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Magische Welten

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„Guten Abend, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Auch als Wolf haben sie eine stattliche Größe."

Er musste schmunzeln. Die Erwähnung der stattlichen Größe seines Wolfes schmeichelte natürlich seinem Ego. Aurora hatte das bewusst gesagt. Sie schloss aus dem, was Leara zuvor erzählt hatte, dass er ein wenig selbstverliebt war, wie die meisten Männer, die sich sehr eingehend mit ihrem Körper beschäftigten. Dass dem so war, konnte sie an seiner perfekt sitzenden Frisur, dem Shirt, das seine Muskeln einmalig zur Geltung brachte und an seinem ein wenig selbstverliebten Blick ablesen. Deshalb hatte sie es auch gesagt, um ihm zu schmeicheln.

Sie unterhielten sich eingehend zu dritt und Arrow sicherte Aurora seine volle Unterstützung zu. Er und Leara erzählten der Prinzessin alles Wichtige zu den Werwölfen und den Feen. Aurora hörte aufmerksam zu und stellte auch immer wieder Fragen. Auch, wenn es sich nicht wie Unterricht anfühlte, sie erfuhr auf diese Weise so eine ganze Menge.

„Mir ist klar, dass du mit den magischen Wesen allein keine Schlacht gewinnen kannst, aber wenn wir dir von Nutzen sein können, dann werden wir gerne an deiner Seite kämpfen", versicherte Arrow.

„Wenn wir die Drachen auf unsere Seite ziehen könnten, dann wäre ein Sieg in greifbarer Nähe", erwiderte Leara.

„Die Drachen, ja, wenn die dabei wären, sähe die Sache schon anders aus", stimmte ihr Arrow zu. „Schade nur, dass keiner weiß, ob es sie überhaupt noch gibt und wo sie sich eventuell aufhalten."

„Es gibt Drachen? Echt jetzt?", war Aurora überrascht.

„Ja, Drachen gab es, früher zumindest. Sie sind starke, mutige und unglaublich tapfere Wesen. Allerdings haben sie sich schon vor Jahrhunderten zurückgezogen und seitdem wurde nie mehr einer von ihnen gesehen. Keiner weiß, ob es sie noch gibt, wo sie leben und keiner weiß wer ihr Anführer ist. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt", erklärte Arrow.

„Das klingt wenig ermutigend", stimmte die Prinzessin nachdenklich zu.

„Ich werde nun gehen müssen", meinte Arrow. „Ich werde zuhause erwartet."

„Dann solltest wir dich nicht länger aufhalten. Es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen und ich bin mir sicher, wir werden uns wiedersehen. Danke für deinen Besuch", meinte Aurora.

„Das Vergnügen war ganz meinerseits. Ich bin sehr angetan davon, dass wir eine so junge und hübsche Königin haben", erwiderte er. Aurora wurde bei diesen Worten etwas heiß. Sie war sich sicher, dass sich eine leichte Röte auf ihren Wangen ausgebreitet hatte.

Der Werwolf verabschiedete sich auch von Leara und verschwand wenig später im Unterholz. Nach einiger Zeit hörte man ein Heulen. Es war bereits weit entfernt.

„Das war der Werwolf. Ich hoffe, du hast keine Angst mehr vor ihm. Es war doch gar nicht so schlimm", kicherte Leara.

„Echt nicht schlimm", stimmte Aurora zu.

„Wir sollten jetzt auch schlafen gehen. Morgen stelle ich dir den Anführer der Trolle vor, wenn du Lust hast."

„Ja, natürlich, gerne. Hab vielen Dank für deine Hilfe."

Aurora meinte es ernst. Sie hatte den Abend mit einem anderen weiblichen Wesen, mehr als genossen und dabei auch einiges gelernt. Sie kannte nun den Alpha der Werwölfe und wusste, dass er zu ihr stehen würde.

„Du musst dich nicht bedanken", antwortete Leara.

