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Sandstürme - Teil 16

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„Wieso, bist du noch in sie verliebt?", sagte Zsa Zsa wohl leicht genervt.

„Ich empfinde was für sie. Sonja war ... ich meine, sie ist ein netter Mensch. Ich muss mich einfach sortieren. Es ist unglaublich viel passiert. Vertrau mir", wollte ich Zsa Zsa wissen lassen.

Du hast ja mich. Freust du dich denn nicht, dass ich gleich komme? Ich meine, ich kann auch erst nach meinem Flug aus Warschau zu dir kommen", sagte Zsa Zsa noch immer etwas energisch.

„Das mit Sonja hat nichts mit dir zu tun. Ich möchte mich nicht mit dir zoffen. Ich freue mich auf dich und dir meine Wohnung zu zeigen und mit dir Zeit zu verbringen. Geht es dir wegen gestern schon besser?", wollte ich wissen.

„Ja, aber es ist mir noch immer sehr peinlich", sagte sie und erklärte mir, was sie in ihrem Körper gespürt hat und wie es dazu kommen konnte. Sie hatte mich verloren und ich dachte an so ziemlich alles und nichts.

„Schau, es muss dir nicht peinlich sein. Ich finde dich noch immer unglaublich bewundernswert und zauberhaft", sprach ich schlichtend in mein Telefon, als ich bemerkt habe, dass sie ruhiger wurde.

„Danke, dann mache ich mich langsam auf den Weg. Ich schicke dir noch kurz deine Adresse auf WhatsApp, damit du sie mir bestätigen kannst, damit mich Uber nicht an den falschen Ort bringt", sagte Zsa Zsa.

„Okay", sagte ich und fand das grad unglaublich kompliziert. Ich hätte ihr nochmals kurz meinen Kontakt schicken können und sie hätte meine Daten gehabt. Aber ja.

Zu Hause angekommen lag noch immer das Gebäck von Sonja und mir auf dem Tisch und ich räumte es weg. Obwohl mein Magen knurrte, mochte ich nichts essen. Die Wohnung wirkte leer. Im Schlafzimmer legte ich den Wäscheständer zusammen und versorgte ihn in der Kammer. Als ich mich aufs Bett legen wollte, lag sie dort. Eine weitere Schallplatte. Es war das Album Mensch von Herbert Grönemeyer, zusammen mit einer Postkarte aus Köln.

Ich nahm die Karte in meine Hand und las die Botschaft.

„Lieber Martin. Auch wenn alles anders gekommen ist, wie wir es erwartet haben, möchte ich mich für die Erlebnisse und deine Gastfreundschaft bedanken. Ich habe in diesen knapp zwei Wochen mehr erlebt als manche Menschen in ihrem halben Leben. Das Album ist mir wichtig und handelt von Verlust und Hoffnung. Ich habe dir mein Lieblingslied markiert und hoffe, dass es dir Kraft und Hoffnung schenkt, wenn du sie brauchst. In Liebe, Sonja"

Ich streichelte über die Kartonverpackung und legte sie ins Wohnzimmer zur anderen Schallplatte. Am liebsten hätte ich die Schallplatte umarmt.

Mir war musikalisch nach was anderem zumute und ich verband mein Handy mit meiner Bluetooth-Box. Ich nahm sie mit in mein Schlafzimmer und liess Heartbeats von José González laufen. Ich schaute aus dem Fenster in meine neue Heimat und fragte mich, was die Zukunft für mich bereithalten wird und warum Sonja trotz all meiner Gefühle nicht Teil dieser Zukunft sein wird. Eigentlich war der Fall klar. Sie will nicht nach Dubai, sie ist nicht für diese hohen Temperaturen gemacht und sie hatte mich genau so verletzt wie ich sie. Kurz hatte ich Respekt davor, ob sie vielleicht doch Schwanger war und darum seit gestern so emotional war. Ich hoffte, dass ich höchstens mit nur einer Schwangeren umzugehen habe.

