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Maca-Garden: Frivole Sauna Ch. 11

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Die manchmal aufkommende Schattenseite dieses Charakterzuges ist aber gleichzeitig auch, dass sie genauso stürmisch in das negative Extrem umschlagen und sie sich daraufhin spontan vollkommen anders entscheiden kann als ursprünglich geplant. Nicht jeder kommt damit gut zurecht, da es manchmal nicht so einfach ist, bei diesem Wechselbad der Gefühle mit der eigenen Logik und den eigenen Emotionen noch hinterherzukommen. Mich hatte das hingegen nie groß gestört oder geärgert, weil ich sie so nahm, wie sie war und die positiven Aspekte ihres Temperaments für mich immer überwogen hatten. Deshalb machte sich in meinem Magen ein weiteres Ziehen breit, was wohl damit zusammenhing, dass ich mich zusätzlich miserabel damit fühlte, dass ich die weniger positiven Seiten ihres Charakters ausgerechnet jetzt innerlich ein wenig unter die Lupe nahm, wo es in gewisser Weise opportun für mich war.

Ich wollte mich nicht unfair und heuchlerisch verhalten, indem ich ihre Defizite als Ausrede dafür benutzte, mein für mich unübliches eigenes Verhalten zu beschönigen oder zu rechtfertigen, nur um mich besser zu fühlen, vor allen Dingen nicht, wenn mir das Heranziehen dieser negativen Eigenschaft vorher noch nie in den Sinn gekommen war, weil es mich schlichtweg nicht störte, egal wie dumm ich hier und da schonmal aus der Wäsche geguckt hatte und letztendlich allein dastand. Und doch, so ehrlich musste ich zu mir sein, tat ich es irgendwo trotzdem. Auf der Suche nach der Antwort, ob ich zu sehr mit mir ins Gericht ging, oder ob ich lieber alles stehen und liegen lassen sollte, um Abby umgehend zu kontaktieren und aus ihrer Ungewissheit zu erlösen, versuchte ich, ganz die Wissenschaftlerin, alle möglichen Hypothesen aufzustellen, die Möglichkeiten sachlich und nüchtern zu analysieren, um dann letztendlich zu einer bestmöglichen Lösung zu kommen. Doch manche Dinge konnten nicht mit reinem logischem Abwägen und einer absolut objektiven Herangehensweise geklärt werden. So auch, zu meiner großen Frustration, in dieser Angelegenheit.

In dem einen Moment hasste ich mich schon fast selbst, weil ich mich mit jeder verstreichenden Minute, in der ich das Hier und Jetzt mit Kim in vollen Zügen auskostete, als immer schlechtere Freundin einstufte, die es scheinbar auf einmal fertigbrachte, für ein Abenteuer mit einer fast Fremden, die wertvolle und langjährige Freundschaft zu Abby nachhaltig negativ zu belasten. In dem anderen Moment ermahnte ich mich dann jedoch wieder selbst für diese vehemente Selbstverurteilung, da mir durchaus auch das ein oder andere in der Vergangenheit liegende Vorkommnis ins Gedächtnis schoss, bei dem Abby sich nicht unbedingt einen Orden als beste Freundin verdient hatte und umgekehrt, anders als ich jetzt, scheinbar nicht von allzu schwerwiegenden Gewissensbissen mir gegenüber heimgesucht worden war.

Mir fiel beispielsweise eine Phase ein, in der es in Abbys Ehe bereits deutlich gekriselt hatte, was sie dadurch versuchte zu kompensieren, indem sie sich auf eine Art Selbstfindungstrip begab, der nicht nur ihrem Mann entgegenschrie: „Schau mal, was ich alles mache- ich brauche dich nicht, um glücklich zu sein!", sondern auch mich so manches Mal mit einem ähnlichen Gefühl zurückließ. Nur mit dem Unterschied, dass ich sie, im Gegensatz zu ihrem Ehemann Lennard, nicht hunderte Male hängengelassen, enttäuscht und ihr den Eindruck vermittelt hatte, stets hintenanzustehen. Die vielen Kommunikationsversuche seitens Abby, in denen sie ihren Mann dazu animieren wollte, mit an der Ehe zu arbeiten und gewisse Dinge grundlegend positiv zu verändern, damit man überhaupt wieder von einer Liebesbeziehung und nicht von einer Zweckgemeinschaft hätte sprechen können, liefen zu ihrer großen Frustration, zunehmend ins Leere.

