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Marion: Roxys Geheimnis 17

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„Frau Zimmermann, ich bitte Sie!" kam es fast ärgerlich zurück. „Sie wissen doch genau, welch große Stücke ich auf Sie halte. Sie wussten doch genauso gut wie ich, dass dieser Tag irgendwann einmal kommen musste."

Jetzt war Marion unsicher, wie sie reagieren sollte. Ehrlich sein und ihm widersprechen?

„Natürlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt. Aber nachdem Sie jetzt mehrmals Externe ins Boot geholt haben, bin ich eher davon ausgegangen, dass Sie mir das dann doch nicht zutrauen. Dass mir das entsprechende Durchsetzungsvermögen fehlt..."

Jetzt lachte Schäfer. „Ja, das haben viele gedacht. Und Sie haben allen das Gegenteil bewiesen."

„Inwiefern?" fragte Marion irritiert.

„Schauen Sie, niemand außer uns beiden weiß so gut, was es heißt sich gegen Kurt Beerwart durchsetzen zu müssen. Wegen ihm haben schon viele das Handtuch geworfen. Und es wäre ein Jammer, wenn Sie auch in diese Kategorie fallen würden. Ich wollte Sie einfach nicht verheizen, und den passenden Moment abwarten."

„Und der soll jetzt gekommen sein?" fragte Marion mehr sich selbst, ganz in Gedanken an die gestrige Vorstandssitzung, in der sie sich so überhaupt nicht von ihrer professionellen Seite gezeigt hatte. „Denken Sie, ausgerechnet ich knacke Beerwarts Blockadehaltung?"

„Sie haben ihn schon geknackt!" strahlte Schäfer zurück.

„Wie jetzt?". Marion war jetzt völlig perplex.

„Ich sagte doch, die Ereignisse haben sich überschlagen. Ich hatte gestern Abend noch ein langes persönliches Gespräch mit Herrn Beerwart. Sie wissen ja, wir kennen uns seit ewigen Zeiten und sind, wenn man das so sagen kann, befreundet. Aber wenn es um seine Prinzipien geht, dann kennt er weder Freund noch Feind. Wie oft habe ich versucht, ihm da ins Gewissen zu reden. Und gestern, wie soll ich sagen, da hatte er plötzlich ein Einsehen."

Schäfer sprach nicht weiter, sondern schaute nachdenklich auf seine gefalteten Hände. Neugierig, aber geduldig schlug Marion die Beine übereinander und lehnte sich zum ersten Mal in diesem Gespräch entspannt zurück. Es dauerte ein wenig, bis Schäfer fortfuhr:

„Ich hätte das nie gedacht, aber Kurt gestand mir, dass er schon länger an seinem Kurs gezweifelt hatte. Dass er aus falsch verstandener Loyalität zur Firma den Auftrag gehabt hätte, sie gegen alle Veränderungen zu verteidigen. Aber je älter er geworden sei, desto klarer sei ihm geworden, dass die Firma nur bewahrt werden konnte, indem sie sich veränderte. Und dass junge Leute wie Sie das in die Hand nehmen müssten."

„Aha!" entfuhr es Marion sarkastischer als sie es beabsichtigt hatte. „Wenn das tatsächlich stimmen sollte, was sollte dann sein Auftritt gestern?"

„Tja, das tat ihm gestern Abend unheimlich leid. Er wird sich sicher auch noch persönlich bei Ihnen entschuldigen. Aber das war wohl ein letztes Aufbäumen und der notwendige... Weckruf. Auf jeden Fall soll ich Ihnen schon mal ausrichten, dass er sich sehr freuen würde, mit Ihnen im Vorstand zusammenzuarbeiten."

Einmal mehr in diesen Minuten war Marion überrascht. Nicht nur wegen Beerwarts Sinneswandel:

„Er ist auch schon involviert und würde der Sache zustimmen?"

„Natürlich. Ich habe von allen Vorstandskollegen das Okay. Selbst unser sehr zurückhaltender Entwicklungsleiter meinte, der Schritt sei längst überfällig."

