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Mein persönlicher „LifeChangingSex“

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Ich hob das Teil über den Kopf und ließ es über mich rutschen. Das funktionierte! Ein wenig zurechtzupfen, und ich hatte ein Cocktailkleid an. Schlicht gehalten, aber sehr elegant. Schulterfrei und vorne mit einem eher züchtigen Ausschnitt. Hinten sah man dagegen die komplette Wirbelsäule, bis runter zum Kreuzbein.

„Ein Spiegel! Ich brauche einen Spiegel!", hörte ich mich hervorstoßen und musste über mich selbst lachen. Ralfs Lachen, über Frauen und ihren Drang zum Spiegel. Nun verstand ich das sehr viel besser. Na klar braucht man eine Kontrollmöglichkeit, wo war denn da das Problem?

Zuerst noch die Schuhe. Auch davon lagen mehrere Paar in der Reisetasche herum. Wahrscheinlich waren die schmalen, schwarzen Pumps mit den hohen Stielabsätzen zu dem Kleid gedacht, aber mit den Dingern würde ich mir innerhalb von Sekunden beide Beine brechen. Ich wählte pastellbraune Sandaletten mit Riemchen, paillettenbesetzt. Die wiesen einen mittelhohen und beruhigend breit ausgeführten Absatz auf. Damit sollte ich laufen können.

So ausgerüstet öffnete ich die Tür und ging zum Bad. Nein -- ich schritt! Sanft wiegend, wie auf unsichtbaren Tretlagern gebettet. Aha! So funktionierte das also mit den Schuhen, der Absatzhöhe und dieser faszinierenden Art der Fortbewegung, die die Frauen so draufhatten. Hatte man das in den Genen? Anscheinend schon, wenn ich es ohne größeres Training schaffte. Zumindest, solange keine Eile geboten war.

Amy kam aus der Tür, aufgebrezelt bis zum Anschlag. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich sah.

„Delia! Das sieht fantastisch aus!", stieß sie hervor. „Du wirst der Star des Schulfestes sein -- der mysteriöse Rotschopf! Allen unbekannt, und daher umso faszinierender."

Ich lachte laut auf bei diesem Bild und kam mir von meiner eigenen Stimme so berauscht vor wie von Champagner. Ja, so fühlte ich mich. Wie ein Star. Ach was, eine Göttin! Mindere Sterbliche mochten die Münder aufreißen und erblassen. Ich würde vorüberschweben und huldvoll lächeln.

Da bemerkte ich Amys Blick. Er transportierte nicht nur Anerkennung, sondern auch eine gehörige Portion Neid. Oder Missgunst? Meine Antennen schlugen Alarm. Ralfs Antennen, genauer gesagt.

„Komm mal mit", sagte ich ihr, nahm sie an den Schultern und drängte sie zurück ins Bad und vor den Spiegel. So sahen wir uns beide. Zwei junge, sprühende Schönheiten, eine hübscher als die andere. Amy mit ihren honigblonden Locken und den üppigen Formen, der feuchte Cheerleader-Traum jeden Mannes. Und ich, die feenhafte Rothaarige. Etwas kleiner und schmaler gebaut, mit zurückhaltenden Kurven, aber wie von innen heraus leuchtend mit der hellen Haut und dem schmelzenden Teint.

„Ich fühle mich nur so gut, weil ich es toll finde, dass du mich eingeladen hast", flüsterte ich und drückte sie an mich. „Danke, Amy! Das werde ich dir nie vergessen. Du siehst krass scharf aus. Wir beide rocken jetzt das Fest, ja?"

„Darauf kannst du einen lassen!" Amy lachte hell auf und schien versöhnt. „Glaub mir, an den heutigen Tag werden viele noch sehr, sehr lange denken!"

„Das glaube ich allerdings auch." Ich grinste, eingedenk meiner Erinnerungen als Ralf. Wir umarmten uns spontan. Vorsichtig allerdings, um unsere kunstvoll gefertigten Outfits nicht zu beschädigen. Für eine Sekunde rieben unsere Brüste übereinander und schmiegten sich zusammen. Ein traumhafter Moment. Blitzartig wurde mir klar, dass ich jetzt ja auch Sex mit einer Frau haben könnte, wenn ich wollte.

