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Magische Welten 04

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„Wir fliegen zu Gordins Haus, auch wenn es nicht mehr bewohnt ist."

„Wir fliegen?", meint Anna.

„Habe ich dir doch gesagt."

„Auf dem Drachen?"

„Wie sonst?", frage ich überrascht. Dann wende ich mich dem Hauptmann zu. „Du wartest hier."

„Und du?"

„Ich bringe Anna zum Haus und komme dann, dich zu holen. Ich nehme an, du fliegst nicht gern allein auf Orion."

„Das kannst du nicht von mir verlangen", meint er empört.

„Na gut. Also zuerst Anna."

Orion hält mir die rechte Vorderpfote entgegen, ich steige drauf und weise Anna an, es mir gleich zu tun. Dann klettern wir zum Nacken und setzen uns hin. Anna hat die Hosen voll, befolgt aber brav alle meine Anweisungen.

Als wir sitzen, steht Orion auf, hebt ab und wir fliegen auch schon davon. Anna stößt zunächst einen Schrei aus und ich bin mir sicher, sie presst die Augen panisch zusammen. Aber lange dauert der Flug ja nicht und wir setzen auch schon auf der Wiese bei Gordins Haus auf.

Ich lasse mich vom Rücken meines Drachens gleiten, Anna tut es mir gleich und ich führe sie zur Bank vor dem Haus.

„Ich komme gleich zurück. Ich hole nur Jegenor."

„Mach nur!", meint sie.

Ich eile zu Orion und mache mich auf den Weg zurück. Als ich mit dem Hauptmann zurückkomme, sitzt Anna nicht mehr auf der Bank. Eilig springe ich von meinem Drachen und eile auf das Haus zu. Da geht die Tür auf und Anna kommt heraus.

„Dieses Haus ist genau so, wie es in den Büchern beschrieben wird."

„Dich hat die Neugier getrieben", grinse ich.

„Na hör mal! So oft komme ich nicht an einen geheimen Ort, der in Büchern beschrieben wird", plappert sie. „Ein Wunder, dass das Haus in einem so perfekten Zustand ist. Hier könnte man auf der Stelle einziehen."

„Könnte man", lache ich.

„Aber was machen wir hier?", will sie wissen.

„Wir treffen die magischen Wesen und besprechen uns mit ihnen. Schließlich bin ich auch ihre Schutzherrin und das Portal liegt in dieser Welt."

„Die magischen Wesen?", erkundigt sich Anna.

„Ja, da kommen sie schon."

Tatsächlich kommen die magischen Wesen in dem Moment auch schon die Wiese herauf. Ich hatte noch am Abend Orion gebeten, sie zu informieren, dass wir kommen und mit ihnen reden müssen. Vorneweg, wie immer, der Werwolf und der Vampir, die Fee flattert aufgeregt über ihnen dahin und der Greif schwebt neben ihr. So kommen sie alle den Hang herauf.

Anna und Jegenor staunen nicht schlecht. Beide ziehen sich etwas zurück und bringen sich hinter mir in Sicherheit.

„Königin Vera", begrüßt mich der Werwolf als erster.

Dabei nimmt er galant meine Hand und küsst sie. Alle anderen begrüßen mich ebenfalls. Die Männer mit Handkuss, die Damen mit einem Knicks. Dann setzen sie sich im Halbkreis um die Bank herum ins Gras.

Ich erzähle ihnen von dem Brief. Anders als bei den Menschen werden die Geschichten bei den magischen Wesen von Generation zu Generation weitererzählt. Deshalb wundern sie sich auch nicht darüber, wer Königin Amy ist und was es mit den Portalen auf sich hat.

„Habt ihr schon angefangen?", höre ich eine piepsige Stimme. „Ohne mich?"

„Sei nicht beleidigt, Horx. Du kommst zu spät", sage ich belustigt.

Anna starrt den Magier an, als käme er aus einer anderen Welt. Die Kinnlade ist ihr hinuntergefallen und der Mund steht offen.