Dabei beugte sie sich zu Aurora. Sie schaute ihr sanft in die Augen, legte ihre Stirn, auf die der Prinzessin und schließlich kamen, sich ihre Lippen immer näher. Als sie sich berührten, kam es der Prinzessin so vor, als würde sich ein wohliges Gefühl in ihrem Bauch ausbreiten. Sie konnte dieses Gefühl und den Kuss nicht deuten. Sie wusste nur, dass es sich herrlich anfühlte, in den Armen der Fee zu liegen und von ihr geküsst zu werden. Ob es jedoch reine Freundschaft war, oder ob die Leara mehr wollte, das konnte sie nicht sagen. Eindeutig war dies nicht auszumachen.

„Gute Nacht", meinte Leara schließlich.

„Gute Nacht", antwortete Aurora.

Dann breitete die Fee die durchsichtigen Flügel aus und flatterte davon. Die Prinzessin blickte ihr nach, bis sie sie nicht mehr sehen konnte.

„Bis morgen", sagte sie leise in die Nacht hinein.

Dann kehrte sie ins Haus zurück. Da die anderen bereits schliefen, schlich sie sich so leise wie möglich, die Treppe hinauf, ging direkt zu Bett und schlief sofort ein. Sie träumte von Feen und Werwölfen.

Plötzlich tauchte ein riesiger schwarzer Drache vor ihr auf. Er war gewaltig groß und furchteinflößend. Trotzdem hatte Aurora das Gefühl, als brauchte sie vor ihm keine Angst zu haben. Ein Blick in seine Augen zeigte ihr, dass er sie mit Zuneigung anblickte. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, was ihr allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um einen Drachen handelte, ausgesprochen sonderbar vorkam.

Sie musterte ihn eingehend. Einen roten Strich konnte sie auf dem gewaltigen Kopf erkennen, der von den Hörnern bis zum riesigen Maul verlief. Ob sich die rote Linie über den Rücken hinweg weiterzog, konnte die Prinzessin nicht sagen. Sie war zu klein und der Drache zu riesig, als dass sie den Rücken hätte sehen können.

Im Traum hatte Aurora abends auf der Wiese unterhalb des Hauses gestanden. Sie hatte sich gerade von Leara verabschiedet und noch gedankenverloren in den Himmel geblickt. Plötzlich hatte sie einen Schatten am Himmel bemerkt. Gerivin war auch da. Er rief ihr ängstlich etwas zu, das sie aber nicht verstand. Sie war sich sicher, er wollte sie warnen. Sie konnte ihn nicht verstehen, sie war abgelenkt.

Das Wesen am Himmel fasziniert sie viel zu sehr. Es hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Der Schatten kreiste am Himmel und kam dabei immer näher. Wie ferngesteuert ging sie noch ein Stück die Wiese hinab, so als wollte sie ihm entgegengehen. Der Drache war unglaublich schnell. Plötzlich kam Wind auf und im selben Moment setzte er vor ihr zur Landung an.

In diesem Moment schreckte Aurora aus dem Schlaf hoch. Sie sah noch immer ein weit aufgerissenes Maul und hatte das unheimliche Brüllen dieses Wesens in den Ohren. Es machte ihr aber keine Angst. Ihr kam es so vor, als würde sie ihm noch lange in die Augen blicken und die Sanftheit darin sehen. Es war sonderbar, denn sie war schon lange wach.

Kapitel 8 -- Ein Wiedersehen

„Schon beeindruckend die Königin der Feen", grinste Gordin.

„Leara ist die Königin der Feen?", war Aurora erstaunt. „Sie hat sich mir gegenüber wie ein ganz normales Mädchen benommen, überhaupt nicht überheblich."

„Du bist ja auch eine Königin und hast dich ja auch wie ein normales Mädchen verhalten", meinte der alte Mann. „Leara ist ein sehr umgängliches Mädchen. Ich habe nur noch nie verstanden, ob sie auf Männer oder auf Frauen steht."

