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Viren und andere Liebeserreger.
18.9k Wörter
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„Hm. Neu gestartet hatten Sie ihn, sagten Sie?", befragte ich die Dame aus der Buchhaltung, deren Rechner ich inspizierte.

„Ja, ich konnte mich normal einloggen, alle Programme öffnen, aber nach zehn Minuten wurde plötzlich wieder alles schwarz und er war aus."

„Und das war vorher ebenfalls so. In etwa das gleiche Intervall?"

„Ich glaube schon, vielleicht ein paar Minuten mehr. Dann ging er nicht an, ich habe mir einen Kaffee geholt. Als ich dann wieder am Platz war, fuhr er hoch, als ich es noch einmal versuchte."

„Hat er vorher mal komische Geräusche gemacht, ist laut geworden?"

„Das sind die doch fast alle hier. Ich glaub schon."

Lüfter. Machen wir die Kiste mal auf. Ich dachte, diese externe Firma hatte die alle grundgereinigt? Von wegen. Der hat sich richtig zugesetzt. Hier auch, na, bevor ich da sinnlos auf Putzfrau mache, erst anmachen. Jo. Der ist hin. Exitus.

„Er überhitzt, weil der Prozessorlüfter, also die Kühlungseinheit des Prozessors platt ist. Der hat vielleicht auch schon einen weggekriegt. Ist hier ein anderer Arbeitsplatz frei, wo Sie arbeiten könnten?"

„Heute schon, weil Herr Schwarz nicht da ist, aber der ist Montag zurück."

„Kein Thema, wir sind auch samstags hier und Montag steht entweder dieser repariert oder ein neuer da. Keine Angst."

„Danke. Ich kriege langsam das Gefühl, dass mich die Dinger nicht mögen."

„Wieso, gibt weitere Opfer?"

„Meiner zu Hause."

„Der will auch nicht mehr. Wie äußert sich das? Ich kann vielleicht einen Tipp geben."

„Das ist wohl mehr... Software... ich weiß nicht... vielleicht ein Virus."

„Was passiert nach dem Einschalten?"

„Er... lässt mich gar nicht rein. Ich... soll angeblich erst eine Geldstrafe zahlen."

„Oho? Das klingt mir doch sehr nach Virus. Es gab früher mal so ein Ding, auf den alten Windows 7 Rechnern, wo behauptet wurde, auf der Festplatte wäre Kinderpornografie gefunden worden und deshalb müsste man blechen. Total hohl eigentlich. Leider gibt es nirgendwo Statistiken, wie erfolgreich die waren. Wahrscheinlich fühlten sich doch etliche ertappt."

„Das ist der. Wie kriege ich den weg?"

„Gar nicht. Überformatieren, neu aufsetzen. Wichtige Daten drauf?"

„Nein. Aber, was heißt das, neu aufsetzen?"

„Na, das Betriebssystem neu aufspielen. Alles von Grund auf, wenn das erledigt ist, alle weiteren Programme, die drauf waren."

„Oh. Ich wüsste nicht, wie", meinte sie. „Aber danke, da bin ich ja irgendwie erleichtert. Obwohl ich natürlich keine Kinderpornografie darauf hatte. Auf kleine Jungen stehe ich nun wirklich nicht."

„Das hätten Sie nicht extra erwähnen brauchen. Wenn Sie das nicht können, vielleicht jemand aus Ihrem Bekanntenkreis?"

„Nein. Kann ich den denn irgendwie einschicken, zum Hersteller? Ich bin aber nicht die erste Besitzerin, ich habe ihn für hundertfünfzig Euro von einer Bekannten gekauft."

„Ehm... nee, so funktioniert das bei PCs nicht. Ist doch ein PC, oder ein Laptop?"

„So einer wie die hier. Was mache ich dann? Für einen neuen reicht das Geld nicht, ich arbeite doch nicht Vollzeit."

„Dafür braucht man keinen neuen zu kaufen. Ist im Grunde eine kleine Sache. Je nachdem, wie alt die Kiste ist und wie schnell, vielleicht ein, zwei Stunden. Haben Sie denn irgendwo ein Backup oder eine Kopie des Betriebssystems?"