Ich roch noch Sonjas Duft in meinem Bett und legte mein Gesicht auf ihr Kissen und die Zeit verflog. Mittlerweile liefen schon einige González-Songs im Hintergrund. Irgendwann klingelte das Festnetztelefon. Es war die Stellvertretung von Fathima.

„Guten Tag, Herr Engelmann. Es ist eine Frau Kovács für Sie eingetroffen", sprach die männliche Stimme, die zwar freundlich, aber unsicher wirkte.

„Danke, schicken Sie Fräulein Kovács hoch", sagte ich zu der Person höflich. Ich stand bei der offenen Eingangstür meiner Wohnung und war überrascht, dass es so lange gedauert hat. Drei Minuten später stand sie vor mir.

„Schön, dich zu sehen", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Backe. Ich sah, dass sie eine Bluse trug, die sie in Bangkok gekauft hatte. Sie hatte sich unglaublich hübsch gemacht.

„Ja, ich freue mich auch", sagte sie und betrat leise die Wohnung. Sie schaute sich um, ohne ein Wort zu verlieren. Sie studierte alles ziemlich genau, blickt hoch zur Galerie und hatte noch immer ein Pokerface. Ich fragte mich, ob es ihr gefällt.

„Hier ist übrigens das Gästeklo", sprach ich zu Zsa Zsa. Sie drehte sich zu mir in Richtung der soeben genannten Tür, hielt noch immer mit beiden Händen ihr schickes Täschchen und nickte. Sie lief in Richtung Schlafzimmer. Ich versuchte ihr zuvorzukommen, um bereit zu sein, wenn sie das noch nicht gemachte Bett thematisieren würde. Sie beugte sich kurz über die Türschwelle, streckte den Kopf rein, nickte kaum bemerkbar mit dem Kopf und lächelte mich an.

„Schön hast du es hier", sprach sie kühl, wirkte aber aufrichtig.

„Na ja, es hat kein geeignetes Kinderzimmer", scherzte ich.

„Na ja, es würde ohnehin am Anfang bei uns im Schlafzimmer schlafen", entgegnete mir Zsa Zsa top seriös und ernst. Irgendwie überraschte mich ihre konkrete Vorstellung. Ich war von ihrer pragmatischen Art irgendwie begeistert und zugleich verunsichert.

„Möchtest du etwas essen? Ich habe noch Gebäck in der Wohnung", fragte ich.

„Gerne", sagte sie und setzte sich an den Tisch. Sie überschlug die Beine und schaute mir zu, wie ich das Gebäck auf einem grossen Teller anrichtete und zusammen mit zwei kleinen Teller an den Tisch brachte.

„Zu trinken habe ich nur noch Wasser oder angebrochenen Orangensaft", sagte ich.

„Männerhaushalt", sagte Zsa Zsa lachend und verwarf ihre Hände. „Ist schon gut", sagte sie und griff nach dem Gebäck mit Speck. Nach Sonjas Stück. Mir fiel auf, dass sie nicht über dem Teller ass und bröselte.

Sie lächelte mich zufrieden an und ich setzte mich zu ihr an den Tisch.

„Na, bist du schon nervös?", fragte ich.

„Du meinst wegen der Schwangerschaft?", fragte sie zurück.

„Ja, in ein paar Tagen wissen wir bescheid", wurde ich konkreter.

„Nicht wirklich. Was sein wird, wird sein", sprach Zsa Zsa.

„Na ja, ist schon ein ziemlich wichtiges Thema, findest du nicht?", wollte ich dem Sachverhalt den richtigen Stellenwert geben.

„Mir ist wichtiger, dass du nicht mit Sonja geschlafen hast", sprach Zsa Zsa. Mich nervte ihr Themenwechsel. Ich fragte mich, ob die Eifersucht typisch für Ungarinnen ist.

„Nein, sie ist nicht du", versuchte ich zu schmeicheln.

„Hat sie bei dir im Bett geschlafen?", wollte sie wissen.

„Here you go", sagte ich und war genervt, dass sie das Thema erst Minuten später angesprochen hatte. „Sie schlief bei mir im Schlafzimmer, aber auf der anderen Betthälfte", sagte ich.

