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Servas 02: Neuanfang Teil 01

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Die Vorstellung im Planetarium war schon fast wie ein Film im Kino. Der Vorführer erklärte die Sternbilder, welche es um diese Jahreszeit zu sehen gab und erzählte einiges über die verschiedenen Sterne, die diese bildeten. Alles in allem war es sehr interessant und auch schön, fand Mara. Nach dem Ende der Vorstellung gingen die Beiden noch eine Weile durch die Ausstellung. Während Herrin Julia sich grinsend in einigen verschiedenen Zerrspiegeln betrachtete, las Mara auf einer Schautafel über Goethes Farbenlehre.

Als sie nach einer ganzen Weile die gesamte Ausstellung angesehen hatten, verließen die Beiden das Museum wieder und schlenderten gemächlich durch den Park zurück, wo Herrin Julia die Unterhaltung über Maras Schule wieder auf nahm.

Zum Mittagessen musste Mara ihre Kochkünste das erste Mal unter Beweis stellen und einen Gemüseauflauf zubereiten. Dieser war recht schnell zubereitet und im Ofen. Mara deckte wieder den Tisch und sie aßen gemeinsam zu Mittag. Danach legte sich Herrin Julia auf die Couch und sah sich einen Film an. Mara räumte während dessen in der Küche auf und räumte das Geschirr in die Schränke, nachdem die Spülmaschine fertig gespült hatte. Als sie fertig war, wusste sie nicht was sie tun sollte. Herrin Julia war auf der Couch eingeschlafen und sie wollte sie auf keinen Fall wecken. So kniete sie sich neben die Couch und sah sich den Film an. Doch so richtig interessant war dieser nicht, zumal sie den Anfang auch nicht mit bekommen hatte. So döste sie ebenfalls ein.

Julia wachte auf als der Abspann des Filmes lief, den sie ansehen wollte. Sie setzte sich auf die Couch und sah Mara neben dieser knien. Sie hatte sich an die Seitenlehne gelehnt und schlief. Anstatt sie zu wecken, nahm sie eine leichte Wolldecke und legte ihr diese über die Schultern. So wie sie da kniete, sah es zwar nicht all zu bequem aus, aber das machte ihr anscheinend wenig aus. Zum ersten Mal betrachtete sie Mara nun genauer. Sie sah richtig süß aus, wenn sie schlief, fand Julia. Ihre Sommersprossen bedeckten fast ihr ganzes Gesicht. Nur unter der Nase war ein schmaler Streifen heller Haut, der gänzlich frei von Sommersprossen war. Kinn und Stirn waren ein wenig heller, dort befanden sich weniger Sommersprossen, fast machte es den Eindruck als wären diese auf ihre Wangen und den Nasenrücken gewandert, wo sie sich häuften. Selbst auf ihren Lippen befanden sich einige. Das lockige rote Haar fiel ihr vor den Schultern herab auf die Tunika. Eine schmale Strähne hatte sich unter ihre Nase verirrt und gelegentlich sog sie diese beim Einatmen an. Dann verzog sie jedes Mal das Gesicht und kräuselte die Nase.

Sie schaute auf die Uhr und sah, das es Zeit zum Kaffeetrinken war. Doch so richtig Lust auf Kaffee und Kuchen hatte sie gerade nicht. Also nahm sie ihr Comm und rief ihre Schwester an. Sie stand auf und ging damit in die Küche wo sie sich einen Tee zubereitete. Wie immer würde dieses Gespräch wohl eine Weile dauern, denn obwohl Andrea seit drei Jahren von dem Geld lebte, welches ihr Mann ihr vererbt hatte und alleine in einem recht großen Haus lebte, hatte sie immer viel zu erzählen. Auch fragte sie immer wieder wie es ihrem Laden ginge. Die Antwort darauf war wie so oft ein wenig enttäuschend, denn in den vergangenen zwei Wochen hatte sie nur wenig dort verkauft.