„Junge Dame, ich bin kein komischer Kauz", grinst Horx. „So dürfen nur Königinnen von mir denken."

„Verzeiht!", meint Anna ehrfürchtig.

Doch Horx kann nicht länger ernst bleiben, er muss losprusten. Die Kanzlerin schaut ihn schuldbewusst an.

„Ich mag die Kleine", sagt er zu mir.

„Du sollst ihr keinen Schrecken einjagen. Die ist ja so schon überfordert", tadle ich ihn lachend.

„Sind das nicht alle, die in die magische Welt kommen?", kontert er vergnügt.

„Horx, jetzt lass uns weiterreden. Die Lage ist ernst", ermahne ich ihn.

„Ja, ja, schon gut", wehrt er ab.

Horx will sich offenbar nicht, wie alle, ins Gras setzen. Er zaubert sich einen Klappstuhl herbei und setzt sich auf diesen.

Danach wird die Besprechung fortgesetzt. Die Meinungen gehen allerdings auseinander. Während einige die Portale lieber zulassen würden, weil man jetzt 500 Jahre gut damit gefahren sei, sind andere neugierig und möchten nachschauen, wie sich die Welt dahinter entwickelt hat.

„Alleine können wir sowieso nicht entscheiden", werfe ich schließlich ein. „Wir müssen die im Land der Drachen fragen, was sie davon halten."

„Dann flieg du dorthin und berate dich mit ihnen", meint Horx. „Du bist unsere Königin."

„Du kannst doch nicht alleine dorthin", mischt sich daraufhin Jegenor ein.

„Warum nicht?"

„Du kannst doch als Königin nicht allein in ein fremdes Reich reisen", wirft er ein.

„So fremd ist es dann auch wieder nicht. Für mich zumindest. Ich habe dort drei Jahre lang die Schule besucht und war seitdem auch immer wieder einmal dort. Ich bin da immer allein hingeflogen."

„Trotzdem sollte dich jemand begleiten", beharrt er.

„Du hast dabei natürlich an dich gedacht", grinse ich.

„Ich bin schließlich für die Sicherheit der Königin verantwortlich."

„Spiel dich nicht so auf. Ich bin ihre Freundin und würde auch gerne dieses geheimnisvolle Land der Drachen sehen", mischt sich nun Anna ein.

„Wenn ihr euch weiter streitet, fliege ich allein."

„Wen würdest du lieber mitnehmen?", erkundigt sich Anna eingeschüchtert.

„Ich würde euch ja beide mitnehmen, aber es geht leider nicht. Ich kann Orion nicht den langen Flug mit drei Reitern zumuten. Ich würde vorschlagen, wir lassen das Los entscheiden."

Ich wünsche mir zwei gleich aussehende, aber unterschiedlich lange Stöckchen herbei und halte sie Anna hin. Wenn das Los entscheidet, kann mir keiner von beiden böse sein, weil ich den anderen gewählt habe.

„Wer das längere zieht, darf mitkommen", sage ich.

Anna zieht und hat das kürzere Stöckchen. Sie schaut sichtlich enttäuscht drein. Deshalb nehme ich sie in den Arm.

„So ist es vermutlich besser, auch weil du mich vertreten kannst. Bei Jegenor wäre das schwieriger. Aber ich verspreche dir, wir zwei fliegen eines Tages ins Land der Drachen und wenn wir entscheiden die Portale zu öffnen, auch in die Welt der Menschen."

„Das ist lieb von dir", meint Anna.

Sie klingt zwar noch ein wenig enttäuscht, aber meine Zusicherung scheint sie halbwegs zu trösten. Wir verabschieden uns von den magischen Wesen und kehren zurück ins Königreich. Jegenor und ich werden am nächsten Tag noch vor Sonnenaufgang ins Land der Drachen aufbrechen. Bis dahin sind noch einige Vorbereitungen zu treffen.

Kapitel 7 -- Das Land der Drachen

„Bereit?", erkundige ich mich bei Jegenor.

