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Magische Welten 04

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„Ich habe keine Tante und möchte so gern eine haben. Du bist so gut zu mir gewesen und deshalb würde ich dich gern zur Tante haben", flüstert sie mir ins Ohr.

„Dann hast du ab heute eine Tante", sage ich und umarme sie. „Ich habe auch keine Nichte und könnte mir keine bessere wünschen als dich."

„Echt jetzt?", strahlt sie mich an.

„Echt jetzt!", grinse ich zurück.

Damit machen wir uns wieder auf den Weg und gelangen zu den Unterkünften. Dort treffen wir auf die Mutter von Noemi.

„Mama, Tante Vera ist wieder da", ruft sie ihr erfreut zu.

„Tante Vera?", meint die Angesprochene. „Du kannst doch die Königin nicht einfach Tante nennen."

„Kein Problem, wir haben das so ausgemacht", beruhige ich die Mutter.

„Siehst du!", meint die Kleine stolz.

Ihre Mutter jedoch schaut mich überrascht an. Ich streiche schon die ganze Zeit Noemi über den Kopf. Sie hängt an meinem Bein und blickt stolz zu mir hoch.

„Noemi spricht nur noch von Euch. Stimmt es, dass sie in die Schule gehen darf?", erkundigt sich hingegen die Mutter.

„Sag bitte Vera zu mir. Wie ist dein Name?"

„Ich bin Sarah."

„Ich hatte die Idee, dass ich Noemi und weitere Kinder an einer Schule lernen lasse. Sie bekommen dort eine fundierte Ausbildung und sollen dann hierher zurückkommen, um eine Schule aufzubauen und zu unterrichten. Es ist mir klar, dass die Kinder lange von zuhause weg sein werden. Sie werden aber eine wichtige Aufgabe für diese Gruppe und generell in dieser Welt übernehmen."

„Willst du das? Auch, wenn du lange von mir getrennt sein wirst?", erkundigt sich Sarah bei ihrer Tochter.

„Ich möchte etwas lernen. Tante Vera ist so klug und so gut zu uns. Wenn sie glaubt, dass dies wichtig ist, dann mache ich das. Ich bin mir sicher, sie wird mich unterstützen."

„Das werde ich mit Sicherheit. Außerdem werden wir eine Möglichkeit finden, dass du öfters hierherkommen kannst."

„Müssen wir weit gehen?", will Noemi wissen.

„Wir werden fliegen", sage ich vorsichtig.

„Fliegen? Du meinst wie Vögel?"

„Mit einem Drachen."

„Einem Drachen?", platzt Noemi heraus und reißt die Augen weit auf.

„Mit Orion, um genau zu sein."

„Du hast einen Drachen?"

„Ja, wir können ihn besuchen."

„Ist das nicht gefährlich?", erkundigt sich Sarah.

„Nein, Orion tut euren Kindern ganz sicher nichts. Nur gegen Feinde setzt er seine Kräfte ein."

„Bist du dabei?", will nun Noemi wissen.

„Natürlich bin ich dabei."

„Dann machen wir das. Am besten zuerst nur ich", meint die Kleine. Dabei lacht sie verschmitzt.

„Zeigst du mir vorher noch die anderen Kinder."

„Natürlich!"

Sie führt mich weiter und ruft ein paar Namen. Wenig später sind wir umringt von vier weiteren Kindern. Ich erkläre ihnen kurz, was auf sie zukommt und dass sie manchmal Wochen von zuhause weg sein müssen.

„Was sagst du dazu?", wendet sich einer der Jungs an Noemi.

„Ich mache das. Tante Vera kümmert sich garantiert um uns."

„Das tue ich, versprochen."

„Dann komme ich auch mit", antwortet der Bub.

Ich habe zwar den Eindruck, er will nur nicht hinter Noemi zurückstehen. Aber seine Zustimmung zieht nun auch jene der anderen drei nach sich. Damit werde ich drei Mädchen und zwei Buben eine Schulbildung ermöglichen.

