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Magische Welten 04

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„Dann lass uns essen. Ich habe schon lange nichts Ordentliches mehr zwischen die Zähne bekommen", meint Luna.

Sie, aber auch Jegenor und ich essen mit Genuss. Es scheint ihr gut zu tun, wieder einmal in ungezwungener Gesellschaft zu sein und nicht ständig unter Beobachtung zu stehen.

„Hast du einen Lieblingsort, an dem du dich wohlfühlst?", frage ich.

„Ja, da gibt es eine Lichtung etwas von hier entfernt."

„Dann fliegen wir nachher dorthin. Jegenor, du bleibst hier. Das wird ein Mädelsausflug."

„Aber Eure Majestät, ich kann doch die Königin nicht alleine lassen."

„Wir fliegen zu einer Lichtung und nicht zu den Banditen", antworte ich entschlossen.

„Das mag schon sein, aber ..."

„... kein aber! Wir wollen allein sein."

„Wenn euch etwas passiert, nicht auszudenken", beharrt er immer noch.

„Das ist ein Befehl!", knurre ich ihn an.

Jegenor zuckt verwundert zusammen. So hat er mich noch nie erlebt. Aber mir ist es zu wichtig, ein paar Stunden ungezwungen mit Luna zu verbringen und Pläne zu schmieden.

„Wenn du meinst", gibt er schließlich kleinlaut nach.

Luna schaut mich dankbar an. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich fühlt. Ich war die ersten Wochen als Königin auch überfordert. Ich konnte aber immer noch meine Mutter um Rat fragen und hatte schon bald Freunde an meiner Seite. Bei Luna ist es deutlich schwieriger. Ich denke, sie hat ihrer Mutter nichts davon gesagt, dass es Leute gibt, die diesen kritischen Moment ausnützen wollen. Das hätte ich vermutlich auch nicht getan, um sie nicht zu beunruhigen.

Kapitel 8 -- Aus Spaß wird Ernst

„Ich muss nur noch meiner Sekretärin Bescheid sagen, dass ich weg bin", sagt Luna.

Sie huscht aus meinem Zimmer, während ich mir bequeme Kleider anziehe. Ich brauche Bewegungsfreiheit. Ich stecke den Dolch in die Tasche am Oberschenkel und schnalle das Schwert um. Ich weiß nicht, warum ich beides mitnehme, aber es ist mir danach. Ohne Waffen fühle ich mich nicht wohl. Immerhin bin ich eine Drachenreiterin und als solche an Waffen gewöhnt. Außerdem dürfte dies Jegenor etwas beruhigen, wenn ich ihn schon nicht mitnehme.

Kaum ist Luna zurück, gehen wir zum Drachenhort und machen uns auf den Weg. Ich lasse Luna vorausfliegen. Auch sie hat einen Schattendrachen. Er scheint sich mit Orion gut zu verstehen, denn die beiden albern herum, wie zwei Teenager.

„Wir sind auch noch Teenager", protestiert mein Drache. Ich muss kichern bei dem Gedanken an einen 617 Jahre alten Teenager.

Nach einiger Zeit landen wir auf einer Lichtung, die an einen See mit Wasserfall grenzt. Moment mal! Die Lichtung kommt mir irgendwie bekannt vor. Moment, kann das sein? Es ist doch die Lichtung, an der bereits Aurora und Siena waren. Hier liegt der Eingang in die Höhle der Königinnen und Könige.

„Gehen wir schwimmen?", frage ich.

„Du willst ins Wasser gehen?", erkundigt sich Luna.

„Ja, warum nicht. Heute ist ein schöner Tag."

„Aber wir haben keine Badesachen dabei."

„Das macht doch nichts. Wir sind doch unter uns."

Ohne länger zu warten, ziehe ich mich nackt aus und wate ins Wasser. Als es tief genug ist, dass ich mich abstoßen und losschwimmen kann, tue ich dies und mache mich auf den Weg zur anderen Seite.

