.Lebensjahr als Magd arbeiten, das habe ich dir doch schon erzählt. Da heißt es, von früh bis spät fleißig sein. Lady Rosa war schnell damit, Strafen zu verhängen, teilweise auch sehr schmerzhafte."

„Was war das gestern. Warum solltest du eine Strafe bekommen?"

„Das hast du gesehen?"

„Das war wohl nicht zu übersehen."

„Der junge Herr hat mich bewusst angerempelt und ich habe etwas fallen lassen. Dafür sollte ich bestraft werden."

„Was hast du fallen gelassen?"

„Es war ein Teller."

„Ein Teller?"

„Ja, ein ganz normaler Teller."

„Du solltest Schläge bekommen?"

„Zehn Stück mit der Rute, die kurz zuvor von einem Haselnussstrauch abgeschnitten worden war."

„Das ist ja krank."

„Das war normal", konterte ich. „Die Köchin hat 20 Hiebe erhalten, weil sie die Suppe etwas versalzen hat."

Einige Zeit lang schweigen wir. Jeder hängt wohl seinen Gedanken nach. Ich hoffe, dass Genoveva, die Köchin, inzwischen so weit geheilt ist, dass sie auch ohne meine Hilfe auskommt.

„Ich gehe jetzt schlafen", sage ich schließlich.

„Ich lege mich neben dich."

Ich schaue ihn überrascht an. Hat man hier denn nie seine Ruhe? Ich wollte mich etwas zurückziehen und ein wenig abseits mein Lager einrichten. Ich freue mich schon, auf dem Bärenfell zu schlafen. Aber, wenn er neben mir liegt, kann ich schon wieder nicht, Zeit für mich alleine verbringen.

„Muss das sein?", jammere ich.

„Es ist nur zu deinem Besten."

„Aha, glaubst du, jemand kommt und verschleppt mich aus eurem Lager heraus, wo etwa ein Dutzend Ritter sind?"

„Sicher ist sicher."

Er gibt ja doch keine Ruhe. Langsam frage ich mich, ob er mir etwas verheimlicht, dass er so erpicht darauf ist, mich keinen Moment aus den Augen zu lassen. Ich habe aber keine Lust lange zu streiten und ergebe mich deshalb meinem Schicksal.

„Aber wehe du schnarchst!"

Ohne weiter auf ihn zu achten, hole ich das Bärenfell und suche mir eine etwas abgelegene Stelle. Zwischen einigen Birken finde ich eine schöne und vor allem trockene Stelle. Dort breite ich mein Fell aus und lege mich darauf. Es fühlt sich herrlich an. Nur Sekunden später bin ich eingeschlafen.

Kapitel 5

Wir erreichen nach drei Tagen Aarenberg. Die Reise ist seit dem Angriff des Bären ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Der Weg war langweilig und manchmal beschwerlich. Langsam beginnt mein Hintern zu schmerzen. Dafür war das Essen köstlich. Es gab Fleisch. Bärenfleisch, Hirsch, Reh, Hasen, alles, was die Jäger mit einem gekonnten Pfeilschuss oder mit dem Wurf einer Lanze hatten erlegen können. Einmal hat Peter mich mitgenommen und dank meines Talentes als Bogenschützin habe ich ein Reh erlegt. Ich war mächtig stolz auf mich.

Einmal gab es sogar eine Art Huhn. Keine Ahnung, wie das Tier heißt. Das Fleisch war weiß und schmeckte köstlich. So weich und saftig war es, ein echter Traum. Severin, der für das Kochen zuständig ist, scheint mich in sein Herz geschlossen zu haben. Mir ist aufgefallen, dass er mir immer die zartesten und die schmackhaftesten Stücke reicht.

Es könnte auch daran liegen, dass ich ihm eine Salbe für seine Hämorrhoiden zubereitet habe. Schon am ersten Tag unserer Reise war mir aufgefallen, dass es ihm schwerfällt, ruhig auf seinem Pferd zu sitzen. Den ganzen Tag über habe ich das beobachtet, mich aber nicht getraut, ihn danach zu fragen. Natürlich war mir klar, unter welchen Beschwerden er leidet.

Erst am Abend habe ich ihn zur Seite genommen, meinen ganzen Mut zusammengenommen und ihn gefragt. Zuerst versuchte er Ausflüchte zu finden und vom Thema abzulenken. Deshalb habe ich ihn schließlich direkt gefragt. Da kam er mir dann nicht mehr aus.

Noch am selben Abend bin ich in den Wald gegangen, um die erforderlichen Kräuter zu suchen und habe die Salbe zusammengestellt. Seitdem geht es ihm von Tag zu Tag besser. Auch seine Stimmung ist deutlich ausgelassener.

„Dort unten liegt Aarenberg", informiert mich Peter.

Wir stehen an der Spitze des Trupps oben auf einem Hügel. Wir haben angehalten, um Ausschau zu halten. Unter uns liegt die Stadt im Abendlicht. Es herrscht emsiges Treiben in den Gassen. Das sehe ich von hier aus.

„Wenn wir durch das Stadttor geritten sind, müssen wir wieder die Höflichkeitsfloskeln einhalten", ermahnt mich Peter,

„Natürlich, mein Lord", sage ich grinsend.

„Lady Serena, Ihr seid zum Scherzen aufgelegt."

„Lady Serena?", frage ich überrascht. Dabei ziehe ich eine Augenbraue nach oben.

„Hier kennt dich niemand. Keiner weiß, dass du eine Magd bist. Also machen wir aus dir die Tochter der leider verblichenen Lady Rosa und von Sir Baltasar."

„Das kann ich doch nicht machen. Wenn mir jemand auf die Schliche kommt, werde ich in den Kerker geworfen."

„Wer soll uns auf die Schliche kommen. Meine Männer halten dicht."

„Und was soll das Ganze?"

„Wenn wir dich als Magd ausgeben, dann kann ich dich nicht überall hin mitnehmen. Du müsstest bei den Bediensteten leben und arbeiten."

„Und du hättest keine Kontrolle mehr über mich", sage ich verstehend.

„Ich könnte dich nicht mehr beschützen", korrigiert er mich.

„Ich soll mich mit den Adeligen an einen Tisch setzen? Ich weiß doch nicht wirklich, wie ich mich dabei benehmen soll."

„Das fällt nicht weiter auf. Du kommst ja aus der Provinz."

„Aha, du entschuldigst mich damit, dass ich ein Landei bin", sage ich gespielt verärgert.

„So in etwa", lacht er vergnügt auf. „Der kleine Schwindel hat aber auch einen anderen Vorteil."

„Der da wäre?"

„Wir haben doch den Auftrag, die Tochter des Grafen von Aarenberg zum König zu bringen. Ich schätze, sie ist etwa in deinem Alter. Was glaubst du, wie sich das Mädchen fühlt, wenn sie unter einem Dutzend Ritter ist."

„Auch aus diesem Grund bist du zufrieden, dass ich mit dabei bin", mutmaße ich.

„Wenn du dann auch noch eine junge Frau aus der gehobeneren Schicht bist, vertraut dir das Mädchen erstrecht."