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Magische Welten 04

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Als er zu Ende erzählt hat, senkt sich nachdenkliches Schweigen über uns. Es ist ein andächtiges Schweigen, ein Gedenken an die Verstorbenen. Auch Horx wirkt nachdenklich.

„Du bist die erste große Königin, die nicht auf den Rat und die Hilfe Gordins bauen kann."

„Dank meiner Vorgängerinnen werde ich es auch so schaffen. Ich hätte ihn aber gerne kennengelernt. Es wäre schön gewesen, ihn auf der Bank vor seinem Haus sitzen zu sehen und mich zu ihm zu setzen. Aber es hat wohl nicht sollen sein."

„Vermutlich nicht", stimmt er mir zu. „Du fragst mich nicht, ob du eine der Königinnen treffen könntest. Warum?"

„Ich möchte deine Kräfte schonen. Außerdem habe ich Kontakt zu ihnen, ich habe ihre Bücher gelesen und fühle mich ihnen seitdem sehr verbunden. Ich glaube zu erahnen, was sie mir sagen wollen und welchen Rat sie mir geben würden. Sie sind ein Vorbild für mich und das reicht mir."

„Du bist eine kluge Frau."

Ich gehe noch zu den Grabnischen von Aurora und Siena, um auch ihnen meine Aufwartung zu machen. Horx hat gesagt, ich sei zu Großem berufen. Wenn er sich da nur nicht täuscht. Wie soll ich unscheinbare Frau in die Fußstapfen so großer Persönlichkeiten treten. Das ist doch niemals möglich.

„Genau die selben Zweifel hatten auch Aurora, Siena und Amy. Ich glaube es gehört zum Wesen einer wirklich wichtigen Persönlichkeit, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, nicht zu glauben, dass die Welt nur auf sie gewartet hätte und doch in aller Bescheidenheit das Beste zu machen."

„Hochmut ist sicher kein guter Ratgeber und ein gesunder Zweifel kann nie schaden. Aber ich würde trotzdem nie zu hoffen wagen, mich in eine Reihe mit den großen Königinnen stellen zu dürfen."

„Wir werden sehen", meint der alte Magier.

„Versprichst du mir eines?", wechsle ich das Thema.

„Was liegt dir am Herzen?", meint er. Seinem Schmunzeln nach zu urteilen, weiß er bereits genau, was ich von ihm will. Trotzdem möchte er, dass ich es ausspreche.

„Begrabe mich nur dann in der letzten Nische der großen Königinnen, wenn ich mich auch wirklich würdig erwiesen habe, dort zu liegen."

„Es ehrt dich, dass du so denkst, aber es ist dir vorherbestimmt."

„Wir werden sehen", antworte diesmal ich ausweichend.

„Dann können wir zurück?"

„Ja, ich habe alles gesehen" bestätige ich.

Er reicht mir die Hand, die ich bereitwillig nehme und schon verschwimmt alles vor meinen Augen. Wenig später muss ich sie zukneifen, da das bunte und helle Licht mich blendet. Nur langsam gewöhnen sie sich daran.

„Danke Horx, für alles!"

„Es war mir eine Ehre, Eure Majestät", meint er und deutet eine Verneigung an. „Wenn ich dir helfen kann, zögere nicht, mich aufzusuchen."

„Das werde ich."

Ich umarme ihn, ohne ein weiteres Wort zu sagen und wende mich dann zum Gehen. Ich kehre zur Wiese zurück, gehe hinauf zum Haus und bleibe völlig in Gedanken davor stehen. Dieses Haus hat so viel erlebt, so viele wichtige Persönlichkeiten beherbergt und nun soll es dem Verfall preisgegeben werden? Das kann es doch nicht sein.

Kapitel 3 -- Armes Armogren

„Ich würde mir wünschen, das Haus könnte in seinem alten Glanz erstrahlen", sage ich leise zu mir selbst.

