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Nordlichter - Teil 03

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Machen wir es kurz: Ich war happy, mit Stacy fliegen zu dürfen und es war schon vor dem Abflug besser, wie ich es mir hätte vorstellen können. Stacy kannte den Flieger wie kein anderer und war trotzdem bodenständig, nahbar und umgänglich geblieben. Ich schätze solche Menschen und war wieder ein kleinwenig stolz darauf, dass so eine Frau wie sie etwas mit mir hatte. Es kamen einige Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in Dubai und den Umschulungskurs auf mein aktuelles Flugzeug auf.

Aber das mit Stacy war durch. Es gab kein Zurück. Da war ich mir sicher. Nach der Begrüssung eines algerischen Flugbegleiters sah ich mich plötzlich die Hand einer bildhübschen Brünetten mit langen Haaren schütteln. Sie war ein Blickfang und liess meine flüchtigen Gedanken rund um Stacy kurz in den Hintergrund rücken. Ich schämte mich, dass die Attraktivität einer Person einen solchen Einfluss auf mich ausübt.

Die Frau stellte sich als Anouk vor. Sie hatte einen herrlich französischen Akzent. Auf die Frage hin, ob sie aus Frankreich kommt, lächelte sie mich charmant an und sagte „Nein, aus Monaco". Mein Interesse war geweckt. Noch nie zuvor bin ich einer Person aus dem Fürstentum begegnet.

„Wow, darüber möchte ich später mehr wissen", vertröstete ich die Dame, denn ich hatte noch vier Flugbegleiter vor mir. Anouk lächelte mich wahrscheinlich wegen meiner Antwort äusserst sympathisch an.

Nachdem ich allen die Hände geschüttelt hatte, erzählte Stacy der Cabin Crew fast schon mit Partystimmung von unseren „Highlights" des Fluges. Danach brachen wir zu unserem Flieger auf. Stacy sass im Bus neben mir.

„Ich erwarte aber schon, dass du genau so eine butterweiche Landung wie bei deinem Base-Training in Al Ain hinbekommst. Philippe schwärmt noch heute von deiner Performance", sagte Stacy schelmisch. Mein damaliger Instruktor war ein guter Freund von Stacy.

„Na ja, Philippe hat mich halt nie angeschrien, so wie du nach unserer ersten Simulator-Session. Das hilft ungeheuer, was die Entfaltung von Potenzial anbelangt", sprach ich sie auf ein Ereignis an, dass mir damals fast den Selbstwert geraubt hatte.

„Ich dachte, mit dem Thema waren wir eigentlich durch? Und wir zwei haben es doch danach wie die Karnickel miteinander ... na ja, du weisst schon", sprach Stacy leise mit einem Augenzwinkern und unterdrückter Begeisterung. Mich störte es, dass sie diese Episode hier im Bus ansprach, da hinter uns zwei Flugbegleiter sassen.

„Auch das hat Philippe nicht mit mir gemacht. Er behielt alles ausgesprochen professionell", sagte ich neckisch und zwinkerte ihr so zu, wie sie es kurz vorher zu mir tat. Stacy lachte zu meiner Überraschung etwas verlegen.

Die Türen des Busses öffneten sich und das Vorfeld war laut und duftete nach Kerosin, so nennen wir den Treibstoff eines Flugzeuges. Ich liebe diesen Duft und er ist noch immer ein Höhepunkt meines Jobs. Dann beginnt für mich die Reise. Obwohl ich heute der fliegende Pilot bin, nahm Stacy im Cockpit platz, startete die Systeme und fütterte unser Navigationssystem mit der Flugroute und anderen wichtigen Daten. Ich machte den Walkaround. Klingt hochgestochen, ist aber eigentlich nur ein in Augenschein nehmen des Fliegers, ob gewisse sensitive Punkte an der Kiste in Ordnung sind. Als ich mit der gelben Weste wieder zurück ins Cockpit kam, war ich glücklich und konnte es kaum glauben, dass ich wieder neben der hübschen Frau Platz nehmen durfte. Neben der, die schon auf meinem ersten Flug nach Dubai zufällig als Passagierin neben mir sass. Es war wahrscheinlich der beste Flug meines Lebens.

