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Showtime

Geschichte Info
Experimente in Amsterdam.
36.8k Wörter
19.4k
18
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Halb zehn. Doch noch rausgehen? Nein, zu kaputt. Scheiß langer Tag. Diese Trade-Shows nervten. Die davor waren noch zahm gewesen, ich wie immer nur als Techsupport dabei. Aufbauen, sicherstellen, dass die Präsentationen einwandfrei liefen und den Rest langweilen. Dabei war ich Entwickler.

Diesmal war wirklich was schiefgelaufen mit einem der Rechner, und ich hatte das Problem erst vor einer halben Stunde lösen können. Amsterdam. Da war ich seit meiner Ausbildung nicht mehr gewesen. Also fast zwanzig Jahre.

Natürlich damals in einer großen Gruppe, mit dem Gefühl, dass wir die Stadt auf den Kopf stellen könnten und auch würden. Das Rotlichtviertel unsicher gemacht, genossen, was es an legalen und illegalen Angeboten gab. Etwas, was im Hirn als „gute Zeit" hängengeblieben war.

Damals hatte ich gedacht, irgendwann muss ich hierher mal zurückkommen. All das, worüber wir damals betont unbeeindruckt gelacht und was wir lächerlich gemacht hatten, wirklich mal an mich ranlassen. Die Sex-Shows wirklich genießen, die Schaufenster kaufwillig betrachten.

Ja, dazu musste ich alleine losziehen. Hatte ich jetzt die Gelegenheit dazu. Aber mehr denn je jemanden gebraucht, der mich mitzieht. Eben wieder eine Gruppe. Das war von unserer Truppe nun eher nicht zu erwarten. Drei Frauen, unsere CEO, eine vom Marketing und eine PR-Tante.

Andere wurden live zugeschaltet, oder erschienen in Videopräsentationen. Unsere CEO war auf irgendeine Party gegangen, die war tatsächlich ganz gut drauf. Eine Top-Kraft, die unsere Firma innerhalb von drei Jahren nicht nur aus der Scheiße geritten, sondern richtig erfolgreich gemacht hatte.

Total locker, überhaupt nicht eingebildet, sehr angenehm im Umgang. Die PR-Tante war das genaue Gegenstück, wie ich leider schon auf den letzten Messen miterleben musste. Die vom Marketing war zum ersten Mal dabei, allerdings hatte ich sie kaum wahrgenommen.

Sie schien nett, brachte mir öfter Kaffee mit, und Sandwiches. Darüber hinaus ließ mir die Fehlerbehebung einfach keine Zeit, mich mit ihr zu beschäftigen. Also gut, Kompromiss: Ich gehe nicht mehr raus, aber an die Bar und gönne mir ein paar Bier.

Kathrin, unsere CEO, hatte das ausdrücklich erlaubt und angeregt, auf Kosten der Firma natürlich. Ich hätte auch jede Restaurantrechnung ersetzt bekommen, nur war mir nicht nach Restaurant und ich hatte mir einfach ein Döner auf dem Weg zum Hotel geschnappt. Na, schau an. Die Idee hatte ich nicht allein.

„N'Abend. Auch noch durstig?"

Blöder Spruch. Aber Franziska lächelte halbwegs erfreut, als ich mich neben sie setze. Sie erzählte von einem gleichartigen Gespräch mit Kathrin, während ich mir ein Bier zapfen ließ. Sie hatte irgendeinen Mix-Drink am Start, sah frisch bestellt aus.

Sonst hätte ich ja großzügig einen ausgeben können. Während wir automatisch über den bisherigen Verlauf unseres Einsatzes plaudern, und ich sie mit Erklärungen der Fehlerbehebung langweilte, schaute ich sie mir genauer an.

Anfang, Mitte dreißig vielleicht. Kurzes braunes Haar, ebensolche Augen, an denen ein paar Fältchen zu sehen waren, eine Aura der Offenheit, Freundlichkeit, die sie umgab. Nun etwas dezenter geschminkt, da der offizielle Teil für heute vorbei war.

