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Livias Lustblättchen

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Doch vergebens. Ich hatte mit meinen Augen jeden einzelnen Tisch abgegrast, doch niemand sah zu mir herüber oder gab sich auf andere Weise zu erkennen. Nicht einmal andere Personen, die scheinbar ohne Begleitung dort waren, schenkten mir irgendeine Form der Beachtung, was zur Folge hatte, dass ich endgültig auf dem Schlauch stand. Nun war die gute Paula mein letzter Rettungsring, um dieses skurrile Rätsel vielleicht doch noch lösen zu können. Glücklicherweise hatte die junge Kellnerin gerade die Bestellung an meinem Nachbartisch aufgenommen und ging noch einmal bei mir vorbei, sodass ich sie schnell nochmal ansprechen konnte, ehe sie eventuell wieder für einige Zeit verschwunden sein würde.

Ich stoppte sie also abrupt und fragte sie ohne weitere Umschweife, ob sie mir sagen könne, wer mir den Cocktail ausgegeben hatte. Mit einem breiten, verschwörerischen Grinsen lehnte sie sich abermals zu mir herunter und sagte mit einem geheimnisvollen Unterton in der Stimme, als wäre sie eine verdeckte Ermittlerin, die eine geheime Observation einer verdächtigen Zielperson nicht auffliegen lassen wollte: „An der Bar. Ganz rechts außen.", ehe sie im Stechschritt wieder verschwand. Natürlich! Die Bar! Ich Idiotin hatte mir nur die Tische angesehen und gar nicht darüber nachgedacht, den Thekenbereich in meine Suche mit einzubeziehen. Sofort schnellte mein Blick in die entsprechende Richtung und da sah ich ihn.

Ich traute meinen Augen kaum und machte höchstwahrscheinlich auf ein entsprechend intelligentes Gesicht. Dort an der Theke saß breit grinsend und mir frech zuwinkend niemand geringeres als Domenico Caruso. Domenico war ein alter nunja- nennen wir es mal ‚Bekannter' von mir. Wir hatten uns einige Jahre zuvor, als ich noch im Volontariat war, kennengelernt, da ich für die Zeitung, bei der ich zum damaligen Zeitpunkt eingesetzt war, an einer größeren Pressekonferenz teilgenommen hatte, die in einem opulenten Saal eines Hotels abgehalten wurde, welches seinem Onkel gehört hatte. Er hatte damals schon eng mit seinem Verwandten zusammengearbeitet, war dort im Management angestellt und hatte von der Pike auf gelernt, wie man einen solchen Betrieb groß werden lässt und vor allem rentabel und erfolgreich hält. Ich bezeichne Domenico ganz bewusst als ‚Bekannten' und nicht als Freund, denn auch wenn er sicherlich gewisse Vorzüge hat, so war er mir als Person von Anfang an nicht unbedingt so sehr gelegen.

Grund dafür waren und sind gewisse doch recht fragwürdige Charakterzüge, wie die Fähigkeit kurzen Prozess zu machen, wenn nötig (metaphorisch gesehen) über Leichen zu gehen und sich, egal wie ungünstig seine Lage auch manchmal sein mochte, immer irgendwie durchs Leben zu wieseln und mit einer heilen Haut davonzukommen. Er ist gutaussehend, charmant, egozentrisch, manipulativ, selbstgefällig und in vielerlei Hinsicht ein Schlitzohr, welches in erster und letzter Konsequenz, ohne Rücksicht auf Verluste, auf seinen eigenen Hintern guckt. Dementsprechend hat man von ihm, außer natürlich man gehört zum engeren Kreis der Familie, nicht allzu viel zu erwarten. Trotzdem hat er es ziemlich gut raus, nicht sonderlich mit seiner Art anzuecken, da sein größtes Talent darin besteht, genau auszuloten, wann er mit wem wie umspringen muss, damit die Leute so funktionieren, wie es für ihn von Vorteil ist und er, sollte die Luft dahingehend doch einmal dünn für ihn werden, am Ende doch wieder als der nette, lockere, gönnerhafte Charmeur dasteht.