„Fändest du es in Ordnung, wenn ich mit meinem Ex-Freund zusammen in einem Bett schlafen würde. Würdest du mir glauben, wenn ich sagen würde, dass nichts passiert sei?", fragte sie etwas wütend.

„Ja, würde ich, weil du mich liebst und ich für dich eine Art Traummann bin. Du würdest es nicht verspielen wollen. Und Zsa Zsa. Es ist nichts passiert", sprach ich entschlossen und nur marginal genervt.

„Das Gebäck ist etwas trocken. Also gut, ich glaube dir", sprach Zsa Zsa.

„Okay", sagte ich und stand auf und brachte ihr ein Glas Wasser und küsste sie auf die Stirn. Ich wunderte mich, dass sie das Gebäck noch vor meiner Treue erwähnt hatte.

„Wollen wir raus und etwas spazieren gehen? Dubai Marina wird dir gefallen", fragte ich die Ungarin. Sie nickte und lächelte. Wir spazierten durch Marina und es schien ihr zu gefallen. Ich beobachtete sie aufmerksam. Ich hatte das Gefühl, als ob sie sich gerade einleben würde.

„Wollen wir in die Marina Mall?", fragte ich sie.

„Da war ich schon. Das war das einzige, was ich damals neben der Marina Metro Station gesehen habe. Drum war ich nicht so angetan, als du gesagt hast, dass du in Marina wohnst. Den Teil hier am Wasser habe ich garnicht so wahrgenommen. Sieht sehr schön aus. Lass uns noch spazieren", erklärte sie.

„Freut mich. Ich bin gerne hier draussen. Was meinst du? Könntest du es dir vorstellen, hier mit mir zu leben?", fragte ich gespannt.

„Ja, ist wirklich nett hier. Sieht aus wie eine Stadt in Star Wars. Völlig surreal", sagte Zsa Zsa, als wir über die Brücke der Al Emreef Street spazierten und in der Mitte auf den künstlich angelegten Kanal mit all den Hochhäusern blickten.

Nach einer Weile an der Hauptstrasse fanden wir einen Weg zu der anderen Promenadenseite und schlenderten durch die Gegend und bummelten von Schaufenster zu Schaufenster. Zsa Zsa schaute mich bei einem libanesischen Restaurant mit grossen Augen wortlos an.

„Du möchtest da rein, um was zu essen?", wollte ich von ihr wissen. Sie nickte mir schmunzelnd zu.

„Ich liebe libanesische Küche", sagte Zsa Zsa und wir setzten uns draussen an einen Tisch mit Blick auf den Kanal und die Boote. Sie wusste genau, was sie wollte und die Bedienung schien von Zsa Zsas Auswahl begeistert zu sein. „Ich habe mal viele Kleinigkeiten bestellt, dann kannst du mal probieren", sagte Zsa Zsa. Innerlich war ich erstaunt, wie gekonnt sie sich mit 23 Jahren durch die Welt bewegte. Ich fühlte mich trotz meines Berufes wie ein Landei und staunte nicht schlecht über ihre Reife, die ich in ihrem Alter nicht hatte.

„Danke, dass wir hier sind. Ich kenne mich in der Gegend noch immer viel zu schlecht aus. Ich hatte garnicht richtig die Möglichkeit, mich hier einzuleben. Ich kam an, musste die Schulbank drücken, hatte meinen Erstflug und jetzt sitze ich mit dir hier und geniesse die Aussicht und die Ruhe -- zusammen mit der potenziellen Mutter meiner Kinder. Das ist für mich surreal", erzählte ich Zsa Zsa, die einen Schluck ihrer klassischen Coca-Cola nahm und mich zuversichtlich anlächelte.

„Jetzt kommen wir mal in Ruhe an", sagte sie und wirkte verliebt. „Ich weiss nicht warum, aber irgendwie glaube ich, dass ich nicht schwanger bin. Ganz viele meiner Kolleginnen sagten, dass sie das schon irgendwie gespürt haben. Aber bei mir ist nichts", sagte sie. Ich liess mir die Worte durch den Kopf gehen.

