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Nordlichter - Teil 03

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„Ein Trick von meiner Oma", sagte sie etwas flirtend.

„Hast sie aber nicht draussen vor dem Fenster hingehängt?", sprach ich und sie lächelte mich an.

„Tut mir leid. Sie hat irgendwie Flecken bekommen. Die bekomme ich einfach nicht raus, ohne sie wieder nass zu machen", erklärte Anouk sichtlich verunsichert, als ob sie das zu verantworten hätte.

„Hey, sie ist trocken. Ich meine ... vielen Dank", sprach ich begeistert und sie blickte etwas zuversichtlicher in die Welt. „Dann schlüpfe ich mal wieder rein", ergänzte ich und faltete die Hose wieder auf. Na ja, die Flecken waren noch immer sichtbar. Ich war mir aber sicher, dass ich am Flughafen ohne Hose wahrscheinlich noch mehr auffallen würde.

Irgendwie war ich Anouk unglaublich dankbar, dass sie mich während dieser peinlichen Situation unterstützt hatte. Ich stand mit der Absicht auf, sie kollegial zu umarmen, realisierte aber, dass das wohl zu weit gehen würde. Die hübsche Frau aus Monaco schaute mich fragend aber erwartungsvoll an, als sie mich auf sie zulaufen sah. Ich schaute verlegen in ihre Richtung, und meine Körperdrehung büsste an Dynamik ein, sodass ich ihr als Dankeschön gerade noch so platonisch wie nur irgendwie möglich auf die Schulter klopfte. Ich muss wie ein Depp auf sie gewirkt haben.

„Nochmals vielen Dank", sprach ich und bekam ein charmantes „de rien" als Antwort. Ich lief rot an und lächelte ihr zu. Sie drehte sich irgendwie geschmeichelt um und verliess das Cockpit.

„Komm mal zu mir", sprach Stacy und winkte mich mit ihrem Zeigefinger zu sich. Ich näherte mich ihr und stellte fest, dass sie mir was ins Ohr flüstern wollte. Ich bückte mich. „Jetzt haben wir gevögelt und du flirtest schon wieder?", sprach sie gespielt eifersüchtig.

Diese Aussage verunsicherte mich. Ich wollte keine Beziehung mit ihr, aber ihre Gesellschaft und gelegentlicher Sex mit einer mir vertrauten Person wären keine schlechte Perspektive.

Für eine Beziehung ist der Altersunterschied einfach zu gross. Aber wir kannten uns, waren damals irgendwie zusammen. Ich hoffte insgeheim, dass unsere „verbotene" Nummer wenigstens ihre Gefühlswelt etwas durcheinander gewirbelt hatte und wir vielleicht gelegentlich unverbindlichen Sex zusammen haben könnten. Dieser war immer richtig gut. Werden wir vielleicht „Friends with Benefits", wie es auf Neudeutsch heisst?

„Kommt auf deine Pläne mit mir an", platzte als Antwort aus mir heraus.

„Mein Plan ist, dass wir in zwei Tagen wieder zurückfliegen", sprach sie ernster wie zuvor.

„Gut, dann sind wir hier fertig?", fragte ich.

„Ja, lass uns gehen", sprach Stacy mit ihrer ruhigen Stimme relativ neutral. Sie wich meiner Frage gekonnt aus. Das nervte mich etwas.

Ich packte alles zusammen und verliess kurz nach ihr das Cockpit. „Hast du heute schon was vor?", rief ich ihr nach. Ich wollte testen, ob sie mit mir Zeit verbringen wollte. Ich bewegte mich nicht sehr selbstsicher durch die leere Kabine, da ich mich wegen der noch immer schmutzigen Hose unwohl fühlte.

„Ich übernachte heute bei einer Kollegin. Sie holt mich später im Hotel ab. Sorry, Sugar. Ich hätte gern mehr Zeit mit dir verbracht, aber ich habe sie sofort angerufen, als ich gesehen habe, dass ich nach Venedig muss. Ist das erste Mal, dass ich hier bin, seit ich in Dubai lebe", erklärte sie etwas verlegen und mit Schuldgefühlen versetzt. Keineswegs war ich ihr böse. Höchstens etwas enttäuscht.