Als ich am Wasserfall vorbeischwimme und sehe, wie das Wasser über die großen Steine lustig nach unten in den See springt, bin ich mir sicher. Das ist genau dieser See! Ich schwimme auf dem Rückweg zu der Stelle, von der ich vermute, dass von weiter oben aus Aurora und Siena nach unten gesprungen sind.

Ich tauche dort hinab und stelle fest, dass der See an dieser Stelle ausgesprochen tief ist, tief genug. Dank meiner hervorragenden Sicht kann ich trotz des trüben Wassers auch den Eingang zur Höhle erkennen. Doch ich mache Luna nicht darauf aufmerksam und tauche wieder auf. Ich schwimme direkt weiter zum Wasserfall und klettere diesen empor.

„Was machst du da?", will Luna wissen.

„Ein wenig Wasserspringen. Das wird toll."

„Spinnst du? Das ist gefährlich!"

„Ach was, das wird cool."

Unter ihren besorgten Blicken klettere ich den Wasserfall nach oben, quere ihn, begebe mich zum Felsvorsprung, nehme Haltung an und springe mit den Beinen voraus hinab ins Wasser. Luna beobachtet mich voller Sorge. Als ich wieder auftauche, sehe ich, wie sie erleichtert ausatmet. Sie scheint die Luft angehalten zu haben.

„Das ist wunderschön", rufe ich ihr zu. „Komm mit."

Ohne auf eine Antwort zu warten, schwimme ich erneut zum Wasserfall und klettere ihn ein zweites Mal hinauf. Diesmal kommt Luna hinter mir her. Sie will also auch springen.

„Willst du zuerst?", rufe ich ihr zu.

„Mach nur. Du bist ja vor mir."

Also klettere ich wieder zum Felsvorsprung und mache diesmal einen Kopfsprung. Es ist unglaublich schön, ins Wasser einzutauchen. Ich genieße diese ungezwungene Zeit in vollen Zügen. Seit ich Königin bin, hatte ich nicht mehr Zeit, mit einer Freundin etwas zu unternehmen. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr ich das vermisst habe.

Als ich wieder an die Oberfläche komme, steht Luna oben auf dem Vorsprung. Ich schwimme zur Seite und warte darauf, bis sie springt. Sie zögert zwar etwas, stößt sich dann aber doch ab und legt einen sauberen Sprung hin.

Als sie wieder auftaucht, schaut sie sich zunächst suchend um. Sie strahlt aber über das ganze Gesicht.

„Das ist echt super!", ruft sie mir begeistert zu.

Noch vor mir klettert sie erneut den Wasserfall hinauf und eilt zum Absprungfelsen. Als ich sie erreiche, ist sie schon wieder auf dem Weg nach unten. Sie macht dabei einen Salto und taucht perfekt ein.

„Juhuuuuuuu!", brüllt sie von unten herauf.

Ich springe auch, sobald sie die Eintauchstelle verlassen hat. Kaum, dass ich im Wasser bin, macht sie sich auch schon wieder auf den Weg. Wir toben eine ganze Weile herum und haben unglaublich Spaß.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schwimmen wir dann doch wieder ans Ufer und legen uns ins Gras, damit unsere Körper in der Sonne trocken können.

„Wir müssen den Rat davon überzeugen, dass wir die Portale öffnen und nachschauen, wie es drüben aussieht", schlage ich vor.

„Du glaubst, sie stimmen zu?"

„Ich hoffe es. Wir sollten dabei aber nicht sagen, dass wir dabei Medizin für deine Mutter holen wollen. Es ist besser, wenn es keiner weiß."

„Trotzdem! Im Rat sind einige sehr konservative Kräfte. Die wollen sicher, dass alles so bleibt, wie es ist."

„Als Königin des Schattenreiches habe ich doch auch noch ein Wort mitzureden", werfe ich ein. „Zudem bin ich es, die weiß, wo die Portale sind und wie man sie öffnet."

„Das Problem ist, dass auch du noch sehr jung bist. Genau das ist diesen Herren ein Dorn im Auge."

