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Nordlichter - Teil 02

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„Jetzt weisst du, wie es ist, wenn du nicht benutzt, sondern geachtet wirst. Du bist viel zu kostbar, als dass du es mit jemandem ohne Gefühle treiben solltest", sagte ich.

„Jaaa, aber wenn ich auf mein Herz höre, will ich es nur noch mit dir treiben", sagte sie trotzig und doch irgendwie liebevoll. Ich konnte sie gut verstehen. „Auch ich hab keine Lust auf die Heimlichtuerei und mich in deine Wohnung zu schleichen", sagte Olivia frustriert.

„Wieso hättest du nicht einfach ein paar Jahre älter sein können? Dann wäre vieles einfacher gewesen", fragte ich sie neckisch.

„Sag mal, spinnst du? Wenn schon, hättest du ein paar Jahre jünger sein sollen", sagte sie grinsend und küsste mich.

„Schade sind unsere Seelen nicht gleich alt", mauserte sich diese Aussage aus meinem Herzen.

„Vielleicht sind sie es ja, nur unsere Körper sind unterschiedlich alt", entgegnete sie, als ob diese Worte allgemeingültig wären.

„Das kann ich dir leider nicht beantworten. Aber es ist so kompliziert mit uns beiden", sagte ich.

„Glaubst du nicht, dass es vielleicht Seelenverwandte gibt, die in unterschiedlichen Zeiten leben und genau mit unserem Dilemma konfrontiert sind?", wollte Olivia von mir wissen. Ich fand diese Vorstellung süss, aber auch kitschig zugleich. Ich hatte Gefühle für sie, sogar starke. Ob es angebracht war von Seelenverwandtschaft zu reden, wusste ich nicht. Bei Sonja beschlich mich damals das Gefühl zweier verwandter Seelen, als ich sie kennengelernt habe. Später verflüchtigte sich aber diese innige Bindung. Das mit Olivia ist schön, aber anders. Ich habe mich in sie verliebt, aber wahrscheinlich keine Seelenverwandte gefunden.

„Wir stecken in einem Dilemma und ich mache mir Vorwürfe", sagte ich.

„Was für Vorwürfe? Sag mir nicht, dass du das hier bereust", sprach die Tochter meines Kapitäns mit leiser und ängstlicher Stimme.

„Nein, bereuen tue ich es nicht. Keine Sekunde. Du wirst immer etwas Besonderes für mich sein. Das erste Mal Sex in einem Kleinwagen, dann deine süssen kessen Sprüche. Das werde ich für immer in mir tragen. Aber ich habe Gewissensbisse. Ich hätte vielleicht nicht in dir diese Gefühle aufkommen lassen dürfen. Ich hätte vielleicht vernünftig bleiben sollen und deinen Kuss zurückweisen müssen. Ich will nicht der Grund sein, dass du ein weiteres Mal enttäuscht bist", sprach ich. Ich küsste sie. Ich wusste, dass dieser Kuss das soeben gesprochene Wort gleich bedeutungslos erscheinen lässt, doch ich konnte nicht anders.

„Na ja. Wenn du den Kuss nicht erwidert hättest, hätte ich nie erfahren, wie schön Sex sein kann, wenn man aufeinander eingeht. Oder ich hätte nie erfahren, worauf es sich zu warten lohnt", sprach Olivia. Mich freute ihr Gedankengang. Sie lehnte sich seitlich zu mir und ich tat es ihr gleich. Ihre Hand fuhr über mein Gesicht und ihr Daumen kam sanft über meinem Ohr zu stehen und ihre Finger berührten kaum spürbar meinen Nacken. „Martin, ich bin mir sicher, dass unsere Begegnung hier auf Teneriffa einschneidend war und unglaublich viel in mir ausgelöst hat. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken. All das wäre nicht passiert, wenn du mich abgewiesen hättest", flüsterte sie mir in tiefer Dankbarkeit zu und besiegelte diesen intimen Moment mit einem Kuss.

