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Magische Welten 04

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„Und heute?", will Thomas wissen.

„Ich habe Fedora zur Stadthalterin gemacht und ich denke, es läuft deutlich besser. Ich habe seitdem keine Klagen mehr gehört."

„Wie geht es übrigens dem alten Stadthalter und Graf Torstenburg?", will Fedora wissen.

„Die arbeiten fleißig im Steinbruch."

„Sag mir aber nicht, dass die Sonderüberweisung für das Sozialzentrum, welche die Stadt monatlich erhält, der Lohn der beiden ist."

„Sie haben noch einiges gutzumachen", grinse ich.

„Das war deine Idee?", lacht nun auch Fedora. „Das ist genial!"

„Ich habe lediglich dem Gericht einen Vorschlag zukommen lassen", antworte ich vergnügt. „Aber wie geht es euch, wie läuft es?"

„Wir haben das Sozialzentrum dank deiner Gelder vollständig wieder herrichten können. Dank der Maßnahmen, die ich als Stadthalterin treffen durfte, und dank der geringeren Steuern, weil es keinen Grafen Torstenburg mehr gibt, nimmt die Zahl der Armen ab und die Stadt kann endlich wieder aufatmen. Armogren ist dir zu großem Dank verpflichtet."

„Ich habe nur das getan, was die Königinnen schon längst hätten tun sollen", wiegle ich ab.

Plötzlich wird an den Tischen um uns herum immer lauter getuschelt. Ich kann deutlich hören, wie der Lärmpegel hörbar anschwillt. Plötzlich erhebt sich ein Mann.

„Die Königin ist hier! Leute, Königin Vera selbst hat heute bei der Essenvergabe ausgeholfen. Es lebe die Königin!"

Immer mehr Menschen fallen in den Chor ein und erheben sich von ihren Plätzen. Da steht Fedora auf und hebt die Arme. Es ist sofort ruhig.

„Ja, Königin Vera ist bei uns."

„Sie hat dasselbe gegessen wie wir", ruft einer ungläubig.

„Das soll auch so sein!", rufe nun ich zurück. „Ich bin froh, dass es nun möglich ist, hier ein nahrhaftes und gut schmeckendes Essen auszugeben, weil es so auch sein soll. Ich wollte wieder einmal nachschauen, wie es um eure Stadt bestellt ist und ich bin sehr zufrieden. Macht weiter so."

„Das werden wir", ruft ein Mann.

Damit verabschiede ich mich von Fedora und allen Menschen im Raum. Ich lass Samula noch die besten Wünsche für ihre Genesung ausrichten und mache mich dann mit Thomas auf den Weg.

„Fliegen wir zurück?", meint er, als wir das Stadttor passieren.

„Wir fliegen die Nacht durch, damit wir morgen im Land der Drachen sind."

„Und schlafen?"

„Wir schlafen auf dem Drachen."

Thomas schaut mich zwar etwas unsicher an, sagt aber nichts. Als wir Orion erreichen, steigen wir auf und schwingen uns in die Luft.

„Ins Land der Drachen, bitte!"

„Sehr wohl."

Kapitel 23 -- Mit Thomas im Land der Drachen

Als wir hoch oben in den Lüften sind, beginnen wir es uns bequem zu machen. Ich sehe, wie Thomas seinen Gedanken nachhängt.

„Das hat mir gefallen, wie du sofort mitgeholfen hast, obwohl dich niemand darum gebeten hat."

„Ich wollte etwas tun. Ich finde es schön, was Fedora und ihre Leute dort machen."

„So funktioniert Gemeinschaft", sage ich.

„Du hast die Gabe, Gemeinschaft zu stiften. Du bist eine der ganz großen Königinnen, das wurde mir spätestens heute klar."

„Ich bin ein einfaches Mädchen, das versucht, das Richtige zu tun und dabei sehr unsicher ist."

„Das merkt man", grinst er.

„Ich habe viele Freunde, auf die ich mich verlassen kann und das beruhigt."