„Hey, ist schon gut. Alles bestens. Ich hoffe, du kannst die Zeit mit deiner Freundin geniessen", sagte ich.

„Danke. Sie hat zwei Kinder und einen lustigen Ehemann. Also all das, was ich nicht habe. Es wird mir schon manchmal einen Stich ins Herz geben. Aber ich freue mich auf sie", sprach sie mit gemischten Gefühlen.

„Geniess es. Jeder hat seinen Ballast zu tragen", erzählte ich.

„Werner, als ob du in deinem Alter Ballastsäcke tragen würdest", sagte Stacy amüsiert.

„Meinst du wirklich? Weisst du... am liebsten hätte ich einfach eine solide und bodenständige Beziehung, bekomme aber im Moment überall nur... das Andere", sprach ich irgendwie betrübt. Stacy lachte.

„Meine Güte. Was du hast, ist der Traum vieler Männer", liess sie mich wissen.

„Ja, aber ich bin einfach ein anderer Typ. Einerseits mag ich..., na du weisst schon... das kann ich nicht leugnen. Andererseits hätte ich das alles aber viel lieber in einer festen Beziehung. Und es will einfach nicht werden", sprach ich und sah irgendwie Verständnis in Stacys Gesicht. Ich verlangsamte meinen Gang, bis ich mit meinem Captain zu einem Stillstand gekommen war. Ich flüsterte in ihr Ohr: „Ich fühle mich gerade wie eine männliche Schlampe, die mit allen in die Kiste steigt. Als ob ich meine Selbstbeherrschung verloren hätte. Irgendwie bin ich enttäuscht von mir", fuhr ich fort.

„Na ja, du konntest ja heute wegen des Cockpit Voice Recorders ja kaum ‚Nein' sagen. Das habe ich schamlos ausgenutzt", sprach Stacy grinsend. „Tut mir leid, wenn ich dieses Gefühl tief in dir drin mit meiner Aktion verstärkt habe. Ich finde dich noch immer süss, so wie du da neben mir gesessen bist. Aber sei mir nicht böse, dass ich keine Beziehung mehr mit dir will. Wir sind noch immer an anderen Orten im Leben", analysierte die Britin folgerichtig. Ich nickte bestätigend und war erleichtert, dass wir es beide gleich sahen und nicht eine Partei mehr wollte.

„Glaub mir, das war alles okay, wenn nicht sogar einmalig", sprach ich und schaute mit ihr zusammen runter auf meine schmutzige Hose. Wir mussten lachen.

„Übrigens. Willkommen im Mile High Club", sprach sie grinsend. Auch ich grinste Stacy an.

„Die Flüge mit dir sind immer unvergesslich", fuhr ich fort.

„Wenigstens haben wir uns diesmal nicht volllaufen lassen", antwortete die Doktorin. Wir hatten die Kabinenbesatzung wieder eingeholt und sahen noch kurz die andere Crew, die den Flieger nach Hause bringt. Für mehr als ein Winken durch eine Glasscheibe hatte es nicht gereicht. Die Piloten habe ich noch nie zuvor gesehen.

Nachdem wir alle unsere Koffer erhalten hatten, liefen wir zum Bus, der uns in das Hotel ausserhalb von Venedig brachte. Stacy und ich sassen nebeneinander und sprachen viel über die Erlebnisse während unserer gemeinsamen Zeit, ohne direkt auf die Beziehung einzugehen. Im Hotel angekommen, bezogen wir unsere Zimmerschlüssel und besprachen die Pläne für heute und morgen. Stacy verabschiedete sich von uns allen und wollte sich bereit machen, damit ihre Freundin sie abholen kann. Maria und einige Kolleginnen und Kollegen wollten mit dem Wassertaxi nach Burano, was auch weit oben auf meiner Liste stand. Es herrschte Einigkeit, abgesehen von einer einzigen Stimme. Es war Anouk.

