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Polyamorie 02

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Hinter uns vernahm ich Geräusche. Lena und Lisa standen schweigend Hand in Hand in ihrem Elfen-Kostüm vor der Kommode und schauten zu uns rüber. Zögernd ging Lena auf Yasi zu. Im Flüsterton und mit unterdrückten Tränen in den Augen sagte sie: „Schön, dass du da bist. Wir haben dich vermisst. Wir beide."

Sie fielen sich in die Arme und heulten gleichzeitig los. Trotz des kalten Windes war mir warm geworden.

Ich zog Yasis Koffer in den Flur und schloss die Eiseskälte endgültig aus.

Yasi, Lena und ich saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa, als Lisa mit einem Tablett mit Tassen und einer Kanne Tee hereinkam. „Hier gibt es erst mal was zum Aufwärmen. Leckeren Weihnachtstee und selbst gebackene Plätzchen."

Lisa war noch immer in dem kurzen, grünen Rock und den langen Strümpfen gekleidet. Auf dem Kopf musste natürlich die Wichtel-Kappe sein. Über ihrer Schulter balancierte sie Lenas und meine Weihnachtsmützen. Im Vorbeigehen griff sich Lena ihre und setzte sie auf. Nachdem Lisa das Tablett auf den Tisch gestellt hatte, reichte sie mir meine.

„Im Übrigen, der süße Wichtel ist Lisa", stellte ich sie vor. „Engelchen, das ist Yasmin, Lenas Freundin aus Nürnberg."

„Das ist echt bescheiden ausgedrückt, Papa", beanstandete Lena meine kühle Vorstellung. „Yasi ist meine beste Freundin und deine Seelenverwandte, nach eigener Aussage." Zu Lisa gewandt, fügte sie hinzu: „Wenn du gesehen hättest, wie sich die beiden ihre Seelen herausgefickt haben, würdest du verstehen, was ich meine. Aber eigentlich müsstet ihr beiden euch noch von der Pyjama-Party vor ein paar Jahren kennen."

„Klar erinnere ich mich noch an Yasi und die Party. Was ihr zwei damals veranstaltet habt, kann man nicht so leicht vergessen. Das war echt das Heißeste, was ich bis dahin gesehen habe. Dank euch hatte ich da meinen ersten Org-"

„Hey, was auf der Party passierte, ist geheim und sollte nicht ausgesprochen werden", zischte ihr Lena zu. „Der Schwur gilt auch noch heute." Als würde sie den Eid wiederholen, betonte sie mit erhobenem Finger: „Was in Nürnberg passiert, bleibt in Nürnberg! Papa muss auch nicht alles wissen." Der Satz kam mir bekannt vor. Ich erinnerte mich, als Lena diese Worte damals auch zu mir sagte. Nur sollte Lisa da nicht alles wissen.

„Richtig, bleibt alles geheim, auch euer Katzengejaule." Lena kicherte bei Lisas Worten. Ihre Blicke richteten sich auf Yasi, die sich verlegen an mich schmiegte. Ich streichelte ihren Bauch: „Gut, dass es nicht für alles gilt. Ich bin so froh, dass du hier bist, Kätzchen und nicht in Nürnberg geblieben bist."

Schuldbewusst wanderte ihr Blick zu Lisa. Yasis schlanken Finger umklammerten die heiße Teetasse. Meine Hand wanderte zu ihren Schenkeln. Sie strahlte noch immer eisige Kälte ab. Um sie zu wärmen, setzte ich ihr meine Mütze auf den Kopf, zog die Wolldecke von der Sofalehne und breitete sie über uns aus. Ich kuschelte mein kaltes Kätzchen an mich. Ihr dankbarer Blick sprach Bände.

Lena sprang auf und schaltete die Musikanlage ein. Zur Abwechslung wählte sie ein nicht weihnachtliches Lied. Yasi säuselte: „Schön! Während der Zugfahrt hierher habe ich bestimmt 10 Mal ‚Take me Home' gehört."

„Echt? Das Lied gefällt mir auch", gab ich zu. „Ist eben ein Evergreen."

Lisa kicherte: „Yasi meint bestimmt nicht das gleiche Lied, woran du denkst, Paps."