„Nein, da war alles schon drauf. Was ist ein Backup?"

Na, das beantwortete die Frage auch so. Scheiße. Warum war ich nur so verdammt hilfsbereit? Also gut.

„Irgendwo habe ich auch noch Windows 7 rumliegen. Oder könnte 10 aufspielen, wenn es der Rechner hergibt. Lizenzen gibt es auf Ebay für ein paar Euro. Wohnen Sie hier in der Stadt, oder außerhalb?"

„Das würden Sie für mich tun? Ich wohne gar nicht weit von hier, in der Martin-Luther-Straße."

„Ach was. Ich auch. Schon länger?"

„Halbes Jahr. Nummer sechsunddreißig. Zweiter Stock. Gerdes. Simone. Wann... würde das bei Ihnen gehen?"

Oje. Morgen muss ich arbeiten, Sonntag? Fuck. Ein, zwei Stunden heißt es, wenn nicht irgendwelche unvorhersehbaren Probleme auftauchen. Das taten sie bei diesen Aktionen doch immer. Vielleicht gleich von der Brust kriegen?

„Ich nehme an, heute haben Sie sicher schon was vor, weil Freitag ist und so?"

„Nein, überhaupt nicht. Von mir aus gleich nach Feierabend. Das heißt, ich habe schon um drei Feierabend. Und Sie?"

„Du, fände ich weniger nervig, auch wenn wir das hier offiziell nicht dürfen. Heiße Jan. Ich erst um fünf, dann müsste ich kurz nach Hause, vielleicht... um sechs?"

„Gerne. Ich gebe dir natürlich was dafür. Ich bin Simone."

Hatte ich schon beim ersten Mal verstanden. Gerdes. Halbtags, oder dreißig Stunden bei diesen miesen Gehältern hier...

„Lass mal stecken. Wo wir doch zusätzlich quasi Nachbarn sind. Ich wohne in der Fünfundvierzig. Ja, gut, halten wir das fest. Ich komme um sechs vorbei. Jetzt sollte ich den hier aber zu machen und abbauen. Ich denke, keiner von uns wird Bock haben, daran noch rumzupfuschen, also hast du Montag wahrscheinlicher eine neue Kiste am Start. Ich schaue mal, ob ich was Ordentliches für dich finde."

Na, das freut sie. Gut. Weitermachen, ab gestöpselt. Was hat sie jetzt noch?

„Kann ich dir noch irgendwie helfen?"

„Ich weiß sein Passwort doch nicht. Von Herrn Schwarz, meine ich. Dann kann ich mich gar nicht anmelden."

„Na, du meldest dich mit deinem Namen und deinem Passwort an."

„Das geht? Und er kommt dann Montag wieder rein?"

Rechnen wir vier bis fünf Stunden. Oh, Weia.

„Problemlos. Einfach seinen mit deinem Nutzernamen überschreiben... erster Buchstabe des Vornamens, Punkt, Nachname. Und dann dein Passwort."

Hurra. Glatter Sieg des Menschen über die Technik. Siehst du, du kannst mir vertrauen. Macht sie wohl auch einfach so. Wie alt mag die sein, Mitte zwanzig, Anfang dreißig? Älter? Wieder so eine Zeitlose, wo ich das nicht einordnen kann. Passt aber zu ihrem Erscheinungsbild.

Das ist auch nichtssagend. Weder hübsch noch hässlich; wirkt irgendwie etwas linkisch. Kein Selbstbewusstsein. Verunsichert. Gut, sie willst du nicht reparieren. Wie die verkappte Domina, die sich so Ahnungslose in ihre Wohnung lockt und zum Sklaven ausbildet, wirkt sie nicht. Du bist sicher.

Also gut. Auch so kann man einen Freitagabend totschlagen. Ist ja man gediegen, dass die nur ein paar Häuser weiter wohnte. Nicht, dass ich in den vier Jahren hier irgendjemand aus der Straße kennengelernt hatte. Nicht mal die Hälfte der Nachbarn aus meinem Haus kannte ich.

Hoffen wir mal, dass ich nichts vergessen hatte und nochmal zurückmusste. Das wird sie sein. Dring. Dring.