Plötzlich ist es, als würde sich ein leichter Wind erheben und er würde durch den Wald, die Wiese herauf und über das Haus hinwegwehen. Während ich mich noch wundere, wo dieser Wind so plötzlich herkommt, fällt mir auf, dass das Haus gar nicht mehr baufällig ist. Es ist zwar immer noch etwas schrullig, aber wie durch ein Wunder sauber und stabil.

Ich schaue mich verwirrt um. Was ist denn jetzt geschehen? War das der alte Horx? Hat er meine Gedanken gelesen und seine Magie spielen lassen?

„Das warst du", höre ich Orion.

„Ich? Wie denn? Du spinnst doch!"

„Du hast doch die Bücher gelesen. Ist dir dabei nicht aufgefallen, dass alle großen Königinnen eine ähnliche Gabe besaßen?"

„Du meinst, auch ich kann mir Dinge herbeiwünschen?"

„So wie es aussieht bist du doch eine von ihnen."

„Ich, ausgerechnet ich?"

Ich drehe mich um, gehe die letzten Schritte drauf zu und betrete das Haus. Mich befällt eine nostalgische Stimmung. Es ist klein, aber niedlich. Ich gehe in die Küche. Hier hat also Sofie gekocht, hier hat Siena sie wegen des Drachens ausgefragt. Ich bin so traurig, dass die beiden nicht mehr da sind und doch habe ich den Eindruck, als wären sie in der Nähe.

Ich gehe in den Essbereich und sehe den Tisch. Auf ihm haben Aurora, Siena und Amy Essen herbeigewünscht. Genau das soll ich nun auch können? Kaum zu glauben. Ich blicke in die Ecke zum Kamin. Dort steht ein Sessel. Sicher der, auf den sich Gordin so gern gesetzt hat, wenn das Abendessen vorbei war.

Einem inneren Drang folgend gehe ich darauf zu und setze mich hinein. Mich umgibt sofort ein Gefühl von Geborgenheit. Dieser Platz ist magisch, wie eigentlich alles hier. Sollte ich eines Tages Kinder haben, dann werde ich sie hierherbringen. Wir werden Zeit hier verbringen, die nur uns als Familie gehört. Dieses Haus werde ich nicht verkommen lassen. Zu viel ist hier geschehen, um es nicht zu würdigen.

Ich verlasse schließlich das Haus, da es bereits beginnt zu dämmern. Ich will nach Armogren und mich dort umschauen.

„Orion, wir fliegen nach Armogren", denke ich.

„Schnell wie der Wind."

Ich höre noch sein Kichern und schon erhebt er sich in die Lüfte. Erneut sind es nur zehn Minuten und er setzt zur Landung an. Es ist inzwischen fast Nacht und nun kann den Schattendrachen keiner mehr sehen. Er setzt etwas außerhalb der Stadt auf einem Feld auf und lässt mich absteigen.

Ich überlege kurz und wünsche mir ein Schwert und einen Dolch herbei. Keine Ahnung, warum ich das mache, es ist wohl eher eine Eingebung. Beides erscheint, wie aus dem Nichts. Es funktioniert tatsächlich. Doch mir fällt nun auch auf, dass ich nicht weiß, wohin mit beidem. Also wünsche ich mir alles Nötige herbei, was ich noch brauche. Auch das klappt perfekt.

Die Hose besitzt plötzlich am rechten Oberschenkel eine versteckte Tasche, in die ich den Dolch schieben kann. Er ist kaum noch zu erkennen und nur wer weiß dass dort etwas sein muss, sieht ihn auch. Für das Schwert halte ich einen Gürtel mit einer Scheide dran in der Hand. Ich schnüre ihn mir um die Hüfte und bevor ich das Schwert an seinen Platz schiebe, betrachte ich es ein wenig genauer.

Das Schwert ist wun-der-schön. Mein Gott, so etwas habe ich nie zuvor gesehen. Es ist aus bestem Stahl und doch auffallend leicht. Zudem liegt es unglaublich gut in der Hand. An der Drachenreiterschule war ich die Beste im Schwertkampf und hielt in meinem Leben bereits einige Waffen in der Hand. Aber so ein perfektes Schwert habe ich noch nie gesehen. Selbst in der Waffenkammer des Schlosses, die ich öfters aufgesucht habe, konnte ich nie etwas Vergleichbares finden.