Aber erstaunlich gut gekleidet für einen Besuch an der Hotelbar eines nicht einmal hochklassigen Hotels, enges schwarzes Kleid, schulterfrei.

„Genug von der Arbeit, tut mir leid, wenn ich mich da gerade in Rage geredet habe."

„Ich verzeihe dir. Ich bin ja froh, dass ich hier nicht alleine abhängen muss."

„Wo ist denn .... Chantal?"

„Keine Ahnung. Interessiert mich nicht im Mindesten. Die Frau ist ... wie kann ich das höflich formulieren ..."

„Brauchst du nicht. Ich habe die passende Beschreibung unzensiert im Kopf. Ich habe sie leider schon auf dreien dieser Geschichten erleben müssen. Sag mal, wolltest du noch weggehen?"

„Wie kommst du darauf?"

„Nun, dein Kleid. Was dir nebenbei hervorragend steht."

„Danke. Ja, ich hatte drüber nachgedacht. Allerdings mir noch nicht den erforderlichen Mut angetrunken."

„Verstehe, alleine als Frau ... Amsterdam ist nicht ohne."

Sie lächelte mild und nippte an ihrem Drink.

„Warst du denn schon mal hier?", fragte sie mich dann ganz ruhig.

„Das ist Ewigkeiten her, als Jungspund mal, mit einer ganzen Horde Kumpels."

„Ich tatsächlich noch nie. Meine Partner waren irgendwie alle nicht so reisefreudig. Ich hätte gerne mehr von der Welt gesehen als Sylt und den Schwarzwald."

„Na, wenn du jetzt öfter mit uns tingelst, dann siehst du noch einiges. Die nächste ist in Mailand, soweit ich unterrichtet bin."

„Da fährt Nina mit, ich bin dann wieder bei der in Düsseldorf dabei, im September. Also erstmal nichts mit europäischem Ausland."

„Du sagtest, deine Partner waren ... dein aktueller Partner ist dafür auch nicht zu gewinnen?"

Sie sah mich belustigt an.

„Oho, jetzt geht das Flirten los? Kein Partner, bald ein Jahr nicht mehr."

„Oh ... das war einfach Neugier. Ich kenn' dich ja nur vom Sehen, wo sitzt ihr, im dritten? Ich meine, ich bin auf keinen Fall das Flirt-Monster, im Gegenteil. Ich bin ja froh, dass ich mich mit dir halbwegs locker unterhalten kann. Da hast du absolut nichts zu befürchten."

„Och."

Ja, klasse, führ mich auch noch vor. Und wie komme ich aus der Grube wieder raus, die ich mir mit einer blöden Frage gegraben hatte? Was sagt ein souveräner Mann?

„Das klingt ja richtig enttäuscht."

Genau. Geh in die Offensive, dann kannst du hocherhobenen Hauptes aus der Geschichte. Oder machst dich endgültig zum Seppen. Die Fältchen scheinen Lachfalten zu sein. Jetzt schien sie sich das Lachen nur mühsam verkneifen zu können.

„Wenn du das sagst. In Wahrheit kann man mich gar nicht enttäuschen. Ich habe irgendwann aufgehört, zu erwarten. Das hat mein Leben ungemein vereinfacht."

„Das ist vermutlich die richtige Einstellung", erwiderte ich, um überhaupt irgendwas zu sagen.

Noch ein Bier bestellen? Ihr Glas war auch leer.

„Und du?", riss sie mich aus meiner Entscheidungsfindung.

„Ich? Ja ... keine Ahnung. Erwarte wohl oft zu viel ..."

„Aha, ich meinte eher in Richtung verliebt, verlobt, verheiratet."

„Oh, geht jetzt das Flirten los?", rutschte mir steuerungslos raus. Und zurückrudernd: „Oder bist du auch so schrecklich neugierig?"

„Das kommt drauf an."

Ja, diese Art von Nicht-Antworten kannte ich nun zur Genüge. Oder war das eine Aufforderung? Die Frage ...

„Weder noch, übrigens. Seit vier Monaten getrennt, nach sechs langen und dafür erstaunlich ereignislosen Jahren. Na, für mich zumindest. Meine Freundin hatte sich wohl schon länger zusätzlich Aufregungen verschafft."