Auch heute war die Stimmung zwischen uns beiden gut und pendelte zwischen Fröhlichkeit und Ernsthaftigkeit. Stacy scherzte mit einem sogenannten Red Cap, dem sie noch ein Dokument zur Beladung und Gewicht des Flugzeuges unterzeichnete. Er gratulierte mir zu meinem heutigen Captain. Sie sei eine der besten, sagte er und zauberte Stacy mit dieser Aussage ein schüchternes Lächeln aufs Gesicht. Ich stimmte ihm zu und verabschiedete mich von ihm. Langsam ging es los. Obwohl der Flughafen Dubai gigantisch ist, begann ich während meinen Einsätzen sporadisch wieder die gleichen Leute bei der Abfertigung zu erkennen, sodass sich allmählich eine gewisse Vertrautheit einstellte.

Der Flieger wurde vom Gate zurückgestossen und die beiden Turbinen drehten sich innerhalb der Sollwerte. Ich lenkte den Airbus A330-200 den vorgegebenen Rollwegen entlang. Es fühlte sich einfach klasse an, ein immer besseres Gefühl für so einen grossen Vogel zu bekommen. Die Maschine bewegte sich hinsichtlich der Dimensionen in einer anderen Liga, wie der kleine Bruder namens A319, mit dem ich damals agil über die Taxiways von Köln/Bonn geflitzt bin.

Startfreigabe wurde erteilt und Stacy setzte die Startleistung und übergab mir die Kontrolle über den Flieger. Der Airbus hob ab und phasenweise musste ich flüchtig an unsere gemeinsame Simulatorübung zurückdenken. Diesmal ist, wie zu erwarten war, kein Triebwerk unmittelbar nach dem Abheben explodiert, sondern wir flogen entspannt unserer Destination entgegen. Noch im Steigflug über dem Persischen Golf konnten wir unseren Redebedarf nicht unterdrücken.

„Lief besser, wie im Simulator", sprach Stacy das Offensichtliche aus.

„Ja, ich hoffe doch sehr, dass unser Debriefing nach dem Flug auch besser sein wird, als damals", sprach ich grinsend. Ihr Lächeln schien mir wohlgesonnen.

„Ich war überrascht, dass du damals nicht geheult hast, als ich dich zusammengefaltet habe", sprach Stacy halb ernst und halb schelmisch zugleich.

„Dein Spruch über die Billigairline hatte mich schon ziemlich getroffen", erinnerte ich mich.

„Das war wirklich nicht sensibel", bestätigte Stacy.

„Aber mal kurz eine Frage. Die verdammte zweite Übung, als wir mit einem Druckabfall konfrontiert waren und sich ein System nach dem anderen verabschiedet hatte. Ich denke heute noch gelegentlich an dieses irgendwie abstrakte Szenario zurück", erzählte ich aus Interesse. Stacy schaute mich mit einem neutralen Gesichtsausdruck an. „Nichts passte zusammen. Das war da, wo sich zu guter Letzt auf 2000 Fuss alle Geschwindigkeitsanzeigen verabschiedet hatten und ich die Kontrolle über den Flieger übernommen hatte", ergänzte ich.

„Na ja. Die Übung ist das Resultat einer leicht sadistisch veranlagten Instruktorin, um so junge Piloten wie dich während der ersten Session zu dissen", sprach Stacy und lachte sich schlapp.

„Du bist so ein Luder. Ich hoffe, du weisst das", sprach ich mit einem Lachen und konnte die Hinterfotzigkeit noch immer nicht fassen. Sie lachte herzhaft.