»Wenn du so weiter machst, verschenkst du noch alles«, sagte Andrea lachend. »Aber bevor es dazu kommt komme ich lieber zu dir und führe den Laden selbst.«

»Ich würde mich zwar wirklich freuen, wenn du her kommen würdest, aber ich hoffe trotzdem das es nicht dazu kommen wird, alles zu verschenken. Außerdem habe ich seit gestern eine Serva, die mir im Laden ein wenig zur Hand gehen soll«, gab Julia zurück.

»Ach? Im Laden zu Hand gehen? Wenn das alles ist, fresse ich einen Besen«, sagte Andrea und lachte. »Aber vielleicht sollte ich mir das auch mal überlegen. Aber kaufen kommt für mich nicht in Frage. Du weißt wie ich dazu stehe.«

Die Beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile über alles Mögliche.

Mara wachte auf und sah, das der Fernseher ausgeschaltet war. Sie schaute sich um und bemerke, daß Herrin Julia nicht mehr auf der Couch lag. Über ihre Schulter lag eine Decke und sie hörte die Stimme ihrer Herrin aus der Küche. Sie stand auf und streckte ihre Glieder. Die Decke legte sie sorgfältig zusammen und ging dann in die Küche wo sie vor Herrin Julia knickste. Diese wedelte mit der Hand und deutete ihr leise zu sein. Sie sprach mit jemandem über das Comm und wollte anscheinend nicht gestört werden. Also ging sie zurück ins Wohnzimmer wo sie die Kissen der Couch richtete.

»Ich möchte nicht, das du so neben der Couch einschläfst wie vorhin.« Mara drehte sich um als sie Herrin Julia hinter sich hörte. »Das ist doch sicher schrecklich unbequem. Die Couch ist groß genug. Da kannst du dich ruhig mit drauf setzen. Überhaupt, ich finde, solange wir unter uns sind, musst du nicht knien, das ist doch albern.«

»Entschuldigung, Herrin, aber so habe ich das gelernt«, sagte Mara ein wenig verlegen.

»Das weiß ich. Aber es muss dennoch nicht sein.«

»Ja, Herrin«, sagte Mara.

»Jetzt mal was anderes, ich habe noch eine Verabredung mit ein paar bekannten. Ich nehme an, ich kann dich alleine lassen?«

»Ja, Herrin, ich werde so lange auf Sie warten.«

»Das wird nicht nötig sein. Ich werde erst so gegen zehn oder elf zurück kommen. Du kannst dir unten im Laden ein Buch holen und lesen oder auch einen Film an sehen.«

»Vielen Dank, Herrin«, erwiderte Mara. Herrin Julia ging ins Schlafzimmer und sie rückte noch schnell die Kissen gerade. Herrin Julia kam ziemlich schnell wieder und hatte ein Bündel Kleider unter dem Arm.

»Du musst mir jetzt nicht beim Umziehen zu sehen. Wenn du lesen möchtest, dann geh nach unten und such dir was aus.«

Mara fragte sich, warum sie sich nicht im Schlafzimmer umzog. Doch das würde wohl schon einen Grund haben. Sie knickste und ging nach unten. Sie nahm den Schlüssel des Antiquitätenladens vom Haken und schloss die Tür auf. Das Licht schaltete sich automatisch ein und sie ging bis ganz nach hinten, zu dem Regal mit den Büchern. Es dauerte eine ganze Weile bis sie ein System in der Sortierung gefunden hatte und fand dann schnell einige Bücher, die ihr Interesse weckten. Diese waren allerdings über das gesamte Regal verstreut da sie alphabetisch nach Titel sortiert waren. 'So kann man die doch nicht verkaufen' dachte sie sich 'da findet doch niemand etwas.'

Sie zog zwei der Bücher heraus und begann den Klappentext zu lesen.