„Ja bitte?"

„Jan, der freundliche IT-Support von nebenan."

„Ich mach auf."

Das könnte helfen. Na, die freut sich, mich zu sehen. Hat die sich rausgeputzt? Shit. Das Pfefferspray vergessen. Hm. Parfüm? Bloß nicht drüber nachdenken. Augen zu und durch.

„Der Rechner ist im Schlafzimmer."

Natürlich. Risiko. Reiß dich zusammen. Sei ein Mann. Hier kommen nur Männer wieder raus. Ach, das ist ja niedlich. So ein verträumtes Jungmädchen-Ding. Püppchen und Kuscheltiere auf dem Bett. Die Vorhänge kommen bald runter, die Gardinenstange will wohl auch nicht mehr.

„Das ist der Rechner. Brauchst du mich, oder soll ich uns einen Kaffee machen?"

„Kaffee ist immer gut. Ich komme schon zurecht."

Tja, die Frage nach Windows 10 hatte sich schon beantwortet. Dem Aussehen nach war 7 schon ein Gamble. Ein Flachbildschirm aus der Zeit als diese den Namen noch nicht verdienten. Hundertfünfzig Ocken dafür bezahlt? Das war entschieden zu viel. Ja, das ist der Virus, von dem ich sprach. Und die fix mit Kaffee machen.

„Danke dir. Nun, bevor ich alles lösche, was drauf ist -- irgendwas, was zu retten wäre? Persönliche Dateien? Fotos, Videos, Dokumente, das geheime Tagebuch?"

„Nein. Du bist ja lustig. Ich habe da nur wenig drauf gemacht. Mal Filme geschaut, darum steht er hier. Da ist eine DVD drin, kriegt man die denn jetzt noch raus?"

Ein Knopfdruck sagt mehr als tausend Worte. Technik, die begeistert. Selbst gebrannt, schau an. Vielleicht der Infektionsgrund?

„Ist die schon lange da drin? Oder lagen Einschub und Virusbefall zeitlich zusammen?"

„Oh... du meinst, der Virus könnte da drauf sein? Ist er denn jetzt nicht weg, weil du sie rausgenommen hast?"

Unsere Abteilung sucht noch händeringend Verstärkung. Bewirb dich bitte trotzdem nicht.

„Schön wäre es ja. Nein. Die haben die unangenehme Eigenschaft, sich zu installieren. Hast du die selbst gebrannt, oder hat dir die jemand gegeben?"

„Ein Freund. Es sind auch Raubkopien drauf. Alles Mögliche. Deshalb war ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob da was dran war, mit der Strafe."

Na, sowas.

„Und dein Antivirus hat nicht Alarm geschlagen? Der blieb eigentlich nicht lange unerkannt."

„Antivirus?"

Das könnte eine lange Nacht werden.

„Ich teste sie mal kurz auf meinem Laptop, warte."

Den Externen ran. Virtuelle Umgebung. Ein flotter Scan. Bingo. Bingo. Bingo. Tod und Teufel. Das nennen wir nun mal verseucht. Bingo. Bingo. Hier tummelt sich so einiges. Was ist denn da außerdem so drauf? Hoppla. Man sollte nicht so neugierig sein.

„Das Geräusch heißt, es hat ihn gefunden?"

„Tonnen davon. Dein Freund war vermutlich auch nicht so der IT-Crack?"

„Keine Ahnung, so gut kenne ich ihn nicht, er ist der Freund einer Freundin."

Den du um acht Gigabyte von Pornos, Sexspielen und Bildersammlungen bittest? Und was für ein Zeug. Nein, in solchen Titeln wollte man nicht „real" lesen. Fuck. Mädel. Das ist jetzt etwas harsch.

„Ehm... nun, wenn man ein bisschen Ahnung hat, weiß man, dass man von bestimmten Seiten nichts runterladen sollte. Oder über Usenet-Gruppen, wo wohl eine Menge von dem Zeug herkommt."

„Da sind ganz viele komische Sachen drauf, nicht wahr? Aber auch ganz normale. Er wusste ja nicht genau, was ich wollte."

