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Polterabend - Mal Ganz Anders

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Erst poltern, dann krachen lassen...
42.9k Wörter
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Die Einladungen

Frau Olschewski überreichte der Verkaufsleiterin einen Brief, der wohl gerade gekommen war. Das war ungewöhnlich. Normalerweise wurde fast alles per email erledigt. Wer schrieb heutzutage noch Briefe? Briefträger hatte die Post bei ihnen im Ort schon abgeschafft; die wenigen Briefe kamen zusammen mit der Paketpost.

Noch dazu ein handschriftlich adressierter Brief. Und sogar mit der Kennzeichnung „persönlich" unter dem Namen! Aber so stand es da: „Frau Veronika Müller -- persönlich -- ".

Persönlich hieß, dass ihn die Sekretärin nicht aufmachen durfte, und auch nicht der Stellvertreter von Frau Müller.

Eigentlich war sie selbst die Stellvertreterin -- die Stellvertreterin ihrer Eltern. Die Juniorchefin - aber nicht die Chefin. Verkaufsleiterin klang auch nach mehr als es war -- gerade mal zwei Verkäufer hatte sie unter sich. Einer davon durfte sich ihr Stellvertreter nennen, der andere nicht. Und die Sekretärin war gar nicht ihre eigene, sondern die des ganzen Autohauses. Man sagte auch nicht Sekretärin, sondern Service-Assistentin, dabei war sie nicht nur für die Serviceleute zuständig - der Vertrieb hatte gar keine eigene Assistentin. Frau Olschewski war für alle da, sie schmiss den ganzen Laden. Sie war gut in ihrem Job, alte Schule, und deshalb wusste sie, dass sie den Brief nicht öffnen durfte, wenn er mit „persönlich" adressiert war. Frau Müller selbst hätte es nicht gewusst.

Jedenfalls war alles an dem Brief sehr ungewöhnlich. Der Umschlag schien aus teurem Papier zu sein, keine Supermarktware, und in der rechten oberen Ecke klebte sogar noch eine echte Briefmarke statt des Rollenstempels einer Frankiermaschine. Frau Müller war neugierig geworden. Vielleicht war das ja auch der einzige Zweck? Vielleicht einfach nur eine banale Werbung, die mit einer handgeschriebenen Adresse Aufmerksamkeit wecken wollte? Oder eine Bewerbung? Aber dafür war der Umschlag dann wieder zu klein.

Aber da er mit „persönlich" adressiert war, hatte ihn Frau Olschewski nicht geöffnet. Frau Müller versuchte es selbst, aber er war gut verschlossen. Keiner jener Fensterumschläge mit Selbstklebeverschluss, die man ganz leicht aufziehen konnte, nein, ein Umschlag aus dickem Papier, und sorgsam verklebt. Frau Müller riss ungeduldig daran herum. Mit sowas war sie nicht so geschickt, und ein Messer war gerade nicht zur Hand. Sie zerfetzte die Umschläge dann eher, als dass sie sie auftrennte. Aber das war egal, die kamen sowieso ins Altpapier.

Zur gleichen Zeit bekam Herr Baldischwyler-Roth von der „DBR Sound Perfection" die gleiche Art von Brief, allerdings in seinem Fall bereits geöffnet. Chantal kannte da nichts, aber sie war schließlich auch keine ausgebildete Sekretärin, sie machte das nur nebenbei. Andererseits wusste Herr Baldischwyler--Roth ihre flinke Art, mit der sie alles aufmachen konnte, manchmal durchaus zu schätzen. Sogar oft.

Als Absender war eine „Laura Ebert" angegeben. Herr Baldischwyler-Roth kannte keine Laura Ebert.

Eine Einladung. Sogar eine adressierte Rückantwortkarte lag bei. Ganz neutral, zum Ankreuzen: Ich komme / Ich komme nicht. Mit Begleitung - ja: ... (Name) / nein. Zum Polterabend von Laura & Ben am soundsovielten. Total altmodisch. Worum ging's hier eigentlich? Und warum nicht einfach per email?