»Mara, ich bin jetzt weg. Ich wünsch dir eine gute Nacht. Und denk dran, morgen um sieben wieder Frühstück.«

»Ja, Herrin«, sagte Mara und ging schnell zur Tür. Doch die Haustür schloss sich gerade als sie den Flur erreicht hatte hinter Herrin Julia. Also ging Mara zurück und sah aus dem Schaufenster heraus, wie das Auto der Herrin an diesem vorbei fuhr. Sie ging zurück zum Regal und suchte sich ein Buch heraus. Auf dem Weg zurück fiel ihr eine hübsche Lampe auf, die auf einem kleinen Beistelltisch stand. Die Herrin hatte ihr ja erlaubt sich aus dem Laden einzurichten. Also nahm sie die Lampe und den Tisch und brachte beides zusammen mit dem Buch in den Flur. Morgen würde sie ihr sagen das sie den Tisch und die Lampe mit genommen hatte. Sie schloss die Tür wieder ab und brachte alles nach oben in ihr Zimmer. Sie stellte den Tisch neben das Bett und die zweiarmige Lampe mit dem verzierten Messinggestell und den beiden, wie Blüten geformten, weißen Glasschirmen darauf. Ihren Nachttisch schob sie bei Seite und stellte auch den Wecker auf den geschwungenen kleinen Holztisch. Dieser hatte genau die richtige Höhe als Nachttisch, fand sie. Den Stecker der Lampe steckte sie in die Steckdose und schaltete sie ein. Sie gab ein nicht zu helles Licht ab welches zum Lesen recht angenehm war. Dann legte sie sich auf das Bett und begann zu lesen. Irgend wann schlief sie ein und das Buch fiel ihr auf den Bauch.

- - -

»Die haben sich sogar noch darüber gefreut«, rief Isabella plötzlich aus. Maja und Frida die hinter ihr her liefen, schauten sich fragend an. Kaum außer Atem zog Isabella das Tempo ein wenig an und bog auf eine breitere Straße ab. Sie folgten dieser und kamen nach wenigen Minuten an einem langgestreckten Gebäude vorbei. Dieses war wesentlich länger als der Wohnblock und schien recht neu zu sein. Dennoch sah es unbewohnt aus. Neben dem Gebäude überquerte eine Brücke einen Fluss, der unter dem Gebäude hindurch floss, besser gesagt war das Gebäude anscheinend über den Fluss gebaut worden. Sie liefen weiter bis der Weg sich gabelte. Dort blieb Isabella kurz stehen und schaute auf den Wegweiser. Dabei schafften es Maja und Frida, ein wenig zu ihr auf zu schließen. Doch bevor sie sie erreicht hatten, lief sie nach links weiter. Der Weg führte an zwei kleinen Gebäuden vorbe,i die mit ihren Schaufenstern aussahen wie kleine Geschäfte. Beim zweiten bog Isabella wieder nach links ab und zog das Tempo nochmals an. »Verdammt«, rief sie aus. »Irgend was stimmt da einfach nicht.« Dann machte die Straße mehrere Biegungen und Maja und Frida verloren sie aus den Augen. Auch sie liefen nun ein wenig schneller, um sie nicht gänzlich zu verlieren. Doch bei einem weiteren Wohnblock zweigten zwei Wege von der Straße ab. Sie konnten Isabella nicht mehr sehen und wussten nicht, wo sie lang gelaufen war. Etwas ratlos blieben sie stehen. »Was sollte das denn?«, fragte Frida.

»Du, ich habe keine Ahnung, aber sie hat die halbe Nacht kaum geschlafen. Ich hab das Gefühl, irgend etwas beschäftigt sie ziemlich. So habe ich sie erst zwei Mal gesehen. Beim ersten Mal standen kurz danach meine Eltern bei uns vor der Tür, das zweite Mal war als du sie gefragt hast, ob du nach der Schule zu uns kommen kannst«, sagte Maja. »Das muss schon, was ziemlich Ernstes sein, wenn sie sich so benimmt.«

Eine Frau trat in diesem Moment aus dem Wohnblock heraus. Maja ging zu ihr und knickste. »Einen schönen guten Morgen«, sagte sie. »Wir haben uns, glaube ich verlaufen.«

Die Frau schaute die Beiden an und grinste. »Das kenne ich. Ist mir am Anfang auch passiert. Wo müsst ihr denn hin?«

»Wir wohnen in Gebäude 28«, sagte Maja.

