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No-LIMIT-Rooms 06

Geschichte Info
Die unerwartete Wendung der Geschehnisse überrascht Johanna.
26.9k Wörter
4.77
10.3k
5

Teil 6 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 03/12/2021
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No-LIMIT-Rooms 6

Johanna

von

J. Paschmann

41 Koma

Viel zu früh wurde ich durch die Pflegerin geweckt. Mit Mühe bekam ich die Augen auf, ich war so müde. Und dann noch diese schlechten Träume. Mein Blick fiel auf die gegenüber liegende Isabell, welche mich müde anlächelte.

Mit einem Mal war ich hellwach: Das hatte ich nicht geträumt!

„Scheiße!"

Verblüfft sah sie mich an, doch dann nickte sie. „Nicht ganz der Morgengruß, den ich von dir gewöhnt bin, aber so ähnlich habe ich mich eben auch gefühlt, als ich aufgewacht war."

„Tut mir leid, das galt nicht dir. Guten Morgen Bella!", entschuldigte ich mich lahm, die Pflegerin betrachtend, welche gerade unser Essen hereinbrachte.

„Dir auch, mein Engel!"

Nach dem üblichen Morgenprozedere, und als wir endlich alleine waren, kam Isabell zu mir herüber und kuschelte sich zu mir ins Bett.

Noch hatten wir nichts von Rebecca gehört, Reiner hatte sich noch nicht gemeldet. Auch die Pflegerin wusste nichts. Wir hingen in der Luft. Wohlweislich vermieden wir beide das Thema anzusprechen.

„Du muffelst", meinte sie, als sie so neben mir lag. „Du solltest dich waschen!"

War bestimmt keine schlechte Idee. Ich war gestern doch ein wenig ins Schwitzen gekommen.

Trotzdem frotzelte ich zurück: „Daran wirst du dich gewöhnen müssen, das ist Fuchs am Morgen!"

„Engel ist mir lieber, ab ins Bad mit dir! Soll ich dir helfen?"

Ich lachte. „Nein, besser nicht, da könnten wir beide bei schmutzig werden."

Sie zog eine Schnute. „Schade!"

„Du darfst anschließend meine Zahnbürste benutzen, das muss dir reichen."

„Bäh!" Isabell verzog das Gesicht.

„Sagt ausgerechnet die Frau, die gerne Pisse trinkt", bemerkte ich.

„Nicht jede! Aber deine ist ganz ok!"

„Was, mein Nektar ist nur ok?", ich tat ehrlich entrüstet.

„Dein Nektar ist sogar hervorragend, aber eben deine Pisse nicht!"

Nun war ich wirklich verblüfft. Gab es da Unterschiede im Geschmack? Kopfschüttelnd ging ich ins Bad. Es gab Dinge, die wollte ich eigentlich nicht so genau wissen. Mir schmeckte es definitiv nicht.

Das T-Shirt hängte ich an einen Haken und nahm die letzten Verbände ab. Anschließend wusch ich mich, so gut es eben ging. Meine Schamlippen sahen verheerend aus, soweit ich das sehen konnte. An mehreren Stellen hatte ich Nähte. Außerdem bluteten sie auch noch ein wenig.

Um Isabell zu sagen, dass sie mal bitte die Schwester rufen sollte, damit sie mir neuen Wundverband bringen konnte, öffnete ich die Badtür. In dem Moment sah ich Diana ins Zimmer treten.

Überrascht starrten wir uns einen Moment an. Sie musterte mich eindringlich von unten bis oben, dann nickte sie zu meiner Scham.

„Das solltest du dir noch mal verbinden lassen. Das sieht übel aus!"

Isabell hatte sich schon auf den Boden gekniet und den Kopf gesenkt, ich nickte jedoch nur.

„Guten Morgen Herrin Diana, ich wollte gerade die Schwester rufen, um das zu erledigen."

„Das hat jetzt vorläufig einen Moment Zeit. Stopf dir da einen Waschlappen hin und setz dich aufs Bett. Ich muss mit euch reden."

