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Magische Welten 04

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Lumogren steht immer noch zu mir gewandt da und brüllt wie ein Tier. Seine beiden, noch unversehrten, Kampfgenossen blicken mich schockiert an. Dann schauen sie zu ihren Freunden, die beide stark bluten und jammern.

„Zieht Leine und lasst euch hier nie mehr blicken!", fauche ich sie an. „Sonst könnt ihr was erleben!"

Hastig nehmen die beiden ihre verletzten Kumpane unter die Arme, schauen mich ein letztes Mal mit großen Augen an und verschwinden in der Dunkelheit. Ich stehe noch einige Zeit kampfbereit da, um reagieren zu können, sollten sie wider Erwarten doch noch zurückkommen. Könnte ja sein, dass sie aus der Dunkelheit heraus einen hinterhältigen Überraschungsangriff versuchen. Solchen Typen traue ich alles zu.

Aber es bleibt, wie erwartet, ruhig. In der Ferne höre ich noch das Jammern von Lumogren. Der Verlust der Hand schmerzt nicht nur körperlich. Ihm ist klar, dass er verstümmelt, wie er nun ist, für seinen Herrn keinen Wert mehr hat. Einen Namen nennt er leider nicht. Ich kann ihn auch nur dank meines besonderen Gehörs noch einigermaßen verstehen. Es ist aber klar, dass er im Auftrag gehandelt hat.

Als mir klar ist, dass keine Gefahr mehr droht, lasse ich das Schwert sinken und wende mich Fedora zu. Ihr steht die Angst noch immer deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie lässt sich an der Mauer entlang langsam zu Boden sinken. Sie geht in die Hocke, legt die Hände auf ihr Gesicht und beginnt hemmungslos zu weinen. Jetzt, wo alles vorbei ist, kommt alles heraus. Ich weiß im ersten Moment nicht, was ich machen soll. Doch bevor ich überhaupt reagieren kann, kommt auch schon die Frau, zu der Fedora vorhin gesagt hat, dass sie kurz weg ist, durch die Tür in den Hof gestürmt.

„Was ist hier los? Was hast du ihr angetan? Hast du sie verletzt?", plappert sie los. „Du warst mir von Anfang an suspekt. Zieh Leine!"

„Nein, das verstehst du falsch. Ich habe vier Banditen in die Flucht geschlagen. Fedora habe ich nichts getan", verteidige ich mich.

„Ja klar! Vier Banditen, du allein. Und deshalb weint sie?"

„Ich weiß auch nicht, warum sie weint. Ich vermute, es ist der Schreck."

„Lass sie!", schnieft nun Fedora. „Sie hat mir nichts getan. Im Gegenteil, sie hat mir das Leben gerettet."

Ich gehe auf sie zu und helfe ihr hoch. Sie kann sich nur allmählich beruhigen. Ich nehme sie in den Arm und streiche ihr sanft über den Arm.

„Ich dachte, meine letzte Stunde hat geschlagen", gesteht sie.

„Waren es die Wirnung-Brüder?", will die Frau wissen.

„Ja, die waren es", bestätigt Fedora.

„Alle vier?", bohrt die Frau weiter.

„Ja, alle vier."

„Und sie hat alle vier allein in die Flucht geschlagen?"

„Sie hat gekämpft, so etwas habe ich noch nie erlebt."

„Ihr kennt die Männer?", erkundige ich mich.

„Die kommen öfters vorbei, verwüsten die Räume, schlagen die Leute und stehlen, was sie in die Finger bekommen und brauchen können. Wir haben den Verdacht, der Stadthalter hat sie angeheuert, um uns zu tyrannisieren. Er hofft wohl, uns damit schneller loszuwerden", erklärt die Frau.

„Dann wird es nicht lange dauern und die Wachen werden auftauchen", mutmaße ich.

„Wir können bezeugen, dass du dich nur verteidigt hast", versucht Fedora mich zu beruhigen.

