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Magische Welten 04

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„Kannst du das mit den Kindergärten alleine übernehmen. Ich habe etwas vor."

„Du wolltest doch die Projekte unbedingt selbst anschauen", wundert sich die Kanzlerin.

„Wollte ich, stimmt! Mir ist aber etwas sehr Wichtiges dazwischengekommen."

„Und was?"

„Das erzähle ich dir morgen. Heute muss ich noch etwas abklären."

„Von mir aus", antwortet Anna. Ich glaube dabei einen leicht beleidigten Unterton zu hören.

Aber im Augenblick ist mir sogar das egal. Ich bedanke mich bei ihr, umarme sie und gehe in mein Büro, um das Dringendste zu erledigen. Ich möchte gleich nach den Audienzen aufbrechen und in die magische Welt gehen. Ich war schon zu lange nicht mehr dort, wenn ich ehrlich bin.

Die Audienz kommt mir ewig lang vor. Ob es nur meine persönliche Wahrnehmung ist oder ob es heute besonders langweilige Leute und Themen sind, kann ich im Nachhinein nicht mehr wirklich beurteilen. Ich bin auch geistig nicht wirklich bei der Sache.

Zum Glück ist irgendwann dann doch Schluss und ich mache mich schleunigst auf den Weg. Ich schaue schnell in meinem Zimmer vorbei, um mich umzuziehen. Eine lockere Hose und ein T-Shirt reichen, ich gehe ja in die magische Welt und muss dabei nicht königlich gekleidet sein.

Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, dass auch ich mein Zimmer im Ostflügel habe. Als Kind wohnte ich natürlich mit meiner Mutter in den königlichen Räumen im Westflügel. Irgendwann mit 16 wollte ich dann aber etwas Abstand zu ihr bekommen. Ich war eben ein Teenager. Deshalb habe ich nach meiner ersten Rückkehr von der Drachenreiterschule während der Sommerferien, darum gekämpft, hierher übersiedeln zu dürfen.

Erst jetzt erkenne ich den Vorteil, der Amy bewogen hat, ein Zimmer in diesem Teil des Schlosses haben zu wollen. Ich bin ganz nahe am Eingang in den Tunnel und ich frage mich, ob ich womöglich genau die Räume bewohne, die auch sie sich ausgesucht hatte.

Lange denke ich darüber aber nicht nach, ich bin inzwischen gemütlich gekleidet, eile aus meinem Zimmer und direkt zum Geheimgang. Da sich keine Wache in der Nähe befindet, öffne ich die Tür, verschwinde dahinter und ziehe sie hinter mir wieder ins Schloss. Erst jetzt fällt mir auf, dass meine Mutter und ich eine Taschenlampe benützen, welche möglicherweise Amy aus der Welt der Menschen mit hierhergebracht hat. Es würde mich zwar wundern, wenn diese so viele Jahrhunderte überdauert hat, aber da meine Vorgängerin sich mit Magie sehr gut auskannte, könnte es sich tatsächlich immer noch um dieselbe Lampe handeln.

Fast schon ehrfürchtig halte ich die Taschenlampe in der Hand und eile den Tunnel entlang. Über Gedanken habe ich bereits meinen Drachen informiert, dass ich komme. Er ist auch schon da, als ich aus dem Tunnel steige.

„Du warst lange nicht mehr in der magischen Welt", begrüßt mich Orion.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, du übergroße Eidechse", necke ich ihn.

„Übergroße Eidechse, wo hast du diesen Blödsinn her?"

„Das hat Amy zu ihrem Drachen gesagt."

„Zu Divina? Die hat das einfach so hingenommen?"

„Du kennst Divina?"

„Natürlich, sie lebt im Land der Drachen, im hinteren Teil, da wo alle Drachen der früheren Königinnen leben."

„Wann warst du dort?"

„Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Wo glaubst du denn, dass die Schattendrachen herkommen?"

„Das gibt es nicht!"

„Doch, warum nicht. Wir Drachen werden alt."

„Das schon, aber wie alt bist du dann?"

