Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Servas 03: Veränderungen Teil 05

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Aus einem der Häuser kamen mehrere Leute heraus. Mara sah jemanden in einem Rollstuhl und eine andere Frau die sich auf einem Stock abstützte. Der Rollstuhl wurde von einer schmalen Blondine geschoben, wie Mara nun erkannte.

Auch Mara schnallte sich nun ab und folgte Rebecca nach hinten. Diese war gerade dabei die Ladeklappe zu öffnen.

»Herzlich willkommen auf Achadh uaine«, begrüßte sie ein älterer Mann, der das Flugzeug betreten hatte.

»Guten Tag, Mister Rogers, schön Sie zu sehen«, begrüßte Rebecca den Mann.

»Ich hoffe, es ist alles zu ihrer Zufriedenheit, Mrs. Winter.«

»Das werden wir dann ja sehen. Aber ich vermute, Sie haben sich selbst davon überzeugt. Jetzt würde ich gerne erst mal die Anderen begrüßen«, sagte Rebecca.

Sie wandte sich zu Saphira und wies sie an, das Gepäck schon mal ins Haus zu bringen. Dann fasste sie Mara an der Hand und verließ mit ihr zusammen das Flugzeug.

-

»Was habe ich gesagt? Sie sind ein hübsches Paar«, hörte Mara eine ihr gut bekannte Stimme von draußen, noch bevor sie die Laderampe verließen. Sie schaute sich um und sah daß drei Frauen vor der Rampe standen und zu ihnen schauten. Dort standen Herrin Andrea und Alice, die den Rollstuhl geschoben hatte. Die Frau in dem Rollstuhl erkannte sie kaum wieder. Sie sah völlig ausgezehrt und schwach aus. Langsam ging sie auf die Frau zu und kniete sich vor den Rollstuhl.

»Hallo, Herrin Julia«, sagte sie und musste Schlucken.

Julia hob die Hand, worauf hin Alice ihr zwei Krücken gab. Langsam und mit zitternden Beinen stand Julia auf und ging zwei Schritte auf Mara zu.

»Mara, steh bitte auf«, sagte sie mit brüchiger Stimme.

Mara stand auf und versuchte, sie unauffällig zu mustern.

»Schau nicht so. Nach neun Operationen würdest du wahrscheinlich auch nicht besser aussehen«, sagte Julia, ging den letzten Schritt auf Mara zu und umarmte sie. »Schön dich wieder zu sehen.«

»Schön Sie wieder zu sehen, Herrin Julia«, sagte Mara. Sie hatte einen Kloß im Hals und es fiel ihr schwer zu sprechen.

»Ich denke, das Herrin lassen wir besser mal weg. Für dich ab sofort Julia. Verstanden?« Julia winkte und Alice schob den Rollstuhl zu ihr und Mara half ihr, sich zu setzen.

»Das geht doch nicht«, sagte Mara.

»Na, und ob das geht. Ich bin nicht mehr deine Herrin. Das ist jetzt Rebecca. Und wie ich sehe, war es eine gute Entscheidung, dich zu ihr zu schicken.«

»Ganz offensichtlich«, sagte Andrea.

Mara ging nun zu Andrea, knickste vor ihr und begrüßte sie mit einem »Guten Tag, Herrin Andrea.«

»Wenn du mich nicht Andrea nennen willst, dann nenn mich Frau Gibbs. Aber ansonsten lässt du bei mir das Herrin bitte auch weg. Hallo, Mara, schön, dich wieder zu sehen.«

»Danke, Frau Gibbs«, sagte Mara und erntete dafür ein Lachen von Andrea.

Dann begrüßte sie auch Alice, diese Begrüßung fiel wesentlich kühler aus. Zu sehr erinnerte sie sich noch daran, wie Alice in London gewesen war.

Nun kam auch Rebecca zu ihnen und begrüßte die Drei. Sie und Alice umarmten sich ziemlich herzlich, was Mara nach dem, was Herrin Rebecca ihr über Alice erzählt hatte, nicht sonderlich verwunderte.

