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Servas 02: Neuanfang Teil 01

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»Wieso denn der große Zaun? Sind hier alle eingesperrt?«, fragte Rebecca.

»Im Gegenteil. Ich nehme an, du hast bemerkt, daß die ganzen Sicherungsmaßnahmen sich außerhalb befinden? Die dienen nicht dazu, jemanden ein zu sperren, sondern zu unserem Schutz. Wenn jemand das Gelände verlassen möchte, kann sie das ohne Probleme tun. Nur rein kommt man nur mit einer Anmeldung oder wenn man sich ausweisen kann«, erklärte Nin. »Aber nun mal zu dir.« Sie drehte sich zu ihrem Schreibtisch, nahm Rebeccas Bewerbungsmappe in der einige bunte Zettel steckten und legte diese offen auf den runden Tisch. »Du hast bis zu einem gewissen Punkt einen ziemlich beeindruckenden Lebenslauf. Schule, Ausbildung zur Technikerin dann mit 18 als Freie in die Schule für Serva in Straßburg gegangen. Danach hast du Design studiert und nebenbei noch eine klassische Gesangsausbildung absolviert. Nach dem Studium hast mit 23 geheiratet und während der Ehe nicht gearbeitet. Die Ehe wurde zwei Jahre später geschieden, weil?« sie sah Rebecca fragend an.

»Wir haben fest gestellt, das wir einfach nicht zusammen passten. Vielleicht auch, weil wir beide noch ziemlich jung waren. Wir sind noch immer gut befreundet aber zusammen hat es einfach nicht funktioniert«, sagte sie mit einem bedauernden Unterton.

Nin beschloss, hier nicht weiter nach zu fragen. »Anschließend hast du acht Jahre lang bei einer Transportfirma gearbeitet. Da hast du dich von einer Technikerin bis zur Pilotin hoch gearbeitet, was ich schon ziemlich beeindruckend finde. Aber warum hast du nicht in einem der Berufe gearbeitet, die du auch gelernt hast?«, fragte Nin ernst. »Ich wollte als Kind schon immer fliegen. Mein Vater hat mich damals immer mal mit genommen in seine Firma und ich durfte öfter mal mit fliegen. Das hat mich einfach fasziniert. Als ich dann die Stellenanzeige gelesen habe, habe ich mich einfach beworben und habe es ja auch geschafft Pilotin zu werden.«

»Da hast du acht Jahre lang gearbeitet und danach bis jetzt nicht mehr. Und hier wird dein Lebenslauf auch ein wenig undurchsichtig. Du hast geschrieben das du mit jemandem liiert warst und hier hört es dann auch auf. Außerdem hast du eine 50 prozentige Behinderung angegeben, aber es steht nichts in deinen Unterlagen was für eine Behinderung das denn ist.« Nin sah Rebecca fragend an.

Diese hielt dem Blick stand. Sie wusste, daß es dazu kommen musste. »Wenn Sie möchten, zeige ich es ihnen.« Sie wurde rot und senkte den Kopf.

Nin sah sie fragend an »Wir waren bereits beim du. Belassen wir es doch dabei. Aber ich würde dennoch gerne wissen, was du mir zeigen wolltest.«

Rebecca seufzte, stellte sich hin, zog die Bluse aus und drehte sich einmal. Nin sah mit entsetztem Blick Rebeccas von Operationsnarben übersäten Oberkörper an. Erst als sie wieder angezogen platz nahm, fragte Nin »Wie ist das denn passiert? War das ein Unfall?«

»Nein, kein Unfall, sondern mein letzter Freund.« Eine Träne rollte über ihre Wange als sie weiter sprach »Mit den dauernden Rückenschmerzen kann ich so weder länger stehen noch sitzen, also kann ich auch nicht als Pilotin oder Technikerin arbeiten und als Serva nimmt mich so doch auch niemand.«

Nin nickte »Gibt es sowas wie einen medizinischen Bericht?« Rebecca holte die gut daumendicke Krankenakte aus ihrer Tasche und reichte sie Nin, die diese überflog. Schnell fand sie, was sie suchte. »Hast du etwas dagegen, wenn ich davon eine Kopie mache und sie unserer Chefin schicke?«

Rebecca schüttelte den Kopf. »Bitte«, sagte sie resignierend. Sie war sich sicher, auch hier keine Stelle zu bekommen, sondern wie so oft in den letzten Wochen abgewiesen zu werden.