„Nicht? Ich dachte an das von Phil Collins."

„Eben, Yasi meinte das Lied, das Lena gerade angemacht hat. Das ist von Jess Glynne und garantiert auch kein Remake, oder so. Das hat nur den selben Titel, aber sehr schön und bedeutungsschwanger."

„Ah so, ... stimmt, ist auch ein schönes Lied. Im Übrigen heißt das bedeutungsträchtig, Lisa. Das solltest du wissen, ... mit ‚fast Abi'."

„Weder, noch! Das heißt, einfach bedeutungsschwer", mischte sich Lena ein.

„Ihr meint alle das Gleiche. Die Wörter gibt es alle. Allerdings würde ich prätentiös in einer Abiaufgabe verwenden, Lisa. Da wird der Lehrer wahrscheinlich selber nachschlagen müssen."

"Wie unser Herr Knolle, der war ja peinlich als Deutschlehrer", bemerkte Lena. Yasi und Lena kicherten im Duett.

Lena strahlte über das ganze Gesicht. „Ich bin grad so glücklich, dass du hier bist, Yasi. Noch dazu vor Weihnachten, das macht es noch perfekter." Vor Freude summte sie das Lied mit.

„Mit dem Lied ist es echt behaglich, da fühlt man sich gleich besser. Du kennst mich zu gut, Lena."

„Klar kenn ich dich. Nach all den Jahren sollte man das meinen", lächelte sie ihr zu. „Aber warum bist du so überraschend zu uns gekommen, warum hast du vorher nicht angerufen? Wir hätten dich vom Bahnhof abgeholt. Dann hättest du mit dem Koffer nicht durch den Schnee und die Kälte stapfen müssen."

Meinen Arm umklammert und an mich geschmiegt wie ein Kätzchen, antwortete sie: „Ich habe angerufen, mehrmals. Immer wieder sprang nur deine Mailbox an. Ich war so verzweifelt. Ich hatte ja nur deine Handy-Nummer, Lena. Hätte ja sein können, dass du inzwischen ein Neues hast oder nicht rangehst, weil ich damals auch nicht mehr rangegangen bin. Eure Festnetznummer war nicht rauszukriegen, nur die Adresse." Sie streckte sich zu mir für einen Kuss. Yasi zu spüren, kam mir vertraut vor. Ihre weichen Lippen öffneten sich, sie schob die Zunge leicht heraus. Liebevoll nahm ich ihr Gesicht in beide Hände und erwiderte den sinnlichen Kuss.

„Gott sei Dank seid ihr Zuhause. Ich wüsste wirklich nicht, wohin ich sonst sollte. Ich musste dich sehen", atmete Yasi erleichtert auf.

„Ich freue mich auch, dass du hier bist." Ich konnte nicht anders und drückte sie an mich.

Plötzlich sprang Lena auf und lief nach oben. Kurz darauf kam sie mit ihrem Smartphone in der Hand wieder herunter. Es hing den ganzen Tag unbeachtet in Lisas Zimmer am Ladekabel, während wir unten im Bett herumtollten. In der Zwischenzeit waren bei ihr 23 Anrufe von Yasi eingegangen. Bevor Lena alle abgehört hatte, fragte Yasi mich erneut: „Darf ich bei euch bleiben? Ich hatte mit meiner Familie den Streit des Jahrhunderts. Ich konnte nicht länger bei ihnen bleiben. Ich musste da weg. Ich bin in den nächsten Zug hierher gestiegen und habe gehofft. Bitte darf ich? Ich weiß sonst nicht, wohin ich gehen kann. Außerdem-" Sie verstummte abrupt, als wollte sie noch etwas Wichtiges sagen, traute sich aber nicht. Yasi schaute mich wie ein trauriges Kätzchen an, das man einfach nach Hause mitnehmen musste.

„Natürlich darfst du bei uns bleiben", meldete sich Lisa noch vor mir zu Worte. „Nachdem du auch von Papa gebumst wurdest, wie Lena mir erst jetzt verraten hat!" Sie warf ihrer Cousine einen strafenden Blick zu. „Gehörst du ja praktisch schon zur Familie. Und unsere Familie hält zusammen. Egal, worum es in deinem Streit ging, du brauchst es uns nicht verraten, wenn du nicht willst. Aber du bist hier jedenfalls Willkommen, Yasi!"

