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Sandstürme - Teil 16

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So begann ich mit dem Gitarrenintro und nach dem gefühlt vierten Akkord waren alle bei mir. Es war cool. Ich musste mich immer überwinden, vor anderen zu spielen. Aber diesmal machte es Spass. Die Crew sang mit und klatschte. Danach spielte ich doch noch Forever, was ein paar Mädels wohl sehr schön fanden, während die männlichen Flugbegleiter und Naresh beim Bier trinken miteinander über Sport redeten. Mein Blick wanderte während dem Lied aber sehr oft zur Moldawierin. Sie war eine Augenweide. Sie lief einmal rot an und ich glaube, auch dem ein oder anderen entging das Knistern nicht. Während ich sang, kam auch Moe zu mir auf die Bühne und sang den Refrain gefühlvoll mit und gab dem Lied mehr Tiefgang, was meinen Kollegen sichtlich gefiel.

Nachdem ich fertig gespielt hatte, fragte mich Moesha, ob ich „The Promise" von Tracy Chapman kenne. Das würde sie gerne singen. Ich war begeistert, dass sie Tracy Chapman wohl genauso gut fand wie ich und erinnerte mich an dieses Lied. Im Gegensatz zu ihr hätte ich es aber nie auf der Gitarre spielen können. Das sei auch nicht nötig, sagte sie. Sie bräuchte nur beim Refrain meine Stimme. Ich war nervös. Schnell gingen wir auf ihrem iPhone den Songtext durch. Es könnte klappen.

Es war plötzlich still, als wir das Intro hörten und ich hatte sofort Gänsehaut. Sie begann zu singen und ich war baff. Sie klang grandios, aber ihre Stimme passte fast noch besser zum Song wie jene von Chapman. Bei meinen Kollegen blieb der ein oder andere Mund offen. Ich war musikalisch in der Regionalliga, sie in der Champions League.

Ich hörte irgendwann:

„Remembering

Your touch

Your kiss

Your warm embrace

I'll find my way back to you

If you'll be waiting"

Und mir fiel ein, dass ich meinen ersten Einsatz verpasst habe. Danach stieg ich ein. Als sie fertig war, sagte ich „Dankeschön, das war magisch", und sie lachte und sagte, dass ich das auch ziemlich gut gemacht hätte.

Auf die Frage, woher sie so gut singen kann, sagte Moe, dass wohl ihr Gospelchor und auch ihre Familie diesbezüglich einen grossen Einfluss hatten.

„Na ja, wir Afroamerikaner haben halt den Rhythmus im Blut", sagte sie etwas neckisch. Ich umarmte Moe als Dankeschön, was sie wohlwollend annahm. „Vielleicht wird es ja wieder und du kommst zu ihr zurück", sagte sie mir hoffnungsvoll. Ich hatte keine Antwort darauf.

Der Sitz neben der Moldawierin war mittlerweile wieder vergeben. Zwar wollte ich nichts von ihr. Aber irgendwie zog sie mich an. Ich setzte mich wieder mit Moe zur Gruppe von ganz am Anfang. Meine Moldawierin kam ein paar Minuten später zu uns rüber, setzte sich auf meine Armlehne und erzählte mir mehr von sich. Nach einer Weile sagte sie, dass sie müde sei und auf ihr Zimmer muss. Moesha gähnte, ohne es irgendwie kaschieren zu wollen und sagte, dass sie sich anschliesst. Ich nutzte die Chance und wollte auch in mein Zimmer, weil ich wie die beiden Damen todmüde war. Wir drei begaben uns in den Lift nahe der Hotellobby und Moe drückte als Erste auf ihr Stockwerk.

„Oh Mist, ich muss noch sicherheitshalber Female-Zeugs kaufen. Also machts gut und bis morgen", sprach Moe überraschend und eilte aus dem Lift.

„Gute Nacht", sagte ich überrascht. Als meine moldawische Kollegin auf den Knopf für das 8. Stockwerk drückte, blinzelte mir Moesha grinsend von aussen zu und verabschiedet sich mit „Have fun tonight!", als sich die Lifttür zu schliessen begann.