Nin nahm einige Blätter aus der Akte und ging hinaus. Durch die angelehnte Tür konnte Rebecca hören, das sie mit Vera sprach. Nach einer Minute kam sie wieder ins Zimmer. Komm, wir machen einen kleinen Spaziergang, die große, böse Frau wird sich sicher gleich melden.« Sie zwinkerte.

»Wieso eigentlich große böse Frau? Das hat Vivian eben auch schon gesagt«, wollte Rebecca wissen.

»Ich weiß es nicht so genau, ihre Frau oder auch eine ihrer Töchter hat ihr diesen Namen gegeben. Und sowas macht hier schnell die Runde. Aber nenn sie lieber nicht so. Das dürfen nur gute Freunde oder ihre Familie.« Nin lachte herzlich und lächelte. Sie stand auf und hielt Rebecca die Tür auf. Im Vorzimmer sagte sie zu Vera »Mach auch mal Pause, ich führe Rebecca ein wenig herum.«

Zusammen verließen sie das Büro, fuhren mit dem Aufzug nach unten und gingen nach draußen. »Einen Teil der Anlage hast du ja schon gesehen, was hältst du denn so davon?«, wollte Nin wissen. »Es ist schön ruhig hier«, sagte Rebecca. »Vorhin habe ich zwei Frauen gesehen die im Wald miteinander geschlafen haben, ist das normal hier?« Nin lachte. »Vielleicht etwas normaler als überall sonst, und so lange sich niemand davon belästigt fühlt, warum nicht? Ich persönlich mag sowas ja nicht. Zu viele Insekten und vor allem Spinnen.« sie schüttelte sich »Aber wer sowas mag.« Sie zwinkerte.

»Sag mal, ich habe nirgendwo etwas gefunden, was genau wird hier eigentlich gemacht?«, fragte Rebecca.

Nin gab Rebecca das Pad, welches sie bisher in der Hand gehalten hatte »Das ist unser Katalog. Aber als Marke wirst du uns nirgendwo finden.« Rebecca aktivierte das Pad und ihre Kinnlade klappte herunter als sie durch den Katalog blätterte. Jedes Mal, wenn sie mit einem Fingertipp eine weitere Seite öffnete, staunte sie mehr.

»Guck nicht so entsetzt.« Nin lachte herzhaft als sie Rebeccas Blick bemerkte. »Auch sowas muss ja irgend wer herstellen oder glaubst du etwa sowas wächst auf den Bäumen?« Sie runzelte die Stirn, tippte eine Seitenzahl ein und sagte »Na ja, das wächst tatsächlich irgend wie auf Bäumen«, meinte sie stirnrunzelnd »Aber das ist eher die Ausnahme als die Regel.« Sie lachte erneut.

Rebecca schloss endlich den Mund. »Ihr macht Sexspielzeuge?«, fragte sie erstaunt.

»Sexspielzeuge, Kleidung und vieles mehr. Sowas verkauft sich ganz gut. Und wer kann sowas besser machen als die Jenigen, die sie auch benutzen? Außerdem haben wir hier jede menge hochmoderner Maschinen und können so ziemlich alle Werkstoffe verarbeiten, Stahl, Kunststoffe, Holz, Textilien und wir können fast jede Art von Elektronik herstellen. Und wenn jemand eine neue Idee hat, was man damit noch machen kann, dann wird das geprüft und vielleicht in unser Portfolio aufgenommen«, erklärte Nin und lachte. »Komm, ich führe dich ein wenig herum.«