Oha, das klang ernst. Ich ging zurück ins Bad, zog mir das T-Shirt wieder an, befolgte Dianas Anweisung und setzte mich dann im Zimmer auf mein Bett.

Sie hatte sich inzwischen in den Stuhl gesetzt, Isabell kniete noch immer am Boden. Als ich mich aufs Bett gesetzt hatte, bemerkte ich einen seltsamen Ausdruck auf Dianas Gesicht, so etwas wie Verblüffung. Doch sie fing sich gleich wieder.

„Doktor Meier hat mir alles berichtet, was gestern passiert ist", begann Diana. „Er hatte mich sogleich angerufen, als er mitbekommen hatte, was passiert war. Und mir auch erzählt, dass du wegen eines Schocks über Nacht im Krankenhaus bleiben solltest, Fünf!" Sie sah Isabell sehr gründlich musternd an. „Du scheinst dich erholt zu haben, daher nehme ich dich gleich wieder mit zurück."

Das überraschte mich jetzt nicht wirklich. Es hätte mich eher verwundert, wenn Diana Isabell noch hier gelassen hätte. Isabell nickte nur stumm. Ich wartete ab, was Diana noch zu sagen hatte.

„Du wirst heute noch hier bleiben, Fünfzehn!"

Oh, mein neuer Rang war ihr bekannt? Hatte Rebecca das vorher mit ihr erörtert, bevor sie hierher gefahren war? Auch die drei Monate Erlass? Ich war gespannt. Stumm wartete ich ab.

Diana schien eine Reaktion von mir erwartet zu haben, doch sie ließ sich von deren Ausbleiben nicht verwirren.

„Leider muss ich euch sagen, dass es Rebecca nicht gut geht. Die Ärzte haben heute Morgen entschieden, sie im Koma zu belassen. Und auch wenn sie morgen oder übermorgen die Besinnung wieder erlangen sollte, wird sie mindestens vier Wochen ausfallen."

Ich machte ein betroffenes Gesicht, Isabell erschreckte uns jedoch mit einem kurzen, entsetzten Aufschrei.

Dianas strenges Gesicht wurde sofort etwas milder.

„Ich weiß, wie es dir jetzt geht, Isabell, wir sind beide ihre langjährigen Freundinnen. Es geht mir auch sehr nah. Aber ich muss jetzt ihre Geschäfte weiterführen. Das bedeutet erheblich mehr Arbeit für mich. Daher habe ich eben beschlossen, euch vorläufig wieder aus dem Keller zu nehmen. Ihr zieht wieder nach oben in die Appartements."

Verblüfft klappte mir der Unterkiefer herunter. Ich hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit. Doch Diana setzte noch einen drauf: „Und du, Isabell, wirst wieder zur vorläufigen Ausbilderin berufen. Du kennst das ja. Deine Hauptbeschäftigung wird die Überwachung und Anleitung der anderen Sklavinnen sein, natürlich von Master P unterstützt."

Isabell starrte sie ebenso ungläubig an, wie ich selbst.

„Es wird heute deine Aufgabe sein, Isabell, eure Sachen wieder in die Appartements zu schaffen. Du kannst dir von einer der Sklavinnen helfen lassen. Vorzugsweise Vier, die hat es verdient, mal wieder da unten heraus zu kommen."

Dann sprach Diana mich wieder an: „Mir ist bekannt, dass du eine finanzielle Sondervereinbarung mit Rebecca getroffen hattest, auch die setze ich aus. Du bekommst die Prämie von der Show vorgestern auf dein Konto überwiesen, so wie du es auch sonst bekommen hättest. Ich weiß nicht, wie du das mit der Finanzabteilung geregelt hattest, aber ich wollte das dann so wieder einrichten lassen. Wäre dir das recht?"

Völlig verblüfft nickte ich mit dem Kopf, unfähig zu antworten.

„Gut, dann werde ich das veranlassen. Allerdings werde ich deinen Mietvertrag wieder auf den 1. zurückdatieren, also zahlst du für den vollen Monat Miete."

Die zwei Tage? Geschenkt! Ein weiches Bett, keinen Keuschheitsgürtel, ein vernünftiges Einkommen, Isabell wieder küssen und umarmen dürfen: Himmel auf Erden!