„Ich bin 617 Jahre alt."

„Echt? So alt?"

„Was heißt alt? Willst du mich beleidigen?"

„Na hör mal, wenn 617 Jahre nicht alt ist!"

„Für euch Menschen vielleicht, aber wir Drachen können bis zu 3.000 Jahre alt werden."

„Ja dann, sieht die Sache schon anders aus", gebe ich zu.

„Ich bin noch ein Jungspund, hat erst vor ein paar Tagen Horus gemeint."

„Der Drache von Aurora?"

„Wie viele Drachen mit dem Namen Horus kennst du?"

„Ich, keinen. Aber ich weiß ja nicht, wie viele mit diesem Namen im hinteren Teil im Land der Drachen leben."

„Genau einer!"

„Ok, ok, verzeih meine Unwissenheit. Aber sag mal, hast du dann auch Amy kennengelernt?"

„Als junger Drache bin ich in der Nähe gewesen, als sie damals zum ersten Mal ins Land der wilden Drachen kam, wie es seinerzeit noch genannt wurde."

„Da warst du dann wohl ein Babydrache", necke ich ihn. Er schnaubt verärgert.

„Wo willst du jetzt hin. Du bist vermutlich nicht gekommen, um mit mir zu streiten oder über alte Zeiten zu quatschen."

„Eigentlich schon. Wie war Amy so?"

„Sie war cool, auch wenn sie damals die Elemente noch nicht wirklich gut beherrscht hat", meint er und kichert. „Sie hat nur so kleine Wirbelstürme und winzig kleine Blitze erzeugt. Nicht, wie einst Siena."

„Die hat einen Weltuntergang heraufbeschworen."

„Woher weißt du das?"

„Ich habe drei Bücher bekommen, in denen die Geschichten von Aurora, Siena und Amy erzählt werden."

„Ja, das war etwas Anderes", kichert er. „Mein Vater hat genau an dem Tag mit mir einen Ausflug unternommen, als die kleine Gruppe unter der Leitung von Siena auf die Wachen zugeflogen kam. Auch damals waren wir unterwegs und befanden uns etwas entfernt auf einem Hügel. Wir haben deshalb die Ankömmlinge schon früher bemerkt als die Wachen dies konnten. Mein Vater hat nicht schlecht gestaunt, als plötzlich Drachen daherkamen auf denen Reiter saßen. Auch er hatte noch nie zuvor so etwas gesehen."

„Wow, diese Geschichte hast du mir noch nie erzählt."

„Ich dachte nicht, dass dich das interessiert."

„Wenn ich ehrlich bin, interessiert es mich erst seit heute. Ich habe einen Brief von Amy bekommen."

„Von Königin Amy? Einen Brief? Du?"

„Na hör mal, du Eidechse, warum soll ich keinen Brief von Amy bekommen?"

„Entschuldige, so war das nicht gemeint. Ich war nur etwas verwundert."

„Schon gut", grinse ich. „Sie haben vor 500 Jahren die Portale zur Welt der Menschen geschlossen und nun wäre es an der Zeit diese zu öffnen."

„Sind die 500 Jahre schon um?"

„Offensichtlich. Wie war es damals. War es in der Welt der Menschen wirklich so schlimm?"

„Ich war nie dort. Zum Glück! Wir Drachen sind nur ganz selten durch das Portal geflogen. Eigentlich nur Divina, die ja Amy holen musste."

„Also kennst du die Welt der Menschen nicht?"

„Nein und ich hatte auch keine Lust, mir diese genauer anzuschauen. Dort muss es ja fürchterlich gestunken haben. Wenn man in der Nähe des Portals war, konnte man es riechen. Es hat nach Rauch und Mief gestunken. Das war grässlich!"

„Weißt du wo Gordins Haus ist?"

„Natürlich, soll ich dich hinbringen?"

„Ja, bitte. Die drei Königinnen sprechen alle in ihren Erzählungen von Gordin. Ich bin neugierig, was ich dort noch finde."