„Wir müssen es auf jeden Fall versuchen", sage ich entschlossen. „Wenn es sein muss, gehen wir auf eigene Faust in die Welt der Menschen."

„Glaubst du, das schaffen wir?"

„Zunächst sollten wir alles daransetzen, dass der Rat einer Expedition in die Welt der Menschen zustimmt", weiche ich ihrer Frage aus.

„Hoffen wir, dass dein Plan aufgeht."

„Langsam sollten wir wieder zurück", sage ich.

Es ist schon etwas später am Nachmittag und die Sonne nähert sich schon dem Horizont, um bald zu verschwinden. Wir sollten uns tatsächlich auf den Rückweg machen. Wir ziehen uns an und sind damit gerade fertig, da landen drei Drachen auf der Wiese. Fremdländisch wirkende Männer steigen ab.

„Da haben wir ja unsere beiden Täubchen", sagt einer von ihnen. „Los, ergreift sie. Wir erledigen das auf die schnellste Art."

Die drei kommen bedrohlich auf uns zu. Automatisch lege ich die Hand an den Griff meines Schwertes. Mir ist sofort klar, dass wir um einen Kampf nicht herumkommen. Die drei sehen nicht so aus, als würden sie mit sich reden lassen. Ich versuche sie deshalb zunächst einzuschätzen. Das wird sicher ein härterer Kampf als der in Armogren. Diese Männer sind kampferprobt.

„Wir kämpfen Rücken an Rücken", raune ich Luna zu.

„Das sind Söldner und sie sind in der Überzahl", raunt sie zurück. „Da haben wir wenig Chancen."

„Aufgeben ist aber auch keine Option. Die machen uns kalt. Ich wette, die haben den Auftrag uns zu töten."

„Von wem?"

„Ich denke, von einem deiner Räte."

„Glaubst du, die sind zu so etwas fähig?"

„Ich denke, der oder die wurden aufgeschreckt, weil ich eingetroffen bin. Du bist nun nicht mehr das machtlose Mädchen. Du hast eine Königin zur Freundin, die dir zur Seite steht. Sie wollen uns so schnell wie möglich ausschalten und ich muss sagen, sie verlieren echt keine Zeit."

„Das wäre krass."

„Also, wir kämpfen! Ich versuche aber zuerst eine Finte. Glaub nicht alles, was ich den Männern erzähle. Wir geben auf keinen Fall auf."

„Meine Herren, was können wir für euch tun?", frage ich unbedarft.

„Am besten, ihr ergebt euch, und das am besten sofort."

„Wir haben eh keine Chance, nehme ich an", antworte ich überlegend.

„Du hast es erfasst."

„Kämpft ihr gut?", will ich wissen.

„Besser als dir vermutlich lieb ist."

„Und wir sind nur zwei schwache Mädchen. Das ist echt doof."

„Du sagst es."

„Was habt ihr mit uns vor?"

„Wir werden euch fesseln."

„Und dann?"

„Werden wir von hier verschwinden. Mit euch."

„Und wohin bringt ihr uns."

„Das muss noch bestimmt werden."

„Von wem?

„Von unserem Auftraggeber."

„Und wer ist das?"

„Du kannst aber viele Fragen stellen", grinst er überheblich.

„Ich bin eben neugierig."

„Das merkt man."

„Was ist also?", will er wissen.

„Ob wir uns ergeben? Wird wohl besser sein."

Ich sage das bewusst resignierend. Offenbar versteht er, ich würde aufgeben und kommt auf mich zu. Ich warte bis zum allerletzten Moment, dann aber reiße ich mein Schwert von unten nach oben, und zwar so, dass die Klinge ihm zwischen die Beine fährt und ihn, bis in den Beckenknochen hinein, spaltet. Doch damit nicht genug. Da ich die Klinge am Beckenknochen entlang nach oben schrammen lasse, schlitze ich ihm zudem Bauch und Brust bis zum Hals hinauf auf. Seine Gedärme klatschen mit einem lauten Geräusch zu Boden und er fällt von meinem Schwert etwas geschoben, wie ein Baum nach hinten um.