Wenn man all das ausblenden kann, weiß wie er tickt, wie man ihn nehmen muss und die eigenen Erwartungen dementsprechend anpasst, kann man jedoch jede Menge Spaß mit ihm haben, wie ich, zugegebenermaßen, bereits mehrfach am eigenen Leib erfahren durfte. Und das ist wortwörtlich gemeint. Ich war ihm damals aufgefallen, als ich nach der Konferenz noch für einen Absacker in die Hotellobby gegangen war. Scheinbar hatte ich gut in sein Beuteschema gepasst, wobei das, wenn ich so darüber nachdenke, auch nicht allzu schwer ist, denn wenn man ihm eines nicht nachsagen kann, dann dass er irgendwelche speziellen oder gar überkandidelten Ansprüche an die Damenwelt stellt.

Bei ihm muss es nicht die 90-60-90 Figur sein, man muss in keiner besonders herausstechend extrovertierten oder auch introvertierten Art auftreten, um sein Interesse zu wecken, ein gewisses Alter, einen speziellen Bildungshintergrund haben oder einer bestimmten Nationalität angehören. Er ist dahingehend ziemlich tolerant, weltoffen und kann vermutlich jeder Frau irgendetwas erotisches abgewinnen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er so ziemlich alles liebt, was zwei X-Chromosomen besitzt, sodass er selten eine Nacht allein verbringt. Viele würden ihn sicher etwas abfällig als Schürzenjäger, Aufreißer, Playboy und ewigen Junggesellen bezeichnen. Doch man könnte es auch von der Perspektive aus betrachten, dass er sich nunmal nicht fest binden will, niemandem damit weh tut, da er zumindest dahingehend, mit absolut offenen Karten spielt und, anders als viele andere attraktive Männer, nicht wertend ist oder über irgendeine Frau die Nase rümpft. Und irgendwie ist ausgerechnet diese Eigenschaft genau das, was ich sehr anziehend an ihm finde und vermutlich auch das Einzige an ihm, von dem sich viele Menschen eine Scheibe abschneiden könnten.

Natürlich konnte ich seine beschriebenen Charakterzüge, als ich ihn damals kennenlernte, noch nicht vorhersehen. Er hatte mir optisch gefallen, war sehr zuvorkommend gewesen, hatte mich einfach locker angesprochen, zum Essen im Hotelrestaurant eingeladen und anschließend war es dann einfach passiert. Wir hatten noch ein paar Male etwas miteinander gehabt, wenn sich unsere Wege zufällig erneut gekreuzt hatten. Die mehrfachen Begegnungen und mein Talent hinsichtlich des Betreibens von Recherche hatten dazu geführt, dass ich mehr über Domenico und seine Art erfuhr, was mich in einen ziemlichen Zwiespalt, welcher bis heute anhält, getrieben hatte. Denn so verwerflich er sich teilweise auf der einen Seite verhalten konnte und ich aufgrund dessen nicht viel von ihm als Person hielt, so grandios war auf der anderen Seite der Sex mit ihm, sodass ich, trotz meines Bedürfnisses, eigentlich größtmöglichen Abstand zu so jemandem zu halten, nicht widerstehen konnte, jedes Mal aufs Neue die Beine für ihn breit zu machen.

Wir hatten so manche sexuellen Abenteuer miteinander erlebt, die mir bis heute in bester Erinnerung geblieben waren. Er war, wie bereits näher beschrieben, vielleicht auf persönlicher, menschlicher Ebene nicht unbedingt mein Fall gewesen, weil ich schon immer fand, dass er ein bisschen zu sehr von sich eingenommen war und hier und da schon mal etwas großkotzig rüberkommen konnte. Und genau solche Charakterzüge hatten mich schon immer ziemlich provoziert. Doch paradoxerweise führte das bei ihm nie dazu, dass ich eher auf Abstand gegangen war. Diese Art der Provokation löste irgendwie einen nur noch größeren Reiz der Geilheit bei mir aus. Jedes Mal, wenn er dann wieder seinen Schwanz tief in mich hineingeschoben hatte, fühlte es sich irgendwie an, als ob er in süffisanter Weise ‚gewonnen' hätte, was mich eigentlich nur noch mehr ärgerte und mich aber gleichermaßen wieder umso schärfer auf ihn gemacht hatte. Fast so als hätte man von der allseits bekannten "verbotenen Frucht" gekostet. Man wusste, dass es "falsch" war und man eigentlich gegen seine persönlichen, moralischen Prinzipien verstoß. Und doch biss man, sofern sich die Gelegenheit ergab, jedes Mal aufs Neue hinein.