„Danke Herrin!" Meine Dankbarkeit war nicht gespielt.

Sie nickte. „Aber trotzdem wirst du Rebeccas Sklavin bleiben, das ist nur pausiert, bis sie wieder da ist, verstanden?"

„Ja Herrin!"

„Da wäre noch was. Rebecca hat mir erzählt, dass sie eine Einladung nach Zypern für den nächsten Monat hat. Es geht um einen wichtigen Freund und Förderer der Rooms. Vladimir Morosov. Weißt du etwas davon?"

Isabell wurde plötzlich hellhörig, sagte aber nichts, sie sah mich nur aufmerksam an. Ich tat so, als hätte ich das nicht bemerkt.

„Ich habe ihm am Abend nach unserer Wochenendshow kurz kennengelernt", bestätigte ich. Und Herrin Rebecca hat mir gesagt, dass sie mit mir als ihre Sklavin nach Zypern eingeladen wurde. Aber mehr weiß ich leider auch nicht."

Diana nickte. „Nun, dort findet ein gesellschaftliches Treffen statt. Es ist eine Gemeinschaft sehr vermögender Dominas und Doms aus ganz Europa. Und es finden Shows und Spiele statt. Auch Ponyrennen. Rebecca hätte dich gerne dort als Pony starten lassen."

Oh.

„Ich hoffe ja, dass sie bald wieder so fit ist, dass sie dort auch hinfahren kann. Doch mit einem untrainierten Pony würde sie sich blamieren. Natürlich hast du gegen die anderen Ponygirls, die dort antreten, sowieso keine Chance, aber immerhin hättest du mit etwas Training nicht total hinterhergehechelt. Doch das fällt derzeit vorläufig aus. Hättest du da einen Vorschlag zu?"

So ein hinterlistiges Biest!

„Würde es euch, Herrin Diana, möglich sein, mein Training zu übernehmen, bis Herrin Rebecca wieder dazu in der Lage ist, das selbst zu machen?"

Zufrieden nickte sie. „Ich hatte gehofft, dass du fragen würdest. Ja, das werde ich einrichten können. Und nicht nur ich, sondern auch Master P wird dich trainieren. Wir werden dreimal die Woche Sulkytraining machen. Hinzu kommt, dass du dich an den Keuschheitsgürtel zu gewöhnen hast und täglich zweimal, in den Ponyboots, auf das Laufband zum Trainieren musst. Außerdem brauchst du auch noch Brustwarzenpiercings."

Zumindest mit Letzterem hatte ich jetzt keine Probleme, mit dem Keuschheitsgürtel schon eher. Nicht, weil er wirklich verhindern konnte, dass ich einen Orgasmus bekam, sondern weil ich auch noch als Camgirl Geld verdienen musste. Doch das konnte ich später noch klären.

„Ja, das geht in Ordnung, Herrin. Ich hoffe sehr, dass Herrin Rebecca bald wieder wohlauf ist!"

„Das hoffen wir alle!" Diana stand auf. „Wisst ihr, wo Rebeccas Handtasche ist?"

Mit Entsetzen fiel mir die Keycard ein, die noch immer in meinem Jogginganzug steckte. Die Handtasche lag jedoch hier in meinem Nachtschrank.

„Die liegt hier im Schrank", antwortete Isabell hilfsbereit.

Mein Verstand ging sofort in Alarmmodus. Was konnte ich jetzt unternehmen? Ich rappelte mich aus dem Bett.

„Entschuldigung, ich muss mal."

„Kein Problem", antwortete Diana und stand auf. „Wir sind hier fertig. Ich gehe jetzt hinaus und regele Isabells Entlassung. Ihr könnt euch noch 15 Minuten unterhalten. Isabell, du kommst dann gleich runter, ja? Wir treffen uns am Empfang. Gebt ihr mir die Handtasche?"

„Die bringt Isabell gleich mit Herrin! "

Diana stutzte einen Moment lang, dann nickte sie. „Gute Besserung, Johanna, bis Morgen, ich lass dich dann abholen!"