„Es wäre ein Traum, würde es auch bei uns möglich sein, so eine Gemeinschaft aufzubauen."

„Sie ist bereits im Entstehen. Schau einmal genauer hin. Es wächst etwas heran, das gut wird. Du musst dem Ganzen nur noch etwas Zeit lassen."

„Geht das nicht etwas langsam?"

„Sei nicht ungeduldig. Es ist noch nicht so lange her, da habt ihr in einer Ruine gehaust und wart mit allen zerstritten. Inzwischen seid ihr zu einer Gemeinschaft geworden und die Kinder, die bei uns lernen, werden helfen, weitere Schritte zu setzen."

„Hast du diese Gruppe zu uns geschickt?"

„Welche Gruppe."

„Vor ein paar Tagen kamen Leute zu uns. Sie haben von einer Frau berichtet, die ihnen gesagt haben soll, dass sie sich uns anschließen können, wenn sie Frauen nicht mehr als Besitz betrachten."

„Das sind sicher Bernd und seine Leute gewesen", grinse ich.

„Ja, so hieß der Anführer."

„Denen bin ich zufällig begegnet", lache ich. „Habt ihr sie aufgenommen."

„Leo wollte zunächst nicht, weil er Angst hatte, die Vorräte würden dann nicht mehr reichen. Als ich ihn aber darauf aufmerksam gemacht habe, dass sich diese offenbar von allein wieder auffüllen und damit keine Gefahr besteht, dass sie jemals alle werden, da hat er sie nach einer langen und eindringlichen Ermahnung, bei uns aufgenommen."

„Leo setzt sich für die Frauen ein?", frage ich überrascht.

„Seit er dich getroffen hat, ist Leo wie ausgewechselt. Er ist nicht mehr der Keulen schwingende Kerl. Er denkt nach und überlegt und ich bin mir sicher, du hast ihn ganz tief beeindruckt. Du hast sein Frauenbild völlig über den Haufen geworfen, eigentlich bei uns allen. Ganz besonderen Eindruck hat hinterlassen, wie du dich um Sarah und Noemi gekümmert hast. Sie waren die Schwächsten in unserer Gruppe. Vor allem die Kleine sprüht nun von Lebensfreude. Für sie bist du sowieso die Größte."

„Dann ist ja gut", antworte ich zufrieden.

Wir setzen den Flug schweigend fort. Wir hängen wohl beide unseren Gedanken nach. Nach einiger Zeit schläft Thomas vor mir ein und auch ich rutsche ab ins Land der Träume.

Als mich die Sonne wieder weckt, befinden wir uns im Landeanflug auf die Drachenreiterschule. Ohne, dass ich etwas gesagt hätte, nimmt mein Drache Kurs auf den Schulhof.

„Du Schelm", necke ich ihn.

„Die Ankunft einer Königin", grinst er.

Ich wecke Thomas und wenig später setzen wir auch schon auf. Während ich athletisch von meinem Drachen rutsche, ist er noch sichtlich verschlafen und wäre beinahe gestolpert, als er die ersten Schritte auf festem Boden macht.

„Königin Vera", begrüßt mich ein Mitglied des Rates.

„Guten Morgen, Lord. Ist die Luna schon auf?"

„Sie ist im Speisesaal."

„Danke!"

Ich gebe Thomas ein Zeichen, mir zu folgen, und mache mich auf den Weg. Als ich die Tür zum Speisesaal aufstoße, richten sich alle Augen auf mich. Der Saal ist brechend voll, wirklich alle Schüler scheinen anwesend zu sein und damit kann ich nicht auf Anhieb hinauf zum Podium blicken. Ich weiß nicht, ob Luna dort oben ist. Trotzdem setze ich mich in Bewegung und gehe darauf zu.

Als meine Freundin mich erblickt, springt sie auf und kommt mir mit ausgebreiteten Armen entgegen. Sie strahlt über das ganze Gesicht.

„Hallo Vera, schön dich zu sehen!"