„Sorry, dass ich dir heute und gestern einige Sachen unterstellt habe, die ..."

„Pscht, so seid ihr Patriarchen halt", unterbrach mich Olivia mit einem breiten Grinsen.

„Halt die Klappe, Mäuschen", sagte ich und küsste sie. „Und du willst wirklich was von so einem grausamen, dominanten und herrischen Mann wie mir?", wollte ich von ihr wissen.

„Ich glaube, die Unterschiede sind unüberbrückbar", sagte sie flappsig und grinste mich an.

„Meine Wenigkeit strebt aber eine Koexistenz an", sprach ich flirtend zu ihr. Sie biss sich auf die Lippen.

„Ein spannender Ansatz, bei dem es allerdings auf die Umsetzung ankommt", sagte sie lüstern und leckte sich danach ihre süssen Lippen feucht. Ich glitt zu ihrer Mumu und verköstigte mich in ihrer feuchten Scham und bemerkte dabei, dass ihre rechte innere Schamlippe etwas grösser war wie die linke. Selbst das peitschte mich weiter auf und liess meine Zunge noch wilder tanzen. Betrunken vor Lust räkelte sie sich im Queensizebett und stöhnte Minuten später ungehemmt und temperamentvoll ihren Höhepunkt heraus. Sie war wohl dem Grinsen nach zu urteilen von meinem selbstlosen Ansatz der Koexistenz mehr als überzeugt. Und ihre Scham war hinsichtlich der geschwollenen Weichheit und was ihren herben und zugleich süsslichen Odeur anbelangte göttlich. Ich war ihr Handlager und es fühlte sich grossartig an, nicht mehr als ein Werkzeug Olivias Lust zu sein.

Ich ging wieder zu ihr hoch, küsste sie und stand mit ihr auf. Wir duschten erneut zusammen und ein weiterer Kreislauf nahm sein Ende. Sie und ich hatten noch 45 Minuten, bis ich sie zu ihren Eltern heimbringen musste. Wir entschieden uns noch etwas in der Hotelbar zu trinken. Es war schön mit ihr an einem schwülen Abend draussen an einem kleinen Zweiertisch mit Kerzenlicht zu sitzen und über die Endlichkeit des Lebens und der Unendlichkeit des Kosmos zu philosophieren. Was für eine Achtzehnjährige. Als der Kellner die Bestellung aufnahm, entschied sich Olivia für einen Rioja und ich mich pflichtbewusst, angesichts des morgigen Fluges, für ein Ginger-Ale. Ich war über ihre Wahl überrascht, da ich mich mit achtzehn Jahren mehrheitlich geistesabwesend für Bier oder Whiskey-Cola entschieden habe.

Plötzlich sah ich Don Giovanni mit seiner Magda aufkreuzen. Unser männlicher Flugbegleiter wäre wohl gern mit einem knappen Gruss an mir vorbeimarschiert, im Gegensatz zur Polin.

„Oh, wen haben wir denn da?", begann ihre Eröffnung.

„Hi" und „Hey" bekam sie kurzatmig von mir und Olivia zu hören.

„Ich hoffe, das Fischrestaurant war gut?", wollte ich höflichkeitshalber wissen.

„Ja, da hast du etwas verpasst, mein Guter. Olivia, du noch wach? Ich weiss nicht, ob ich in deinem Alter noch so lange aufbleiben durfte", sagte die sonst charmante Flugbegleiterin relativ schroff.

„Sorry Magda. Aber bei dieser Frage kann ich dir leider nicht behilflich sein. Aber wie du siehst, ist mein Weinglas noch halb voll", sagte der Teenie diesmal erstaunlich eloquent.

„Na ja. Ich weiss auch nicht, wie das bei euch zu Hause damals war. Aber mit 18 durfte ich schon mit Kollegen die Nacht zum Tag werden lassen", entgegnete ich.

„Ja, das ist im Westen so. Bist du eigentlich Protestant oder Katholik, Martin?", wollte Olivia von mir wissen.

„Evangelisch", sagte ich.