„Könnten wir das nicht morgen machen? Heute Abend führen sie im Teatro la Fenice ‚Nabucco' von Verdi auf. Das möchte ich mir unbedingt anschauen", fragte Anouk mitleidig.

„Ist das so 'ne Oper?", fragte Kevin, ein Flugbegleiter aus Manchester, ziemlich skeptisch.

„Ja. Ich wollte schon immer mal ins ‚La Fenice' und sie spielen die Oper nur heute", versuchte die hübsche Frau aus Monaco die Cabin Crew zu überzeugen.

„Ich bin dabei, wenn wir Burano morgen nachholen", liess ich Anouk wissen. Sie strahlte zufrieden. Ich dachte, dass noch ein paar andere einsteigen, aber die Crew blieb ruhig.

„Bist du mir böse, wenn ich nicht mitkomme? Mir sagen Opern nicht viel und ich habe auch keine passenden Kleider dabei", sprach Maria, unsere Purserin. Die anderen schienen sich vor einer Antwort zu drücken.

„Ist schon gut. Kein Problem", ging Anouk verständnisvoll über die Lippen.

„Ist es für dich okay, wenn nur ich mich dir anschliesse?", wollte ich von ihr wissen.

„Ähm, ja. Warum denn nicht?", gab sie völlig überrascht und platonisch von sich, als ob das alles ganz normal wäre. Ich stellte mir die Frage, ob meine christliche Erziehung hier etwas hineininterpretiert hat, das gar kein Thema ist. Ich machte kurz ein kleines Gedankenspiel und fragte mich, ob ich heute auch allein mit Kevin in die Oper gegangen wäre. Ziemlich sicher nicht. Da war was, zumindest in meiner kleinen Welt. Und verdammt, war sie hübsch!

Jedenfalls klärte ich mit der monegassischen Schönheit, wann wir uns unten in der Lobby treffen. Wir waren nicht weit vom Flughafen entfernt und benötigten mit dem Bus eine knappe halbe Stunde, um zum historischen Zentrum zu gelangen. Ich fand es toll, Zeit mit Anouk zu haben.

„Schön, dass du mitkommst. Ich hab auf der Hinfahrt eine Wäscherei zwei Strassen weiter gesehen. Wenn du willst, können wir uns schon zwanzig Minuten vor der Abfahrt treffen und deine Hose dort vorbeibringen. Was meinst du?", wollte sie von mir wissen.

Ich fühlte mich auf einmal wie in einer Beziehung. Ich wurde von einem charmanten Wesen umsorgt. Bedingungslos. Ich empfand das Angebot als unglaublich sympathisch.

„Gern. Ja. Ich hoffe, die können Englisch", fügte ich hinzu.

„Also, bis in einer Stunde", sprach die entzückende Frau. Ich lächelte sie noch einmal an und verabschiedete mich von ihr und der Crew. Im Hotelzimmer angekommen, entledigte ich mich meiner Uniform und sprang unter die Dusche. Nur kurz nahm ich Stacys vertrauten Körperduft wahr, den ich mir mit dem Duschgel vom Hotel abwusch. Während das Wasser wie Regen von der Decke aus auf meinen Körper prasselte, fragte ich mich, ob Stacy und Olivia womöglich an der gleichen Uni in Edinburgh studierten und ob ich Stacy auf dem Rückflug nach ihren dortigen Erfahrungen ausfragen soll. Ich verwarf diesen Gedanken, da ich nicht drumherum käme, zu erklären, warum ich das alles wissen will. Zudem stellte ich mir die Frage, ob Olivia und Stacy sich nicht in vielerlei Hinsicht ähnlich sind. Habe ich mich darum so gut mit Olivia verstanden? Ist sie eine jüngere Stacy? Überfordert von diesen Gedankengängen legte ich mich kurz nackig ins Bett.