„Warten wir mal ab. Wir nehmen es so wie es kommt", sagte ich. Ich hatte von Freunden gehört, dass ihre Freundinnen oder Frauen manchmal nichts gemerkt haben. Aber ich wollte die Info nicht teilen und damit eine sinnlose Diskussion entfachen oder sie verunsichern.

„In zwei Wochen kommen meine Cousins nach Dubai. Einer ist Chirurg und bewirbt sich hier in der Nähe in einem Krankenhaus", sagte Zsa Zsa.

„Und der andere?", fragte ich.

„Er ist Gärtner", sagte sie.

„Dann hätte er hier in Dubai also nicht so viel zu tun", sagte ich lachend.

„Er begleitet einfach mal seinen Bruder. Das stelle ich mir irgendwie cool vor. Ich habe halt keine Geschwister", sagte Zsa Zsa.

„Möchtest du dann zwei Kinder?", wollte ich von ihr wissen.

„Mit dem richtigen Mann, und ich gehe davon aus, dass du der bist, könnte ich mir zwei oder vielleicht auch drei Kinder vorstellen", sagte Zsa Zsa entspannt.

„Huh", sagte ich. Ich hatte konzeptionell nie an drei Kinder gedacht. Sollten beim zweiten Versuch dann Zwillinge entstehen, dann hätte ich mich damit abgefunden, aber drei Kids willentlich. Das war ne andere Hausnummer. Plötzlich wurde mir unwohl. Was, wenn Sonja und Zsa Zsa von mir schwanger sind und beide Zwillinge bekommen?

„Waren bei euch in der Familie Zwillinge häufig?", wollte ich nun von ihr wissen.

„Na ja, meine Mutter ist Zwilling und mein Grossvater väterlicherseits war auch einer. Aber ich denke, es muss bei uns nicht passieren", versuchte Zsa Zsa mich zu beruhigen. Sie sah wohl, dass ich grosse Schlücke aus dem Wasserglas nahm.

„Sind deine Cousins auch Zwillinge?", wollte ich halb scherzhaft, halb ernsthaft in Erfahrung bringen.

„Hahaha, du bist jetzt wohl nervös, was?", entgegnete Zsa Zsa gut amüsiert und dippte ihr Fladenbrot in eine Auberginencreme, was wir als Amuse-Bouche erhalten haben. „Nein, einer ist ein leiblicher Sohn, der andere adoptiert. Er hat früh seine Eltern verloren und mein Onkel nahm ihn als Kind seines besten Freundes bei sich auf und adoptierte ihn. Die beiden Brüder verstehen sich bestens", sagte Zsa Zsa mit funkelnden Augen und nahm einen Biss.

Unser Essen wurde ein paar Minuten später serviert und es sah sehr appetitlich aus. Gar nicht so viel Fleisch und es war köstlich.

„Ich kann dich verstehen, warum du das gerne magst", sprach ich zu meiner Ungarin, die ebenso zulangte wie ich. „Wohnen deine Cousins bei dir?", fragte ich vielleicht gar naiv.

„Nein, die gehen in ein Hotel", sagte Zsa Zsa lachend. „Wir hatten mal inoffiziell einen männlichen Mitbewohner und das ging gar nicht gut", fügte sie hinzu.

„Falls sie noch ein oder zwei Tage länger bleiben wollen, können sie auch zu mir kommen", bot ich meiner Freundin an.

„Was? Du würdest meine Verwandten bei dir wohnen lassen?", fragte mich Zsa Zsa perplex. „Wow. Danke. Ich meine ... ich bin überwältigt", sprach sie liebevoll und faste sich an die Brust, um die Bedeutung zu unterstreichen.

„Nicht alle Verwandten auf einmal, aber fangen wir mal mit deinen Cousins an. Aber nur, wenn es vonnöten ist", sprach ich. Ich versuchte den Ton so zu wählen, dass es sich nicht wie ein Zurückkrebsen anfühlte oder ihre Begeisterung schmälern würde.

