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Marion: Roxys Geheimnis 17

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überraschende Planänderung gibt Anlass für eine feucht-fröhl.
25.4k Wörter
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Im Traum war Marion auf Sightseeing-Tour. Rom, Mailand, Paris. Es war Sommer, der Eiffelturm blitzte in der Sonne. Die Menschen lachten. Französische Lebensfreude und fröhliche Musik belebten die eleganten Boulevards.

Doch dann plötzlich: das Rattern von Maschinengewehren. Aufblitzende Mündungsfeuer. Ihr Herz raste. Der Traum war so erschreckend real, dass sie davon aufwachte.

Ein kurzes Blinzeln, dann wurde ihr alles klar. Die Rollladenautomatik hatte sich in Bewegung gesetzt. Und die tiefstehende Morgensonne schien ihr direkt ins Gesicht.

Dann musste es schon kurz nach acht sein. Sie hatte verschlafen. Einen Moment beschleunigte ihr Puls erneut, doch dann fiel ihr ein, dass sie ja frei hatte. Und Roxy bei ihr im Bett war!

Die Süße wurde auch unsanft geweckt. Sie lag auf der Seite, mit dem Rücken zu Marion und drückte sich das Kissen auf Gesicht und Ohren. Ein brummelndes Fluchen war zu hören.

Sie hatte sich im Schlaf freigestrampelt und so lag eines ihrer langen Beine und ihr aufregend nackter Rücken frei. Der anziehende Anblick und das Mitgefühl, dass ihre heißgeliebte Freundin so unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde, veranlassten Marion unweigerlich, die junge Haut zu streicheln und zu küssen. Sofort ging das gestörte Brummeln in ein genießerisches Schnurren über.

Nachdem der Rollladen ausgerattert, und Marion sich quer über die Schulterblätter geküsst hatte, ließ Roxy das Kopfkissen los, um nach ihrem Haar zu langen und ihren aufregenden Nacken freizulegen. Augenblicklich machte sich die glücklich verliebte Enddreißigerin auf, bewundernde Küsse auf der zart beflaumten Haut zu verteilen.

Sie küsste sich am Haaransatz entlang zum Ohr der nackten Venus und flüsterte ihr dann ein liebevolles ‚Guten Morgen mein Liebling' ins Ohr.

Die süße Hexe drehte sich nun räkelnd auf den Rücken und strahlte ihre Freundin an.

„Guten Morgen, Mari-Schatz. So geweckt zu werden wäre viel schöner gewesen. Das Ding verstößt ja gegen die Genfer Konventionen. Schlafentzug ist Psychofolter" sagte sie unter Augenzwinkern und einem leichten Gähnen, bevor sie Marion einen sanften Kuss auf die Lippen gab.

„Sorry, Schatz. Ich hab vergessen, die Automatik auszuschalten. Eigentlich wär ich ja jetzt längst im Büro..."

„Schon gut, kein Problem. Warst du schon Laufen?"

„Nee. Hab verpennt."

„Na sag mal! Was reißt denn da ein?" schalt die Kleine mit einer Ironie, die ihre ganze Erleichterung ausdrückte, dass auch ihre sportliche Freundin an diesem Morgen noch nichts geleistet hatte. „Hattest wohl ne lange Nacht, hm?" grinste sie verschmitzt.

„Oh ja, das kann man so sagen. Wie spät war's denn?"

„Keine Ahnung. So drei durch, schätz ich mal. Aber der Abend und die Nacht waren wunderschön. Ich danke dir!"

„Ich hab zu danken!" strahlte Marion zurück.

„Wofür denn" gab Roxy eigentlich rhetorisch gemeint zurück, doch Marion war es ein Bedürfnis zu erklären:

„Na für alles! Dass es dich gibt. Dass du für mich da bist. Dass du so lieb zu mir bist. Dass du mir alles zeigst. Und dass du so..." Marion suchte nach den rechten Worten „...so unkompliziert bist."

Um ihre Worte zu unterstreichen, aber auch weil sie nicht widerstehen konnte, legte Marion ihre Hand auf Roxys linke Brust. Sie fühlte sich so wunderschön warm und fest an.