»Na, das ist ja nicht weit«, die Frau deutete auf den mittleren Weg. »Entweder da lang an den Gebäuden 24 bis 27 vorbei und als die Straße weiter oder ihr geht hier lang«, sie deutete auf den linken Weg, ein schmaler Fußweg, auf jeden Fall zu schmal für ein Auto »Dann kommt ihr direkt an Gebäude 27 raus, da biegt ihr links ab und geht gerade aus weiter über die Hauptstraße.«

Maja bedankte sich und knickste. Sie winkte Frida, ihr zu folgen und nahm den linken Weg. Hier führte eine schmale Hängebrücke in einiger Höhe über den Fluss, der in einer schmalen Schlucht sein Bett gegraben hatte und in einem Wasserfall in die Tiefe stürzte.

»Sollen wir da rüber?«, fragte Frida und betrachtete zweifelnd die Brücke. Die Gischt des Wasserfalls wurde vom Wind weit nach oben getragen und hatte die Bretter, aus denen die Brücke hauptsächlich bestand, mit einem feinen Wasserfilm überzogen.

»Wie können auch außen rum laufen, wie ich das verstanden habe, aber hier geht's wohl schneller«, sagte Maja und setzte einen Fuß auf die Brücke. Sie hielt sich an den Stahlseilen des Geländers fest und ging langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, über die Brücke. Als sie auf der anderen Seite angekommen war, winkte sie Frida herüber. Diese setzte ebenfalls einen Fuß auf die schwankende Brücke. Sie klammerte sich am Geländer fest und setzte einen Fuß vor den anderen. Dabei achtete sie immer darauf nicht den Kontakt zum Geländer zu verlieren. Es dauerte wesentlich länger als bei Maja bis sie endlich die Brücke überquert hatte und war, als sie die andere Seite erreicht hatte noch blasser als sonst. »Ich glaube das nächste Mal laufe ich lieber außen rum«, sagte sie und schaute zurück über die Brücke.

»Dann lass uns mal weiter«, sagte Maja. Sie liefen weiter den Weg entlang, der ein wenig anstieg, bis er auf eine Straße mündete. Dort bogen sie links ab und erreichten die Hauptstraße. Zwischen den Bäumen hindurch sahen sie ein helles Gebäude und liefen die Straße entlang darauf zu. Am Eingang prangte ein großes Schild auf dem eine 28 stand.

Sie gingen in die Lobby und siegen in den Aufzug. Dort drückte Maja die Taste für das oberste Stockwerk doch mit einem schnarrenden Geräusch zeigte der Aufzug, an das sie dieses Stockwerk nicht anfahren konnten.

»Und jetzt?«, fragte Frida.

»Ich gehe mal nach draußen und klingele, vielleicht ist sie ja schon oben«, sagte Maja und ging durch die Lobby zur Eingangstür. Sie kam nach einigen Minuten zurück »Also oben ist sie noch nicht.«

»Und jetzt?« Frida schaute ein wenig ratlos aus der Wäsche.

»Wir setzen uns und warten einfach. Irgend wann muss sie ja zurück kommen«, sagte Maja und kniete sich so auf den weichen Teppich neben der Sitzgruppe, daß sie den Eingang sehen konnte. Sie nahm eine Zeitung, die auf dem Tisch lag und begann darin zu blättern. Frida kniete sich neben sie und wartete.

Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis Isabella die Lobby betrat. Maja und Frida standen schnell auf und knicksten als sie auf sie zu kam.

»Meine Güte, ich habe erst gar nicht gemerkt das ihr weg wart«, sagte Isabella atemlos. »Tut mir leid, aber ich war so in Gedanken das ich einfach weiter gerannt bin«, sagte sie. Sie nahm erst Maja in den Arm, dann Frida. Dann ging sie gefolgt von den Beiden zum Aufzug und drückte die Taste für das oberste Stockwerk. Der Aufzug setzte sich in Bewegung.