Der Griff ist mit zahlreichen Edelsteinen verziert, die aber die Handhabung nicht im Mindesten beeinträchtigen. Es ist einfach genial gearbeitet und muss von einem der größten Meister seines Faches angefertigt worden sein. Das Besondere ist allerdings die Klinge an sich. Sie ist breit und doch auffallend dünn. Trotzdem scheint sie eine Festigkeit zu besitzen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Das Außergewöhnlichste allerdings sind die Runen, die sich über die Klinge bis hin zur Spitze ziehen. Ich weiß zwar nicht, was sie bedeuten, aber ich bin mir sicher, dass sie einen Einfluss haben.

Mir kommt in den Sinn, dass Sienas Schwert so ähnlich ausgesehen haben muss. Das Schwert, das auch Amy beim Kampf in Händen hielt. Aber wie sollte das möglich sein, dass nun, 500 Jahre später, genau dieses Schwert wieder auftaucht und ausgerechnet mir in die Hände fällt.

Ich denke nicht länger darüber nach und mache mich auf den Weg. Am Stadttor werde ich zwar etwas mürrisch empfangen, aber ohne Probleme durchgelassen. Die Wachen erkennen mich nicht. Das ist aber auch kein Wunder. Zum einen bin ich erst wenige Wochen Königin und zum anderen bin ich ausgesprochen bürgerlich gekleidet. Kein Mädchen, das von Adel ist, würde in Klamotten herumlaufen, wie ich sie im Augenblick trage. Aber das kommt mir im Moment sogar gelegen. Mir ist lieber, wenn ich unerkannt bleibe.

Ich schlendere durch die Straßen. Es herrscht eine eher bedrückte Stimmung. Ich vermisse Menschen, die miteinander plaudern oder Kinder, die spielen. Es ist zwar schon Abend, aber ich hätte doch erwartet, noch mehr Leben in den Straßen vorzufinden. Nach einiger Zeit komme ich zu einem Bau, der eindeutig bessere Zeiten erlebt haben muss. Ich entdecke eine Aufschrift, die bereits sehr verblasst ist und die ich nur mit Mühe entziffern kann. „Sozialzentrum Armogren" steht dort. Es ist ein großes Gebäude, das aber schon seit einigen Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr instandgehalten wurde. Offenbar fehlt das Geld.

Ich gehe auf den Eingang zu und schaue mich suchend um. Ich entdecke ein Licht etwas weiter hinten und gehe darauf zu. Ich trete durch eine Tür ein und gelange in einen Saal. Ich sehe, wie zahlreiche Menschen an Tischen sitzen und essen. Der Platz reicht kaum für alle. Die Menschen sitzen dicht an dicht gedrängt da. Geduldig stehen einige an der Essensausgabe an. Als ich näherkomme sehe ich, dass es nur eine dünne Suppe gibt. Viel Gemüse oder gar Fleisch kann ich darin nicht entdecken.

„Wer hat hier die Leitung?", frage ich.

„Was willst du?", erkundigt sich eine junge Frau. Ich schätze, sie ist so etwa in meinem Alter.

„Ich möchte mich umschauen und wenn mir jemand erzählt, wie es läuft, dann wäre ich froh", antworte ich.

„Willst du spionieren. Ist der Stadthalter noch immer nicht zufrieden. In zwei Wochen müssen wir hier eh raus."

„Ihr müsst hier raus?"

„Stell dich nicht dümmer, als du bist. Das alles soll abgerissen werden, um dem neuen Rathaus Platz zu machen. Als ob das alte nicht ausreichen würde."

„Ich bin Vera und komme nicht von hier. Ich möchte aber helfen, wenn ich kann."

„Du, ausgerechnet du?"