„Autsch. Diese Frauen von heute. Holen sich einfach, was sie wollen."

Uh? Na, diese hier führte mich wie ein Show-Pony vor. Alter.

„Tja, das war in ihrem Fall dann am Ende eben nicht ich."

„Wo du erwartet hattest, dass es ewig währt? Bis, dass der Tod euch scheidet?"

„Das kann man so auch nicht sagen. Wollen wir noch mit einer weiteren Runde die Firma in Regress nehmen?"

„Könnten wir. Was fällt dir noch als Möglichkeit ein?"

„Nichts bestellen?"

„Ach, Marcel. Da bin selbst ich enttäuscht. Lass deiner Fantasie freien Lauf."

Du bist ja drauf. Inwendig pisst du dich wahrscheinlich schon ein vor Lachen.

„Meiner Fantasie ... nun ... wir könnten anderswo weitertrinken?"

Gerade noch so die Kurve gekriegt.

„Einverstanden. Du zeigst mir jetzt das Amsterdamer Nachtleben."

Du hast Ansprüche.

„So gut kenne ich mich auch nicht aus. Ist wie gesagt lange her, und wir haben natürlich ... na, wie man als junge Kerle halt so drauf ist ..."

Scheiße. Falsch abgebogen. Ihr Lächeln wurde tiefer und hintergründiger.

„Aber hier gibt es sicher auch in der Nähe eine schöne Kneipe oder Cocktail-Bar, das ganze Viertel lebt ja von den Touristen hier", meinte ich den Ausweg gefunden zu haben.

„Was an der relativen Nähe zu dem anderen berühmten Viertel liegt."

Shit. Das wusste sie ohne vorherigen Besuch. Und hatte meine Anspielung offenbar verstanden. Wahrscheinlich lief ich leicht rot an.

„Das natürlich auch. Möchtest du dir noch eine Jacke holen? So warm ist es glaube ich nicht mehr."

„Ich friere nicht so leicht. Vor allem nicht, wenn ich trinke. Also los, lass uns die Stadt unsicher machen."

Ich hielt ihr die Tür auf, wie man das ja angeblich macht, was sie schmunzeln ließ. Na eigentlich war sie die ganze Zeit am Lächeln, Schmunzeln oder Grinsen. In tausend Varianten. Verunsicherte mich gezielt, ja. Aber direkt unwohl fühlte ich mich nicht, im Gegenteil.

Nur konnte ich sie irgendwie gar nicht einschätzen.

„Wenn wir hier dem Weg folgen, und dann links abbiegen, kommen wir zu einer Gracht mit reichlich Trubel und Kneipen. Eine Cocktail-Bar finden wir sicher auch, wenn dich das mehr reizt."

„Mich würde mehr die andere Richtung reizen."

Oh?

„Öhm ... du meinst ... dorthin. Aha. Wirklich? Ernsthaft?"

„Auch ich bin neugierig", meinte sie gelassen und schaute mich fröhlich an. „Und du kennst dich da gut aus, nehme ich an."

Hossa.

„So gut auch nicht ... ist lange her ... aber, ja, da gibt es Läden, wo man was trinken kann und so."

„Also los", zeigte sie genug Entschlossenheit für uns beide.

Gab die Richtung vor und sah mich mit leichtem Kopfschütteln amüsiert an.

„Du findest das alles enorm komisch, nicht wahr?"

„Enorm, ganz richtig. Du bist sicher viel lockerer, wenn du mit Leuten unterwegs bist, die du gut kennst. Also los, lern mich kennen, damit du den Abend ausreichend genießen kannst. Wenn du irgendwas wissen willst, frag mich einfach."

Immer dieser Zugzwang. Was will ich denn wissen? Was sie sich genau vorstellt? Genau das werde ich natürlich keineswegs fragen. Huh?

„Nee, lass stecken, kein Interesse", wehrte ich den ersten Dealer ab, der mir irgendwas andrehen wollte.

Das kannte ich noch vom letzten Mal. Also hatte sich das schon einmal nicht geändert.