Auf unserem Stockwerk angekommen, verliess ich mit der Moldawierin zusammen den Lift. Sie hatte ihr Zimmer wohl im gleichen Flügel wie ich. Wir schlenderten die ersten paar Meter zusammen, doch dann kam auch schon mein Zimmer. Ich versuche es mit meiner Karte zu entriegeln, aber es klappt irgendwie nicht. Nach einem Klickton blinkte immer kurz ein rotes Licht auf.

„Gibt es ein Problem?", fragt sie, nachdem ich den fünften Versuch erfolglos abgeschlossen hatte.

„Ich muss wohl zurück zur Rezeption, um die Karte wieder zu laden", sagte ich.

„Gib mir mal", sagte die hübsche Blondine und versuchte es selbst. Das Ergebnis war wie bei mir.

„Bevor du gehst, wollte ich dir nur sagen, dass ich fand, dass du sehr schön gespielt hast", sagte sie nett und schaute in meine Augen.

„Danke, du hast auch sehr gut zugehört", sagte ich und entlockte ihr ein Lachen. Sie kam mir näher und gab mir einen Kuss.

„Wenn du nicht mehr in die Lobby magst, dann hätte ich vielleicht eine andere Idee", sagte sie charmant.

„Das war sehr angenehm. Aber ich kann nicht. Ich habe da noch was offen und...",

„Ist schon okay, ich würde es nicht verraten", sprach die Moldawierin.

„Sorry, das hat nichts mit dir zu tun. Du bist unglaublich hübsch. Aber ich kann wirklich nicht. Ich hatte schon eine Dreieckskiste und das war wirklich nicht gut. Ich will da nichtmehr durch", sagte ich und sah, dass die hübsche Frau plötzlich ernster schaute.

„Okay, du musst es wissen. Bis morgen", sagte sie und streichelte mir noch beiläufig über die Schulter, als sie an mir vorbei zu sich Richtung Zimmer lief. Ich wollte Zsa Zsa nicht enttäuschen.

Ich ging zur Rezeption und fragte nach einer neuen Karte. Entspannt gab mir der junge Gentleman hinter der Theke eine neue Karte und wünschte mir einen schönen Abend. Ich war müde und stand erneut vor meinem Zimmer. Ich streife meine Karte über das magnetische Schloss. Es klickt und leuchtet wieder rot auf. „So ein Mist", entglitt mir.

Wie aus dem Nichts bemerke ich Naresh den Gang herunterlaufen.

„Langsam und sanft, wie bei einer Frau. Schau, so geht das", sagte mein Captain mit einem breiten indischen Dialekt. Er nahm wie in einem kleinen Ritual meine Karte geradezu theatralisch in seine Hand und streifte sie in einer schwungvollen und zugleich langsamen Bewegung über das schwarze Feld unterhalb der Türklinke und siehe da! Ein anderes Klickgeräusch und ein grün flackerndes Licht öffneten die Tür. „Siehst du!", platzte es leicht belehrend, aber voller Begeisterung aus ihm heraus. Ich bemerkte, dass der Alkohol stark zu seiner Euphorie beigetragen hatte und filterte seine dozentenhaft klingende Art raus. Erst jetzt bemerkte ich, dass er kaum noch gerade gehen und sich fast nicht mehr auf seinen Beinen halten konnte.

Ich stabilisierte ihn etwas und eskortierte ihn zu seinem Zimmer, das ein paar Meter von meinem entfernt war. Als ich ihm nun seine Zimmertür öffnete, sah ich darin eine schön gekleidete Frau, die nicht zu unserer Crew gehörte. Sie zog ihre Ohrringe damenhaft und elegant zugleich aus. Er schaute mich grinsend an, hebt seinen Zeigefinger mahnend in die Höhe. „Immer mit Kondom, okay!? I-M-M-E-R!", sagte er flüsternd und hatte dabei eine Mimik, wie es Jim Carrey oder Louis de Funès nicht hätten nachahmen können. Mit einer leichtfüssigen Rechtsdrehung schwebte er beinahe in sein Zimmer und schlug die Tür zu.