Neben dem Gebäude standen einige Elektrofahrzeuge, ähnlich wie Golfwagen. Nin wies mit einer einladenden Handbewegung auf eines davon. Rebecca setzte sich hinein während Nin auf dem Fahrersitz Platz nahm. Nachdem beide angeschnallt waren, setzte sie das Fahrzeug in Bewegung. »Das Ganze hier war früher mal ein Industriegelände. Da wo jetzt das Kraftwerk steht,« sie deutete auf einen großen Gebäudekomplex zu ihrer Rechten »standen früher Hochöfen. Und in diesen Hallen« nun wies sie nach rechts »wurde der Stahl weiter verarbeitet und Autos, Flugzeuge und Panzer gebaut. Jetzt werden hier eben Sexspielzeuge aller Art hergestellt. Ich finde, das ist eine große Verbesserung.« Die Wände der Hallen waren aus rotem Backstein gemauert und eine hatte sogar eine kunstvoll gemauerte Fassade mit großen, geschwungenen Toreinfahrten. Auf dem oberen Rand der Fassade waren sogar kleine Türmchen angedeutet.

»Das hier ist unser Lager. Da lagert eigentlich alles. Teile die für die Produktion gebraucht werden, fertige Teile aber auch alle Sachen die man so zum täglichen Leben so braucht wie Kleidung, kleinere Möbel, Nahrungsmittel und so weiter«, dozierte sie, als sie an einem modernen Gebäude entlang fuhren, welches sogar noch größer war als die Fabrikhallen. Sie fuhren gemächlich weiter die Straße entlang bis diese einen Bogen machte. Sie fuhren nun durch einen lichten Wald. »Hier wird es schöner. Hier stehen die Wohngebäude und alles andere«, sagte Nin. Sie hielt den Wagen nach einigen hundert Metern an und zeigte auf ein kleines Haus, welches zwischen den Bäumen zu sehen war. »Da wohne ich mit meiner Freundin«, sagte sie und fuhr dann weiter.

Sie zeigte Rebecca noch mehrere andere Wohnhäuser. Einige waren kleine Bungalows, die meisten anderen Häuser jedoch wahren mehrgeschossige Wohnblöcke mit begrünten Dächern. »Die gesamte Anlage ist etwas mehr als zweitausend Hektar groß. Der Teil mit der Fabrik hat davon nur knapp 100 Hektar. Deshalb ist hier auch alles etwas weiter voneinander entfernt und man tritt sich nicht so auf die Füße.«

»Und alle die in der Fabrik arbeiten wohnen hier auch?«, wollte Rebecca wissen.

»Ungefähr die Hälfte. Hier auf der Anlage wohnen gerade mal zweitausend Frauen. Das sind die, die von der Welt draußen, von den Männern oder auch von beidem die Nase voll haben oder sich für einen anderen Lebensstil entschieden haben«, erklärte Nin. »Einen anderen Lebensstil?«, fragte Rebecca.

»Das wirst du im Lauf der Zeit sicher selbst merken.« Nin lachte als sie Rebeccas fragenden Blick bemerkte und fuhr weiter. Sie kamen an einer großen, von niedrigem Gras bewachsenen Lichtung vorbei. »Ich zeig dir mal den See. Dann muss ich auch wieder zurück« sagte Nin. Während der Fahrt kamen sie immer wieder an kleinen Gebäuden vorbei, die direkt an der Straße standen.

»Was sind das denn eigentlich für Häuser?«, fragte Rebecca.

»Das sind Servicestationen. Da ist eine Sanitätsstation und meistens sind auch zwei Wachen anwesend. Außerdem kann man hier alles kaufen, was man so zum Leben braucht. Kleidung, Essen, Trinken und so weiter«, erklärte Nin.

»Alles in diesen kleinen Häusern?« Rebecca war erstaunt.

»Wir haben hier ein unterirdisches Verteilersystem. Man bestellt, was man braucht und entweder kommt es bis ins Haus oder man holt es hier ab«, erklärte Nin. Die Straße machte einen leichten Bogen um einen Hügel herum. Rechts lichtete sich der Wald und man sah einen kleinen Fluss, auf dessen abgewandter Seite mehrere kleine Häuser am Ufer standen. Auf einer Anhöhe hinter diesem Fluss stand ein großes Gebäude.