Denn allein der Gedanke daran, es immer wieder mit jemandem zu treiben, der mich mit seinem Verhalten hochgradig provozierte und dem ich auf zwischenmenschlicher Ebene nicht viel abgewinnen konnte, war so schmutzig, dass ich beinahe schon wieder klatsch nass in meinem Höschen geworden war. Im Bett war er, was ich neidlos anerkennen musste, von Beginn an einfach herausragend gut gewesen, sodass ich es mir nicht nehmen lassen konnte, diese Vorzüge seinerseits mitzunehmen und gemeinsam mit ihm auf verschiedensten Wegen die Sau rauszulassen. Er bestach einfach durch seine Kreativität, Ausdauer und hatte es immer gut verstanden, Seiten an einem heraus zu kitzeln, die man selbst noch gar nicht näher entdeckt hatte. Das wiederum führte dazu, dass man nach jedem gemeinsamen, erotischen Abenteuer irgendwie das Gefühl hatte, dass sich der eigene sexuelle Horizont in positiver Weise erweiterte und man trotz seiner sonstigen Vorbehalte mit einem unheimlichen Hochgefühl aus der ganzen Sache herausging.

Mit all diesen Gedankengängen und Erinnerungen, die plötzlich innerhalb weniger Sekunden meine Gefühlswelt fluteten, saß ich also regungslos da und starrte ihn an. Er wirkte hingegen keineswegs überrumpelt. Lässig, süffisant und beinahe etwas selbstdarstellerisch, saß er an der Theke und konnte sich vor Belustigung kaum mehr halten. An seiner heftigen Reaktion in Form eines nicht enden wollenden Lachkrampfes und der Tatsache, dass er sich auch prustend nach meinem ursprünglichen Flirt umsah, konnte ich ziemlich sicher festmachen, dass er schon einige Zeit dort gesessen und das Ganze Schauspiel meiner Verwirrung beobachtet haben musste und es offensichtlich in vollen Zügen genoss.

Ich fühlte mich zwar an der Nase herumgeführt, peinlich berührt und direkt schon wieder ein wenig provoziert, kam jedoch selbst nicht dagegen an, plötzlich ebenfalls eine gewisse Belustigung zu verspüren, da die Situation objektiv betrachtet (und wenn man nicht gerade das Individuum war, welches den Kern des Spottes darstellte), natürlich zum Schreien komisch war. Folglich konnte ich ihm nicht mal wirklich böse sein, sondern schüttelte, als ich aus meiner Starre der Perplexität wieder erwacht war, lachend den Kopf und prostete ihm mit meinem von ihm spendierten Daiquiri zu. Diese Geste deutete er sodann als Einladung, sodass er sich noch seine lachanfallsbedingten Tränen aus den Augen rieb, schwungvoll von seinem Barhocker hüpfte und dann mit einem warmen Lächeln auf mich zusteuerte. Die Art, wie er mich ansah und dass dabei ganz klar herüberkam, dass ich nach wie vor, selbst nach den fünf Jahren, die wir uns nun nicht gesehen hatten, eine reizvolle Wirkung auf ihn hatte, löste bei mir einen heftigen, fast schon erwartungsfrohen Pulsschlag und ein angenehmes Kribbeln in meiner Unterleibgegend aus. Ich konnte nichts dagegen machen.