Endlich in meinem Zimmer angekommen schrieb ich Zsa Zsa, wie es ihr in Warschau gefällt und dass ich an sie denken musste.

Am nächsten Morgen machte ich mich alleine auf den Weg zum Frühstück. Am Ende des Korridors auf meinem Stockwerk sah ich noch eine schwedische Familie auf den Lift warten. Der Sohn spielte auf irgendeinem Gerät ein Spiel und ihre Tochter tippte die ganze Zeit auf dem Handy. Der Lift kam mit einem lauten Signalton und wie eine Trauergemeinde betraten wir alle stillschweigend den Fahrstuhl. Nur das Piepsen des Videospiels war zu hören. Der Lift stoppte im dritten Stock.

„Du schon wieder", sagte ich überrascht und zugleich erfreut.

„Haha, hattet ihr ... ähh ... hattest du einen schönen Abend?", fragte mich Moe mit einem neckischen Lächeln. Sie schaute mir dabei in die Augen und rollte ihren Blick langsam und grinsend Richtung Boden.

„War alles ganz okay", beantwortete ich ihre Frage. „Ich ging alleine auf mein Zimmer", sagte ich, um ihr ein vollständiges Bild der Geschehnisse zu ermöglichen. Die Schweden schauten irritiert.

„Freut mich", sagte Atlanta und fragte, ob ich Lust hätte, etwas zu quatschen und mit ihr im Hotel zu frühstücken.

Ich nahm ihre Einladung mit grosser Freude an, weil mich ihre Leichtigkeit faszinierte und ich glaubte, dass wir viele gemeinsame Themen haben. Woher ich das wusste? Keine Ahnung.

„Wolltest du nicht mit den anderen Mädels auswärts essen gehen?", fragte ich sie.

„Nöö, mir war irgendwie nicht so nach Small Talk und Farhad. Ich finde ihn irgendwie komisch, so wie er gestern mit der Bedienung umgegangen ist", sagte Moesha und ich merkte, wie unangenehm sie die Situation fand.

„Du sagst es, mir ist das auch aufgefallen. Ging er auch mit?", fragte ich sie. Sie verzog ernst ihre Miene und nickte mir mit einem angewiderten Blick zu. „Mein Glück, dass ich nicht mitgegangen bin", sagte ich zu ihr.

Wir gingen in die Cafeteria und ich bestellte mir ein Omelette und Moesha verlangte einen Hotdog.

„Ein Hotdog?", fragte ich sie etwas ungläubig.

„Ja, eine alte Familientradition". Die meisten Menschen essen ein Brötchen, Wurst und Ei zum Frühstück. Ein Hotdog beinhaltet schon mal zwei Bestandteile und ist spottbillig", sagte sie so, als ob sie fast schon selbst von der Genialität dieser Idee beeindruckt wäre.

„Stimmt! Du kannst mir gerne sagen, wenn du was von meinen Eiern abhaben möchtest", sagte ich zu ihr. Sie lachte laut auf und plötzlich realisierte ich die Doppeldeutigkeit meiner Aussage. „So meinte ich das nicht, wirklich. Tut mir leid", versuchte ich zu beschwichtigen. Ihr Lachen ebbte etwas ab und sie klatschte sich dabei noch windend in die Hände.

„Grossartig! Filmreif", antwortete Moe. Sie lächelte mich an und sagte: „Weisst du, ich bin halt eine sehr traditionelle Afroamerikanerin. Da haben weisse Eier keine Chance", versuchte sie keck zu kontern.

„Komisch, ich habe noch nie schwarze Eier gesehen", entgegnete ich ihr. Sie lachte erneut auf, ging aber nicht darauf ein.

„Ich teile mein Omelette gerne", wollte ich die Situation aufklären.

„Was machst du so, wenn du nicht gerade zweideutige Sprüche klopfst?", wollte Moe wissen.