„Auf Wiedersehen, Herrin!", nickte ich zum Abschied, und Diana verließ das Zimmer.

Sofort kramte ich die Handtasche aus dem Nachtschrank. Isabell starrte mich verwundert an.

„Musst du nicht dringend auf Toilette?"

„Äh, ja, gleich. Wollte nur, dass wir sie gleich beim Abschied nicht vergessen." Ich grinste sie schelmisch an. „Ich hänge sie an die Tür."

„Oh, in Ordnung."

Mit der Tasche in der Hand ging ich zurück ins Bad. Da fiel mir ein, dass ich noch was brauchte. Daher kehrte ich zurück in den Flur.

„So schnell schon fertig?"

„Nein, ich brauche noch was." Ich öffnete die Schranktür und suchte in der Tasche die Karte.

Interessiert sah Isabell zu. „Was denn?"

„Pflaster. Ich dachte, ich hätte noch eines. Kannst du mal kurz klingeln und Bescheid sagen, dass ich für meine Nähte noch ein Pflaster benötige?"

„Klar!"

Die Karte versteckt in der Hand haltend, ging ich zurück ins Bad und steckte sie in die Handtasche. Dann setzte ich mich noch mal auf die Schüssel, pullerte, wischte mich vorsichtig ab, spülte abschließend, wusch mir die Hände und putzte mir schnell noch die Zähne.

Inzwischen kam die Schwester herein und erkundigte sich, was wir benötigten. Isabell erklärte es ihr, und sie verschwand wieder.

Ich kehrte mit der Handtasche ins Zimmer zurück und setzte mich aufs Bett.

„Wolltest du die nicht an die Tür hängen?"

„Oh, ja, aber da würde sie jetzt herunterfallen, wenn die Schwester wieder hereinkommt. Aber ich denke, die fünf Minuten werden wir sie nicht vergessen." Verlegen legte ich die Tasche auf den Nachtschrank.

Plötzlich kicherte Isabell.

„Was ist los?"

„Hast du Dianas Gesichtsausdruck nicht bemerkt, als du aus dem Bad kamst?"

„Hm, ja, und?" Ich wusste nicht, worauf sie hinaus wollte.

„Das T-Shirt, was du trägst, sieht genauso aus wie das, was sie mal bei Rebecca gesehen hatte und unbedingt haben wollte. Das ist wohl so ein Insider zwischen den beiden. Ein Konzert, was beide besucht hatten, wo es aber nur noch ein T-Shirt zu kaufen gab. Und jetzt trägst du es! Wo hast du es her?"

„Ausgeliehen, eine Schwester!", log ich schnell, nach einem Moment der Verblüffung. Verdammt. Dabei hatte ich es mir bisher nicht mal genau angesehen. Irgendein Logo einer Band, die mir nicht bekannt war. Schnell versuchte ich abzulenken. „Rebecca und Diana stehen auf die gleiche Musik?"

„Nun, zumindest als sie sich kennengelernt haben."

„Ok."

Aber nun gab es schnell noch anderes zu besprechen. Isabell musste gleich los und die Schwester würde jeden Moment wieder kommen.

„Kommst du klar? Ich meine wegen Rebecca? Sie wird wieder, ganz sicher!"

Isabells Blick wurde schlagartig besorgt. „Ich habe Angst, Johanna!"

„Alles wird gut, ich werde dich beschützen!"

Ich deutete ihr, zu mir zu kommen und mich zu umarmen. Sie kam dem sofort nach. Ich drückte sie fest und ignorierte den Schmerz ihrer Umarmung. Nach einigen Momenten küssten wir uns, solange, bis die Schwester hereinkam.

Nachdem Isabell gegangen, und mir neue Pflaster von der Schwester verpasst worden waren, grübelte ich über die Geschehnisse der letzten 24 Stunden nach. Würde sich Rebecca erinnern? Und wenn, an alles? Dann fiel mir wieder ein: Wie sollte ich jetzt dieses verdammte T-Shirt zurückbringen? Über die ganzen Grübeleien döste ich ein.