Anfänglich hatte er sich noch versöhnlich gezeigt und durch zaghafte Verbesserungsversuche und langes Zuhören in abendlichen Gesprächen, zumindest den Anschein gewahrt, ebenfalls etwas verändern und die Ehe wieder zum neuen Leben erwecken zu wollen. Doch das änderte sich bald. Er fing an, immer ärgerlicher auf dieses Thema zu reagieren und sich wilden Streitigkeiten mit Abby auszusetzen, die selten zu einer Lösung führten, da sie seiner Meinung nach, Ansprüche an die Beziehung stellte, die niemand hätte erfüllen können. Das führte natürlich zu noch mehr Unmut und Enttäuschung bei ihr, sodass sich die Lage verhärtete und kaum noch normale Gespräche zwischen ihnen stattgefunden hatten, geschweige denn eine liebevolle, wertschätzende Stimmung aufkam, bei der sich zwei Erwachsene Menschen auf Augenhöhe begegneten, die sich liebten und immer das Wohlergehen des jeweils anderen im Sinn hatten.

Irgendwann war Lennard es müde, sich immerzu Diskussionen mit einer tobenden oder bitterlich weinenden Abby auszusetzen, sodass er sich immer mehr zurückzog, lange Überstunden machte und sich nach Möglichkeit kaum noch zu Hause aufhielt. Das brachte für meine beste Freundin das Fass zum Überlaufen, sodass sie beschloss, das Reden vorerst einzustellen und ihm ebenfalls zu demonstrieren, dass sie auch ohne ihn konnte und durchaus dazu in der Lage war, sich ebenfalls rar zu machen, in der Hoffnung, er würde, wenn sie nicht immer zur Verfügung stand und keine Selbstverständlichkeit mehr darstellte, zur Besinnung kommen und merken, was er an ihr hatte. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie oft sie schluchzend bei mir auf dem Sofa gesessen hatte, davon schwärmte, wie Lennard sich, als sie sich kennengelernt hatten, ins Zeug gelegt hatte, um sie für sich zu gewinnen und wie sehr sie sich wünschte, dass er eines Tages aufwachen und genauso erbittert um das Fortbestehen ihrer gemeinsamen Ehe kämpfen würde.

Ihre neue Einstellung ging jedenfalls damit einher, dass sie wieder engen Kontakt zu einer alten Freundin aufbaute, mit der sie in Berlin Modedesign studiert hatte, von welcher sie sich aber einst bewusst distanziert hatte, da sich, je älter sie wurden, zunehmend herauskristallisiert hatte, wie inkompatibel ihre Einstellungen zu vielen Dingen im Leben sind. Während Abby gegen Ende des Studiums Ambitionen hegte, sich einen Namen durch harte Arbeit zu machen und einen guten Job in diesem beruflichen Haifischbecken zu ergattern, gleichzeitig aber auch eine Familie gründen wollte, hielt ihre Kommilitonin Valerie nicht viel davon, zu arbeiten und sesshaft zu werden, sondern verfolgte vielmehr das Ziel, ein exklusives Leben in Saus und Braus zu führen. Solch ein Leben will natürlich finanziert werden und genau dafür waren Männer, Valeries Meinung nach, gut, für mehr aber auch nicht. Ähnlich handhabte sie es auch mit Freundschaften und Bekanntschaften.