„Natürlich, so was von bereit."

„Naja, es wird ein langer Flug."

In dem Moment kommt auch schon Orion angeflogen und landet neben uns. Jegenor scheint der Drache noch immer nicht ganz geheuer zu sein. Von wegen, er ist so was von bereit. Ich muss grinsen. Aber vermutlich liegt es nur daran, dass er bis vor wenigen Stunden noch gar nichts von der Existenz dieser wunderbaren Tiere wusste.

„Guten Morgen, meine Königin", begrüßt mich Orion. „Ich hoffe ihr habt nicht lange gewartet."

„Guten Morgen, mein Großer. Wir sind vor zwei Minuten aus dem Geheimgang geklettert. Alles bestens!"

Er hält mir die Vorderpfote hin und auf ein Kopfnicken meinerseits hin steigt auch mein Begleiter drauf. Wenig später sitzen wir im Nacken des Drachen. Jegenor ist vor mir. Ich will ihn im Blick behalten. Man kann nie wissen.

Wenig später hebt Orion auch schon ab, schwingt sich in die Lüfte und macht sich auf den Weg ins ferne Reich. Das Wetter ist gut und so ziehen wir weit oben am Himmel unsere Bahn. Wir überqueren die große Wüste und erreichen nach einiger Zeit das Land der Drachen. Hier fliegen wir etwas tiefer. Ich liebe es, über diese wunderschöne Landschaft zu dahinzugleiten. Es ist immer noch so, wie die großen Königinnen dieses Land beschrieben haben. Das fällt mir auf, während ich gedankenverloren das Gebiet betrachte.

Unter uns erstreckt sich fruchtbares Land. Die Häuser sind klein und so weit voneinander entfernt, dass jeder seine Privatsphäre hat und doch nahe genug ist, um Hilfe zu leisten, wenn dies notwendig ist.

Nach einiger Zeit taucht in der Ferne die Drachenreiterschule auf. Ich habe dieses Bild nun schon unzählige Male gesehen und doch ist es immer wieder beeindruckend. Es ist schön, hier zu sein. Diese Schule ist für mich so etwas wie eine zweite Heimat geworden.

Plötzlich kommt mir eine Idee. Bisher bin ich als Schülerin immer brav vor dem Drachenhort gelandet und auch später, bei meinen Besuchen, bin ich nicht von dieser Gewohnheit abgewichen. Es ist immer noch ein ungeschriebenes Gesetz, dass man nur im äußersten Notfall am Hauptplatz landen darf.

Da ich nun aber die Bücher gelesen habe und weiß, dass meine Vorgängerinnen sich schon immer einen Spaß daraus gemacht haben, gegen diese Gepflogenheit zu verstoßen, will ich es nun auch versuchen. Schließlich ist es mein erster Besuch als Königin.

„Wir landen am Hauptplatz", informiere ich Orion.

„Am Hauptplatz?"

„Ja, das macht sicher Spaß."

„Wie kommst du jetzt auf diese Idee?"

„Die großen Königinnen haben es immer so gemacht."

„Da wird Luna aber nicht begeistert sein."

„Na hör mal, das ist mein erster Besuch als Königin. Da darf ich doch auch den großen Auftritt haben."

„Von mir aus."

Mein Drache lacht ja auch. Ohne, dass ich ihm noch etwas sage, nimmt er Kurs auf den Hauptplatz. Die Schüler, die sich dort befinden, schauen zunächst ein wenig irritiert nach oben, laufen dann erschrocken auseinander und rufen mir hektisch zu. Sie sind verwundert, dass ich nicht beim Hort lande. Einige wenige kennen mich, andere dagegen sind neu. Es sind nun doch schon zwei Jahre vergangen, seit ich hier meinen Abschluss gemacht habe. Die Schüler, die damals die erste Klasse besucht haben, dürften sich nun auf die großen Prüfungen vorbereiten.