Scheisse. Vorhin fand ich Stacy unglaublich hübsch und anregend und habe sogar mit ihr auf 36 000 Fuss gevögelt. Ich hielt die Aktion zwar für ausgesprochen erinnerungswürdig, aber trotzdem völlig absurd. Ich hätte meinen Job verlieren können. Nicht mal das hat mich davon abgehalten, es mit ihr zu tun. Und jetzt ist Stacy weg und ich bin im Begriff, mich in Anouk zu verknallen. Ich fand das irgendwie scheisse. Richtig scheisse, scheisse, scheisse. Was ist nur mit mir los. Bin ich jetzt offiziell so notgeil, dass ich mich in jede Frau verknalle, die mir vorgeführt wird? Die Kadenz, in der ich mich momentan körperlich auf interessante Frauen einlasse, bewegt sich aktuell im Hyperschall-Bereich. Das muss aufhören.

Irgendwie gelang es mir trotz der vielen Gedanken kurz einzuschlafen. Ich wachte dank des Weckers wieder auf und suchte die eleganteste Garderobe aus, die ich zusammenstellen konnte. Auf einen Opernbesuch war ich natürlich keineswegs vorbereitet. Immerhin hatte ich ein marineblaues Cord-Sakko und ein weisses Hemd dabei. Dass ich von einem Uniformhemd spreche, versteht sich von selbst. Beim Anziehen schwor ich mir heilig, dass ich mit Anouk nur platonisch umgehen werde. Sex mit einer Frau pro Tag soll mein Grenzwert sein.

„Egal was passiert. Ich werde keinen Sex mit Anouk haben", wiederholte ich mehrmals beim Frisieren vor dem Spiegel, um mir diesen Gedankengang einzuverleiben.

Ich war wohl ein paar Minuten zu früh und setzte mich auf einen Sessel und beobachtete das Treiben in der Lobby. Ich ging davon aus, dass Stacy schon unterwegs zur Familie ihrer Freundin war und die nächste mir bekannte Person Anouk sein wird. Ich überblickte die Szenerie und ein sehr angenehmer femininer Duft lag plötzlich in meiner Nase. Unglaublich zart und irgendwie vertraut legte jemand äusserst flüchtig seine Hand auf meinen Rücken.

„Aloha, geschätzter Kollege", sprach eine weibliche Stimme.

„Hi Anouk", sprach ich und drehte mein Gesicht in die Richtung, wo die Person, zu der die entsprechende Hand gehört, stehen müsste.

Sie lächelte mich an. Die Monegassin sah unglaublich gewinnbringend aus, hatte den Stoff, aus dem Traumfrauen entspringen können, wenn sie auch charakterlich was taugen. Anouk trug ein sehr figurbetontes grünes Kleid, das fast schon ins türkis driftete und dezente Blumenmuster aufwies. Ihre Proportionen waren zauberhaft und ich fand es schön, dass sich aufgrund des eng anliegenden Stoffes ein kleiner Bauchansatz abzeichnete. Sie war schlank, hatte aber weibliche Rundungen. Och Gott, wie gern hätte ich sie abgetastet und geküsst. Aber ja. Das war wirklich das letze, was ich heute oder morgen tun sollte. Vielleicht könnte ich mich einfach mal zur Abwechslung in Selbstdisziplin üben.

Sie war prächtig, dezent geschminkt und ihr leicht pink wirkender Lippenstift setzte einen diskreten Kontrast zu ihren blauen Augen und dem Kleid. Hinter ihrem gewellten langen Haar erblickte ich Perlenohrringe, die perfekt zu ihren weissen Zähnen passten. Und der Ausschnitt und ihre darin eingepackten Brüste regten meine Fantasie in ungeheurem Masse an. Ihr Kleid verdeckte ungefähr knapp die Hälfte ihrer Oberschenkel. All diese Eindrücke erfasste ich in ein paar Millisekunden.

„Wow, du siehst bezaubernd aus", sprach ich wirklich baff. Ich nehme an, dass ich meine Begeisterung in diesem Moment nicht verbergen konnte. Sie sah wirklich betörend aus und dennoch wirkte sie nahbar und kollegial.

„Vielen Dank. Du wirkst mit Hosen auch gleich ganz anders", sprach sie neckisch gestimmt mit einem breiten Schmunzeln.

Ich sorgte mich etwas um ihre Gesundheit, da sie bei Oktobertemperaturen im Jahreszeiten unterworfenen Europa keine Jacke oder vergleichbares dabeihatte.

