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Nóstimon Hêmar

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Im Ganzen war es eine sehr harmonische letzte Ferienwoche, und Marianne und ich sind uns sehr nahe gekommen -- nicht, was der Leser jetzt vielleicht denkt.

Nach den Ferien schlief Waldemar fast jede Nacht in meiner Wohnung, und wir wurden uns einig, daß er nicht nur fünfundneunzig-, sondern hundertprozentig zu mir ziehen würde, wenn die große Wohnung auf unserem Flur frei würde. Er nutzte es aus, daß seine Wohnung nun praktisch leerstand, und ließ sie gründlich renovieren, um sie dann günstig vermieten zu können -- oder Hanne und Ingo zur Verfügung zu stellen, wenn sie vielleicht doch zurück nach Hamburg kommen wollten.

Waldemar war auch ein guter Hausmann; es machte ihm Freude, fürs Essen zu sorgen -- durch Einkaufen, aber auch durch Kochen, wenigstens einfacher Gerichte, und er machte nach dem Abendessen meist den Abwasch.

Wir waren aber noch so heiß verliebt, daß es uns noch recht oft ins Bett zog und wir uns sagten: "Den Abwasch kann ja auch einer von uns morgen früh machen, oder er bleibt bis morgen, das wäre auch keine Katastrophe." Als sich auf diese Weise über ein Wochenende einmal der Abwasch von drei Tagen in der Küche türmte, beschloß Waldemar, eine Geschirrspülmaschine anzuschaffen. Von so einem Ding habe ich in den Jahren, in denen ich allein gelebt habe, immer gesagt: "Nicht brauche sie ich" -- ein Zitat aus der sehr anregenden Parodie von Robert Neumann auf den unmöglichen Stil von Kayserling. Und Waldemar hatte nach Annes Tod seine Spülmaschine Hanne und Ingo geschenkt: "Die jungen Leute haben abends sicher was Besseres vor als abzuwaschen -- und sie sind ja auch zu zweit und ich allein."

Die Spülmaschine, unsere erste gemeinsame größere Anschaffung, wird uns hoffentlich auf ewig aneinanderschweißen!

Ein schönes Erlebnis hatte ich im Herbst bei einem Konzert in unserer Gemeindekirche. Bei der Gelegenheit dieses Konzertes lernte auch Waldemar die Kulturinteressierten meines Stadtteils beziehungsweise meiner Gemeinde kennen. Und eine Ärztin aus der Nachbarschaft, die ich immer bei solchen Anlässen treffe, sagte mir später:

"Ihr Mann, der Herr Schröder, ist ja sehr sympathisch -- hoffentlich kommt er öfter zu unseren Konzerten und Vorträgen."

"Ihr Mann" hat die liebe Dame gesagt, nicht "Ihr Bekannter", "Ihr Lebensgefährte" oder ähnliche fürchterliche Ausdrücke. "Ihr Freund" wäre auch ein schönes Wort gewesen -- "Lebensabschnittspartner" wird ja wohl nur humoristisch gebraucht, obwohl es genau genommen auf alle Arten der Partnerschaft zutrifft.

In den Spätherbst fällt auch der Geburtstag meines älteren Bruders Hans. Er hielt sich an den von meiner Mutter vorgegebenen Komment, mich ohne Freund einzuladen, aber ich nahm den etwas widerstrebenden Waldemar einfach mit und stellte ihn der Familie vor. Das letzte Mal, daß ich mit einem nicht mit mir verheirateten Mann zu einer Familienfeier erschienen war, das war vor "Urzeiten" mit Dieter kurz vor meiner Heirat. Und jetzt mit einem Mann, mit dem ich nicht einmal verlobt war!

Hans nahm die Sache, wie erwartet, locker, zumal er ja auch mit seiner neuen Freundin Annemarie die Heirat erst plante. Er freundete sich gleich mit Waldemar an und war nach zwei Sätzen per Du mit ihm.

Meine Mutter gab ihm nur kühl die Hand -- immerhin! -- und sagte:

"Guten Abend, Herr --?"

"Schröder, Mama, ich hab dir Waldemar doch schon vorgestellt, und du hast dich sogar mit ihm geduzt, als du damals die Überschwemmung im Keller hattest und wir nachts zu dir gefahren sind!"

"Guten Abend, Waldemar!"

Das waren fast die einzigen Worte, die meine Mutter an dem Abend mit Waldemar wechselte.

Und auch mein jüngerer Bruder Walter war sehr kühl zu Waldemar, aber wohl aus Neid. Ich war jetzt meist nicht allein zu Haus, wenn er kam und mit mir über seine momentane Ehekrise reden wollte. Nein, nicht etwas Intimes! Aber er hatte ein günstiges Stellenangebot nach Hannover bekommen, und für seine Frau, eine gebürtige Lübeckerin, ist das schon tiefstes Süddeutschland. Ich kann ihr das etwas nachfühlen, andererseits sollte der gute Walter wegen seiner lieben, aber etwas trampeligen Katrin nicht auf die gut bezahlte und auch von der Arbeit hochinteressante Stellung verzichten.