Orion machen die Proteste nichts aus. Er bleibt einen Augenblick knapp über dem Boden in der Luft stehen, bevor er sich langsam herabsinken lässt. Damit gibt er auch den letzten Schülern, die wohl etwas widerspenstig sind, die Zeit, sich doch noch aus dem Staub zu machen.

„Aus dem Staub machen, ist schön gesagt. Bei dem, was ich an Dreck aufgewirbelt habe", kichert er.

„Du bist ein alter Schelm."

„Wenn du schon deinen Spaß hast, dann kannst du ihn mir doch auch gönnen."

„Schon gut, von mir aus."

Ich lache. Wieder einmal kann ich feststellen, dass wir perfekt zusammenpassen. Aber lange kann ich mich über unsere Seelenverwandtschaft nicht freuen. Denn in dem Moment kommt eine aufgeregte junge Frau auf uns zu. So einen Wind braucht sie nun auch nicht zu machen, wenn ich als Königin am Hauptplatz lande, denke ich noch bei mir.

Ich lasse mich selbstsicher von meinem Drachen gleiten und gebe Jegenor ein Zeichen, es mir gleich zu tun. Als wir vor Orion stehen, erreicht uns auch die junge Luna. Ich kenne sie noch aus meiner Zeit an der Schule.

Sie wird eines Tages die Nachfolge ihrer Mutter antreten. Das zumindest ist die Gepflogenheit. Es ist zwar schön, dass die Tradition mit den Namen beibehalten wird und die Vorsitzende des Rates Luna heißt, wenn es hingegen ein Mann ist, heißt er Sol. Aber es ist auch ein wenig verwirrend, weil es ja auch den Nachwuchs gibt. Damit gibt es immer zwei Lunas oder zwei Sols. Ich bin froh, dass in unserem Reich die Königinnen immer einen anderen Namen tragen.

„Vera, gut, dass du kommst. Ich wollte schon nach dir schicken lassen", eröffnet mir die junge Luna.

Sie ist ganz außer sich und mir wird in diesem Moment klar, dass sie sich nicht aufregt, weil ich am Hauptplatz gelandet bin. Sie hat ein anderes Problem und ist sogar froh, dass ich gekommen bin.

„Was ist denn los?", erkundige ich mich und nehme sie besorgt in den Arm.

Sie ist etwas jünger als ich und natürlich kennt man sich. Allerdings waren wir nie so eng, als dass man uns als gute Freundinnen bezeichnen könnte. Trotzdem hatten wir immer einen kameradschaftlichen Umgang, wenn wir doch einmal etwas zusammen unternehmen mussten. Ihre Mutter hat ab und zu versucht, den Kontakt zu fördern. Vermutlich lag das daran, dass wir die beiden Nachfolgerinnen in unseren Reichen waren.

„Ich brauche ganz dringend deine Hilfe. Aber komm erst einmal herein, wir besprechen alles beim Essen."

„Kann ich wieder das Zimmer haben, wie immer?", erkundige ich mich.

„Natürlich, das steht jederzeit für dich bereit. Das weißt du doch."

„Dann sehen wir uns in einer Stunde bei mir?"

„Bei dir?"

„Ja, ich koche uns etwas."

„Du? Hast du denn jemals gekocht?", lacht sie laut.

„Du wirst schon sehen", antworte ich gespielt beleidigt.

Mit Jegenor im Schlepptau gehe ich hinauf in jenes Zimmer, das ich während meiner Zeit an der Schule immer bewohnt habe. Ich dachte, es wäre eine Ausnahme für mich gewesen. Jetzt, wo ich die Bücher gelesen habe, weiß ich, dass es eine alte Tradition ist, dass die Prinzessinnen und Königinnen des Schattenreiches nicht im Heim bei den übrigen Studenten wohnen, sondern im Haupthaus.

Jegenor folgt mir schweigend. Er wirkt ein wenig überfordert. Er blickt sich ständig um und versucht alles genau zu beobachten und sich einzuprägen. Als ich zur Tür meines Zimmers komme, räuspert er sich.

„Bekomme ich kein Zimmer?", meint er schüchtern. „Oder wo soll ich sonst schlafen."