„Aber du hast mich sowohl heute als auch damals positiv überrascht. Erstens hättest du ja in der ersten Session mit mir ja einfach nur ein paar Standardabläufe üben sollen. Dass du aber noch so cool geblieben bist, war überraschend. Ich glaube, du warst der Erste überhaupt, der mir in diesem Szenario die Kontrolle über den Vogel weggenommen hat. Das war richtig. Und das, was mich jetzt überrascht, ist die Tatsache, dass du selbst heute noch an einer besseren Lösung tüftelst", sprach sie stolz.

„Es war so scheisse ...", sprach ich und entlockte Stacy ein weiteres Mal ein herzhaftes Lachen.

„Ich weiss. Einer fing mal im Simulator an zu heulen und hat meinetwegen abgebrochen und ist wieder zurück zu seiner alten Airline", sagte sie fies grinsend. „Und ein anderer fing an zu beten und gab irgendwelche merkwürdigen Laute von sich. Das war echt die skurrilste Reaktion, die ich je erlebt habe", sprach die Britin gut amüsiert.

„Musst du immer so fiese Dinge machen? Ich finde, du hättest das garnicht nötig", sagte ich.

„Na ja, sagt so ein hübscher, aufstrebender Typ wie du. Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass mein Opa für die Royal Air Force geflogen ist?", sprach die Britin. Ich war von dem Einschub etwas überrascht.

„Nein, ich glaube nicht", sprach ich.

„Jedenfalls war er auch Instruktor und hatte viele Flugschüler während ihrer Ausbildung begleitet. Anfang der 90er wechselte er dann zu British Airways und war später für die Type Ratings der 737 verantwortlich. Viele junge Piloten hatten schon kurz nach der Ausbildung ihre Bodenhaftung verloren. Noch bevor sie die Musterberechtigung in der Tasche hatten und die grossen Maschine fliegen durften, trugen sie teure Breitling-Uhren am Handgelenk und fuhren von Papa finanziert einen Sportwagen. Das kotzte ihn an. Es wurde schleichend ein Beruf für reiche Schnösel. Früher hattest du noch bodenständige Menschen wie Kaufleute, Mechaniker oder sogar an einen Metzger kann ich mich erinnern. Heute sind die Egos viel grösser", sprach Stacy.

„Glaubst du nicht, dass sich deine Analyse nicht auch auf andere Berufe und Industrien übertragen lässt? Bei mir war das ganz anders. Mein Vater hat einen Kredit aufgenommen, um mir einen Teil der Ausbildung zu finanzieren. Den Rest habe ich über viele Jahre angespart und neben der Ausbildung hart geschuftet. Mir wurde abgesehen vom Vertrauen meines Vaters nichts geschenkt. Der Kredit ist seit drei Monaten endlich abbezahlt. Alles, was ich erreicht habe, habe ich selbst erarbeitet. Und dann faltest du mich nach der ersten Session zusammen und sagst mir, ich hätte es nicht drauf. Und jetzt tust du so, als ob ich dich positiv überraschen würde. Das passt nicht zusammen", sagte ich und bemerkte, dass die unguten Gefühle von damals wieder aufkamen, wenn auch nur in abgeschwächter Form. Und ja, ich wusste, dass diese Emotionen nicht angebracht waren, denn Stacy hatte sich mit einem Schäferstündchen und einer Sonos-Box mehr als nur revanchiert.

„Hör zu. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nur laut angefahren habe, damit die anderen Kollegen nicht mitbekommen, dass wir was miteinander hatten. Ich habe es nicht wegen deines Egos gemacht, sondern eine falsche Fährte gelegt. Meinst du, ich hätte mich damals in dich verknallt, wenn du so ein arroganter Schnösel wärst?", sprach Stacy einfühlsam.

„Okay, okay! Ist schon gut und tut mir leid, dass ich das wieder aufgekocht habe. Mal was ganz anderes. Du weisst ja, dass ich eine Ausbildung als Elektroniker gemacht habe. Was hast du eigentlich gemacht, bevor du Pilotin geworden bist?", wollte ich von ihr wissen.