Während seine beiden Begleiter mich schockiert anstarren und nicht glauben können, was soeben geschehen ist, tausche ich mein Schwert von der Rechten in die linke Hand, ziehe den Dolch aus meiner Hose und werfe ihn auf einen der beiden verbliebenen Angreifer. Er schafft es vor Schreck immer noch nicht zu reagieren und die Klinge bohrt sich bis zum Schaft in seinen Hals.

Der Mann röchelt noch einmal kurz panisch auf, greift sich mit den Händen an den Hals und will den Dolch herausziehen. Er ist aber bereits zu schwach dazu und fällt vornüber hin, wie ein Brett. Dabei rammt er sich den Dolch noch weiter in den Hals. Auch er ist tot.

Der dritte und letzte Mann schaut mich hasserfüllt an. Langsam realisiert er, dass das Mädchen, das er völlig unterschätzt hat, gerade zwei seiner Freunde getötet hat.

„Du kleine Bestie!", faucht er. „Du wirst es bitter bereuen, geboren worden zu sein."

„Freu dich bloß nicht zu früh", lache ich.

Ich provoziere ihn bewusst und mein Plan scheint aufzugehen. In blinder Wut stürmt er auf mich zu. Er will den direkten Kampf. Allerdings unterschätzt er mich offenbar erneut. Er geht davon aus, dass der Tod seiner Freunde nur meinem hinterhältigen Handeln zu verdanken ist. Er glaubt, ich hätte die beiden überrumpelt und es nur deshalb geschafft, sie auszuschalten. Er hält es aber offenbar nicht für möglich, dass ich in der Lage sein könnte, ihn im offenen Kampf zu besiegen.

Geschickt pariere ich seinen Angriff, drehe mich unter seinem Schwert durch, komme hinter ihm zum Stehen und versetze ihm mit dem Fuß einen kraftvollen Tritt in die Nieren. Natürlich ist dies schmerzhaft und wird ihn im weiteren Kampf behindern. Nach diesem Erfolg weiche ich sofort wieder etwas zurück und bringe damit wieder den nötigen Abstand zwischen uns.

Erneut greift er an und schwingt sein Schwert noch wilder und noch wahlloser als zuvor. Auch dieses Mal kann ich seinen Hieb abwehren, zur Seite springen und trete ihm diesmal mit voller Wucht gegen die Außenseite seines rechten Knies. Ein Krachen ist zu hören, das mir bis tief in die Knochen fährt.

Ein markerschütternder Schrei hallt über den See, dass sofort alle Vögel im Umkreis panisch aufflattern. Man könnte meinen, ein verwundetes Tier würde brüllen. Der Söldner steht mühsam auf und stützt sich dabei auf seinem Schwert ab. Das getroffene Bein hat er angezogen. Vom Knie abwärts baumelt der Rest nur noch. Man kann deutlich sehen, dass ich ihm das Gelenk völlig zerschmettert habe. Er könnte einem glatt leidtun.

„Du krankes Hirn. Wie konntest du mir so etwas antun", brüllt mich der Mann an.

„Wer hat hier wen angegriffen. Beklage dich jetzt nicht und heul nicht herum."

„Die Rede war von zwei schwachen Mädchen", verteidigt er sich unter Stöhnen. Er muss enorme Schmerzen haben."

„Komm Luna, wir verschwinden."

„Ihr könnt mich nicht so zurücklassen", schimpft er.

„Hergekommen seid ihr auch allein", antworte ich seelenruhig.

„Ihr werdet schon noch sehen. Ich werde mich rächen. Das verspreche ich euch."

Wir aber achten gar nicht mehr auf ihn. Ich ziehe noch schnell meinen Dolch aus dem Hals des toten Angreifers und nehme ihm auch noch seinen ab, den er unbenutzt im Gürtel stecken hat. Dann machen wir uns auf den Weg. Bei unseren Drachen angekommen, klettern wir in deren Nacken und schon geht es ab in die Lüfte. Je weiter wir uns von der Lichtung entfernen umso mehr kann ich mich entspannen. Ich überlasse es Orion den Flug zu bestimmen. Luna folgt uns. Allerdings gehen mir die Worte des Mannes nicht aus dem Kopf.