Marion schüttelte nur ungläubig den Kopf, so dass Schäfer fortfuhr:

„Ich habe auch schon mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden telefoniert. Auch er ist einverstanden. Er will Sie nur vorher noch etwas näher kennenlernen." Er ließ Marion Zeit sich zu erklären, doch diese war immer noch sprachlos, deshalb setzte er nochmal an:

„Fehlt quasi nur noch Ihr Okay." Schäfer merkte sofort, dass er Marion damit überforderte: „Natürlich müssen Sie sich nicht gleich jetzt und hier entscheiden. Schlafen Sie darüber, denken nochmal nach, besprechen es mit ihrem Partner."

Die Überraschungen trafen die arme Marion im Sekundentakt. Woher wusste jetzt auch Schäfer schon, dass sie frisch liiert war? Zum Glück löste sich aber in diesem Moment der Knoten im Magen und sie konnte jetzt wieder gefasster nach den passenden Worten suchen:

„Ja, also erstmal vielen Dank für das Angebot. Und die Möglichkeit, dass ich mir es nochmal durch den Kopf gehen lassen darf. Es kam doch sehr überraschend. Wie lange habe ich denn Bedenkzeit?"

„Grundsätzlich so lange, wie Sie brauchen. Allerdings hatte ich die Hoffnung, wir können die Angelegenheit in der Aufsichtsratssitzung am 7. Januar in trockene Tücher bringen. Und das Kennenlerngespräch mit dem Vorsitzenden könnten wir dann einen Tag vorher beim traditionellen Drei-Königs-Arbeitsessen platzieren..."

„In Ordnung. Bis dahin habe ich mich sicher entschieden" gab Marion nun zunehmend selbstsicher zurück.

„Ich müsste Sie natürlich noch rechtzeitig beim Arbeitsessen anmelden. Und da ich über den Jahreswechsel ein paar Tage wegfahre, wäre mir nicht unrecht..."

Marion musste nun innerlich schmunzeln über die Gewissheit, dass sie nun die Herrin über die Ungeduld ihres Chefs war. In fast schon wohlwollend fürsorglicher Art meinte sie deshalb:

„Ich werde Sie nicht so lange auf die Folter spannen. Sie sollen es noch dieses Jahr erfahren."

Schäfer schien eine Last von der Schulter zu fallen. Hatte er womöglich keinen Plan B in der Hinterhand?

„Sehr schön! Dann schlage ich vor, wir treffen uns übermorgen nochmal? Am 30.12., wieder um 11.00 Uhr hier?"

Da sie vorher ohnehin nicht mit ihrer Roxy in die Berge fahren konnte, sagte sie zu.

Gegen halb eins saß sie dann an ihrem Schreibtisch und roch nachdenklich an einer frischen Schnittblume, die sie aus der Vase genommen hatte. Der bunte Strauß stammte von Beerwart, der sie damit schon erwartete, als sie vom Gespräch mit Schäfer zurückkam.

Der Finanzvorstand war wie ausgewechselt. Fast schon schüchtern und geknickt saß er anfangs vor ihr, um sich für sein Verhalten gestern zu entschuldigen. Und auch für die Situation, die entstand, als er sie mit der Abwicklung der Mobilfunksparte alleingelassen hatte.

Marion musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, sich nicht ihrerseits bei ihm zu entschuldigen. Seine Zurückhaltung damals erklärte er nämlich damit, dass er Marion eine Chance geben wollte, sich zu bewähren. Was sie auch mit Bravour getan hätte. Aber leider sei danach die Kommunikation zwischen ihnen völlig schiefgelaufen.

Ihr wurde in diesem Moment klar, dass sie selbst auch einen Teil dazu beigetragen hatte. Sie war damals wie gestern zu emotional. Und schließlich war auch sie es, die den Wechsel zu Schäfer initiierte. Dabei habe Beerwart sie angeblich schon als seine Nachfolgerin gesehen. Aber natürlich würde sie sich als Chefstrategin noch besser einbringen können, versicherte er ihr.