„Sag mal, frierst du nicht?", wollte ich von ihr wissen.

„Wer hübsch sein will, muss manchmal leiden", erhielt ich als Antwort.

„Du hast wirklich nichts dabei?", wollte ich wissen.

„Leider nichts, das zu meinem Kleid passt", fuhr Anouk fort.

„Nimm bitte was mit. Nur bis wir später in der Oper sind. Ich werde es dir auch sofort abnehmen. Versprochen", liess ich sie wissen.

„Also gut. Ich hab noch einen Blazer. Und du mein Freundchen hast deine Uniformhose vergessen. Die wollten wir doch noch in die Reinigung bringen!", fuhr sie fort. Sie war wirklich überzeugend. Wir gingen zuerst in ihr Zimmer, und sie holte sich einen ausgesprochen schönen Blazer. Ich hatte phasenweise das Gefühl, als ob sie oft meine Nähe gesucht hätte, als sie zum Beispiel ihre Zimmertür schloss. Sie lächelte mich kurz an und wir gingen zu mir. Die Nähe wirkte natürlich, nicht konstruiert oder lüstern. Wir schienen diesen engen Draht einfach so zu akzeptieren. Ich genoss es, ihr nahe zu sein.

„Hier ist sie, dieses dreckige Stück", scherzte ich, als ich ihr meine Hose wie als Trophäe entgegenstreckte.

„Schon gut, die kenne ich mittlerweile besser, als mir eigentlich lieb ist", sagte sie wie ein Kumpel.

Wir verliessen das Hotel und die schöne Frau aus dem kleinen Staat führte mich zu der Wäscherei. Es war ein wahrlich italienischer Familienbetrieb. Sogar kleine Kinder liefen im Hinterzimmer umher, die wahrscheinlich zur Tochter des Besitzers gehörten.

Anouk sprach zu meiner Überraschung ein sehr süsses Italienisch mit einem französischen Akzent. Aber er verstand sie. Sie überreichte ihm die Hose. Es war ein älterer Herr mit einem ganz zierlichen Schnauz, der wohl schon jeden Fleckentypus in seiner Berufslaufbahn erblickt hatte. Das erklärte wohl sein Grinsen, als er meine Flecken sah. Ich glaube, Anouk bekam davon glücklicherweise nicht allzu viel mit. Sie sprach lange mit den Besitzern, was mich etwas überraschte. Sie erklärte mir im Nachgang, dass sie alle Überredungskünste einsetzen musste, damit meine Hose morgen Abend bereit zum Abholen sei. Ich war ihr für ihre selbstlose Unterstützung in dieser Angelegenheit unglaublich dankbar. Wir gingen zurück zum Hotel und nahmen von dort aus den Shuttlebus in die Altstadt. Venedig, wir kommen!

Die Haltestelle war unscheinbar und weit weg von den imaginären Bildern, die wir sonst von Venedig vor Augen haben. Alles wirkte zunächst wie eine italienische Stadt, die man anderswo schon zu tausenden gesehen hatte. Nur im Gegensatz zu anderen, vielleicht auch kleineren, Städtchen waren deutlich mehr Touristen vor Ort. Zwar störte mich das nicht, aber der Andrang überraschte mich.

„Ganz schön was los", sprach Anouk ebenso überrascht. Ich legte meine Hand schützend auf ihren Rücken, um sie instinktiv vor zu viel Körperkontakt mit den anderen Touristen zu bewahren und ihr den Weg bereiten zu wollen. Als ich sie berührte und ihren angenehmen Duft in meiner Nase hatte, fühlte ich mich in meiner Entscheidung bestärkt, mich für eine gemeinsame Zeit mit dieser Frau entschieden zu haben.

„Allerdings, und wir mittendrin", ging ich auf ihre Aussage ein.

„Darf ich dir einen Vorschlag machen?", sprach die hübsche Frau und nahm einen zusammengefalteten Stadtplan, den man an jeder Touristeninformation kostenlos erhält, aus ihrem Täschchen. Sie schien etwas zu suchen.