„Ich bin nicht dein Feind. Ganz sicher nicht. Mir ist daran gelegen, dass dieses Zentrum bleiben kann und ich hoffe, ich kann euch helfen."

Ich wünsche mir einen Beutel voller Goldmünzen herbei, der auch wenig später unauffällig an meinem Hosenbund hängt. Ich nehme ihn ab und reiche ihn der jungen Frau.

„Hier, nimm! Das ist ein wenig Geld, damit du in den nächsten Tagen für die Menschen ein vernünftiges Essen kochen kannst. Danach schauen wir weiter."

Sie betrachtet zunächst den Beutel, dann blickt sie mir ins Gesicht und dann wandern die Augen erneut zum Beutel, den sie nun öffnet. Ihre Augen werden groß.

„Woher hast du das Geld?"

„Das ist von mir."

„Wer bist du?"

„Ich habe schon gesagt, ich bin Vera und ich möchte euch helfen. Wie heißt du?"

„Ich bin Fedora. Danke dir", sagt sie. „Komm, ich zeige dir alles."

Sie ruft einer Frau noch schnell zu, dass sie kurz weg ist, dann winkt sie mir, ihr zu folgen. Sie zeigt mir die Küche und die zwei noch funktionierenden Wohnungen.

„Hier drinnen müssen 30 Leute hausen. Dabei bräuchten wir Platz für 130."

„Was machen die anderen 100?"

„Sie leben auf der Straße. Eine andere Möglichkeit gibt es leider nicht. Im Winter und bei Regen ist das äußerst problematisch. Zu allem Überfluss werden sie oft auch noch von den Wachen traktiert oder verjagt. Aber wir haben nicht mehr Platz zur Verfügung. Die anderen Wohnungen sind in einem Zustand, der es nicht erlaubt, dort jemand wohnen zu lassen. Deshalb bringen wir hier die Frauen und die Kinder unter. Aber auch sie sind auf engstem Raum zusammengepfercht."

„Das müssen wir ändern", sage ich mehr zu mir als zu ihr.

„Ja wie denn? Glaubst du, wir haben nicht schon alles versucht? Der Stadthalter hat uns seit Jahren jede Förderung gestrichen. Er verlangt seit einiger Zeit sogar eine horrend hohe Miete und weil wir nicht mehr in der Lage sind, diese zu zahlen, wirft er uns raus."

„Das werde ich verhindern", sage ich entschlossen.

„Sei mir nicht böse, aber was willst du allein ausrichten. Wir haben schon alles versucht. Er will hier das neue Rathaus bauen und da führt kein Weg mehr vorbei. Nur weil du plötzlich auftauchst und mir den Beutel mit ein paar Goldmünzen gibst, rettest du die Welt auch nicht mehr."

„Habe ich etwas von Goldmünzen gehört", vernehme ich eine dunkle Stimme.

Ich schaue mich um und sehe einen Mann, der mit drei Kumpanen aus dem Schatten einer Mauer tritt. Wir sind inzwischen im Hof des Komplexes angekommen und wurden offenbar belauscht.

Der Mann hat ein fieses Lächeln im Gesicht, seine Hand ruht auf dem Griff eines Schwertes und er kommt langsam und bedrohlich auf uns zu. Seine drei Genossen verteilen sich. Mir ist sofort klar, dass sie uns einkreisen wollen. Fedora blickt sich eingeschüchtert um.

„Na, ihr Täubchen, rückt die Münzen heraus, dann geschieht euch nichts."

„Komm hierher!", sage ich zu Fedora.

Dabei ziehe ich sie am Arm zur Hauswand. Damit kann uns keiner mehr überraschend von hinten angreifen. Gleichzeitig ziehe auch ich mein Schwert.

„Dir ist schon klar, dass uns vier ausgewachsene Männer gegenüberstehen?", flüstert mir Fedora zu.

„Die können schneller laufen, als du vermutest", grinse ich.

„Du willst die vier in die Flucht schlagen?"