Dazu kommt mir ein Gedanke. Was ist, wenn ich die Kinder bei mir im Schloss unterrichten lasse. Der Weg wäre kürzer und sie könnten jedes Wochenende in ihre Welt zurückkehren. Die Lehrer müssten sich sowieso auf ihre fünf Schützlinge aus dieser so fremden Welt einstellen. Deshalb ist es egal, ob ich dies organisiere oder ob es Luna übernimmt. Allerdings, der kürzere Weg würde dafür sprechen, dass ich die Ausbildung übernehme.

Ich habe mit Luna zwar einmal darüber gesprochen und wir haben dabei offengelassen, wo wir den Unterricht organisieren. Genaueres haben wir allerdings nicht abgemacht. Sie wird mir sicher nicht böse sein, wenn ich die Ausbildung im Schattenreich organisiere. Das einzige Problem ist, dass die Kinder sich nicht verplappern sollten. Aber darum werde ich mich später kümmern.

„Komm, dann gehen wir zu Orion", sage ich zu Noemi.

Ich nehme sie bei der Hand und wir machen uns auf den Weg zum Haus. Das Mädchen hüpft trällernd neben mir her. Sie wirkt sehr ausgelassen.

Auch, wenn ich vermute, dass wir halbwegs sicher sein sollten, bin ich trotzdem wachsam. Tatsächlich nehme ich etwa auf halber Strecke Geräusche und Gerüche wahr, die mich beunruhigen.

Plötzlich stellen sich uns fünf Männer in den Weg. Sie schauen verwahrlost aus und schwingen mächtige Keulen. Da ich sie bereits zuvor wahrgenommen habe, bin ich nicht sonderlich überrascht.

„Na, meine Hübsche. Ganz allein des Weges? Das trifft sich gut, wir brauchen Frauen", meint einer von ihnen.

„Bernd, was machen wir mit dem Kind?", meint ein anderer aus der Gruppe.

„Die soll im Lager mithelfen", antwortet der erste.

Ich gehe davon aus, dass es sich bei ihm um den Anführer handelt. Ich überlege fieberhaft. Mir jagen die fünf Männer keine Angst ein. Allerdings möchte ich einen Zwischenfall wie bei Fedora in Armogren vermeiden. Noemi soll nicht zum Druckmittel werden. Ich sehe ihr auch an, dass sie Angst hat und mich unsicher anschaut. Darin liegen Sorge und Vertrauen gleichermaßen.

„Na, was ist?", meint der Anführer, der wohl Bernd heißt.

„Was soll sein?", frage ich.

„Du sollst vor uns niederknien und uns als deine Herren anerkennen", meint er.

„Ist das dein Ernst?"

„Siehst du mich lachen?"

Nun aber lache ich. Der hat wohl verrückte Beeren gefrühstückt. Ich schiebe Noemi vorsichtig an den Rand des Weges.

„Keine Angst, weder dir noch mir passiert etwas. Du musst nur brav unter der Kuppel bleiben, die ich nun über dir errichte. Das ist ein Schutzschild, da kann keiner rein", flüstere ich ihr zu. „Bleib ja drinnen!"

„Und du?"

„Ich kämpfe."

„Gegen fünf Männer?"

„Ich bin eine Kriegerin. Gegen mich haben die keine Chance."

Noemi haucht mir einen Kuss auf die Wange und ich errichte ein Schutzschild als Kuppel über ihr. Somit kann ihr niemand mehr etwas anhaben.

„Na, was ist jetzt? Was ist so lustig?", bellt Bernd mich an.

„Nur Geduld, ich werde dir schon noch den Hintern versohlen", antworte ich.

„Die Kleine ist aber verdammt frech, der sollten wir Manieren beibringen", meint ein anderer aus der Gruppe.

„Das sollten wir", bestätigt Bernd.

„Ihr habt aber Mut", lache ich.

„Wir?", meint Bernd überrascht. „So etwas Freches wie dich habe ich noch nie getroffen."

„Man möchte doch tatsächlich meinen, ich käme aus einer anderen Welt", lache ich.