Herr Baldischwyler-Roth nahm sich das Begleitschreiben vor, um Aufklärung zu erhalten.

Nachdem Renate Hecker ihren Brief gelesen hatte, rief sie ihren langjährigen Freund Sascha in Berlin an:

„Sag mal, hast du auch die Einladung bekommen?"

„Welche Einladung meinst du?"

„Den Brief! Hast du heute keinen Brief bekommen?"

„Doch, einen. Hab' ich vorhin aus dem Briefkasten geholt, aber noch nicht aufgemacht."

„Dann mach ihn auf. Jetzt gleich!"

Sascha wusste, wann Renate etwas wichtig war. Das konnte man am Tonfall erkennen. Renate hörte durch das Telefon, wie Papier aufgerissen wurde, dann war es eine Weile still.

Als sie davon ausgehen konnte, dass Sascha die Einladung gelesen hatte, aber noch bevor er selbst etwas sagen konnte, fragte sie: „Und? Wie machen wir's?"

„Ich würde sagen, wir sagen zu, oder?", antwortete Sascha, „Klingt doch ganz spannend."

„Jaja, schon klar, ich meine: Sage ich zu und du kommst mit? Oder sagst du zu und bringst mich mit?"

„Was hältst du davon, wenn wir beide zusagen -- als: ohne Begleitung?"

Auf diese Idee war Renate noch gar nicht gekommen. Das konnte spaßig sein: so würden sie's machen!

„Wie viele wohl damit rechnen, dass wir immer noch zusammen sind?"

„Ich glaube, es haben gar nicht so viele mitbekommen, dass wir überhaupt zusammen sind."

Übrigens stellten sie noch fest, dass Saschas Brief Laura als Absender trug, während Renates Umschlag von Ben war.

Nabila und Alexandra lasen den Brief aneinander gelehnt auf ihrer großen Wohnzimmercouch. Als sie zu der Stelle kamen: „Ihr wisst sicher noch alle, dass Frauenüberschuss bei so einer Gelegenheit auch seine Nachteile hat -- ihr dürft also gern nette Freunde mitbringen, die sich aktiv beteiligen wollen", da lächelten sie beide versonnen, und Nabila meinte: „Dann wird es wohl besser sein, wir gehen erst gar nicht hin."

„Ja, wenn die Erwartungshaltung ist, dass wir Männer mitbringen..."

„Außerdem, weißt du, ich glaub ich bin einfach kein Orgien-Typ. Ich bin mehr so ein Zweier-Typ, vielleicht auch Dreier..., aber mehr nicht."

Alexandra lächelte sie schelmisch an und küsste sie liebevoll.

„Ja, aus der Phase sind wir raus."

„Und außerdem...: Ich finde Frauenüberschuss total super...! Ich weiß gar nicht, wo der Nachteil sein soll?"

Als Vroni die Einladung gelesen hatte, bedauerte sie es, den Umschlag so lieblos zerfetzt zu haben. Bei diesem Brief hätte sie ihn aufheben wollen.

Julian war bereits vorgewarnt. Ben hatte ihn schon gebeten, dass er für ihn den Trauzeugen machen solle, und angedeutet, dass es vorher nochmal so richtig krachen solle. Aber mit dem, was da vorgeschlagen wurde, hatte Julian dann doch nicht gerechnet.

„Du etwa, Schatz?", fragte er Nina.

„Nein, nein...", antwortete sie verträumt, „aber eigentlich eine Super-Idee! Warum sind wir damals nicht darauf gekommen?"

Ein Brief von Ben. Wie nett... Eine Einladung. Wie lieb. Eine Einladung zum „Polterorgienabend"! Jetzt war Frau Matterns Interesse endgültig erwacht.

„Erst poltern wir, dann bumsen wir!"

Sie war hellwach!

Für den ersten Teil (in „zwangloser Partykleidung") solle man mitbringen: altes Porzellan, für den zweiten Teil gern entsprechendes Spielzeug. Aber vor allem: sich selbst.