„Siehst du? Ich auch. Vielleicht sind die Katholiken in Polen etwas konservativer", ergänzte Olivia und sorgte damit bei Magda für ein wutentbranntes Gesicht.

„Martin, wir sehen uns morgen", sprach die polnische Schönheit kurz und knapp und kniff energisch ihren Mund zusammen. Sie ging weg, ohne meine Antwort abzuwarten. Innerlich fand ich Olivias Reaktion in Ordnung, aber dennoch etwas zu harsch.

„Du musst nicht gleich immer mit Kernwaffen feuern, wenn einer einen kleinen Aufstand anstachelt", sagte ich.

„Ja, aber die Schnepfe ging mir schon die ganze Zeit auf den Keks", sagte Olivia irgendwie süss. Ich gebe zu, ich war wohl etwas parteiisch.

„Ja, aber du musst lernen, die fünf mal gerade sein zu lassen. Wie oft fliege ich mit einem Captain, den ich nicht mag. Die Hälfte des Fluges besteht darin, sich mental aus dem Weg zu gehen, um nicht unnötige Konflikte entstehen zu lassen. Nur so als Idee", sagte ich grinsend.

„Eine schöne Idee. Resoniert unglaublich gut mit deinem Konzept zur Koexistenz", sagte sie lächelnd. Irgendwie wurde ich nach dieser Aussage sentimental, weil ich wusste, dass all das hier mit dem Abschluss des morgigen Fluges auf einem Abstellplatz geparkt werden wird. „Alles okay?", fragte mich Olivia.

„Ja. Mich nervt nur, dass ich jetzt nicht deine Hand halten kann und wir morgen in Dubai wieder unterschiedliche Wege gehen müssen", sprach ich frei von der Leber.

„Würde ich auch gern. Ich bin aber froh, dass ich wenigstens eine kleine, aber bedeutende Teilstrecke mit dir zusammen zurücklegen durfte. Nichts passiert ohne Grund. Und vielleicht lernst du beim Seniorenschwimmen mal jemanden in deiner Altersklasse kennen", sprach sie grinsend.

„Und vielleicht lernst du ja beim Gamen jemanden kennen, der seine Augen vermehrt auf dich und nicht auf den Bildschirm wirft", wünschte ich ihr von Herzen.

„Ich schaue jetzt mal bewusst über die weitere Unterstellung hinweg", sagte Olivia scherzend.

„Komm, du weisst, was ich meine", wollte ich ein Missverständnis im Keim ersticken.

„Ja, ich weiss. Das wünsche ich uns beiden. Ich hab vorhin auch nach Wegen gesucht, wie wir zusammenbleiben könnten, aber ...", sagte sie etwas resigniert wirkend.

„Wie du gesagt hast, vielleicht war es eine wegweisende Begegnung, aus der wir Wissen und Kraft schöpfen können", sagte ich.

„Das klingt nach einem guten Schlusswort. Cheers", sagte Olivia und erhob ihr Weinglas und stiess mit mir an. Sie schaute mich ernst an und blickte mir tief in die Augen. Sie formte mit ihren Lippen die Worte „I love you", ohne sie auszusprechen und trank den restlichen Wein in ihrem Glas in einem Zug leer. Auch ich beendete mein Fläschchen Ginger-Ale und schaute sie an.

„Man muss auch wissen, wann man aufhören muss", sagte Olivia und ich stand auf und liess sie sich bei mir einhaken. Stillschweigend legten wir den Weg bis zu den Fahrstühlen zurück. Glücklicherweise hatten wir einen ganz allein für uns zwei. Überfallartig küssten wir uns ein letztes Mal. Ich wollte jede Faser von ihr aufnehmen. Mit grosser Enttäuschung öffnete sich nach sechs Sekunden Fahrzeit die Lifttür und beendete unser gemeinsam erlebtes Abenteuer. Noch hielten wir Händchen, bis wir vor ihrer und Devons Zimmertür angekommen waren. Es war 23:58 Uhr und wechselte genau in diesem Moment auf 23:59 Uhr.

