Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Magische Welten 04

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Es lebe Fedora!", höre ich einen Mann rufen.

„Es lebe Fedora!", rufe nun auch ich. Erneut stimmen die Menschen ein.

„Komm, es ist Zeit für die Essensausgabe", sagt die Frau zu Fedora. „Die Menschen haben Hunger."

„Kommt, ich helfe euch!", sage ich.

„Du? Du bist doch die Königin!"

„Na und, darf die Königin nicht Essen ausgeben? Glaubst du, dann schmeckt es nicht mehr so lecker?", necke ich sie.

Ohne auf eine Antwort zu warten, mache ich mich lachend auf den Weg in den Saal und zielstrebig zum Tisch, auf dem bereits alles bereitsteht, um den Bedürftigen das Essen zu verteilen. Die Frau, die gestern hinzugekommen ist, als Fedora geweint hat, schaut mich überrascht an, wie ich die Nudeln und darauf eine köstlich duftende Fleischsoße auf die Teller schöpfe.

„Ich kann es nicht glauben. Wenn ich das erzähle, dann halten mich alle für verrückt."

„Was meinst du?", frage ich überrascht.

„Mir glaubt doch keiner, dass die Königin mit mir zusammen das Essen ausgibt."

„Es kommt doch nicht auf den Titel oder den Namen an, ob ein Mensch gut ist oder nicht. Es entscheiden doch nur das Herz und seine Taten."

„Du hast das Herz ganz sicher auf dem rechten Fleck!"

„Ihr aber auch", sage ich und bin überzeugt von dem was ich sage.

Am späten Nachmittag breche ich auf, um ins Schloss zurückzukehren. Zuvor verabschiede ich mich sehr herzlich von Fedora und der Frau, deren Namen ich immer noch nicht weiß. Aber auch viele Bürger wollen mir die Hand schütteln und ich versuche, keinen zu enttäuschen.

Kapitel 5 -- Die Wahrheit

„Das hat dir sicher Spaß gemacht", grinst Anna.

Wir sitzen am nächsten Morgen beim Frühstück. Ich bin gestern erst sehr spät ins Schloss zurückgekehrt und gleich zu Bett gegangen.

„Was meinst du?"

„Armogren aufzumischen."

„Woher weißt du denn schon davon?"

„Die Wachen reden seit gestern Abend über nichts anderes mehr."

„Habe ich etwa falsch gehandelt?"

Anna schaut mich überrascht an. Dann dreht sie sich zu mir um, nimmt mich in den Arm und drückt mich.

„Du bist die Heldin! Nicht nur Armogren schwärmt von der jungen Königin, auch die Wachen und alle, denen sie von deinen Heldentaten erzählen. Du hast mehr Anhänger als jemals eine Königin vor dir."

„Jetzt übertreib mal nicht. Es hat Königinnen gegeben, da hast du keine Ahnung, wie beliebt die waren."

„Hast du einen anderen Geschichtsunterricht genossen als ich?"

„Nun ja, ich habe so einiges gelesen", antworte ich ausweichend.

„Lassen wir das. Ich bin noch bei der Sache von gestern. Dazu musst du mir etwas erklären. Du warst am Abend zuvor schon einmal in Armogren?"

„Ja, das war Zufall. Ich war in der Gegend unterwegs und bin dort vorbeigekommen."

Wenn ich den Umstand weglasse, dass ich mit meinem Drachen unterwegs war, dann stimmt das ja auch. Doch so ganz kann ich die Kanzlerin nicht überzeugen. Sie schaut mich nach wie vor skeptisch an.

„Du sollst noch spät am Abend gegen irgendwelche Banditen gekämpft haben?"

„Ja das habe ich."

„Wie kommt es, dass wir dann am Morgen schon wieder zusammen gefrühstückt haben."

„Ich hatte eine kurze Nacht."

„Eine sehr kurze", lacht Anna. „Ein Wunder, dass du es zeitlich überhaupt geschafft hast."