»Warum hat das bei mir nicht geklappt?«, wollte Maja wissen.

»Ihr beiden habt noch kein Comm. Das ist hier für so ziemlich alles der Schlüssel, für die Aufzüge, die Türen und ihr könnt auch damit überall bezahlen«, erklärte Isabella und hielt ihren linken Arm hoch an dem sie ein kleines Comm, einer Armbanduhr nicht unähnlich nur etwas größer, trug. »Passt auf, ich muss dringend zu Emylia. Ihr beiden wartet hier auf den Laster mit unseren restlichen Sachen. Achtet darauf, das immer eine von Euch hier oben bleibt, sonst kommt ihr nicht mehr rein. Ich sage, wenn ich zu Emylia gehe, dieser Helen Bescheid das sie euch die Comms bringt.« Mit diesen Worten ging Isabella ins Badezimmer wo sie sich duschte. Kurze Zeit später kam sie angezogen aus dem Schlafzimmer. »Ich bin bei Emylia. Geht euch duschen und macht euch Frühstück. Bei mir kann das dauern«, sagte sie und verließ ohne weitere Worte die Wohnung.

»Was hat die Herrin denn?«, fragte Frida als frisch geduscht und angezogen mit Maja am Frühstückstisch kniete.

»Das hat sie nicht gesagt. Aber irgend was macht ihr große Sorgen«, sagte Maja. Sie schaute ebenfalls ein wenig besorgt aus. »Ich weiß nicht genau was es ist aber es scheint wegen Kim und Georgia zu sein. Soweit ich weiß hat sie irgend was über diese Baroness gehört das ihr Sorgen macht. Aber genaues weiß ich leider auch nicht.«

- - -

Peter schaute kurz in den Spiegel und richtete sein Haar. Trotz seiner nicht einmal 40 Jahre, zeigten sich bereits einzelne graue Haare. Doch er war der Meinung, ein Mann hat es nicht nötig sich wegen grauer Haare Sorgen zu machen. Er rückte seine Krawatte gerade und verließ den Wagen. Die letzten hundert Meter ging er lieber zu Fuß, als das Auto in dieser Gegend ab zu stellen. So ging er mit schnellem Schritt durch eine dunkle Gasse und klopfte an deren Ende an eine unscheinbare Tür. Eine kleine Klappe wurde geöffnet und ein Paar schwarzer Augen schaute ihn an. Die Klappe wurde wieder geschlossen und die Tür geöffnet.

»Die Sarai erwartet sie bereits«, sagte die junge Frau, die er nur unter dem Namen Yanna kannte. Wie sie richtig hieß, wusste vermutlich nur sie selbst. Sie führte ihn durch einen langen Gang, der nur durch wenige, schwache Lampen erhellt war, bis vor die große Tür. Ihr Gang hatte etwas Katzenhaftes. Sie schien auf jedem Schritt einen Hinterhalt zu erwarten. Zwar wusste er, das diese Frau jederzeit bereit und auch in der Lage war, einen Menschen umzubringen der ihre Herrin bedrohte, aber er wusste nicht, wie weit diese Loyalität ging.

»Herrin, Herr Kroll ist hier«, sagte die junge Frau und kniete sich unterwürfig vor den Thronartigen Sessel. Dabei nahm sie die Hände weit nach vorne und verbeugte sich so weit das ihre Stirn den Boden berührte.

»Peter. Nehmen Sie doch platz«, sagte eine Stimme aus dem Dunkel des Thrones. Sofort begab Yanna sich auf alle Viere. Peter setzte sich auf ihren Rücken. Er hatte jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn er sich so auf den Rücken der jungen Frau setzte. Doch er war sich auch darüber im Klaren, daß die Sarai es nicht dulden würde, wenn er ablehnte. Andrerseits wusste er natürlich, daß dies nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen war, um sie zu schützen. Denn sollte er aus dieser Position heraus versuchen ihr irgend etwas zu tun, so würde Yanna ihn vermutlich sofort am Fuß zu fassen bekommen und ihm entweder eine vergiftete Nadel ins Bein stechen oder ihn mit bloßen Händen zu Fall bringen und ihm das Genick brechen.