„Klar, ich bin ganz Ohr", sprach ich im Getümmel. Ich bewegte mich ziellos mit Anouk im Schlepptau im Fluss der Menschenmassen.

„Ich würde gern mit dir an den äussersten Punkt für heute gehen und mich dann Richtung Markusplatz bewegen. Ich möchte mir mit dir mal die Libreria Aqua Alta anschauen. Das ist eine besonders spannende Buchhandlung, die mit Hochwasser zu kämpfen hat. Soll sehr einzigartig sein. Es gibt Leute, die sagen, es sei die schönste der Welt", fuhr sie fort. Ich liebte ihren Vorschlag.

„Eine tolle Idee", sprach ich begeistert.

„Super. Danke. Vielleicht finden wir dann auf dem Rückweg ein nettes kleines Restaurant", fuhr sie fort. Ihre Vorschläge waren mit meinen Vorstellungen unglaublich kompatibel. Vielleicht wäre ich einfach nur durch die Gassen geschlendert, planlos. Doch ich mochte ihre Zielstrebigkeit, als ob sie die zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich nutzen wollte.

„Klingt vielversprechend", fuhr ich fort und schaute sie an. Anouk hielt ihre linke Hand vor den Bauch. Ich empfand ihre Hände als unglaublich schön. Ihre Finger passten ausgesprochen gut zur Hand und ihre Nägel waren naturfarben, aber gepflegt. Dass mich sogar ihre Hand bezirzte, war ein eindeutiges Zeichen, dass ich vor mir auf der Hut sein muss. Ich darf nicht schwach werden. Wir sprachen über sehr viel Belangloses, das aber gute Laune machte. Wohin uns zum Beispiel die letzten Flüge geführt haben. Was wir an unserem Arbeitgeber und an Dubai mögen und ganz vieles mehr. Wir lachten viel und ich blickte vermehrt in ihre Augen. Phasenweise fühlte sich unser Umgang zutiefst freundschaftlich an.

„Oh Mann, das Kleid sass schon mal besser", sprach Anouk, als ihre Hand erneut über ihren Bauch glitt. Erst jetzt realisierte ich, dass sie ihn vielleicht zu kaschieren versuchte. Das war natürlich völlig unnötig, eine Flause, die nur in ihrem Kopf existierte. Ich hätte ihren Bauch am liebsten gestreichelt, sie umarmt, um ihn an meinem zu spüren. Ich drehte meinen Körper so zu ihr, dass sie kurz stoppen musste.

„Anouk, du siehst umwerfend aus. Nichts an dir wirkt so, als ob es früher mal besser war", rutschte mir raus. Der leichte Ansatz hatte etwas Einladendes. Ich wollte, dass sie weiss, dass sie wahrlich bezaubernd hübsch ist und sich nicht im Geringsten für etwas an ihrem Körper zu schämen braucht.

„Das ist lieb. Aber ich war wirklich schon besser in Form", fuhr sie fort und ich schaute ihr ernst und zugleich tief in die Augen.

„Das kann ich auch über mich sagen. Aber du darfst mehr als zufrieden mit dir sein. Ich fände es schade, wenn du es nicht wärst", verliess meine Lippen.

„Danke", sagte sie peinlich berührt und wirkte in diesem Augenblick schüchtern. Plötzlich bereute ich meine hemmungslose Offenheit. Bin ich gerade mit der Tür ins Haus gefallen? Hatte ihre Aussage nicht die Tragweite, die ich ihr beigemessen hatte? Habe ich mich verraten, dass ich mich in sie verkuckt habe?

Auf dem Weg zu der von ihr vorgeschlagenen Buchhandlung verwandelte sich Venedig immer mehr in die charmante Stadt, die ich aus einem alten Indiana Jones Film kannte. Ich musste kurz beim Gedanken daran an Stacys Filmzitat vor dem Abflug denken und grinste in mich hinein. War ihre Referenz heute Vormittag vielleicht eine Anspielung auf Venedig und ich habe es einfach nicht gerafft oder doch nur purer Zufall?

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