Irgendwie traute sie dem plötzlichen Sinneswandel des sonst so polternden Machtmenschen aber noch nicht so recht. Konnte ein Mensch sich so sehr ändern? Hatte er sich tatsächlich jahrelang anders verhalten, als er eigentlich wollte? Oder würde seine wahre Natur bei der nächsten Meinungsverschiedenheit wieder die Oberhand bekommen?

Im Moment konnte sie keine zuverlässige Antwort darauf finden, deshalb sah sie es als wichtigen Teil der Frage, um die sie sich bis Übermorgen im Klaren werden sollte. Was aber jetzt bereits für Beerwarts Ehrlichkeit sprach, war die Tatsache, dass der Aufsichtsrat kein Gegengutachten mehr wollte. Das hatte Schäfer ihr bereits mitgeteilt -- und da Beerwart der Schwiegersohn des Firmengründers war, konnte man davon ausgehen, dass er seine Verbindungen spielen lassen hatte.

Die sich überraschend ergebende berufliche Karriereaussicht erfreute sie einerseits unheimlich. Vor allem die Tatsache, dass sie wohl von breiter Basis in Anerkennung ihrer Fähigkeiten getragen wurde. Aber gerade deshalb würde es auch hohe Erwartungen an sie geben, und so hegte sie auch Zweifel, ob sie diesen tatsächlich gewachsen sein würde.

Überhaupt war sie sich nicht sicher, ob sie auch den Kopf für die Karriere frei hatte. Wo sie doch nur noch an eine Zukunft mit ihrer Roxy denken konnte. Was sie denn zu dem Thema sagen würde? Ob sie dann noch weniger Zeit miteinander verbringen würden?

Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie durch die verglaste Bürotür wahr, dass ihre Assistentin Doro etwas unruhig vor ihrem Schreibtisch auf und ab ging. Sie hatte eine Hand in den Nacken gelegt und den Kopf nach unten geneigt, während sie nachdenklich ihre Schritte setzte. Marion war so sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft, dass sie noch nicht daran gedacht hatte, Doro zu informieren. Wahrscheinlich versuchte sie sich gerade einen Reim darauf zu machen, was die Gespräche, der Blumenstrauß und das Fehlen Lehmanns auf sich hatten.

Sofort überkam sie ein schlechtes Gewissen. Im gleichen Moment schaute Doro auf und blickte ihr direkt in die Augen. Marion war klar, sie musste Doro jetzt informieren, bevor sie es über andere Kanäle erfuhr.

Die Firma war ein einziger Tratschhaufen. Besonders der Vertrieb, zu dem Doro noch gute Verbindungen hatte. Und sie wollte die äußerst fähige und loyale Mitarbeiterin nicht verärgern. Doro musste ihr weiter den Rücken freihalten, gerade wenn sie in den Vorstand wechseln wollte.

Marion blickte kurz auf ihre Armbanduhr. Fünf nach halb Eins. In der Kantine wäre nun der erste große Ansturm vorüber. Obwohl es im exklusiven Casino, das den Führungskräften und ihren Gästen vorbehalten war, ohnehin vergleichsweise ruhig zuging. Sie hatte dort zwar schon seit Jahren Zugang, fühlte sich bisher aber unter den gewöhnlichen Mitarbeitern wohler.

Sie hatte nun doch etwas Hunger bekommen. Entschlossen stand sie auf und ging zu ihrer Assistentin ins Büro, die sie schon neugierig zu erwarten schien.

„Doro. Ich muss mit Ihnen sprechen. Was halten Sie davon, wenn ich Sie ins Casino einlade?"

Die junge, smarte Frau war nicht allzu überrascht, als Marion ihr während des Essens von den Vorkommnissen berichtete. Natürlich. Doro konnte gut kombinieren. Auch deshalb arbeiteten sie so gut zusammen. Was ihre Assistentin eher umtrieb war die Frage, wie es dann mit ihr weitergehen sollte, wenn Marion in den Vorstand aufrückte.