Roxy strahlte und langte an Marions Hinterkopf, um sie an sich zu ziehen und ihr einen langen Zungenkuss zu geben. Als sie die freche, gepiercte Zunge in ihrem Mund spürte, war sie in Gedanken schon wieder bereit. Bereit mit Roxy zu schlafen. Mit ihr Sex zu haben. Die Hand an ihrem Busen durch ihren Mund zu ersetzten und diese stattdessen wieder zwischen die unwiderstehlich langen Beine ihrer kleinen Hexe wandern zu lassen. Nur um sie dann erneut durch ihre Lippen zu ersetzten...

Doch irgendein undefinierbarer Gedanke und ein weiterhin leichtes Brennen in ihrem Unterleib bedeuteten ihr, dass sie es erst einmal wieder gut sein lassen sollte. Dass sie nur zärtlich zu Roxy sein sollte und ihren Körper und Geist regenerieren. Sich Zeit zu lassen, die aufregenden Erfahrungen zu verarbeiten, bevor sie diese mit ihrer Erotikgöttin wiederholen und ausbauen würde.

Roxy schien es ähnlich zu ergehen, denn sie streichelte nur Marions Arme und Schultern, ohne von Marions Brüsten oder anderen erogenen Zonen Besitz zu ergreifen. Hätte sie es getan, Marion wäre bereit gewesen. Aber so genoss sie nur das zärtliche Morgenritual, bis Roxy das Küssen irgendwann einstellte und ihren hübschen Kopf auf das Kissen zurücklegte.

Als Marion sie da so liegen sah, so wunderschön und vollkommen, drängte sich eine überwältigende Gewissheit in ihr Bewusstsein. So musste es immer sein. Tag für Tag. Morgen für Morgen. Sie wollte nur noch mit ihrer Roxy im Arm einschlafen. Und sie jeden Morgen durch zarte Küsse wieder wecken!

Doch dann wurde ihr wehmütig, als sie daran denken musste, dass Roxy nicht bei ihr wohnte. Dass sie zwar keine Wohnung hatte, aber Marions Angebot ausgeschlagen hatte, bei ihr einzuziehen. Dass sie sich im Moment lieber eine Hotelsuite finanzieren ließ. Von so einem verheirateten Kerl!

Ihre dunklen Gedanken schienen sich auch auf ihre Gesichtszüge zu legen, denn Roxy blickte sie leicht sorgenvoll und fürsorglich an, während sie ihre Wange berührte.

„Schatz, was ist mit dir? Bist du nicht glücklich?"

Das war eine schwere Frage. Natürlich war sie glücklich. Aber auch irgendwie traurig. Sie zwang sich zu einem Lächeln.

„Doch, klar. Aber, weißt du..." druckste herum, bis sie die richtigen Worte fand. „...ich würde halt gern jeden Morgen neben dir aufwachen. Dich hier bei mir haben..."

Roxys Blick nahm nun auch melancholische Züge an.

„Ja ich weiß, Mari-Schatz. Ich will das doch auch. Aber..." sie stockte und sprach nicht weiter.

„Ich versteh dich ja. Dass du unabhängig sein willst. Dich nicht von mir aushalten lassen willst. Aber ich..."

„Nein, das verstehst du nicht" unterbrach sie Roxy ein wenig schroff. „Klar bin ich gern unabhängig und niemanden was schuldig. Bei dir ist das aber anders. Ich würde nichts lieber tun, als mich bei dir zu verkriechen." Ihr immer feuchter werdender Blick begann zu zittern.

Voller Mitgefühl umfasste Marion zart Roxys den Tränen nahes Gesicht. Liebevoll streichelnd versuchte sie Verständnis zu zeigen. Nachdenklich nickend sagte sie:

„Doch, das versteh ich schon. Du willst mich in nichts reinziehen, ich weiß. Du glaubst, du kannst dich nicht häuslich niederlassen, solange die Sache nicht ausgestanden ist." Marion machte eine Pause, um zu prüfen, ob die arme Kleine ihr zustimmte. Als diese nur leicht beschämt nickte fuhr Marion fort:

„Du bist so stark und klug. Wenn du zum Ergebnis gekommen bist, dass es so sein muss, dann ist das so auch richtig. Dann kann ich es nur akzeptieren und versuchen, das Beste daraus zu machen."