„Kennst du das Gefühl, widersprüchlich zu sein? Ich bin so ähnlich wie ein Sportarzt, der raucht. Bewundere Piloten mit bodenständigen Ausbildungen, bin aber selbst voll der Luftikus", sagte Stacy grinsend.

„Tut mir leid, ich kann dir nicht folgen", sprach ich.

„Na ja, ich habe den Bachelor in Luft- und Raumfahrttechnik gemacht. Danach noch zwei Jahre den Master in Übersee. Daraufhin bin ich wieder zurück nach Grossbritannien und hab noch während meines Post-Doc in Edinburgh mit Flugstunden angefangen, bis ich bei British Midland als First Officer angefangen habe", sprach sie irgendwie so, als ob sie sich dafür schämen würde, eine akademische Herkunft zu haben.

„Wow, du hast doktoriert?", sprach ich begeistert und irgendwie ungläubig. Ich konnte mir das garnicht vorstellen.

„Ja, ist aber nicht so krass, wie sich das jetzt anhört", versuchte sie abzuwiegeln.

„Wieso sagst du das erst jetzt?", fragte ich.

„Was würde das ändern?", sprach Stacy.

„Dass du dich mit so einem Assi wie mir überhaupt abgibst", scherzte ich. Stacy schaute mich sauer an, als ob sie mir für diese Aussage gleich die Leviten lesen würde. Plötzlich setzte aber ihr mir bestens vertrautes Grinsen ein.

„Ach weisst du, mir hat mal jemand gesagt, dumm fickt gut. Das kann ich jetzt bestätigen", sagte sie lachend und gab mir einen Stupser auf die linke Schulter. Ich lachte verlegen und wechselte das Thema, weil die Gespräche aufgezeichnet werden und mir das Thema zu heikel war.

„Und wo in den USA hast du gelebt?", wollte ich wissen.

„In Boston", erhielt ich als Antwort.

„Mitten in der Stadt?", fragte ich begeistert.

„Na ja, nicht ganz. In Cambridge, um genau zu sein", sprach sie noch immer verhalten.

„So wie die bekannte Uni in England?", fragte ich nach.

„Ja, so wie die Uni in England", sagte Stacy mit einem Grinsen, als ob ich eine naive Frage gestellt habe.

„Und was macht man in Cambridge, Massachusetts?", wollte ich wissen.

„Na ja, die Uni war da und meine Verwandtschaft lebt nicht weit weg von dort. War praktisch", sprach Stacy und ich hatte wirklich den Eindruck, dass es eine pragmatische Wahl war. Erst Jahre später sollte ich erfahren, dass es sich um eine der besten technischen Hochschulen der Welt handelte.

„Ich finde es aber unglaublich beeindruckend, wie geerdet du trotz deines Werdegangs geblieben bist", sprach ich meine Bewunderung aus.

„Danke. Aber was hat mir das im Endeffekt gebracht? Ich bin geschieden und sitze neben jemandem, der den Weg zu seiner beruflichen Erfüllung ohne Umwege gemacht hat. Du bist unglaublich ergebnisorientiert", sagte Stacy und schaute mich liebevoll an.

„Hey, bestimmt hast du einige Vorteile daraus ziehen können. Ich meine ... hattest du Spass während des Studiums?", wollte ich wissen.

„Ja, wieso meinst du?", wollte Stacy wissen.

„Na ja. Es ist wichtig, das zu tun, was dir Freude bereitet und den Horizont erweitert. Und das scheint bei dir bestimmt der Fall gewesen zu sein. Du hattest Spass und hast nie die Bodenhaftung verloren. Das ist beeindruckend", sagte ich zur hübschen Blondine. Sie schaute etwas verlegen und geschmeichelt von mir weg und ein zauberhaftes Lächeln stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Schau, dein Essen kommt", wechselte Stacy das Thema, als sie auf den Bildschirm blickte, auf dem wir das Geschehen in der Küche direkt hinter dem Cockpit beobachten können. Die Spanierin Maria hielt ein Tablett in der Hand und lächelte direkt in die Kamera. Stacy entriegelte die Panzertür und die dunkelhaarige Schönheit betrat unser kleines Reich.