Frau Mattern war geschmeichelt. Und aufgeregt! Dass Laura und Ben darauf vertrauten, dass ihr Körper auch für andere noch interessant sein konnte? Na gut, sie würde es erfahren! Was konnte ihr schlimmstenfalls passieren? Dass niemand mit ihr schlief! Das würde mit Sicherheit passieren, wenn sie zuhause blieb. Also würde sie hingehen. Sie machte ihr Kreuz an der entsprechenden Stelle, und fügte noch zwei Worte hinzu.

Frau Weingarten grinste vergnügt. Der gute Ben -- der traute sich was! Als ersten rief sie Gregor an, um es ihm zu erzählen.

Vroni und Alissa telefonierten auch sofort. Und sie heckten was aus.

Lisa wusste sofort, sie würde absagen. Ohne Begründung. Der Grund war: sie hätte niemand mitzubringen gehabt, sie war wieder solo, sie hatte es verkackt, wie sie alles verkackte, ständig, wie sie ihr ganzes Leben verkackt hatte. Kurz: Es ging ihr gar nicht gut. Wie hätte sie da zusehen sollen, wie Ben, dem sowieso immer alles zuflog, jetzt eine andere heiratete? Nein, das war unerträglich!

Bei Erik und Sascha hatte Laura noch handschriftlich dazugesetzt: „Ich freue mich sehr darauf, dich kennenzulernen." Didi und Roger war ihr Ruf vorausgeeilt - da war sie vorsichtig gewesen und hatte darauf verzichtet.

Aber Ben hatte es bei der Karte an Madeleine getan. Auf die war er wirklich neugierig. „Plein d'attentes excitées!" (Laura hatte ihm ein bisschen geholfen bei der Formulierung. Nachdem sie seine Neugier angefacht hatte...)

In dieser Nacht war der Sex zwischen Nina und Julian ziemlich heftig.

Der zwischen Vroni und Bastian war jedes Mal ziemlich heftig. Aber diese Nacht fickte sie wieder mal mit Nikos. Auch heftig.

Die Gästeliste

Ein paar Tage vorher gingen Laura und Ben gemeinsam die Antwortkarten durch.

Mit Madeleine hatte Laura schon vor langem alles abgesprochen. Erstens sollte sie ihre Trauzeugin sein, und zweitens hätte sie ihr sowieso ausführlich erklären müssen, was ein „Polterabend" war, so gut ihr Deutsch auch war. Sie hatte ihr erst den normalen Polterabend erläutert, und dann den speziellen, den sie und Ben sich ausgedacht hatten. Die Antwortkarte war dann reine Formsache -- abgesehen davon, dass sie neben der Zusage von Madeleine und ihrem Mann auch die von Xavier und Jean-Luc enthielt. Damit hatte Laura auch fest gerechnet - sie kannte doch die Bande, das würden die sich nicht entgehen lassen!

Die vier waren also schon fest gebucht.

Laura las die nächste Karte: „Julian und Nina -- Zusage."

Das war genauso klar gewesen.

„Renate, ohne Begleitung... Didi, mit „Chantal" -- weißt du, wer Chantal ist?"

Ben schüttelte den Kopf. Man würde sehen, was Didi sich da angelacht hatte.

„Aber Renate ist mega-geil! Das ist Klasse, dass die kommt."

Laura warf ihm einen forschenden Blick zu. Solche überschwänglichen Komplimente waren selten bei ihm.

Erik hatte abgelehnt, kommentarlos. Laura zuckte die Achseln, während Ben ihn von der Liste nahm. Dann würde sie ihn eben nicht kennenlernen. Und er sie auch nicht.

Kevin und Lynn hatten auch abgesagt -- Wochenenden seien für sie schlecht, weil sie da fast immer mit Tanzvorführungen ausgebucht waren. Außerdem seien sie mittlerweile nur noch Tanzpaar und hätten beide neue Partner, wie sie im P.S. schrieben. Das wäre aber kein Grund für die Absage gewesen, fand Laura, die hätten sie ja mitbringen können. Aber das mit den Tanzabenden sah sie ein.