Orion hält mir die Vorderpfote hin und ich steige auf. Mir fällt in diesem Moment auf, dass dies meine Vorgängerinnen aus den Erzählungen auch so gemacht haben. Ich könnte mich jedoch nicht daran erinnern, dass es Mutter jemals gemacht hätte. Sie klettert immer ein wenig umständlich hoch zum Nacken. Mein Drache hat es mir von Anfang an so gezeigt und deshalb mache ich es auch.

Kaum, dass ich sitze, erhebt er sich in die Lüfte. Wie lange bin ich nicht mehr geflogen? Es ist nun doch schon ein paar Wochen her.

„Drei Monate, um genau zu sein", präzisiert Orion.

„Drei Monate?! Das ist viel zu lange."

„Das würde ich auch sagen."

„Weißt du was, mein Junge, kannst du eine Runde über das Schattenreich fliegen. Ich möchte es einfach wieder einmal genießen, frei und allein zu sein.

„Ganz allein bist du trotzdem nicht", grinst er.

„Ich meinte doch, allein mit dir."

„Na, dann ist ja gut", meint er lachend.

Orion steigt in die Höhe und wir gleiten knapp unter den Wolken dahin. Dank meines hervorragenden Blickes kann ich alles erkennen, was am Boden vor sich geht. Da kommt mir eine Idee.

„Weißt du, wo Armogren liegt?"

„Ja, aber wie kommst du auf diesen Ort?"

„Er wird in den Erzählungen der großen Königinnen erwähnt."

Mein Drache fliegt einen Bogen und ändert die Richtung. Es dauert nicht lange und er kreist über einer kleinen Stadt.

„Das ist Armogren."

„Was ist daraus geworden?"

„Was meinst du damit? Es sieht dort aus, wie in jeder anderen Stadt in deinem Reich."

„Genau das ist es ja. Armogren war früher eine besondere Stadt, sozial eingestellt und hier hat man sich um die Armen gekümmert."

„Das muss aber lang her sein. Wenn ich mir die Armensiedlungen so anschaue, dann wird hier sogar weniger getan als anderswo."

„Komm, fliegen wir zu Gordins Haus", sage ich.

„Du klingst enttäuscht."

„Das bin ich auch. Siena und Amy haben von zwei starken Frauen aus Armogren berichtet, die aktiv waren und sich gekümmert haben."

„Das wird wohl der Unterschied sein."

„Ich würde gerne einmal nachschauen. In Armogren zu landen ist wohl keine gute Idee?"

„Erst nachts und dann musst du ein Stück zu Fuß gehen. Wir können nicht riskieren, dass die Menschen uns sehen. Auch, wenn ich ein Schattendrache bin, kann ich nicht mitten am Stadtplatz landen."

„Das sehe ich ein."

„Kommen wir zurück, wenn es dunkel ist."

Orion versteht mich und dreht ab. Er will in Richtung magische Welt und Gordins Hütte fliegen. Doch da kommt mir noch etwas in den Sinn.

„Könntest du mich auffangen, wenn ich von dir herunterfalle?", frage ich.

„Warum solltest du herunterfallen?"

„Nur so, bei einem Manöver, in einem Kampf ..."

„Du willst kämpfen?"

„Die Frage ist doch nicht, ob ich will. Es könnte doch gut möglich sein, dass ich eines Tages in so eine Situation gerate, wo ich dazu gezwungen werde."

„Kann sein."

„Also, wie sieht es mit dem Auffangen aus?"

„Wir können es probieren. Mehr als schiefgehen kann es nicht."

„Na super, du machst mir Mut", grinse ich. Ich weiß genau, dass er mich nur necken will. Orion würde nie etwas tun, was mich in Gefahr bringen würde.

„Willst du darauf verzichten?", meint er hämisch.

Mein Drache kennt mich manchmal besser als ich mich selbst und natürlich weiß er, in dieser Situation, genau, dass ich mich nicht davon abbringen lasse, wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe.

„Na los, wirf mich ab. Ich gehe in den Schneidersitz und du fängst mich auf."

„Aber nicht zwischen den Stacheln. Wir versuchen es zuerst auf dem Flügel."