„Kein Interesse? Gar nicht in der Richtung?", interviewte sie mich sofort.

„Na, früher schon. Aber schon lange nicht mehr", gab ich vorsichtig zurück. „Du etwa?"

„Das kommt auf die Leute an, mit denen ich unterwegs bin. Ich habe einen lustigen Freundeskreis."

Das hätte ich nun nicht vermutet.

„Meiner ist eher klein und bodenständig geworden. Mit der Zeugung und Aufzucht von Nachwuchs beschäftigt."

Die breite Straße war fast beendet. Dort begannen dann die unzähligen kleinen Gassen, und schon stimmte der erste große Sex-Shop auf den besonderen Charakter des Viertels ein.

„Du armer. Das stand bei dir noch nicht auf der Agenda?"

„Nicht wirklich. Natalie ... meine letzte Freundin ... hatte das schon einmal am Anfang der Beziehung angesprochen. Da waren wir allerdings auf einer Wellenlänge, also, dass es der richtige Zeitpunkt sein müsste. Der nie kam."

Dafür kamen jetzt die ersten Schaufenster mit weiblicher Ausstellware, auch vor den Häusern standen einige Damen des horizontalen Gewerbes, die diverse Touristen in Gespräche verwickeln wollten. Franziska sah sich das alles interessiert an.

„Und du?"

„Kinder? Nein. Nie gewollt, zwei abgetrieben sogar, eins mit achtzehn und eins mit einundzwanzig. Das wird sich auch nicht ändern. Ich habe ebenfalls genug Freundinnen, die darin ihre Erfüllung sehen. Oder zumindest erwartet haben, dass sie das ist. Was ist das?"

„Öhm ... eine Live-Show."

„Alle nackt", informierte uns der Türsteher willig. „Nächste Vorstellung beginnt in fünfunddreißig Minuten. Einlass zehn Minuten davor."

„Vielleicht später", gab ich automatisch zurück. „Wir gehen was trinken."

Warum musste ich ihm das erklären? Oje, und was musste sie jetzt denken, wie ich mir den weiteren Abend vorstellte?

„Wir sind die ganze Nacht auf", gab er uns mit auf den Weg. Und lockte die nächsten Interessierten an.

Franziska schmunzelte mich an.

„Na, die sind sonst hartnäckig", rechtfertigte ich mich. „Ich glaube, wenn wir hier links gehen, an der Gracht lang, kommen einige Bars."

„Du kannst mich ruhig fragen."

„Was meinst du?"

„Was mich hier interessiert. Warum ich dich hierher verschleppt habe."

Uff. Na gut, wenn sie die Fragen schon selbst stellte.

„Ja, erzähl ruhig. Interessieren tut mich das schon."

„Ich bin neugierig, das gebe ich gerne zu. Ich war noch nie in einer Live-Show. Ich stelle mir das lustig vor."

Ja, das kann es sein. War es auch mit meinen Kumpels.

„Beim letzten Mal waren wir in zwei verschiedenen. Eine war so wie die eben wohl, hauptsächlich Tänzerinnen, die witziges Zeug mit Freiwilligen anstellen. Und strippen und so. Vielleicht kleinere Vorführungen machen, meist aber mit einer lustigen Note. Also nicht so Hardcore, wie manch andere."

„Keine Männer?"

„Bei der Art nicht, da wird das Publikum ran gezogen. Es gibt andere, wo ... na ja, auch Live-Sex geboten wird."

„Genau, die interessieren mich schon eher."

Oh?

„Ernsthaft?"

„Ja, ernsthaft. Wieso, schauen sich das nur Männer an?"

„Natürlich nicht, beim letzten Mal waren da auch Pärchen und so. Auch ein paar einzelne Frauen, aber das könnten Nutten gewesen sein."

„Wahrscheinlich ein guter Ort, um Freier aufzusammeln, klar. Mal ehrlich, hast du dran gedacht, alleine loszuziehen, und dich hier auszutoben?"

Autsch. Okay. Na, wenn sie so offen damit umging, sollte ich nicht einen auf Mimose machen.