„Na, alles im Griff?", wollte die Frau aus Valencia wissen.

„Ja, noch ist alles unter Kontrolle", sprach Stacy. Ich klappte währenddessen mein Tischchen aus. Das ist das Schöne an meinem Airbus, dass ich nicht wie die Kollegen auf Boeing-Flugzeugen aufgrund des sperrigen Steuerhorns mein Essen auf den Knien einnehmen muss, sondern tatsächlich ein Klapptischchen habe.

„Martin, für dich gibt es heute das leckere Beef. Ich hoffe, das passt so?", wollte Maria wissen.

„Phänomenal. Vielen Dank, Maria", erwiderte ich.

Ich übergab als fliegender Pilot Stacy die Kontrolle über das Flugzeug, damit ich mich auf das Essen konzentrieren konnte.

„Sehr lecker, das Stroganoff", neckte ich Stacy.

„Riecht sehr angenehm. Muss ich schon zugeben", sprach mein britischer Captain liebevoll. Sie trug dieses unglaublich süsse Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Nicht aber wieder alles mopsen, so wie das letzte Mal", sprach ich zu Stacy.

„Sei doch nicht ein solcher Vielfrass. Letztes Mal habe ich von drei Gerichten, die ich dir höchstpersönlich geholt habe, lediglich ein einziges verdrückt", antwortete sie trotz der harten Worte äusserst charmant und irgendwie spitzbübisch. „Wobei, lass mich mal probieren", sprach sie und lachte sich schlapp.

„Kommt nicht in die Tüte", antworte ich ebenso mit einem Lächeln und biss in ein Fleischstück.

„Komm schon, nur ein kleiner Biss. Deinetwegen muss ich den ollen Fisch nehmen", sagte Stacy gespielt vorwurfsvoll.

„Nö", gab ich kurz zu Protokoll.

„Komm schon. Bitte, bitte, bitte. Nur ein Biss und ich höre auf", hakte sie nach.

„Ach, du bist manchmal so eine Nervensäge, echt", sagte ich und führte die Gabel, mit meiner Handfläche unten dran, zu ihrem Mund. Ich wollte nicht, dass das Fleisch und die Sauce über die Schubhebel kleckert und wurde dafür mit einem strahlenden und dankbaren Blick belohnt.

„Wow, ist das Fleisch zäh. Möchtest du dir das wirklich antun?", sprach sie grinsend und mit vollem Mund.

„Jepp. Ich teile nicht mit dir", sagte ich, weil ich ihre Absicht durchschaut habe. Es schien ihr zu schmecken.

„Hey, ich hab gehört, dass BSE wieder aufkommt. Es droht das Jahrzehnt der Seuchen. Ich würde bewusst ein Risiko auf mich nehmen, wenn ich das Gericht übernehmen würde. Aber was macht man nicht alles für so einen netten First Officer", sprach Stacy und versuchte dabei Blickkontakt aufzubauen. Ich wich ihm aus, um nicht schwach zu werden.

„Ja genau. Rinderwahn, das hätte mir noch gefehlt. Ich möchte aber nicht, dass dir etwas passiert und opfere mich", antwortete ich.

„Du bist viel zu selbstlos", entgegnete Stacy.

„Jeder muss mal Risiken eingehen. Du zum Beispiel hast beim Lachs mit Quecksilber umzugehen. Aber du weisst ja, die Menge macht das Gift", sagte ich und schaute ihr in die Augen.

„Okay, mein lieber Apotheker", sprach Stacy und fand sich wohl mit der Tatsache ab, dass sie keinen weiteren Happen bekommt. Na ja, ich habe noch nie mein Essen mit einem Kapitän geteilt, wenn man mal das Tauschen des Nachtisches ausser Acht lässt.