Langjährige Verbindungen, egal welcher Natur, waren nicht ihr Ding und endeten mit dem Moment, in denen sie von den jeweiligen Personen nicht mehr viel zu erwarten hatte. Laut Abbys Erzählungen gab es nur eine Person in Valeries Leben, der sie extrem nahe war und für deren Wohlergehen sie immer wieder bereit war, sich wenn nötig, auch skrupellos und beinahe dreist zu verhalten. Und das war sie selbst. Als sie sich zu Beginn des Studiums kennengelernt hatten, waren diese Charakterzüge zwar schon in gewisser Weise vorhanden, jedoch bei Weitem noch nicht so stark ausgeprägt gewesen, sodass Abby ihre Art einige Zeit mit Humor nahm und sie, obwohl sie selbst völlig anders tickte, so manches Mal auch ein wenig dafür bewunderte, wie selbstbewusst und kompromisslos ihre Mitstudierende an viele Dinge heranging, um für sich das Optimum herauszuholen.

Immer wieder hatte sie Abby gepredigt, dass nur das Beste gut genug sei und dass man sich niemals mit weniger zufriedengeben dürfe, da man sonst, schneller als man sich versah, am Ende der Nahrungskette angelangt war und immer der Fußabtreter für andere Leute sein würde. Als die beiden ihren Kontakt wieder hatten aufflammen lassen, hatte Valerie die dritte Scheidung hinter sich, einen ordentlichen Haufen Geld im Rücken, da sie dahingehend definitiv nicht als Verliererin aus den Vermählungen hinausgegangen war und lebte, mit Anwärter Nr. 4, auf einem schicken Gutshof, nicht allzu weit von Abbys Wohnort entfernt. Der Mann des Hauses war geschäftlich enorm viel unterwegs, doch das kam Valerie alles andere als ungelegen. So konnte sie weiter in aller Freiheit das gute, luxuriöse Leben genießen und baute sich zeitgleich ein neues finanzielles Polster auf.

Anders, als zum Ende der gemeinsamen Studienzeit, schien Abby sich an dieser Haltung plötzlich nicht mehr allzu sehr zu stören und fühlte sich schon beinahe wie magnetisch angezogen von ihrer wiederentdeckten Freundschaft zu ihrer ehemaligen Studienkollegin. Der Frust und die Enttäuschung über den negativen Verlauf ihrer eigenen Ehe, hatten sie zynisch und sehr empfänglich für jemanden wie Valerie gemacht, die nunmal bekanntermaßen ihre ganz eigenen Ziele verfolgte, nach wie vor in erster Linie auf sich schaute und für die Männer ein nettes Beiwerk, vorwiegend aber ein Mittel zum Zweck waren. Natürlich hatte sie, als Abby ihr nach und nach von ihrer aktuellen Lebenssituation erzählte, einiges dazu zu sagen und jede Menge „hilfreiche" Ratschläge bzw. „absolut notwendige Veränderungstaktiken" für sie parat, die in irgendeiner Form alle damit einhergingen, Abby noch mehr als es ohnehin schon der Fall war, gegen ihren Mann aufzubringen und ihr beizubringen, sich emotional abzuschotten und es sich einfach gut gehen zu lassen, solange der Rubel rollte.

Sie hatte ihr sogar angeraten, ihr Wochenarbeitspensum auf der Arbeit auf maximal 20 Stunden herunterzuschrauben, um den Schein zu wahren und noch ein wenig eigenes Geld zu akkumulieren, jedoch deutlich mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben zu haben. Zu meiner großen Erleichterung, war ihr ihr Job aber zu wichtig, um diesen Weg einzuschlagen, sodass sie sich in dieser Beziehung zumindest nicht reinreden ließ. Doch auch wenn sie ohne Fremdeinwirkung vielleicht nicht so drastisch bei dem Versuch, sich mehr auf sich zu konzentrieren und ihren Mann damit wachrütteln zu wollen, vorgegangen wäre, so war sie doch ausgesprochen angetan von Valerie und ihrer Lebenseinstellung, was dazu führte, dass sie plötzlich jede freie Minute mit ihr verbrachte, sich teilweise kaum noch bei mir meldete und es oberste Priorität für sie hatte, möglichst viele (vermeintlich) spaßige Dinge mit ihrer neuen-alten-Freundin in einen Tag zu packen. Denn der Drang, Lennard auf ihre bzw. Valeries Art und Weise den Mittelfinger zu zeigen, war inzwischen größer geworden, als alles andere. Dass sie auf diesem persönlichen Kreuzfeldzug allerdings auch Leute wie mich verletzte, die eigentlich nicht auf der „gegnerischen Seite" kämpften, bemerkte sie leider einige Zeit nicht.