Erst ein Klopfen an der Tür weckte mich. Es war Reiner, er sah mindestens so übernächtigt aus, wie ich mich fühlte.

„Noch nicht ausgeschlafen? Was hast du die Nacht gemacht?", begrüßte er mich.

„Private Stripshow für zwei Polizisten. Muss ja irgendwie Geld verdienen."

Verblüfft starrte er mich an, dann lachte er kurz auf. „Dein Humor ist schon echt schräg, Johanna. Aber schön, dass du den noch nicht verloren hast. Du hast von Diana gehört, wie es Rebecca geht?"

„Ja, sie bleibt noch ein bis zwei Tage im Koma und soll dann geweckt werden."

Er nickte. „Und dann müssen wir sehen, wie es ihr geht. Mit viel Glück behält sie nichts zurück. Wenn sie Pech hat ..."

Ich setzte mich auf. „Besteht noch Lebensgefahr?"

„Nein, das eher nicht. Aber es ist ähnlich übel wie bei Michael Schuhmacher!"

„Scheiße!"

„Ja! Immerhin: Sie hat sofort ärztliche Versorgung erhalten und daher sind ihre Chancen deutlich besser. Aber wir müssen mit einer Amnesie rechnen. Es kann sein, dass sie sich an Stunden oder gar Tage vor ihrem, ähm, Unfall nicht erinnern wird. Oder nicht sofort."

Nun, das musste jetzt nichts Negatives sein. Eher im Gegenteil.

„Das bedeutet, dass die Versicherung die ganze Sache näher untersuchen wird", ergänzte er.

Das war schon eher ein Problem. „Was bedeutet das?"

„Dein Bericht, der haut so nicht hin!"

Das war mir schon klar gewesen. Aber was sollte ich tun? „Was willst du mir denn nun sagen?"

„Wir müssen den etwas anders schildern."

„Geht nicht. Der von der Verwaltung war gestern schon da und hat den aufgenommen. Und am Tisch war ja Blut zu sehen, das hat er fotografiert."

Reiner hob Papiere hoch. „Ja, aber unscharfe Bilder. Und ich soll Neue machen und den Bericht abholen, den er zum Unterschreiben hier gelassen hatte. Ich meinte, weil wir uns kennen würden, könnte ich mich ja drum kümmern."

„Oh, dann also was Neues. Woran soll ich mich anders erinnern, wie es war?"

Er betrachtete den scharfkantigen Tisch. Dann sah er sich um, und sein Blick fiel auf das Bettende mit den abgerundeten Kanten.

„Daran, dass sie hier gegen gefallen ist."

Ich ärgerte mich, dass ich nicht selbst darauf gekommen war.

Der Rest des Tages verlief absolut ruhig. Weder von Holger noch von Sascha hörte ich etwas, hatte aber auch nicht damit gerechnet. Ich überlegte, ob ich irgendwen anrufen sollte, beispielsweise Walter vom BKA? Nach kurzer Abwägung kam ich zum Schluss, dass eine kurze Meldung nicht schaden könnte. Außerdem sollten die vielleicht doch mal anfangen zu ermitteln, ob hier schon mehrere Mädchen spurlos verschwunden waren. Auch aus dem Ausland. Falls die Mädchen da unten alle erpresst wurden, und anschließend verkauft, war das mehr als nur übel.

Was nicht dazu passte, war allerdings, dass Diana mir jetzt wieder so viel Freiheit ließ. War Diana in alles eingeweiht? Wusste sie von meinem Verhör am ersten Tag? Ich wusste viel zu wenig über Diana, zu sehr hatte ich mich auf andere Personen, und natürlich Rebecca selbst konzentriert.

Ich wählte Walters Nummer, doch er meldete sich nicht. Entweder hatte er frei oder Urlaub. Dann eben später.

Vor Langeweile nahm ich das Buch vom Nachtschrank und begann zu lesen.

Im Gegensatz zur Fernsehserie schlug es mich nun doch in den Bann.

Es war spät in der Nacht, als ich mich vor Müdigkeit gezwungen sah, es aus der Hand zu legen. Und in der Nacht träumte ich vom nahenden, langen Winter.