„Der Kleinen müssen wir erst einmal Respekt beibringen", knurrt Bernd.

Noch während er spricht, kommt er auf mich zugelaufen. Er hält in seiner Hand eine Keule, mit der er wild, aber sehr unkoordiniert herumfuchtelt. Das ist scheint die bevorzugte Waffe in diesem Land zu sein.

„Bleib ja da drinnen", ermahne ich Noemi noch einmal.

„Ja, versprochen!", antwortet sie.

Ich spüre, dass sie eingeschüchtert ist, muss mich nun aber auf meine Angreifer konzentrieren. Mir ist wichtig, das Mädchen in Sicherheit zu wissen. Nun kann ich mich voll und ganz auf den Kampf konzentrieren.

Für den Anfang lasse ich auf dem Weg des auf mich zustürmenden Anführers eine Wurzel aus dem Boden schießen. Natürlich übersieht er sie, stolpert drüber und fliegt auch schon der Länge nach auf dem Boden. Dabei bleibt er direkt vor mir liegen und muss zu mir hochschauen.

„Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man die Füße aufheben soll?", spotte ich.

„Satansbraten!", knurrt er.

Darauf gehe ich nicht weiter ein. Ich springe nach vorne und zerschneide ihm mit dem Schwert seine Hose. Dazu bohre ich es im Kreuz in den Stoff, schiebe die Klinge darunter und ziehe sie mit einem Ruck wieder nach oben. Der Stoff reißt die gesamte Länge nach auf und darunter kommt der entblößte Hintern zum Vorschein.

Die vier anderen stehen einen Moment wie gelähmt da. Sie starren auf den haarigen Arsch ihres Kumpels und können es wohl kaum fassen, dass ich ihn derart entblöße. Dann aber fangen sie sich, beraten kurz und ein anderer aus der Gruppe stürmt auf mich zu. Der Mann wirkt ausgesprochen entschlossen aber ebenfalls wenig kampferprobt. Er brüllt und schwingt die Keule, als müsste er einen Angriff der gesamten Wikingerflotte abwehren. Ich aber springe nur grazil zur Seite, stelle ihm ein Bein, er kommt ins Straucheln und donnert geradewegs gegen die Kuppel, die ich über Noemi errichtet habe. Diese hält, er prallt daran ab und bleibt, wie ein hilfloser Käfer, auf dem Rücken liegen.

Bei ihm packe ich nun die langen Haare, ziehe daran den Kopf nach oben und schneide seine Pracht da ab, wo ich kann, ohne ihn am Kopf zu verletzten. Natürlich sieht das echt dämlich aus, denn ganz oben in der Mitte kommt die Kopfhaut zum Vorschein, an den Seiten dagegen hängen die Haare etwas länger nach unten. Mit seiner schlecht geschnittenen Glatze sieht er aus wie ein räudiger Hund.

Lange Zeit zum Lachen habe ich allerdings nicht, denn es kommt bereits der dritte auf mich zu. Die Taktik ist immer dieselbe. Er brüllt, schwingt die Keule und versucht mich zu erreichen. Diesmal tauche ich unter seiner Waffe hindurch und ramme ihm mein Knie mit aller Wucht in den Bauch. Mitten in der Bewegung wird er ausgebremst, reißt die Augen geschockt auf und fällt dann in sich zusammen. Wenig später liegt er wimmernd und sich vor Schmerz krümmend vor mir auf dem Boden.

„Was ist mit Xaver?", will Bernd wissen.

„Er hat ein wenig Bauchschmerzen", sage ich kühl.

„Hast du ihn verletzt?"

„Du hast sie doch nicht mehr alle? Warum sollte ich ihn nicht verletzten? Wer hat denn wen angegriffen", antworte ich.

„Jetzt machen wir dich fertig, du Teufelsweib!", brüllt er. „Alle auf sie."

Ich überlege fieberhaft. Ich will die Männer nicht ernsthaft verletzen, auch weil ich Noemi den Anblick von Blut und abgetrennten Gliedmaßen nicht zumuten will. Aber langsam muss ich mir etwas einfallen lassen. Sie nur zu schonen, ist auch keine Lösung, zumindest nicht auf Dauer. Ich blicke den Männern entgegen, die alle auf mich zu gerannt kommen.