Roxy nickte nun mit einem Anflug von Dankbarkeit, während sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Aber sie sagte weiter nichts. Deshalb setzte Marion erneut an:

„Ich will, dass du weißt, du kannst jederzeit hierher. Du bekommst einen Wohnungsschlüssel und kannst kommen und gehen, wann immer du willst. Und bist mir keinerlei Rechenschaft schuldig, okay?"

Jetzt lächelte Roxy glücklich, während ihr nun tatsächlich eine Träne über die Augen kullerte. „Danke!" hauchte sie strahlend und streichelte Marions Gesicht.

Auch Marion freute sich, dass es ihr gelungen war, das heikle Thema zu Beider Zufriedenheit zu klären. Und wunderte sich, dass es ihr nicht schwerfiel, ihren Eigennutz so weit zurückzustellen und sich nicht im Gegenteil an ihr Ein und Alles zu klammern. Irgendwie schien ihr es selbstverständlich, dieser starken jungen Frau alles zu geben und nichts davon zurückzuverlangen. Außer vielleicht ein paar Informationen, um ihre Neugier zu stillen:

„Wie lange bleibst du noch im Hotel?"

Roxy wischte sich die Augen und antwortete gefasst und fast wie ausgetauscht selbstsicher:

„Marc hat die Suite bis 6. Januar gebucht."

„Und danach ziehst du wieder zu ihm?"

Roxy zuckte mit den Schultern. „Mal sehn. Seine Wohnung wäre ein paar Tage frei. Sie fahren noch zu sich nach Hause, bevor er wieder arbeiten muss."

Jetzt schlich sich doch etwas Eifersucht in Marions Gedanken, deshalb wechselte sie schnell das Thema:

„Und was hast du heute vor? Gehst du wieder lernen?"

„Nein, natürlich nicht" antwortete Roxy leicht entrüstet. „Du hast doch frei, und ich dachte wir könnten die Stadt ein wenig unsicher machen. Ist doch hart genug, wenn wir uns morgen Abend nicht sehen."

Marion strahlte voller Vorfreude auf eine Shopping-Tour mit ihrer himmlischen Roxy. Sie wollte sich ja auch so sexy Unterwäsche zulegen. Und da könnte sie ihre Geliebte doch gleich als Expertin und Beraterin mitnehmen. Das würde ein wunderschöner Tag werden!

Roxy war begeistert von der Idee. Und schlug auch vor, Marion ihr Lieblingsbistro zu zeigen. Da könnten sie sich dann vom vielen Bummeln erholen, etwas trinken, Bekannte treffen, vielleicht eine Kleinigkeit essen.

Das Frühstück wollten beide heute ausfallen lassen, nachdem sie die letzten Tage doch in Punkto Kalorien und Alkohol heftig zugeschlagen hatten. Eine heiße Tasse Kaffee sollte es aber schon sein.

Nach einer guten halben Stunde wunderschönen Kuschelns machten sich die beiden Verliebten ins Badezimmer auf, um sich für den Tag frisch zu machen. Das Erledigen ihres dringenden Bedürfnisses im Beisein ihrer Freundin fühlte sich für Marion nun völlig natürlich an.

Das anschließende gemeinsame Duschen und der Pfirsich-Honig-Duft des Pflegeduschgels weckten dann wieder erotische Erinnerungen an den heißen Sex vorgestern Abend. Wahrscheinlich war sie deshalb besonders zärtlich und gründlich, als es darum ging, Roxys intimsten Körperstellen damit einzuseifen...

In flauschige Bademäntel gehüllt machten es sich beide auf dem Sofa gemütlich. Roxy hatte ihre nackten Beine unter ihren Hintern gezogen und wärmte sich die Hände an der dampfenden Tasse schwarzen Kaffees. Auch Marions Tasse verströmte ein angenehm anregendes Aroma.

