Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Sie Wissen Nichts

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Kati öffnete den Gürtel an Flos Hose, schob ihre Hand hinein und tastete sich bis in seinen Schritt vor. Er schloss die Augen.

Der Blick. In Leonies Augen hatte er Trauer und Wut erkannt. Warum hatte sie überhaupt vor ihrem Zimmer gestanden? Jetzt begriff er, dass sie wahrscheinlich auf ihn gewartet hatte. Und dann war Kati aufgetaucht.

"Ist alles okay bei dir?", fragte Kati nach, die inzwischen festgestellt hatte, dass sich in seiner Hose nichts tat.

Flo atmete resigniert aus.

"Ehrlich gesagt: Nein."

"Oh... Okay. Wir müssen das nicht tun."

"Hm", brummte Flo unschlüssig, dem es nicht leicht fiel, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen.

"Oder... hast du vielleicht noch nie...?", wollte Kati wissen.

"Das ist es nicht", wich er der eigentlichen Frage aus. "Es geht um L...Lisa."

Im letzten Moment hatte er sich entschieden, doch nicht ganz bei der Wahrheit zu bleiben. Wenn seine kleine Schwester Probleme hatte, besonders solche, die er bisher selbst nicht kannte, ging Kati das nichts an.

"Wer ist Lisa?"

Flo erfand nun eine rührselige Geschichte von einer angeblichen Ex-Freundin, die die perfekte Partnerin für ihn gewesen war, die aber vor kurzer Zeit mit ihren Eltern hatte wegziehen müssen und sich deshalb von ihm getrennt hatte.

"Ich kann auch gut zuhören", bot Kati ihm an, "erzähl mir mehr von Lisa."

"Sicher? Ich meine, eigentlich hatten wir hier was anderes vor. Soll ich dir wirklich von meiner Ex erzählen?"

"Weißt du, Flo, ich hab eigentlich noch nie eine richtige Beziehung gehabt. Nur Bettgeschichten. Aber die große Liebe, das ist es doch, wovon wir alle träumen. Ich auch. Deshalb mag ich solche Geschichten. Also, leg los."

Jetzt bereute Flo fast, dass er Lisa gerade erfunden hatte. Und doch gelang es ihm, seine Traumbeziehung in Worte zu fassen:

"Es war einfach perfekt mit uns. Ich hab sie angesehen und war zu Hause, ganz egal, wo wir waren. Wir haben uns als unsere eigene, kleine Familie gefühlt, wenn wir zusammen waren. Ich hatte niemals Angst davor, mit ihr über etwas zu reden, ganz egal, was es war. Wir haben uns blind verstanden. Wir konnten wochenlang zusammen abhängen und uns genau so gut wochenlang gegenseitig in Ruhe lassen, wenn es nötig war. Wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht, ob wir gerade schön voreinander aussehen. Ob ungeschminkt, gerade aus dem Bett gefallen, nackt, wir waren einfach in jeder Situation wunderschön füreinander und das wussten wir. Natürlich haben wir uns auch mal gestritten, aber dabei war immer längst klar, dass wir uns wieder versöhnen würden. Und dass das alles viel zu klein war, um uns auseinanderzubringen..."

"Wow", staunte Kati, "und das hat sie weggeworfen, nur weil sie wegziehen musste?"

Diesen Teil seiner Lügengeschichte hatte Flo fast schon wieder vergessen.

"Ja", antwortete er, weil ihm nichts anderes übrig blieb.

"Trotzdem: Das ist die ganz große Liebe!", stellte Kati fest. "Habt ihr nicht mal an eine Fernbeziehung gedacht?

"Sie hat nicht daran geglaubt, dass das funktioniert", baute Flo die Geschichte noch weiter aus.

"Das ist alles?", fragte Kati verwundert. "Junge, du darfst diese Frau auf keinen Fall aufgeben! Das findest du kein zweites Mal! Krieg deinen Arsch hoch und kämpf um sie! Wenn ihr genau so viel an dir liegt wie dir an ihr und sie dich genau so vermisst, dann schafft ihr das! Versprochen!"

