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No-LIMIT-Rooms 06

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Energisch schüttelte ich meine Zweifel aus meinem Kopf: Kein Mensch hätte all das über mich wissen können.

Ich konnte allerdings nur hoffen, dass jetzt, wo ich dem FSB Zugang zum Computer der Rooms verschafft hatte, dieser nicht sein Interesse an mir verlor. Immerhin hatte ich meine Hauptaufgabe eigentlich erfüllt: Sie wussten, was im Appartementhaus vor sich ging, hatten einige Namen von mir bekommen und konnten Rebeccas PC anzapfen.

Unruhig legte ich mich aufs Bett und zappte durch die Fernsehsender. Doch ich konnte mich nicht auf das Programm konzentrieren. Zu aufgewühlt war ich.

Geheimnisse und Verschwörungen, nichts schien hier klar und einfach zu sein. Wer gehörte alles zum Zirkel?

Außerdem: Wenn Rebecca nicht rechtzeitig wieder gesund wurde, wie käme ich nach Zypern?

Und abschließend: Wie konnte ich ihr jetzt noch vertrauen und vorspielen, eine gehorsame Sklavin zu sein?

Endlich hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Isabell kam zurück.

Sie sah recht müde und abgespannt aus.

Alarmiert sprach ich sie gleich an.

„Hi, mein Schatz! Was ist los?"

„Zwanzig! Ihr geht es nicht gut. Sie hat jetzt vernommen, was dir passiert ist, und glaubte mir nicht, dass du hier oben bist und es dir gut geht. Sie ist fast ausgeflippt! Ich konnte sie etwas beruhigen, aber einfach war es nicht."

Es war nicht verwunderlich, dass die Gerüchte etwas später im Keller ankamen.

„Haben sie von Rebeccas Unfall erfahren?"

Isabell schüttelte den Kopf. „Nein, da weiß dort unten niemand etwas von. Noch nicht. Sobald es hier oben rum ist, werden sie es auch dort unten erfahren. Gibt es was Neues?"

„Nein, keine Nachricht. Hatte ich aber auch nicht erwartet. Sie sollte ja sowieso bis morgen im künstlichen Koma verbleiben, bis die Hirnschwellung zurückgegangen ist, wenn ich das richtig verstanden hatte."

Isabell nickte müde und verschwand dann im Bad.

Sollte ich jetzt von dem Rest des Videos erzählen? Ich entschied mich dagegen.

Als sie im Bad fertig war, kam sie nackt zu mir und kuschelte sich an mich. Zärtlich streichelten und küssten wir uns. Es war diesmal absolut nichts Sexuelles. Es war Liebe und das Bedürfnis nach Nähe und Trost.

Wir erwachten um sieben. Beim Aufwachen kuschelten wir noch ein wenig, bevor wir uns frisch machten und an den Frühstückstisch setzten.

Isabell hatte am späten Nachmittag wieder im Keller zu tun. Ihre Anweisungen erhielt sie von Diana.

„Wie ist das eigentlich mit deiner Bezahlung?", fragte ich neugierig beim Frühstück. „Ich meine: Du trittst ja weder in den Rooms auf, noch kannst du deine Shows im gewohnten Umfang machen?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe mich damit nie so genau beschäftigt, aber für meine Kellertätigkeit erhalte ich eine Festvergütung. Als Rebeccas Sklavin habe ich mich nie um so etwas kümmern müssen. Sie hat mir für jede Woche einen minutiösen Stundenplan erstellt, und ich habe mich daran gehalten."

Verblüfft ließ ich meine Tasse sinken, aus welcher ich gerade zu trinken begonnen hatte. „Wann hatte sie damit aufgehört?"

„Nachdem ich ihr gesagt hatte, dass Schluss ist, und ich sie nicht mehr als Herrin möchte, sondern mit dir zusammen sein will!"

Ich überlegte und rechnete nach. „Heißt das, sie hatte auch unsere Treffen und gemeinsame Zeit vorher festgelegt?"

„Ja."

„Und du hast ihr alles von uns berichtet?"