Aurora zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts zu diesem Thema. Das hatte sie nämlich auch noch nicht verstanden und außerdem konnte sie auch ihre eigenen Gefühle nicht wirklich einordnen. Aus diesem Grund ging sie einer Diskussion zu diesem Thema lieber aus dem Weg.

„Ich gehe und mache Frühstück", meinte sie und verschwand in der Küche.

An den folgenden Tagen übte Aurora mit Gerivin die Elemente. Es klappte immer besser und sie hatte allmählich den Dreh raus. Sie brauchte sich nicht mehr sonderlich zu konzentrieren und es gelang ihr, die Elemente, wie aus dem Nichts hervorzuholen. Auch mit der Dosierung der Kraft klappte es zunehmend besser.

An den Abenden stellte ihr Leara jeweils eines der magischen Wesen vor. Zunächst Jesper den Anführer der Trolle, dann Eria die Elfenkönigin und schließlich Sirel den König der Vampire. Es waren alles sehr interessante Charaktere. Natürlich kam Aurora mit Leara und Erina am besten aus. Das lag aber sicher auch daran, dass sie Mädchen waren und noch dazu alle ungefähr im selben Alter.

Am Abend, an dem sie die Elfenkönigin kennenlernte, gab es einen etwas kritischen Moment. Als die Fee der Elfe mit der Hand liebevoll über den Po strich, überkam Aurora ein Anflug von Ärger. Sie schaute die beiden aus zusammengekniffenen Augen an. Zum Glück beherrschte sie sich und als ihr klar wurde, dass es sich um einen Anflug von Eifersucht handelte, musste sie innerlich lächeln. Trotzdem stellte sie sich die Frage, ob sie sich in Leara verliebt hatte. Es konnte aber auch nur sein, dass sie Leara als ihre Freundin sah und, dass die Vertrautheit der beiden diese Freundschaft zu gefährden schien. Sie wusste es nicht. Allerdings wurde ihr klar, dass Leara für sie ein wichtiger Mensch war.

„Damit hätten wir alle durch", meinte Leara am letzten Abend, als sich Erina auf den Heimweg gemacht hatte.

Aurora umarmte die Feenkönigin und hauchte ihr ein „Danke" ins Ohr. Die Umarmung dauerte etwas länger, als es normal war und auch Leara schien dies zu genießen. Doch dann trennten sich die beiden wieder.

„Eigentlich fehlen noch die Drachen", meinte Leara nachdenklich.

„Von deren Existenz leider niemand eine Ahnung hat", fügte Aurora traurig hinzu. „Ich hätte gerne einen Drachen getroffen. Müssen unglaublich schöne Tiere sein."

„Aber auch gefährlich."

„Was erzählt man sich von ihnen?"

Leara sah das Funkeln in den Augen ihrer Freundin. Sie war neugierig. Die Feenkönigin konnte es gut verstehen. Auch sie faszinierten diese mächtigen Wesen. Allerdings hatte sie auch genügend Geschichten über sie gehört, um den nötigen Respekt vor ihnen zu haben. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich einem begegnen wollte. Aber das Problem stellte sich erst gar nicht, da es keine Drachen gab oder zumindest seit Jahrhunderten keine mehr gesichtet worden waren.

Die Feenkönigin war sich aber auch darüber im Klaren, dass sie die Prinzessin aufklären musste. Sie würde sich sonst in etwas verrennen und die Drachen zu Überwesen hochstilisieren. Also nahm sie sie zur Seite und setzte sich mit ihr auf einen am Boden liegenden Baumstamm.

„Drachen sind wild und frei. Sie streiften früher durch das Land und beherrschten alles. Ein wütender Drache konnte ganze Städte vernichten und das kam auch ab und zu vor. Mit der Zeit fanden Drachen heraus, dass es einen Menschen gab, mit dem sie seelenverwandt waren. Wenn sie ihn fanden, dann dienten sie ihm bedingungslos. Auch der Mensch fühlte diese Verbindung und das Wichtigste in seinem Leben wurde sein Drache.