„Irgendwie schon, mit dem Gedanken habe ich gespielt. Für heute hatte ich mich aber dagegen, stattdessen für einen Drink an der Bar entschieden, weil ich eigentlich recht kaputt war."

„Hättest du doch sagen können. Wir sind ja länger hier."

„Nun sind wir hier, und ich habe meinen toten Punkt überwunden. Hier, die Bar, sieht doch gut aus. Und ganz gute Musik scheint es auch zu sein. Wollen wir hier einkehren?"

Sie wollte. Es war ziemlich voll, sie ließ mich Getränke an der Bar besorgen, während sie uns einen der letzten verwaisten Tische freihielt. Netter Laden, nicht nur Touristen, sondern auch viele Holländer. Einer davon hatte sich prompt neben sie gesetzt, als ich endlich mit den Getränken dazu stieß.

„Wie ich dir sagte", wurde er unmissverständlich, aber freundlich abgewiesen. „Da ist er schon."

Der mit reichlich Goldkettchen behängte tätowierte Mann musterte mich von oben bis unten, zuckte mit den Schultern und ging an seinen Tisch zurück.

„Die Einheimischen sind recht kontaktfreudig", kommentierte ich das.

„Ist doch nicht verkehrt. Er war sehr höflich und nett. Danke dir", nahm sie ihren Cocktail entgegen. „Nein, setz dich ruhig neben mich, hier ist Platz genug. Ich beiße nicht. Und wir brauchen uns nicht so laut zu unterhalten."

„Wie du willst."

Sie blitzte mich an.

„Du musst mir noch erzählen, was genau du gesehen hast. In der zweiten Show."

Muss ich das?

„Öhm ... na, da gab es halt ... unterschiedliche Vorführungen. Wenn ich mich recht entsinne ... erst eine Frau, die mit allerlei Spielzeug zugange war. Dann kam eine weitere dazu ... und sie haben ... na ja, eine lesbische Nummer hingelegt. Dann kam ein Pärchen, die dann ... na, halt alles gezeigt haben. Oral ... aber auch Verkehr."

„Das klingt doch spannend. Wie weit ist man davon weg?"

„Das ist sicher unterschiedlich, da waren Sitzreihen, man konnte ziemlich nah ran an die Bühne. Wir waren weiter hinten, eigentlich mehr an der Bar."

„War es aufregend?"

Uff.

„Irgendwie schon. Aber ... wir waren mit einer Gruppe da, verstehst du? Wie soll ich das sagen, da ... steigt man da nicht so drauf ein."

Sie nickte verstehend und wühlte in ihrer recht großen Handtasche rum, brachte ein Zigarettenpäckchen hervor. Stimmt, das ging hier offensichtlich, hier rauchten einige. Na, dem Geruch nach nicht nur Zigaretten.

„Möchtest du?"

„Ich hab's aufgegeben."

„Lass mich raten, vor circa sechs Jahren und vier Monaten?"

„Ziemlich genau sogar."

Sie hielt mir die Schachtel jetzt richtig hin. Herrje. Na gut, eine. Sie gab mir Feuer.

„Bitte keine weitere anbieten. Das war ein hartes Stück Arbeit und Quälerei, damals."

„Wenn ich trinke, rauche ich. Sonst auch nicht mehr. Na ja, es gibt noch ein paar andere Momente, da möchte ich nicht drauf verzichten."

„Verstehe", erwiderte ich, denn ihr verschmitztes Grinsen war nicht schwer zu deuten.

„Ich glaube, die beiden Damen da drüben sind auch Sex-Arbeiterinnen, oder?"

Ich folgte ihrem Blick. Ja, mit großer Wahrscheinlichkeit. Ich nickte bestätigend.

„Hast du schon mit Prostituierten geschlafen?", interessierte sie sich.

„Nein, noch nie."

Na ja.

„Einmal probiert. Es ... klappte nicht."

„Hier?"

„Nein, zu Hause, da war ich ... Mitte zwanzig. Gerade aus einer langjährigen Beziehung gekommen."

„Und was klappte nicht?"