Aber zum Glück war es ja "Hans sein Festtag", und so hatte er das Sagen, welcher Gast willkommen war und welcher weniger. Genau deshalb hatte ich mir schon lange vorher vorgenommen, Waldemar bei dieser Gelegenheit dem Rest meiner Familie vorzustellen.

Und so hab ich auch bezüglich meiner Familie dieses "Po-blem", wie ich als kleines Kind immer gesagt habe, gelöst.

Ende November war es dann so weit: Die Mieter der großen Wohnung zogen in ihr neues Domizil, die Crew, die Waldemars Wohnung renovierte, machte sich auch über diese Wohnung her, und nach einer Woche kam der große Umzug, das heißt, mit Hilfe dieser Crew und netter Kollegen schafften wir meine Möbel über den Flur in die große Wohnung -- natürlich mußten vorher die schweren Bücherregale ausgeräumt und nach dem Rüberschaffen wieder eingeräumt werden -- das war noch die schwerste Arbeit -- und um seine Sachen, vor allem auch die Bücher, herzuschaffen, hatte Waldemar eine türkische Möbeltransportfirma engagiert.

"Türken!", sagte einer meiner Kollegen im Lehrerzimmer, als ich von dem Ganzen erzählte, "da können Sie aber warten, die verspäten sich bestimmt!"

Aber nein! Wie Waldemar mir am Abend erzählte, kamen die Türken auf die Minute pünktlich, machten ihre Arbeit schnell und professionell, ohne einen einzigen Schaden anzurichten, und als sie fast fertig waren, kam meine Nachbarin Frieda mit gebratenen Hähnchen zu uns rüber und sagte:

"Sie haben ja sicher keine Zeit gefunden, den Türken was anzubieten, und da hab ich diese Hühnchen gebracht -- keine Currywurst -- die essen ja kein Schweinefleisch!"

Ich umarmte die gute Frieda mit Tränen in den Augen und schwor mir, nie wieder über sie zu lästern, wenn sie den Flur durch ihr Guckloch beobachtet.

Nach diesem anstrengenden Tag fiel die eigentlich geplante zünftige Einweihung meiner verspiegelten Schrankwand nicht ins Wasser, aber in Waldemars und meinen tiefen Schlaf.

"Willkommen in unserer ersten gemeinsamen Wohnung!", begrüßten wir uns am Morgen, fielen uns in die Arme und küßten uns "wol tûsentstunt".

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6 Kommentare
AnonymousAnonymvor mehr als 15 Jahren
Hallo Marion...

Deine Erzählung hat mir gut gefallen. Ich finde deine Geschichten sehr gut erzählt. Sie regen mich an und helfen mir nach 39 Ehejahren darüber nachzudenken was mir manchmal fehlt. Wolle

AnonymousAnonymvor mehr als 15 Jahren
Nicht GZSZ, sondern

den schlechteren Zeiten folgen immer Gute. Von Irrungen und Wirrungen durch's Leben auch durch ein erfülltes Liebesleben geführt, bewahrheitet sich das alte Sprichwort, dass sich für jeden Topf der passende Deckel findet. Nicht die Erotik, wie sie sicherlich von einem Teil der Leser als Stimulanz erwartet wird, steht im Fordergrund der, wie nicht anders zu erwarten, sprachlich und stilistisch brillianten Geschichte.

Deine kleine, aber feine Fangemeinde weiß diese ( hoffentlich nicht den Abschluß einer Lebensbeichte bildend) genau so hoch zu schätzen, wie ich.

rokoerberrokoerbervor mehr als 15 Jahren
hallo marion

ich sehe, so langsam geht es dir, wie es mir erging,

die kritiker langweilt es, dir gute kommentare zu geben.

lebensgeschichten und romane langweilen sie inzwischen.

es gibt immer weniger, was sie aus ihrer sexnot befreien kann; dich und deine männer sind inzwischen uninteressant.

es gibt ihnen keinen kick mehr ... auf was können sie jetzt noch wich...

es ist schade - wo deine geschichte doch wirklich gut ist.

lg raoul

er19300er19300vor mehr als 15 Jahren
Hallo Marion

Wieder Mal eine tolle Story von dir - wir freuen uns immer wenn wir was zu lesen, zu träumen von dir bekommen...DANKE

AnonymousAnonymvor mehr als 15 Jahren
LAAANGWEEEIIILLLIIIG!!!!!

Voll die langweilige Story!!

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