„Jetzt lassen wir aber diese Sache. Ich habe ein anderes Problem. Wir treffen uns in einer halben Stunde in meinem Büro. Du, ich und der Hauptmann der Garde."

„Was gibt es so wichtiges?"

„In einer halben Stunde", vertröste ich sie.

Ich esse fertig und mache mich dann auf ins Büro. Anna und Jegenor, der Hauptmann der Wache, sind meine engsten Vertrauten. Mit ihnen will ich über die Sache mit dem Brief und den Portalen besprechen. Sie kommen auch pünktlich.

„Meine Königin", meint der Hauptmann gespielt untertänig.

„Du altes Plappermaul", necke ich ihn.

„Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?"

„Du und die Wachen reden überall herum, was gestern in Armogren vorgefallen ist."

„Aber das war doch auch unglaublich cool. Wie du den Stadthalter und den Lord abserviert hast. Ganz großes Kino! Ich kannte die Situation vorher schon und habe mitbekommen, dass die Menschen unter den beiden schwer zu leiden hatten. Sie haben das Gebiet ausgepresst und sich bereichert. Mit Fedora wird jetzt alles besser."

„Woher weißt du das alles?"

„Meine Schwester lebt in Armogren."

„Aha, und warum hast du nicht früher etwas gesagt?"

„Deiner Mutter habe ich es einmal erzählt, aber sie wollte nichts davon wissen. Ich glaube, sie war müde und das haben Leute wie dieser Lord Grinzenberg schamlos ausgenutzt."

„Warum hast du es mir nicht auch noch einmal erzählt, was dort geschieht?"

„Ich wollte dich noch nicht mit Problemen überfallen. Du bist doch erst seit ein paar Wochen Königin."

„Trotzdem!", beharre ich. „Ich will wissen, was in meinem Reich los ist und wo es Probleme gibt."

„Ich werde dich in Zukunft informieren", lenkt er ein. „Aber wie bist du nach Armogren gekommen?"

„Das war Zufall. Ich war unterwegs und kam dort vorbei."

„Zufall? Unterwegs? Ohne Garde? Du hast gekämpft, gegen vier Banditen. Hast du eine Ahnung, was los wäre, wenn dir dabei etwas passiert wäre?"

„Ist aber nicht. Die konnten ja nicht einmal ein Schwert richtig halten", lache ich. „Aber jetzt zu einem anderen Thema. Ich habe einen Brief einer früheren Königin im Tresor gefunden."

„Im Tresor gefunden? Etwa in dem alten Ding, das sich nicht öffnen lässt?"

„Jetzt hat er sich öffnen lassen. Er hat gestern sogar gesummt, damit wir auf ihn aufmerksam werden."

„Wir?"

„Ja, Serios war in dem Moment bei mir."

„Ach der!", meint er abfällig.

„Ich weiß, dass du ihn nicht magst. Könntest du aber mir gegenüber nicht doch so tun, als würdest du ihn nur ein ganz, ganz kleines Bisschen mögen?"

„Er ist ein Weichei!"

„Das weiß ich."

„Und du bist nicht mit ihm zusammen, weil du in ihn verliebt bist"

„Warum dann?", frage ich, um ihn zu necken.

„Damit du deine Ruhe hast."

„Vor wem?"

„Vor den zahlreichen Verehrern."

„Na und. Genau deshalb kannst du doch erstrecht so tun, als würdest du ihn nicht ganz verachten."

„Hättest du dir nicht jemand anderes suchen können?"

„Wen denn? Er ist die Idealbesetzung für diese Rolle. Er geht mir nicht auf den Wecker, ist nicht zudringlich und wenn ich ihm etwas auftrage, dann macht er es sofort."

„Trotzdem!"

„Ach, lassen wir das. Kommen wir zum Thema, weshalb ich euch hergebeten habe. Um die Sache abzukürzen, gebe ich euch den Brief. Lest doch selbst."

Ich reiche ihnen das Schreiben von Amy. Zunächst liest Anna, dann gibt sie den Brief nachdenklich an Jegenor weiter. Auch er liest ihn aufmerksam durch.

