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Mein persönlicher „LifeChangingSex“

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„Hallo, alle miteinander", lächelte ich lieblich in die Runde und erntete ein Gemurmel als Antwort. Überwiegend verlegen, mit ein, zwei begeisterten Einsprengseln. Die Jungs starrten uns an, als seien wir zwei Bomben mit tickendem Zünder. Ich sah, wie Moritz Pleytgens Adamsapfel sich hob und senkte, als er seinen Blick über meinen Körper streichen ließ. Die Haut prickelte plötzlich überall, wo der Stoff des engen Kleids auflag, so viel schlecht verborgene Gier glitzerte in seinen Augen.

„Habt ihr schon gesehen? Der Rektor hat diesmal sogar seine Frau mitgebracht", plapperte Amy drauflos. Sie riss die Führung des Kreises an sich, ganz die Dame von Welt, die aus dem Handgelenk die Party am Laufen hielt. Dafür war ich ihr dankbar. So konnte ich mich auf ein paar zustimmende Geräusche beschränken und meine Emotionen unter Kontrolle bekommen.

Ralf! Er lehnte an der Mauer, einen halben Schritt hinter den anderen, halb verborgen hinter seinem besten Freund Markus Spadlinger. Seine Miene zeigte eine Mischung aus Faszination, Schrecken und Überforderung. Der Blick hing an Amy, wanderte allerdings immer wieder zu mir. Als sich unsere Augen für eine Zehntelsekunde trafen, da fuhr er zusammen, nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche, und tat so, als würden ihn die Baumkronen des Parks brennend interessieren.

Ich spürte Groll in mir aufsteigen. Da war ich hier, um meinem jüngeren Ich zu helfen, und was tat dieses? Alles, um meinen Job noch schwerer zu machen! Da hatte ich doch gute Lust, diese unfertige Ralf-Version links liegen zu lassen, mich in den Abend zu stürzen und mich nach Leibeskräften selbst zu amüsieren!

Sehr interessant! Dieses Gefühl kam also bei den Mädchen hoch, wenn sie ihn so sahen. Kein Wunder, dass es nie geklappt hatte. Der Ärger schmolz, wurde ersetzt durch erstes, rudimentäres Verstehen. Aber was sollte ich jetzt daraus machen? Wie konnte ich Ralf´93 ansprechen? Wie ihn mit Amy zusammenschalten? Wahrscheinlich musste ich ein Loch graben und beide hineinwerfen, damit sie sich überhaupt mal miteinander unterhielten.

Langsam jetzt. Strategisch denken! Der Kontakt zu Amy stand. Wenn ich ihr einen Vorschlag machte, würde sie ihn zumindest nicht gleich vom Tisch wischen. Das hieß, Ralf stellte die problematische Seite der Gleichung dar. Ich musste ihn irgendwie an mich binden und so weit vorbereiten, dass die beiden...

„...Science Fiction..."

Das Stichwort, von einem der Jungs in einer Antwort an Amy nebenbei verwendet, drang durch die Polsterschicht des Geplauders an mein Ohr und elektrisierte mich. Ralf stand in dem Alter total auf Science Fiction. Das hieß, ich wusste genauso viel darüber, wie er. Damit musste ich doch was anstellen können?

Schnell konzentrierte ich mich auf die Konversation. Es ging wohl um ´Jurassic Park´, und zwar den ersten Teil. Der sollte im September in Deutschland anlaufen, und alle konnten das kaum erwarten.

„Den will ich unbedingt auch sehen!", mischte ich mich ein und klatschte in die Hände. „Ich liebe gute Science Fiction-Filme!"

„Wirklich?", blinzelte Amy mich an. „Hätte ich dir gar nicht zugetraut."

„Doch!", nickte ich treuherzig in die Runde. „Ich bin totaler ´Star Wars´-Fan. Oder ´Blade Runner´. Oder ´Total Recall´. Alles super Filme!"

„Dann musst du dich mit Ralf hier unterhalten. Er ist der SF-Spezialist hier", lachte Markus und schob seinen Freund nach vorne. Ralf lächelte so verzweifelt, dass seine Miene beinahe wie ein Resultat von Folterqual wirkte.