Schöner hätte ich es nicht formulieren können. Stolz winkte ich Lisa heran. Sie setzte sich auf meinen rechten Oberschenkel und rückte ihre Mütze zurecht. Ich spitzte die Lippen und gab meinem Engel-Elfen-Wichtel einen Kuss.

Yasi seufzte anhaltend und stieß erleichtert die Luft aus. „Danke! Nicht nur für den Chai und die Decke." Dabei sah Yasi mich an. „Sondern, für eure Herzenswärme und das Willkommen. Danke Lisa! Dank euch allen. Das kann ich jetzt echt gebrauchen!"

Sie beugte sich zu Lena, gab ihr einen Kuss auf dem Mund und mir einen auf die Wange. Unschlüssig blickte sie Lisa an. In ihrem Zögern erahnte ich, Yasmin fragte sich, ob sie ihr auch einen Kuss geben konnte.

Da ergriff Lisa mit beiden Händen Yasis Kopf und küsste sie direkt auf den Mund. „Bitte, gern' geschehen", antwortete sie kurz.

Yasi drehte sich verwundert zu mir. Ich zuckte mit den Schultern: „So ist Lisa nun mal: herzlich und direkt."

Mein Engel betrachtete Yasi eingehender. „Was ist los?", fragte ich.

„Oh, nichts weiter. Ich bewundere nur ihre Ohrringe." Sie drehte Yasis Kopf herum, um einen besseren Blick darauf zu werfen. Mir fielen ihre zwei Stecker und einen Hänger mit einem goldenen Kätzchen auf jeder Seite in dem Augenblick zum ersten Mal auf. „Hast du die alle gleichzeitig stechen lassen?", wollte sie wissen.

„Nein, immer nur einen nach dem anderen." Verwundert über die Frage schüttelte Yasi den Kopf. „Also, auf beiden Seiten allerdings. Nicht wirklich einzeln." Lisa und Yasi grinsten sich an. Sie verstanden sich.

„Hat das Stechen nicht wehgetan?", fragte Lisa weiter.

„Nicht sehr. Als mein Onkel mir ein Loch gestochen hat, tat es mehr weh."

„Welches hat er gemacht?", hakte mein Engel nach und schaute weiter auf die Ohrringe. Yasi zog den Kopf auf die Brust und deutete mit dem Kinn auf ihr Becken.

„Du hast noch eines? Wo, am Bauchnabel?" Ich ahnte, was Yasi meinte.

„Nein, tiefer. Als er mich entjungfert hat. Das tat höllisch weh."

Lisa sog erschrocken die Luft ein, dann sah sie von mir zu Lena. Die nickte, um Yasis Antwort zu bestätigen.

„Du wurdest von deinem Onkel ...?"

„Jep, im Türkeiurlaub. Lange Geschichte. Ich rede nicht gern darüber", würgte Yasi sie ab.

„Dann haben wir ja was gemeinsam", versuchte Lisa Yasis Erklärung zu überspielen. „Mich hat Papa entjungfert ..."

Yasi schaute sie mit verzogenem Mundwinkel an.

„Ich denke, das ist nicht ganz das Gleiche. Ihr seid keine Blutsverwandten, wenn ich mich recht entsinne."

„Aber ich bin immerhin adoptiert. Und wir lieben uns", stellte Lisa klar.

„Stimmt, das zählt auch", gähnte Yasi. „Entschuldige, aber ich bin so müde." Sie lehnte sich wieder gegen meine Brust und ließ sich von mir wärmen.

Lena hörte noch immer ihre Mailbox ab, als Lisa zur Abwechslung mal wieder weihnachtliche Musik einschaltete.

Nach einer Weile bemerkte ich, Yasi war in meinen Armen eingeschlafen. Offensichtlich hatte sie die anstrengende Reise sehr erschöpft. Auch der Streit mit ihren Eltern musste ihr emotional zugesetzt haben. Sie wirkte regelrecht erschlagen. Unter der Decke fühlte ich ihre nasse Hose und schlug vor, Lena sollte in Yasis Gepäck nach trockenen und bequemen Sachen schauen.