„Weiß nicht, ich fand die Idee eigentlich spannend. Die Frau sah gut aus, und ... na ja, so als Professionelle hatte sie sicher einiges drauf. Aber ... es war so ... wie soll ich das sagen ... ein komischer Ablauf, mit dem ich nicht zurechtkam. Sie zog sich sofort aus, nachdem ich ihr das Geld gegeben hatte, ich dann auch ... und dann hat sie mich gleich angefasst und wollte ein Kondom draufmachen. Ich kriegte einfach gedanklich nicht so schnell die Kurve. Sie gab sich alle Mühe ... aber ... er wurde nicht richtig hart."

„Was mit deinen Partnerinnen nicht so war."

„Genau."

„Kann ich nachvollziehen. Ich finde das gut, dass du so offen darüber sprichst."

„Das habe ich tatsächlich außer dir noch niemanden erzählt."

„Verstehe ich, und finde es toll, dass du mir schon vertraust. Das tust du, nicht wahr?"

„Hm, ja. Eigentlich schon. Du bist irgendwie anders."

„Anders? Kann sein. Ich habe keine Probleme, intime Dinge von mir preiszugeben. Mit einem Callboy habe ich übrigens auch noch nicht geschlafen. Vorgestellt habe ich es mir aber schon mal. Ich stelle mir gerne Dinge vor. Das heißt dann nicht, dass ich sie auch zwangsläufig umsetzte. Umsetzen will oder kann. Deshalb bin ich auch besonders happy, dass wir hier gemeinsam etwas erleben werden. Alleine hätte ich es vielleicht nicht gebracht, weiß nicht."

„Na denn, und Prost."

Wir tranken beide, und sahen uns lange an, irgendwie forschend, neugierig, interessiert.

„Was hat dir damals bei der Show am besten gefallen?"

„Oh. Schwer zu sagen. Vielleicht ... als die beiden Frauen miteinander ... aktiv wurden."

„Du meinst, als sie sich geleckt haben?"

Hui. Franziska stellte ihre Fragen gern direkt. Auch das war ungewohnt.

„Ja, aber nicht nur. Die haben sich geküsst und gestreichelt. Das sah ... fast echt aus. Bis dann eine so ein Umschnall-Ding angelegt hat."

„Eine Konzession an Männer, die meinen, ohne Penetration ist es kein echter Sex."

„Kann schon sein. Ich fand auf jeden Fall den Teil davor interessanter."

„Ich bin wirklich gespannt. Weißt du noch in etwa, wo es war?"

„Ich denke schon. Wer weiß, ob es den Laden noch gibt. Aber davon gibt es hier eine ganze Menge, oder gab es zumindest. Ich nehme an, das wird sich nicht großartig geändert haben."

„Hast du schon mal zwei Frauen außerhalb einer Show miteinander erlebt?"

„Nein. Keine meiner bisherigen Partnerinnen war daran wirklich interessiert."

„Frag ruhig."

„Na gut. Hast du schon einmal mit einer Frau geschlafen?"

„Ja. Viele, viele Male. Ich war sogar mal ein halbes Jahr mit einer Frau zusammen."

Das konnte ich mir bei ihr sogar sehr gut vorstellen.

„Aber sonst hauptsächlich Männern?"

„Ja, es ergab sich halt meist so. Im Grunde bin ich für beides offen, hatte tatsächlich nach meiner letzten Geschichte auch ganz konkret daran gedacht, mich vielleicht eher nach einer Partnerin umzusehen. Und du?"

„Oh, du meinst Männer? Nein, eigentlich gar nicht. Grundsätzlich ausschließen würde ich das auch nicht wollen, ist mehr so, dass ich mich bisher noch nie sexuell von einem angezogen fühlte."

„Warst du bisher nur mit Frauen im Bett, für die du etwas empfindest?"

„Hauptsächlich, ja. Nicht ausschließlich."

„Ja, so habe ich dich eingeschätzt. Ist bei mir ähnlich, wenn du dich das fragst. Oder war so. Ich glaube, eine feste Persönlichkeit gibt es nicht, das reden wir uns nur ein. Auch eine Frage von Erwartungen, dann eben an uns selbst."