Vor Andrea knickste Rebecca und umarmte sie dann.

Nachdem sich endlich alle begrüßt hatten und Rebecca den Anderen auch Saphira vorgestellt hatte, gingen sie ins Haus.

Sie kamen in eine riesige Küche mit einem echten Holzherd in dem ein Feuer brannte. So einen Herd hatte Mara noch aus der Schule in nicht all zu guter Erinnerung.

Doch was dann folgte, glaubte Mara nicht zu überleben. Jemand kam zur Tür herein und umarmte sie so fest, daß sie meinte, ihr Rückgrat brechen zu hören und hob sie in die Luft. »Hallo, Mara«, sagte Rolf und ließ sie wieder herunter. Doch gleich darauf musste sie noch eine ebenso feste Umarmung über sich ergehen lassen, als Flo sie begrüßte.

Heike und Anke, die hinter den Beiden herein gekommen waren, umarmten sie ebenfalls, wenn auch bei weitem nicht so kräftig, wie ihre Männer es getan hatten.

Nachdem auch die Vier alle begrüßt hatten, setzten sie sich an den großen Tisch und begannen, sich zu erzählen, was in der letzten Zeit alles passiert war.

Alice ging zu dem Herd auf dem ein altmodischer Teekessel stand und goss Tee für alle auf. Sie stellte mehrere Kuchen sowie Teller und Besteck auf den Tisch und setzte sich dann neben Julia.

»Alice, hast du das gemacht, worum ich dich gebeten habe?«, fragte Rebecca.

»Ja, Miss«, sagte Alice und gab Rebecca einen Zettel.

Rebecca nahm den Zettel, ließ sich von Alice einen Stift geben und schrieb noch einiges zu dem, was bereits auf diesem stand dazu. Dann rief sie Saphira zu sich und gab ihr den Zettel.

Außerdem gab sie ihr einen weiteren Zettel, offenbar eine Landkarte, auf der mit einem roten Stift ein Weg markiert war.

»Du gehst bitte in den Laden und kaufst da, was hier auf der Liste steht ein. Dann kommst du auf dem selben Weg wieder zurück. Und ab Montag wirst du das jeden Morgen vor dem Frühstück machen«, sagte Rebecca zu ihr. »Du wirst dir nicht helfen lassen, sondern alles alleine tragen.«

»Ja, Herrin«, sagte Saphira, knickste, nahm eine große Tasche, die neben der Tür stand und verließ die Küche. Durchs Fenster konnte man sehen, daß sie sich die Karte an sah und dann die Zufahrt entlang ging.

»Wo geht ihre Serva denn hin?«, fragte Mister Rogers, der Notar.

»Sie geht einkaufen«, sagte Rebecca nur.

»Aber das ist doch nicht nötig Mrs. Winter. Sie können auch in den Läden anrufen. Die bringen alles her, was sie benötigen.«

»Danke Mister Rogers, aber das ist nicht nötig. Es gibt einen Grund dafür, das Saphira die Einkäufe zu Fuß erledigt«, erklärte Rebecca.

»Aber es sind gut fünf Kilometer bis in den Ort und noch mal genau so viel zurück.«

»Dessen bin ich mir bewusst«, sagte Rebecca. »Und wenn sie in zwei Stunden nicht wieder zurück ist, werde ich, was eine Strafe angeht, ziemlich einfallslos werden müssen.« Sie trank einen Schluck Tee und beendete damit dieses Gespräch. Mister Rogers schaute sie zwar etwas verwirrt an, hakte aber nicht weiter nach.

Während sie Tee tranken, unterhielten sich alle angeregt miteinander. Es stellte sich heraus, daß Julia, Andrea und die Anderen bereits gestern angekommen waren. Mara freute sich, Julia wieder zu sehen, die sie mehr als nur einmal darauf hinwies, nicht mehr ihre Herrin zu sein, bis Mara nur noch gelegentlich ein 'Herrin' in ihre Richtung heraus rutschte.

Julia hatte die ersten Operationen erfolgreich überstanden und war nun bereits auf dem Weg der Besserung, was Mara zwar angesichts ihres offensichtlichen Zustandes etwas bezweifelte, aber sich dennoch freute, dies zu hören.

