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No-LIMIT-Rooms 06

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„Oh, tut mir leid, das ist etwas komplizierter. Eigentlich war ich nicht wirklich weg."

„Offensichtlich, denn gestern traf ich Isabell hier an, und sie erzählt mir, dass sie die Sachen für ihre Freundin wieder einräumt, weil die noch im Krankenhaus liegt. Vor vier Tagen hat mir Mimi noch berichtet, dass Isabell Edward angegriffen hatte. Aber nicht sie, sondern er wurde von der Security festgenommen, während du auf der Bühne im KI-Raum fast verblutet bist. Aber Isabell tat, als sei das nur ein Missverständnis gewesen. Du weg, sie weg, Edward weg. Dann sie wieder da, nun du."

Aha, der Hausklatsch funktionierte noch.

„Ich bin offensichtlich nicht verblutet."

„Ich will endlich wissen, was hier läuft!", überging sie meine flapsige Bemerkung. „So langsam habe ich den Eindruck, als ob hier noch ganz andere Sachen passieren und du da involviert bist. Wo warst du? Was hat es mit den ominösen 24/7ern auf sich?"

Autsch, darüber durfte ich keinesfalls berichten. Und wenn ich es Ronja erzählte, wusste es 30 Minuten später das ganze Haus.

„Ich darf darüber nicht sprechen. Vertragsbedingungen!", erklärte ich wahrheitsgemäß.

Durchdringend sah sie mich an, doch ich blickte fest zurück. Schließlich gab sie auf.

„Nun gut. Aber was war mit dem KI-Raum, dir, Isabell und Edward?"

„Ich kann es nicht sagen, weil ich selbst noch nicht genau weiß, was passiert ist. Aber Isabell hat Edward angegriffen, weil er wohl einen Fehler bei der Bedienung machte, und der Dalek mich deswegen verletzt hat."

Das klang selbst in meinen Ohren unglaubwürdig.

Sie hob die Augenbrauen, und ich seufzte.

„Hör zu", Ronny. „Ich darf darüber wirklich nicht sprechen. Frag doch andere, die dabei waren und es gesehen haben."

„Die sind auf einmal alle so schweigsam wie ein Grab! Deswegen will ich ja wissen, was hier vor sich geht!"

„Ach, und weil du meinst, Johanna ist verletzt und schwach, die kann nicht aufpassen, was sie sagt, verhören wir die mal? Ernsthaft Ronja: Genesungswünsche sehen anders aus!", beschloss ich, in die Offensive zu gehen.

Verblüfft starrte sie mich an: „Nein, natürlich nicht! Übrigens siehst du ganz fit aus."

„Bin ich aber nicht. Meine Schamlippen wurden zerrissen!"

Beinahe hätte Ronja die Tasse fallen lassen. Der Kaffee schwappte auf den Tisch.

„Scheiße!"

Ich nickte. „Zum Glück wohl kein dauerhafter Schaden, aber ich falle mindestens zwei Wochen für alles aus, was da unten mit zu tun hat. Freitag ziehen sie mir die Fäden."

„Bekommst du wenigstens Schmerzensgeld?"

Nun, gewissermaßen schon, wenn ich an das Geld von der Show dachte. Aber eigentlich hatte Ronja recht: Da sollte noch mehr drin sein, als wieder ins Appartement zu dürfen und zu bekommen, was einem sowieso zustand.

„Das wird noch verhandelt. Sobald Rebecca wieder da ist."

„Ach, wo ist sie denn? Die wird seit zwei Tagen auch vermisst!"

Ich hätte mich ohrfeigen können. Ronja war gut. Nun, abgesehen von Isabell wusste bestimmt keine mehr über das Appartementhaus und seine Bewohner. Nein, nicht mal Isabell, korrigierte ich mich selbst in Gedanken.

„Im Moment nicht da. Frag Diana, wenn du wissen möchtest, wo sie ist."

„Mensch, du bist verschlossener als eine Auster!", beschwerte sie sich.

„Die sind ja auch nicht zugenäht!"