„Ist der echt?", will die Kanzlerin wissen.

„Der ist echt", bestätige ich.

„Und wovon spricht sie da? War die Frau etwas wirr im Kopf? Was sollen das für Portale sein, was soll das mit dem Land der Drachen und der wilden Drachen?"

Ich hole erst einmal tief Luft. Wie soll ich den beiden das alles erklären? Mir ist klar, dass ich sie in die Sache einweihen muss. Ich kann diese Angelegenheit rund um die Portale aber auch nicht im Alleingang lösen. Ich brauche jemand, der mich berät, der mich vertritt und der mir den Rücken freihält.

„Diese Frau, Königin Amy von Siryn, spricht von Dingen, die über Jahrhunderte nur die Könige und Königinnen dieses Landes wussten."

„Du etwa auch?"

„Ich weiß davon seit meinem 16.Lebensjahr. Meine Mutter hat mir alles gezeigt", erkläre ich ihnen. „Ihr könnt euch erinnern, dass ich drei Jahre bei meinem Onkel war, angeblich? Da war ich in einem anderen Land, an einer Schule für Drachenreiter."

„Drachenreiter? Was soll das denn sein?", will Anna wissen.

„Es gibt Drachen und andere magische Wesen. Nur nicht in dieser Welt. Ich würde vorschlagen, ihr lest die Bücher, die ich im Tresor gefunden habe. Danach reden wir weiter."

Damit deute ich auf die drei Bände von „Magische Welten", die auf dem Tisch vor mir liegen. Ich hoffe, sie glauben mir und erklären mich nicht für verrückt.

„Ihr müsst nicht bei Band 1 beginnen. Deshalb könnt ihr es euch einteilen, wer welches Buch zuerst zur Hand nimmt. Glaubt mir, alles was in diesen Werken steht, ist wahr. Ich werde es euch zeigen, sobald ihr alles gelesen habt."

„Wir sollen hierbleiben und Bücher lesen? Was ist mit unserer Arbeit?"

„Die kann vorerst warten. Das hier ist wichtig!"

Damit verabschiede ich mich von den beiden und mache mich auf den Weg. Einer muss ja arbeiten, denke ich belustigt.

Die Audienzen ziehen sich hin und als ich zum Mittagessen gehe, ist weit und breit keine Spur von Anna oder Jegenor zu finden. Offenbar sind die Bücher so spannend, dass sie das Essen überspringen. Als sie dann auch zum Abendessen nicht erscheinen, lasse ich von einem Diener zwei Teller sowie Getränke in mein Büro bringen und gehe wenig später auch selbst dorthin.

Wie bereits von mir erwartet, sitzen die beiden auf den Sofas und sind in die Bücher vertieft. Anna legt ihres gerade zur Seite als ich eintrete.

„Das ist unglaublich!"

„Das kann man so sagen. Wenn ich nicht wüsste, dass es stimmt, würde ich es auch nur für ein Märchen halten und der Sache keine Bedeutung beimessen."

„Du meinst, den Geheimgang gibt es?", will der Hauptmann wissen. „Warum weiß ich nichts davon?"

„Er ist nur für den König und die Königin bestimmt. Der Zugang ist durch einen starken Zauber geschützt und bleibt allen anderen verborgen. Niemand kann ihn öffnen, außer jenen Menschen, die dazu befugt sind."

„Die Königin und der König", sinniert Anna.

„Nicht nur. Wie du bei Amy gelesen hast, darf die Königin auch andere Menschen mitnehmen und ich vermute, sie hat auch die Möglichkeit diesen die Berechtigung zu erteilen, den Mechanismus zum Öffnen der Geheimtür zu betätigen."

„Du meinst, wenn du damit einverstanden bist, dann dürften auch Anna und ich den Geheimgang benützen?", will der Hauptmann wissen.

„Das schon, aber es hilft euch nicht besonders viel. Am anderen Ende steht ihr ohne einen Drachen recht hilflos da."