„Ja, von mir aus."

Mein Drache lacht kurz, dann dreht er sich einfach zur Seite und ich falle auch schon der Erde entgegen. Er überrascht mich damit. Dennoch versuche ich in den Schneidersitz zu kommen, stelle mich dabei aber etwas ungeschickt an. Bevor ich checke, wie ich es anstellen könnte, platsche ich auch schon auf den Flügel meines Seelenverwandten. Das war eine komplette Bauchlandung.

„Das nenne ich missglückt", lacht er laut.

„Du lachst mich aus?"

„Ja was denn sonst! Du siehst aus, wie eine Mücke, die mit voller Wucht gegen eine Fensterscheibe geflogen ist."

„Du hast mich zu früh abgefangen", meckere ich.

„Zu früh, dass ich nicht lache. Noch 100 Meter und du wärst platt wie eine Flunder."

„Wir versuchen es nochmal", beharre ich.

„Wenn du meinst, dass es dann besser geht."

„Flieg dieses Mal höher hinauf!"

Ich bin inzwischen an meinen Platz gekrabbelt und schon schießt Orion senkrecht in den Himmel. Diesmal durchbricht er die Wolkendecke und schraubt sich immer weiter nach oben.

„Jetzt!", warnt er mich dieses Mal vor.

Dann dreht er sich auch schon wieder auf den Rücken und ich bin erneut im freien Fall. Diesmal stelle ich mich weniger ungeschickt an und bin schon bald im Schneidersitz. Als ich neben meinem Platz lande, sitze ich perfekt auf meinem Hintern.

„Geht doch!", meint er.

„Was hast du denn gedacht? Und jetzt gleich noch einmal, und zwar richtig."

„Bist du dir sicher?"

„Absolut!"

Erneut fliegen wir nach oben, er wirft mich ab, ich gehe über in den Schneidersitz und diesmal lande ich genau an meinem Platz. Es ist eine perfekte Landung zwischen den Stacheln an seinem Rücken.

„Du kannst es", grinst er frech.

„Daran zu zweifeln ist Majestätsbeleidigung", lache nun auch ich. „Und jetzt ab zu Gordins Haus."

Mit einem schwungvollen Dreh ändert Orion die Flugrichtung und wir segeln dahin. Nach etwa zehn Minuten landen wir auf einer wunderschönen Lichtung, die leicht abfällt und genau den Beschreibungen von Aurora, Siena und Amy entspricht. Ich erkenne am unteren Ende der Wiese eine halb verfallene Sitzbank. Auf der hat vermutlich Sofie Siena erzählt, was ihre Mutter alles geleistet hat.

Nun schaue ich nach oben und sehe das Haus. Auch dieses ist halb verfallen und es ist mehr als offensichtlich, dass hier schon lange Zeit niemand mehr wohnt. Keine Menschenseele ist weit und breit zu sehen, kein Lebenszeichen. Ich überlege kurz, dann kommt mir eine Idee. Ich könnte schauen, ob es den alten Magier noch gibt. Wie hieß noch der komische Kauz?

Ich versuche mich zu konzentrieren. Ich durchforste meine Erinnerungen an den ersten Band, um zu schauen, ob mir einfällt, wie ich zu ihm gelangen kann. Aurora hat sich in der Nähe der verfallenen Bank mit den magischen Wesen getroffen. Ich gehe deshalb die Wiese hinab und finde neben der Bank einen schmalen Steig, der in den Wald hineinführt.

Ich werfe einen Blick zurück zu Orion. Dieser nickt zustimmend und so mache ich mich auf den Weg und folge dem schmalen Pfad. Nach etwa fünf Minuten fallen mir drei Tannen auf, hinter denen sich ein kleiner Platz befindet. Ich erinnere mich, was Amy dachte, als sie den Magier gesucht hat. Obwohl der Wald voller Bäume steht, sind auch ihr diese drei Tannen sofort aufgefallen. Ohne ersichtlichen Grund wusste sie genau, dass sie am richtigen Ort war. Mir geht es genau gleich.