Nach dem Tee zeigte Mister Rogers Rebecca das gesamte Anwesen. Sonja schloss sich dieser Führung an. Das Haupthaus und alle Anbauten waren grundlegend saniert worden. Später sollte dann noch die Scheune folgen, doch nach einem kurzen Gespräch welches Mister Rogers zwar etwas verwirrend fand, er aber weder Rebeccas noch Sonjas Vorschlägen etwas entgegenzusetzen hatte, gingen sie in das Büro welches in einem der Nebengebäude eingerichtet worden war und begannen, alles zu besprechen.

Im Laufe der nächsten Woche wollten sie einen Termin mit dem Architekten machen und alles genau besprechen und planen.

Während dessen zeigte Alice Mara das Zimmer in dem sie und Rebecca während der nächsten zwei Wochen wohnen würden und brachten auch gleich die Koffer nach oben.

»Darf ich bitte kurz mit dir reden?«, fragte Alice, während sie die Sachen in die Schränke räumten.

Mara war zwar wirklich nicht all zu begeistert davon, nun auch noch ein längeres Gespräch mit Alice zu führen, deutete aber auf den Stuhl vor der Frisierkommode und setzte sich selbst aufs Bett.

»Herrin Andrea hat mir schon gesagt, daß du immer noch sauer auf mich bist. Und ich kann das auch verstehen. Ich habe mich wirklich schlecht dir gegenüber verhalten«, sagte Alice. Darauf hin nickte Mara zustimmend.

»Ich weiß nicht, ob Miss Rebecca oder Herrin Andrea dir gesagt haben, was alles passiert ist, aber selbst wenn, das entschuldigt nicht, wie ich mich damals verhalten habe. Ich wollte dir nur sagen, es tut mir leid.«

»Mir gegenüber? Du hast dich benommen wie... wie... Ach egal. Herrin Rebecca hat immer noch eine Narbe am Fuß wegen den Splittern, die sie deinetwegen im Fuß hatte«, sagte Mara verärgert.

»Ja«, sagte Alice und senkte den Blick »Ja, ich weiß. Und das tut mir wirklich leid. Aber wir haben uns damals, als ich zu ihr und Herrin Andrea gekommen bin, ausgesprochen. Und ich bin ihr wirklich dankbar dafür, was sie für mich getan hat.

Ich erwarte gar nicht, daß wir gute Freunde werden. Ich möchte einfach, daß du weißt, daß es mir leid tut.«

Mara hatte den Eindruck, daß Alice sich dies Ansprache vorher schon zurecht gelegt hatte. Doch trotz ihres Gesichtsausdruckes, der ehrliches Bedauern widerspiegelte, war Mara nicht einfach so bereit, ihr zu verzeihen.

Wortlos stand sie auf und packte die Koffer weiter aus.

Dabei stellte sie fest, daß alles, was sich in ihrer Tasche befand von der selben Art war wie das, was sie gerade trug.

»Mara, kommst du bitte?«, rief Herrin Rebecca von unten, als sie gerade damit begonnen hatte, ihre Sachen in den Schrank zu hängen.

»Ich mache das schon«, sagte Alice.

Zwar war Mara nicht all zu begeistert davon, daß Alice im Zimmer blieb, doch andererseits war außer Kleidung nichts in diesem Zimmer. Und sie würde wohl auch schon nichts schlimmes anstellen.

»Danke«, sagte sie knapp und ging nach unten, wo Herrin Rebecca und Andrea bereits draußen auf sie warteten.

»Mrs. Winter, es freut mich, daß sie sich für die traditionelle Kleidung entschieden haben. Sogar den richtigen Tartan haben Sie gewählt. Ich denke, daß werden ihnen die Leute hier hoch anrechnen«, hörte Mara gerade Mr. Rogers sagen als sie das Haus verließ.