Bingo!

„Hi, Ralf." Ich strahlte ihn an und schlenderte zu ihm hin. „Wie geht´s?"

„Äh, ja, gut..." Er fuhr sich durch die Haare und wagte kaum, mich anzusehen. „Du -- du magst SciFi?"

„Und wie. Ich finde es fantastisch, wenn man die Grenzen der Realität überwinden und in ganz andere Welten eintauchen kann."

„Das -- geht mir genauso." Er lächelte scheu. „Da möchte man manchmal gar nicht mehr zurückkommen."

„Stimmt." Ich blinzelte ihn an und schob mich noch näher heran. Markus stand daneben und hörte aufmerksam zu, doch er mochte weder SciFi noch Fantasy. Also würde er sich kaum einmischen. Sein Blick klebte auf meinem Busen, registrierte ich aus den Augenwinkeln.

„Das heißt -- oft sind es ja Dystopien", fügte ich gelehrig an. „Ich bin schon froh, dass es noch keinen ´Judgement Day´ gegeben hat, wie beim Terminator."

„Oh ja. Aber die Filme sind toll", strahlte er.

„Gehören zu meinen absoluten Favourites." Noch einen halben Schritt näher. „Oder so was wie ´Stargate´, die sind nicht so düster."

„Stargate?" Er runzelte die Stirn. „Dieser Emmerich-Film? Der soll doch erst nächstes Jahr rauskommen?"

Ups! Die kleinen Problemchen der Zeitreisen.

„Ja", lachte ich ihn an. „Aber der wird knallbunt. Ich habe kürzlich was darüber gelesen." Gerade noch rechtzeitig unterdrückte ich den Zusatz „Im Internet". 1993 gab es das Internet vermutlich schon, aber während der Schulzeit hatte ich es nie benutzt, sondern erst später im Studium.

„Verstehe."

„Oder die ´Star Wars´-Filme. Die schaue ich immer wieder gerne an", wich ich auf ungefährlichere Gebiete aus. Die ersten drei Teile kannte ich aus meiner Kindheit, die mussten schon draußen sein. Alle anderen noch nicht. Glaubte ich, zumindest.

Es funktionierte! Wir zwei plauderten angeregt, während die Übrigen sich nach und nach anderweitig orientierten. Die Konversation beschränkte sich im Wesentlichen darauf, dass abwechselnd Ralf und ich einen Film nannten und kurz umrissen, was uns besonders gut daran gefallen hatte. Nachdem sich das weitgehend überschnitt, führte das rasch zu einem Gefühl der Gemeinsamkeit, der Seelenverwandtschaft. Nicht unbedingt verwunderlich für mich. Aber er wusste ja nicht, dass sich in dieser hübschen Rothaarigen sein älteres Ich verbarg.

Ralf taute richtig auf. Er erzählte immer eifriger von den Filmen, dann auch Büchern. Ich nickte und strahlte und hieb in die gleiche Kerbe, dann er wieder. Ein wenig anstrengend, aber mit der Zeit entspannte ich mich. Mein Plan funktionierte!

Zwischendurch zuckte er immer wieder zusammen und blinzelte unsicher. Dann kam ihm vermutlich zu Bewusstsein, dass er mit einem Mädchen unterhielt. Einer Schönheit, die er sonst nie anzusprechen gewagt hätte. Doch ich tat so, als würde ich es nicht bemerken, und ging zum nächsten Titel über. Machte Spaß!

Über ´Herr der Ringe´ gerieten wir sogar in einen richtigen Disput. Er vertrat steif und fest die Meinung, das Opus von Tolkien könnte nie angemessen verfilmt werden. Ich entwickelte die kühne These, dass vielleicht in zehn Jahren oder so die Technik so weit wäre, Mittelerde angemessen in Szene zu setzen. Er widersprach. Ich überlegte, dass man die Horden der Orks doch sicher mit genügend Rechenpower ganz gut digital simulieren könnte.