Währenddessen kommen die Männer immer näher. An ihren Waffen erkenne ich, dass sie keine ausgebildeten Kämpfer sind. Sie halten sie nicht, wie man das tun sollte, und die Waffen selbst befinden sich auch in keinem guten Zustand. Ein Krieger würde deutlich besser auf sein Schwert acht geben.

„Lumogren, schau doch mal, die Kleine hat ein Schwert", meint einer der Begleiter.

Lumogren scheint also der Anführer der Gruppe zu sein. Die vier Männer tragen eher Lumpen als Kleider. Sie riechen stark nach Alkohol und haben sich vermutlich seit Wochen nicht mehr gewaschen.

„Und sie kann damit umgehen", antworte ich selbstsicher.

„Die wird auch noch frech", empört sich der Angesprochene. „Das werden wir ihr wohl austreiben müssen."

„Wenn wir sie entwaffnet haben, dürfen wir uns dann mit den beiden vergnügen?"

„Wenn ihr wollt", grinst der Anführer.

„Dazu müsst ihr allerdings an mir vorbei", sage ich. „Und das wird nicht einfach."

„Lumogren, darf ich sie mir vorknöpfen? Bitteeee!"

„Wenn du unbedingt willst", lacht dieser. „Du sollst aber nicht nur mit ihr spielen. Bring es schnell hinter dich, dann können wir wieder weiter."

„Das werden wir noch sehen", kontere ich. „Ich an eurer Stelle würde sofort loslaufen."

Beeindrucken kann ich den Mann damit aber nicht. Mit einem markerschütternden Schrei und wild mit dem Schwert fuchtelnd rennt der, der es mit mir aufnehmen will, auf mich zu. Die anderen schauen ihm mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu. Es scheint wohl seine Taktik zu sein, den Gegner zu erschrecken und damit in die Flucht zu schlagen. Blöd nur, dass das bei mir nicht funktioniert. Vor ein bisschen Gebrüll fürchte ich mich noch lange nicht.

Er geht direkt auf mich los. Er versucht erst gar keine Finte. Er ist sich wohl zu sicher oder er beherrscht keine Kampftaktiken. Beides wäre ein Grund für seinen mehr als plumpen Angriff. Er versucht mit dem Schwert nach mir zu schlagen, ich pariere allerdings und weiche ihm aus. Es beginnt ein lustiger Tanz. Der Mann versucht, mich immer wieder zu treffen. Gekonnt weiche ich zur Seite, pariere seine Hiebe und tänzle um ihn herum. Ab und zu starte ich einen halbherzigen Gegenangriff. Es ist nichts Ernstes, aber es reicht, um ihn auf Trab zu halten.

Während er mich nicht einmal treffen kann, füge ich ihm zahlreiche kleine Wunden an der Schulter, am linken Oberarm und am Po zu. Ich habe Spaß daran, mit ihm zu spielen. Seine Kumpane beobachten das Ganze zunehmend genervt. Ab und zu feuern sie ihn an. Aber auch sie verstehen herzlich wenig vom Kämpfen, sonst würden sie begreifen, dass ich mich kein Bisschen dabei anstrenge.

„Nun mach die Schlampe endlich fertig!", brüllt Lumogren.

„Er würde ja, wenn er könnte", lache ich.

„Sollen wir dir helfen?"

„Nein, mit der Kleinen werde ich schon alleine fertig, was glaubt ihr denn", antwortet er.

Der Mann ist schon etwas außer Atem. Er wird sichtlich langsamer in seinen Bewegungen und allmählich wird es langweilig. Ich erhöhe deshalb den Druck, greife immer öfter an und trenne ihm bei einem überraschenden Angriff gezielt das rechte Ohr ab.

„Du verdammte Kröte. Jetzt bist du fällig", brüllt der Mann.

Er hält sich nur kurz die Hand an die Wunde, die heftig blutet. Das Ohr selbst liegt im Staub und wird von niemandem beachtet. Dann stürmt er wutentbrannt auf mich zu. Ich aber pariere den Schlag und greife im selben Zug an. Dabei füge ich ihm einen tiefen Schnitt am Oberschenkel zu.

