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Magische Welten

Geschichte Info
Eine verwönte Prinzessin wird zur tapferen Kriegerin.
79k Wörter
4.69
31.8k
24
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 05/27/2022
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Einleidende Worte:

immer nur erotische Geschichten zu schreiben wird mit der Zeit langweilig und, wie einige Leser berechtigt anmerken, ähneln sich manche Story-Stränge. Deshalb habe ich angefangen eine zweite Leidernschaft zu entwickeln und Fantasy-Geschichten zu schreiben, die nichts mit Sex oder Erotik zu tun haben. Ich habe sie auf einer anderen Seite veröffentlicht. Da sich in letzter Zeit die Kommentare häufen, dass einige Leser die Passagen mit Sex überlesen, habe ich mir gedacht, ich versuche es einmal - da es ja eine Abteilung nicht erotischer Geschichten gibt - diese hier zu veröffentlichen. Wer den Sex vermisst, braucht gar nicht erst weiterlesen, allen anderen wünsche ich viel Vergnügen.

Freudenspender

Magische Welten

Kapitel 1 -- Die Flucht

„Was war das für ein Donnergrollen?", erkundigte sich Prinzessin Aurora.

Sie war leicht verärgert. Wer störte schon so früh am Morgen ihre Ruhe? So etwas war unerhört. Doch die Stimmung kam ihr heute generell ein wenig angespannt vor. Etwas war anders als sonst. Bereits seit den Morgenstunden verhielten sich die Wachen sonderbar, aber niemand wollte ihr sagen, was los war. Sie wollte nun selbst nachschauen gehen, wurde aber von einem jungen Mann aufgehalten, der an ihr vorbeilaufen wollte. Er hielt überrascht inne.

„In diese Richtung sollten Sie nicht weitegehen, Prinzessin. Das Schloss wird angegriffen!"

„Das Schloss wird was? Angegriffen? Von wem?"

„Von den dunklen Mächten."

Mit diesen Worten lief er auch schon wieder weiter und schenkte der Prinzessin keine Beachtung mehr. Allein das war äußerst befremdlich. Das war sogar unerhört! Er müsste sich vor ihr tief verneigen und warten, bis sie ihn entließ. Das war doch kein Benehmen ihr gegenüber! Ihr einfach im Vorbeigehen etwas zuzurufen, das war eine Respektlosigkeit ohne Gleichen, welche sie nie und nimmer hinnehmen konnte. Das würde Konsequenzen haben.

Aber eine Bestrafung dieses Verhaltens musste erst einmal warten. Zum einen war der junge Mann bereits wieder verschwunden und sie kannte auch nicht seinen Namen. Zum anderen konnte sie im Augenblick sowieso nichts unternehmen, es standen keine andere Wache in der Nähe, die ihn verfolgen und festsetzen hätten können. Auch das war eine Unverschämtheit. Im Schloss hatten Wachen zu stehen für den Fall, dass sie etwas brauchte!

Die Prinzessin ging von diesen Vorfällen irritiert zum Fenster und blickte hinab in den Schlosshof. Sie traute ihren Augen nicht. Bei dem, was sie dort sah, blieb ihr die Luft weg. Das Schlosstor schien aus den Angeln gehoben worden zu sein. Fremde Krieger drängten sich durch das schief in den Angeln hängende Tor in den Hof des Königsschlosses und überall konnte sie kleinere und größere Feuer ausmachen. Aus einem Teil des prächtigen Baues loderten sogar meterhohe Flammen.

„Mein Gott!", sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund.

Sie wusste zwar nicht genau, was geschah, aber trotzdem war ihr klar, dass die Lage mehr als ernst war. Doch wer sollte es wagen, das Schloss anzugreifen? Das konnte doch kein Mensch wagen. Noch während sie am Grübeln war, kam ein erfahrener Krieger der Leibgarde des Königs den Gang entlanggelaufen, direkt auf sie zu. Seine sonst weiße Uniform war mit roten und dunklen Flecken verunstaltet. Prinzessin Aurora war schockiert. Als der Krieger vor ihr stehen bleibt, fuhr sie ihn augenblicklich an.