„Es sind dies dieselben Räume, die bereits Aurora und Siena bewohnt haben", sage ich.

„Du meinst, die Wohnung?"

„Mit den zwei getrennten Zimmern", grinse ich.

Er atmet sichtbar erleichtert auf. Ihm fällt ganz offensichtlich ein großer Stein vom Herzen, denn er hat offenbar befürchtet, er müsste mit der Königin in einem Zimmer übernachten. Das wäre weder angebracht, noch würde er es wollen. Er ist glücklich verheiratet und hat zwei süße Kinder. Schließlich ist er mit seinen 34 Jahren auch deutlich älter als ich.

Wir beziehen jeder sein Zimmer und ich begebe mich gleich in mein Bad, um mich frisch zu machen. Etwa eine halbe Stunde später bin ich im Aufenthaltsraum und schiebe den Esstisch zurecht.

„Was machst du da?", erkundigt sich mein Begleiter.

„Ich bereite alles für das Mittagessen vor."

„Ah, wir essen hier. Ich dachte, es gibt einen Speisesaal. Zumindest stand das in den Büchern."

„Wart´s nur ab", grinse ich.

Wenig später klopft es an der Tür. Wie erwartet steht die junge Luna davor, als ich öffne. Ihr Blick ist voller Sorgen. So habe ich sie noch nie erlebt und bin beunruhigt. Auch wenn wir nicht so eng sind, so mag ich sie doch und außerdem verbindet uns auch, unsere Bestimmung als Regentin.

„Komm herein!", sage ich sofort.

Ich nehme sie in den Arm und schon beginnen die Tränen zu fließen. Ich streiche ihr beruhigend über den Rücken und gebe der Tür mit dem Fuß einen Tritt, damit diese ins Schloss fällt. Es soll keiner sehen, wie sie weint.

„Was ist denn los?", frage ich ruhig, als die Tränen allmählich versiegen.

„Meine Mutter ist schwer krank und wir haben keine Medizin", schnieft sie.

„Wie schwer krank ist sie?", frage ich besorgt.

„Sie hat mir die Amtsgeschäfte übertragen und ich bemühe mich, so gut ich kann. Aber deine Hilfe wäre für mich eine wichtige Stütze."

„Ich bin für dich da, das weißt du."

Sie umarmt mich und drückt mich fest an sich. Ich kann spüren, wie verzweifelt sie ist. Wäre ich auch, wenn meine Mutter plötzlich krank würde.

„Danke!", schnieft sie.

Ich führe sie zum Tisch und wir setzen uns. Jegenor hält sich im Hintergrund. Er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Dies hier ist eine völlig neue Welt für ihn.

„Ist er dein Freund?", flüstert mir die junge Luna zu.

„Nein, er ist der Hauptmann der königlichen Garde und begleitet mich, weil ich jetzt ja Königin bin", antworte ich genauso still. „Aber dann bist du jetzt offiziell die Vorsitzende des Rates im Land der Drachen?"

„Vor einer Woche war die formelle Übergabe der Amtsgeschäfte. So wirklich in das Amt eingeführt bin ich noch nicht. Wir haben auch keine Feier abhalten wollen, da meine Mutter ja krank ist."

„Was fehlt ihr?"

„Es ist eine Krankheit mit einem komischen Namen. Unser oberster Sanitäter hat in einem der ganz alten Bücher ein Medikament gefunden, das es allerdings nur in der Welt der Menschen gegeben hat. Keine Ahnung, ob es dieses Medikament heute noch gibt. Doch, auch wenn dies der Fall wäre, wie sollen wir an dieses kommen?"

„Du kennst die Geschichte mit der Welt der Menschen?", erkundige ich mich.

„Ja, halb Erzählungen, halb Legenden. Ich gehe davon aus, dass es dieses Land tatsächlich gab. Wo sonst sollten diese Bücher sonst herkommen. Angeblich soll es Portale gegeben haben, die aber verschlossen wurden."