„Guten Morgen Luna", grüße auch ich. „Thomas kennst du ja."

„Natürlich, aus der Welt der Menschen."

„Er wollte sich meine Welt einmal genauer anschauen."

„Schön, dass du das Land der Drachen zu deiner Welt rechnest", grinst Luna. „Schließlich bist du Mitglied des Rates."

Wir gehen zum Tisch auf dem Podium und frühstücken zusammen. Ich erkläre Thomas das Wichtigste und er stellt auch immer wieder Fragen. Er ist wissbegierig und das gefällt mir. Als er sich etwas zu Essen holt, beugt sich Luna zu mir.

„Seid ihr ein Paar?", flüstert sie mir zu.

„Nein, wo denkst du hin?"

„So abwegig ist der Gedanke doch gar nicht", verteidigt sich Luna. „Ihr passt wirklich gut zusammen. Und er mag dich sehr."

„Wie kommst du denn darauf?"

„Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock. Er hängt an deinen Lippen und wenn er dich anschaut, liegt unglaublich viel Wärme in seinem Blick. Aber auch du schaust ihn an, wie du noch nie einen anderen Menschen angeschaut hast. Zumindest habe ich das so noch nie zuvor bei dir erlebt."

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Doch da Thomas bereits auf dem Rückweg ist müssen wir unser Gespräch notgedrungen beenden und von etwas anderem reden. Trotzdem bringen mich Lunas Worte zum Nachdenken über meinen Gefühlsstatus.

Nach dem Frühstück lässt es sich meine Freundin nicht nehmen, Thomas die Drachenreiterschule zu zeigen. Als wir den Drachenhort betreten und er die vielen Tiere sieht, ist er besonders beeindruckt.

„Wir fliegen noch ins Land der wilden Drachen", informiere ich Luna am Ende des Rundganges.

„Habt Spaß", meint sie. „Ich würde ja gerne mitkommen, aber meine Amtsgeschäfte lassen es nicht zu.

Da sie mir dabei aber verstohlen zuzwinkert, ist mir klar, dass sie gar nicht so viel zu tun hat. Sie will uns einfach nur Zeit allein ermöglichen und ich bin ihr dankbar dafür. Wir verabschieden uns von ihr und ich rufe Orion. Dieser kommt aus dem Drachenhort, wir steigen auf und erheben uns in die Lüfte.

„Du hast diese Schule besucht?", erkundigt er sich. Wir haben inzwischen die Höhe erreicht und der Flug verläuft ruhiger.

„Es ist Tradition, dass die Prinzessin des Schattenreiches an dieser Schule ausgebildet wird. Bei uns gibt es nichts Vergleichbares, da nur die Königin und eventuell der König Drachenreiter sind."

„Der König nicht immer?"

„Da bei uns, aus nicht genau bekannten Gründen, das erstgeborene Kind des Königspaares immer ein Mädchen ist und nur die künftige Königin eine Drachenreiterin ist, hängt es davon ab, aus welchem Land die Königin ihren Mann erwählt. Stammt er aus dem Land der Drachen, dann ist auch der König ein Drachenreiter, kommt er jedoch aus dem Schattenreich, dann bleibt ihm dieses Privileg verwehrt."

„Kam noch nie ein König aus dem Reich der Menschen?"

„Soweit ich weiß, nicht. Du musst allerdings bedenken, dass die Portale 500 Jahre lang geschlossen waren und deshalb kein Austausch, hat stattfinden können. Ich bin die erste Königin, die seit langem diese Möglichkeit besitzt."

Wir haben inzwischen die Bergkette erreicht, welche das Land der Drachen und jenes der wilden Drachen, wie es früher genannt wurde, voneinander trennt. Orion kennt den Weg und fliegt direkt darauf zu.

„Fliegen wir hinauf in die Berge?", erkundigt sich Thomas sichtlich überrascht.

„Ganz weit oben in den Bergen gibt es einen Weg, der uns in den verborgenen Teil dieses Landes führt. Lange Zeit haben sich die beiden Teile getrennt entwickelt. Erst mit der Zeit wurden sie zusammengelegt."