„Was fällt Ihnen ein, mir derart schmutzig und verdreckt unter die Augen zu treten. Dass Ihr Euch nicht schämt!"

„Dafür haben wir im Augenblick leider keine Zeit, Prinzessin", konterte der Mann. „Kommt mit!"

Ohne auf eine Antwort zu warten, packte er die Prinzessin an der Hand und lief los. Diese war schockiert von einem derart rüpelhaften Verhalten und wollte sich losreißen. Er hielt sie jedoch so fest, dass ihr dies nicht gelang. Sie hatte keine andere Chance, als ihm zu folgen. Dabei musste sie darauf achten, mit ihm mitzuhalten und nicht hinzufallen. Einen weiteren Versuch, sich dem Mann entgegenzustemmen, ließ sie sehr schnell bleiben, als sie deswegen stolperte und beinahe auf der Nase gelandet wäre. Das wollte sie dann auch wieder nicht.

„Was soll das?", schrie sie ihm hinterher, während er vor ihr durch die Gänge hastete.

„Wir haben keine Zeit, Prinzessin. Die Schergen Orissos sind hinter uns her. Ich bringe Euch in Sicherheit", antwortete er.

„Was heißt, sie sind hinter mir her? Wozu?"

„Eure Eltern sind tot. Nun will er Euch auch noch umbringen. Dann hätte er alle beseitigt, die Anspruch auf den Thron anmelden könnten."

„Mich umbringen? Wie kommt er dazu? Das darf er doch nicht!"

„Er hat nicht gefragt, ob er darf."

„Wo bringt Ihr mich hin?"

„Aus dem Schloss und in Sicherheit. Es gibt einen Geheimgang. Er führt in den Wald."

„In den finsteren Wald? Das könnt ihr mir nicht antun! Dort hausen wilde Gestalten, dort laufen wilde Tiere herum und angsteinflößende Kreaturen."

„Wollt ihr lieber Orissos in die Hände fallen? Es ist der einzige Ausweg."

Abrupt blieb die Prinzessin stehen. Sie stemmte sich wie wild gegen den Krieger, der sie weiterziehen wollte. Da es ihr gelungen war, sich mit einer Hand an einem Mauervorsprung festzuhalten, gelang es ihr, die Flucht zum Stillstand zu bringen.

„Dann will ich lieber sterben", sagte sie entschlossen.

Sie stemmte ihre eine Hand, die sie frei hatte, in die Hüften und stellte sich breitbeinig hin. Sie würde keinen Meter mehr laufen. Die Prinzessin wirkte entschlossen.

„Das ist jetzt nicht Euer Ernst!", stöhnte die Wache.

„Oh doch!"

Der Krieger war der Verzweiflung nahe. Schon seit jeher hatte sich im Palast hartnäckig das Gerücht gehalten, die Prinzessin sei viel zu verwöhnt und völlig weltfremd. Sie könne nie die Macht übernehmen, weil sie keine Ahnung davon habe, wie die Welt da draußen aussieht. Aber der König und die Königin würden alle Warnungen in den Wind schlagen, hieß es. Sie wurde von ihrem Vater auch von allen Staatsgeschäften ferngehalten und hatte vermutlich auch keine Ahnung, wer Orissos war und welche Konsequenzen es für sie haben würde, würde sie seinen Leuten in die Hände fallen. Die Eltern würden Prinzessin Aurora lieben. Hätten es damit allerdings etwas übertrieben, erzählte man sich.

Er selbst hatte dieses Geschwätz nie wirklich geglaubt und nur für ein übles Gerücht gehalten, um der Prinzessin zu schaden. Aber er war auch nie eingeteilt worden, sie zu bewachen. Damit kannte er sie nicht. Er sollte immer auf den König aufpassen. Die Prinzessin war meist nur beim Essen und bei offiziellen Anlässen zugegen. Dabei konnte er sich allerdings kein genaueres Bild von ihr machen. Beim Essen standen die Wachen vor der Tür, um der königlichen Familie zumindest dabei ein halbwegs normales Familienleben zu ermöglichen. Bei offiziellen Anlässen dagegen, hielt sich die Prinzessin für gewöhnlich im Hintergrund und wusste sich dabei auch zu benehmen. Aber jetzt, jetzt musste er am eigenen Leibe erfahren, wie verwöhnt diese Göre wirklich war.