Als er an meinem Tisch angekommen war, stand ich instinktiv auf und ehe ich die Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, welche Art der Begrüßung zwischen uns am angebrachtesten wäre, nahm er mir die Entscheidung ab, indem er meine Hände griff, seine darin verschränkte, mich mit einem kräftigen Ruck an sich zog und dann, als wäre es eine absolute Selbstverständlichkeit, mein Gesicht sanft in seine Hände nahm, mich einen kurzen Moment mit einem regelrechten Flackern in den Augen ansah, ehe er mir einen leidenschaftlichen Kuss aufdrückte, der augenblicklich mein Blut zum kochen brachte und ich gar nicht anders konnte, als diesen, nicht weniger begierig, zu erwidern. Zwei Dinge standen in diesem Moment fest: 1. Seine Freude über unser Wiedersehen war absolut authentisch und 2. Dieser Abend würde definitiv in eine ganz andere, aufregende und herrlich geile Richtung verlaufen, als ich es mir zu Hause in meiner Badewanne ausgemalt hatte. Und vermutlich hätte mir insbesondere an diesem speziellen Tag nichts Besseres passieren können.

Denn ein angestrengtes Nachdenken hinsichtlich meines beruflichen weiteren Vorgehens und das frustrierte Sinnieren über meine prekäre Lage, waren ab diesem Augenblick ausgeschlossen. Stattdessen würde ich mich entspannen, nur noch von meinen Instinkten leiten lassen und auf alle Fälle in eine andere Welt abtauchen, in der die sonstige Realität meines Alltagslebens einfach nicht vorkam. So war, ist, und würde es mit Domenico immer sein. Er sog einen regelrecht auf und wenn er mit einem fertig war und man wieder ‚ausgespuckt' wurde, wusste man nicht mehr, wo einem der Kopf stand, was da eigentlich gerade alles geschehen war und fühlte sich dennoch einfach nur großartig. Als wir uns wieder voneinander lösten, setzten wir uns und begaben uns augenblicklich in ein angeregtes Gespräch.

Es gab kein unangenehmes, unsicheres Schweigen, weil wir uns so lange nicht gesehen hatten. Er machte es einem wirklich einfach, sich von Beginn an locker und wohlzufühlen, fast so als wäre es gerade erst gestern gewesen, dass wir näher miteinander zu tun gehabt und vor allem das Bett geteilt hatten. Wir führten erst ein bisschen Smalltalk, brachten uns dann auf den neuesten Stand der Dinge, indem wir beide über unsere groben Ereignisse der letzten fünf Jahre berichteten, bestellten ein paar Snacks und tauchten dann, ein paar Drinks später, als die Zungen noch gelockerter waren, in eine ganz andere Welt ab, als wir wie zwei Nostalgiker unsere gemeinsamen erotischen Erlebnisse noch einmal Revue passieren ließen. Es war, als wären wir allein im Raum, so sehr rückte alles um uns herum, einschließlich der vielen anderen Gäste, vollkommen in den Hintergrund.

Auch das war typisch im Umgang mit Domenico. Er hatte es einfach raus, einen mit seiner euphorischen, lebensfrohen und unbekümmerten Art in seinen Bann zu ziehen. Eine ganze Zeit lang hatte ich sogar vergessen, warum ich ursprünglich den Weg in die Bar angetreten hatte. Als mein Gegenüber sich dann mal eben in Richtung der Herrentoilette aufmachte und ich einen Moment für mich hatte, um das unerwartete Aufeinandertreffen mit ihm auf mich wirken zu lassen, fiel mir, als ich meinen Blick geistesabwesend ein wenig durch den Raum wandern ließ, plötzlich auch wieder ein, welchen Verlauf mein Abend genommen hatte, bevor die Situation mit Domenico und dem mysteriösen Drink aufgekommen war.