Sie rollte den Koffer aus dem Flur ins Wohnzimmer und öffnete ihn. Zuerst beförderte Lena einen abgeknuddelten Teddybären mit einzelnen Flicken heraus. Sie lächelte, als sie ihn sah und flüsterte ein Wort. Es hörte sich an wie: „Aije!"

Vermutlich kannte sie das Stofftier und wusste, was es Yasi bedeutete. Behutsam legte sie ihn zur Seite. Dann suchte sie weiter in dem Koffer. Plötzlich hielt sie ein hellblaues Heft, mit einem Ying-und-Yang ähnlichen Zeichen darauf in den Händen. Ich erinnerte mich an Yasis Kampfsporthintergrund und vermutete, es wäre ihr Kampfausweis vom Wushu.

Lena zeigte Lisa wortlos das Heft. Lisas Augen weiteten sich, sie schlug die Hand vorm Mund.

„Was ist los? Was ist das?", fragte ich nun doch neugierig. Offensichtlich handelte es sich nicht um das, wofür ich es hielt.

Lena setzte sich neben uns und zeigte mir das Heft. Darauf las ich ‚Mutterpass'.

Zunächst erkannte ich die Bedeutung nicht, stellte stumpf fest: „Ja und, dann ist Yasi eben schwanger."

21 -- 22 -- 23 -- Es traf mich wie ein Hammer. Yasi war schwanger!!!

Hastig zog ich Lena den Pass aus der Hand und schlug ihn auf. Ich wollte wissen, ob es von mir war. Ich hoffte es so sehr. Leider konnte ich das Ärzte-Chinesisch nicht deuten und blätterte immer nervöser hin und her.

Lena reichte es. Sie riss mir das Heft aus der Hand und fand im Nu die Information: „Siebte Woche!"

Ich rechnete zurück. Yasi musste in der Woche schwanger geworden sein, in der Lena und ich in Nürnberg waren.

Zuversichtlich schaute ich Yasi an. Sie schlief seelenruhig. Ich hob sie auf meine Arme und trug sie vorsichtig ins Schlafzimmer. Dort legte ich sie in die Mitte unseres Bettes, zog die Decke über uns und wärmte meinen kostbaren Schatz.

Lena und Lisa folgten uns mit einem T-Shirt und einer Jogginghose für Yasi. Behutsam zogen sie sie aus und streiften ihr die frischen Sachen über. Anschließend löschten sie im Haus das Licht und legten sich zu uns ins Bett.

Da lagen wir vier nun. Ich, zusammen mit meinem schwangeren Kätzchen auf einer Seite, Lisa und Lena auf der anderen Betthälfte.

Yasi schmiegte sich an mich. Unsere Herzen schlugen kräftig. Allmählich wärmte sich ihr Körper wieder auf.

Obwohl ich mich dank Lisa und Lena in den vergangenen Wochen, selber als den glücklichsten Menschen wähnte, erkannte ich in dem Augenblick erst, dass mir etwas Wichtiges gefehlt hatte. Erst mit Yasi fühlte ich mich komplett. Sie war zu mir nach Hause gekommen. Und als wäre das nicht genug, brachte sie mir nicht nur die fehlende Hälfte meines herausgerissenen Herzens mit. Hinzu kam, das Herz unseres gemeinsamen Kindes schlug unter ihrer Brust.

Ich küsste sie auf die Stirn. Überglücklich schlief ich mit Yasi im Arm ein.

Kapitel 2 -- Kontrolle

Samstag, 17.12.2016, Hannover

Frank

Am nächsten Morgen erwachte ich mit Yasi im Arm. Ich hielt meinen kostbaren Schatz an mich gedrückt und konnte mein Glück noch immer nicht fassen. Lisa und Lena mussten schon aufgestanden sein. Sie lagen nicht mehr neben uns im Bett, stattdessen lachte mich von der Kommode ein gut gefülltes Frühstückstablett an.