Der Gedanke ließ sofort Wärme in mir hochsteigen.

Draußen hupte es.

„Das ist mein Bruder", sagte Amy und ließ mich zögernd los. „Hast du alles? Handtasche? Lippenstift? Geld? Tampons?"

„Bin gleich so weit." Ich stürzte zurück ins Zimmer.

„Beeil dich!", rief sie mir nach. Ah, da. Eine schmale Handtasche in genau derselben Farbe wie das Kleid. Ohne Riemen, ich musste das Teil also in der Hand behalten. Auch nicht übel -- so hatte ich immer etwas, an dem ich herumfummeln konnte, falls ich nervös werden sollte.

Ich warf alles hinein, was mir nützlich erschien, und bekam kaum den Druckknopf zu. Dabei besaß ich nicht einmal ein Handy! 1993 waren die wahrscheinlich noch nicht einmal erfunden. Ralf hatte zu der Zeit keines gehabt, und auch keiner seiner Schulkameraden. Schade eigentlich -- ich fühlte mich gerade so richtig nach ein paar hundert Selfies. Schön von oben und mit Kussmund.

Ein kleiner Flacon fiel mir in die Hand, zu groß für das Täschchen. ´Rive Gauche´ von YSL. Ich zog die Kappe ab und schnupperte. Nicht übel! Rasch sprühte ich mir ein wenig davon auf die Handgelenke und um den Hals und eilte nach vorne. Vom Rest des Hauses bekam ich nicht viel mit, weil Amy schon im Eingang stand und ungeduldig winkte.

In der Einfahrt stand ein BMW, ein altes Modell. Das hieß: für 1993 wohl brandneu. Am Steuer ein junger Mann im Jackett, der seinen Ellenbogen betont lässig aus dem offenen Fenster hängen ließ und uns supercool entgegensah. Zufrieden bemerkte ich, wie er uns anstarrte und seine Augen sich weiteten. Das ließ seine Filmstar-Überlegenheit ein wenig bröckeln.

Wir schlüpften unter Gekicher und dem Schaben von Stoff auf die Rückbank, im Rückspiegel aufmerksam verfolgt von unserem Fahrer. Hoffentlich musste ich ihn nicht mit Namen ansprechen -- Ralf hatte keine Ahnung, wie der Bruder von Amy hieß.

„Ihr seid spät dran", meinte er, leicht angesäuert, und startete den Motor. „Wir versäumen noch die Eröffnungsrede des Schulleiters."

„Ein herber Verlust", lachte Amy und wagte kaum, sich in dem engen Outfit bequem hinzusetzen. „Er wird es verschmerzen."

Ihr Bruder schnaubte nur abschätzig. Er schien nicht amüsiert. Wie lange hatte er hier im Auto auf uns gewartet? Hoffentlich verwickelte er mich jetzt nicht in ein Frage- und Antwort-Spiel, das könnte nämlich peinlich werden. Eine Ablenkung? Hm. Mal überlegen. Ich war doch auch mal in dem Alter gewesen, als Ralf. Was würde er jetzt denn am liebsten hören?

Ich beugte mich vor, legte eine Hand auf seine Schulter und sagte: „Du holst das doch sicher auf dem Weg wieder rein, oder? Wie viel PS hat denn dieses Auto?"

„Ein 323i hat 192 PS", erklärte er mir, mit neutraler Stimme, aber fast platzend vor Stolz. Ich gab ein beeindrucktes Geräusch von mir und lehnte mich zurück. Sobald wir aus der Einfahrt waren, ließ er den Motor aufröhren und wir schossen davon, in Sekundenschnelle weit jenseits der zulässigen Geschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften.

Ich unterdrückte ein Grinsen und kurbelte das Fenster einen Spalt auf. 1993 gehörten elektrische Fensterheber noch nicht zur Standardausstattung. Die warme Luft des Juninachmittages ließ meine Haare wirbeln. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen auf dem Gesicht.