„Die Fliegerei ist mein Leben. Ich lese viel, spiele gelegentlich Gitarre und höre gerne ganz viel Musik".

„Wow, dann bist du wohl einer der ganz wenigen Piloten, die nicht Kitesurfen oder Golfen", platzte es mit leichter Bewunderung aus Moe heraus.

„Yepp, mach' ich nicht. Hab' meine Prinzipien", sagte ich. Sie lachte breit auf. Ich fragte mich an dieser Stelle, wie es meiner Schwester Natalie und Uwe geht. Sie hasst Kitesurfen ebenfalls.

„Bei mir siehts verdammt ähnlich aus. Ich lese gerade ein Buch über die Tuskegee Airmen. Mein Grossvater flog in der 332nd Fighter Group in Italien", sagte Moesha stolz.

„W A S? Dein Grossvater war ein Red Tail? Genial!", stiess ich mit einer Begeisterung aus, als ob ein Bub eine Matchbox-Station zum Geburtstag geschenkt bekommen hätte. „So cool! Hat er den Zweiten Weltkrieg überlebt? Es waren alles ausnahmslos Afroamerikaner, richtig?", wollte ich von ihr wissen.

„Yes, Sir! Er hat es überlebt und mir ganz viel davon erzählt. Ich hab' sogar sein Abzeichen geschenkt bekommen. Er entfachte den Fliegervirus in unserer Familie. Jetzt möchte ich wissen, worin sich das Buch von seinen Erzählungen unterscheidet", erzählte sie mit einem Leuchten in ihren Augen.

„Wow, das klingt nach einem tollen Projekt, mit bestimmt vielen Überraschungen. Bist du schon mal einen Flieger geflogen? Vielleicht hast du das auch in die Wiege gelegt bekommen", fragte ich sie.

„Neee, nicht mein Ding, denke ich. Hab lieber Menschen", sagte sie.

„Komm, lass mich mal einen Flieger mieten und dich mitnehmen, sobald wir wieder zurück in Dubai sind", kam es spontan über mich.

„What!? Das klingt zu cool, um war zu sein. Aber mir fehlt der Mut, um selbst zu fliegen", entgegnete Moe.

„Was soll schon passieren? Sand, wohin das Auge reicht. Überall flach. Du fliegst einfach nur geradeaus. Wir stören nur Kamele und ein paar Skorpione. Deal?", versuchte ich sie zu überzeugen.

Sie setzte sich mit einem Lächeln im Gesicht gerade hin und sagte mit etwas Respekt vor dem Vorhaben: „Deal, aber du übernimmst sofort, wenn mich der Mut verlässt, okay!?"

„Deal, machen wir genau so", versprach ich ihr. Moeshas Gesicht und ihre Körperspannung entspannten sich. Sie grinste vor sich hin und es schien, als ob sie gerade eben ihre Matchbox-Station zum Geburtstag bekommen hätte.

„Oh, ich hab' ein paar Fotos von seinen Flügeln auf dem Handy", fiel ihr wieder ein. Ich schaute interessiert auf das Display und sah seine Abzeichen. Danach redeten wir über den Zweiten Weltkrieg und was unsere Familien zu dieser finsteren Zeit alles erlebt haben. Wir beide waren uns einig, dass sich unsere heutige Generation viel zu wenig an die Opfer und Entbehrungen der durch den Krieg gebeutelten Grossväter und Grossmütter erinnert.

Moe bedankte sich nach dem Frühstück für die tolle Gesellschaft und suchte sich einen Liegestuhl am Pool.

„Ich gehe ein paar Längen schwimmen. Machst du mit?", fragte ich sie.

„Ach, ist nicht meins. Ich lese lieber. Aber tue dir keinen Zwang an. Ich lese und du schwimmst", sagte sie.

Ich ging in mein Zimmer, zog eine Badehose und ein T-Shirt an und war zwanzig Minuten später wieder zurück am Pool und schwamm ein paar Längen. Danach legte ich mich auf die Liege neben Moe. Es war schön zu spüren, wie die Sonnenstrahlen meinen Rücken trockneten. Zwischendurch erzählte sie mir spannende Abschnitte aus dem Buch. Es war wirklich interessant.