„Es ist noch nicht vorbei", rufe ich Luna zu. „Ich vermute, es sind noch weitere Söldner auf der Suche nach uns."

„Wie kommst du denn darauf?"

„Er hat gesagt, er würde sich rächen. Das war nicht einfach nur so daher gesagt. Er ist sich sicher, dass wir uns wiedersehen und das kann nur der Fall sein, wenn noch andere Männer nach uns suchen. Halte also die Augen offen."

„Mache ich!"

Wir fliegen in Richtung Drachenreiterschule. Plötzlich tauchen vier Drachen vor uns auf. Luna scheint sie noch nicht bemerkt zu haben.

„Vier Drachen kommen", informiere ich sie.

„Wo?"

„Da vorne."

„Da sehe ich nichts."

„Noch nicht", lache ich. „Wir durchbrechen die Wolkendecke, dann entkommen wir ihnen vielleicht."

Sie nickt und wir schießen nach oben. Wir durchbrechen die Wolken und fliegen nun oberhalb dieses weißen Teppichs. Ich halte die Augen offen, weil ich nicht sicher bin, ob wir es rechtzeitig geschafft haben.

Ich wage schon zu hoffen, dass meine geschärften Sinne uns einen Kampf erspart haben, da sehe ich hinter uns die Söldner aus den Wolken auftauchen.

„Wir müssen kämpfen", rufe ich Luna zu.

„Wie denn? Wir sind in der Luft und sie sind zu viert!"

„Hast du einen Dolch?"

„Ja."

„Kannst du damit werfen?"

„Ich war in der Schule nicht schlecht, das weißt du."

„Gut, ich habe zwei Dolche. Damit haben wir die Chance, drei von ihnen zu erledigen. Der vierte gibt dann hoffentlich auf. Auf mein Zeichen hin, werfen wir."

„Gut!"

Luna überlässt offenbar mir das Kommando. Die vier versuchen uns einzukreisen. Ich überlege zwar kurz, zu fliehen, da wir ja mit unseren Schattendrachen schneller sein müssten. Aber mir ist auch klar, dass sie uns auf den Fersen bleiben werden. Also suche ich die Konfrontation, um dieses Problem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.

Ich verlangsame und Luna tut es mir gleich. Die vier kommen auf uns zu und kreisen uns ein. Mir ist klar, was ihre Absicht ist. Sie wollen uns zur Landung zwingen und damit einem Luftkampf entgehen. Offenbar wollen sie nichts riskieren. Ein Luftkampf birgt immer Risiken in sich.

„Folgt uns! Widerstand ist zwecklos!", brüllt uns einer der Männer zu.

„Jetzt! Nimm den Anführer!", rufe ich Luna zu.

Ich werfe meine zwei Messer auf zwei der anderen Männer. Zum Glück habe ich auch den Dolch des Toten an mich genommen. Damit haben wir schon eine höhere Chance. Die Klingen treffen auch dieses Mal sicher ihr Ziel. Der Anführer hat Lunas Messer direkt im Hals stecken, meine beiden treffen die von mir ausgewählten Ziele. Alle drei Männer röcheln noch kurz, husten ein wenig und fallen dann wie Mehlsäcke von ihren Drachen und dem Boden entgegen.

Der vierte von ihnen schaut zunächst entgeistert, wie seine Freunde in den Wolken verschwinden. Als er registriert, dass sie tot sind, lässt er einen hasserfüllten Schrei los und zieht das Schwert.

„Euch blöden Weibern werde ich es jetzt aber zeigen", brüllt er.