„Ich verschwinde lieber und komme morgen zurück. Sagt den Wachen, ich sei geflüchtet und würde morgen wieder da sein, um die Sache zu klären", weise ich die beiden Frauen an. „Es wird alles gut! Vertraut mir!"

„Dich trifft doch keine Schuld!", beteuert Fedora.

„Es geht nicht anders. Ich muss jetzt gehen. Ich erkläre euch alles morgen. Habt keine Angst, ich komme zurück und dann klärt sich alles auf."

Damit mache ich mich hastig auf den Weg. Ich eile zur Stadt hinaus und laufe auf Orion zu. Dieser erhebt sich und hält mir die Pfote entgegen. Ich steige drauf, er hebt mich hoch und schon sitze ich in seinem Nacken. Er erhebt sich in die Luft und wir fliegen zum Geheimgang.

„Danke mein Freund!", sage ich und streichle noch seine Nüstern. „Das war ein wunderschöner Tag heute und das machen wir öfter. Versprochen!"

„Finde ich auch", antwortet er. „Gute Nacht, Königin Vera."

Sein Grinsen hallt durch meinen Kopf und weiße Wölkchen steigen aus den Nüstern auf. Ich aber drehe mich mit einem Lachen um und verschwinde im Geheimgang.

Kapitel 4 -- Hartes Durchgreifen

Ich habe unruhig geschlafen, weil es nicht meine Art ist, mich einfach aus dem Staub zu machen. Aber mir war klar, dass ich allein nichts ausrichten konnte. Zu meinem Glück treffe ich Anna beim Frühstück. Ich bitte sie, erneut meine Termine zu übernehmen. Heute auch die Audienzen. Sie ist überrascht, da ich noch nie die Audienzen an sie abgegeben habe. Ich bin aber froh, dass sie keine Fragen stellt und meinem Wunsch, ohne zu zögern, nachkommt. Ich glaube sie hat auch so verstanden, dass mir die Sache wichtig ist.

Wenig später mache ich mich auch schon mit zehn Mann meiner Wache und hoch zu Ross auf den Weg nach Armogren. Der Hauptmann der Wachen scheint sich etwas zu wundern, dass ich dermaßen entschlossen das Kommando über unsere Gruppe übernehme. Er traut sich aber nicht, mir zu widersprechen.

Ich treibe die Männer die ganze Zeit an und kann zwischendurch ein leichtes Murren vernehmen. Natürlich tun sie dies versteckt, trotzdem kann ich sie dank meiner gestärkten Sinne hören. Aber ich ignoriere das. Wir haben es eilig und ich will nicht unnötig Zeit verlieren. Gegen Mittag treffen wir endlich in Armogren ein.

Ich lenke meinen Rappen unverzüglich in Richtung Rathaus. Die Wache, die recht lässig davor stehen, staunt nicht schlecht, als sie meine Begleitung als königliche Garde ausmachen. Sie sind leicht zu erkennen, da sie dunkle Umhänge tragen, auf denen vorne und am Rücken das Wappen des Königshauses abgebildet ist. Einer der Männer am Eingang führt uns ins Büro des Stadthalters. Ich bekomme dank meines Gehörs mit, wie die Wache dem Stadthalter zuflüstert, dass ich wohl eine Gesandte der Königin sei. Anders könne er sich die Begleitung durch die Garde nicht erklären.

„Na, meine Liebe, was kann ich für Euch tun?", meint der Stadthalter daraufhin recht salopp.

Sein Blick ist überheblich und er mustert mich mit leicht lüsternem Blick. Eine unverzeihliche Unhöflichkeit ist, dass er ganz unbekümmert in seinem Sessel sitzen bleibt. Dies ist schon bei einem normalen Besuch nicht angebracht, bei der Königin ist dies ungeheuerlich. Ich kann direkt körperlich spüren, wie der Hauptmann der Wache, der direkt neben mir steht, sich anspannt und innerlich zu kochen beginnt. Ich aber grinse nur.

„Stadthalter, was fällt Euch ein? Ist das ein Benehmen?", fährt ihn der Hauptmann erbost an.