Ihre Miene drückte Verzweiflung aus. „Bitte, sei mir nicht böse. Ich hatte mir dabei wirklich nichts gedacht. Sie war meine Herrin!"

Ich hob wieder meine Tasse und begann nachdenklich zu trinken. Isabell war in vielerlei Dingen naiver, als ich gedacht hatte. Dabei war sie absolut nicht dumm. Hatte sie Rebecca als ihre Ersatzmutter erwählt, weil ihre eigene Familie ihr früher alle Entscheidungen abgenommen hatte?

Erst mit Verzögerung bemerkte ich, dass sie mich noch immer halb ängstlich anstarrte und auf eine Antwort wartete.

„Entschuldigung! Nein, ich bin dir nicht böse. Das hatten wir doch schon, dass ich das verstanden und akzeptiert habe, dass du Rebecca loyal sein musstest. Ich wusste nur nicht, wie weit ihr Einfluss auf dich reichte."

Ihre Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.

Das Telefonklingeln erschreckte uns. In banger Erwartung sahen wir uns einen Moment an, dann ging ich hin und hob den Hörer ab.

„Johanna Blauert!"

„Hallo Johanna, Reiner hier!"

„Hallo Reiner!" Ich nickte Isabell zu.

„Sie ist wach!"

Kurz vor Mittag waren wir mit Blumen unterwegs zum Krankenhaus.

Die letzten Stunden waren eine Qual gewesen. Am liebsten wären wir sofort los, um Rebecca aufzusuchen, denn wir mussten unbedingt vor Diana mit Rebecca sprechen, um zu erfahren, woran sie sich erinnern konnte.

Doch Rebecca hatte am Vormittag noch etliche Untersuchungen vor sich.

Reiner hatte zwar berichtet, dass sie keine Erinnerung an den Unfall zu haben schien, doch sie konnte natürlich auch nur so getan haben.

Auf dem Weg durch die Lobby im Appartementhaus hatte ich mir auch noch meine Post abgeholt, darunter befand sich ein recht dicker Umschlag mit Geld, meinem Bargeldanteil an der KI-Raum-Vorstellung. Die SD-Karte, mein Ausweis und andere wichtige Papiere steckten in meiner Handtasche. Mein offizielles Handy ebenfalls, jedoch ausgeschaltet. Das würde ich im Notfall entsorgen müssen. Ich hatte stattdessen ja noch mein Minihandy.

Isabell war weniger gut auf eine plötzliche Flucht eingestellt, denn die meisten ihrer Unterlagen waren in Rebeccas Besitz. So hatte sie nur ihre Kreditkarte, ein wenig Bargeld und ihren Ausweis dabei.

Darüber hinaus hätten wir auch schlecht mit Koffern durch die Lobby laufen können. Dies hätte mit Sicherheit sofort Diana auf den Plan gerufen.

Isabell hatte ich noch immer nichts von dem Video erzählt. Ansonsten hätte sie wohl keine Blumen aus dem Laden besorgt. Ich selbst verspürte kein Bedürfnis, Rebecca Blumen zu schenken. Aber es musste zumindest der Anschein gewahrt bleiben.

Tief durchatmend standen wir schließlich vor der Tür ihres Krankenzimmers und klopften an. Dann öffneten wir mit bangen Erwartungen die Tür.

„Oh, hallo Isabell, ich freue mich, dich zu sehen!" Rebeccas Stimme klang gewohnt bestimmt, wenn auch etwas schwächer. Dann fiel ihr Blick auf mich. „Wen hast du mir da mitgebracht?"

43 Amnesie

„Guten Tag, Herrin Rebecca! Das hier ist Johanna, deine neue Sklavin, seit knapp zehn Tagen!" Isabells schnelle Reaktion überraschte mich.

„Guten Tag, Herrin Rebecca! Ich freue mich, sie wieder einigermaßen wohlauf zu sehen!" Devot, senkte ich meinen Kopf etwas.

Rebecca wirkte ehrlich verblüfft. Dann winkte sie uns heran und deutete auf die Stühle.

„Setzt euch und berichtet. Offensichtlich fehlen mir mehr Erinnerungen, als ich gedacht hatte!"