Gerade als ich mich vorsichtig erheben wollte, um das Tablett zu uns zu holen, wurde Yasi wach. Sie schaute mich mit ihren fantastischen gold-braunen Augen an. „Ich muss dir was sagen", flüsterte sie. „Der Streit mit meinen Eltern ... Das war, weil ... Ich bin schwanger."

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sollte ich sagen: ‚Ich weiß!', oder ‚Habe ich mir schon gedacht.' Sollte ich so tun, als ob wir nicht herausfanden, dass sie schwanger war?

Schließlich sagte ich: „Ist schon in Ordnung, wir haben den Mutterpass gefunden. Wir wissen Bescheid."

Yasi atmete erleichtert auf.

„Es ist doch unser Baby!?", fragte ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war. Doch ich wollte es aus ihrem Mund hören. Mein Herz schlug vor Aufregung schneller.

„Hundertprozentig! Du warst der Einzige. Ich hab mit keinem vorher oder hinterher Sex gehabt."

Ihre Bestätigung machte mich schwindelig. Ich wusste nicht, ob ich in Jubelschreie aus dem Bett springen sollte oder sie einfach -

Ich drückte Yasi ins Kissen zurück und küsste sie. Ich wurde Vater! Richtiger Vater, und das mit Yasi, der Frau, die mir das Gefühl gab zu schweben. Ich war im siebten Himmel.

Natürlich war Lisa meine Tochter und auch Lena nannte mich jetzt Papa, doch ich wollte immer schon noch ein eigenes Kind mit Sonja zusammen haben. Sie wollte keines mehr, hatte immer für Verhütung gesorgt.

Ursprünglich wollte sie Lisa zur Adoption geben. Weil ich sie überredete, mit ihr zusammen für Lisa zu sorgen und sie heiratete, kam Sonja schnell von dem dummen Gedanken ab. Aus Rücksicht hatte ich sie später nicht gedrängt, mit mir ein weiteres Kind zu haben. Mit der Zeit fand ich mich damit ab. Dafür liebte ich Lisa umso mehr. Sie war meine Tochter, so fühlte ich. Ich hatte nicht mehr mit einem weiteren Kind gerechnet, höchstens irgendwann mit Enkelkindern von Lisa. -- Oder gemeinsame Kinder, das war inzwischen auch denkbar.

Nun war es doch noch passiert. Yasi würde unser Kind bekommen.

„Du hättest mir kein schöneres Weihnachtsgeschenk machen können. Ich liebe dich! -- Nein, euch!", korrigierte ich und strich liebevoll über ihren Bauch. Wir küssten uns erneut. Diesmal so innig, als wäre es das erste Mal.

In dem Moment öffnete sich die Tür einen Spalt weit. Lisa spähte hindurch. Ich unterbrach den Kuss und hob meinen Kopf. Mein Engel drückte die Tür ganz auf und sprang mit Lena zusammen ins Zimmer. Wie aus einem Mund fragten beide: „Und was ist mit uns?"

Es brachte uns alle zum Lachen. Nachdem Lena und ich Yasi in Nürnberg noch damit aufgezogen hatten und ihr Lisas Spruch erklären mussten, erkannte sie nun auch die Komik in dem Ausruf.

„Euch liebe ich doch genauso. Das wisst ihr doch. Darf ich es unseren neuen Familienmitgliedern nicht hin und wieder sagen?! Die sind noch nicht so lange bei uns." Beide hüpften zu uns ins Bett und kuschelten sich an uns. Lena schmiegte sich an Yasi und Lisa legte sich neben mich.

Nach ein paar Minuten meinte Lena: „Ich weiß jetzt, was ich mir zu Weihnachten wünsche."

„Hm, sag, was ist es? Ein großer oder doch eher kleiner Wunsch?", hakte ich nach.

Ihre Augen funkelten, als sie sagte: „Ich will auch ein Kind von dir!"

Ich war baff. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Du willst ... was?"

„Ein Kind von dir." Ihre braunen Augen leuchteten.

„Ich ... Ich ... Das ist ... Oh Lena, du machst mich überglücklich." Wir küssten uns.