Sie hatte ihre Tasse allerdings auf dem Beistelltischen abgestellt, denn den beiden war eingefallen, dass sie ja noch die App zum Video-telefonieren einrichten wollten. Wo sie sich doch morgen Abend nicht persönlich sehen konnten, dann musste es doch mindestens virtuell gehen. Außerdem wollte Marion noch nach einem Hotel im Allgäu über den Jahreswechsel schauen. Das ginge auch am Handy, dann würde sie es sich sparen, den Rechner anzuwerfen.

Als Marion ihr Gerät entsperren wollte fiel ihr gleich auf, dass eine Nachricht eingegangen war. Sie waren wohl gerade unter der Dusche, deshalb hatte sie den Klingelton nicht gehört. Sofort hatte sie einen Knoten im Magen. Hoffentlich war nichts mit ihren Eltern. Roxy bemerkte sofort Marions besorgten Gesichtsausdruck und fragte nach.

„Eine Nachricht von Doro, meiner Assistentin. Ich soll sie anrufen" antwortete Marion halb beruhigt, halb nachdenklich. War mit dem Gutachten etwas nicht in Ordnung?

„Ah, hallo Frau Zimmermann. Schön, dass Sie so schnell zurückrufen" flötete Doro wie immer gut gelaunt.

„Morgen Doro. Kein Thema, ist doch selbstverständlich. Was gibt's?"

„Äh, ja der Chef hat nach Ihnen gefragt. Sind Sie schon in den Bergen?"

„Nein, ich bin noch zuhause. Was wollte Lehmann denn?"

„Ich meine nicht Lehmann, sondern Big Boss."

„Schäfer?" fragte Marion mehr rhetorisch und unter einem Schlucken, das auch Roxy aufmerksam machte und sie sorgenvoll blicken ließ.

„Ja. Also er meinte, wenn Sie noch in der Stadt sind, dann würde er sie gerne noch persönlich sprechen."

Marion wurde ganz heiß, sie versuchte aber ruhig zu bleiben. „Ja, klar. Hat er gesagt wann?"

„Er hat bis um Elf einen Termin. Können Sie bis dahin da sein?"

Marion schaute auf die Digitalanzeige ihres Blue-Ray-Players. 9:23 Uhr. „Ja, bis dahin schaff ich das locker. Gibt es ein Problem mit dem Gutachten?"

„Sieht so aus. Ich glaube, Sie haben ihm die alte Version gegeben. Jedenfalls nicht das, was wir besprochen hatten."

„Mist!" rief Marion und schaute der erschrockenen Roxy nachdenklich ins Gesicht. „War er arg sauer?"

„Nee, eigentlich nicht. Ich hab ihm auch gleich die richtige Datei gemailt. Aber vielleicht hat er dazu noch eine Frage."

„Warum fragt er denn nicht Lehmann?"

„Keine Ahnung. Vielleicht weiß der es auch nicht?"

Marion seufzte. „Na gut, ich komme. Bis nachher."

Nachdenklich legte sie das Handy weg. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, was das Problem sein konnte.

„Nicht gut?" fragte Roxy besorgt und griff mitfühlend nach Marions Hand.

„Weiß nicht. Hab vielleicht Mist gebaut. Muss auf jeden Fall beim Chef antanzen. Tut mir leid, dass erst mal nichts aus unserem freien Tag wird, Schatz."

„Ja, schade. Aber hilft ja nichts. Arbeit geht nun mal vor. Weißt du schon, wie lange es dauert?"

„Nein, keine Ahnung. Vielleicht hat er einen Auftrag für mich, dann kann es spät werden" erwiderte Marion fast resigniert.

Roxy nickte nachdenklich. „Verstehe. Dann hats wohl keinen Sinn, wenn ich hier auf dich warte. Ich mach dann so lange hier klar Schiff und geh dann in die Bücher gucken. Und du meldest dich, sobald du Zeit hast, ja?"