Aber das sind Geschichten. Wie schon erwähnt, hat man seit ewigen Zeiten keinen Drachen mehr gesehen. Natürlich könnte es sein, dass sie sich in einen sehr verborgenen Winkel der Erde jenseits der Grenzen der uns bekannten Welt zurückgezogen haben. Aber in diesem Fall glaube ich nicht, dass sie jemals wieder zum Vorschein kommen. Zu viel ist zwischen den Drachen und den Menschen geschehen", erzählte Leara.

„Was denn? Nun sag schon! Erzähl mir von den Drachen!", bettelte Aurora.

„Menschen und Drachen lebten Jahrhunderte lang im Einklang. Es gab diese Verbindung immer zwischen einem Drachen und einem Menschen. Dieses Band war etwas ganz Besonderes und hielt ein Leben lang. Wenn ein Drache seinen Seelenverwandten gefunden hatte, waren sie unzertrennlich. Die gebundenen Drachen übten auch eine positive Wirkung auf ihre wilden Artgenossen aus und so kam es immer seltener zu Zwischenfällen. Nur, wenn ein Mensch einen Drachen ärgerte, dann konnte dieser ganz schön wütend werden.

Das Problem war jedoch, dass nicht jeder Mensch und nicht jeder Drache einen Seelenverwandten hatte oder sie sich nicht finden konnten. Es war sogar so, dass nur ein kleiner Teil der Menschen und etwa die Hälfte der Drachen eine solche Verbindung eingehen konnten. Das führte sowohl bei den Menschen als auch bei den Drachen dazu, dass jene, die kein solches Band zu seinem Seelenverwandten hatten, neidisch auf die anderen wurden.

Zuerst waren es nur dumme Bemerkungen, später wurde die Auseinandersetzungen sogar handgreiflich und am Ende artete es in einen Krieg aus. Dabei gab es drei Seiten: die Menschen, die Drachen und jene, die eine Verbindung hatten."

„Das ist aber dumm und schade."

„Du sagst es. Es war dumm und schade. Es führte zu ganz viel Hass und Gewalt auf der Welt. Die Kämpfe dauerten viele Jahrhunderte. Am Ende zogen sich die Drachen zurück und wurden nie mehr gesehen. Es blieben nur noch die Menschen zurück."

„Wo sind sie denn hin?"

„Das weiß keiner. Plötzlich waren sie verschwunden."

„Und was passierte mit der Gruppe der Drachen, die ihren Menschen gefunden hatten?"

„Auch sie sind verschwunden. Keiner weiß, ob es von da an noch Drachen gab, welche einen Seelenverwandten finden konnten. Eine Legende besagt, dass sie ausgestorben sind und es nie mehr eine solche Verbindung geben wird. Allerdings gibt es auch eine andere Prophezeiung, der zufolge nach vielen Jahrhunderten eine junge und sehr mutige Frau ihren Drachen findet und die Verbindung eingeht. Ihr soll es gelingen, die Drachen zu besänftigen und das Verhältnis mit den Menschen zu entspannen und die alte Ordnung wieder herzustellen."

„Ich wünsche mir, dass die zweite Version stimmt."

„Du wärst gerne diese junge, mutige Frau", grinste die Feenkönigin.

„Das glaubst du wohl selbst nicht. Ich bin zwar jung, aber nicht mutig."

„Das würde ich so nicht behaupten", warf Leara ein. „Wer gegen ein ganzes Heer antreten will, der braucht Mut."

Die Feenkönigin nahm die Prinzessin in den Arm und drückte sie. Dann sprach sie weiter.