„Wie das?"

„Die Vorsitzende des Rates aus dem Land der Drachen und die Vorsitzende des Rates aus dem Land der wilden Drachen haben sich ineinander verliebt und wurden ein Paar."

„So etwas geht bei euch?"

„Warum nicht?"

„Keine Ahnung. Bei uns ist das noch sehr ungewohnt."

„Bei euch ist vieles noch in den Anfängen. Dabei war eure Welt einst ganz anders."

„Woher weißt du das?"

„Eine der großen Königinnen meines Landes stammt aus der Welt der Menschen. Ihre Vorfahren waren dorthin verbannt worden und erst als die Thronfolge in direkter Linie unterbrochen war, erinnerte man sich an den verstoßenen Seitenzweig."

„Eine Königin bei Euch stammt aus meiner Welt?", erkundigte er sich überrascht.

„Sie war in eurer Welt geboren worden und ist dort aufgewachsen. Aber ihre Vorfahren stammen aus dem Schattenreich. Sie war eine ganz tolle Frau und wenn du möchtest, lasse ich dich das Buch lesen, das von ihrem Leben erzählt."

„Das würde mich brennend interessieren."

Da wir inzwischen in den Übergang hineingeflogen sind und Orion einige etwas abrupte Flugmanöver machen muss, unterbricht Thomas mit leicht ängstlichem Blick unser Gespräch. Gebannt blickt er nach vorne. Ich beobachte, wie er die Bewegungen meines Drachens mitmacht und dabei langsam von links nach rechts schwankt, manchmal eine recht abrupte Bewegung macht und als wir durch den Rundbogen fliegen, hinter dem sich das Tal wieder weitet, zieht er wohl instinktiv den Kopf ein, als würde er Angst haben, ihn sich anzuschlagen.

Hinter dem Bogen jedoch beruhigt er sich wieder, schaut aber immer noch skeptisch nach unten. Die Steinwüste unter uns scheint ihm nicht besonders zu behagen.

„Das ist aber öde hier", meint er.

„Das wird schon", beruhige ich ihn.

Als wir den Wall erreichen, hinter dem die Wachen manchmal kontrollieren, wer daherkommt, verlangsame ich. Tatsächlich steigt eine Wache auf, erkennt mich aber sofort und senkt ehrerbietend das Haupt.

„Willkommen Königin", grüßt er.

„Hallo William. Schön wieder hier zu sein."

„Das freut uns, dass Euch dieses Land gefällt."

„Es ist ja auch besonders schön und immer noch so herrlich ursprünglich. Wir sehen uns auf dem Rückweg, William", grüße ich.

Wir fliegen weiter und schon bald fällt das Hochtal steil ab und ich höre, wie Thomas überrascht Luft holt. Staunend blickt er sich um.

„Wow, hier ist es aber schön", meint er voller Begeisterung.

Ich kann ihm nur zustimmen. Dieser Teil gefällt auch mir besonders gut, auch wenn ich am liebsten bei Gordins Hütte bin. Dieser Bereich strahlt auf mich eine unglaubliche Ruhe aus, dass ich mich unweigerlich entspanne und wohlfühle.

Wir fliegen eine Runde über das Gebiet. Nach einiger Zeit landen wir auf der Lichtung. Ich rutsche von Orion und auch Thomas folgt mir. Wir gehen zum Tisch am Bach, setzen uns auf die Bank und ich wünsche uns ein Mittagessen herbei. Es ist Zeit und außerdem habe ich im Flug gehört, wie bei Thomas der Magen geknurrt hat.

„Ich hätte nie gedacht, dass es noch etwas anderes als das Gebiet um unseren Zufluchtsort herum, geben würde. Schon der Flug über das Reich der Menschen war eine Überraschung. Es war viel größer als ich jemals gedacht habe.

Dass es aber auch noch andere Reiche gibt, ist für mich völlig neu und vermutlich weiß kein Mensch davon. Ich bin überwältigt."