Das machte noch mehr Spaß. Neben meiner Macht als Frau empfand ich auch die Macht des Wissens über zukünftige Ereignisse. Ein süßes Geheimnis, das ein Wohlgefühl der Überlegenheit in meiner Brust erzeugte.

Dennoch -- auch dies fühlte sich anders an, als ich es erwartet hätte. Der erwachsene Ralf wäre wahrscheinlich völlig ausgerastet ob der Möglichkeiten, die sich einem gut informierten Zeitreisenden im Jahr 1993 boten. Für mich als Mädchen stellte das nur einen netten Randaspekt dar. Viel wichtiger kam mir die Beziehung zu diesem jungen Mann mit den Haarsträhnen über einem Auge vor.

Gerade wollten wir uns über den Klassiker ´Die Flusswelt der Zeit´ von Philip José Farmer und eine mögliche Verfilmung unterhalten, da drang schmissige Musik an unser Ohr. Wir sahen uns um, so unvermittelt aus unserer Blase gerissen. Außer uns waren nur noch zwei andere Schüler zu sehen, und die strebten nun auch zur Schule hinüber, wo die Band losgelegt hatte. Nur ein Intro für die Reden, aber die Klänge versetzten den Nachmittag in eine besondere Schwingung.

Ralf und ich sahen uns an und strahlten um die Wette. Dann blinzelte er und schlug die Augen nieder.

„Äh -- sollen wir auch mal rüberschauen?", schlug er vor. „Oder willst du was trinken?"

„Ja, eine Cola wäre nicht schlecht." Mein Hals fühlte sich wirklich trocken an vom vielen Reden. Doch ich zögerte. Auf die Reden der Altvorderen hatte ich keinen Bock. Das hier war wichtiger!

„Weißt du was?", überlegte ich schnell und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Hol uns doch was zu trinken, und wir suchen uns drüben im Park ein schönes Plätzchen. Es ist so toll, endlich mal jemand zu treffen, der Science Fiction so mag wie ich. Ich würde mich gerne noch ein bisschen mit dir unterhalten, Ralf."

„Ich -- ich auch!" Er lief rosig an. „Da drüben steht eine Bank, hinter den Büschen, da ist es ganz nett. Warte da auf mich, ich bin gleich zurück, ja?"

„Gerne."

Er trabte los und ich schlenderte in die andere Richtung, hochzufrieden mit mir. Das lief ja wie am Schnürchen. In einer Stunde oder so würde er mir praktisch hörig sein und hinter mir hertrotten wie an einer Leine. Dann fand ich sicher eine Möglichkeit, ihn Amy unterzuschieben. Wow -- er würde mir die Füße küssen vor Dankbarkeit. Ich würde mir die Füße küssen. Äh, irgendwie so halt. Nein -- besser ich blieb dabei, dass ich Ich war, also Delia. Der Junge, das war Ralf. Der andere. Jede Abweichung von dieser Einteilung verknäulte in Sekundenschnelle meine Gehirnwindungen.

Mit einem gelösten Seufzer ließ ich mich auf das Bänkchen fallen, streckte die Beine aus und legte den Kopf nach hinten, hielt das Gesicht in die warmen Sonnenstrahlen. Die Handtasche lag in meinem Schoß, als beruhigendes Leichtgewicht. Das kam mir vor wie ein Kätzchen, das es sich da bequem gemacht hatte.

Sogar das Sitzen auf den Holzplanken fühlte sich als Mädchen anders an. Härter am Rücken, einerseits. Vielleicht, weil ich da weder viele Muskeln noch Speck hatte. Andererseits kam es mir ganz angenehm vor, wie sich die Kante unterhalb der Schulterblätter in meine Haut presste. Noch nicht schmerzhaft, aber... körperlich intensiv! Ich grinste mit geschlossenen Augen in die Sonne.

„Hey. Dir scheint es ja gutzugehen."

Ich blinzelte. Vor mir stand ein junger Mann. Unbekannt, also kein Schüler von der Lessing. Ein wenig älter, schien mir. Anfang 20. Ein Student? Er lächelte breit.