Flo gab sich nachdenklich.

"Vielleicht hast du Recht..."

"Natürlich habe ich Recht!"

"Okay, ist ja gut. Direkt morgen rufe ich Leonie an."

"Leonie? Ich denke, sie heißt Lisa?!"

Lachend schüttelte Flo den Kopf.

"Ja, natürlich. Leonie ist ja meine Schwester..."

"Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück. Und sag mal Bescheid, wie es gelaufen ist... Mann, wie gerne hätte ich einen Typen, mit dem ich solche Gefühle habe!"

Wenige Zeit später machte Kati sich auf den Weg nach Hause. Flo brachte sie zur Tür. Inzwischen war es dunkel geworden. Zum Abschied erhob sie den Zeigefinger in seine Richtung.

"Ruf sie an. Lisa und du, ihr habt noch eine Chance, ich spüre das!"

"Mach ich. Und Danke", erwiderte Flo und schloss die Tür hinter ihr.

Alle Details seiner romantischen Lügengeschichte, die eigentlich nur davon ablenken sollte, dass er sich Sorgen um seine Schwester machte, hatten ihn einige Zeit gekostet. Ihm stellte sich deshalb jetzt die Frage, ob Leonie überhaupt noch wach war. Zurück in seinem Zimmer überlegte er hin und her, bis ihm ein Ritual aus der Kindheit einfiel, das er mit seiner Schwester immer kurz vor dem Einschlafen durchgeführt hatte: Klopfzeichen. Auch wenn ihre Zimmerwände nirgends direkt aneinander grenzten, kamen diese Geräusche an. Allzu penetrant wollte er es jedoch nicht machen, denn falls Leonie tatsächlich schon schlief, wollte er sie nicht aufwecken. So klopfte er mit kleinen Pausen sechs Mal gegen die Wand.

Klopf.

Leonie war in Gedanken gerade wieder bei Jonas.

Klopf.

Nicht im Ernst, dachte sie, als das zweite Klopfen ertönte.

Klopf.

Sie verdrehte genervt die Augen und verkroch sich unter ihrem Kopfkissen.

Das nächste Klopfen war nur noch dumpf und sehr weit entfernt zu hören.

Nicht genug, dass sie an diesem Tag ihrem besten Freund das Herz hatte brechen müssen und mit niemandem darüber reden konnte.

Auch das fünfte Klopfen kam noch leise unter ihrem Kopfkissen an.

Jetzt musste sie auch noch ihrem großen Bruder zuhören, wie er diese billige Bitch gegen die Wand bumste. Es gab nur einen Ausweg: So schnell wie möglich einschlafen.

Das war mit ihrem Gefühlschaos nahezu unmöglich. Also wollte sie erstmal das Klopfgeräusch abstellen, so gut es ging, und fing an, unter dem Kopfkissen in Lauten eine unbestimmte Melodie von sich zu geben.

"Lalalalalalalalalalalalalalalalalalalala!"

Lange reichte die Luft dafür nicht, also musste sie nun wohl oder übel unter dem Kopfkissen hervorkommen. Die Stille ließ sie mit Genugtuung feststellen, dass der Sex im Nebenzimmer wohl vorbei war.

Sie dachte an den Morgen zurück und sehnte sich danach, wieder in Flos Armen zu liegen. Eine bessere Einschlafhilfe gab es nicht. An anderen Tagen hätte sie nun einfach zu ihm herüber gehen und sich zu ihm ins Bett legen können, aber das war ja jetzt dank der blöden Blondine nicht möglich. Unruhig wälzte sie sich hin und her und wartete darauf, endlich einschlafen zu können.

Am Sonntagmorgen sah Flo die Gelegenheit gekommen, sich endlich um Leonie zu kümmern, also betrat er wie am Samstag um halb neun ihr Zimmer durch die Badezimmertür. Kaum hatte sie ihn gehört, sprang sie aus dem Bett und rauschte im T-Shirt und seiner Boxershorts an ihm vorbei.

"Morgen", presste sie lustlos heraus, während sie im Bad verschwand.