Die Details dazu waren Marion selbst noch nicht klar. Sie wusste ja noch nicht einmal, ob sie das Angebot überhaupt annehmen sollte. Aber sie versicherte ihr eindringlich, dass sie weiter eng zusammenarbeiten würden.

Der Wechsel von der nachdenklichen Mine in bloße Freude ließ Doros hübsches Gesicht erstrahlen. Marion musste eine Träne verdrücken, als sie sah, wie auch ihr Gegenüber mit den Freudentränen kämpfte. Offensichtlich war Doro die Zusammenarbeit mit ihr wichtig. Und Marion war wichtig, ihr eine sichere und vielleicht besser dotierte Stellung zu verschaffen. Auch und gerade für eine junge Mutter in Teilzeit.

„Sie nehmen das Angebot doch hoffentlich an, oder?" fragte Doro bestimmend, als ihr Marion von der Bedenkzeit erzählte.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Da gibt es noch so viele offene Fragen..." erwiderte Marion nachdenklich.

„Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber wenn ich Ihnen auch nur eine davon beantworten kann, dann lassen Sie mich es bitte wissen, ja?" sicherte die beste Mitarbeiterin, die Marion sich wünschen konnte, ihre Unterstützung zu.

„Danke, das ist lieb von Ihnen." Marion überlegte, ob es tatsächlich eine gab. „Aber ich fürchte, da muss ich alleine durch. Was meine fachlichen Fähigkeiten betrifft, mache ich mir keine Sorgen. Eher wenn es um die zwischenmenschliche Seite geht" versuchte sie sich zu erklären.

Doro nickte leicht. „Ich weiß, was Sie meinen. Sie denken, ohne Beziehungen geht es in diesen Etagen schwer."

Jetzt nickte Marion zustimmend und nachdenklich. Aber Doro riss sie mit ihrer nun wieder zurückgekehrten, fröhlichen Art gleich wieder aus den Zweifeln:

„Und die haben Sie sich doch längst erarbeitet. Auch wenn Sie jetzt nicht die Feierabendfreundschaften oder den Smalltalk pflegen. Alle in der Firma hier schätzen Sie dafür, dass man sich auf ihr Wort verlassen kann. Dass sie nie jemanden hinterrücks in die Pfanne hauen. Empathie zeigen."

Marion war ehrlich überrascht, dass Doro sie so sah. Natürlich wusste sie, dass sie es stets geschafft hatte, Interessenskonflikte mit sachlichen Argumenten und gut begründeten Kompromissen aus der Welt zu schaffen. Aber das ging auch ein Stück zu Lasten ihrer Durchsetzungsfähigkeit. Deshalb erwiderte sie:

„Nett, wenn Sie das so sehen. Aber Sie wissen ja auch: ‚Everybodys Darling -- everybodys Depp'..."

„Nein, das dürfen Sie so nicht sehen. Die Firma steht hinter Ihnen. Was Sie sagen zählt. Eben weil Sie das Richtige sagen, und nicht das, was Ihrem Ego schmeichelt. Da können sich die Herren der Schöpfung gerne noch etwas abschauen. Und sich warm anziehen!"

Jetzt musste Marion dann doch etwas schmunzeln. Auch wenn Doro das sicher mehr zur Motivation sagte, als dass sie es für bare Münze hielt -- es machte Marion Mut.

„Danke, dass Sie mir Mut machen. Wahrscheinlich muss ich die Dinge einfach auch mal optimistischer angehen, und nicht alles rein rational sehen."

Doro pflichtete ihr bei. Doch irgendwie fühlte sich Marion noch nicht so sicher und meinte nachdenklich:

„Wissen Sie, der berufliche Teil ist die eine Seite. Aber privat muss es halt auch passen."

Jetzt wurde Doro wieder nachdenklich und nickte. Kurz schien sie wohl an ihre private Situation zu denken, wurde dann aber gleich wieder fröhlich und zuversichtlich.