„Jetzt mach dich locker, eine Gesandte der Königin ist doch auch nur ein Mensch."

„Gesandte? Was redet Ihr da. Vor Euch steht Königin Vera von Siryn", brüllt der Hauptmann.

Nun schießt der Stadthalter doch in die Höhe, sämtliche Gesichtsfarbe ist verschwunden und er bringt kein Wort heraus. Der Wachmann neben ihm knallt die Hacken zusammen und steht sofort stramm. Auch er ist blass im Gesicht.

„Aber königliche Hoheit, was macht Ihr hier?", stammelt der Stadthalter.

„Bin ich Euch Rechenschaft schuldig?", fahre ich ihn an.

Der Mann ist mir unsympathisch und wenn ich jemand nicht leiden kann, dann bin ich nicht in der Lage dies zu verbergen. Will ich auch nicht.

„Nein natürlich nicht, Eure Majestät. Ich bin nur verwundert, dass man Euch nicht angemeldet hat."

„Ich bin in einer dringenden Angelegenheit hier."

„Die wäre?"

„Mich interessiert das Sozialzentrum Armogren."

„Das wird Euch nicht länger ein Dorn im Auge sein."

„Das will ich auch hoffen."

„Wir werden es abreißen und dort ein neues Rathaus bauen, so wie es sich für eine Stadt wie Armogren gehört. Die Leiterin hat letzte Nacht zwei meiner Leute angegriffen oder angreifen lassen. So ganz ist das noch nicht geklärt. Sie spricht von einer mysteriösen Kriegerin, die aber sofort wieder verschwunden sein soll. Ich habe sie festnehmen und in den Kerker werfen lassen."

„Ihr habt was getan!", fauche ich ihn an. „Holt sie auf der Stelle her. Und Gnade Euch Gott, wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wurde."

„Aber sie hat ..."

„Bringt sie sofort hierher. Sonst lasse ich Euch noch vor dem Glockenschlag zur Vesper am Stadtplatz hängen."

„Hol Fedora, aber schnell!", sagt er zum Wachmann, der uns in den Raum geführt hat. Er klingt beinahe panisch. Meine Drohung scheint zu wirken. Trotzdem spricht er weiter.

„Sie hat behauptet, die Männer hätten sie angegriffen. So ein Blödsinn. Angeblich war eine unbekannte Frau bei ihr, die sie vorher noch nie gesehen haben will. Diese soll gegen die Männer gekämpft haben. Eine Frau allein gegen vier Männer. Wer soll so eine Geschichte glauben?"

„Ich! Ich glaube diese Geschichte."

„Ihr kennt die Frau doch nicht", wirft er ein.

Doch dann steht jemand in der Tür. Ich nehme die Bewegung aus dem Augenwinkel heraus wahr und antworte deshalb auch nicht mehr dem Stadthalter. Ich drehe mich um.

„Vera, was machst du hier", ruft die Person von der Tür aus mir zu. Ich erkenne sie sofort, es ist Fedora.

„Wie sprichst du mit der Königin?", fährt der Stadthalter sie an. „Auf die Knie mit dir!"

„Nein, komm her", sage ich sofort.

Dabei eile ich auf Fedora zu und nehme sie in den Arm, noch bevor sie reagieren kann. Die Umstehenden schauen überrascht. Vor allem der Stadthalter weiß nicht mehr, was er sagen soll.

„Ich habe dir doch gesagt, dass alles gut wird."

Fedora schaut mich ungläubig an. Dann blickt sie zu den Wachen und erkennt wohl das königliche Wappen, das diese auf ihren Umhängen tragen.

„Stimmt das?"

„Was?"

„Dass du die Königin bist?"

„Die bin ich."

Nun fällt sie doch auf die Knie und küsst mir die Füße. Schon zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Stunden beginnt sie zu schluchzen. Ich gehe neben ihr in die Hocke, lege meine Arme erneut um sie und ziehe sie hoch.

„Steh auf, Fedora. Du musst ganz sicher nicht vor mir niederknien. Wenn, dann muss ich mich vor dir und deiner Arbeit verneigen."