„Sag mal, was war da eigentlich los, zwischen dir und deiner... Sonja, richtig?", fragte mich Moe.

Ich weiss nicht warum, aber ich erzählte Moe die ganze Geschichte. Lückenlos, nur die Details und Namen der Beteiligten liess ich weg. Moe schaute ernst wie ein Major, schien mich aber nicht zu verurteilen.

„Du weisst schon, dass das alles ziemlicher Bockmist ist, oder?", fragte mich Moe.

„Ja, ich kann es nur besser machen. Ich meine, ich habe gestern der Moldawierin einen Korb gegeben, falls die eine Flugbegleiterin, von der ich dir erzählt habe, doch schwanger sein sollte", sagte ich.

„Gut gemacht. Aber hör auf mit sowas. Diese zweigleisigen Geschichten bringen niemandem was. Es steht mir nicht zu, dir irgendwelche Tipps zu geben. Aber meinem Bruder würde ich raten, mich von der Frau zu trennen, wenn sie nicht schwanger sein sollte. Du hast sehr emotionslos über sie gesprochen. Ich glaube, du empfindest nur was für Sonja, auch nicht für diese Pilotin, die du auf dem Hinflug kennengelernt hast. Aber Sonja hat dich auf der Insel wirklich mies behandelt. Fang neu an. Dann bist du frei wie ein Vogel", sprach Moe einleuchtend.

„Ich weiss es nicht. Ich habe mich gefragt, ob ich nach Köln soll, um Sonja wiederzugewinnen und mit ihr nochmals durchzustarten", sagte ich.

„Auch wenn du durchstartest, irgendwann kommst du wieder zurück auf den Boden. Und das weiss sogar ich als Flugbegleiterin", sagte Moe grinsend. „Aber wie gesagt, es ist dein Leben", fügte sie hinzu.

„Und was tut sich in deinem Liebesleben so?", wollte ich von ihr wissen.

„Nichts. Ich warte auf meinen Prinzen, bis ich ihn finde. Wenn ich bei seinem Anblick in meiner Seele das Lied „La vie en rose" höre, dann weiss ich, dass er es ist", sagte Moe irgendwie niedlich.

„Du hast Glück, du weisst, was du willst. Meinst du die Louis Armstrong Version oder die von Edith Piaf?", wollte ich wissen.

„Du wirst es auch wissen, wenn du deine Frau gefunden hast. Und du verdienst etwas Besseres als Sonja, denke ich persönlich", sagte Moe sehr herzlich. „Nichts geht über Satchmo, mein Lieber", sagte sie und lachte herzlich.

„Danke", sagte ich ihr. Ich war gerührt.

„Aber du hast auch ganz viel verquirlte Scheisse am laufenden Band produziert. Das muss aufhören", sprach sie ernst und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf mich. Es wirkte so, als ob sie einem alten Freund die Leviten gelesen hätte.

Am Abend gingen wir noch mit einigen Kollegen in ein nettes Restaurant in der Altstadt, in der mich die spanischen Einflüsse auf die Architektur begeisterten. Wir besuchten anschliessend noch einen Club mit guter Musik, in dem kleinwüchsige Menschen uns bedienten. Unsere Crew fand das alles unglaublich beschwingend, doch Moe und ich empfanden das Lokal als einen Zacken zu speziell und machten uns nach einem Drink auf den Rückweg ins Hotel.

Am nächsten Tag traf ich mich noch mit zwei männlichen Flugbegleiter und Moe zum Mittagessen, was sich als Segen erwies. Die beiden Jungs waren Buddies, die zusammen in derselben Wohnung lebten.

„Schon funny. Die meisten Nachbarn denken, dass wir schwul sind. Und wenn dann plötzlich meine Freundin aus Liverpool kommt und ich sie knutsche, denken die meisten ‚Huch, hat der sich umentschieden'? Die schockierten Blicke sind das Beste am Ganzen", witzelte Nick, einer der beiden.