Verdutzt wartete Flo ab, bis die Toilettenspülung ging. Er vermutete zunächst, dass Leonie wegen eines dringenden Bedürfnisses so kurz angebunden gewesen war. Erst als er die Dusche laufen hörte, begriff er, dass sie nicht vorhatte, wieder ins Bett zu gehen. Also betrat er ebenfalls das Bad und putzte sich die Zähne. Als die Dusche nicht mehr lief, reichte er Leonie wie am Vortag ihr Handtuch, das sie ihm grob aus der Hand riss.

"Kannst du nicht einmal warten, bis ich im Bad fertig bin?!", fuhr sie ihn genervt an.

"Entschuldigung, ich wusste nicht, dass dich das neuerdings stört...", antwortete er überrascht.

"Dann weißt du es jetzt!"

"Ist ja gut! Kriegst du deine Tage oder was ist los mit dir?"

"Was geht dich das an?!"

"Ganz ruhig. Also soll ich rausgehen?"

Unschlüssig verzog Leonie das Gesicht. Ihr war klar, dass sie ihn ein wenig unfair behandelte, umso mehr, als er sich nun tatsächlich rücksichtsvoll zurückziehen wollte.

"Ja, Nein, Vielleicht?", hakte er nach.

"Du kannst bleiben", legte sie sich mit Schmollmund fest.

"Bei dir ist wirklich alles in Ordnung?", stellte er ihr besorgt die Frage, die ihn seit dem Vorabend beschäftigte.

"Ja, wieso?"

"Zum einen habe ich das Gefühl, dass du mich gleich auffressen willst, dabei weiß ich gar nicht, was ich eigentlich falsch gemacht habe. Als Kati und ich gestern hier angekommen sind, habe ich außerdem in deinen Augen gesehen, dass du unglücklich bist."

Leonie schossen Tränen in die Augen. Wieso im Einzelnen genau, wusste sie selbst nicht, aber einen Anteil daran hatte definitiv die Tatsache, dass ihr Bruder ihr ansah, wenn es ihr dreckig ging und zwar selbst dann, wenn auf der Treppe ein heißes Model stand, das sich von ihm flachlegen ließ.

Sie konnte nicht vermeiden, auch zu schluchzen, wodurch auch Flo nicht entging, dass sie weinte. Er kam zu ihr in die Dusche und nahm sie in den Arm, obwohl sie nicht nur nackt war, sondern sich auch immer noch nicht abgetrocknet hatte. Ihre Tränen und das Wasser tropften auf sein T-Shirt und seine Boxershorts.

"Hey, Kleine", beruhigte er seine Schwester, "alles wird gut, ich bin da."

Leonie klammerte sich an ihn und genoss seine Nähe. Tröstend strich er ihr über den Rücken. Ihm war egal, dass seine Klamotten immer nasser wurden, weil es sie beruhigte, dass er sie festhielt. In einer Hand hielt sie immer noch ihr Handtuch, das er ihr abnahm, als sie sich wieder gefangen hatte.

Liebevoll sah er ihr in die Augen.

"Pass auf, wir trocknen dich jetzt erst mal ab, dann ziehst du dir was an und du erzählst mir, was los ist. Okay?"

"Okay", gab Leonie ihr Einverständnis.

Flo legte ihr das Handtuch um die Schultern und rubbelte sanft ihren Rücken trocken. Als er danach die Dusche verlassen wollte, hielt Leonie ihn auf.

"Kannst du weitermachen?", fragte sie leise. "Das hat sich gut angefühlt."

Er kam zurück und bearbeitete den Körper seiner Schwester weiter mit dem Handtuch, erst die Beine von hinten, dann von vorne und schließlich den Bauch. Für Leonie fühlte es sich eher nach einem wohlgemeinten Streicheln als nach Abtrocknen an. Dennoch erfüllte die Aktion ihren Zweck und sie war an den betreffenden Stellen nicht mehr nass.

"Den Rest schaffst du aber allein?", fragte Flo unsicher, weil er sie nicht ohne Not begrapschen wollte.