Weiter: „Sascha - kommt, ohne Begleitung..."

Ben notierte auch das.

Markus hatte abgesagt. Laura war fast etwas erleichtert. Er war zwar derjenige gewesen, der sie entjungfert hatte, aber über Blümchensex war er dann nie hinausgekommen. Und wollte es wohl auch jetzt nicht.

Um Florian tat es ihr aber schon in wenig leid. Er hatte sie als erster in den Arsch gefickt, und auch sonst war es ziemlich heftig zwischen ihnen zur Sache gegangen. Aber sie sah ein, dass er nicht die Teilnahme an der Silbernen Hochzeit seiner Schwiegereltern absagen konnte mit der Begründung, er müsse zu einer Orgie. So hatte er die Orgie abgesagt mit der Begründung, er müsse zur Silbernen Hochzeit seiner Schwiegereltern. Er bedaure es unendlich, schrieb er noch.

Tom hatte sie schon zu Beginn des Studiums aus den Augen verloren, und auch von Patrick und Ines hatte Laura keine aktuellen Kontaktdaten mehr herausbekommen. Schade.

Andy hätte sie einladen können, der wohnte weiterhin am Ort, aber der kam ihr nicht mehr ins Haus, und schon gar nichts ins Bett, nach der Sache mit Jana. Und die hatte sie natürlich auch nicht eingeladen, so gut sie auch lecken konnte.

Laura lenkte ihre Gedanken wieder zurück auf die Antworten: „Till. Hat zugesagt. Er kommt mit... Kai. - Ist Till schwul?"

„Kann ich mir nicht vorstellen. Naja, ich kenn ihn eigentlich kaum. Aber bei der Party war er's nicht -- Alissa und Vroni haben ein Lied davon gesungen..." Er überlegte: „Ich glaub eher, er hat unsere Aufforderung, für Männerüberschuss zu sorgen, ernst genommen und bringt einen Kumpel als Verstärkung mit."

„Na, wollen wir's hoffen!", meinte Laura, etwas reserviert. Ein bisschen Sorgen machte ihr schon, dass sie manches nicht selbst einschätzen konnte.

Alissa und Vroni hatten beide noch am gleichen Abend angerufen und zugesagt, aber beide hatten, angeblich unabhängig voneinander, ganz hartnäckig nach Till gefragt, und mehrfach insistiert, den sollten sie dann noch einladen, es lohne sich, ganz gewiss! Allerdings wussten sie auch nicht, wie man ihn erreichen konnte, und Ben hatte dann Frau Weingarten antelefoniert -- die hatte es ihm sagen können. Laura hatte also nachträglich noch eine Einladung an Till weggeschickt, aber wenn sich jetzt herausstellte, dass da zwei Schwule kämen, die sich überhaupt nicht für sie interessieren würden, dann wäre sie echt sauer! Vielleicht hatten ihr die beiden Mädels mit der Empfehlung nur einen Streich spielen wollen, aus Rache dafür, dass sie es war, Laura, die Ben abbekommen hatte?

Sie wischte diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Antwortkarten: „Hast du Alissa und Vroni schon abgehakt?"

„Jaja, beide mit Freund."

Der Brief an Selina war von der Post mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt verzogen" zurückgekommen. Als sie sich umgehört hatten, hatten sie festgestellt, dass Selina jetzt in Südafrika lebte. Das war schade, denn von dort aus würde sie wohl kaum mal schnell für einen Polterabend eingeflogen kommen.

„Frau Weingarten hat auch zugesagt", meinte Laura, als sie die nächste Karte gelesen hatte.

„Sie heißt Silke...", antwortete ihr Verlobter und lächelte versonnen.

Mir hat sie das Du nie angeboten", wies Laura ihn leicht pikiert hin. Immerhin hatte sie sie auch vier Jahre in Musik gehabt.

„Du warst ja auch nicht bei der Verbrüderungsparty dabei..."