„Nein, Roxy bitte lass das. Ich versau dir den Tag, da muss du nicht auch noch meinen Saustall aufräumen."

„Hey, Quatsch. Das ist mein Saustall. Oder siehts bei dir auch immer so aus, wenn du alleine zuhause bist?"

Marion war einmal mehr perplex. Wie meinte Lara doch so zutreffend? ‚Das kluge Köpfchen hat immer Recht, da hast du keine Chance'? Resigniert schüttelte sie den Kopf.

„Siehst du! Aber sag mal Mari-Schatz, könnte ich mir nochmal ein paar Sachen von dir leihen? Sonst muss ich wieder in dem Fummel losziehen..."

Keine dreißig Minuten später saß Marion schon in der Bahn. Hektisch hatte sie sich gerichtet und Roxy mit ganz schlechtem Gewissen in der unaufgeräumten Küche zurückgelassen. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Was hatte sie noch alles in dem Gutachten verbockt? Warum hatte sie denn nicht besser aufgepasst?

Die Atmosphäre in der Firma war dagegen sehr entspannt. Sonst herrschte immer hektische Betriebsamkeit, wenn man das moderne Verwaltungsgebäude betrat. Selbst Doro schien tief in sich zu Ruhen. Ein wenig wirkte sich das auch auf Marions Puls aus, den sie bei gefühlten hundertachtzig vermutete.

„Ich weiß echt nicht, wie das passieren konnte. Danke, dass Sie meinen Fehler gleich erkannt, und das richtige Dokument rausgegeben haben. Aber da hab ich wohl auch einen Bock reingebaut" bedankte sie sich bei ihrer Assistentin.

„Keine Ursache. Und ich glaube nicht, dass etwas nicht stimmt. Ich hab's mindestens noch dreimal durchgelesen, und mir ist nichts aufgefallen. Aber Sie können ja auch nochmal reingucken."

Marions Puls beruhigte sich noch mal ein wenig. Wenn Doro nichts gefunden hatte, dann war wahrscheinlich auch nichts. Möglicherweise hatte sich gegenüber gestern eine neue Situation ergeben, über die Schäfer mit ihr sprechen wollte. Hoffte sie zumindest. Trotzdem ärgerte sie sich über ihre Unkonzentriertheit mit der falschen Datei. Wieso hatte Lehmann das bloß nicht gemerkt? Dem hatte sie doch alles gegeben!

„Hat sich Lehmann zwischenzeitlich schon dazu geäußert?"

„Nein. Sein Vorzimmer sagt, er sei noch nicht da."

„Seltsam, das Ganze. Und alles bloß weil ich nicht aufgepasst habe..." dachte Marion laut nach.

„Jetzt seien Sie doch nicht so kritisch mit sich. Das kann doch mal passieren. Gerade wenn man frisch verliebt ist" entgegnete die fröhliche junge Mutter und strahlte Marion an.

Diese war etwas perplex. „Woher...?" wollte sie schon ansetzen, doch dann hatte sie sich in Gedanken bereits selbst die Antwort gegeben. Sie kam ja gestern recht spät ins Büro. Und Doro war sehr einfühlsam. Sie hatte das sicher an Marions Verhalten gemerkt.

„Das ist Ihnen aufgefallen, ja? Übrigens, wir haben gestern Abend ihr Weihnachtsgeschenk gleich eingeweiht!"

„Oh das freut mich sehr. Auch für Sie. Klar hab ich's bemerkt. Sie sind irgendwie... wie ausgewechselt. So ...fröhlich und locker...".

Marion musste in sich hineinlächeln, als sie an den Grund ihrer Fröhlichkeit und Lockerheit denken musste. Es war verrückt. Roxys unwiderstehliche Aura kam selbst bei Menschen an, der sie gar nicht persönlich begegnete. Diese faszinierende junge Frau war einfach magisch...

Sie hatte das Gutachten bereits zweimal überflogen, als sich Schäfers Vorzimmer meldete und mitteilte, dass er sie jetzt erwartete. Doro hatte recht, es war kein Fehler zu finden. Mit pochendem Herzen klopfte sie an Schäfers dicke Bürotür, ganz in der Erwartung, gleich einen berechtigten, dicken Einlauf zu kassieren.