Doch, das hatte was! Als Mädchen musste man einfach nur hübsch aussehen. Alles andere wurde rings um einen herum organisiert, schien mir. Nur ein Klischee? Eine Beobachtung? Ein Vorurteil von Ralf? Ich würde es bestimmt herausfinden, an diesem Tag.

Was wusste ich noch über das Sommerfest 1993? Nicht viel -- Ralf hatte sich abends ziemlich die Kante gegeben, die Erinnerungen waren daher verschwommen. Der übliche Ablauf: Ein paar Reden, Ehrungen, Preisverleihungen. Dann spielte die Schulband auf, als Unterhaltung zum Grillbuffet. Lange Reihen von Bierbänken und -tischen, voll mit Schülern, Eltern, Großeltern, Lehrer und Gästen. Das Lessing-Gymnasium hatte zu der Zeit knapp tausend Schüler, entsprechend umfangreich fiel die Festivität aus. Der große Park neben der Schule war jedes Mal getupft mit feierlich ausstaffierten Leuten.

Nach einer Pause und einem von den Müttern organisierten Dessertbuffet, das den BMI der Stadt merklich in die Höhe trieb, rockte die Schulband dann richtig los, sobald die Dämmerung einsetzte. Also gegen halb zehn. Die Truppe war gar nicht übel, zumindest in Ralfs -- möglicherweise nostalgisch verklärter -- Erinnerung. 1993 hatte Steve Müller noch die Leitung, der wurde später Berufsmusiker. Und hatte da nicht Lea von Gruibing gesungen? Diese dünne Hexe mit der Wahnsinnsstimme? Oder war das früher gewesen?

Um Mitternacht musste die Band aufhören, der Nachbarn wegen. Dann blieben die Älteren draußen sitzen, bei Bier, Wein und Stärkerem, während innen verschiedene Klassenzimmer zu Dancefloors umfunktioniert wurden. Die Schule brachte jedes Jahr ein, zwei neue, hoffnungsvolle DJ-Aspiranten hervor, und diese Nacht stellte den inoffiziellen Wettbewerb um die Auflege-Krone von Fränklingen dar.

Ich grinste sinnend. Dass ich nochmal auf das Schulfest ging! Als Mädchen! Als umwerfende Schönheit -- wow! Dieselbe Mischung aus Vorfreude, Aufregung, Kicherdrang und bangem Zweifel erfüllte mich, die ich so gut in Erinnerung hatte. Wie herrlich, so jung zu sein! Keine Verpflichtungen zu haben, außer dem festen Vorsatz, diese Nacht bis zur Neige aufzusaugen!

Wir bogen auf eine Umgehungsstraße ein, und der BMW brüllte los. Amys Bruder holte alles raus und beschleunigte so stark, dass wir in die Polster gedrückt wurden. Jetzt wusste ich, wo wir waren. Zwei Ausfahrten noch.

Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit der Mission zu. Wie bekam ich Ralf und Amy zusammen? Dumm, dass mit diesem Gehirn keine Inhalte mitgeliefert wurden. Ich hatte keine Ahnung von ihrem Beziehungsstatus. Ja, ich wusste nicht mal genau, in welchem Verhältnis wir standen. Vielleicht entfernt verwandt? Oder befreundet?

Ich beugte mich zu ihr, vertraulich nahe. „Hast du eigentlich... besondere Ziele für diesen Abend?", flüsterte ich ihr zu.

„Ziele?" Sie blinzelte. „Ach, du meinst, jemand bestimmtes?"

„Genau." Ich setzte ein Verschwörergrinsen auf.

„Ach, weiß nicht so recht." Sie lächelte vor sich hin und schürzte die knallroten Lippen. „Niemand aus der Schule. Aber die Leute aus den früheren Abi-Jahrgängen kommen auch manchmal wieder. Vor zwei Jahren gab es jemand. Roman hieß er. Heute studiert er in England, soweit ich weiß."

Nicht gut!

„Echt?", gab ich mich überrascht. „Niemand aus der Schule? Bei so vielen Leuten? Was ist denn mit den Jungs in deiner Klasse?"