„Hi." Automatisch erwiderte ich das Lächeln. Er hatte ein rundliches Gesicht und lustige Augen. Groß und schlank, Jeans und ein wild gemustertes Hemd. Cowboy-Stiefel von Camel. Gab´s die damals auch schon?

„Gehst du hier zur Schule?", fragte er freundlich.

„Nee." Ich lachte. „Bin nur zu Besuch."

„Ich auch." Ein verständnisinniges Blinzeln. „Ganz schönes Kaff, dieses Fränklingen, was?"

Ich lachte und nickte, doch ich verspürte auch einen leisen Stich. Klar stammte ich aus einem Kaff. Aber wenn jemand von außerhalb darüber lästerte, dann fühlte sich das blöd an.

„Auch keine Lust auf die Direktorenrede, was?" Er pflanzte sich neben mich auf die Bank. „Ich war letztes Jahr schon hier, bei meinem Cousin. Wahrscheinlich erzählt der Schulleiter jedes Mal genau dasselbe."

„Wahrscheinlich."

„Ich bin übrigens Marco." Er streckte mir eine Hand hin.

„Delia." Ich nahm sie. Er drückte nur sanft, doch ich spürte die Kraft in seinen Fingern. Ah, so kam das also rüber.

„Delia. Ein schöner Name. Ungewöhnlich. Das gefällt mir."

Ich lachte und musterte ihn interessiert. Was für ein Unterschied zu Ralf! Keine Spur von mühsam überspielter Unsicherheit, von Verwirrung oder Überforderung. Er hatte so locker und selbstverständlich Kontakt mit mir aufgenommen, dass ich genauso locker darauf einsteigen konnte. Spannend, diesen Effekt mal aus der weiblichen Perspektive zu erleben.

„Ist das ein besonderer Stoff?" Er rückte ein wenig näher und strich mit zwei Fingerspitzen über den linken Ärmelansatz meines Kleids. „Sieht toll aus, dieses Funkeln in der Sonne."

„Ach nee. Nur Glitzerstoff halt." Keine Ahnung, was für ein Textilzeug ich da gerade anhatte.

„Sehr schön, jedenfalls."

Seine Finger glitten weiter. Jetzt über die bloße Haut meines Oberarms. Das erzeugte sofort ein leises Flirren in mir. Mein Atem stockte.

Ich sah ihn an, fragend. Er sah mich an. In seinen Augen saß jetzt ein verstecktes Funkeln. Wie beim Händedruck -- Marco war stark. Mental stark, das empfand ich körperlich. Überzeugend. Souverän. Ein Teil von mir hätten nichts dagegen gehabt, noch mehr von dieser Stärke zu spüren.

„Du bist sehr hübsch, Delia", hauchte er, die Finger immer noch auf meinem Arm.

„Danke." Ich schluckte und rief mich zur Ordnung. Was tat er da? Was tat ich da? „Äh -- mein... Freund kommt gleich zurück."

„Dein Freund?" Er zog eine Augenbraue hoch. Amüsiert, so als hätte ich nur einen Scherz gemacht. „Richtiger Freund?"

„Äh... nein", entfuhr mir automatisch. „Aber..."

„Wenn er nicht dein richtiger Freund ist, dann spielt es keine Rolle, oder?"

Seine Finger schlossen sich um meinen Arm. Das Glitzern in seinen Augen transportierte jetzt eindeutig Gier. Nur wenig, gar nicht mal unangenehm. Er wollte mich, und er würde versuchen, mich zu bekommen. Das enthielt eine eigene Verlockung...

„Vielen Dank", erklärte ich mit fester Stimme. Meine Mission ging vor. „Kein Bedarf."

„Wirklich?" Er beugte sich näher zu mir. „Du machst den Eindruck, als hättest du Bedarf an etwas Gesellschaft."

„Meinst du nicht, das weiß ich selbst am besten?", fragte ich zurück und runzelte die Stirn.

„Vielleicht weiß ich es tatsächlich besser als du, was du brauchst."

Damit beugte er sich vor und küsste mich auf den Mund. Ich war so perplex, dass ich überhaupt nicht reagierte. Die Lippen fühlten sich -- fest an. Bestimmt. Gut...