Mein flüchtiger Flirt mit dem Mann am gegenüberliegenden Tisch auf der anderen Seite des Raumes schoss mir mit einem Mal wieder in den Kopf. Automatisch suchten meine Augen seinen Sitzplatz auf. Dort spielte sich genau in diesem Moment eine leicht irritierende Szene ab. Er saß nach wie vor allein am Tisch, hatte jedoch trotzdem auf einmal Gesellschaft bekommen. Neben seinem Tisch stand mit ein bisschen Entfernung eine junge Frau, ich schätzte sie auf höchstens 20, die von einem Tisch voller Studentinnen ein paar Meter weiter aufgestanden war und sich so in seinem Blickfeld platziert hatte, dass er auf jeden Fall Notiz von ihren langen Beinen, der schmalen Figur und den blonden langen Haaren nehmen konnte.

Ich hatte, während wir über die Entfernung miteinander gestikuliert hatten, schon festgestellt, dass das aufreizend gekleidete Mädchen mehrfach mit einem extrovertierten Hüftschwung und wackelndem Hintern, wie in einem alten Pussycat Dolls Musikvideo, an ihm vorbeigestiefelt war, während ihre Freundinnen lautstark glucksten, tuschelten und sie regelrecht anzufeuern schienen. Manche der umliegenden Gäste hatten sich daraufhin instinktiv in ihre Richtung umgesehen. Eine Form der Aufmerksamkeit, die das Mädel mehr als offensichtlich genoss. Zuerst hatte ich es, auch wenn es mir etwas eigenartig vorgekommen war, wie oft die Studentin die Toilette hatte aufsuchen müssen, noch für reinen Zufall gehalten und im zweiten Moment gedacht, sie würden irgendein Trinkspiel spielen, bei dem jemand bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat. Doch nun lehnte sie an einer der Steinsäulen direkt gegenüber von ihm, mit ihrer Vorderseite zu ihm gewandt und zupfte nicht gerade subtil an ihrem engen Oberteil mit dem tiefen Ausschnitt herum, sodass er mit Sicherheit tiefe Einblicke erlangen konnte. Sie tat erst so, als wäre ihr BH verrutscht, sodass sie diesen mit entsprechenden Griffen wieder vermeintlich versuchte, in die richtige Position zu bringen und bückte sich anschließend wie in Zeitlupe zu ihren High Heels herunter, um das Riemchen mit dem Verschluss strammer zu ziehen.

Sie wusste genau, was sie da tat und warf ihm dabei immer wieder vielsagende Blicke zu, die definitiv ernst gemeint waren und nicht irgendeinem ‚Wahrheit oder Pflicht' Spielchen angehörten. Sie stellte immer wieder gezielt sicher, dass er auch Notiz von ihr nahm. Irgendwie amüsierte mich das Schauspiel, da sie beinahe plump, oder gar schon obszön vorging und sich wirklich größte Mühe gab, ihm aufzufallen, was ihr, wie ich feststellen musste, inzwischen auch gelungen war. Mir war natürlich schon auf den ersten Blick aufgefallen, wie hübsch sie war, sodass sie dieses fast schon anbiedernde Verhalten gar nicht nötig gehabt hätte, um vermutlich die Blicke der meisten Barbesucher, einschließlich ihres speziellen Objektes der Begierde, auf sich zu ziehen.

Obwohl ich den Reiz der jungen Studentin durchaus neidlos anerkannte und verstehen konnte, dass sie Aufmerksamkeit auf sich zog, stellte ich fest, dass meine anfängliche Neugierde und die damit einhergehende Belustigung über ihre kleine Show zunehmend schwand, als ich sah, dass dieses Schauspiel auch meinem vermeintlichen Verehrer nicht entgangen war und er sie interessiert beobachtete. Es war keineswegs Eifersucht im klassischen Sinne, was in Anbetracht dessen, dass ich ihn überhaupt nicht kannte, wir lediglich locker flirtenden Blickkontakt miteinander aufgebaut hatten und ich ja ebenfalls, wenn auch nicht durch mich verursacht, nun in anderer Gesellschaft war, absolut lächerlich gewesen wäre. Trotzdem störte es mich auf irgendeine Weise ein wenig. Vielleicht lag es daran, dass mir unser kleiner, subtiler Flirt und der fremde Mann an sich einfach sehr gut gefallen hatten, ich nun natürlich nicht erfahren würde, welchen Verlauf der Abend vielleicht genommen hätte, wenn Domenico nicht aufgetaucht wäre und mir die Chance von dem blonden Mädchen gegebenenfalls vor der Nase weggeschnappt wurde. Eventuell hatte es aber auch etwas damit zu tun, dass die junge Frau Dinge verkörperte, die mir etwas schwerer fielen. Natürlich war auch ich mir meiner Reize bewusst und alles andere als unzufrieden mit meinem Aussehen, meiner Art und der Wirkung, die ich damit erziele.