Er greift uns eine nach der anderen an. Immer wieder lenkt er seinen Drachen gegen unsere. Er rammt uns immer und immer wieder. Es ist lästig, aber nicht gefährlich. Da die Drachen zu massig sind, schafft er es nicht, uns mit dem Schwert zu erreichen und zu verletzten. Außerdem ist sein Drache zu schwach, um unseren Schattendrachen etwas anhaben zu können. Er ist genau genommen harmlos. Normalerweise sind es bei Luftkämpfen die Drachen, die versuchen, den gegnerischen Drachen zu verletzten. Seiner jedoch weigert sich offenbar, unsere Tiere ernsthaft anzugreifen. Ich gehe davon aus, dass er Angst vor den beiden Schattendrachen hat. Sie wären ihm haushoch überlegen.

Auch, wenn er uns nicht wirklich gefährlich werden kann, wird der Mann zunehmend lästig und er hält uns auf. Was ist, wenn er über seinen Drachen Verstärkung herbeilocken will. Für uns wäre es besser so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Wir wissen nicht, wie viele Söldner noch herumsuchen und uns gefährlich werden könnten. Immerhin sind wir zwei Regentinnen ohne ihre Garde.

Langsam reicht es mir und ich schmiede einen Plan. Ich spreche mich mit Orion ab, dieser fliegt steil nach oben, über unseren Angreifer. Dieser konzentriert sich gerade auf Luna und kriegt gar nicht mit, dass ich über ihm bin. Ich springe ab, lande direkt hinter ihm und stehe sicher auf seinem Drachen. Auf seinem Tier aufkommen und dem Mann mit dem Schwert die Kehle zu durchtrennen, ist eine einzige fließende Bewegung. Er bekommt erst im letzten Moment mit, dass ich plötzlich hinter ihm stehe, mich zu ihm hinabbeuge und die Klinge entschlossen an seinem Hals entlangziehe. Er bekommt von meinem Angriff nicht viel mit. Ich aber füge ihm einen tiefen Schnitt zu und Blut spitzt aus den durchtrennten Halsschlagadern. Er hat keine Chance.

Da ich nicht wissen kann, wie sein Drache reagiert, wenn der Reiter tot ist, springe ich ab und verschwinde in den Wolken. Ich höre noch, wie Luna verzweifelt aufschreit. Doch kaum bin ich unter den Wolken, ist Orion bereits zur Stelle, ich lande auf ihm und schon geht es wieder ab nach oben. Meine Freundin bekommt davon allerdings nichts mit, da ihr die Wolkendecke die Sicht versperrt. Als wir erneut durch die weiße Masse stoßen und zum Vorschein kommen, sehe ich Luna, die verzweifelt auf ihrem Drachen sitzt und schreit.

Ich fliege zu ihr und versuche sie zu beruhigen. Einige Zeit lang checkt sie gar nicht, dass ich neben ihr fliege. Ihr Denken scheint immer noch das Bild zu beherrschen, wie ich zur Erde stürze.

„Luna, mir geht es gut. Keine Sorge!", brülle ich so laut ich kann zur ihr hinüber.

Sie zuckt zusammen und schaut mich an, als wäre ich ein Geist. Orion beginnt bereits zu grinsen.

„Sei nicht fies. Sie hat sich Sorgen um mich gemacht", tadle ich ihn.

„Schon gut, schon gut. Es ist nur, das hast du genial gemacht."

„Danke. Den sind wir endlich los."

„Der hat aber auch echt genervt."

„Du bist am Leben?", will Luna das Offensichtliche wissen.

„Wie du siehst", grinse ich.

„Aber du bist doch zur Erde gestürzt."

„Ich bin gesprungen und Orion hat mich wieder aufgefangen."

„Wow, so ein Glück!"

„Das war kein Glück, das haben wir geübt."

„Was habt ihr?!", will sie entgeistert wissen.

„Bei uns Königinnen des Schattenlandes hat es sich eingebürgert, dass wir zusammen mit unseren Drachen üben, zu fallen und dann wieder auf dem Rücken unserer Gefährten zu landen. Das kann, wie du gerade gesehen hast, in einem Kampf ganz nützlich sein."

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