»Danke, ich habe mich mit ihrer Sekretärin eine Weile unterhalten. Sie hat mir auch die Weberei empfohlen, die den Tartan gewebt hat.«

Mr. Rogers schaute Rebecca kurz an und lachte. »Ja, das sieht ihr ähnlich. Sie gehört dem hiesigen Kulturverein an und liebt solche Details. Nur ihr Korsett wird wohl nicht so sehr ihre Zustimmung finden."

Auch Rebecca lachte nun. »Ich fürchte, das lässt sich nicht ändern. Das trage ich wegen meiner Rückenprobleme.«

»Ich verstehe«, sagte Mr. Rogers. »Wenn Sie dann soweit sind.« Er deutete auf den Wagen der neben der Zufahrtsstraße stand.

Rebecca und Andrea gingen zu dem Wagen. Mara ging mit ihnen und hielt den Beiden die Tür auf. Sie wollte auch Mr. Rogers die Fahrertür aufhalten, doch dieser ließ Mara nach einem Zeichen von Rebecca einfach stehen, ging um den Wagen herum und stieg auf der Beifahrerseite ein.

»Du fährst bitte Mara. Dann kannst du dir gleich den Weg merken«, sagte Rebecca und deutete ihr, einzusteigen.

Mara nahm auf dem Fahrersitz Platz und Mr. Rogers gab ihr den Schlüssel. Sie schaltete den Wagen ein und fuhr los.

Mr. Rogers zeigte ihr den Weg zur Stadt. Knappe zehn Minuten später kamen sie zu dem modernen Gebäude einer Fabrik. Über der Einfahrt befand sich ein Rundbogen aus einer Stahlkonstruktion an dem in großen Lettern »Winther Destillerie« stand.

»Na, das wurde ja auch langsam Zeit«, sagte Andrea mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Sie fuhren weiter bis zu einem Parkplatz vor dem Gebäude, wo sie ausstiegen und Mr. Rogers sich von ihnen verabschiedete.

»So, dann gehen wir mal rein«, meinte Andrea.

Mara wollte ihr und Rebecca folgen, doch diese deutete auf den Wagen. »Mara, du holst bitte die Anderen ab. Wir sind schon mal drinne«, sagte Rebecca und deutete auf eine Tür über der sich ein großes Holzschild befand auf dem »The new Inn« stand.

»Die Anderen?«, fragte Mara. »Alle?«

»Natürlich alle. Außer Saphira. Die dürfte noch eine Weile brauchen, bis sie wieder zurück ist. Und danach bleibt sie im Haus«, sagte Rebecca nachdrücklich.

»Ja, Herrin«, sagte Mara, knickste und ging zurück zum Wagen.

Mara fuhr zurück zu der Farm, wo Julia und Alice bereits in der Küche auf sie warteten.

Alice schob Julia in ihrem Rollstuhl bis zum Wagen und half ihr dann hinein. Dann klappte sie den Rollstuhl zusammen und lud ihn in den Kofferraum. Während dessen kam auch Sonja aus dem Haus und stieg zu Alice auf die Rückbank.

»Wie geht es Ihnen?«, fragte Mara Julia, als sie in die Stadt fuhren.

»Blendend. Ich fühle mich wie das blühende Leben«, sagte Julia, worauf hin Mara sie mit einem zweifelnden Blick bedachte.

Julias Lachen klang überhaupt nicht nach der Julia, die Mara kennen gelernt hatte. »Es geht mir schon besser. Die Ärzte sagen, in einem Jahr bin ich wieder fit. Aber lass uns bitte von was anderem reden.«

Mara nickte lediglich und schwieg, da ihr kein besseres Gesprächsthema einfiel.

»Ist Sunrise eigentlich mit gekommen?«, fragte Julia unvermittelt.

»Sunrise?«, fragte Mara etwas verwirrt, da sie nicht damit gerechnet hatte, daß Julia ausgerechnet dieses Thema ansprechen würde. »Nein. Sunrise ist wohl zu Hause geblieben.« Noch beim Frühstück hatte sie ja nicht einmal damit gerechnet heute in Schottland zu sein und die nächsten zwei Wochen hier zu bleiben. Und die Ausrüstung hätte sie ganz sicher beim Auspacken gesehen.