»Das ist das Zentrum.« Nin deutete auf das mehrstöckige Gebäude, dessen Fassaden ganz aus Glas bestanden. »Da sind Versammlungsräume, Restaurants, ein Teil der Verwaltung, Fitnessstudio, eine Bar, Tanzclub und so weiter drin. Hinter dem Gebäude liegt der Eingang zum Bergwerk. Nachdem das stillgelegt wurde, hat man dort in einer riesigen Höhle ein ganzes Opernhaus eingerichtet. Die Akustik da drinne ist wirklich einmalig. Wir haben das vor zwei Jahren wieder eröffnet. Aber eher für leichtere Unterhaltung. Eine ganz bekannte Band hat letztes Jahr extra für uns dort ein Konzert gegeben, das war fantastisch.« Nin lächelte verträumt.

Als es irgend wo piepste, hielt sie am Straßenrand. Sie zog den Ärmel ihrer Bluse etwas hoch und schaute auf ein Gerät, das ähnlich aussah, wie das was die Wachen am Eingang an den Armen trugen, nur war dieses hier schmaler und eleganter. Eine gebogene, durchsichtige Kunststoffscheibe, etwa so breit wie eine Hand lag auf ihrem Unterarm, gehalten durch zwei schmale Lederbänder, offenbar ein sehr modernes Comm. Ein Text stand auf dieser Scheibe. Nin tippte einmal darauf und der Text verschwand.

»Die Chefin hat gesagt, du bist eingestellt. Ich weiß zwar noch nicht als was, aber das werden wir schon noch heraus finden.« Nin zwinkerte ihr zu. Rebecca hatte die letzten Worte gehört und konnte es kaum fassen. Sie freute sich, endlich wieder etwas Sinnvolleres tun zu können als nur dauernd zu Hause herum zu liegen, die Zeit mit Rückentraining oder endlosen, langweiligen Spaziergängen zu verbringen.

»Mach den Mund mal wieder zu.« Nin lachte und nahm ihr das Pad aus der Hand.

»Einfach so?«, fragte Rebecca ungläubig.

»Ja, einfach so. Du bist Technikerin, Serva, Designerin, und Pilotin. Überall hast du gute bis sehr gute Noten. Anscheinend bist du ziemlich ehrgeizig«, sagte Nin. »Offenbar aber nicht sehr zielstrebig. Das könnte vielleicht ein Problem sein. Aber vielleicht erklärst du mir einfach mal, was du eigentlich selbst willst.«

»Was ich will?« Rebecca sah sie ernst an. »Ich will wieder etwas Sinnvolles machen. Das hier«, sie zog ihren Kragen etwas herunter und deutete auf die Narbe an ihrem Hals »hat mir gezeigt das es nicht viel bringt dauernd etwas anderes an zu fangen oder sich selbst bis an die eigenen Grenzen zu hetzen. Ich lag im Krankenhaus fast ein halbes Jahr nur bewegungslos im Bett. Da hat man viel Zeit zum Nachdenken. Ich will einfach zur Ruhe kommen.«

»Du, mir ist da was eingefallen. Ich lass dich hier mal raus. Geh etwas am See spazieren oder so. Ich muss mal was erledigen«, sagte Nin. Etwas erstaunt stieg Rebecca aus. Sollte sie hier einfach so warten? Nin setzte den Wagen wieder in Bewegung, wendete auf der Straße und fuhr den Weg zurück, den sie eben gekommen waren. Rebecca ging einige Meter und setzte sich auf eine Bank.

Rebecca schaute ein wenig verträumt über den See und beobachtete die sich kräuselnden Wellen. Über dem Wasser lag ein feiner Nebelteppich. Plötzlich kräuselte sich das Wasser in einiger Entfernung und kreisförmige Wellen gingen von diesem Punkt aus und plätscherten ans Ufer. Noch ein Mal kräuselte sich das Wasser an der selben Stelle als etwas aus dem Wasser heraus sprang und wieder verschwand. Der Schwanz dieses Fisches hatte irgend wie seltsam aus gesehen. Sie schaute eine Weile auf die Stelle und überlegte, was ihr an diesem Fisch so seltsam vorgekommen war.