Sicher, die richtige Stelle gefunden zu haben, gehe ich weiter. Schon bald vernehme ich die angenehme Musik und erblicke den erleuchteten Höhleneingang. Ohne zu zögern, gehe ich darauf zu und hinein, folge dem Tunnel und gelange in eine wunderschöne Halle. Ich bin fasziniert. Eine Unmenge an Farbreflexen werden von den Wänden hin und her geworfen. Dazu die wunderschöne Musik. Ich komme mir vor, wie in einem Traum.

„Frau Königin, welch große Ehre", höre ich eine pipsige Stimme. Ach nein, ich darf nicht denken, dass sie pipsig ist. Das hat er schon bei Amy beanstandet oder war es bei Siena?

„Inzwischen weiß ich, dass ich eine pipsige Stimme habe", lacht der alte Mann.

Nun, wo ich mich umgedreht habe, und ihn sehe, ist mir klar, dass es Horx ist. Die Zipfelmütze mit den Sternen, die Figur, die Kleidung und die Schuhe, alles passt genau zu den Beschreibungen.

„Ich grüße Euch, großer Magier", sage ich. Wie spricht man ihn wohl korrekt an?

„Man erkennt sofort, dass du eine Königin bist. Du denkst nicht ich wäre ein komischer Kauz oder gar ein Gartenzwerg."

„Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich auf dem Weg hierher daran gedacht, dass dich Aurora und Siena für einen komischen Kauz gehalten haben."

„Das ist etwas anderes", grinst nun er. „Trotzdem bist du die erste, die als Königin und nicht als Prinzessin zu mir kommt."

„Man könnte auch sagen, dass ich etwas spät dran bin."

„Ach, besser spät als nie", grinst er. „Was führt dich zu mir?"

„Ich habe einen Brief und drei Bücher von Amy erhalten und bin nun auf Spurensuche."

„Du möchtest in die Grotte der Königinnen und Könige?"

„Daran habe ich gar nicht gedacht", gestehe ich. „Wäre das trotzdem möglich?"

„Möglich ist viel. Die Frage ist, ob du willst."

„Wenn du mich so fragst, kann ich nur ja sagen."

„Eine schüchterne Königin, das ist mal etwas Neues", grinst Horx.

Ich finde ihn sympathisch, einfach zum Knuddeln. Ich mag den alten Magier.

„Zum Knuddeln, dein Ernst?", grinst Horx.

„Ach, das hätte ich fast vergessen, du bist einer von den Hirngrabschern", grinse ich. „Trotzdem bist du mir sympathisch."

„Das freut mich", antwortet er. „Aber jetzt wollen wir in die Höhle. Gib mir deine Hand."

Ich gebe sie ihm, ohne zu zögern und schon beginnt alles um mich herum zu verschwimmen. Wenig später finde ich mich in einer anderen Höhle wieder. Sie ist nur spärlich von Fackeln beleuchtet. Meine Augen müssen sich nach der Farbenpacht und dem intensiven Licht in der Höhle des Magiers, erst an das schwache Licht und die vorherrschenden Grautöne gewöhnen.

Beim Umschauen bemerke ich die Nischen, in denen die Sarkophage stehen. Voller Ehrfurcht gehe ich auf die erste rechts von mir zu. Königin Amy von Siryn und Arinor steht auf einem Schild, das am Fuße des Sarkophags angebracht ist.

„War Amy die letzte Königin, die hier begraben wurde?", frage ich überrascht.

„Nein, die anderen wurden dort drüben beigesetzt. Auf dieser Seite sind nur die großen Königinnen und auf Amys ausdrücklichen Wunsch auch Serina begraben."

„Auf dieser Seite ist nur noch eine Nische frei", stelle ich fest.

„Die ist für dich vorgesehen."

„Für mich? Ich bin doch keine große Königin. Ich bin eher eine Anfängerin."

„Alle haben einmal angefangen."

„Ich wüsste nicht, was ich Großes leisten könnte."