„Ach, die." Sie winkte ab. „Nee, vergiss es. Höchstens den Florentin, den fand ich mal ganz süß. Aber der ist seit der siebten Klasse mit seiner Mia zusammen. Die beiden sind wahrscheinlich schon genetisch miteinander verschmolzen."

Herabgezogene Mundwinkel zeigten deutlich, was sie von dieser Paarbildung hielt. Interessant! Also bekamen auch Granaten wie Amy nicht jeden, den sie wollten? Ein neuer Gesichtspunkt für Ralf. Es fühlte sich so an, als würde er im Hintergrund aufmerksam lauschen.

„Du stellst mich aber schon ein paar Leuten vor, oder?" Ich schützte Unsicherheit vor, mit einem vertrauensvollen Augenaufschlag.

„Na klar." Sie gab mir einen Stoß an die Schulter. „Die werden sich darum balgen, dich kennenlernen zu dürfen, wart´s nur ab!"

„Vor allem die Jungs aus deiner Klasse", überlegte ich laut weiter. „Ich mag es, wenn jemand gleich alt ist wie ich."

„Wirklich?" Ein Schnauben, sie sah nach vorne durch die Windschutzscheibe. „Da bist du aber in der Minderheit. Alle meine Freundinnen stehen darauf, wenn ihr Macker zwei oder drei Jahre älter ist. Ich auch. Von mir aus auch fünf oder sechs Jahre!" Sie zwinkerte mir zu.

Mist! Das hörte sich gar nicht gut an.

„Was findest du denn an Gleichaltrigen?", wollte sie wissen. „Die sind doch völlig langweilig."

„Möglich." Ich machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Aber sie haben andere... Vorzüge."

„Ja?" Jetzt hatte ich ihre Aufmerksamkeit. „Welche denn?"

„Man kann sie so ziehen, wie man es braucht", flüsterte ich ihr zu und setzte ein schmutziges Kichern hinzu.

„Was?" Sie starrte mich verständnislos an. Oh Mann, eine schwere Geburt!

„Überleg doch mal", entwickelte ich eifrig weiter und dämpfte meine Stimme, damit ihr Bruder vorne nicht zu viel mitbekam. „Viele haben keine oder kaum Erfahrung mit Mädchen. Das heißt, sie sind total entzückt, wenn es endlich mal funkt und völlig aus dem Häuschen. Sie küssen einem die Füße, und das meine ich wörtlich. Der kleinste Wink, nur ein Wort, und sie überschlagen sich, um einem zu gefallen."

„Hey Delia!" Sie sah mich mit großen Augen an. „Das... hätte ich nicht von dir gedacht."

„Was denn?", tat ich unschuldig.

„Dass du auf solche Dominanzspielchen stehst." Ein dunkles Grinsen breitete sich auf ihrer Miene aus. „Aber ich verstehe, was du meinst. Gar nicht uninteressant, dieser Gedanke."

Yessss!

„Ich habe das auch von einer älteren Freundin so gehört", flunkerte ich drauflos. „Und zwei Mal selbst ausprobiert. Das waren die tollsten Nächte meines Lebens, kann ich dir sagen."

„Du hast mit ihnen geschlafen?"

Sie glotzte mich an, mit offenem Mund. Aha? Die Sexbombe Amy war anscheinend nicht so offen, wie meine Fantasie sich das immer ausgemalt hatte, auf der Grundlage ihres lässigen Verhaltens in der Schule. Doch in ihren Augen funkelte es, bemerkte ich. Jetzt musste ich diesen Kurs auch durchhalten.

„Nur mit einem." Ich schob mich an sie und hauchte ihr ins Ohr: „Den anderen habe ich lecken lassen. Stundenlang. Das war der Wahnsinn! Ich bin viermal gekommen, glaube ich. Am Schluss war ich kaum noch bei Bewusstsein..."