Verbrüderungsparty nennst du jetzt eure große Orgie!", knurrte Laura, langsam etwas gereizt, „Ihr hättet mich ja bloß einzuladen brauchen!"

„Hat Nele sich wohl nicht getraut. Sie hat ziemlich viel Respekt vor dir, weißt du..."

„Roger hat seine ältere Schwester auch mitgebracht!" Laura war mittlerweile durchaus informiert über den damaligen Abend.

„Es hat deswegen aber auch Zoff gegeben. Wir hatten sowieso schon zu viele Mädels für zu wenig Jungs."

Immerhin hatte Frau Weingarten diesmal ihr Kommen ohne Vorbehalt zugesagt. Sie hatte auf dem Antwortkärtchen „Mit Begleitung" angekreuzt und statt der Namen handschriftlich dahinter vermerkt „(2)". Wieder würde sie mit gleich zwei Liebhabern auftauchen. Oder Liebhaberinnen? Bei ihr musste man mit allem rechnen.

Laura und Ben waren gespannt.

„Ich tippe auf zwei Männer."

Laura zuckte die Achsel. Ändern konnte sie sowieso nichts.

„Yannick hat auch zugesagt."

„Begleitung?", fragte Pia aus dem Hintergrund, noch vor Ben.

„Nein."

Pia war ganz scharf darauf gewesen, Yannick einzuladen. Als der mit Nele gegangen war, war sie vierzehn gewesen und hatte ihn angeschwärmt und gehofft, er werde mit ihr ins Bett gehen, und wenn die Beziehung nicht so bald wieder auseinander gegangen wäre, wäre das auch passiert. Dann wollte sie das jetzt eben nachholen!

Laura kicherte.

„Was hast du denn?", wollte Ben wissen.

„Marion... Sie hat zugesagt..."

„Was ist daran so lustig?"

„Bei Begleitung hat sie geschrieben: mit Vergnügen!"

Jetzt musste auch Ben lachen. Marion, ja, das war ein wilder Feger.

„Von Alexandra und Nabila haben wir auch keine Antwort", meinte Laura.

„Doch", sagte Ben, „hab ich vergessen, dir zu sagen. Sie können nicht -- irgendeine Feier in Nabilas Familie an genau dem Wochenende, bei der sie nicht fehlen können, schade."

„Ja, schade. Ich hätt' sie gern mal kennen gelernt, die müssen ziemlich nett sein, nach dem was, du erzählt hast."

„Ich hab' es aber schon befürchtet. Die beiden haben sich, seitdem sie zusammenleben, immer mehr von uns anderen zurückgezogen."

Laura nahm die nächste Karte in die Hand: „Absage von Lisa. Ohne Begründung."

Ute hatten sie nicht eingeladen. Die Gefahr, dass Utes unlautere Methoden die Party hätten stören können, war Ben doch zu groß erschienen. Wenn sie draufkam, war der Brief an sie eben „in der Post verloren gegangen".

Roger hatten sie einladen müssen -- ihn als einzigen männlichen Kursteilnehmer auszuschließen wäre zu auffällig gewesen, wo man doch sagte, an männlichen Teilnehmern solle kein Mangel herrschen. Außerdem war Nele auf die Idee gekommen, dass Roger auch eine Einladung an seine Schwester weiterleiten könnte, und sie über die auch noch an Sven herankommen würden, falls die noch zusammen waren. Also hatten sie zwei Einladungen in den Umschlag gesteckt -- eine an Roger, und eine an Corinna.

Und sie hatten zwei Zusagen zurückbekommen. Roger kam ohne Begleitung (war er etwa immer noch Single?), und Corinna hatte tatsächlich Sven als Begleiter angegeben. Nele hüpfte vor Freude, und Pia leckte sich die Lippen.

Tim und Josua hatten sie mündlich eingeladen, und die hatten mündlich zugesagt. Natürlich.

Josua hatte Joel dessen Einladung selbst überbracht, und der hatte sich sofort hingesetzt und die Zusage für sich und Alissa angekreuzt. Alissa war Joels Freundin, aber es war natürlich nicht die Alissa aus ihrem Musikkurs.