Er starrt mich einige Sekunden mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an. Dann sackt er zu Boden, da das Bein den massigen Körper nicht mehr tragen kann. Verzweifelt versucht er die Blutung zu stoppen und presst die Hände auf die Wunde. Das Schwert fällt dabei laut scheppernd zu Boden.

„Du dummes Weib hast meinen Bruder verletzt!", faucht Lumogren. „Macht sie fertig!"

Damit stürmen alle drei verbliebenen Angreifer gleichzeitig auf mich zu. Auch sie sind in der Schwertführung nicht besser als ihr Kumpan. Ich wehre den ersten Schlag ab, entwinde mich mit einer geschmeidigen Drehung dem zweiten Angriff und stehe wenig später hinter den Männern.

„Hallo, Jungs, hier spielt die Musik", rufe ich neckend.

Die drei drehen sich zu mir um und kommen bedrohlich dreinblickend auf mich zu. Dass ich nur lache, provoziert sie vermutlich noch mehr. Diesmal ist es Lumogren, der einen Angriff wagt. Ich pariere, trenne ihm mit einem geschickten Angriff das linke Ohr ab und entwinde mich sofort dem Angriff der anderen beiden.

„Du sollst ja zu deinem Bruder passen", verhöhne ich ihn.

Der Anführer fasst sich an die Wunde, schaut sich dann seine blutverschmierte Hand an und beginnt vor Wut zu kochen. Genau das wollte ich erreichen.

„Wisst ihr was?", meint er zu seinen Freunden. „Wir nehmen uns zuerst ihre Freundin vor. Wir machen aus der Kleinen Hackfleisch und machen dann bei ihr weiter."

Voller Hass dreht er sich um. Seine Gefährten tun es ihm gleich. Sie stehen etwa zehn Meter von Fedora entfernt. Lumogren lacht gemein.

„Wenn wir mit dir fertig sind, dann fehlt dir nicht nur ein Ohr", sagt der Anführer hinterhältig lachend.

Mit langsamen Schritten geht er auf meine neue Freundin zu. Sein Blick ist starr auf die Frau gerichtet. Er will sie einschüchtern und genießt ihre Angst.

„Lass die Frau in Ruhe. Es ist unser Kampf!", fauche ich ihn an.

„Halt mir die Schlampe vom Leibe. Ich kümmere mich um die andere", meint er zu einem seiner Mitstreiter.

Ich laufe auf die Gruppe zu. So einfach mache ich es ihnen sicher nicht. Lumogren ist nur noch wenige Meter von Fedora entfernt. Einer der anderen stellt sich mir in den Weg. Ich führe mit dem Schwert einen Schlag, den er pariert. Aber ich trete ihm gleichzeitig mit dem Fuß mit aller Gewalt zwischen seine Beine. Ich treffe perfekt, er brüllt auf und sackt auf die Knie.

Ich bin da aber schon an ihm vorbei und bei seinem Anführer, der sich reflexartig umdreht, da er vermutlich die Bewegung in seinem Rücken bemerkt hat. Für Spielchen habe ich nun kein Verlangen mehr. Ich mache Ernst! Noch während er sich mir zudreht, führe ich einen Hieb mit all meiner Kraft und trenne ihm mit einem glatten Hieb seine Schwerthand ab.

Er stößt einen markerschütternden Schrei aus und starrt auf die Hand, die samt Schwert zu Boden fällt und dort im Schmutz liegen bleibt. Dann blickt er ungläubig auf den blutenden Stumpf am Ende seines Armes.

„Du solltest den Arm abbinden, sonst verblutest du noch. Nicht, dass es schade um dich wäre, aber mit nur mehr einer Hand stellst du ganz sicher keine Gefahr mehr dar", rate ich ihm ohne jede Emotion in der Stimme.

Fedora steht immer noch mit vor Schreck geweiteten Augen an die Mauer gelehnt. Sie ist kreidebleich und zittert am ganzen Körper.