Wir sahen uns an, dann mussten wir beide loslachen. Die Stimmung wurde gelöster.

„Es ist schön, dass du wieder da bist, Johanna!", beteuerte Ronja. „Ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht. Und die Kumiho-Geschichte habe ich auch vermisst. War mal was Neues!"

„Danke. So wie es im Moment aussieht, soll Kumiho weiter gehen, sobald ich wieder fit bin."

„Das wäre schön. Übrigens vermisst Linda dich auch und war traurig, dass du grußlos verschwunden warst."

„Dafür kann ich mich wirklich nur entschuldigen. Ich hatte nicht vor, so einfach zu verschwinden. Ich ging davon aus, dass wir uns weiter bei den Drehs treffen würden!"

„Also doch: Die dritte Ebene! Was ist das da unten?"

„Du meinst, außer der Wäscherei?"

„Ja, natürlich!"

„Ich könnte es dir sagen", antwortete ich, mit zunächst todernstem Gesichtsausdruck. „Aber dann müsste ich dich leider eliminieren!" Mein anschließendes Lächeln sollte ihr deutlich machen, dass es ein Scherz war.

„Bäh!", streckte sie mir die Zunge heraus und schüttelte dabei den Kopf. „Nun gut, lassen wir das. Also? Du und Isabell?" Ihr Lächeln wirkte echt.

Übertrieben seufzte ich: „Dem Hausklatsch über Isabell und mich, kann ich wohl nicht so einfach ausweichen, oder?"

„Nein, der benötigt unbedingt Details!"

Kaum 10 Minuten waren vergangen, nachdem ich Ronja abgefertigt und wieder hinausgeschickt hatte, als es erneut an der Tür klingelte und sie auch gleich von außen geöffnet wurde. Diesmal war es Isabell. Und mein Schatz hatte eingekauft!

Ich begrüßte sie herzlich mit einem Kuss und nahm ihr eine der zwei Taschen ab. Dann räumten wir die Lebensmittel in den Kühlschrank und aßen ein halb geschmolzenes Eis: köstlich.

„Ronja war eben hier!", begann ich, als ich schon fast fertig war.

„Oh. Und, was wollte sie?" Isabell steckte sich den Löffel in den Mund und leckte genüsslich das Eis herunter.

„Wissen was im KI-Raum passiert ist und was in der dritten Ebene los ist."

„Du hast ihr doch hoffentlich nichts erzählt?"

„Das nicht."

Sie blickte mich fragend an. „Was dann?"

„Dass wir beide praktisch verlobt sind. Damit war sie dann zufrieden."

Isabells Gesichtsausdruck war Gold Wert! Ich musste vor Eisspritzern in Deckung gehen, als sie vor Lachen losprustete.

„Tschuldigung!", meinte sie, als sie sich gefangen hatte. „Damit ersparst du uns das Aufgebot. Ich denke, morgen weiß es jeder im Haus!"

„Morgen erst?" Ich lächelte. „Komm, lass uns nach draußen auf den Balkon gehen."

Wir schnappten uns die Stühle und setzten uns raus. Es war nicht mehr so heiß, aber die Sonne schien warm.

Von außen zog ich die Tür zu und setzte mich ganz dicht neben Isabell, ihre Hand haltend und lehnte mich zurück, als ob ich mich sonnen wollte.

„Was ist das jetzt mit dir und den Mädchen da unten? Und wie kommt es, dass du da jetzt auch Domina bist?"

42 Zweifel

Es wurde ein längeres Gespräch, was damit endete, dass wir beide einen beginnenden Sonnenbrand an uns bemerkten, und wir fluchend reinflüchteten. Drinnen verloren wir wegen der möglichen Überwachung kein Wort mehr darüber, sondern machten uns Abendessen.

Inzwischen hatte auch Isabell begonnen, sich Gedanken über Rebecca und das ganze Firmenkonstrukt zu machen und ihre eigene Rolle darin als äußerst belastend zu empfinden.