Sie waren mit dem Stapel durch. Laura überflog die Namen auf der Adressliste.

„Sylvie hat nicht geantwortet, oder?"

„Doch, sie hat mich angerufen: Hat lang und breit erklärt, warum sie nicht kommen kann, und dass es nichts gegen uns ist. Ihr Mann würde es nicht ertragen, wenn sie noch immer mit anderen schliefe, blabla."

Schon wieder ein Telefonat, von dem Ben ihr nicht gleich was erzählt hatte.

„Dann soll sie ihn doch mitbringen!"

„Hab' ich ihr auch nochmal gesagt, aber war der Meinung, das wäre völlig ausgeschlossen. Damit er es auch noch sieht, wie sie mit anderen vögelt! Völlig undenkbar, meinte sie. Sie hat aber mehrfach beteuert, dass wir es nicht persönlich nehmen sollten und dass sie uns alles Gute wünscht."

„Na gut. Dann streichen wir sie eben auch."

Das war's. Laura addierte.

„Dann sind wir dreizehn Frauen und neunzehn Männer -- vorausgesetzt, Frau Weingarten bringt zwei Männer mit. Wenn sie Frauen mitbringt, sind wir fünfzehn zu siebzehn."

„Selbst dann hätten wir noch Männerüberschuss", resümierte Ben, „ist doch ok. Aber ich glaube, sie bringt Männer mit!"

Nele sah den beiden über die Schulter: „Von den Mädels aus dem Kurs haben aber nicht arg viele zugesagt, was?"

„Aber die Jungs kommen alle an dem Abend!", grinste Ben. Ein wenig stolz war er schon auf seine Kumpels. Die hielten sich ran!

„Fragt sich nur, wie oft sie kommen...", sinnierte Pia.

Laura sah die Liste nochmal durch. Sie hatte zwar auch einen ausgedehnten Freundes- und Bekanntenkreis, aber sie schien immer bloß an die Verklemmten, Spießigen zu geraten. Maria hatte sie sogar mal gefragt, wofür man denn mit einem Mann schlafe, davon hätte man als Frau doch gar nichts. Von denen konnte sie keinen zu sowas einladen. Und bei ihren Kollegen war auch nichts zu holen -- vielleicht hätte sie nicht in die Software-Branche gehen dürfen. Die Beziehungen zu ihren Ex-Freunden, Jens und Matthias und noch ein paar anderer, waren auch immer am selben Punkt gescheitert: Als sie die darüber aufgeklärt hatte, was sie so trieb, wenn sie Madeleine besuchte. Statt mitzukommen und mitzumachen, wie sie es ihnen vorschlug, hatten sie dann den Schwanz eingezogen und waren getürmt. „Wir passen nicht zusammen." „Wir haben unvereinbare Lebenseinstellungen." „Wir harmonieren nicht miteinander." Blablabla. Dabei waren das harmlose Spielchen gewesen im Vergleich zu dem, was sie sich von ihrem Polterabend erwartete.

Ben war da glücklicherweise anders. Der war sofort Feuer und Flamme von der Idee, Madeleine zu besuchen. Sie hatten dann mehrere Anläufe unternommen, aber irgendwie hatte es dann terminlich nie gepasst, und so hatte er sie bis heute nicht kennen gelernt.

Patrick wäre vielleicht für einen Besuch bei Madeleine zu haben gewesen, aber der war nie ihr fester Freund gewesen, sondern der von Ines, und die beiden hatten Laura nur eine Zeitlang erlaubt, mit ihnen das Bett zu teilen. Mittlerweile wusste sie überhaupt nicht mehr, was aus ihnen geworden war.

Laura kannte also die wenigsten auf der Gästeliste. Weniger als die Hälfte. Aber das würde die Party für sie noch aufregender machen. Sie konnte eine Menge neuer Leute kennenlernen. Und wie sie sie kennenlernen wollte...