Doch als sie die Tür vorsichtig geöffnete hatte, strahlte sie Schäfer fast überfreundlich an.

„Frau Zimmermann! Schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten. Setzten Sie sich doch. Ein Wasser?"

Als sie sich etwas unbehaglich gegenüber dem großen Schreibtisch niedergelassen hatte, hielt sie sich an dem Wasserglas fest und kam ihrer Art entsprechend gleich zur Sache:

„Das mit der falschen Datei tut mir leid. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte."

Schäfer schaute kurz irritiert, kehrte aber schnell zu seiner strahlenden Mine zurück.

„Ach nein. Es geht nicht um das Gutachten. Beziehungsweise schon, aber das ist eher Nebensache. Dazu kommen wir später. Ich habe ein paar Neuigkeiten für Sie. Entschuldigen Sie, dass ich Sie aus ihrem wohlverdienten Urlaub geholt habe, aber es ist mir wichtig, dass Sie es als Allererste erfahren."

Jetzt war Marion doch neugierig. Aber auch nicht unbedingt entspannter. Als sie nur fragend schaute fuhr Schäfer fort:

„Seit gestern Nachmittag haben sich die Ereignisse quasi überschlagen. Zunächst bat Herr Lehmann um ein Gespräch..."

Er machte eine Pause, die Marions Nerven zum Zerreißen anspannen ließ.

„... Er hat seinen Rücktritt angeboten, und wir haben uns noch gestern Abend im beiderseitigen Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung auf die Beendigung seines Arbeitsverhältnisses geeinigt."

Das war ein Paukenschlag, mit dem Marion nicht gerechnet hatte. Es war einerseits nicht ungewöhnlich, dass die Chefstrategen schnell ausgetauscht werden, oder sie von sich aus weiterziehen, wenn sie sich mit ihren Ideen nicht durchsetzen konnten. Lehmann war wie sein Vorgänger eher ein freischaffender Künstler, der sowieso früher oder später neue Herausforderungen gesucht hätte. Das Überraschende war eher, dass es mit sofortiger Wirkung geschah. Naja, wahrscheinlich hatte Schäfer längst schon einen Nachfolger in der Hinterhand, dachte sich Marion. Entsprechend entgegnete sie:

„Danke, dass Sie mich als erstes informieren. Haben Sie denn schon eine Nachfolge im Blick?"

Vor ihrem geistigen Auge ließ sie die infrage kommenden Mitarbeiter der Firma vorbeiziehen. Wenn es nicht jemand von außerhalb war, dann konnte es eigentlich nur Schäftelmeier sein. Ein unsympathischer, jovialer Schleimer. Mit Grausen musste sie daran denken, wie eine Zusammenarbeit mit ihm aussehen würde. Es schüttelte sie innerlich so sehr, dass sie Schäfers Antwort gar nicht mitbekam. Sich wieder auf das Gespräch konzentrierend hakte sie nach:

„Entschuldigen Sie, ich hab das glaube ich nicht ganz verstanden. Wer soll die Nachfolge antreten?"

„Doch, Frau Zimmermann. Sie haben ganz richtig verstanden. Ich möchte, dass Sie endlich eine Position im Vorstand unserer Firma einnehmen" strahlte Schäfer sie erwartungsvoll an.

Der nächste Paukenschlag. Jetzt glaubte sie wirklich, sich verhört zu haben. Fantasierte sie, oder war das ein Scherz? Entsprechend schaute sie und rang nach Worten. Als sie diese nicht fand, hakte der Vorstandsvorsitzende ein:

„Ich weiß, das kommt jetzt ein bisschen plötzlich, aber wie gesagt, die Ereignisse haben sich überschlagen."

Noch immer rang Marion mit den Worten: „Ja, das... aber... ich meine..." Endlich fand sie den Faden: „Ich bin ehrlich, damit hätte ich nicht mehr gerechnet. Sie hatten doch schon zweimal die Chance..."

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