Sie griff nach meiner Hand und streichelte sie. „Ich finde das unglaublich süss von dir", sagte sie liebevoll. Mein Handy vibrierte und ich nahm ab. Es war meine Schwester.

„Engelmann am Apparat", nahm ich das Telefon sehr förmlich ab.

„Bonjour, Monsieur mon Frère", sagte meine Schwester sympathisch und ebenso förmlich zurück. Es klang nicht nach Ärger, wie die letzten Male. „Danke für die Fotos. Ich nehme an, die hübsche Brünette ist deine Neue?", sprach sie mich direkt darauf an.

„Du meinst die hübsche Frau mit mir vor der Alpha Foxtrott?", fragte ich sie, um auf Nummer sicher zu gehen.

„Fox one, squad two! Keine Ahnung, was du gerade schwafelst! Aber ich meine die zauberhafte Flugbegleiterin neben dir auf dem Foto", machte sich meine Schwester wohl über mich lustig.

„Ja, das ist Zsa Zsa", sprach ich.

„Zsa Zsa, was ist das für ein Name? Klingt ungewöhnlich", fragte sie mich.

„Sie kommt aus Ungarn, ich nehme an, der Name ist auch ungarisch", sagte ich, obwohl ich mir darüber nicht sicher war.

„Hast du sie seither gesehen? Hat Sonja das akzeptiert? Ist sie schon weg? Menno, hundert Fragen", sprach sich meine Schwester in Fahrt.

„Easy, easy! Magst du dich an den Dreier erinnern, von dem ich dir erzählt habe?", fragte ich meine Schwester.

„Ja, du meinst von deinem Lotterleben in Dubai und Bangkok", sagte sie wieder etwas genervt. Zsa Zsa verstand wohl sehr gut, was ich auf Deutsch zu meiner Schwester gesagt habe und hatte einen entsetzten Blick über meine Einführung ihrer Person. Sie klopfte mir auf den Oberarm und sagte „Nein, nicht so!"

„Ja, das war sie und sie sitzt gerade neben mir und wir essen etwas Libanesisches. Es ist schön mit ihr", sprach ich. Plötzlich war mir bewusst, dass ich durch Zsa Zsas Anwesenheit nicht offen über all meine Gefühle sprechen konnte.

„War sie auch beim Sex mit dem anderen Pärchen dabei?", wollte Natalie jetzt wissen.

„Nein und ich mag jetzt auch nicht darüber sprechen. Aber sie ist unglaublich cool und sie war in der Crew auf meinem Bangkok-Einsatz", sagte ich. Zsa Zsa winkte mir zu und wollte das Handy übernehmen. Ich war überrascht und überwältigt von ihrem Schachzug. Ich gab ihr mein iPhone, da sie es mir sonst fast aus der Hand genommen hätte. Sie begann auf Deutsch zu sprechen.

„Hallo? Ich bin Sza Sza, Martins Freundin", sprach meine liebste fast akzentfrei. „Ich will dir nur sagen, dass die Art, wie wir zusammengekommen sind, wirklich nicht gut war und dass mir das sehr peinlich ist. Aber ich will dir sagen, dass ich deinen Brudda liebe. Ich hatte Bauchschmerzen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Und als mich Sonja mit auf das Zimmer genommen hat, wollte ich ihm sehr nahe sein. Ich bin nicht halb so schlimm, wie du vielleicht denkst", sprach sich Zsa Zsa aus.

„Ich denke nicht, dass du schlimm bist. Ich finde nur, mein Bruder verhält sich nicht fair gegenüber Frauen, seit er in Dubai ist", sagte meine Schwester ermahnend. Ich konnte sie erstaunlich gut hören. Ich war stolz auf Zsa Zsa, wie sie in meiner Landessprache mit meiner Schwester gesprochen hatte. Nur das Wort Bruder klang lustig. Ich hatte Angst, dass Natalie was über Stacy erzählt oder die Erlebnisse auf der Insel thematisiert.