„Das wäre ja echt Wahnsinn", schwärmte Yasi halb begraben zwischen uns. Lena schob sich von mir und streichelte entschuldigend über Yasis Bauch. „Früher haben wir Pläne für unsere Zukunft gemacht, da wollten Lena und ich immer zusammen schwanger werden. Das wäre der Hammer, wenn das klappt."

„Warum sollte es nicht klappen? Das kriegen wir schon hin, nicht wahr, du kleiner Teufel?" Lena nickte mir zu.

„Glaube ich auch", meldete sich eine Stimme hinter mir.

Gebannt schauten wir alle zu Lisa, doch statt mit ihrem üblichen Spruch entgegnete sie: „Ich noch nicht. Ich will jedenfalls noch nicht schwanger werden. Ich will erst mal ein Tattoo!"

Lachend lagen wir zu viert im Bett. Dabei stellten wir fest, es war recht eng. Yasi rollte sich auf meinen Bauch, schob ihre Arme unter meine hindurch und legte ihren Kopf auf meine Brust. Lisa und Lena hielt ich rechts und links in den Armen. Sie streichelten Yasi und gaben uns Küsse.

Umgeben von allen Menschen, die ich liebte, hätte ich ewig so liegen bleiben können. Ich spürte unsere Herzen im Gleichtakt schlagen. Es fühlte sich an, als würde mich pures Glück durchströmen. Yasi endlich wieder bei mir zu haben und zu wissen, sie trug mein Kind in sich. Obendrein hatte Lena den gleichen Wunsch. Das war Ekstase pur. Da wurde Lisas Wunsch nach einem Tattoo zur Nebensache.

Nach etwa einer Stunde, in der wir uns nebenbei am Frühstückstablett bedienten, standen wir auf und duschten. Lena und Lisa gingen freiwillig nach oben. Von ihrem Kichern begleitet, verschwanden Yasi und ich Hand in Hand unten, im kleinen Bad.

Anders, als in den vergangenen Wochen mit Lena und Lisa, waren Yasi und ich besonders zärtlich miteinander. Keine Heftigkeit oder SM-Spielchen. Nur Streicheln und sinnliche Küsse, leise geflüsterte Worte und verheißungsvolle Blicke. Es stand im Kontrast zu den, zugegebenermaßen, sehr erregenden Ausschweifungen, mit Lisa und Lena. Aber ich genoss den Augenblick mit Yasi unter der Dusche aufs Äußerste.

Als wir uns gegenseitig abtrockneten, bekam Yasi einen heftigen Niesanfall.

Zuerst lachte ich, doch Yasi wickelte sich in das vorgewärmte Badetuch und schmiegte sich an mich. Die Kälte brach wieder aus ihr heraus. Augenblicklich zitterte sie und klapperte mit den Zähnen, das man meinen könnte, ein Specht klopfte an.

„Hey, was ist mit dir?", fragte ich besorgt. „Du hast dich gestern bestimmt erkältet. Die anstrengende Fahrt und dann durch den Schnee und dem eisigen Wind bis zu uns nach Hause."

„Ach, das ist nichts. Ich bin nur ein wenig erschöpft", spielte sie es herunter. „Das wird schon wieder. Ich brauche nur warmen Chai und ein paar Streicheleinheiten von dir. Du wirst sehen: Morgen wird es mir schon viel besser gehen."

Es wurde aber schlimmer.

Yasi bekam binnen der nächsten Stunden eine Erkältung mit Fieber und Husten. Wir beide blieben zu Hause. Lisa fuhr mit Lena mit dem Bus in die Stadt, um sich ein Tattoo auszusuchen. Es war besser, wenn die beiden das ohne mich taten. Ich stand dem Ganzen zwar noch immer skeptisch gegenüber, hatte aber andere Sorgen.

Nachdem ich die zwei regelrecht aus dem Haus scheuchte, um mit Yasi allein zu sein, machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich, tranken Tee und sahen fern. Yasmin lag eingedöst auf mir, unter ihrem Arm piepte ein Fieberthermometer. Es zeigte 39,4° Celsius an. Die Temperatur schien mir hoch. Ich fragte mich, was ich machen konnte, damit es nicht schlimmer werden würde.