"Hast du Schiss, meinen Arsch und meine Titten anzufassen?", kicherte Leonie.

"Es könnte ja sein, dass du das nicht willst", stellte er fest.

"Jetzt stell dich mal nicht so an, wir sind doch eine Familie."

Flo zuckte mit den Schultern.

"Wie du möchtest."

Er rubbelte ihr mit dem Handtuch über die Pobacken. Dann zog er es einmal von hinten nach vorne zwischen ihren Beinen hindurch, bedeckte auf der Vorderseite ihres Körpers ihre Brüste damit und strich es vorsichtig über die kleinen Hügel. Die Blicke der Geschwister trafen sich, als Flos Hände kurz auf Leonies Busen liegen blieben und sie lächelten sich an.

Leonie nahm Flo das Handtuch ab, rubbelte ihre Fußsohlen trocken und verließ die Dusche. Flo zog seine von seiner Schwester durchnässten Sachen aus und warf sie auf den Badezimmerboden, um nun selbst zu duschen. Als Leonie das Bad verließ, fiel sein Blick durch die Scheibe der Duschwand auf ihren süßen, kleinen Po. Der Junge, der diesen abbekam, konnte sich glücklich schätzen.

Nach der Dusche trocknete Flo sich ab, zog sich an und ging zu Leonies Bett, auf dem sie nachdenklich auf dem Rücken lag. Er legte sich neben sie. Kurz darauf hatte er ihren Kopf auf seiner Brust, während am Fußende ihr rechter Fuß mit seinem linken Fuß spielte, beide mit Socken bekleidet. Mit einer Hand fuhr er seiner Schwester zärtlich durch die Haare.

"Dann erzähl mal. Was ist los?"

"Jonas hat mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat", eröffnete Leonie einen Monolog über die Situation an der Bushaltestelle und ihre Gefühle. Flo hörte sich alles an und leistete verständnisvoll Beistand.

"Du hast alles richtig gemacht", bewertete er ihre Reaktion, "falsche Hoffnungen hätten ihm nur noch mehr wehgetan."

"Warum fühlt es sich dann trotzdem so scheiße an?", klagte sie.

"Weil dir etwas an deinem besten Freund liegt. Aber das ist auch genau der Grund, aus dem du ihm jetzt wehtun musstest. Lass ein bisschen Gras drüber wachsen. Jonas wird darüber hinwegkommen. Und wer weiß, in ein paar Monaten lacht ihr vielleicht zusammen darüber."

"Hoffentlich. Ach Mann, am liebsten würde ich ihm eine Freundin organisieren..."

"Halt, Stop, ganz dumme Idee! Wenn du die Chance erhalten willst, dass er dein bester Freund bleibt, dann hältst du dich da raus, klar?"

"Ist ja gut, Chef... Ich hab nur gedacht, du als kleiner Casanova hättest jetzt vielleicht die heißen Tipps, welche Mädels in der Schule auf der Suche sind..."

"Wie, Casanova? Hab ich was verpasst?"

"Ich versteh schon: Der Kavalier genießt und schweigt. Es geht mich ja auch nichts an."

"Hab ich irgendwas verpasst? Schwesterherz, wovon redest du?"

"Du bist heute aber auch schwer von Begriff! Ich rede von deiner Model-Eroberung von gestern! Kati!"

In seinem Brustkorb spürte sie ein leichtes Lachen.

"Wenn da mal was gelaufen wäre", seufzte er.

"Wie jetzt?!"

"Es stimmt ja, dass wir wollten. Aber dann hab ich mich die ganze Zeit gefragt, was mit dir los ist und war mit den Gedanken woanders."

Jetzt spürte Flo auf seiner Brust ein leises Lachen von Leonie.

"Du hast wegen mir keinen hochgekriegt?"

"Was gibt es denn da zu lachen? Kannst du das bitte mal als Kompliment sehen, dass du mir wichtiger bist als irgend so eine sexy Tussi?!"