Unbehaglich sahen Isabell und ich uns an. Dann setzten wir uns.

Rebecca musterte mich eingehend und kniff dann die Augen zusammen.

„Verzeih, ich habe noch etwas Kopfschmerzen. Johanna also?"

„Ja, Herrin!"

Sie schien gründlich nachzudenken. Dann schüttelte sie leicht den Kopf.

„Tut mir leid, nichts! Erzähl mal, seit wann kennen wir uns, und wie bist du zu meiner Sklavin geworden?"

Spielte sie Theater? Rebecca war für mich schon immer undurchschaubar gewesen.

Ich befeuchtete meine Lippen und begann.

„Mein Rooms-Name lautet Kumiho. Seit etwas über einen Monat bin ich im Appartement, und hatte schon eine eigene Show mit Ihnen zusammen. Ein ganzes Wochenende lang!"

Ihr Gesicht spiegelte ehrliche Verblüffung wider.

„Letzte Woche gab es im KI-Raum einen Unfall, bei dem ich verletzt wurde. Sie haben mich im Krankenhaus besucht und sind dabei gestürzt. Dabei haben sie sich den Kopf angeschlagen."

„Im KI-Raum? Aber der ist doch noch nicht ...." Sie verstummte. Erneut kniff sie wieder die Augen zusammen.

„Kumiho ... Johanna ... Johanna Blauert?" Scharf blickte sie mich an.

„Ja, Herrin, das ist mein Name. Sie erinnern sich?"

Erneut bewegte sie verneinend leicht den Kopf hin und her. Ihre Kopfschmerzen mussten stärker sein, als sie angab.

„Nicht an alles. Aber da ist was. Doch an meinen Unfall habe ich überhaupt keine Erinnerung. Wie kam es dazu?"

„Ihr Absatz ist abgebrochen, und sie sind gestürzt!", platzte Isabell hervor.

Rebecca runzelte die Stirn. „Mein Absatz?" Dann schien sie sich an etwas zu erinnern. Langsam nickte sie. „Stimmt, da war irgendwas. Aber ich kann es noch nicht richtig fassen."

Mein Herz rutschte in meine Hose. Verdammt. Letztens hatte ich das mit dem Absatz noch für eine tolle Idee gehalten, jetzt hatte sie eine Gedankenbrücke. Dumm, dämlich, Johanna!

Rebecca begann zu lächeln. „Ich danke euch. Langsam scheinen meine Erinnerungen zurückzukommen. Es scheint nicht mehr alles zu fehlen." Sie runzelte die Stirn. „Müsstet ihr beide nicht im Zirkelkeller in der Ausbildung sein?"

„Herrin Diana hat uns beurlaubt. Nur, bis ihr wieder ganz gesund seid!" Wieder war Isabell schneller als ich mit der Antwort.

Rebecca griff nach einem Glas. Erschrocken bemerkte ich, dass ihr Griff zitternd und kraftlos wirkte. Sie hob das Glas an und es rutschte ihr aus der Hand. Dabei blickte sie uns bitter an.

„Dann, fürchte ich, wird euer Urlaub länger dauern."

„Wir müssen sofort abhauen!" Isabell war völlig panisch.

Ich konnte sie verstehen, aber hatte natürlich noch immer mein Ziel, Nadine zu befreien. Dazu musste ich meine Auftraggeber zufriedenstellen. Ein Abbruch des Auftrags kam für mich jedoch erst in Betracht, wenn akute Gefahr bestand.

Rebecca hatte neurologische Folgen vom Unfall zurückbehalten. Im Moment war unklar, wie dauerhaft sie waren. Nächste Woche käme sie in eine Reha.

Sie hatte nicht sofort Mord gerufen, insofern war nicht klar, ob sie sich an alles erinnert hatte. Aber selbst wenn nicht, die Erinnerung konnte auch später zurückkehren. Und ihr war wieder ins Bewusstsein gekommen, dass ich unter falschen Angaben in die Rooms gekommen war, das meinte ich zumindest ihren Blick entnommen zu haben.