Valerie hielt es für angemessen, ständig außer Haus essen zu gehen und das natürlich nur in Lokalen, die kein Gericht unter 25 € anboten? Abby ging mit ihr essen. Valerie sagte, dass Frauenbeine zu schön dafür wären, um in Hosen versteckt zu werden und dass die beste und feinste Mode sich ohnehin vielmehr auf Kleider und Röcke konzentrierte? Abby mistete ihren Kleiderschrank aus und trug plötzlich, neben ziemlich affig aussehenden Hüten, die im Alltag vollkommen unpassend waren, nur noch Garderobe von Prada, Chanel, Gucci und Versace. Von den Schuhen, auf denen sie gar nicht laufen konnte, mal ganz zu schweigen. Valerie hatte von ihrem neuen Macker als Entschädigung für ein geplatztes Candlelight Dinner in einem Sternerestaurant seine Kreditkarte in die Hand gedrückt bekommen, um sich „was nettes auszusuchen" und wollte spontan einen Shoppingtrip nach Mailand unternehmen? Abby sagte kurzerhand einen Tag vorher unseren alljährlichen Wochenend-Mädels-Campingtrip ab und hatte nur ein: „Sorry, Elisa- aber hallo? Es geht um shoppen in Mailand! Das verstehst du doch sicher und wir können unseren Ausflug ja problemlos verschieben, die Campingplätze stehen ja das ganze Jahr über und ich meine ich hätte ohnehin gesehen, dass es regnen soll.", für mich übrig.

Die Endkonsequenz dessen war, dass ich meine Cousine mitnahm, da eine Stornierung nicht mehr möglich war und ich sonst alleine auf den Kosten für einen nicht angetretenen Campingkurzurlaub sitzengeblieben wäre. Also verbrachte ich kurze Zeit später ein unfassbar erholsames Wochenende mit einer gelangweilten Zwanzigjährigen auf einem Zeltplatz, die entweder fortwährend jede vorbeilaufende Person mit einem Glied zwischen den Beinen angaffte und sich jedes Mal so positionierte, dass das Objekt ihrer Begierde auch ja ihre Hühnerbrust gut zu Gesicht bekam, oder sich über die pralle Sonne und ihr steigendes Hautkrebsrisiko beschwerte. Denn von Abbys angekündigtem Regen war weit und breit keine Spur.

Diese und ähnlich geartete Situationen häuften sich jedenfalls zu dieser Zeit. Bis zu dem Zeitpunkt, als Abby feststellen musste, dass ihr Mann kaum Notiz von ihrem neuartigen Verhalten nahm und ihr Selbstfindungstrip schließlich nicht die gewünschten Früchte trug, sondern nur zu einer noch tiefgreifenderen Entfremdung innerhalb der Ehe geführt hatte, woraufhin Lennard dann einen endgültigen Schlussstrich zog und bekannt gab, dass er die Scheidung wolle. Daraufhin war Abby natürlich am Boden zerstört, denn sie hatte die ganze Zeit über ja genau das Gegenteil bezwecken und keineswegs das Wahrwerden ihres schlimmsten Albtraumes besiegeln wollen. Als sie sich dann von ihrer wiedergefundenen Freundin, mit der sie ja zu diesem Zeitpunkt wieder einen sehr intensiven Kontakt pflegte, Trost erhofft hatte, musste sie auch dahingehend erneute schmerzhafte Schläge einstecken.