Da war er aber gründlich, absolut alles abzudecken. Uh. Nicht gut. Wir glauben einfach fest daran, dass sie sich auf „normal" beschränkt hatte.

„Das geht mich natürlich nichts an, sorry. Außer, dass ich dir dringend empfehlen würde, das Teil zu entsorgen. Das sollte keinesfalls wieder in diesem noch irgendeinem anderen Player landen, auch wenn wir später noch ein Antivirus-Programm für dich installieren."

„Das ist schade, das war meine einzige."

Aha. Dilemma.

„Der Rechner war am Internet?"

„War das nicht gut?"

„Nein, ich meine, heutzutage braucht man solche Sachen nicht irgendwo gespeichert haben. Es gibt Webseiten dafür. Wenn... du nicht wirklich spezielle Interessen hast, kannst du dort mehrere Lebzeiten ohne eine einzige Wiederholung verbringen."

„Die zeigst du mir? Echt?"

Ist die süß. So ein Enthusiasmus.

„Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich formatiere erstmal die Festplatte, lege sinnvolle Partitionen an und dann kommt Windows wieder drauf."

„Macht dir das Spaß?"

„Wie Zähneputzen. Halt nicht zu ändern, notwendig."

„Aber insgesamt, so mit Computern rumzumachen, meine ich."

„Es ist mein Job. Und ja, manchmal macht es auch Spaß. Manchmal tue ich es einfach gern, wenn ich jemandem damit helfen kann. Aber ich bin jetzt nicht der Freak, der zu Hause noch unbotmäßig Zeit damit verbringt. Ich war es vielleicht mal, als ich noch jünger war."

„Jetzt hast du eine Freundin?"

„Nicht, dass ich wüsste. Ich habe eine hartnäckige Chat-Partnerin, die sich das seit Jahren einbildet."

„Wie, so über Video und ihr macht es euch selbst?"

Hoppla. Das Thema schien sie wirklich zu beschäftigen. Und nicht viel sonst. Du bist in ihrem Schlafzimmer. Eine ellenlange Installation macht dich verwundbar. Spitz, pass auf. Sei auf der Hut.

„Nein, wir reden einfach, also schreiben Text. Jetzt auch kein Cybern, wir reden wie reine Schöngeister miteinander. Allerdings in sehr konträrer Sprache. Sie ist einfach witzig und das Empfinden hat sich im Verlauf eines Jahrzehnts nicht geändert. Und das will was heißen."

„Aber ihr habt euch nie getroffen?"

„Nein, sie ist Chinesin, lebt schon länger in den Staaten. Ich kenne ihren richtigen Namen nicht, ich weiß nicht, wie sie aussieht, aber das spielte nie eine Rolle."

„Worüber redet ihr denn?"

„Sie ist wie ich Entwicklerin, das heißt, ich die maskuline Form davon. Ich arbeite ja normalerweise gar nicht in der Admin. Oder habe es am Anfang nicht, jetzt ist es schon fast normal geworden, dass die Hälfte meiner Zeit im Support draufgeht. So haben wir uns kennengelernt, als wir uns in einem Forum über Probleme beim Coding ausgetauscht haben. Aber darüber reden wir jetzt nicht mehr. Über alles andere. Den alltäglichen Irrsinn. Sie weiß mehr über mich als jeder andere Mensch auf diesem Planeten. Was wirklich zählt. Sie ist einfach ein fester Bestandteil meines Lebens."

„Aber es stört sie nicht, wenn du mit realen Frauen Sex hast? Oder erzählst du ihr das einfach nicht?"

„Es ist keine Liebesbeziehung. Sie ist zwar eine ganz besondere, aber dennoch nur eine Freundin. Wenn wir welchen haben, erzählen wir uns das. So, jetzt installiert er erstmal vor sich hin. Deine Gardinenstange kommt demnächst runter, ist dir das aufgefallen?"

„Die Löcher, die da waren, haben nicht richtig gepasst."

„Ehm... man könnte neue bohren."

„Ich habe keine Bohrmaschine und kein Werkzeug, ich könnte damit auch nicht umgehen."