Wir hatten noch etwa 30 Minuten geplaudert, doch die Anspannung im Raum war beinahe zum Greifen gewesen. Immerhin hatte sich Isabell so lange noch gut unter Kontrolle gehabt. Der Zusammenbruch kam nun, draußen auf dem Parkplatz.

„Beruhig dich, wir sind noch nicht in Gefahr. Sie hat uns nicht beschuldigt oder verhaften lassen. Und denke bitte daran, dass ich das BKA in Hinterhand habe!"

„Scheiß auf das BKA, die lässt uns einfach verschwinden!"

„Wird sie nicht!" Ich fasste sie mit beiden Händen an den Schultern und blickte ihr in die Augen. „Vertrau mir einfach! Wir sind nicht alleine und ich bin nicht wehrlos! Ich kann Aikido, und zwar ziemlich gut!"

Ihre Augen funkelten mich wütend an. „Noch etwas, was du mir verschwiegen hast? Was noch?"

Gut, mit ihrem Zorn kam ich klar, mit Panik nicht.

„Ich arbeite für den russischen Geheimdienst!"

„Ha, ha, sehr witzig. Ich meine es Ernst!"

„Ich auch!"

„Du spinnst!"

„Willst du wirklich wissen, woher das T-Shirt stammt, was ich im Krankenhaus plötzlich hatte? Es stammt aus einem Einbruch in Rebeccas Haus die Nacht zuvor, wo ich ihren Computer mit Keylogger und Routerweiche versehen habe. In Zukunft wird alles, was sie dort aufruft, aufgezeichnet und an den FSB geleitet!"

„FSB?"

„Unterabteilung des KGB, zuständig für Organisierte Kriminalität und Geldwäsche!"

Isabell starrte noch immer ungläubig.

Entnervt ließ ich ihre Arme los, nestelte das Minihandy aus meiner Tasche und hielt es hoch.

„Ich kann zu jeder Zeit Hilfe herbeirufen!"

Nun weiteten sich ihre Augen. „Du meinst das ernst?"

Wortlos nickte ich.

Sie begann zu schwanken, als ob sie gleich zusammenbrechen würde. Ich versuchte sie zu halten, doch sie schlug meine Hände weg.

„Nicht! Fass mich nicht an!"

Ihr eben noch bleiches Gesicht färbte sich rot vor Wut.

„Also alles eine Lüge? Deine Schwester, das BKA? Du bist nur eine russische Spionin?" Sie schrie es so laut über den Parkplatz, dass ich zusammenzuckte.

„Pst, nein! Alles ist wahr! Ich habe das alles nur wegen meiner Schwester gemacht!"

„Ich glaube dir kein Wort mehr!" Wütend drehte sie sich um und ließ mich stehen.

Das war ja prima gelaufen.

„Bella!", rief ich hinterher. „Du kannst jetzt nicht mehr weglaufen, du steckst mit drin. Du hast Rebecca niedergeschlagen! Aber gemeinsam kommen wir da raus!"

Ihre Schritte wurden langsamer, endlich blieb sie stehen. Ich beeilte mich, an ihre Seite zu kommen, meine Schmerzen im Schritt wieder ignorierend.

Das würde noch mal ein längeres Gespräch werden. Vielleicht sollten wir uns irgendwo eine Bank suchen.

„Und jetzt möchtest du weiter machen, als sei nichts passiert? Darauf hoffend, dass Rebecca sich nicht daran erinnert, dass ich versucht habe, sie umzubringen?"

„Kurz gesagt: Ja!"

Wir saßen im Schatten zweier Platanen auf einer abgelegenen Bank im Park.

Nochmals hatte ich die Geschichte der Entführung Nadines erzählt, meine vergebliche Suche in Russland, aber erwähnte nun auch die Geschehnisse nach meiner Rückkehr zurück in Deutschland: Wie Holger an mich herangetreten war und angeworben hatte.

„Du bist völlig verrückt!"