„Er ist gut zu mir. Er hat sich auch friedlich von Sonja getrennt. Er ist ganz lieb", verteidigte mich Zsa Zsa vorsichtig. Sie wirkte fast etwas naiv, aber auch nur, weil sie nicht die ganze Geschichte kannte und vielleicht eine falsche Vorstellung von mir hatte. Ich wusste nicht einmal, wie die richtige Vorstellung über mich aussehen könnte.

„Fühlst du dich von meinem Bruder gemocht oder geliebt?", konnte ich Natalie zu Zsa Zsa sprechen hören.

„Ja, das tue ich. Und ich hoffe, er weiss auch, dass ich mich in ihn ... no ... wie sagt man das ... verliebt habe, genau ... verliebt habe", sagte sie zu meiner Schwester auf Deutsch. Ich war mächtig stolz. Ich lächelte sie an und sie mich. Ich griff nach ihrer Hand.

„Das hört sich für seine kleine Schwester doch ausserordentlich gut an", sagte Natalie zu meiner Freundin.

„Danke, ich würde mich sehr freuen, dich mal in Dubai zu treffen", sagte Zsa Zsa zu ihr.

„Darüber wollte ich tatsächlich auch mit meinem Bruder sprechen", sagte meine Schwester irgendwie gerührt in den Hörer.

„Also, dann gebe ich dir meinen Martin wieder", sagte sie und überreichte mir den Hörer.

„Die ist ja süss. Die steht voll auf dich. Mach diesmal ja keine Fehler, versprich es mir", sagte Natalie.

„Ja, sie ist wirklich nett", sagte ich und bemerkte, wie Zsa Zsa etwas ernster schaute, als ich das Wort nett in den Mund nahm. Sie wollte sich nichts anmerken lassen und schaute in die andere Richtung des Kanals.

„Mehr als nett. Sie ist der Hammer. Sie verteidigt dich noch und ist liebevoll. Und stell dir vor, sie könnte sich auch mit Mama und Papa auf Deutsch unterhalten", sprach Natalie fast schon euphorisch.

„Du hast was von einem Besuch erzählt?", fragte ich sie.

„Ja, genau! Danke. Uwe und ich beabsichtigen, dich zu besuchen. So in ein oder zwei Monaten. Würde dir das gehen?", sprach sie.

„Schau, ich habe noch nicht meinen Roster für den kommenden Monat bekommen und kann es dir daher noch nicht sagen. Ich weiss nur, was ich diesen Monat fliege", sagte ich.

„Was für einen Toaster?", spielte Natalie die Doofe.

„Roster, meinen Einsatzplan", sprach ich leicht genervt.

„Okay, okay! Dann machen wir dir paar Vorschläge und gleiche sie bitte mit Schah Schah ab, damit wir sie kennenlernen können. Und verdirb es dir diesmal nicht", sage sie leicht stichelnd. Wie sie den Namen meiner Freundin aussprach, klang so, als ob es Maddin Schneider getan hätte, viel zu a-lastig. Sie war auch kein iranischer Schah.

„Super, mach mir ein paar Vorschläge und dann schaue ich nach Flügen für euch und nach meinem Einsatzplan. Wenn ihr für eine Woche kommen wollt, nehme ich ein paar Tage frei. Ich freue mich sehr", sagte ich beschwingt, weil es eine schöne Perspektive war. „Und übrigens. Man spricht ihren Namen so schnell aus, wie bei Cha Cha Cha einfach Scha Scha, wobei die Betonung auf dem Sch liegt und nicht bei a", wollte ich Natalie wissen lassen. Irgendwie war mir ihre korrekte Aussprache wichtig.

„Wir freuen uns auch und ich mich ganz besonders auf Zsa Zsa. Sie hat was. Habe ich sofort auf dem Foto gesehen", sagte Natalie. Wir verabschiedeten uns und sie legte auf.

„Meine Schwester mag dich", sagte ich zu meiner Freundin. Sie schaute ernst.

„Wirst du mich auch deinen Eltern als die Frau von einem Dreier vorstellen?", sprach Zsa Zsa enttäuscht. „Als die nette Frau, die du bei einer Ménage à Trois kennengelernt hast?", stichelte sie weiter. Sie war alles andere als amüsiert.