Wie versprochen, ließ mich Diana am Dienstag früh abholen. Rebecca lag weiter im Koma, wie Reiner mich gleich am Morgen wissen ließ.

Es war Rebeccas Fahrer, der sehr neugierig von mir wissen wollte, was mit Rebecca passiert war. Ich beließ es bei einem wagen Bericht, dass sie im Krankenhaus sehr unglücklich gestürzt war und noch längere Zeit ausfiel. Wenn Diana es nicht für nötig hielt, ihm Details zu erzählen, dann musste ich das auch nicht. Ich war zwar sicher, dass ich auch hier eine Quelle für Insiderwissen finden könnte, aber das schien mir doch zu riskant.

Im Appartementhaus war alles so, als wäre ich nicht weg gewesen. Isabell traf ich nicht an, sie hatte wohl im Keller zu tun. Ich musste unbedingt demnächst mit ihr darüber sprechen.

Mein Appartement stand mit den Kisten voll. Diesmal war nichts eingeräumt. Als Allererstes suchte ich mir was Bequemes zum Anziehen aus den Kartons und zog mich vernünftig an. Innerlich fluchend begann ich anschließend auszupacken und einzuräumen, wobei ich mich auf das notwendigste beschränkte und den Rest in den Kisten in die Schränke räumte. Ich musste davon ausgehen, in absehbarer Zeit wieder auszuziehen.

Die Lebensmittel hatte ich fast alle im Appartement gelassen, und heute auch alle wieder vorgefunden, mit Ausnahme der leicht Verderblichen im Kühlschrank. Ich musste also auch noch einkaufen.

Mit Einräumen war ich noch nicht ganz fertig, da klingelte es an meiner Appartementtür. Völlig verwundert, wer von mir wohl was wollte, ging ich zur Tür und öffnete sie. Es war Ronja.

„Hi Johanna! Komme ich ungelegen, darf ich hereinkommen?"

„Äh, hallo Ronja! Ich bin am Einräumen. Wenn dich die Unordnung nicht stört, klar, komm rein!"

„Danke."

Sie ging an mir vorbei und suchte sich einen freien Platz auf einem Stuhl. Dann sah sie sich um.

„Ich möchte wissen, was hier vor sich geht", eröffnete sie ohne Umschweife.

„Was meinst du? Ach, möchtest du vielleicht einen Kaffee? Ich wollte mir gerade einen kochen. Und dann erklärst du mir in Ruhe, was du meinst."

„Ja, danke. Mit Milch."

Nachdenklich setzte ich Kaffee für uns beide auf und nahm zwei Tassen aus dem Schrank. „Ich fürchte, Milch habe ich nicht. Geht haltbare Schlagsahne? Ich muss gleich noch mal einkaufen."

„Geht auch."

Na, auf Diättrip war sie definitiv nicht. Mit den vollen Kaffeetassen, Löffeln und der Sahne kehrte ich zum Tisch zurück und setzte mich ihr gegenüber.

„So, und jetzt langsam und verständlich, was meinst du?"

Sie goss ein wenig Sahne in ihre Tasse und beobachtete, wie sie sich im Kaffee verteilte. Offensichtlich überlegte sie, wie sie beginnen sollte. Dann sah sie mich an. „Gut, wir hatten ein wenig Spaß miteinander, das ergibt noch keine Verpflichtungen, für keine von uns."

Ups, was war das denn? Warf sie mir vor, nicht zurückgerufen zu haben?

„Aber, ich hatte schon gedacht, dass wir mehr als nur im gleichen Appartement arbeitende Frauen sind. Eher Freundinnen."

Verblüfft starrte ich sie an. Holla! Ich wusste echt nicht, worauf sie hinaus wollte und was ich sagen sollte. Aber sie sprach weiter.

„Zunächst: Du verschwindest von heute auf morgen, ohne Erklärung und ohne Tschüss? Ich sehe plötzlich die Möbelpacker dein Appartement ausräumen, alle Kumiho-Drehs gestrichen und du bist weg."

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