Schüchtern, unbeholfen, prüde und auf den Mund gefallen war ich mit Sicherheit auch nicht, nur weil ich nicht ganz so offensichtlich extrovertiert auftrat, wie die junge Frau es bevorzugte. Das ist ja einfach eine Charakter- und Stilfrage. Trotzdem brachte sie allein altersbedingt so etwas Frisches, Jugendliches, Unbedarftes und Leichtfüßiges mit sich und strahlte aber auch unabhängig von ihrem Alter eine Energie und euphorische Lebensfreude aus, die quasi von ganz allein, ohne dass sie sich groß anstrengen musste, die Leute in ihren Bann zog und diese sich in gewisser Weise davon anstecken und mitreißen ließen. Da kann man auch als an sich selbstbewusste Frau eben schon mal ein leichtes Störgefühl entwickeln und ins Grübeln kommen, warum man sich selbst über die Jahre nicht mehr von diesen Eigenschaften hatte beibehalten können, obwohl man mit Mitte 30 ja selber noch nicht gerade zum alten Eisen gehörte.

Sie war, zumindest nach außen hin, durchzogen von einer fast schon unverschämten Selbstsicherheit, die ich in der ausgeprägten Form, weder mit 19 oder 20, noch heutzutage an den Tag zu legen vermochte. Sicher hatte es auch genügend Situationen gegeben, in denen ich meine Reize hatte spielen lassen oder jemanden, der mir gut gefallen hat, auch selbstbewusst angesprochen hatte. Doch mir wäre es niemals in den Sinn gekommen, mir so die Blöße zu geben, dass ich dafür bereit gewesen wäre, den Preis zu zahlen, die Aufmerksamkeit der gesamten Örtlichkeit, einschließlich der umliegenden Menschen auf mich zu ziehen. Ich war da von etwas dezenterer Natur, wohingegen die junge Studentin scheinbar ihr festes Ziel vor Augen hatte, bereit war, alles dafür zu geben, um dieses von sich zu überzeugen und es ihr bei ihren unterschiedlichsten Bemühungen schlichtweg vollkommen egal war, was andere anwesende Personen von ihr denken könnten.

Vermutlich waren beide Theorien Teil dessen, dass ich plötzlich eine leichte Abneigung ihr gegenüber verspürte, doch ich war kein Freund davon, anderen und vor allem sich selbst etwas vorzumachen. Also gestand ich mir insgeheim in brutaler Ehrlichkeit ein, dass man es gar nicht so kompliziert herunterbrechen musste und es sich vielmehr schlichtweg um ganz banales Platzhirsch-, oder besser gesagt, Platzhirschkuhgehabe meinerseits handelte. Und dieses war noch dazu in Anbetracht dessen, dass ich mich schließlich innerhalb weniger Minuten mal wieder von Domenico hatte umgarnen lassen und mich somit bewusst dagegen entschieden hatte, meinen Flirt mit dem Fremden weiter zu verfolgen, schlichtweg einfach nur deplatziert. Auf einmal schämte ich mich für diese Selbsterkenntnis über mein vollkommen bescheuertes und verquertes ‚Anspruchsdenken', ermahnte mich selbst dazu, meine Würde zu wahren und brach dann meine Beobachtungen jäh ab, um mich lieber wieder meinem Getränk und meiner eigenen Aussicht für den weiteren Abend zuzuwenden.

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