„Danke für den schönen Abend", sprach Olivia und blickte zu mir auf. Dankbarkeit und Bedauern standen ihr ins Gesicht geschrieben.

„Und ich danke dir für den tollen Tag und die genialen Musiktipps", sagte ich und sah, wie sie auflächelte und mir selbstbewusst ins Gesicht schaute. Wir liessen die Hände los, als es plötzlich an der Tür knackste.

„Sieh mal einer an. Es gibt sie noch, die Herrschaften, die Pünktlichkeit selbst heutzutage noch grossschreiben", waren die Worte, mit denen Devon uns begrüsste.

„Ich musste Martin schon etwas aus dem Sessel quälen, damit wir das noch zeitig hinbekommen", scherzte Olivia.

„Es ist das erste Mal seit Jahren, dass du pünktlich erscheinst, Kleines", sprach Devon und nickte mir respektvoll zu. Olivia grinste und sagte nichts zur Spitze ihres Vaters oder dazu, dass er sie Kleines nannte.

Ich sah nahe dem Eingang auch Megan im Bademantel stehen, die mir dankbar zulächelte. Megans Augen leuchteten und ihr Blick hatte Tiefgang. Ich hatte das Gefühl, als ob sie über alles bescheid wusste oder mich durchleuchtete. Aber ihre Dankbarkeit überstrahlte meine Unsicherheit.

„Gute Nacht, Martin", sagte Olivia schüchtern, als sie zu mir blickend über die Türschwelle ins Zimmer lief.

„Bis morgen", sagte ich zu den dreien, doch die Sanftheit meiner Stimme galt ihrer Tochter. Devon gab mir noch kurz bescheid, wann die Mitchells zum Frühstück aufbrechen und dass ich wieder herzlichst willkommen wäre. Ich machte mich überwältigt von den vielen Gefühlen wieder auf den Weg in mein Zimmer, das wieder unglaublich leer wirkte. Und in dem Moment war ich wieder unzufrieden mit mir. Wieder waren innerhalb kurzer Zeit zwei Frauen in mein Leben getreten, sogar leicht bekleidet in meinem Zimmer. Beides ohne Perspektiven. Ich frage mich noch immer, ob ich Olivia vor ihren Gefühlen hätte schützen müssen. Dennoch war ich unglaublich dankbar für die Zeit mit ihr und für ihre jugendliche Unbeschwertheit.

Ich putzte wie immer drei Minuten gründlich meine Zähne und schlief trotz dem noch immer etwas nassen Bett relativ schnell ein und hatte einen tiefen Schlaf. Ich wurde am nächsten Morgen durch meinen Wecker aus dem Schlaf gerissen und machte mich gleich dafür bereit, mit Devon und seinen Damen zu frühstücken.

„Guten Morgen, Martin", grüsste mich Megan mit einem freundlich gesinnten Lächeln. Wir mussten in einer Schlange anstehen, um einen Frühstückstisch zu ergattern.

„Auch dir einen wunderschönen guten Morgen, Megan", antwortete ich höflichst und hörte Devon und seine Tochter lachen.

„Oh, gleich so förmlich?", fragte mich die Frau meines Kapitäns und lachte mich auf eine Art an, die mich an ihre Tochter erinnerte.

„Euer Einst hat mich mit Namen angesprochen. Diesem Protokoll wollte ich folgen", gab ich geschwollen zurück.

„Na ja, den Namen Martin habe ich heute Morgen schon mindestens zwanzigmal gehört", entgegnete Megan grinsend.

„Mom, ich bitte dich", hörte ich Olivia protestieren.

„Olivia, ich freue mich doch, wenn du einen schönen Abend hattest", sprach ihre Mutter sanftmütig. Olivia schaute etwas entspannter und drehte sich zur Empfangsdame und nannte die Anzahl Personen sowie die Zimmernummer. Diese wollte mit einem Grinsen von ihr wissen, ob „Martin" auch noch mitkommen möchte oder nicht. Wir mussten lachen, Olivia weniger. Die gebürtige Jamaikanerin hatte uns wohl in dieser ruhigen Minute belauscht und war von unserem Dialog irgendwie beschwingt. Ich nannte ihr nun auch meine Zimmernummer, die sie auf ihrer Liste durchstrich und führte uns an einen Vierertisch.