Alle Mädchen da unten waren im Grunde dadurch dort gelandet, weil Isabell sie entweder ausgehorcht und an Rebecca verpfiffen hatte, oder weil Isabell indirekt dafür verantwortlich war, dass sie bei etwas erwischt worden waren, was gegen die Firma ging. Nun, Unschuldslämmchen waren es wohl nicht, wenn ich Isabell so hörte, aber trotzdem: Sie hatten im Grunde wohl nur die Wahl zwischen Keller und echtem Gefängnis gehabt.

Das perfide daran: Es war Rebecca gewesen, die Isabell gezielt und geschickt auf die Mädchen angesetzt hatte. Natürlich: Durch die lückenlose Überwachung wusste sie schon, bei welcher man wie ansetzen musste. Und meine gelegentlich naive Bella ahnte nichts Böses. Es war ja zum Wohl der Firma und aller anderen im Haus.

Nun war mir auch klar, warum Rike Isabell als Offizierin und Vertraute von Rebecca bezeichnet hatte.

Es hatte Mädchen gegeben, die sich wohl nicht erpressen ließen. Von einem wusste Isabell, dass sie jetzt auf dem Straßenstrich anschaffen ging, um Geld für den nächsten Schuss zu verdienen. Sie hatte versucht, im Haus zu dealen. Falsches Haus!

Von anderen hatte sie nie wieder etwas gehört. Aber da es alles Ausländerinnen waren, war das nicht besonders verwunderlich.

Rike war die Einzige, die Isabell erwischt hatte, und die noch immer in ihrem Appartement leben und arbeiten durfte.

Interessant war allerdings eines: In keinem der Fälle war der Sicherheitsdienst involviert gewesen. Die illegale Überwachung schien nicht von denen zu erfolgen. Aber wer machte es dann? Rebecca hatte gewiss anderes zu tun, als pausenlos Monitore anzustarren.

Externe Auftragsdienste? Überwacher in Übersee, womöglich Indien? Niedrige Lohnkosten, anonymisierte Überwachung. Sie mussten nicht mal eine europäische Sprache sprechen, wenn automatische Spracherkennungsprogramme mit Codewortfilter mithörten. Ähnliches hatte ich schon gehört. Das war in mehrfacher Hinsicht gut: Zum einen gab es Überwachungslücken, nicht alles würde entdeckt werden. Zum anderen waren diese Datenströme abzufangen und dort Beweise für Erpressung zu finden. Das mochte das BKA interessieren.

Wir aßen deshalb so früh, weil Isabell noch unten im Keller Dienst hatte. Die Doms wechselten sich da unten ab. Jeder und jede war immer nur für wenige Stunden am Tag dort zuständig, die meiste Zeit in Bereitschaft.

Wer nun der Zirkel wirklich war, konnte Isabell nicht sagen. Aber weil ihr Misstrauen geweckt war, würde sie jetzt aufmerksamer auf die Hinweise und Bemerkungen der anderen hören und auch selbst versuchen, etwas herauszufinden.

Ich verfügte inzwischen auch wieder über Computer und natürlich mein Pad. Daher würden ich gleich noch mal zusehen, ob ich noch an die Aufnahmen aus dem Keller gelangen konnte. Auch wenn ich die Aufnahmen nicht direkt speichern konnte, war es mir möglich, sie mit meiner Cam abzufilmen.

Beim Essen waren wir recht schweigsam. Beide hingen wir jetzt unseren Gedanken nach, was zu tun war.

Ich würde gleich online gehen und meinen Status aktualisieren. Mithilfe meines neuen Handys könnte ich auch Walter anrufen, ohne einmal quer durch die Stadt zum Handyversteck zu müssen. Nur laden musste ich es noch, der Akku zeigte nur noch halb voll an.

Isabell ihrerseits würde versuchen, den Mädels da unten das Leben wieder etwas angenehmer zu gestalten.

Dann waren wir fertig und Isabell verabschiedete sich bis zur Nacht von mir. Sie würde erst nach Mitternacht wieder hier sein, aber die Nacht mit mir verbringen. Darauf freuten wir uns beide.