„Siehst du?" Er ging ein wenig zurück und lächelte im Bewusstsein seiner so erwiesenen Überlegenheit.

„Danke sehr." Ich musste lachen. „Trotzdem: Kein Bedarf."

„Ich denke schon."

Wieder wollte er mich küssen, aber jetzt stemmte ich eine Hand gegen seine Brust. „Kein Bedarf", wiederholte ich, jetzt ohne Lächeln.

„Nun hab dich nicht so." Er rückte dicht neben mich, so dass sich unsere Schenkel berührten. „Ich will doch nur..."

„Hey!" Ich drängte ihn weg. „Hast du Tomaten auf den Ohren? Ich will nicht von dir geküsst werden. Ist das deutlich genug?"

„Ja, das sagen sie alle." Er grinste dünn. „Aber hinterher sind sie dann doch ganz froh, wenn man sich nicht abweisen lässt. Das kennst du doch auch, hm?"

Schon wollte ich protestieren. Doch er hatte recht. Wie häufig hatte ich das bei anderen Männern beobachtet? Die sich nichts aus einer Zurückweisung machten, sondern unbeeindruckt weiter baggerten. Während Ralf jedes Wort, jeder kritische Blick aus der Bahn warf und er den Schwanz einzog.

„Delia?"

Ralf war um den Busch gebogen und stand vor uns, zwei Flaschen Coke in der Hand, von denen das Kondenswasser tropfte. Er glotzte und blinzelte.

„Ralf!" Ich sprang auf, schüttelte Marcos Griff ab und hängte mich an Ralf, legte die Hand um ihn. In der anderen zerquetschte ich die Handtasche. „Ah, endlich. Danke für die Cola!"

„Ah -- gerne." Er drückte mir eine Flasche in die Hand, zusätzlich zu der Clutch-Tasche. Sein Blick irrte zu Marco.

„Das ist dein Freund?" Der fläzte entspannt auf der Bank und ließ seinen Blick an Ralf hinunter und hinauf gleiten. Er schnaubte nicht, aber sein Gesichtsausdruck ließ wenig Zweifel daran, was er von seinem Rivalen hielt.

„Ganz genau." Ich schmiegte mich enger an Ralf. „Also tschüss dann. Komm, lass uns woanders hingehen."

Ralf leistete keinen Widerstand, als ich ihn nach rechts drängte. Hinter uns ertönte ein leises Lachen.

„Wer war denn das?", fragte Ralf verwirrt.

„Er heißt Marco", brummte ich und nahm einen Schluck aus der Flasche. „Ein Arsch. Hat versucht, mich anzumachen."

„Oh... äh, aha?"

Er sagte nichts mehr. Wortlos schlenderten wir den Weg entlang. In mir brodelte es. Warum zum Teufel konnte Ralf nicht ein wenig wie Marco sein? Warum so ein Weichei? Das würde ihm alles so viel einfacher machen. Mir ebenso. Fuck!

Doch dann wurde mir klar, wie es jetzt wahrscheinlich weitergelaufen wäre, wenn Ralf nicht aufgetaucht wäre. Wenn ich wirklich ein junges, kaum erwachsenes Mädchen wäre. Nicht mit Sicherheit, aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hätte er mich gekapert. Richtig in Besitz genommen, für den Rest des Tages. Witzig und souverän, immer einen coolen Spruch auf den Lippen. Ich hätte gelacht und mich becircen lassen. Wir hätten vielleicht getanzt und was getrunken, und uns ganz gut amüsiert.

Vielleicht wären wir irgendwann wieder hier auf der Bank gelandet, im Dunkeln. Ein wenig Knutschen, auch ganz nett. Dann seine Hand, zwischen meinen Schenkeln. Und zu diesem Zeitpunkt hätte er sich nicht mehr so einfach abweisen lassen. Er hätte mich geknackt. Einfach so. Nur, weil er es konnte, und weil er Sex wollte. Klar wollte er Sex! Wahrscheinlich hätte er mich danach sogar auf der Bank zurückgelassen, halbnackt und schluchzend.