Devon fragte mich nochmals kurz nach der Pick Up-Zeit, also jener Zeit, in der die Besatzung vom Hotel Richtung Flughafen losfährt.

„Haben wir sie nicht klar genug kommuniziert?", wollte ich von ihm wissen.

„Nein, Nein. Alles gut", winkte Devon ab. „Es ist nur ..."

„Das Alter", neckte ihn seine Tochter. Er schaute zuerst genervt, zeigte sich danach aber von der Pointe seines Sprösslings amüsiert. „Im Ernst. Er kann sich alles merken. Von jedem Buch, das er liest, weiss er noch viele Jahre später Daten und Namen. Aber die Pick Up-Zeit vergisst er immer wieder", sagte sie grinsend.

„Nun ja. Solange es nur das ist", sagte er etwas verlegen, doch auch stolz vom Lob seiner Tochter.

„Komm Dad, lass uns was zu essen holen, bevor du noch vergisst, warum wir eigentlich hier sind", sagte sie auffordernd und hakte sich bei Devon unter. Auch ich bewegte mich zum Buffet und nahm heute mal eine kalte Platte mit Wurst und Käse. Auf Höhe des interkontinentalen Frühstück-Buffets traf ich allein auf Olivia, die sich Rührei schöpfte.

„Glaubst du eigentlich noch immer, dass ich Potenzprobleme habe?", fragte ich leicht überheblich und grinste sie an.

„Heute sehe ich keine Eier auf deinem Teller. Ich bin ganz zufrieden mit dir. Aber ich glaube schon, dass dir die Extraportion gestern in die Hände gespielt hat", sagte sie flirtend. Am liebsten hätte ich sie geküsst. Ich musste mich förmlich von ihr losreissen, um nicht aufzufallen.

„Wir sehen uns gleich", sagte ich.

„Ja, tschüss", sagte sie knapp und verlegen.

Ich war zusammen mit Megan zuerst am Tisch und erstaunlicherweise begann sie schon mit dem Frühstück. Ich dachte, sie würde auf die beiden anderen warten.

„Hattet ihr es schön, gestern Abend?", fragte mich Megan irgendwie mehrdimensional, als ob sie nicht nur einen Erlebnisbericht des Konzerts erwarten würde.

„Es war wunderschön. Ihr habt eine unglaublich tolle Tochter", sagte ich.

„Ich weiss, auch wenn sie momentan sehr anstrengend sein kann. Aber heute Morgen haben wir nicht ein einziges Mal gestritten. Sie hat fast ausschliesslich von dir gesprochen. Zum Beispiel, dass du aufmerksam zuhören kannst. Und glaub mir, ich weiss, dass sie endlos reden kann", sagte Megan wie zu sich selbst.

„Ich fand es erstaunlich ausgeglichen, muss ich dir gestehen", sagte ich und überlegte, ob ich im Beisein von Briten die Wurst mit dem Besteck aufs Brötchen legen soll oder nicht.

„Schön zu hören. Der Umgang mit dir tat ihr wohl sehr gut", sprach sie in normaler Lautstärke und lehnte sich etwas näher zu mir. „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass sie sich in dich verliebt hätte", flüsterte sie in meine Richtung, als plötzlich Devon und Olivia uns näher kamen.

„Vielleicht eine kleine Schwärmerei. Das ist doch ganz normal in ihrem Alter", antwortete ich leise.

„Wegen was muss man schwärmen?", wollte Devon wissen, nachdem er wohl diesen Wortfetzen aufgenommen hatte.

„Ich, von dem Buffet", antwortete ich zügig und Olivias Mutter bewegte ihren Ellbogen zu meinem Oberarm und stupste ihn an, um mir wie recht zu geben. Ich fand Megan plötzlich äusserst nahbar und umgänglich.