„Aber nicht doch, Eure Majestät", stammelt sie.

„Ich heiße Vera und ich würde mich freuen, wenn du mich auch weiterhin so nennen würdest."

„Aber ich bin doch nur ..."

„Natürlich kannst du! Du bist eine Frau mit einem ganz großen Herz. Ich ernenne dich hiermit zur Stadthalterin von Armogren. Bitte leite du die Geschicke dieser Stadt. Du bist mit Sicherheit viel besser geeignet als der bisherige Stadthalter. Dir vertraue ich diese Stadt blind an und wann immer du Hilfe benötigst, lass es mich wissen. Ich werde immer für dich da sein."

„Aber ich bin doch der Stadthalter", protestiert dieser.

„Ihr seid ein Gefangener der Krone. Ihr werdet von meiner Garde zum Schloss geleitet und in den Kerker geworfen. Ich klage Euch an, in Eure Tasche gewirtschaftet zu haben und die Menschen in dieser Stadt durch Eure Schlägertruppe terrorisiert zu haben."

„Was heißt hier Schlägertruppe? Ihr kennt sie doch nicht."

„Ich kenne Eure Handlanger sehr wohl, ich bin nämlich die unbekannte Frau, die letzte Nacht gegen sie gekämpft und zwei von ihnen verletzt hat. Sie haben die Königin angegriffen! Da dies in Eurem Namen geschehen ist, bezichtige ich Euch auch des Hochverrats. Damit Ihr mir auch glaubt, erzähle ich Euch einige Details. Ich habe dem einen eine Verletzung am Oberschenkel zugefügt und dem Anführer, der auf den Namen Lumogren hört, die Schwerthand abgetrennt. Gekämpft habe ich mit diesem Schwert hier."

Dabei ziehe ich mein Schwert aus der Scheide und halte es ihm entgegen. Fedora erkennt es sofort.

„Ja, das ist das Schwert. Aber wie hast du es geschafft, zum Schloss zurückzukehren und heute schon wieder hier zu sein?"

„Ich habe ein schnelles Pferd", antworte ich ausweichend.

Der Stadthalter wird immer bleicher. Zwei Männer der Garde nehmen ihn auf einen Wink des Hauptmanns hin gefangen und führen ihn aus dem Raum.

„Jetzt wird das alte Rathaus wohl doch noch einige Jahre seinen Dienst verrichten müssen", lache ich.

„Das macht nichts. Ein bisschen Farbe und es erstrahlt in neuem Glanz", grinst nun auch Fedora.

„Das hat schon einmal eine Frau aus Armogren gesagt", sage ich vergnügt.

„Das wahr vermutlich Meria, aber woher weißt du das?"

„Das hat Siena in einem Buch geschrieben, in welchem sie ihre Geschichte erzählt."

„Du meinst Königin Siena?"

„Wen sonst?", sage ich vergnügt. „Und nun lass uns zum Sozialzentrum gehen."

Zu Fuß machen wir uns auf den Weg. Die Leute entlang der Straßen tuscheln. Ich kann hören, was sie sagen. Sie sind verwirrt, denn sie erkennen das königliche Wappen auf den Umhängen meiner Wachen, können es aber nicht glauben, dass die Königin zu Fuß durch ihre Stadt geht.

Als ich das Zentrum betrete, kommt mir die Frau von gestern Abend entgegen. Sie schaut irritiert als sie die Wachen sieht.

„Haben sie dich auch verhaftet?", will sie wissen.

„Das glaube ich weniger", sage ich lachend und nehme sie in den Arm.

„Aber was machen dann die vielen Wachen hier? Mein Gott, sind die von der königlichen Garde? Fedora ist ja auch bei euch. Fedora! Was ist los? Wie bist du freigekommen.", ruft die Frau. Sie ist aufgeregt und vollkommen durcheinander.

„Du stehst der Königin gegenüber. Vera ist unsere Königin und sie hat mich aus dem Gefängnis geholt. Wir können das Sozialzentrum behalten und sogar wieder aufbauen."