Ihm war klar, im Guten würde er nicht weiterkommen. Am liebsten hätte er sie einfach sich selbst überlassen und wäre gegangen. Doch das konnte er dem Königreich nun auch wieder nicht antun. Besser als keine Erbin, die Orissos doch eines Tages vom Thron stoßen könnte, war so eine Prinzessin allemal, auch, wenn sie im Augenblick noch völlig ungeeignet war. Zudem hatte er einen Eid abgelegt. Deshalb musste er etwas unternehmen und das schnell. Er ließ ihre Hand los und holte ein Messer hervor. Dieses hielt er der Prinzessin hin. Er musste sie erschrecken, um sie zur Vernunft zu bringen.

„Dann tötet Euch bitte selbst. Wenn Euch die Schergen Orissos in die Hände bekommen, werden sie Euch auf das Übelste schänden. Ich glaube nicht, dass Ihr das wollt."

„Was soll ich? Mich selbst töten? Wie kommt Ihr auf so eine Idee?"

„Habt Ihr eine Ahnung, Prinzessin, was die Männer mit Euch machen werden? Ihr seid eine junge, hübsche Frau. Noch! Nicht auszumalen, was die mit Euch und Eurem Körper anstellen?"

„Das dürfen sie doch nicht!"

„Danach fragen sie garantiert nicht. Oder glaubt Ihr, die haben zuerst um Erlaubnis gebeten, bevor sie Eurem Vater das Schwert in den Rücken gestoßen haben?"

Mit großen Augen blickte die Prinzessin ihn an. Erste Tränen begannen über ihre Wangen hinunterzurollen.

„Mein Vater ist tot?"

Sie schien erst jetzt zu realisieren, wie ernst die Lage wirklich war. Er hatte ihr zwar schon vorhin berichtet, dass ihre Eltern ermordet worden seien, aber offenbar war das bei ihr in der Eile nicht richtig angekommen. Oder sie hatte es verdrängt. Nun aber kauerte sie sich auf den Boden und begann heftig zu weinen. Der Krieger war am Rande der Verzweiflung.

„Prinzessin, wir müssen weiter!", bat er innständig. „Wir haben keine Zeit!"

Dabei packte er sie fast grob unter den Armen und zog sie zurück auf die Beine. Widerstandslos ließ sie sich durch die Gänge ziehen. Allerdings lief sie nur passiv mit und strengte sich nicht sonderlich an. Sämtlicher Lebensmut schien aus ihr gewichen zu sein.

Erst als sie Schritte hinter sich hörte und feststellen musste, dass es sich dabei um feindliche Soldaten handelte, da flackerte panische Angst in ihren Augen auf und sie lief nun so schnell sie nur konnte.

„Da ist die Prinzessin, die kleine Schlampe. Ergreift sie!", rief einer der Verfolger. Man konnte hören, wie erfreut er war.

Aurora lief es bei diesen Worten kalt über den Rücken. Die hatten sie doch tatsächlich als Schlampe bezeichnet. Sie, die Prinzessin dieses Reiches! Nun verstand sie, was der Krieger gemeint hatte, als er ihr das Messer hingehalten hatte, damit sie selbst ihrem Leben ein Ende setzen könnte.

„Lauft, Prinzessin!", rief der Krieger ihr zu. „Wir sind gleich da."

Doch die Verfolger holten auf. Sie kamen ihnen immer näher. Der Krieger und die Prinzessin stürmten eine Wendeltreppe hinunter. Sie eilten drei Stockwerke hinab. Am Fuße der Treppe zog der Krieger an einer Figur, die in die Mauer eingelassen war und eine der Prinzessin bis dahin unbekannte und völlig unsichtbare Tür öffnete sich.

„Geht da hinein und folgt dem Tunnel. Haltet nicht an und lauft, so schnell und so weit ihr könnt", sagte der Krieger.