»Wie geht es zu Hause?«, fragte die Stimme.

»Bestens. Wir haben dafür gesorgt, das alle gut unter gekommen sind. Aber darum haben Sie mich sicher nicht her gebeten«, sagte Peter. Er war sich im Klaren darüber, daß er irgend wann der Polizei einen Tipp geben musste was sie hier abspielte. Doch wusste er eben so das diese Frau, die sich seit nun mehr 17 Jahren vor der Polizei zu verstecken wusste, es irgend wie schaffen würde auch dieses Mal unerkannt zu entkommen. Einige andere Frauen würden zwar mit ziemlicher Sicherheit dabei gefasst werden, doch jede dieser Frauen war bereit ihr Leben für die Sarai zu geben.

»Natürlich nicht, Peter. Aber ich interessiere mich noch immer dafür. Und dieses Interesse wird ganz sicher auch nicht weniger werden. Du weißt, mir brennt es immer noch in den Fingern sie wieder zu sehen.«

»Ich weiß. Aber Sie wissen auch daß das nicht geht.«

»Dennoch würde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um sie zu schützen. Daß auch den anderen dabei geholfen wird, ist für mich lediglich ein äußerst positiver Nebeneffekt. Der Grund warum ich dich her gebeten habe ist folgender: Gestern wurde ein Transport überfallen. Du weißt, wie sehr ich es verabscheue, wenn sich jemand in meine Geschäfte einmischt. Neben meiner Ware befanden sich drei Frauen in diesem Transport. Sie sind laut Polizeibericht noch auf freiem Fuß. Die Täter allerdings wurden gefasst und sitzen in Untersuchungshaft.«

»Und ich soll nun herausfinden, für wen sie arbeiten?« Peter änderte seine Sitzposition ein wenig. Sofort schoss eine Hand in Richtung seines Fußes, die sich allerdings augenblicklich wieder zurück zog. Er hatte nicht einmal gemerkt das die junge Frau sich nicht mehr auf ihren Händen abstützte.

»Nein, das werde ich schon raus bekommen. Es geht mir um die Frauen. Sie haben eine neue Identität bekommen und sind nun der Meinung, daß die Schule besser für sie ist, als das Gefängnis. Ich möchte dich darum bitten, dafür zu sorgen, daß sie wohlbehalten zu einer Schule kommen, um sich dort freiwillig zu melden.«

Peter war jedes Mal aufs Neue erstaunt darüber, wie diese Frau es schaffte nicht nur ihren eigenen Vorteil aus einer Situation zu ziehen, sondern dabei auch noch dafür zu sorgen, das andere aus allem heraus gehalten wurden und welche Mittel sie dafür aufwendete. Neue Identitäten waren nicht billig, wie er wusste.

- - -

Mara war froh darüber, heute doch die Sandalen angezogen zu haben. Ihr war ein wenig kalt und frierende Füße konnte sie überhaupt nicht leiden. Nach dem Frühstück war sie mit ihrer Herrin in einen Möbelladen gefahren. Nun schob sie einen großen Einkaufswagen voller Möbel und Kleinzeug vor sich her.

»Du brauchst noch eine Uhr«, sagte Julia und deutete auf eine große Wand voller Uhren. »Such dir zwei aus. Eine für dein Schlafzimmer und eine fürs Wohnzimmer.«

»Ja, Herrin«, sagte Mara heute sicher schon zum tausendsten Male. Sie ließ den Wagen am Rand des Ganges stehen und ging zu der Wand mit den Uhren. Sie hatte schnell zwei gefunden die zum Rest der Möbel passten und suchte diese aus den Regalen heraus. Sie legte sie in den Wagen zu den anderen Sachen und knickste vor Julia.