Denn Valerie zog sich mit jeder verzweifelten Nachricht Abbys und jedem weiteren tränenerfüllten Telefonat immer mehr zurück, hielt sie zunehmend auf Distanz und erklärte ihr alsbald auf gewohnt schonungslose Art und Weise im Rahmen einer letzten ausführlichen SMS, dass ihr der unschöne Verlauf, den Abbys Ehe genommen hatte natürlich leid für sie täte, sie selbst allerdings nicht gut in solchen Dingen wäre und schon gar nicht als eine Art Therapeutin taugen würde. Sie führte weiterhin aus, dass sie nunmal eine Frohnatur, eine „Lebefrau erster Güte" wäre, die sich nach Möglichkeit nur mit Positivität befassen würde, da das Leben an sich manchmal schon scheußlich genug sein könne und Miseren sie nur unnötig herunterziehen würden. Deshalb dulde sie emotionale Schwäche in den meisten Fällen nicht einmal bei sich selbst und die Depressionen anderer Leute würden sie erst recht abschrecken und krank machen.

Dass dieses Verhalten ihrerseits ironischerweise von enormer emotionaler Schwäche zeugte, ignorierte sie dabei scheinbar gekonnt. Das innige Aufleben einer verlorengegangenen Freundschaft war somit auf jeden Fall abrupt beendet und Abby erinnerte sich in ihrer Verzweiflung plötzlich wieder daran, dass sie eigentlich eine beste Freundin namens Elisa hatte, die immer bedingungslos für sie da gewesen war. Selbstredend auch in dieser Situation. Da ich ihre prekäre Lage, ihre Trauer und die Tatsache, dass man in solchen Scheißphasen auch mal so neben sich stehen konnte, dass man alles um sich herum vergaß und damit sogar Leute, die einem eigentlich sehr wichtig sind, verletzen konnte, durchaus verstand, machte ich meiner eigenen Enttäuschung keine Luft. Stattdessen versuchte ich einfach eine gute beste Freundin zu sein, war nachsichtig mit ihr und half ihr im Rahmen meiner Möglichkeiten dabei, wieder auf die Beine zu kommen.

Für Abbys Verhalten mir gegenüber hatte ich sie, selbst als es ihr allmählich wieder etwas besser ging, nie auf irgendeine Weise kritisiert. Nicht einmal freundlich darauf angesprochen hatte ich sie, sondern eigentlich einfach so weitergemacht, als hätte diese Episode niemals stattgefunden, um ihr nicht das Gefühl zu vermitteln, dass die letzte treue und konstante Vertrauensperson, die sie mit mir noch hatte, auch noch wegbrechen könnte. Vor allem hatte ich zu keinem Zeitpunkt eine Entschuldigung von ihr verlangt. Das Ausbleiben dieser verletzte mich allerdings dennoch, weil es mir irgendwo das Gefühl gab, dass ich als eine Art Selbstverständlichkeit angesehen wurde, ohne aber gleichzeitig wichtig genug zu sein, sich bewusst damit auseinanderzusetzen, dass man nicht gerade gut und freundschaftlich mit mir umgegangen war. Ich beließ es dennoch dabei und hakte das Ganze zunächst als eine Art einmalige Phase aufgrund einer Ausnahmesituation ab.

Doch wenn ich jetzt genauer darüber nachdachte und ich mir die Geschehnisse der damaligen Zeit noch einmal ins Gedächtnis rief, wurde mir bewusst, dass ich damals den Tag zu früh vor dem Abend gelobt hatte und die Geschichte mit Valerie nicht das letzte Mal geblieben war, dass meine beste Freundin sich für ihren Teil nicht gerade wie eine solche verhalten hatte. Abbys Wunden hinsichtlich ihrer gescheiterten Ehe waren zwar, wie man beispielsweise am gestrigen Abend gesehen hatte, bis heute nicht vollends verheilt, jedoch hatte sie nach einigen Monaten mit vielen Gesprächen, Eiscreme und Wein zumindest wieder einen annähernd normalen Zustand erlangt. So dachte ich zumindest, bis sie eines Abends bei einem unserer, zum damaligen Zeitpunkt wieder recht regelmäßigen, wöchentlichen DVD-Abende neben mir auf dem Sofa saß und mehr damit beschäftigt war, grinsend auf ihr Handy zu starren und wie wild in die Tasten zu hauen, als auf den Film zu achten. Ein Verhalten, was erneut sehr unüblich für sie war, da sie bei genau so etwas sonst immerzu die Nase über andere Leute gerümpft hatte.