„Du bist seit 500 Jahren der erste Mensch, der ins Land der Drachen gekommen ist."

„Wahnsinn!", staunt er.

Nach dem Essen machen wir uns auf den Rückweg. Wir fliegen wieder zurück durch den Übergang. Da die Sonne noch immer hoch am Himmel steht, das Wetter herrlich ist und ich noch keine Lust habe, zurückzukehren, schlage ich den Weg zur Lichtung im Bernsteinwald ein. Ich verspüre den Drang, noch etwas Zweisamkeit mit Thomas zu verbringen.

Als das Gebiet immer ländlicher und einsamer wird, dreht sich Thomas zu mir um. Sein Blick ist fragend auf mich gerichtet.

„Entführst du mich?"

„Sollte ich?", antworte ich vergnügt.

„Wir fliegen in eine ganz neue Gegend."

„Ich weiß."

„Was hast du vor?"

„Ich will dir etwas zeigen."

„Etwas Schönes?"

„Natürlich etwas Schönes", grinse ich verschmitzt.

Ich bin mir sicher, dass ihm die Lichtung gefallen wird. Den Rest des Fluges schweigen wir. Ich bin gespannt, wie er reagieren wird und er ist vermutlich neugierig darauf, was ich ihm zeigen werde.

Ich sehe bereits in der Ferne mein Ziel und mache mich bereit. Orion setzt zur Landung an und ich spüre, wie die Spannung bei Thomas steigt. Staunend schaut er sich schließlich um, als wir auf der Lichtung neben dem See landen.

„Da sind wir", verkünde ich.

Langsam rutsche ich von meinem Drachen und gehe auf das Ufer des Sees zu. Als ich einen Blick zurückwerfe sehe ich zu meiner Zufriedenheit, dass Thomas mir folgt. Dabei schaut er sich immer noch staunend um.

„Ein schöner Platz", meint er schließlich.

„Das ist es", bestätige ich.

Die Sonne spiegelt sich im Wasser und es ist angenehm warm. Zufrieden strecke ich mich und blicke über die beinahe spiegelglatte Oberfläche des Sees. Nur dort, wo ab und zu ein Fisch übermütig in die Höhe springt und wieder ins Wasser eintaucht, entstehen Ringe, die sich auf einem großen Teil des Sees ausbreiten.

Weit und breit ist kein Mensch. Meine Sinne bestätigen mir, dass nur ein paar Tiere in der Nähe sind. Ich wünsche uns eine Decke und Handtücher herbei, die wenig später einladend am Ufer liegen. Doch mir steht der Sinn im Augenblick nicht nach Sonne liegen. Ich beginne ganz langsam damit, mich auszuziehen.

„Was ist?", erkundige ich mich.

Thomas schaut mich mit geweiteten Augen an. In seinem Blick liegen unzählige Gefühle und ich kann nur einige bestimmen. Auf jeden Fall herrscht bei ihm Gefühlschaos und das macht nun mich unsicher.

„Du ziehst dich aus?", meint er jedoch nur lapidar.

„Ich gehe schwimmen."

„Hier?"

„Wo sonst?", frage ich grinsend.

„Haben wir Badeanzug und Schwimmhose dabei?"

„Wer braucht so etwas?"

„Du willst nackt ins Wasser gehen?"

„Hast du noch nie eine Frau gesehen?"

„Das schon, aber ..."

Er macht mitten im Satz eine Pause. Er weiß offenbar nicht, wie er es sagen soll.

„Wenn es dir peinlich ist, dann sag es", biete ich an. „Jetzt!"

Ich bin inzwischen bei meiner Unterwäsche angelangt. Wenn er jetzt nicht etwas sagt, dann sieht er tatsächlich Dinge, die nur wenige vor ihm gesehen haben.

„Nein, nein, natürlich ist es mir nicht peinlich", winkt er ab.

„Was ist es dann?"

„Wie stehst du zu mir?", will er wissen.