Das war ich vermutlich. Jede normal denkende Frau hätte die Suche nach ihrer Schwester nicht mal aufgenommen, in der Gewissheit, dass sie schon tot war. Doch ich hatte nie einen Zweifel, dass sie noch lebte und auf mich wartete. Es mochte abgedroschen klingen, aber uns verband etwas Unerklärliches, schon immer.

Ich war nicht religiös, glaubte nicht an Horoskope oder sonstigen Unfug, aber in der Hinsicht war ich überzeugt: Ich konnte meine Schwester fühlen. Ich hatte ihr Leid gespürt, ihre Verzweiflung und zum Teil auch ihre Schmerzen. Albträume hatten mich heimgesucht und meine Anstrengungen befeuert. Und dann, ganz plötzlich hörte es auf. So plötzlich, dass ich einige Zeit annahm, sie wäre jetzt tot.

Aber es war noch was da. Kein unsagbarer Schmerz mehr, nur Traurigkeit, später Wut. Ich hatte sie enttäuscht. Das war der Moment, wo ich beschloss, erneut zu suchen und Holger an mich herantrat.

Ich antwortete Isabell jetzt nicht, sah ihr nur in die Augen.

„Du bist genauso wie Rebecca!"

„Wie bitte?"

„Du manipulierst und gehst über Leichen, um deine Ziele zu erreichen!" Isabells Stimme war voller Bitterkeit.

„Das stimmt doch überhaupt nicht!"

„Ach nein? Was passiert mit den Menschen im Appartementhaus? Mit Ronja, Linda, Mimi und den anderen? Daran schon mal gedacht?"

„Ja, habe ich. Und es tut mir leid, doch das Leben meiner Schwester steht auf dem Spiel. Wäre ich es nicht, hätten sie jemand anderen gefunden."

„Damit lässt sich alles rechtfertigen, oder?"

„Nicht alles, nein. Aber Rebecca führt nun mal eine kriminelle Organisation, in der du eine nicht geringe Rolle gespielt hast. Wie viele Leben hat Rebecca schon ruiniert?"

„Die Rooms sind nicht kriminell!"

„Die Methoden zur Geheimhaltung schon! Steuerhinterziehung und Geldwäsche sind auch nicht legal!", erinnerte ich sie.

Isabell wollte etwas sagen, doch schloss ihren Mund dann wieder.

Ich setzte nach: „Pass auf, du kannst die Sache jetzt beenden: Ruf Diana an, erzähl ihr alles, auch dass der russische Geheimdienst jetzt über Rebeccas Computer einen Zugang zu den Rooms hat. Dann kann sie noch die Notbremse einlegen, den Zugang entfernen und die Firma kontrolliert schließen. Alle können flüchten. Alle außer meiner Schwester."

„Das würdest du nicht zulassen."

„Komm mit, wir gehen in die Stadt!" Ich stand auf. „Da vorne war irgendwo ein Elektronikgeschäft!"

Ohne mich umzublicken, ging ich los. Sie würde mich einholen. Wenn nicht, musste ich Plan B ausprobieren. Ich kannte nur noch keinen Plan B.

Isabell holte mich ein. Wir betraten den kleinen Elektronikladen und ich suchte die Computerabteilung auf. Dort wählte ich ein relativ günstiges Tablett aus. Außerdem erwarb ich vier neue SD-Karten.

Verwirrt war Isabell die ganze Zeit gefolgt. Als wir wieder aus dem Laden traten, ging ich zu einem kleinen Restaurant, wo ich einen Tisch in einer Ecke aussuchte.

„Was wollen wir hier?"

„Etwas Essen, was sonst? Ich lade dich ein. Such bitte etwas für uns aus, ich muss mal kurz was vorbereiten."

Der Kellner kam mit den Karten an. Ich bestellte eine Fruchtschorle, Isabell ein Mineralwasser.

Zum Glück war der Akku des Tabletts halb voll. Ich holte die SD-Karte aus meiner Tasche und steckte sie in den Schlitz. Dann rief ich das Video auf.

Als der Kellner wieder kam, bestellte die noch immer verwirrte Isabell für uns zweimal das Tagesgericht.

Kaum war er weg, startete ich die Wiedergabe.