Leonies Herz machte in der Tat Freudensprünge, doch eine Sache war ihr noch nicht klar:

"Aber ich hab euch doch gehört heute Nacht... so Bums-, äh, also, Klopfgeräusche..."

"Da war Kati doch längst weg. Ich hab ihr was von einer Ex erzählt, die meine große Liebe war, aber weggezogen ist und dass ich noch so sehr an der hänge, dass ich mich nicht auf sie einlassen kann. Sie hat sich das zwar alles bereitwillig reingezogen, aber es gab ja für sie dann keinen Grund mehr, zu bleiben. Mit dem Klopfen wollte ich herausfinden, ob du noch wach bist, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Die Klopfzeichen haben wir als Kinder jeden Abend gemacht, weißt du nicht mehr?"

Leonie fragte sich, wie bescheuert sie eigentlich gewesen sein konnte, das als Sexgeräusche zu interpretieren.

"Und du hast gedacht, ich hätte wilden Sex mit Kati gehabt?"

"Das war ja wohl auch nicht völlig abwegig, ihr hattet es zumindest vor!", verteidigte Leonie ihre Vermutung.

"Hast Recht", gab Flo zu.

Sie nahm seine Hand.

"Flo?"

"Hm?"

"Du bist der beste Bruder der Welt."

"Das ist gar nicht so schwer, wenn man die beste Schwester der Welt hat", gab er das Kompliment flüsternd zurück und küsste ihre Kopfhaut.

Händchen haltend schlossen sie die Augen und holten gemeinsam den Schlaf nach, der ihnen in der vergangenen Nacht gefehlt hatte. Wenn Leonie Flos ruhigen Atem spürte, war ihr Problem mit Jonas ganz weit weg. Und dass Kati keine Chance gegen sie gehabt hatte, fühlte sich verdammt gut an.

Am späteren Sonntagvormittag standen Leonie und Flo auf. Ihre Eltern hatten längst gefrühstückt, woran sie sich aber nicht störten. Sie hatten ja sich, um gemeinsam zu essen. Die Geschwister verloren kein Wort darüber, waren sich aber im Stillen einig, den ganzen Tag miteinander zu verbringen. Nach dem Frühstück taten sie ihrer Mutter einen Gefallen und hängten im Garten eine Maschine Wäsche auf die Leine. Unter der argwöhnischen Beobachtung ihrer Eltern, die sie für zu alt für so etwas hielten, spielten sie danach eine Zeit lang Fangen. Leonie musste sich ihrem großen Bruder etliche Male geschlagen geben. Sie kriegte ihn nicht, als sie ihm hinterherlief und schaffte es nicht, vor ihm zu fliehen, wenn er ihr hinterherjagte. Doch jede neue Niederlage stachelte nur ihren Ehrgeiz an und zum Schluss gelang es ihr tatsächlich einmal, ihn an seinem Shirt zu erwischen. Sie wendete all ihre Kraft auf, um ihn zu Boden zu stürzen, bevor er ihr entwischen konnte. Als er im Gras landete, reagierte sie blitzschnell und setzte sich auf ihn.

"Jetzt gehörst du mir!", drohte sie ihm spielerisch.

"Das werden wir ja sehen!", wehrte er sich und wand seinen Körper unter seiner Schwester hin und her, bis sie den Halt verlor und zur Seite von ihm herunter rollte. Reflexartig stieg er auf sie und hielt nun sie fest.

"So schnell wendet sich das Blatt!", feierte Flo seinen Triumph, doch auch Leonie dachte keinesfalls daran aufzugeben, sodass die beiden sich lachend im Gras hin und her kugelten, bis sie irgendwann erschöpft und außer Atem nebeneinander liegen blieben und in den blauen Himmel sahen. Dünne Wolken zogen vorbei.

"Was siehst du?", fragte Leonie.

"Wolken."

"Wow. Du bist ja so ein Romantiker." Im Flüsterton schob sie hinterher: "Kein Wunder, dass du Kati nicht rumgekriegt hast!"

"Pass bloß auf!", warnte Flo sie daraufhin und stieß sie mit einem Finger in die Seite.