Der erste stolpert über die eigenen Beine, der zweite bekommt von mir einen Schlag gegen den Kopf und fällt ohnmächtig zu Boden, den dritten bringe ich erneut mit dem Wurzeltrick zu Fall und als noch Bernd übrig ist und auf mich zu rennt, weiche ich aus, stelle ihm ein Bein und setze mich auf den am Boden liegenden Mann, bevor er überhaupt mitbekommt, was passiert ist. Da er auf dem Bauch liegt und ich auf seinem Rücken hocke, drücke ich von unten her mein Schwert gegen seinen Hals.

„Rühr dich nicht oder ich schneide dir die Kehle durch", warne ich ihn grimmig.

„Du willst mir was?"

„Wenn ich mein Schwert nach oben ziehe, ist dein Kopf weg und das wäre weniger gut für dich. Es ist also gesünder, wenn du dich ganz ruhig verhältst und auch deine Freunde davon abbringst, mich anzugreifen."

„Was hast du denn für Kräfte?", brummt er verärgert. „Wie kannst du es mit fünf Männern gleichzeitig aufnehmen, du als Frau!"

„Ich bin eine ausgebildete Kriegerin und prinzipiell solltest du die Frauen nicht unterschätzen."

Langsam erheben sich die übrigen Männer. Sie mustern mich unsicher. Vor allem irritiert sie, dass Bernd sich nicht rührt.

„Was willst du überhaupt von uns?", will er wissen.

„Ich von euch? Wir beide sind friedlich unseres Weges gegangen, da seid ihr aufgetaucht."

„Wir waren auf der Suche nach Essen."

„Wir beide sind aber keine Nahrung."

„Aber du bist eine Frau."

„Ja und?"

„Du gehörst uns, wenn du keinen Mann hast."

„Deine Logik ist ja überwältigend. Dir muss mal eine Frau Manieren beibringen."

„Warum denn?"

„Ich gehöre mir und nicht dir oder einem anderen Mann. Bei uns haben Frauen die gleichen Rechte."

„Bei euch?"

„Das ist eine längere Geschichte", lache ich auf. „Ihr gehört zu einer Gruppe?"

„Ja, wir hausen etwas weiter weg."

„Wir bauen in der Nähe eine Siedlung auf. Wenn ihr dorthin kommen wollt, dann dürft ihr euch uns anschließen. Ich sage dir aber gleich, dass ihr euch dann eingliedern müsst und vor allem werden bei uns Frauen und Männer gleich behandelt."

„Du spinnst!"

„Dann eben nicht", sage ich trocken.

„Wie geht es dann mit uns weiter?"

„Ihr zieht ab und verhaltet euch friedlich", schlage ich vor.

„Das würde dir so passen."

Seine Freunde scheinen sich unteressen abgesprochen zu haben. Ich bekomme aus dem Augenwinkel mit, wie sie sich alle gleichzeitig auf mich stürzen wollen. Ich wünsche mir, dass sie gefesselt sind. Mitten in der Bewegung fallen sie zu Boden und bleiben, verschnürt wie Würste liegen.

„Ihr habt gegen mich keine Chance", sage ich. „Je schneller ihr das einseht, umso besser für euch."

Weil die vier Verschnürten auch noch anfangen sich zu wehren und vor Zorn zu brüllen, wünsche ich mir noch Knebel herbei. Nun ist wieder Ruhe.

Ich lasse von Bernd ab und erhebe mich. Einen Moment bin ich unschlüssig, was ich machen soll. Eigentlich können mir die Männer egal sein. Sie können sich den anderen anschließen oder für sich alleine bleiben.

Aber es geht auch um die Sicherheit der Kinder. Sie sollen sich in Zukunft ohne Gefahr zwischen dem Krankenhaus und Amys Anwesen frei bewegen können. Für die Zukunft sollten derartige Überfälle vermieden werden. Diese könnten aber auch von anderen Gruppen kommen. Man kann nie wissen, wer alles durch die Gegend schleicht.