Sobald Isabell weg war, loggte ich mich zuerst in meinen Rechner ein und aktualisierte meinen Status bei Facebook.

Dann schnappte ich mir meine Cam und mein Firmen-Pad und setzte mich erneut auf den Balkon. Mit dem Headset loggte ich mich wieder bei Hal ein. Zu meinem Glück war die Sicherheitslücke noch nicht geschlossen. Problemlos spielte er mir die Aufnahme meines Verhörs ab. Diesmal in voller Länge.

„Verdammt, sie ist eingeschlafen!" Rebecca war sichtlich angepisst.

Ich hing ohnmächtig in den Fesseln, Q stand immer noch beim Dalek, hatte nun die Wartungsklappe allerdings geschlossen.

„Ist sie denn in Ordnung?" Es war das erste Mal, dass ich Q's Stimme, sorgenvoll in dieser Aufnahme vernahm.

„Ja, Puls, Atmung, alles in Ordnung, Hal überwacht die Vitalfunktionen. Sie ist nur eingeschlafen. Zwischendurch hatte es so ausgesehen, als würde sie aufwachen, da hatte ich ihr noch etwas gegeben. Das war wohl zu viel. Nun, immerhin scheint sie kein Bulle zu sein."

„Das wäre allerdings auch sehr unwahrscheinlich gewesen."

„Ja, aber irgendwoher muss sie diesen verdammten Prospekt ja bekommen haben. Irgendwer wollte, dass sie in die Rooms kommt. Und er wusste nicht, dass wir die Prospekte individualisiert haben und ein Code nötig ist, um überhaupt von den Rooms zu erfahren. Also keiner von uns hier im Haus."

„Wer dann?"

„Genau das ist die Frage, oder? Meine einzige Idee war ja, dass sie von den Behörden ist, so unwahrscheinlich das auch schien."

„Und was jetzt? Willst du sie wegschicken?"

„Natürlich nicht. Sie kommt in die Rooms. Sie ist eine echte Masochistin, die können wir immer gebrauchen. Aber wir müssen sie ganz besonders im Auge behalten."

„Nun, dann trifft es sich gut, dass ich den Dalek gerade mit dem neuen Update versehen habe. Wie lange wird sie noch ohnmächtig sein?"

„Weshalb?"

Q deutete auf den Roboter vor ihm. „Weitere Tests!"

„Oh, noch was, außer der Aufhängung? Was möchtest du noch testen?"

„Präzisionssteuerung. Wir werden sie abfahren und genauestens vermessen. Und ich werde die Sensoren kalibrieren, evtl. ein paar Klammern ansetzen und abnehmen lassen. Bisher hatten wir ja nur Dummies zu testen. Mit einer realen Person ging das bisher nicht."

„Dann los. Machen wir noch was Nützliches mit ihr, wo sie gerade so schön hängt." Rebecca lachte.

Mehr als eine Stunde lang wurde der Dalek um mich herum gefahren, dessen Arme an meinen Körper geführt, Positionen am Boden vermessen und mein Gestell mit mir in alle Positionen bewegt. Selbst die Wannen, in denen einige Tage später heißes Wachs war, wurden getestet. Es wurde alles auf mich eingemessen. Jetzt wurde mir auch klar, warum Rebecca mich für die erste Show wollte: Ich war schon einprogrammiert. Aber zumindest hatte sie nichts weiter erfahren.

Doch was zum Schluss geschah, erschreckte mich zutiefst.

„So, ich bin so weit durch", vermeldete Q.

„Gut, dann müssen wir nur noch eine glaubhafte Begründung finden, warum sie ohnmächtig geworden ist. Q, kann Hal ihr eine Kopfwunde verpassen, sodass sie eine leichte Gehirnerschütterung bekommt?"

Q blickte überrascht auf. „Das ist verdammt gefährlich!"

„Mach es einfach!", rief Rebecca im Befehlston.