»Schade«, sagte Julia. Trotz ihrer schwache Stimme, konnte Mara deutlich heraushören, daß sie das wohl bedauerte. »Ich wäre zu gerne mal mit ihr ausgefahren. Die Landschaft hier ist genau richtig dafür und die Luft hier ist einfach herrlich frisch. Außerdem hätten Sunrise und Arabella bestimmt ein tolles Gespann abgegeben.«

»Arabella?«, fragte Mara.

»Alice.« Julia deutete nach hinten. »Sie war von dem Geschirr genauso fasziniert, wie du damals«, sagte sie und lachte schwach.

Mara warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und sah, daß Alice verlegen grinste.

»Aber vielleicht hat Sonja ja ein Paar Stiefel und ein Geschirr für dich dabei«, sagte Julia und schaute zu Sonja, die lediglich nickte.

Sie kamen kurz darauf wieder an der Destille an, wo Mara den Rollstuhl auslud,während Alice Julia aus dem Wagen half.

Dann machte Mara sich wieder auf den Weg zur Farm um Rolf, Flo und deren Frauen abzuholen.

Auf dem Weg durch die Stadt sah sie eine Gestalt auf dem Gehweg entlang gehen, die zwei große Taschen und einen Rucksack trug. Sie erkannte Saphira, als sie an ihr vorbei fuhr. Als sie neben ihr war, hielt sie an und fuhr die Seitenscheibe herunter. »Soll ich dich mitnehmen?«, fragte Mara, als Saphira sie erkannte und anhielt.

»Bloß nicht«, gab Saphira zurück. Sie hatte die Taschen abgestellt, holte eine Flasche Wasser aus einer heraus und trank einen großen Schluck. »Du weißt, daß Herrin Rebecca das nicht will. Und ich will auf keinen Fall, daß du bestraft wirst, weil du mir geholfen hast.«

»Dann gib mir wenigstens die Taschen«, sagte Mara. »Du kannst doch nicht jeden Tag die ganzen Einkäufe zu Fuß holen. Das kann die Herrin doch nicht machen.«

»Nein, Mara. Ich werde die zurück tragen. Ich habe mich falsch verhalten und das ist nun mal meine Strafe dafür. Die muss ich ganz alleine ausbaden. Reicht es dir nicht schon, daß du mir auch noch Kochen beibringen musst?«

»Aber was ist denn, wenn dir unterwegs was passiert?«, fragte Mara. »Du musst ganz alleine über die Landstraße bis zur Farm laufen.«

»Was soll denn passieren? Herrin Rebecca bekommt doch schon mit, daß ich hier rum stehe. Und wenn ich zu weit vom Weg weg gehe oder zu lange stehen bleibe, dann geht das Teil hier« Saphira deutete auf ihr Fußgelenk an dem sich noch immer der Nervenblocker befand »los. Und sie bekommt es mit. Und jetzt fahr bitte einfach weiter.«

»Meinetwegen«, sagte Mara.

»Trotzdem danke«, sagte Saphira als Mara schon weiter fuhr.

Mara schaute noch einmal in den Rückspiegel. Sie sah, daß Saphira die beiden Taschen wieder aufgenommen hatte und weiter ging. Sie fragte sich, ob diese es noch schaffen würde, innerhalb der zwei Stunden wieder auf der Farm zu sein.

Sie kam kurz darauf an der Farm an. In der Küche saßen Rolf, Flo, Heike und Anke und tranken Tee.

»Na, dann wollen wir mal. Ich hab gehört, der Whisky soll ja ziemlich gut sein hier«, sagte Flo grinsend. Er und sein Bruder trugen nun zu Maras Erstaunen echte Schottenröcke. Dazu trugen sie grüne Strümpfe, schwarze Schnürschuhe und ein ebenso grünes Hemd, über denen sie schwarze Westen trugen. Mit ihren vollen Bärten gaben sie zumindest vom Aussehen her sicher ordentliche Schotten ab. Sogar die Tasche, die sie mittig vor dem Rock trugen und der Ledergürtel mit der silbernen Schnalle fehlten nicht. Anke und Heike hingegen trugen relativ normale Blusen, Röcke und Schuhe. Beide hatten sich Strickjacken über gezogen, die sie sicher auch brauchen würden. Denn draußen war es, anders als zu Hause, noch recht kühl für so einen Frühlingstag.