»Ich habe gehört, du suchst eine Stelle?«, fragte jemand hinter ihr. Sie zuckte leicht zusammen und drehte sich um. Eine hagere Frau stand hinter ihr und sah sie aus braunen Augen an. In ihren langen braunen Haaren waren bereits einige graue Strähnen zu sehen und um ihre Augen hatte die Zeit einige Falten hinterlassen. Rebecca stand auf und drehte sich zu der Frau um. Sie trug einen altmodischen, grauen Strickmantel der ihr bis zu den Knien reichte und darunter eine weite Hose aus schwarzem Leder. »Ja, Frau Aderra hat gesagt, ich solle hier auf sie warten.«

»Sie wird nicht kommen. Sie hat mich angerufen und gesagt, ich soll dich hier treffen«, sagte die Frau. »Komm, lass uns etwas gehen.« Ohne abzuwarten, ging sie auf die Straße zu. Dabei stützte sie sich auf einen Gehstock, der eben so altmodisch war wie ihr Strickmantel. Rebecca beeilte sich, ihr zu folgen und hatte Mühe sie ein zu holen. Trotz dem sie sichtlich hinkte und sich beim Gehen auf den Stock stützen musste, legte sie ein ordentliches Tempo vor. Nachdem Rebecca sie eingeholt hatte, sagte sie »Nicht so schüchtern, ich beiße nicht.« Dabei bildeten sich Lachfalten um ihre Augen und sie zeigte strahlend weiße Zähne, als sie lächelte. »Ich bin Andrea«, stellte sie sich vor.

»Hallo, ich bin Rebecca.«

»Ich weiß, Nin hat mir von dir erzählt. Sie meinte, ich soll dich mir mal an sehen.«

»Hat sie das?«, fragte Rebecca. Sie fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte.

»Ich suche eine Serva. Sie meinte, du wärst eventuell geeignet. Ich habe etwas, nennen wir es mal altmodische Ansichten. Deshalb kann ich mit diesen jungen Dingern auch nicht all zu viel anfangen welche die Chefin hier immer wieder an schleppt. Obwohl sie genau wusste, was auf sie zu kommen würde hat es das letzte Mädchen keine zwei Monate bei mir ausgehalten.«

»Altmodische Ansichten? Was meinen Sie?«, hakte Rebecca nach.

»Ich bin ziemlich konservativ und bin der Meinung daß Verfehlungen bestraft werden sollten. Helen, sie ist hier so etwas wie die oberste Serva, meint ich sei sadistisch, aber das ist wohl Ansichtssache. Ich denke einfach, wenn sich jemand etwas zuschulden kommen lässt, muss sie einfach mit einer entsprechenden Strafe rechnen.«

»Sadistisch?« Rebecca musterte die Frau. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie wie jemand aussah der sonderlich sadistisch sein sollte. Aber wie sollte so jemand eigentlich aussehen?

Statt einer Antwort blieb Andrea stehen. Sie fasste mit der Linken ihren Stock ein Stück unterhalb des Griffes und drehte diesen. Als sie daran zog, löste sich der Griff vom Rest des Gehstockes und ein dünner, heller Stock kam zum Vorschein. Sie zog diesen gänzlich heraus und wedelte ein paar mal damit in der Luft wie mit einem Florett. Rebecca sah diesen Stock und konnte sich gut vorstellen, wozu er gut war. Das war nichts mit dem sie besonders gerne Bekanntschaft machen würde. Andrea hielt den Gehstock nun wie eine Schwertscheide, legte den hellen Stock über ihre Rechte und zog ihn nach vorne. Sie ließ ihn im Gehstock verschwinden wie ein Samurai sein Schwert in der Scheide und drehte erneut an dem Griff. Dann ging sie weiter als sei nichts geschehen.

»Ich verstehe«, sagte Rebecca.