„Du spinnst?"

Auch sie geht vor mir auf die Knie. Bevor sie jedoch den Boden mit den Knien berühren kann, ziehe ich sie wieder hoch.

„Du kannst sie nicht fragen, ob sie spinnt. Das gehört sich nicht! Du sprichst schließlich mit der neuen Stadthalterin", sage ich gespielt tadelnd.

„Wer? Fedora? Das kann nicht sein, Eure Majestät."

„Nenn mich doch weiterhin Vera."

„Aber das geht doch nicht."

„Wenn ich es dir sage. Du würdest mir damit eine große Freude bereiten."

„Na gut. Und es ist wirklich wahr, Fedora ist die neue Stadthalterin?"

„Ich habe sie heute dazu ernannt."

„Da hast du eine gute Wahl getroffen, Königin", grinst sie breit.

„Das denke ich auch. Und nun zu euch. Was braucht ihr, um die Wohnungen und das Zentrum so schnell wie möglich wieder aufzubauen?"

„Wir brauchen vor allem Leute und Baumaterialien. Das kostet beides Geld", meint Fedora nachdenklich.

„Das Geld für den Wiederaufbau übernimmt die Krone. Als Stadthalterin wirst du dann wohl die nötigen Mittel bereitstellen, damit die Lebensmittel finanziert werden und auch die Mitarbeiter einen Lohn bekommen", sage ich.

„Wir sollen einen Lohn bekommen", meint die Frau.

„Natürlich, ihr arbeitet hart und viel. Ihr habt euch einen Lohn mehr als verdient."

Immer mehr Leute versammeln sich vor dem Sozialzentrum. Die meisten jubeln uns zu und scheinen zufrieden zu sein. Nur ein Mann steht da und beobachtet mich mit versteinertem Blick. Er trägt teure Kleider und scheint es gewohnt zu sein, zu kommandieren.

„Was ist hier los?", will er plötzlich wissen.

„Es gibt einige Veränderungen in Armogren", antworte ich flapsig.

„Wer bist du denn, Mädchen? Wo ist der Stadthalter? Er soll mir umgehend erklären, was hier vorgeht!".

„Das wird aber schwierig", sage ich gelassen. „Er ist, sagen wir, verhindert."

„Ich muss mich nicht von einer jungen Göre so behandeln lassen."

„Gut, wenn es Euch lieber ist, dann verrate ich Euch, dass Euer Spezi auf dem Weg in den königlichen Kerker ist."

„Was will er denn da?"

„Einsitzen! Ich denke aber, er macht das nicht ganz freiwillig."

„Willst du mich auf den Arm nehmen. Er hat zu mir nichts gesagt."

„Hätte er sich abmelden müssen?", frage ich. „Er ist vermutlich nicht mehr dazu gekommen."

„Ich habe ihm doch gesagt, dass ich immer wissen will, was er macht. Wie konnte er es zulassen, dass jemand meine Leute verletzt und dann verschwindet er einfach. Das ist doch unerhört!"

„Eure Leute?", frage ich. „Sagtet Ihr, Eure Leute?"

„Das geht dich gar nichts an, Mädchen."

Der Hauptmann hinter mir kocht schon wieder vor Wut. Aber ich halte ihn mit einer versteckten Geste zurück. Das Wortgefecht mit dem reichen Mann amüsiert mich. Ich unterhalte mich prächtig und habe noch Lust, ihn noch weiter zu ärgern.

„Kann schon sein, dass es mich nichts angeht, aber, wenn ich das richtig verstehe, dann habe ich die beiden Männer verletzt, im Kampf versteht sich."

„Im Kampf, du? Dass ich nicht lache."

„Kommen wir noch einmal zurück auf die Männer. Ich dachte, sie wären die Handlanger des Stadthalters."

„Das weiß doch jeder in der Stadt, dass die Wirnung-Brüder für mich arbeiten. Ich gebe ihnen nur ab und zu einen Auftrag, wenn mich der Stadthalter darum bittet. Er ist doch so ein Trottel und allein gar nicht in der Lage, die Stadt zu verwalten, wie es sich gehört."