„Und Ihr?", wollte sie wissen.

„Ich schließe die Tür und verteidige sie bis zu meinem Tod. Hoffen wir, dass Ihr entkommen könnt."

Die Prinzessin blickte ihn mit großen Augen an. Er aber hielt ihr nur das Messer von vorhin erneut entgegen.

„Hier, nehmt das. Dann könnt Ihr Euch verteidigen, wenn es sein muss. Und, wenn Ihr jemandem begegnet, sagt nicht, wer Ihr seid. Niemand darf erfahren, dass die Prinzessin noch lebt. Ich fürchte, sonst wird man Euch Orissos ausliefern. Er wird mit Sicherheit ein fettes Kopfgeld auf Euch aussetzen. Und nun geht!"

„Danke!", sagte die Prinzessin. „Viel Glück!"

„Euch auch, Prinzessin."

Sie umarmte ihn schnell, nahm das Messer und verschwand im Gang, den er sofort verschloss. Es wurde stockdunkel und sie bekam Angst. Sie war nun allein und an einem Ort, den sie nicht kannte. Trotzdem wusste sie, dass sie in Sicherheit war, und das hatte sie einzig und allein diesem Mann zu verdanken.

Sie lehnte sich gegen die Tür und ließ sich daran nach unten gleiten. Sie brauchte einen Moment, um die Situation richtig erfassen zu können. Sie musste erst einmal durchatmen. Diese Zeit musste sie sich geben, um überhaupt zu verstehen, was gerade passiert ist. Es war für sie bis zum heutigen Tag unvorstellbar gewesen, dass das Schloss angegriffen werden könnte. In ihrer kindlichen Naivität standen die massiven Mauern des wehrhaften Baues für Sicherheit und sie glaubte, niemand könnte sie je einnehmen. Sie musste in diesem Moment allerdings erkennen, dass die Burg gar nicht so sicher und uneinnehmbar war, wie sie immer geglaubt hatte.

Offenbar war sie gerade noch rechtzeitig hinter der Tür verschwunden. Sie hörte, kaum dass sie drinnen war, Kampflärm auf der anderen Seite. Der Krieger schien sich tapfer zu verteidigen. Die Angreifer beschimpften ihn, fluchten und brüllten laut. Sie hörte einen Aufschrei und ein Röcheln. Dann war es schlagartig still. Von der anderen Seite der Tür war kein Kampfgeräusch mehr zu hören. Sie hatte zwar die Geräusche stark gedämpft wahrgenommen, hatte sich aber trotzdem ausmalen können, was auf der anderen Seite vor sich ging. Dass der Wachmann sein Leben gelassen hatte, um sie zu verteidigen, versetzte ihr einen Stich bis tief in ihr Herz. Tränen sammelten sich in ihren Augen und suchen sich über ihre Wangen den Weg nach unten. Er war tot. Er hatte sie gerettet und sein Leben für sie gegeben. Warum?

„Wo ist die verdammte Göre hin?", hörte sie einen Mann brüllen. „Sie muss doch hier irgendwo sein. Orissos bringt uns um, wenn wir sie nicht finden."

Der Krieger war tot, die Männer suchten nach ihr und sie stand hinter einer Geheimtür. Für sie gab es kein Zurück mehr. Das wurde ihr in diesem Augenblick schmerzlich bewusst. Eine tiefe Trauer erfasste sie. Sie trauerte um den Mann, der für sie gestorben war, sie trauerte auch ihrem alten Leben nach, denn eines war ihr durchaus bewusst, das Leben, das sie in Zukunft führen würde, würde nie mehr das sein, was sie bisher hatte.