»Bisher hat mir noch niemand vorgeworfen, unfair zu sein. Vielleicht bin ich wirklich etwas streng, aber ich habe es selbst nicht anders kennengelernt.«

»Warum suchen sie eine Serva?«, wollte Rebecca wissen. Der Stock beeindruckte sie nicht all zu sehr, sie hatte schlimmeres erlebt, als mit einem Rohrstock geschlagen zu werden. Und wenn sie Andrea richtig einschätzte, würde sie diesen auch nicht einfach so zum Spaß benutzen.

»Mein Mann ist vor mehr als zehn Jahren bei einem Unfall gestorben. Er hat mir einen kleinen Antiquitätenladen vermacht und dazu ein nicht ganz so kleines Vermögen, von dem ich seit dem recht gut lebe. Den Laden führt meine Schwester, seit ich hier her gezogen bin. Aber alleine lebt es sich in einem so großen Haus, wie ich es hier bewohne nicht all zu angenehm. Es gibt zwar einen Reinigungsdienst und auch für das Essen ist gesorgt, aber es fehlt trotzdem etwas. Was ich suche, ist auch weniger eine Serva, sondern eher so etwa wie eine Gesellschafterin, obwohl die Stellenbeschreibung tatsächlich am ehesten auf eine Serva passen würde.« Andrea betrachtete Rebecca kurz und sagt dann »Ich denke, du wärst für diese Stelle gut geeignet. Du bist schon etwas älter und hoffentlich auch vernünftiger, und schlecht siehst du auch nicht aus. Sowas ist ja auch immer ein wenig um die eigene Eitelkeit zu nähren. Außerdem hast du, so wie Nin mir erzählt hat, das Herz am rechten Fleck. Also, was denkst du?«, kam sie ohne zu zögern auf den Punkt.

Andreas direkte Art gefiel Rebecca. Sie war ehrlich und gerade heraus. »Das ich so gut aussehe bezweifele ich ernsthaft aber ich würde Ihr Angebot gerne annehmen.«

»Wie meinst du das?«, wollte Andrea wissen.

Statt einer Antwort blieb Rebecca stehen und öffnete ihre Bluse so das Andrea ihren Oberkörper sehen konnte. Diese wandte sich ihr zu und betrachtete sich die Narben. Sie ging um Rebecca herum und hob die Bluse, so das sie auch ihren Rücken betrachten konnte. »Meine Fresse sieht das scheiße aus«, sagte sie.

'Endlich mal jemand, die sagt, was sie denkt und nicht einfach nur mitleidig herum druckst.' dachte Rebecca. Laut sagte sie. »Ich weiß, aber damit muss ich leben.«

»Wie ist das passiert?«, wollte Andrea wissen.

»Mein letzter sogenannter Freund ist passiert. Er und ein Stuhl haben mir mehr als ein halbes Jahr Krankenhaus und eine noch längere Nachbehandlung eingebracht. Seit dem habe ich trotz Rückenschule und Gymnastik Probleme mit dem Rücken und kann weder lange sitzen noch stehen. Und gut aussehen ist eben doch etwas anderes als sowas.«

»Papperlapapp. Du weißt, wie man sich ordentlich kleidet, auch wenn das, was du da gerade trägste nicht unbedingt für eine Serva angemessen ist. Du bist groß aber nicht so riesig das man zu dir auf schauen müsste, du kannst gerade stehen und gehen und du hast ein schönes Gesicht. Außerdem weißt du anscheinend, wie du dich zu benehmen hast. Die Narben sehen zwar scheiße aus aber wen stören die? Außerdem sollst du ja nicht dauernd nackt herum laufen. Ich bin schließlich keine dieser modernen, jungen Frauen, die sich eine Serva holen, nur weil sie sich mit ihr schmücken wollen.«

Rebecca wurde rot als Andrea ihr Auftreten dermaßen lobte. »Vielen Dank«, sagte sie.

Mit einer einzigen fließenden Bewegung löste Andrea den Rohrstock aus dem Gehstock und hieb ihr damit locker auf den Oberschenkel.