Oje. Biete es nicht an. Bitte.

„Ich habe selbstverständlich alles Notwendige. Sicher nicht heute, aber irgendwann könnte ich dir auch das vernünftig anbringen."

Idiot.

„Kennst du dich mit Türen aus?"

„Kommen wir hier sonst nicht mehr raus?"

„Nein, Schranktüren. Und Schubfächer. Ich bin handwerklich nicht begabt. Nicht mal interessiert."

„Verstehe. Na, ich tue, was ich kann. Musst du mir irgendwann mal zeigen."

„Hier, in der Kommode da, die oberste Schublade geht nicht mehr auf."

Und du kommst das nächste Mal im Blaumann. Alter Schwede, da war ich ja mitten hineingeraten. Sie guckt so hoffnungsvoll, das ist kaum zu ertragen. Dann schauen wir uns eben eine Schublade an. Er ist bei... zwölf Prozent... fuck.

„Vielleicht hat sich nur was verklemmt?"

„Woran sehe ich das?"

„Ehm... wir nehmen einfach mal die da drunter raus und schauen uns das genauer an. Ich stelle sie aufs... Bett."

War klar. Es musste die mit den Dildos sein. Und Vibratoren. Das nenne ich mal ein Sortiment.

„Oh, ich hätte dich warnen sollen. Das ist dir jetzt wahrscheinlich unangenehm."

„Wer hat nicht gern Abwechslung. Die richtige Größe für jede Stimmung."

„Genau. Wir verstehen uns."

Auf einer bizarren Ebene schon irgendwie. Wenn die das alles irgendwie arrangiert und inszeniert hat und wir enden heute miteinander im Bett, heirate ich sie.

„Nicht nur verklemmt, verkantet. Irgendwas ist dazwischen."

Eine Vorhaut aus ihrer menschlichen Trophäen-Sammlung? Das machte es so spannend, dass ich einfach nicht mehr einschätzen konnte, was mich hier noch erwartete. Nichts hätte mich auf dieses Abenteuerland vorbereiten können.

Nein, das ist Seide oder sowas in der Art. Ein Höschen. Oder die Sparvariante davon. Nicht wirklich viel Stoff. Uff. Immer noch verkanntet.

„Hast du die Möbel selbst zusammengebaut?"

„Das sieht man, nicht wahr? Glaubst du mir jetzt, dass ich handwerklich nicht begabt bin?"

„Selbst das Desinteresse. Hast du Schraubenzieher?"

„Zwei Stück, ich hole sie."

Armes Ding. Die ganze Wohnung schrie, dass sie jemanden brauchte, der ihr diese Dinge abnahm. Na, wohl nicht nur diese. Mit Kapazitäten, einen Mann oder eine Lesbe mit Bohrmaschine. Und ganz viel Zeit.

Na, mit denen war auch nicht viel anzufangen. Gut, jetzt ließ sie sich bewegen. Reizwäsche. Was sonst. Immerhin trug sie jetzt wohl noch keine. Kein Zugang bis hierhin.

„Das ist jetzt nur eine temporäre Lösung, das Ding müsste noch einmal komplett auseinandergenommen, die Böden neu geleimt und alles dann ordentlich zusammengesetzt werden, damit es sich nicht bald wieder verkantet."

„Das würdest du machen?"

Üh. Wer denn sonst?

„Das mache ich. Türen. Also Schränke, die hier? Ja, die müssten gerichtet werden, die hast du nicht richtig eingestellt. Und schief sind sie auch."

„Die sind doch gut, aber die in der Küche..."

Kurzer Blick. Dreizehn Prozent. Es wird böse enden. Meine To-do-Liste nie mehr. Wenn ich das Metalynn erzähle, pinkelt sie sich ein vor Lachen.

„Schlimm, nicht?"

„Schlimm finde ich nur, dass du niemanden hattest, der dir mit all dem geholfen hätte. Auch unverständlich. Helft ihr euch in eurem Freundeskreis nicht aus?"

„Meine Freundinnen können das nicht besser. So viele sind es auch nicht."

„Dein Vater?"

„Zu dem habe ich kein gutes Verhältnis. Ist an den Schränken denn was zu retten?"