Amy schluckte vernehmlich. Ich rückte ein wenig zurück und blinzelte ihr verständnisinnig zu. Sie nickte langsam und sah wieder nach vorne, die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt. Sehr schön! Der Gedanke wäre gepflanzt, er würde keimen und wuchern. Ganz wie in diesem Film, bei dem sich die Horizonte hochbogen, mit Leonardo di Caprio. Wie hieß der noch gleich? Ah ja, ´Inception´.

Ich überließ Amy ihrem Nachsinnen und versank selbst in ein paar vagen Fantasien, während wir jetzt langsam durch ein Wohngebiet rollten. Was würde morgen passieren? Und übermorgen? Würde ich weiterleben, in diesem fulminanten Körper? Ha -- ich konnte das Internet erfinden, wenn ich wollte. Oder Google gründen, oder Amazon. Oder Youporn, hihi. Oder ich wurde Filmschauspielerin, begehrt von Millionen. Vielleicht konnte ich ja auch singen?

Leider wurden diese blumigen Träume abgeschnitten, als unser Fahrer scharf bremste und über den Vordermann fluchte. Eine lange Autoschlange zog sich vor uns über die Straße.

„Am besten steigt ihr hier aus", rief er über die Schulter. „Ich suche einen Parkplatz, das kann dauern."

„Okay! Komm, Delia!" Schon hatte Amy die Tür aufgerissen und sich vorsichtig aus dem Sitz geschält.

„Danke. Fürs Fahren." Ich beugte mich vor und hauchte unserem Chauffeur einen angedeuteten Kuss an die Wange. Er sog scharf die Luft ein. Ich unterdrückte ein Lächeln und stieg ebenfalls aus. Sehr nett, diese Macht über das männliche Geschlecht!

Da lag sie, Ralfs alte Schule. Ein langgestreckter Bau, drei Stockwerke hoch, mit klassizistischen Säulen vor dem Eingangsbereich. Ursprünglich ein Verwaltungsbau des Kaiserreichs, später zum Gymnasium umgebaut. Davor quirlte es farbenprächtig. Hunderte von Menschen in ihrem besten Outfit strömten durcheinander, trafen jemanden, redeten, lachten. Aufgeregte Erwartung lag über der Szene und ich atmete automatisch tiefer.

„Da drüben sind Annegret und Soraya!" Amy zog mich nach rechts, wo sie ein paar Freundinnen erspäht hatte. Wir gesellten uns dazu, und die Runde machte Platz für uns. Ein halbes Dutzend Augen musterte mich. Wachsam. Ich wurde als neue Wettbewerberin eingeschätzt.

„Das ist Delia, sie ist eine Großcousine von mir." Amy zuckte die Schultern. „Irgendwie jedenfalls. Man bräuchte einen Familienstammbaum auf DIN-A Null, um das genauer zu erklären."

„Hi Leute", lächelte ich in die Runde und erntete Nicken und Gemurmel als Antwort.

„Ich habe ihr von unserem Schulfest vorgeschwärmt, kürzlich bei einer Familienfeier", lieferte Amy auch mir wichtige Infos.

„Ja, und das wollte ich unbedingt selbst mal erleben", fiel ich atemlos ein. „Ich liebe Feste!"

„Und Gleichaltrige", ergänzte Amy süffisant. Ein Seitenhieb! Doch ich lachte gerade heraus und stieß Amy an, als sei das der beste Witz des Jahres. Nach einer halben Sekunde fiel sie ein. So boten wir das Schauspiel von zwei Freundinnen, die sich köstlich über einen Insider-Gag amüsierten. Die anderen Mädchen grinsten unsicher und taten so, als würden sie alles genau verstehen.

Danach hielt ich mich zurück und lauschte nur mit einem Ohr dem Getratsche, wer denn schon da sei, und wer was anhatte. Ab und zu streiften kritische weibliche Blicke über meine Figur. Ich ignorierte das und widerstand dem Impuls, den Bauch einzuziehen. Da gab es beim besten Willen nichts einzuziehen.

Amy konnte wirklich fies sein. Wollte ich Ralf das tatsächlich zumuten? Falls er sich blöd anstellte -- und die Wahrscheinlichkeit dafür war hoch -- dann würde sie ihn problemlos zusammenfalten, bis er unter einer Tür durchpasste.