„Ich mag dich und ich bin schon so weit, dass ich mich nackt vor dir zeige, ohne ein Problem damit zu haben. Ist das Antwort genug?"

„Das ist also etwas Besonderes für dich?", erkundigt er sich schüchtern.

„Na hör mal! Wofür hältst du mich?", frage ich gespielt schockiert.

Dabei lache ich und zeige ihm auf diese Weise, dass ich nur scherze. Er aber bleibt angespannt.

„Nein, natürlich nicht. Äh, ich sage jetzt am besten gar nichts mehr. Du bringst mich völlig aus dem Konzept."

„Das freut mich", grinse ich.

Dann ziehe ich in Windeseile meinen BH und das Höschen aus und laufe ins Wasser hinein. Dabei blicke ich mich um und lache. Als ich mich zu ihm zurückwende, sehe ich einen völlig verdutzten Thomas. Damit hat er vermutlich nicht gerechnet.

Sobald das Wasser tief genug ist, tauche ich ein und schwimme los. Es ist herrlich erfrischend und ich halte entschlossen auf das andere Ufer zu. Das kühle Nass fühlt sich herrlich an und ich genieße es. Als ich das gegenüberliegende Ufer erreiche und mich umdrehe, sehe ich, wie Thomas sein letztes Kleidungsstück achtlos zur Seite wirft und ebenfalls ins Wasser watet. In seinem Gesicht erkenne ich nun freudige Erwartung.

Als ich zurückschaue fällt mir wieder der Wasserfall ins Auge, Während er auf mich zukommt, schwimme ich zurück und halte auf den Aufstieg zu.

„Was machst du da?", erkundigt sich Thomas.

„Ich klettere hinauf."

„Wozu?"

„Um herunterzuspringen."

„Bist du des Wahnsinns?"

„Warum?"

„Wo willst du herunterspringen?"

„Dort drüben."

Dabei zeige ich auf den Felsen, der in einiger Höhe über den See hinausragt und von dem aus ich bereits mit Luna in den See hinuntergesprungen bin.

„Willst du dich umbringen?", meint er schockiert.

„Ich habe das schon einmal gemacht. Das ist absolut ungefährlich."

„Aus dieser Höhe?"

„Wenn man es kann", lache ich.

Da ich inzwischen die Stelle erreicht habe, wo ich mich aus dem Wasser stemme und von dort aus, den Wasserfall nach oben klettere, um ihn auf der passenden Höhe zu queren und schließlich zum Absprungfelsen zu klettern. Als ich oben bin und nach unten blicke, sehe ich Thomas, der wie gebannt zu mir heraufschaut.

„Mach dir keine Sorgen!", rufe ich ihm zu.

„Mach ich mir aber", kontert er.

„Brauchst du wirklich nicht. Ich weiß, was ich tue", versuche ich ihn zu beruhigen.

Es gelingt mir aber nicht wirklich. Deshalb halte ich mich auch nicht länger damit auf und mache mich für den Absprung fertig. Ich konzentriere mich kurz und springe dann in die Tiefe. Bei meinem ersten Sprung begnüge ich mich damit, einen perfekten Kopfsprung hinzulegen. Schrauben und Salti spare ich mir für später auf. Ich will Thomas ja nicht ganz überfordern.

Als ich abspringe, entkommt ihm ein kurzer Schreckensschrei. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtet er, wie ich mit den Armen voraus ins Wasser eintauche. Es ist ein perfekter Sprung.

Als ich wieder an die Wasseroberfläche komme, sehe ich, wie er auf mich zu schwimmt. Als er mich erblickt, macht sich Erleichterung in seinen Augen breit und er findet sein Lächeln wieder, das mir so gut gefällt.

„Du lebst!", meint er.

„Was sonst", lache ich vergnügt.

„Hast du eine Ahnung, wie hoch das hier ist?"

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Angsthase bist."

„Ich bin doch kein Angsthase", wehrt er sich. „Ich bin nur noch nie von einem Felsen gesprungen."