Wir hatten hier keine zweieinhalb Stunden mehr Zeit, daher sprang ich immer wieder vor, zu den interessanten Stellen.

Isabells Gesicht wurde immer bleicher. Als das Essen kam, drückte ich Pause. Sie rührte es kaum an, sondern blickte immer wieder zu mir. Ich ließ mir das Essen schmecken. Schließlich platzte es aus ihr heraus.

„Wie kannst du jetzt so ruhig essen? Du hattest recht, Rebecca hatte dich betäubt und verhört! Was kommt noch?"

Ich kaute in Ruhe auf. „Also hattest du noch immer Zweifel an mir? Warum sollte ich dir den Rest auch noch zeigen? Du willst doch zu Diana gehen und alles verraten. Ich kann dann nicht mehr zurück, wir werden uns trennen müssen! Entscheide dich, ob du mit mir mitkommen willst, oder nicht!"

Lauernd sah ich sie an. Natürlich hatte sie die ganze Zeit daran gedacht, das wirklich zu tun. Aber sie sollte das Naheliegende selbst erkennen.

„Zwanzig!"

„Wie bitte?"

„Zwanzig und die anderen! Die durch Erpressung im Keller gelandet sind. Wird Diana sie einfach laufen lassen?"

„Ah, das ist die Frage, nicht wahr? Und was geschah mit den Anderen, denen davor?" Sie hatte es verstanden. Zufrieden schob ich mir den nächsten Bissen in den Mund.

„Wir müssen sie rausschaffen!", meinte sie leise.

Ich nickte, eher beiläufig, sie nicht wirklich ernst nehmend.

„Ich meine das Ernst: Wir müssen sie rausschaffen, und die Beweise vernichten, die Rebecca gegen sie im Besitz hat!", wiederholte sie plötzlich so laut und heftig, dass ich mich erschreckte.

Hustend japste ich nach Luft und schlug mir gegen die Brust, den Bissen in meiner Luftröhre zu lösen versuchend. Als ich es endlich geschafft hatte, blickte ich sie mit tränenden Augen an: „Wie stellst du dir das vor?" Meine Stimme war ein Krächzen.

„Keine Ahnung, aber das ist meine Bedingung: Die Mädchen im Keller oder ich lass' dich auffliegen!"

Verdammt, Isabells schlechtes Gewissen hatte ich unterschätzt.

Sie blickte noch immer fragend.

„Gut, ich werde es versuchen."

„Nein, du wirst es tun, nicht versuchen!"

Einen winzigen Moment lang schoss mir eine Vision von Isabell, mit grüner Haut, rundem Gesicht, großen Augen und spitzen Ohren durch den Kopf. Aber im Moment fand ich es nicht lustig.

„Dazu werde ich deine Hilfe benötigen, das schaffe ich nicht alleine. Und meine Freunde kann ich dazu ganz bestimmt nicht um Hilfe bitten!"

„Einverstanden!"

Ich nickte. „Also gut!"

Nun begann Isabell zu essen, und mir war mein Appetit vergangen.

Als sie fertig war, war mein Essen kalt. Wir schoben die Teller zur Seite und ich startete die Aufnahme erneut. Ich sprang zum Schluss, wo Rebecca befahl, mich bewusstlos zu schlagen.

Isabell wurde wieder bleich. Entsetzt sah sie mich an, ich nickte. Erschreckt beobachtete sie, wie der Dalek mir die Kopfwunde schlug.

Jetzt hatte ich Isabell auf meiner Seite, denn das überzeugte sie. Noch mal würde sie Rebecca keine Blumen kaufen.

Während der Kellner abräumte, kopierte ich die Datei. Eine Kopie erhielt Holger, die andere würde ich an Walter schicken. Doppelt gemoppelt hält besser.

Ich bezahlte und wir verließen das Restaurant.

Draußen orientierte ich mich.

„Isabell, wir müssen zu einer Post. Ich muss die SD-Karten verschicken. Weißt du, wo hier ein Shop ist?"

„Moment." Sie holte ihr Handy raus und schaltete es ein. Kurz rief sie eine Kartensuche auf.

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