Eine halbe Stunde, nachdem ich meine Mahlzeit beendet hatte, war Stacy dran. Sie bekam noch was anderes als Fisch, was mich bei ihren Überredungskünsten wenig überraschte. Es war wohl ein Menü aus der Economy, dass sie mochte. Es freute mich, dass ihr Anouk die Mahlzeit servierte und mir ein bezauberndes Lächeln schenkte. Leider verliess sie uns viel zu schnell.

„Diese ganze Prozedur mit der Panzertür finde ich echt nervig", erzählte ich Stacy.

„Ja, vor dem 11. September musste das wohl ziemlich entspannt gewesen sein. Ich vermisse es, Kinder während des Fluges das Cockpit zu zeigen oder den ein oder anderen netten Passagier für die Landung zu uns nach vorn einzuladen. Aber jetzt ist es halt so wie es ist", sprach Stacy etwas abschliessend und nahm einen Biss von ihrer Mahlzeit. „Aber du weisst ja, warum sie die Panzertüren wirklich eingebaut haben, oder? Das hat nichts mit 9/11 zu tun", fuhr Stacy mit vollem Mund fort. Ich war etwas überrascht.

„Okay?", sprach ich skeptisch und hoffte, dass jetzt nicht eine Verschwörungstheorie aus ihrem Mund kommt.

„Was ist in den letzten Jahrzehnten in der Luftfahrt passiert?", fragte sie mich.

„Keine Ahnung", äusserte ich meine Ahnungslosigkeit.

„Schau dich hier mal um", forderte sie mich auf. Ich blickte im Cockpit umher und zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht, worauf sie konkret anspielt. Sie schaute mich mit grossen Augen an, als ob sie eine Antwort erwartet.

„Ich weiss es wirklich nicht. Ich bin kein Doktor in Luft- und Raumfahrt", machte ich mich darüber lustig, dass sie mich so zappeln liess. Ihre beiden Hände pendelten wild zwischen uns beiden hin und her.

„Wir zum Beispiel", sprach sie grinsend. „Ich bin eine Frau und du bist ein Mann", sprach sie eine äusserst elementare Tatsache an.

„Echt jetzt? Wirklich?", sprach ich mit gespieltem Erstaunen, als ob sie mir sagen würde, die Erde sei eine Scheibe.

„Zieh mich doch nicht auf. Aber wenn es gemischte Crews gibt, dann wollen einige vielleicht etwas Privatsphäre, wenn es gut zwischen ihnen läuft", sprach sie kokettierend und fing selbst über die Aussage an zu lachen.

„Ich glaube, deinem Kollegen Philippe wäre so eine Aussage nie über die Lippen gekrochen", zog ich sie auf. „Ich habe noch nie etwas davon gehört, dass zwei Piloten es hier miteinander ...", fuhr ich fort.

„Du zweifelst daran?", wollte Stacy wissen.

„Ziemlich wacklig, deine Theorie", liess ich sie wissen.

„Wie du meinst", liess Stacy ihre Gleichgültigkeit hinsichtlich meiner Meinung verlauten und ass weiter. Rund eine halbe Stunde später überprüfte ich den Treibstoffverbrauch. Alles wie erwartet.

Ich gab die Unterlagen Stacy, die sie kurz überflog. Sie legte sie auf ihr Tischchen, nachdem sie das Tablett mit der Mahlzeit auf die Seite gelegt hatte und schrieb was auf. Ich wusste nicht, was der Grund für so viel Schreiberei war.

Ich bekam die Unterlagen mit einer separaten Notiz zurück.

„Danke Martin. Scheint alles zu stimmen", sprach sie zu mir. Sie schien zufrieden.

Ich las ihre Notiz.

„Liess bitte bis zum Schluss und schreib deine Antwort wegen des Cockpit Voice Recorders nur auf und sprich sie auf keinen Fall aus. Willst du mich vögeln? Ich bin ganz heiss auf dich."