„Und so wie ich Sie die letzten Tage erlebe, scheint Ihre neue Beziehung prima zu passen. Oder haben Sie da Bedenken?"

„Bedenken? Na ja, eigentlich nicht. Aber es ist halt... keine... wie soll ich sagen... gewöhnliche Beziehung..."

Doro schien noch geduldig darauf zu warten, dass Marion auch die Erklärung für die Außergewöhnlichkeit der Beziehung hinterherschickte. Doch Marion spürte sofort einen Druck auf ihrer Brust. Würden alle auch weiter hinter ihr stehen, wenn sie erfuhren, dass Marions Beziehung eine Frau war? Und dazu noch zwanzig Jahre jünger? Leicht betreten schwieg Marion.

Doro reagierte, nachdem sie spürte, dass Marion nicht darüber sprechen wollte, sehr einfühlsam und aufmunternd:

„Sie sind ja auch eine außergewöhnliche Frau. Eine gewöhnliche Beziehung würde doch gar nicht zu Ihnen passen. Außerdem sind die Zeiten, als Mann und Frau heirateten, Kinder bekamen und ein Leben lang zusammenblieben, bald vorbei." Den letzten Satz sagte sie wieder etwas nachdenklich, bevor sie Marion wieder aufmunternd anstrahlte.

Ja, da war was Wahres dran. Ihre Ehe hatte nicht geklappt. Aber mit Roxy würde es klappen. Egal wie jung und wild sie war. Unwillkürlich musste sie daran denken, dass sie hatte, was sich der eine oder andere Alpha-Mann vergeblich erträumte: eine junge, intelligente, sexy Geliebte, die verrückt nach ihr war und sich mit ihr durch die Betten vögelte.

Sie konnte sich ein stolzes Grinsen nicht verkneifen. Jetzt war sie sich fast sicher. Man würde sie für ihre Beziehung nicht verurteilen. Wahrscheinlich eher bewundern. Und von den heuchlerischen Spießern würde sie sich nicht aufhalten lassen. Ihr Entschluss stand so gut wie fest. Sie würde übermorgen zu Schäfer gehen und zusagen!

Das Arbeitsessen mit ihrer Assistentin nahm so eine fröhliche Wendung. Marion war Doro dankbar für die Ratschläge und die moralische Unterstützung und zeigte das auch. Und ließ sich auch weiter von ihrer Fröhlichkeit und Unbekümmertheit anstecken. Angeregt unterhielten sie sich noch über Gott und die Welt, bis Doro erschreckt auf die Uhr sah.

„Oh, fast zwei. Ich muss dringend zurück ins Büro." Zwinkernd fügte sie hinzu: „Nicht, dass ich noch einen Anschiss von meiner Chefin kassiere!"

Marion lachte laut auf. Nach kurzem Geplänkel entließ sie ihre Mitarbeiterin dann aber in ihr Büro. Doro musste ja die Stellung halten, wenn weder sie noch Lehmann da waren.

Sie arbeitete jetzt ein gutes halbes Jahr mit Doro zusammen. Aber dass sie mal so ausgelassen und privat geredet hatten, kam noch nie vor. Sie verstanden sich bisher schon auf fachlicher Ebene fast blind. Und jetzt fühlte sie sich auch auf persönlicher Ebene mit ihr verbunden. Als eine Art Sparringspartnerin, wenn es um Smalltalk und Beziehungspflege ging. Mit ihr fühlte sie sich noch einmal mehr gestärkt für ihre künftige Aufgabe.

Marion blieb noch ein paar Minuten allein am Tisch sitzen, um die wechselvollen Momente des Tages und ihre Entscheidung setzen zu lassen. Als sie dann merkte, wie das Personal langsam für den Nachmittagskaffee umbauen wollte, entschloss sie sich kurzerhand, Roxy nicht anzurufen, sondern sie im Hotel mit der Nachricht zu überraschen.