"Aaah", schrie sie lachend auf, "ist ja gut, ich hör auf!"

"Dann sag doch mal, was du da siehst, wenn du so romantisch bist!"

"Die Wolke da sieht aus wie ein Herz."

Flo musste lachen.

"Das ist ja wohl die billigste Antwort, die dir jetzt einfallen konnte. Vor allem, weil diese Wolke mit einer Herzform wirklich so gut wie gar nichts zu tun hat!"

"Und die da...", Leonie musste schon beim Ansetzen losprusten, bevor sie beim letzten Teil des Satzes in großes Gelächter ausbrach, "sieht aus wie ein Penis!"

Ihr Bruder schüttelte verständnislos den Kopf.

"Sag mal, kann es sein, dass du heute etwas sexbesessen bist?"

Auf die Frage ging sie nicht weiter ein und erläuterte stattdessen ihre Entdeckung.

"Guck doch mal! Da unten sind die beiden Hoden, daraus wächst dann der Penis! Oben ist der sogar ein bisschen dicker, da ist die Eichel!"

"Hilf mir mal kurz: Wer war das noch mal, der mich eben unromantisch genannt hat?"

"Was kann ich denn dafür, dass diese Wolke nun mal aussieht wie ein Penis?!"

"Wir müssen dir dringend deine Medikamente geben", frotzelte Flo.

"Jetzt gib zu, dass diese Wolke eine Penisform hat!"

Er sah erneut in den Himmel.

"Ah, ja, jetzt sehe ich es auch!", behauptete er wenig überzeugend.

"Du bist blöd!", reagierte sie darauf.

"Du bist blöd!", entgegnete er.

"Nein, du bist blöd!"

"Deine Mudda ist blöd!", antwortete er.

"Das ist auch deine Mudda!", konterte diesmal sie blitzschnell und bescherte ihnen beiden erneut einen heftigen Lachanfall.

Als sie sich davon erholt hatten, fragte Leonie:

"Was machen wir jetzt?"

"Radfahren", schlug Flo wie aus der Pistole geschossen vor.

"Cool", erwiderte sie umgehend.

Die Geschwister blieben erst mal im Gras liegen.

Auch wenn es noch einen Moment dauerte, rafften sie sich tatsächlich zu einer kleinen Radtour auf, bei der sie nicht darauf verzichten konnten, sich in Wettbewerben in Form kleiner Rennen zu messen. Wieder gewann Flo jedes Mal, was immer wieder Leonies Ehrgeiz befeuerte, doch diesmal blieb ihr ein Erfolgserlebnis verwehrt.

Beim Abendessen hauten sie nach all der Bewegung an der frischen Luft richtig rein und verabschiedeten sich direkt danach müde ins Bett. Gemeinsam putzten sie sich in ihrem Badezimmer die Zähne und sagten sich Gute Nacht. Dabei gab Flo seiner Schwester spontan ein Küsschen auf den Mund, wie er es schon Ewigkeiten nicht mehr getan hatte. Beide standen vor den Türen zu ihrem Zimmer, als sie sich noch einmal herumdrehte.

"Flo?", hielt sie ihren Bruder auf.

"Ja?"

"Das war ein schöner Tag."

Er lächelte sie an.

"Fand ich auch. Träum was Schönes."

"Du auch", wünschte sie ihm.

Beide blieben weiterhin stehen.

"Jetzt geh", forderte er sie belustigt auf.

"Du zuerst", spielte sie den Ball zurück.

"Wieso?"

Sie verdrehte die Augen.

"So kommen wir nie ins Bett."

Er sah sie herausfordernd an.

"Es könnte ja sein, dass ich da gar nicht hin will."

Sie warf ihm einen verwunderten Blick zu.

"Ach ja?"

"Jedenfalls nicht ohne dich."

Wieder spürte Leonie ihr Herz klopfen und grinste ihn breit an.

"Das hört sich gut an..."

"Ich hab in den letzten Tagen gemerkt, dass ich am besten schlafe, wenn du bei mir bist", begründete Flo seinen Vorschlag.

123456...9