»Das Muster ist ja ein ganz anderes als das von Herrin Rebecca«, sagte Mara und deutete grinsend auf die Röcke der beiden Brüder, unter denen man deren nackten Knie sehen konnte.

»Das meine liebe Mara hat auch schon seinen Grund«, begann Rolf zu erklären, während sie das Haus verließen. »Die Familie Winter kommt ja aus der Gegend hier. Zumindest Rebeccas Großtante. Daher trägt sie den Tartan, also das Muster, welches hier in der Gegend üblich ist.«

Nachdem Rolf seinen Satz beendet hatte, fuhr Flo fort: »Und wir kommen nicht aus Schottland, genaugenommen nicht mal von dieser Insel. Unsere Großeltern sind irgend wann nach London gezogen, deshalb wohnt Onkel Gordon auch dort. Die Kilts haben wir mal von einem Bekannten aus London bekommen, einem Freund unserer Großeltern genauer gesagt. Und als Freunde von dessen Familie können wir diesen Tartan tragen.«

Nachdem alle im Wagen saßen, Flo hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt, fuhr Mara los.

Flo erklärte Mara noch einiges zu der Kleidung die sie trugen.

»Das, was du da trägst ist eine Kleidung die eigentlich im Mittelalter, genauer gesagt so um das zwölfte Jahrhundert herum in Europa so üblich war für eine Dienerin. Den Mantel solltest du aber besser nachher ablegen.«

Rolf übernahm nun wieder und sagte »Obwohl der Stoff, das ist Leinen, eigentlich eher aufs Festland passt. In Schottland war Wolle mehr verbreitet.«

»Und das, was Saphira da trägt, passt am ehesten zu einer einfachen Magd«, sagte Rolf und deutete zu Saphira, an der sie gerade vorbei fuhren. »Wieso muss sie eigentlich zu Fuß laufen und den ganzen Kram tragen?«

»Genau. Du hättest sie ja als du eben zur Farm gekommen bist ruhig mitnehmen können«, sagte Flo vorwurfsvoll.

»Herrin Rebecca wollte das so. Außerdem habe ich sie eben gefragt, ob ich nicht wenigstens die Taschen mitnehmen soll. Aber sie wollte ja nicht«, sagte Mara.

»Was hat sie denn angestellt?«, fragte nun Heike von hinten.

Mara erklärte in Kurzform, wie Saphira anstatt zu kochen in den letzten Wochen das Essen fertig bestellt hatte.

»Verstehe«, sagte Rolf und warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. Dieser nickte darauf hin lediglich. Ganz offensichtlich brauchten die Beiden, um sich zu verständigen, nicht viele Worte.

- - -

Kurz darauf kamen sie an der Destille an und betraten das Restaurant. Flo schob Mara, die ihnen die Tür aufhalten wollte, einfach hinein und hielt die Tür für die Anderen selbst auf.

»Zu Mrs. Winter«, sagte Rolf gerade zu einem Kellner, als Mara den Gastraum betrat. Der Kellner führte sie durch den großen, urig eingerichteten Gastraum in ein Nebenzimmer in dem eine große Tafel stand, an der die Anderen bereits saßen. Mara hatte den Eindruck, daß Alice sich dabei, mit den Anderen an einem Tisch zu sitzen, nicht besonders wohl fühlte.

Auch sie selbst wusste, daß ihr Platz eher neben der Tür war um die Anderen zu bedienen. Doch Rebecca winkte sie zu sich heran und deutete auf den Stuhl zu ihrer Linken.

Mara wartete, bis die Anderen sich gesetzt hatten und nahm erst dann selbst Platz. Ihr wurde wieder einmal klar, daß sie es bei Herrin Rebecca als Serva eigentlich ziemlich gut hatte.

123456...8