Q zuckte zusammen. Er suchte etwas herum, bis er mit einem Metallrohr zurückkam. Das ließ er den Dalek greifen, während das Gestell mich wieder in die Waagerechte drehte, sodass mein Kopf in bequemer Schlaghöhe war. Um meine Stirn waren die Schellen und hielten ihn fest. Q ließ den Dalek erst einmal das Rohr langsam an den Kopf führen, dann langsam den Arm zurücknehmen. Auf seinem Pad gab er irgendetwas ein. Inzwischen kam Rebecca mit einem Ersthilfekasten zurück.

„Soll ich wirklich?" Q klang etwas nervös.

„Kein Vertrauen in deine Konstruktion? Du bist der genialste Ingenieur, den ich kenne. Wenn du jetzt Bedenken bekommst, können wir die Shows auch vergessen. Los, zeig mir, was die KI kann. Platzwunde und leichte Gehirnerschütterung, mehr nicht!"

Er nickte und tippte auf sein Pad. Ohne weitere Verzögerung führte der Roboter einen Schlag gegen meinen Kopf. Das Geräusch ging mir beim Zusehen durch und durch.

Sofort danach kam Hals emotionslose Stimme, vermeldete einen medizinischen Notfall und verkündete eine Notbefreiung. Ich wurde auf den Boden abgesenkt und Rebecca befestigte einen Verband an meinem blutenden Kopf.

„Sobald sie wieder oben ist, rufst du den Doc an und sagst ihm, dass eine Bewerberin beim Pausenraum in der ersten Ebene gestürzt ist. Und es wird ein Krankentransport benötigt!", wies Rebecca Q an. Nachdem Q und Rebecca mich auf eine Liege mit Rollen gehoben hatten, endete die Aufnahme.

Hätte ich das Video letzte Woche komplett gesehen, hätte ich Rebecca niedergeschlagen! Möglicherweise war sie nicht die Mafia, aber zimperlich bei der Wahl ihrer Mittel auch nicht.

In mir kochte es wieder hoch. Inzwischen war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich wollte, dass sie sich wieder erholte. Und ich war nicht sicher, wie Isabell reagieren würde, wenn sie das sah. Aber eines wusste ich: Sollte diese Aufnahme im Haus rumgehen, wäre der KI-Raum tot. Möglicherweise die Rooms auch.

Ich drückte den Aufnahmestopp meiner Cam. Noch während ich die Karte entfernte, kamen mir plötzlich Zweifel: Warum hatte Rebecca diese Aufnahmen behalten? Wusste sie womöglich überhaupt nicht, dass es diese Aufnahme gab? Immerhin sollte von dort ja nicht live in die Rooms gesendet werden, so wie ich das verstanden hatte.

Rebecca war manipulativ, sadistisch und rücksichtslos, aber keinesfalls dumm! So ein Fehler würde ihr nicht unterlaufen. Sie hätte die Aufnahme unterbunden oder gelöscht. Spätestens in dem Moment, als ich die Hintertür zu Hal entdeckt hatte.

Ich setzte das Headset erneut auf und loggte mich bei der KI ein.

„Hal, die Datei Johanna Blauert, vom 26.07.2019, ist das eine versteckte Datei?

„Die Datei ist eine versteckte Datei."

„Hal, wer hat Schreibzugriff auf diese Datei?"

„Schreibzugriff haben dort alle mit Administratoren Zugang, mit Ausnahme von Rebecca Golmert."

In mir schossen die Gedanken nur so hin und her. Wer, warum, wozu?

„Hal, wer hat die Datei angelegt?"

„Auskunft nicht möglich."

„Hal, warum ist Auskunft nicht möglich?"

„Datei nicht vorhanden."

Was? Nein, nein, nein!

„Hal, wann wurde die Datei Johanna Blauert, vom 26.07.2019 gelöscht?"

„Datei Johanna Blauert, vom 26.07.2019 ist nicht vorhanden."

Irgendwer wusste, dass ich die Sache herausgefunden hatte, und begann Spuren zu verwischen. Rebecca war es nicht. Aber wer sonst?