„So ist es. Ich bin gekommen, weil ich mit deiner Mutter und eurem Rat besprechen wollte, ob wir die Portale wieder öffnen. Sie wurden damals im Einvernehmen der beiden Reiche für 500 Jahre verschlossen. Diese Zeit ist nun um."

„Du meinst, wir könnten in die Welt der Menschen und nach dem Medikament suchen?"

„Wenn wir beide beschließen, die Portale zu öffnen, dann schon."

„Ich kann das leider nicht allein entscheiden. Ich benötige die Zustimmung des Rates", meint sie. Ihr Blick lässt mich vermuten, dass sie sich diesbezüglich Sorgen macht.

„Ist das ein Problem?", erkundige ich mich.

„Ich hoffe nicht."

„Was ist los?", frage ich eindringlicher. Ich habe das Gefühl, sie sagt mir nicht die ganze Wahrheit.

„Es gibt einige im Rat, die wittern ihre Chance, die Macht zu übernehmen."

„Wie das?"

„Sie hoffen, dass meine Mutter stirbt, da es keine Rettung mehr für sie gibt und ich zu jung bin, um das Land zu führen."

„Das ist doch Blödsinn!"

Ich springe auf, denn so etwas finde ich unerhört. Jegenor, den meine heftige Reaktion überrascht, spannt sich sofort an.

Ich laufe schon seit längerem im Raum auf und ab. Ich muss nachdenken.

„Wie heißt das Medikament?"

„Seriobenorin"

Ich versuche das Medikament herbeizuwünschen. Aber es klappt nicht. Ich versuche es ein zweites Mal und scheitere erneut. Es will mir einfach nicht gelingen. Scheiße, genau jetzt, wo ich meine Gabe bräuchte, um ein Leben zu retten, klappt es nicht.

„Lass uns essen und überlegen, wie wir vorgehen", schlage ich vor.

„Dann auf in den Speisesaal", meint Luna ein wenig unglücklich. „Seit Mama krank ist gehe ich nicht gerne essen. Alle schauen mich an. Die einen mitleidig, die anderen voller Häme."

„Wir essen hier."

„Hier? Wie denn?"

„Ich habe doch gesagt, ich koche uns etwas."

„Du?"

Ich wünsche mir eine Auswahl an Speisen herbei und schon stehen sie auf dem Tisch. Luna und Jegenor schauen sich überrascht um. Dann fällt ihr Blick auf mich, da ich die Einzige bin, die sich nicht wundert.

„Wo kommt das so plötzlich her?", will Luna wissen.

„Ich bin eine Königin des Schattenreiches und die mächtigen haben bei uns die Fähigkeit, sich Dinge wünschen zu können."

„Wow, das heißt, du bist eine mächtige Königin."

„Es gibt Leute, die sagen das", grinse ich etwas verlegen.

„Kannst du dann nicht auch das Medikament einfach nur herbeiwünschen. Dann bräuchten wir gar nicht in die Welt der Menschen, um es zu suchen."

„Ich habe es bereits versucht, aber es ist mir nicht gelungen. Ich weiß auch nicht warum. Entweder liegt es daran, dass ich Arzneien generell nicht herbeiwünschen kann", mutmaße ich.

„Aber Amy konnte das auch", wirft Jegenor ein. „So zumindest steht es im Buch. Kannst du dich erinnern, sie hat diese herbeigewünscht."

„Stimmt!", überlege ich. „Aber sie war Notärztin und wusste, wie die Packungen aussehen, wie sie wirken, sie hatte sicher schon vorher mit diesen Arzneien zu tun. Ich hingegen habe keine Ahnung, wie eine Packung Seriobenorin aussieht, ob es Pillen, ein Sirup oder Zäpfchen sind. Möglicherweise liegt es daran."

„Kann schon sein. Das ist aber blöd", meint Jegenor.

„Also bleibt uns nichts anderes übrig, als in die Welt der Menschen zu reisen und zu hoffen, dass wir dort das Mittel finden."

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