Da wir etwas abseits auf einer kleinen Lichtung im Wald gekämpft haben, stelle ich den Weg zwischen dem Anwesen und dem Krankenhaus unter einen starken Zauber, sodass keiner in diesen Korridor eindringen kann, der dort nicht hingehört. Es ist wie eine Kuppel in Form eines Durchganges.

Dann befreie ich Noemi aus ihrer Glocke und mache mich mit ihr auf den Weg. Bernd, der seinen Mut und seine Keule wiedergefunden hat, versucht zwar zu uns zu kommen, scheitert aber am Zauber, den ich ausgesprochen habe und prallt am Durchgang ab. Damit können Noemi und ich unbehelligt weitergehen.

„Du hast gegen fünf Männer gekämpft", meint das Mädchen voller Ehrfurcht.

„Ich besitze ein Schwert und war damit den Angreifern weit überlegen. Da ich sie nicht ernsthaft verletzten wollte, hat es etwas länger gedauert."

„Trotzdem, du bist eine gute Kriegerin."

„Wenn du Lust dazu hast, bringe ich dir das Kämpfen bei. Natürlich in deiner Freizeit."

„Was ist Freizeit?"

„Du und die anderen, ihr werdet Unterricht haben. Das sind ganz genau vorherbestimmte Stunden. In dieser Zeit lernt ihr alle möglichen Dinge. Eure Lehrer geben dabei vor, welchen Lernstoff ihr durchmacht. Darüber hinaus gibt es aber auch Zeit, die ihr verbringen könnt, wie ihr wollt. Das ist dann die Freizeit."

„Und die kann ich dafür verwenden, das Kämpfen zu lernen?"

„Ja, oder andere Dinge, die dir Spaß machen. Du kannst aber auch einfach nur ein Buch lesen oder hängst mit deinen Freunden ab."

„Ich möchte das Kämpfen lernen. Am besten von dir!"

„Das machen wir", verspreche ich.

Inzwischen haben wir das Haus von Amy endlich erreicht. Ich gehe mit Noemi zu den Buchen, wo Orion schon auf uns wartet. Als wir zwischen den letzten Ästen hervorkommen, wartet er bereits auf uns.

Noemi schaut ihn etwas überrascht aber auch ausgesprochen neugierig an. Zu meiner Verwunderung zeigt sie dabei keine Angst.

„Das ist also dein Drache", meint sie.

„Ja, das ist Orion."

„Cool, schöner Name. Darf ich ihn anfassen."

„Er mag es, wenn du ihm die Nüstern kraulst."

Ich zeige ihr wie und Orion lässt kleine, weiße Wölkchen in die Luft steigen. Noemi kichert und streichelt ihn ebenfalls. Als er auch bei ihr weißen Dampf aufsteigen lässt und das auch noch in Herzchenform, da lacht das Mädchen vergnügt auf. Sie schlingt ihre kleinen Ärmchen um seine Nase, so gut sie eben kann.

„Der ist aber lieb!", meint sie begeistert.

„Hast du keine Angst. Die meisten Menschen haben Angst vor Drachen."

„Er ist dein Drache. Da kann er gar nicht böse sein", meint sie mit einer entwaffnenden Logik.

„Das stimmt auch wieder", muss ich lachen.

„Ich mag die Kleine", meint Orion.

„Sie ist ein mutiges und kluges Mädchen."

„Möchtest du mit Orion fliegen?", frage ich.

„Au ja, das wäre toll."

Ihre Begeisterung ist ansteckend. Orion hält uns die Vorderpfote hin, wir klettern drauf und Noemi setzt sich brav auf den Platz, den ich ihr zuweise. Dann erhebt sich der Drache und stößt sich ab. Einen kurzen Moment blickt das Mädchen zu mir zurück und scheint etwas besorgt zu sein. Dann aber entspannt sie sich wieder, als sie mich sieht.