„Aber du hast nichts Schwules an dir. Oder zumindest, was die meisten Menschen als ‚schwul' abtun würden", sagte ich.

„Ja, aber ich wohne mit einem Typ und bin Flugbegleiter", das reicht den meisten Menschen", sagte Nick.

„Finde schon, dass er ein Sensibelchen ist. Ich nehme solche Blicke nie war", sagte sein Mitbewohner Magnus, der einen dichten Bart trug und so wirkte, als ob er ein kanadischer Förster wäre. Aber er war unglaublich witzig und hatte eine unglaublich weitreichende Allgemeinbildung.

„Ihr seid einfach ein Dreamteam. Egal, ob ihr hetero oder homo seid", fügte Moe an.

„Und du Magnus? Knutschst du nicht mit deiner Freundin im Lift rum?", fragte ich neckisch.

„Nein, muss zuerst wieder ein Klasseweib finden. Ich will lieber weniger, dafür gute Mädchen haben", sagte Magnus.

„Oh ja, seine Frauen waren immer der Hammer. Nicht, dass meine Freundin nicht gut wäre. Aber bei ihm frage ich mich schon, wie er das immer schafft, solche Frauen zu erobern", sagte Nick neckisch zu seinem Kumpel und gab ihm einen Ellenbogenschubser. Magnus schaute verlegen.

„Haha, dann sind Magnus und ich aus dem gleichen Holz geschnitzt. Ich weiss auch nicht, was die Frauen an mir finden", witzelte ich zurück.

„Fishing for compliments", sagte Moesha mit einem breiten Grinsen und biss in ihren Cheese Burger.

„Na ja, ich weiss schon, was sie an mir mögen. Ich bin ein gradliniger Kerl und nehme ihre Anliegen immer ernst", sagte Magnus halb ernst, halb scherzend. Aber ich glaubte ihm. Ich dachte immer, dass diese Tugenden auch auf mich zutrafen. Aber ich war mir nicht mehr sicher.

„Schau mal, nur so als kleines Beispiel", sagte Nick und streckte mir sein iPhone mit einem Bild von Magnus und einer bildhübschen Frau entgegen. „Das war seine vorletzte. Die sieht aus wie ein Topmodell, oder?", sagte Nick so stolz, als ob sie mit ihm zusammen gewesen wäre.

„Ich hasse das, wenn er das macht", sagte Magnus peinlich berührt, mit Pommes Frites im Mund.

„Kein Ding. Ich mache noch was Peinlicheres und zeige dir mal meine Ex-Freundin, die mich vor ein paar Tagen verlassen hat. Ich flippte zu einem unglaublich schönen Foto von Sonja und zeigte es Magnus.

„Hoho, die würde mir auch sehr gut gefallen", sagte er.

„Oh wow, ja. Die hat was", sagte Nick. „Wobei ich hätte etwas Angst vor ihr", sprach er überraschend. Ich zeigte das Bild Moe und sie machte grosse Augen und nickte mir zu.

„Angst? Angst, dass du mit so einer Frau überfordert wärst?", sagte Moe scherzend und entlockte vor allem Magnus ein lautes Lachen.

„Nein, die sieht doch so aus wie diese amerikanische Mörderin, die eine Strafe in Italien absitzen muss. Scheisse, wie heisst die gleich noch mal? So ähnlich wie Johnny Knoxville, einfach anders", sagte Nick.

„Wie eine Mörderin?", fragte Moe und zog ihre rechte Augenbraue hoch.

„Ah, du meinst Amanda Knox?", fragte Magnus seinen Buddy.

„Ja, genau! Mann, du kennst wirklich jeden, der in den Medien war", sagte Nick baff.

„Vielleicht vom Typ Frau, ja, aber Sonja war..."

„Viel hübscher und sicher nicht so gefährlich", fiel mir Moe schmunzelnd ins Wort.

„Ne, ich finde auch, dass Sonja hübscher ist, wie die Killerin", sagte Magnus.