„Du darfst dir Drachen aber nicht als Schmusetiere vorstellen. Sie sind stark und mächtig. Sie spucken Feuer und haben unglaublich scharfe Krallen. Das gefährliche an ihnen ist aber das riesige Maul mit den spitzen Zähnen. Schon ein kleiner Drache kann dir dein Bein abbeißen, als sei es ein Zahnstocher. Ein großer kann dich in einem Happen verschlingen."

„Erst braten, dann essen", grinste Aurora.

„Du solltest das ernst nehmen", mahnte Leara. „Drachen sind unglaublich wild. Nur, wenn sie ihren Seelenverwandten gefunden haben, dann beruhigen sie sich und gehen mit diesem einen Bund ein. Man erzählt sich, dass Menschen bei einer solchen Verbindung die Sinne der Drachen erlangen. Sie können dann unglaublich gut sehen, riechen und hören. Sie werden stark und wendig im Kampf. Ein solcher Mensch wird zu einem mutigen und heldenhaften Krieger. Der Drache hingegen bekommt das ruhige Gemüt des Menschen und verliert seine aggressive Art."

„Spielen die Familien von Siryn und Zorus auch eine Rolle bei den Kriegen der Drachen oder hat das damit nichts zu tun?"

„Das ist eine gute Frage. Da diese Drachenkriege so lange zurückliegen, gibt es keine gesicherten Informationen mehr. Es gibt allerdings eine Sage, wonach die Mitglieder von Siryn diese Verbindung zu den Drachen hatten, jene von Zorus nicht. Diese sollen dann den Hass gegen die Drachen und ihre Reiter geschürt haben."

„Es ist zum Verrücktwerden. Offenbar läuft vieles auf den Streit der beiden Familien hinaus und mir hat nie jemand ein Wort darüber erzählt", ärgerte sich Aurora.

„Es läuft darauf hinaus, dass das Gute und das Böse zwei Gegensätze sind, die ständig miteinander ringen. Das Böse will die Oberhand gewinnen und das Gute muss versuchen sich dagegenzustemmen", mutmaßte Leara.

„Im Moment hat das Böse die Oberhand", stellte Aurora traurig fest.

„Du bist nicht allein", sagte Leara mitfühlend.

Dann nahm sie die Prinzessin in den Arm und strich ihr sanft über den Rücken. Diese schniefte einen Moment.

„Dafür bin ich auch dankbar und ich bin sicher, wir werden das Blatt wieder drehen."

Einige Zeit später verabschiedeten sich die beiden. Aurora ging zurück ins Haus und legte sich ins Bett. Sie lag noch lange wach und grübelte über das nach, was ihr ihre Freundin alles erzählt hatte. Schließlich glitt sie in einen unruhigen Schlaf.

Vor ihr stand ein riesiger schwarzer Drache. Wie aus dem Nichts war er erschienen, wirkte aber unglaublich real. Die junge Prinzessin wusste nicht, ob sie wach war oder ob sie schlief. Der Drache senkte seinen gewaltigen Kopf und starrte ihr in die Augen. Noch nie hatte sie jemand dermaßen eindringlich angeschaut. Neugier lag in den Augen. Aurora konnte sich kaum von diesem durchdringenden Blick lösen. Das Einzige, das ihr auffiel, war, dass sich ein feuerroter Strich von der Nase hinauf zu den Hörnern zog. Genau in der Mitte verlief dieser Streifen und machte den Drachen so einzigartig. Es war der Drache aus dem ersten Traum.

Immer noch hatten sie ihre Blicke in den Augen des anderen versunken. Die Prinzessin hatte das Gefühl, als könnte sie dem Tier bis tief in die Seele blicken und fühlte gleichzeitig, als würde er tief in sie hineinblicken und keines ihrer Geheimnisse würde ihm verborgen bleiben. Rauch stieg aus seinen Nüstern. Vom Reflex her wollte sie flüchten, aber sie brachte es nicht übers Herz. Aurora zitterte am ganzen Körper. Das furchteinflößende, gleichzeitig, aber auch majestätische Geschöpf knurrte laut. Die Prinzessin musste sich die Ohren zuhalten. Als er schließlich sein gewaltiges Maul aufriss, begann sie zu schreien. Sie hatte aber nicht das Gefühl, als würde er sie gleich verschlingen. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte Vertrauen zu dem riesigen Tier.