Sie war schon durch die Casinotür getreten, da hatte sie noch einen Geistesblitz. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Theke, wo ein junger Kellner gerade Getränke einräumte. Konzentriert ließ sie ihren Blick über die Kühltheke wandern, wurde aber nicht fündig. Also sprach sie den jungen Mann an:

„Entschuldigen Sie, haben sie auch gekühlten Sekt da?"

Der arme Kerl war wohl neu und noch recht schüchtern. Unsicher, aber dienstbeflissen entgegnete er:

„Ja. Aber nicht zum Ausgeben. Außerdem haben wir eigentlich seit fünf Minuten geschlossen."

Marion setzte jetzt ihren ganzen Charme ein und verunsicherte die junge Servicekraft noch mehr. Wimpernklimpernd säuselte sie:

„Ach kommen Sie. Nur eine Flasche. Ist für einen guten Zweck. Und ich sag's auch nicht weiter."

Vorsichtig schaute sich der Junge um. „Na gut, warten Sie." Er verschwand in der Küche und kam anschließend mit einer großen Flasche Champagner zurück. Marion steckte ihm 50 EUR zu, verabschiedete sich und drehte sich zum Gehen um.

„Warten Sie. Sie bekommen noch etwas raus."

„Schon gut. Der Rest ist Weihnachtsgeld. Vielen Dank nochmal und einen guten Rutsch."

Die Flasche ließ sich gerade so in Marions großer Handtasche unterbringen, und so konnte sie dann auch eine gute halbe Stunde später die Hotellobby betreten, ohne allzu großes Aufsehen zu erregen.

Im Vergleich zum Weihnachtstag war heute hektischer Betrieb. Der Empfang war gleich dreifach besetzt und alle im Gespräch mit Gästen. Marion erkannte den Concierge vom Abend, der kurz zu ihr herüberschaute, als sie zur Treppe ging. Er nickte ihr zu und sie grüßte kurz zurück. Nett, dass er sich noch an sie erinnern konnte.

Mit klopfendem Herzen stand sie nun vor der massiven Türe zu Roxys Suite. Sie atmete einmal tief ein und aus, bevor sie fest anklopfte. Gedämpft drang Roxys Stimme nach draußen.

„Wer ist da?" Sie klang leicht verärgert.

„Zimmerservice" antwortete sie, bemüht, ihre Belustigung zu unterdrücken und authentisch zu klingen.

„Hab nix bestellt!" kam es ärgerlich zurück.

Mist! Und jetzt?

„Äh, ja. Wir hatten ein Problem mit der Heizung. Ich müsste nur kurz etwas einstellen. Dauert nicht lang!" rief sie nun laut und deutlich. Es dauerte einen Moment, bis die Tür aufging. Roxys hübsches Gesicht erschien mit leicht ungeduldiger Mine.

„Aber machen Sie schnell, wenn's..."

Als sie ihre Freundin erkannte, wechselte Roxys Mine in pure Freude. Marion musste aufprusten vor Glück über die gelungene Überraschung. Sofort fiel ihr der kleine Engel um den Hals.

„Mari-Schatz! Du bist es. Warum hast du denn nicht angerufen?" Der stürmische Wirbelwind warf Marion fast um.

Sie drückte ihre Roxy ganz fest und knutschte sie auf die Lippen. „Wollte dich überraschen, mein Liebling!"

„Ist dir gelungen!" kicherte Roxy zurück und löste sich etwas, um ihre Freundin anzustrahlen, ohne ihre gefalteten Hände aus deren Nacken zu nehmen. „Wenn du was gesagt hättest, dann hätte ich was Schöneres für dich angezogen."

Jetzt löste sich Marion ganz von ihr und trat einen Schritt zurück, um sie von oben bis unten anschauen zu können. Was sie sah, ließ ihr Herz höherschlagen. Roxy trug wieder die langen Strümpfe, eine ultraknappe Short und ein knallenges, bauchfreies T-Shirt.

„Hey, du bist doch schön angezogen. Schön sexy!" strahlte Marion bewundernd zurück.

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