Als ich ihr irgendwann einen fragenden, vielsagenden Blick zuwarf, hielt sie plötzlich inne, wurde ein wenig rot im Gesicht und erklärte mir dann, etwas beschämt, dass sie vor ein paar Tagen jemanden zufällig beim Einkaufen kennengelernt hätte und „unvernünftiger Weise" spontan Nummern mit ihm ausgetauscht hätte. Ich war erst etwas überrascht, da ich schlichtweg nicht damit gerechnet hatte, dass sie schon so über Lennard hinweg war, dass sie überhaupt offen für einen Flirt oder gar ein Kennenlernen mit einem anderen Mann gewesen wäre, doch ich freute mich natürlich für sie und dachte, dass es ein gutes Zeichen in Bezug auf ihre seelische Genesung und somit ein Schritt in die richtige Richtung wäre. Selbstredend hatten wir den angefangenen Film an diesem Abend nicht mehr weiterverfolgt, sondern uns den restlichen Abend über ihre neue Bekanntschaft und alles, was sie mir bereits über ihn erzählen konnte, unterhalten.

Sein Name war Sven, die Fotos, die sie mir bis dato von ihm präsentiert hatte, zeigten einen durchaus hübschen jungen Mann mit etwas krausem, dunkelblonden Haar, welches ihm ein wenig ins Gesicht fiel, dunkelbraunen Augen und einem gewinnenden Lächeln. Mein zweiter, rein optischer Eindruck von ihm war, dass er sich seines Aussehens, seiner Ausstrahlung und vermutlich auch seiner Wirkung auf einige Frauen durchaus bewusst war. Außerdem kam ich nicht umhin festzustellen, dass er trotz seines Dreitagebarts noch recht jugendlich rüberkam. Als ich Abby darauf ansprach, errötete sie erst erneut, berichtete mir dann allerdings beinahe stolz, dass sein jugendliches Aussehen nicht daherkam, dass er so ein tiefenentspannter Mensch war, der sich gut gehalten und an dem die Spuren des Älterwerdens einfach vorbeigegangen waren, sondern er schlichtweg erst gerade 22 Jahre alt geworden war und sich im zweiten Semester seines Sportstudiums befand.

Ich konnte meine Verwunderung, um es nicht gleich „Schock" zu nennen, mehr schlecht als recht verbergen, was meiner besten Freundin natürlich nicht entging. Sie versicherte mir daraufhin, dass er viel reifer wäre, als andere junge Männer in seinem Alter und dass sie ja schließlich auch nicht auf der Suche nach Ehemann Nr. 2 wäre, sondern vielmehr das Aufregende, das mit ihm und seiner Art einherging, zum aktuellen Zeitpunkt genießen würde, da es weit von dem entfern lag, was sie sonst so kannte und sie es jetzt absolut nicht gebrauchen könne, in irgendeiner Weise an Lennard erinnert zu werden. Außerdem argumentierte sie damit, dass sie ja immerhin kein Hausmütterchen in den Vierzigern war und ein Altersunterschied von 12 Jahren in der Altersrange und in der heutigen Zeit auch nichts allzu ungewöhnliches mehr sei. Zumal sie ja, wie bereits erwähnt, ohnehin noch nicht für eine ernsthafte Beziehung bereit war, sondern einfach nur etwas Positives, eine Art Abenteuer erleben wollte, nach den ganzen emotionalen Strapazen der letzten Monate.

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