„Einen Drachen?"

„Mit dem kann man fliegen. Zu Fuß steht man am Ausgang des Tunnels irgendwo im Nirgendwo."

„Du willst mir nicht sagen, dass du schon einmal auf einem Drachen geflogen bist?", will Anna schockiert wissen.

„Nicht nur einmal", lache ich.

Sie schaut mich ungläubig an. Ich kann sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitet. Plötzlich weiten sich ihre Augen.

„Sag mir aber nicht, dass du einen eigenen Drachen besitzt, wie Aurora, Siena und Amy."

„Doch! Er heißt Orion."

„Und auf dem fliegst du?"

„Wenn ich die Zeit dazu habe."

„Bist du vorgestern zufällig über Armogren geflogen?", will Jegenor wissen.

„Du hast es erfasst."

„Deshalb konntest du in der Nacht so schnell wieder zum Schloss zurückkommen", überlegt er. „Besteht aber nicht die Gefahr, dass man dich sieht?"

„Orion ist ein Schattendrache. Für das menschliche Auge ist er - vor allem nachts - nur äußerst schwer auszumachen."

„Was nun?"

„Wir treffen uns morgen zum Frühstück. Da Samstag ist, habe ich keine Audienzen und wir können in die magische Welt, damit ihr seht, dass das, was in diesen Büchern erzählt wird, der Wahrheit entspricht. Danach entscheiden wir."

„So machen wir das", stimmt Anna sichtlich aufgeregt zu. „Dann sehen wir morgen deinen Drachen?"

„Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen", grinse ich.

Kapitel 6 - Die Beratungen

Als ich nach einer ruhigen Nacht zum Frühstück komme, sitzen Anna und Jegenor schon dort. Vor allem die Kanzlerin sieht etwas übermüdet aus und zappelt auf ihrem Stuhl herum.

„Nicht gut geschlafen?", frage ich.

„Du und deine Geschichten. Ich habe die ganze Nacht von Drachen geträumt. Überall waren solche Viecher. Am Himmel waren sie, auf der Erde, sogar in meinem Zimmer", jammert sie.

Ich muss lachen und als sie meint, das sei absolut nicht lustig, muss ich noch heftiger lachen. Doch auch der Hauptmann der Wache schaut noch etwas verschlafen drein.

„Ich mache mir Sorgen."

„Warum?", frage ich. „Wegen des Portals?"

„Nein, weil du mich in eine Welt führen wirst, die ich nicht kenne."

„Was soll das jetzt heißen?"

„Hier kenne ich mich aus, weiß wo Gefahren drohen könnten und wer mein Freund und wer mein Feind ist. Dort weiß ich es nicht", gesteht er.

„In der magischen Welt gibt es ungewöhnliche und manchmal auch schrullige Wesen, aber Gefahren lauern dort garantiert keine. Auch im Land der Drachen ist das Böse noch nicht sehr verbreitet. Wie es in der Welt der Menschen aussieht, das weiß niemand. Aber wir wissen auch nicht, ob wir die Portale überhaupt öffnen", antworte ich ihm.

Wir Frühstücken und dabei lassen sich die beiden von mir erzählen, was ich von der magischen Welt und dem Land der Drachen so alles weiß. Viel ist es nicht. Zumindest nicht viel mehr als eh schon in den Büchern steht.

Als wir fertig sind, gehen wir uns noch schnell etwas Bequemes anziehen und treffen uns dann bei mir im Ostflügel.

„Na dann, auf geht's", ermutige ich die beiden.

Als ich zur Geheimtür gehe, folgen sie mir ein wenig zaghaft. Ich bleibe vor der Holzverkleidung stehen, wo sich unter den verschiedenen Figuren jene befindet, in deren Augen ich greifen muss, um die geheime Verbindung zu öffnen. Als die Tür aufspringt, zuckt Anna sichtbar zusammen. Aber auch Jegenor blickt unsicher drein. Die beiden sind ja ganz schön angespannt.