Noch mehr Leute stießen dazu. Der Kreis schwoll an und zerfiel in kleinere Gruppen. Ich lächelte und nickte und gab mich zurückhaltend. Ein paar Gesichter erkannte ich sofort wieder, ein paar weitere nach etwas Nachgrübeln. Das war Georg, dessen Vater Polizist war. Nadine, sie spielte Geige im Orchester und ihre Eltern besaßen eine Gärtnerei. Antonia, italienischstämmig und so aufgekratzt, dass sie kaum stillstehen konnte. Sie quasselte wie ein Wasserfall auf jeden ein, der ihr in die Quere kam.

Meine Blicke schweiften über das Gelände. Eine Gruppe von Lehrern, Bierflaschen in der Hand. Darunter der alte Röttelmann, Mathe und Physik, die persönliche Nemesis von Ralf. In der mündlichen Abi-Prüfung hat der ihn richtig fertiggemacht. Ich biss die Zähne zusammen. Ich könnte ja einen kleinen Skandal inszenieren. Ihn in eine dunkle Ecke manövrieren und dann schreiend davonstürmen, mit zerrissenem Kleid. Ha, er würde rausfliegen, der Arsch! Noch bevor die fragliche Abi-Prüfung nächstes Jahr überhaupt stattfinden konnte.

Ich schüttelte den Kopf, verwundert über mich selbst. Solche Intrigen waren doch sonst nicht mein Ding? Nicht das Ding von Ralf, der mochte sowas gar nicht. Gehörte auch das zum Geschlechtertausch? Hm! Ob es wohl...

Da zuckte ich zusammen. Meine Augen hatten Ralf erspäht. Er stand drüben an der Parkmauer, zusammen mit ein paar anderen Jungs.

Ich schluckte hart. Das sollte ich sein? Mein früheres Ich? Der achtzehnjährige Ralf Steganowski des Jahres 1993?

Fuck!

Klar war ich das. Groß und hager, vor allem bestehend aus Knien und Ellenbogen und Haaren bis über die Augen. Eine Hand in die Hosentasche der Jeans gesteckt, eine Bierflasche in der anderen. Supercool. Und superlächerlich, von außen betrachtet. Ich krümmte mich vor Fremdscham über mich selbst. Nur die Tatsache, dass sämtliche seiner Freunde genauso rüberkamen, hielt mein Entsetzen in Grenzen.

Ich warf einen Seitenblick auf Amy. Sie gab gerade einen Redeschwall über eine nicht anwesende Freundin von sich und gestikulierte übertrieben dabei. Dabei sah sie ebenfalls jung aus, ja. Aber auf eine andere Weise als diese linkischen Giraffen da drüben. Sie und Ralf, das würde aussehen wie eine Frau neben einem Minderjährigen.

Fuck!

Fuckfuckfuck!

Langsam sickerte die Erkenntnis durch: Das würde niemals funktionieren. Falls sie Ralf nur ansprach, so geschminkt und gestylt und wohlduftend, wie sie war, dann würde der die Farbe eines Sonnenuntergangs annehmen und einfach nach hinten umfallen, stocksteif. Es brauchte schon ein Wunder, um die beiden zusammenzubringen. Wo zum Geier war mein DeLorean?

„Du hast schon ein Opfer gefunden?" Amy hatte meine Blickrichtung registriert und grinste mich an. „Komm. Ich zeige dir mal die heutige Auslage." Sie nahm mich am Arm und wir trippelten über den Rasen, direkt auf die Gruppe mit Ralf zu. Mein Herz boxte heftig von innen gegen die Rippen, mir war auf einmal brütend heiß. Ich erhaschte eine Ahnung davon, wie Frauen in besonders aufregenden Situationen auf einmal ohnmächtig werden konnten.

„Hey Leute!" Amy brach in die Runde ein wie eine Abrissbirne in eine Gebäudefront und strahlte alle mit voller Leuchtkraft an. „Tolle Party heute, was? Das ist Delia, meine Großcousine. Sie besucht mich heute, extra für das Schulfest."