Ich bitte Orion, eine Runde über die Welt der Menschen zu drehen. Gebannt schaut Noemi nach unten und betrachtet alles sehr genau.

„Da leben noch andere Menschen?", erkundigt sie sich.

„Das nehme ich an. Aber alle sind für sich allein."

Sie staunt, als wir einen riesengroßen See erblicken und sie ist von den Bergen begeistert. Sie findet ihre Welt, von der sie bisher nur einen sehr kleinen Teil gesehen hat, faszinierend und schaut begeistert alles an, was sie erblicken kann. Doch dann kommt mir eine Idee.

„Wollen wir in mein Land fliegen?", frage ich.

„Dorthin, wo ich zur Schule gehen werde?"

„Ja."

„Darf ich das?"

„Ich denke schon", grinse ich.

„Dann ja!"

Orion wendet, wir fliegen auf das Portal zu und landen direkt am Geheimgang. Ich bin gespannt, was sie sagt, wenn sie meine Welt kennenlernt. Sie ist bereits vom Wald beeindruckt, der viel gepflegter und ordentlicher ist als der Wildwuchs in der Welt der Menschen.

„Du erzählst aber keinem, dass du aus einer anderen Welt kommst. Du hast bisher in einem kleinen Dorf gelebt und hast von nichts eine Ahnung."

„Warum das?"

„Die Menschen in meinem Land wissen nicht, dass es noch etwas anderes gibt, als ihre Welt und das sollte auch so bleiben."

„Ich werde schweigen, wie ein Grab", verspricht sie.

„Dann komm!"

Ich führe sie in den Geheimgang. Das Mädchen folgt mir, ohne ein Problem mit dem dunklen Tunnel zu haben. Ich erzähle ihr kurz von diesem Gang und dass nur die Königin und ihre Vertrauten ihn benützen dürfen und finden.

„Ich bin also deine Vertraute", kichert sie.

„Das bist du", antworte ich vergnügt. „Du bist meine Nichte."

Als wir durch die Geheimtür in den Flur des Schlosses treten, schaut sich Noemi neugierig um. Mit großem Interesse saugt sie alle neuen Eindrücke in sich auf und das sind ausgesprochen viele.

„Hast du Hunger?", frage ich.

„Ja, wenn du mich so fragst."

„Dann komm!"

Ich nehme sie bei der Hand und wir machen uns auf den Weg zum Speisesaal. Die Wachleute vor der Tür stehen stramm, als sie mich sehen. Noemi, die sich an meiner Hand festhält, lächelt sie an. Im Saal selbst treffe ich auf Anna. Bei ihr sind auch zwei Berater. Diese springen sofort auf.

„Guten Tag, Eure Majestät!", meint einer.

„Königliche Hoheit", grüßt der zweite.

„Setzt euch und esst weiter", fordere ich sie auf. „Hallo Anna."

„Hallo Vera, mit dir habe ich heute nicht gerechnet", meint sie. „Wen hast du denn da dabei?"

„Du kennst doch noch Noemi aus dem abgelegenen Dorf bei Armogren?"

Dabei zwinkere ich ihr verstohlen zu. Die Kanzlerin scheint schnell zu verstehen.

„Natürlich, hallo Noemi. Wie geht es dir?"

„Tante Vera hat mich mitgenommen, um mir alles zu zeigen. Ich soll hier zur Schule gehen."

„Sie hat mir davon erzählt. Wie gefällt es dir bei uns."

„Hier ist alles so anders und so schön", meint sie.

„Ich bin mir sicher, dass du dazu beitragen wirst, dass es eines Tages auch bei euch so schön sein wird."

„Das möchte ich, das möchte ich wirklich."

Wir essen und plaudern ein wenig. Anna und ich erzählen dabei Noemi vor allem, wie es in unserer Welt aussieht und wie es hier funktioniert. Sie hört uns sehr aufmerksam zu und ich bin mir sicher, mit ihr die richtige Person ausgewählt zu haben, damit sie die anderen Schüler motiviert und führt. Das einst so schüchterne Mädchen ist deutlich selbstsicherer geworden.