„Ja, aber nicht mit deinen Schraubenziehern. Der Kreuzschlitz ist so abgenudelt, den würde ich keiner Schraube mehr antun wollen. Bist du irgendwie knall auf Fall umgezogen, dass du plötzlich alles allein machen musstest?"

„So in etwa. Lebst du allein?"

„Ja. Meine Wohnung ist in etwa so groß wie die hier, aber anders geschnitten. Die Schubladen hier müsste man ebenfalls machen."

„Warum?"

„Weil sonst dasselbe passieren wird wie im Schlafzimmer."

„Nein, warum bist du allein?"

„Es ist mir bislang noch nicht unangenehm aufgefallen. Dasselbe könnte ich dich aber auch fragen."

„Du fühlst dich nicht allein, weil du deine virtuelle Freundin hast. Die ist immer für dich da, mit der kannst du so sein, wie du bist und sie würde dir niemals wehtun. Reicht dir das? Dich relativ sicher zu fühlen?"

„Es reicht mir, mich relativ zufrieden zu fühlen. Alle meine Freunde sind in Beziehungen. Keiner von ihnen wirkt zufriedener als zuvor. Ich möchte gar nicht ausschließen, dass ich mich irgendwann mal auf jemanden einlasse, aber da muss schon alles stimmen."

„Eine perfekte Frau, einen Geist und einen Charakter wie deine Internetliebe und einen schönen, heißen Körper, der das für dich angemessen komplettiert."

„So klingt das durchaus akzeptabel. Wir verstehen uns tatsächlich. Was würden wir im Wohnzimmer vorfinden? Maler- und Elektroarbeiten?"

„Keine Arbeit. Ein bequemes Sofa, auf das wir uns setzen und besser kennenlernen könnten."

„Das ist gut zu wissen. Ich frage mich allerdings, was die Installation so macht."

„Das Zähneputzen. Was nützen die schönsten Zähne, wenn man niemanden damit anlächelt?"

„Man kann sich durchbeißen. Das wird noch ein wenig länger nötig sein. Einundzwanzig Prozent. Sonst machst du nichts mit dem PC? Nur Filme gucken? Was hattest du für Programme drauf, die wir wieder installieren müssen? Office vielleicht?"

„Nein, sowas war da nicht drauf. Ein paar Spiele und E-Mail. Ich habe keine Anlage, also höre ich manchmal Musik damit. Die Lautsprecher sind leider nicht so gut."

„Da könnte ich dir bessere überlassen. Nun, für die Sachen reicht der PC sicher auch so. Sonst hätte ich dir vielleicht was Zeitgemäßeres zusammenschrauben können. Du könntest einen besseren Monitor vertragen. Es hat sich mittlerweile sechzehn zu neun durchgesetzt."

„Darf ich mal deine Brille abnehmen?"

„Warum würdest du das wollen? Und warum fragst du, wenn du es sowieso machst?"

„Du hast schöne Augen."

„Die mit der Brille gleich noch größer aussehen. Nur darum trage ich sie, schemenhafte Frau. So sehe ich den Fortschritt nicht."

„Warum trägst du keine Kontaktlinsen? Hast du Angst, dass du attraktiver deine Sicherheit verlierst?"

„Es lohnt den Aufwand nicht. Ich bin an sich recht faul. Ich bezweifle auch, dass es irgendetwas ändern würde. Frauen, die Wert auf mein Äußeres legen, wären für mich nicht interessant. Bist du noch hier? Wenn ja, kann ich meine Brille wiederhaben?"

„So stark sehen die gar nicht aus."

„Es sind keine Kassengläser. Die würden wohl eher an Schnapsgläser erinnern. Ah, Sicht. Danke dir."

„Warst du noch nie in einer Beziehung?"

„Doch, natürlich. Als dies noch wie eine gute Idee erschien. Nicht bis zum Zusammenleben eskaliert, allerdings. Auch in dem Alter, wo das ein Schritt war, für den man sich noch nicht reif genug fühlte. Also eine ganze Weile her. Wow, er beschleunigt. Schon vierundzwanzig Prozent."