Inzwischen war es auf dem Balkon dunkel geworden und abgekühlt.

Mir fröstelte, nicht nur wegen der Kühle.

Ich zog mich ins Appartement zurück und versteckte die SD-Karte wieder im Griff meiner Peitsche, selbstverständlich unauffällig und im toten Winkel der Überwachungskameras.

Mein Minihandy war inzwischen auch aufgeladen und ich schob es wieder in sein Buchrückenversteck.

Noch während ich es hineinschob, kam mir plötzlich ein Gedanke: Wenn Holger mich schon bei der Einführung in die Rooms belogen hatte, wobei noch? Meine Schwester?

War Holger der, der er zu sein vorgab? Zu meiner eigenen Schande hatte ich mir diese Frage noch nie gestellt.

Etwa vier Monate nach meiner missglückten Show im Club Hydra trat er plötzlich an mich heran. Er kannte zu meinem Schrecken meinen richtigen Namen: Laura Zamora. Zuvor hatte er mir einen russischen Diplomatenpass gezeigt und bezeichnete sich selbst als Leutnant Piotr Babich des FSB.

Mir war schon vorher bekannt, dass der Federalnaja Sluschba Besopasnosti eine Abteilung des russischen Geheimdienstes und auch für die Aufklärung organisierter Kriminalität zuständig ist.

Ich hatte in Berlin recht viel mit Russen zu tun gehabt und natürlich auch durch mein Fremdsprachenstudium.

Sein Anwerbe-Gespräch war recht kurz, aber überzeugend gewesen: Sie hatten mich seit meiner Reise nach Russland auf dem Schirm, weil ich so viel Fragen nach der russischen Mafia gestellt hatte. Daher hatten sie über mich nachgeforscht, und herausbekommen, dass ich eine falsche Identität trug. Zuerst hätten sie mich für eine Agentin der deutschen Aufklärung gehalten. Ja, den Begriff hatte er tatsächlich verwendet, aber mich dann abschließend nur als persönlich involviert eingestuft.

Nach meinem Auftritt im Club Hydra beschlossen sie, mich anzuwerben, um das Appartementhaus zu infiltrieren, da sie dort eine illegale Verbindung nach Russland vermuteten. Ich würde für sie herausfinden, was da lief, und sie würden meine Schwester suchen.

Es schien alles so logisch, Zweifel hatte ich seit dem nicht bekommen, bis jetzt. Verfügte der FSB nicht über bessere Technik? Gut, selbst das deutsche BKA war knapp an Ausrüstung, aber einer der besten Geheimdienste der Welt?

Und dann Sascha: Der war ein deutscher Student im fünften Semester. Nicht gerade ein Kandidat für einen Top-Spion beim FSB. Von seinem Verhalten neulich ganz zu schweigen. Warum stiegen die nicht einfach selbst bei Rebecca ein? Die mussten doch über entsprechende Ausrüstung und Erfahrung verfügen?

Aber wer, außer dem Geheimdienst, hätte so viel über mich herausfinden können? Während ich grübelte, ging ich ins Bad und begann, Salbe auf meinen Sonnenbrand vom Nachmittag aufzutragen.

Als ich in den Spiegel blickte, fiel mir das kleine Muttermal an meiner Stirn wieder auf. Wie häufig, wenn ich es bemerkte, dachte ich an Nadine. Wir waren zweieiige Zwillinge, hatten also ein anderes Aussehen. Ich war ein wenig größer, hatte hellere Haare und blaue Augen, im Gegensatz zu Nadines grau-grünen Augen. Doch beide trugen wir witzigerweise dieses kleine Muttermal auf unserer Stirn, an der gleichen Stelle, rechts vor der Schläfe.

Nadine, nur darum ging es hier! Nur darum hatte ich alles auf mich genommen, war nach Russland gereist und hatte die Mafia verfolgt, bereit notfalls zu töten, um meine Schwester zu befreien. Klar, konnte das die Aufmerksamkeit des Geheimdienstes wecken.

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