Bum-bum-bum! Ein heftiges Klopfen gegen die Tür schreckte sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand. Bum-bum-bum! Erneut klopfte jemand energisch gegen die Wand. Aurora erschrak sich zu Tode. Hatten sie die Tür gefunden? Sie konnten einen Schreckensschrei gerade noch unterdrücken und hielt sich voller Panik beide Hände vor den Mund. Sie durfte jetzt keinen Laut von sich geben. Sie musste ruhig bleiben, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Bum-bum-bum! Ein weiteres Mal wurde gegen die Wand gehämmert, dass es nur so durch den Gang hallte. Auch diesmal musste der Mann gegen die Mauer neben der Tür geschlagen haben. Sie hatte fürchterliche Angst, dass der Mann den unterschiedlichen Klang wahrnehmen würde, sollte er gegen die Tür hämmern.

Zum Glück setzte er sein Klopfen an der Stelle fort, wo sich Mauer hinter der Täfelung befand. Bum-bum-bum! Offenbar hämmerte er nur wahllos gegen die Wand. Vermutlich war es mehr aus Ärger, dass ihm die Prinzessin entwischt war und weniger mit dem Hintergedanken, nach versteckten Türen zu suchen. Langsam beruhigte sich die Prinzessin. Ihr Herz schlug zwar immer noch rasend schnell, aber sie hatte die aufkommende Panik noch abwenden können. Sie lehnte immer noch, wie ein verschrecktes Reh zusammengekauert, an der Tür. Sie stieß die Luft vorsichtig aus und bemerkte erst jetzt, dass sie sie angehalten hatte. Plötzlich wurde sie erneut hochgeschreckt, da etwas gegen die Tür klopfte. Diesmal heftiger und es dröhnte viel lauter als zuvor. Allerdings war der Schlag dieses Mal tiefer geführt worden. Was ging nur dort draußen vor sich?

„Komm, lass uns weitergehen. Hier ist die verdammte Prinzessin nicht. Wenn sie nach dort drüben geflüchtet ist, und der Idiot von einem Wächter uns nur aufgehalten hat, dann ist sie direkt in die Flammen gerannt. Wir schauen nach und, wenn wir sie nicht finden, berichten wir Orissos, dass sie leider in den Flammen umgekommen ist."

„Bist du dir sicher?"

„Willst du ihm sagen, dass sie uns möglicherweise entwischt ist?"

„Nein, ganz bestimmt nicht!"

„Es ist echt schade. Kannst du dir vorstellen, welchen Spaß wir mit dieser Schlampe gehabt hätten. Sie sieht ja nicht übel aus. Und wenn wir mit ihr fertig gewesen wären, hätten wir sie Orissor gebracht und wären gefeiert worden, wie die Helden."

Die Prinzessin hörte Schritte, die sich entfernten. Erneut atmete sie auf. Diesmal konnte sie tatsächlich hoffen, ihren Verfolgern entkommen zu sein. So wie es aussah hatten sie aufgegeben. Der letzte Hieb war wohl ein Tritt mit dem Fuß und vermutlich nur ein Ausdruck des Ärgers. So wie es aussah, war der Tod des armen Mannes nicht umsonst gewesen. Sie war offenbar in Sicherheit. Im Moment zumindest.

Aurora hockte noch eine ganze Weile hinter der geheimen Tür. Immer wieder rollten Tränen über ihre Wangen. Sie musste sich erst fangen, bevor sie entscheiden konnte, was sie nun tun würde. Nur allmählich begriff sie das gesamte Ausmaß dessen, was geschehen war. Ihr Leben war komplett auf den Kopf gestellt worden.

Doch irgendwann raffte sie sich dann doch auf. Sie musste nach vorne schauen und dem Tunnel folgen. Sie musste das alles hinter sich lassen und hinaus ins Ungewisse. Eine andere Wahl hatte sie nicht.

Kapitel 2 -- Die Begegnung

Aurora musste sich in Bewegung setzten. Deshalb erhob sie sich und versuchte sich zu orientieren. Vorsichtig tastete die Prinzessin ihre Umgebung ab. Es war stockdunkel um sie herum. Wenn das mal kein Omen für ihr neues Leben war. Sie hatte Angst, es roch moderig, ihr war kalt und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wo sie sich befand. Sie stand im finsteren Nichts. In diesem Moment hätte sie viel dafür gegeben, zumindest eine Fackel in Händen zu halten. Sie hätte sie, ohne zu murren, auch selbst gehalten. Aber sie hatte keine. Auch wenn es in dem Gang eine Fackel geben sollte, so hatte sie nicht die geringste Chance gehabt, diese zu finden. Das war ihr klar und deshalb versuchte sie es auch erst gar nicht. Es war aussichtslos und das wäre nur vergeudete Zeit gewesen. Auch deshalb, weil sie nichts zum Anzuzünden dabeihatte und damit die Fackel wertlos gewesen wäre.

Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste sich in der völligen Dunkelheit nur durch Tasten langsam vorwärtszubewegen. Immer wieder hörte sie ein leises Fiepsen und war sich sicher, dass in diesem Gang Mäuse unterwegs waren. Womöglich waren es sogar Ratten, vor denen sie sich besonders ekelte. Die Prinzessin blendete solche Überlegungen aus. Sie wollte mutig sein und musste sich konzentrieren. Sie wollte hier raus und deshalb konnte sie im Moment keine Rücksicht auf ihre Ängste nehmen. Sie war keine Prinzessin mehr, sie war ein hilfloses Mädchen, das versuchen musste, allein zurechtzukommen. Sie konnte keine Bediensteten mehr herumscheuchen, sie musste alleine klarkommen.

Mit weit ausgestreckten Armen versuchte sie zu ertasten, wo die Wände verliefen. Zumindest wusste sie, dass es sich um einen Tunnel handelte. Schon bald war ihr klar, dass dieser in den rohen Felsen geschlagen worden sein musste, denn immer wieder stieß sie gegen Vorsprünge, Ecken oder Kanten. Ihre Hände waren sicher zerschunden. Mit den Füßen bewegte sie sich nur sehr langsam und vorsichtig vorwärts, um nicht zu oft und zu hart anzustoßen. Trotzdem ließ sich dies nicht vermeiden. An manchen Stellen tropfte Wasser herab. Ihr Kleid würde sicher schmutzig sein. Einmal bleib sie an etwas hängen und als sie am Kleid zog, hörte sie das typische Geräusch von reißendem Stoff. Na super! Jetzt hatte sie auch noch einen Riss im Kleid. Wie würde sie nur aussehen?

Ihr war zum Heulen zumute. Noch am Morgen hatte sie sich aufgeregt, weil die Köchin die Milch zu heiß aufgewärmt hatte. Als ob das ein Problem gewesen wäre. Sie hatte sich ja nicht einmal die Zunge daran verbrannt. Und jetzt? Jetzt kämpfte sie sich in einem finsteren Tunnel voran, hatte Angst um ihr Leben und niemand war mehr bei ihr. Sie war vollkommen allein.

Als sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit einfach hinsetzte und ausruhte, wurde ihr klar, dass sie jedes Zeitgefühl verloren hatte. Es war etwa 10 Uhr am Vormittag gewesen, als sie der Krieger in den Tunnel geschubst hatte. Allmählich knurrte ihr Magen und sie verspürte Hunger. Daraus schloss sie, dass es bereits Mittag sein müsste. Sie hatte sich also bisher rund zwei Stunden in völliger Finsternis vorwärts gequält. Wie lange würde es noch dauern, bis sie endlich zum Ausgang gelangen würde?

Früher wäre sie am Verzweifeln gewesen und hätte sich bei ihrer Zofe beschwert. Aber diese gab es nun nicht mehr. Das war nun ihr neues Leben und in diesem musste sie tapfer sein und weitergehen. Das zumindest nahm sie sich vor und versuchte, sich Mut zuzureden. Sie würde es schaffen!

So erhob sie sich auch wenig später und setzte ihren Weg fort. Von außerhalb drangen schon lange keine Geräusche mehr zu ihr durch. Sie hörte nur ab und zu einen Tropfen, der auf den Boden fiel, das Tapsen kleiner Füße auf dem Steinboden sowie ab und zu ein leises Fiepsen. Erneut verging die Zeit und langsam sehnte sie sich danach, endlich den Ausgang zu erreichen. Dieses Vorantasten war anstrengender, als sie gedacht hätte. Zudem zehrte die Ungewissheit an den Nerven.