Schweiß gebadet schreckte Aurora in ihrem Bett hoch. Sie zitterte am ganzen Leib. Es war nur ein Traum, denn anders konnte es ja auch nicht sein. Sie lag in ihrem Bett. Aber der Traum war so unglaublich realistisch gewesen. Sie hatte den Eindruck, noch den Geruch von Schwefel und Rauch in der Nase zu haben.

Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte blickte sie aus dem Fenster. Der Mond stand hoch am Himmel. Sie schätze, dass es etwa Mitternacht sein müsste. Da sie nach diesem Traum immer noch ein wenig verwirrt war, zog sie sich schnell an und schlich sich aus dem Haus. Gemächlich spazierte sie über die Wiese, ganz ohne Ziel, einfach wahllos, wohin das Schicksal sie führte.

Sie musste nachdenken. Der Traum war unglaublich real gewesen. Würde sie nicht wissen, dass es nicht anders sein konnte, hätte sie Zweifel, ob sie dem Drachen nicht wirklich gegenübergestanden hatte. Doch vermutlich war der Traum ihren Wünschen entsprungen, einen Drachen sehen zu wollen. Dazu haben sich wohl die warnenden Worte von Leara gemischt. Die Fee hatte wirklich großen Respekt vor diesen Tieren. Das hatte die Prinzessin in ihren Augen erkennen können.

Sie überlegte, welche Schauermärchen wohl um diese faszinierenden Wesen kreisten. Einiges davon war sicher die Wahrheit, manches dürfte aber im Laufe der Jahre durch die Fantasie verschiedener Erzähler hinzugekommen sein. Ein Drache war schließlich ein ausgesprochen imposantes Wesen. Da ließ sich so einiges hinzudichten, um die Geschichte interessanter zu machen.

Plötzlich hörte Aurora Musik. Es waren zarte Klänge einer Harfe und eine helle klare Stimme sang dazu. Sie war fasziniert von dem Wohlklang. Doch als sie sich umschaute, stand sie mitten im Wald. Wo sollte bitte, hier mitten zwischen den Bäumen Musik herkommen? Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und erblickte etwas entfernt, hinter drei großen Tannen, einen schwachen Lichtschein. Neugierig geworden schlich sie darauf zu.

Als sie hinter einer der mächtigen Tannen versteckt hervorlugte, konnte sie einen großen Bogen in einem Felsen erkennen, der den Eingang zu einer hell erleuchteten Höhle bildete. Es war aber kein normales Licht, es war bunt und grell. Das alles erinnerte sie an den Festsaal des Schlosses. Wenn die Sonne durch die bunten Fenster schien, spielten auch dort bunte Lichter an den Wänden. Aber hier war sie nicht im Schloss und es gab auch keine Sonne. Sie war im Wald und es war Nacht. Damit konnten es nicht die Sonne und bunte Fenster sein, die diese Farbenpracht schufen.

Aurora beobachtete den Eingang eine Zeit lang. Aber es tat sich nichts. Neugierig geworden schlich sich Aurora ein kleines Stück näher. Niemand behelligte sie. Das alles kam ihr ausgesprochen sonderbar vor. Trotz der Ungewissheit hatte sie keine Angst. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass keine Gefahr drohte. Die Prinzessin, die noch im Schloss gelebt hatte, hätte nun ängstlich die Wachen gerufen, damit sie diese begleiten konnten. Die neue Aurora hingegen war mutiger. Ohne zu zögern, schlich sie weiter. Sie erreichte wenig später den Bogen und trat hinein.

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