„Ihr fühlt Euch aber sehr sicher, wenn Ihr so frei heraus zugebt, diese Menschen hier zu tyrannisieren."

„So würde ich das nicht nennen. Außerdem kann mir hier keiner etwas anhaben. Schon gar nicht so eine freche Göre, wie du!", lacht er.

„Ach nicht", sage ich sarkastisch. „Mich interessiert, was Ihr von einem neuen Rathaus habt, dass ihr dem Stadthalter Eure Schergen zur Verfügung stellt."

„Schergen ist aber ein schlimmes Wort", meint er und lacht. „Glaubst du wirklich, hier soll ein Rathaus entstehen. In bester Lage, in der Stadtmitte? Hier wird mein neuer Palast entstehen. Er wird weit und breit der schönste sein. Schöner als das königliche Schloss in der Hauptstadt."

„Was würde da die Königin dazu sagen?"

„Die ist weit weg", grinst er. „Die bekommt das doch nicht mit."

„Na hört mal, so etwas spricht sich doch herum."

„Dann ist es aber schon zu spät. Glaubst du, ein gebauter Palast wird wieder abgerissen. Das macht nicht einmal die Königin."

„Ich fürchte nur, den wunderschönen Palast, der noch strahlender sein wird, als das Königsschloss, den werdet ihr so schnell nicht bewohnen", grinse ich. „Wachen, nehmt den Mann fest und bringt auch ihn in den königlichen Kerker."

„Was denkst du denn? Dass die Wachen dir gehorchen?", lacht er laut auf.

„Hauptmann, waltet Eures Amtes", sage ich genauso lachend.

„Sehr wohl, Eure Majestät! Mit dem größten Vergnügen", antwortet der Hauptmann. „Männer, nehmt den Gefangenen fest."

„Was heißt hier Majestät?", erkundigt sich der Mann. Nun ist er irritiert und lacht nicht mehr. Sein Blick ist lauernd.

„Ihr steht vor Königin Vera von Siryn", grinst nun der Hauptmann.

Ich sehe ihm an, dass es ihm große Freude bereitet, den Mann endlich wissen zu lassen, wen er vor sich hat. Der noble Herr hingegen wird kreidebleich im Gesicht. Ich kann sehen, dass er fieberhaft nachdenkt und nach einem Ausweg sucht. Aber es gibt wohl keinen. Er war sich zu sicher und hat sich mir gegenüber, zu viel geleistet, um noch einigermaßen heil aus der Sache herauszukommen.

„Da Ihr nun wisst, wer ich bin, würde mich interessieren, wer Ihr seid", sage ich belustigt.

„Ich bin Lord von Grinzenberg."

„Grinsenberg, ach so. In Zukunft müsst ihr Euch allerdings den Lord und das von, an den Hut stecken. Den Titel erkenne ich Euch hiermit ab. Ihre Ländereien werden beschlagnahmt und von der Stadt verwaltet. Die Einnahmen kommen den Bürgern, in erster Linie dem Sozialzentrum und dem allgemeinen Wohl, zugute."

Der Mann brummt noch etwas Unverständliches, dann wird er von den Wachen auch schon abgeführt. Die Menschen, die um uns herumstehen, schauen zunächst überrascht, dann aber kommt Applaus auf.

„Es lebe die Königin!", ruft einer. Es folgen noch weitere und schließlich sind ganze Sprechchöre zu vernehmen. Ich hebe die Hand und augenblicklich wird es still.

„Es tut mir leid, dass dem Treiben des Lords und seines Stadthalters nicht schon viel früher Einhalt geboten wurde. Ich bitte euch aber, zusammenzuhalten, auch den Armen zu helfen und Fedora zu unterstützen. Ich bin sicher, sie wird eine gute Stadthalterin sein. Dazu braucht sie aber auch eure Hilfe und Mitarbeit. Sie kann nicht alles alleine schaffen."