„Du hast eine große Aufgabe vor dir. Du sollst die Welt der Menschen erkunden. Das ist vermutlich deine Bestimmung."

„Das mag schon sein. Aber ist das so einschneidend?"

„Das wird die Zukunft zeigen", meint er ausweichend.

Ich gehe in die Haupthöhle hinaus und blicke mich um. Dort finde ich eine Nische mit einem Doppelsarkophag. Daran ist ein Schild angebracht auf diesem stehen zwei Namen: Gordin und Sonja.

„Gordin liegt hier begraben?"

„Das war der ausdrückliche Wunsch von Königin Amy. Ihr war es ungemein wichtig, dass er in der Nähe der großen Königinnen seine letzte Ruhe findet."

„Hat sie seinen Tod noch miterlebt?"

„Sie saß an seinem Sterbebett. Sie hat dort tagelang ausgeharrt und hat die ganze Zeit nur geweint. Es hat sie ungemein mitgenommen. Sie so zu sehen, war herzzerreißend. Die mächtige Königin konnte nichts tun und doch hat sie ihm Beistand geleistet und ihm damit einen großen Dienst erwiesen.

Gordin hat der Tod von Sonja schwer getroffen. Danach hatte er keinen Lebensmut mehr. Ich hatte den Eindruck, er wollte ohne sie einfach nicht mehr weiterleben. Er hat sich selbst aufgegeben.

Er ist mit der Zeit immer schwächer geworden. Bereits zu Lebzeiten war er eine äußerst starke Persönlichkeit und sein Geist konnte sich deshalb nur sehr langsam vom Körper lösen. Deshalb hat sein Abschied von dieser Erde so lange gedauert. Amy hat die ganze Zeit seine Hand gehalten und ihn beruhigt. Sie hat ihm erzählt, dass er in eine andere, viel bessere Welt eingehen werde und dort wieder mit seiner Sonja vereint sein würde.

Ich habe keine Ahnung, woher sie wusste, was ihn nach dem Tod erwartet. Sie hat ihm diese Welt bis ins kleinste Detail beschrieben und ihm gesagt, dass dort auch ein Drache auf ihn warten würde, ein mächtiger Feuerdrache."

„Sie hat ihm wohl nur etwas erzählt, damit er beruhigt ist", vermute ich.

„Ich habe sie Jahre später gefragt, weil ich es selbst ja auch nur für eine Geschichte gehalten habe, die sie frei erfunden hat. Sie jedoch hat dies vehement bestritten. Sie hat mir erzählt, sie wisse auch nicht, warum sie diese Welt plötzlich sehen konnte. Sie habe ein klares Bild vor Augen gehabt und nur beschrieben, was sie sah. Ich nehme an, die Götter haben ihr diese einmalige Gnade zuteilwerden lassen, da ihr Gordin so am Herzen lag und sie so fürchterlich um ihn geweint hat.

Sie hat die ganze Zeit nur etwas Wasser getrunken. Gegessen hat sie nichts, keinen Bissen. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht. Sie ist abgemagert, wollte aber nicht auf meinen Rat hören. Sie könne es sich nicht verzeihen, würde sie wegen des Essens auch nur eine Sekunde verpassen.

Amy hat Gordin bereits zu Lebzeiten sehr oft besucht. Das lag nicht nur daran, dass er mit ihrer Mutter zusammen war. Er ist ein ganz Großer, hat sie immer gesagt. Ohne ihn hätte Aurora den Kampf gegen Orissos nie gewinnen können und das Reich sei noch heute in der Hand des Bösen.

Sie hat ihm auch hoch angerechnet, was er für Siena getan hat und ihr selbst war er Zeit ihres Lebens als Königin ein väterlicher Freund. Sie hat oft stundenlang bei ihm gesessen. Sie haben dann nur geschwiegen. Ich denke, die beiden hatten eine ganz enge Verbindung, die keiner Worte bedurfte. Sie war auch die Einzige, die es sofort akzeptiert hat, dass er ihre Gedanken lesen konnte und dies auch getan hat. Ich glaube, sie hat es sogar genossen."