Es war still am Tisch. Fast schon etwas zu ruhig für meinen Geschmack. Ich fragte Devon und Megan, was sie gestern mit ihrer Freizeit angestellt haben.

„Ein Gentleman schweigt und geniesst", sagte Devon schelmisch, während er sich mit der Stoffserviette den Mund abtupfte, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Man sah nur seine spitzbübischen Augen leuchten.

„Devon, also wirklich!", brauste Megan auf.

„Dad, du alter Charmeur!", sprach Olivia mit gespielter und übertriebener Bewunderung zu ihrem Vater. „Siehst du Martin, und niemand hat für die Mitchell-Show Eintritt verlangt", sagte Olivia grinsend an meine Adresse gerichtet. Ich stiess ein verhaltenes Lachen aus und bemerkte, wie unwohl sich Megan fühlte.

„Tut mir leid, Liebling", entschuldigte sich Devon bei seiner Gemahlin.

Sie begann sich wieder zu entspannen.

„Ihr habt bestimmt keine Kondome benutzt, oder?", toppte Olivia in ihrem jugendlichen Übermut nach und lachte sich fast schlapp. Auch Devon schien zu meiner Überraschung amüsiert zu sein.

„Also so was", entfuhr Megan.

„Ich meine nur, weil Martin seine Kondome nicht an Dad abgegeben hat", foppte sie ihre Mutter.

„Woher willst du das so genau wissen, junges Fräulein?", fragte Devon mit zusammengekniffenen Augen schelmisch nach.

„Ich setze mich gleich mit Martin an einen anderen Tisch, also wirklich. Was ist nur in euch gefahren?", sprach Megan ihren Unmut aus.

„Das ist jetzt der berühmt-berüchtigte britische Humor, nicht wahr?", fragte ich, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken.

„Nein, das ist der Humor von zwei sturen Torfköpfen", sagte die sonst so sympathische Frau und Mutter einer hübschen Tochter.

„Hast du das gehört, Dad? Wir sind von der Liga der Knalltüten in den Olymp der Torfköpfe aufgestiegen", neckte Olivia.

„In der Tat. Auch ich werte das als einen Erfolg", sagte Devon amüsiert zu seiner Tochter.

„So läuft also ein normales Frühstück der Familie Mitchell ab?", scherzte ich. Megan schwieg.

„Also diese Frage geht jetzt wirklich etwas zu weit, Martin", sagte Devon gespielt schockiert und seine Tochter setzte einen ernsten Blick auf und schaute auf ihren Teller mit dem Rührei und stocherte darin.

„Martin ist so ein ... Torfkopf", hörte ich Olivia pointiert sagen. Damit war das Schauspiel beendet und wir mussten alle lachen. Ich mochte ihre Gepflogenheiten.

„Oh, jetzt aber alle wieder ernst, ich sehe Eleanor", sagte Devon und entlockte Olivia noch einmal ein Lachen.

„Klar, Dad. Als ob dir das jemals gelingen würde", sprach Olivia und strahlte innerlich. Sie sah mich kurz an und lächelte mir zu. Sie war wunderschön anzusehen. Sie hatte ihre Haare nach hinten zu einem Zopf gebunden. Ich musste meinen Blick von ihr losreissen, um nicht auf ihr zu verharren.

Als ich meinen Blick von Olivia gelöst hatte, sah ich, wie ihre Mutter mich wohl dabei beobachtet hatte. Ihr wahrscheinlich durch die vorherigen Scherze erstarrtes Gesicht wurde durch ein sanftmütiges und dankbares Lächeln bereichert.

Ich lächelte zurück und sah, wie sie sich glücklich und strahlend vom Tisch erhob und die Flugbegleiterin Eleanor begrüsste und sich einen kleinen Früchteteller holte.

Devon und ich verabredeten uns, die Flugvorbereitung gemeinsam in einem abgelegenen Teil der Lobby eine halbe Stunde vor dem Pick Up durchzuführen.

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