Deshalb gehe ich vor. Ich ziehe die Tür ganz auf und trete ein. Ich nehme die Taschenlampe und leuchte den kleinen Raum hinter der Täfelung aus.

„Na kommt schon, bevor uns jemand sieht!", fordere ich die beiden auf.

Nur zaghaft kommen zunächst Jegenor und dann Anna zu mir ins Versteck. Als ich die Tür schließe, blicken mich beide unsicher an.

„Na kommt schon!", fordere ich sie auf.

Sie folgen mir, als ich losmarschiere. Vermutlich liegt das wohl eher daran, dass sie nicht allein zurückbleiben wollen und ich die Taschenlampe habe. Für mich ist der Tunnel nichts Ungewöhnliches mehr. Seit meinem Aufenthalt in der Drachenschule habe ich diesen Weg bei jedem Besuch zu Hause gehen müssen. Es ist zur Normalität geworden. Meine beiden Begleiter hingegen blicken sich immer wieder neugierig und auch leicht unsicher um.

„Sind das Mäuse?", erkundigt sich Anna als ein Fiepen zu hören ist.

„Ja, das sind Mäuse. Mach dir aber nicht in die Hose. Die tun uns nichts", versuche ich sie zu beruhigen.

Mir fällt auf, dass sie sich nun beeilt und versucht nur noch in meiner Nähe zu bleiben. Ich muss grinsen.

„Wenn du vor Mäusen schon eine solche Angst hast, wie wird es dann bei den Drachen sein", lache ich.

„Mein Gott, wartet der etwa schon am Ausgang?"

„Ich kann ihn rufen", biete ich an.

„Nein, nein, bitte nicht sofort. Lass uns zuerst aus dem Tunnel kommen. Wir wollen ja nichts überstürzen."

„Orion, hältst du dich bitte etwas versteckt?"

„Soll ich in der Nähe warten oder soll ich geflogen kommen, wenn es Zeit ist? Was ist dir lieber?"

„Das mit dem angeflogen kommen klingt gar nicht so schlecht. Dann können sich die beiden langsam an dein Eintreffen gewöhnen."

„Gut, melde dich, wenn ihr soweit seid", meint mein Drache.

Wir haben inzwischen das Ende des Tunnels erreicht und ich klettere aus dem Gang. Der Ausgang befindet sich hinter einem Busch. Ob das der Busch ist, hinter dem auch Aurora hervorgekommen ist, überlege ich. Kann ein Busch so alt sein? Wohl eher nicht. Aber es könnte auch hier Magie im Spiel sein.

Lange darüber nachgrübeln kann ich allerdings nicht. Zunächst Anna und danach auch Jegenor klettern ins Freie und ich muss mich wieder auf meine Begleiter konzentrieren.

„Da sind wir also", meint Anna. „Sieht eigentlich nach einem ganz normalen Wald und einer Wiese aus."

„Ist es auch. Allerdings befinden wir uns nun in einer anderen Welt", eröffne ich ihnen. „Siehst du den breiten Graben, der uns vom Schloss trennt?"

„Wow, der ist aber breit und tief."

„Der zieht sich entlang der gesamten Grenze zwischen dem Schattenreich und der magischen Welt."

„Und keiner kommt hierher, der nicht durch den Tunnel geht?"

„Nun ja, hierher kommen natürlich auch die, die einen Drachen besitzen."

„Ha, ha, wer soll das sein?"

„Drachenreiter zum Beispiel. Besucher aus dem Land der Drachen", zähle ich auf.

„Ja, das schon. Aber keiner aus dem Schattenreich."

„Nein, keiner aus dem Schattenreich", bestätige ich.

„Und wo ist nun dein Drache?", will Jegenor wissen.

„Orion", rufe ich. „Du kannst es wohl nicht erwarten ihn zu treffen?"

Ich rufe ihn bewusst laut, damit die beiden vorgewarnt sind. Wenig später kann ich ihn mit meinem feinen Gehör bereits wahrnehmen und noch etwas später entdecke ich ihn am Himmel. Als Schattendrache ist er nur sehr schwer auszumachen.