Ich sah Ralf von der Seite an. Der würde so etwas nie tun. Selbst, wenn er es konnte. Da war ich mir absolut sicher, denn in seinem späteren Leben würde es so eine Situation geben. Damals, mit Inge, nach der großen Studentenfete. Ich hatte sie heimgebracht, völlig angeschickert. Zugegeben, ich hatte gezögert, als ich sie in ihrem Zimmer auf das Bett gehievt hatte und sie nur noch unkontrolliert kicherte. Doch ich hatte ihr nur einen Gutenachtkuss gegeben und mich verdrückt.

Bisher hatte ich das als weiteren Beweis meiner Hasenfüßigkeit gesehen. Jetzt, nach der Erfahrung mit Marco, erweiterte sich diese Perspektive. Ich hatte mich damals einfach anständig verhalten. Nicht mehr und nicht weniger.

„Danke, Ralf!" Ich drückte mich enger an ihn und spürte Wärme in meiner Brust. „Du hast mich gerettet."

„Äh -- ich habe doch gar nichts gemacht."

„Spielt keine Rolle." Meine Wange lag an seiner Schulter. Das fühlte sich richtig an so. „Ich bin froh, dass du gekommen bist. Und dass wir jetzt unsere Ruhe haben."

„Ja.... hrm!"

„Schau mal, ich zittere sogar." Ich streckte die Hand aus, die tatsächlich ein wenig vibrierte. „Der Typ war vielleicht creepy!"

„Was?"

„Creepy. Oh -- unheimlich, halt." Ich sollte auch auf Slang-Ausdrücke aufpassen, die noch keine waren.

„Ich -- hrm! Ich passe auf dich auf." Damit legte er mir zögernd einen Arm um die Schultern. Das fühlte sich gut an. Auch wenn seine Anspannung, seine Furcht beinahe mit Händen zu greifen war. Wenn doch nur Amy spüren könnte, wie aufopferungsvoll Ralf sich um mich kümmerte. Wie er sich um sie kümmern würde, sobald sie es zuließ.

Vielleicht war es Zeit, die Sache mal in Angriff zu nehmen. Eigentlich hatte ich keine Lust, denn das fühlte sich gerade so nett an, in seinem Arm. Doch ich war ja nicht zum Vergnügen hier. Ich verfolgte ein Ziel. Also los!

„Sag mal, magst du eigentlich Amy?", begann ich, subtil wie eine Weltklasse-Agentin.

„Amy?" Er kam halb aus dem Tritt. „Äh -- klar mag ich sie. Sie ist... nett. Wir gehen in dieselbe Klasse."

„Ich glaube, sie mag dich auch", vertraute ich ihm an. Mit halblauter Verschwörerstimme.

„W-was?" Ich hörte sein Schlucken. „Woher... warum denkst du das?"

„Ach, nur so." Ich blinzelte ihn an. „Weibliche Intuition."

„Hm." Er sah geradeaus. „Dann verbirgt sie das ziemlich gut."

„Ja. Darin sind wir Mädchen spitze."

„Vorhin hat sie mich jedenfalls nicht so angesehen, als würde sie mich mögen", meinte er, versteckte Bitternis in der Stimme. „Ganz anders als du."

Da musste ich ihm insgeheim recht geben. Ich hatte Amys Gesichtsausdruck registriert. Sie war alles andere als beeindruckt von dem linkischen Mitschüler mit dem enzyklopädischen Wissen um obskure SciFi-Filme. Verdammt! Ralf ´93 brauchte doch ein Erfolgserlebnis. Wie konnte ich es nur anstellen, dass...

„OH?!"

Die Erkenntnis durchschlug mich wie ein Blitz. Für einen Sekundenbruchteil war alles wie in blendende Helligkeit getaucht.

Ich sah!

Dabei stolperte ich glatt über meine eigenen Füße. Hätte Ralf mich nicht im Arm gehabt, wäre ich jetzt glatt hingeschlagen. So hielt ich mich mühsam aufrecht, an ihn geklammert.

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