„Dort oben kommt er. Ihr werdet ihn gleich sehen", informiere ich die anderen.

Sie blicken zwar angestrengt in den Himmel, wirklich erkennen können sie ihn erst, als er sich bereits im Landeanflug befindet.

„Wieso hast du ihn schon so viel früher gesehen?", will Anna wissen.

„Wenn ein Reiter die Verbindung mit seinem Drachen eingeht, dann schärfen sich seine Sinne. Ein Drache muss ja gut hören und sehen, wenn er weit oben in der Luft ist. Genau diese besonderen Fähigkeiten gehen bei der Verbindung auch auf seinen Reiter über."

„Ist das bei allen so?"

„Eigentlich schon. Nur die Stärke ist unterschiedlich ausgeprägt. Je mächtiger ein Reiter, umso mächtiger ist sein Drache und umso stärker werden seine Sinne."

„Und du?"

„Was meinst du?"

„Wie mächtig bist du?"

„Nun, ich habe die gleiche Gabe, wie die großen Königinnen. Daraus schließt Horx, dass auch ich sehr mächtig bin."

„Wer ist Horx?"

„Erinnerst du dich nicht an den obersten Magier aus den Büchern."

„Ja, aber das ist doch schon 500 Jahre her. Der wird doch nicht mehr leben."

„In dieser Welt leben einige der Wesen viel länger als normale Menschen. Magier und Drachen werden vermutlich die Lebewesen sein, die die höchste Lebenserwartung besitzen. Beide könnten weit über 1.000 Jahre alt werden."

In diesem Moment setzt Orion zur Landung an. Anna und Jegenor springen erschrocken zur Seite, als er direkt vor uns aufsetzt.

Ich gehe die wenigen Schritte auf ihn zu und beginne seine Nüstern zu kraulen. Weiße Wölkchen kommen hervor und zeigen mir, wie sehr er meine Liebkosung genießt.

„Hast du keine Angst?", erkundigt sich Anna mit zitternder Stimme.

„Angst? Vor Orion? Warum sollte ich."

„Er ist immerhin ein Drache."

„Ja und? Er ist mein Seelenverwandter. Ohne mich wäre er nie mehr glücklich."

„Kann ich ihn auch berühren?", will Anna wissen.

„Ja, natürlich, komm her!"

Nur sehr zögerlich kommt sie zu mir und als ich ihre Hand nehme, um sie auf die Nüstern meines Drachens zu legen, da spüre ich, wie sie diese im letzten Moment zurückziehen möchte, sie dann aber doch lockerlässt und ich ihre Handfläche dann doch auf die Haut von Orion legen kann.

„Darf ich auch?", meldet sich der Hauptmann der Wache.

„Nur zu, Orion frisst keine Menschen. Ihm schmeckt das Fleisch nicht", sage ich lachend.

„Wo hast du denn den Mist her?", grinst der Drache.

„So etwas ähnliches habe ich in einem der Bücher gelesen. Ich glaube Saphira hat so etwas gesagt. Aber genau weiß ich es auch nicht mehr."

„Menschen schmecken nicht besonders gut, das stimmt. Aber wenn ein Drache genügend Hunger hat, dann würde ich mich nicht darauf verlassen", kichert er.

Jegenor bekommt von unserer Unterhaltung natürlich nichts mit. Er nähert sich vorsichtig dem Drachen und legt seine Hand ebenfalls auf die Nüstern. Orion scheint aber zum Spaß machen aufgelegt zu sein. Er stößt eine größere Wolke schwarzen Rauches aus und schon springt der Hauptmann der Wache zurück.

„Er neckt dich", grinse ich. „Auch Drachen sind manchmal aufgelegt, Späße zu machen."

„Das soll ein Spaß sein?", beschwert sich Jegenor.

„Für ihn schon", kichere ich.

„Was machen wir jetzt?", erkundigt sich Anna. Damit lenkt sie das Gespräch zum Glück in eine ganz andere Richtung.

1...34567...21