Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Thao II - Teil 08

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Thao schüttelte ungläubig den Kopf.

„Das beantwortet meine Frage nicht."

Ruth war sichtlich unsicher geworden und wollte ihre Frage ungeschehen machen.

„Du das war nur so, wirklich. Thao, das war blöd, entschuldige."

„Ist dieser Dietrich Schuld?"

Dieses Mal war es Ruth, die Thao ungläubig ansah.

„Neeeeeiiiinnnn. Echt nicht."

„Volltreffer also."

Stellte Thao trocken fest.

Ruth wurde rot.

Thao beließ es dabei und erzählte ihrer Begleiterin ein wenig von Steven. Details des Kennenlernens ließ sie aus, nur die Galerie erwähnte sie in diesem Zusammenhang als Ort des Zusammentreffens.

„Ja, ich habe schon mit ihm geschlafen. Aber das hatte nichts mit Liebe oder dem Wunsch nach einer Beziehung zu tun. Ich brauchte es einfach."

„Geht das wirklich?"

Thao nickte.

„Für eine gewisse Zeit schon."

„Und danach?"

„Kommen die Gefühle. Wir Frauen können nicht so gut den Wunsch nach Partnerschaft vom Sex trennen, darin sind uns Männer klar überlegen. Naja und ein wenig Besitzanspruch spielt natürlich auch eine Rolle dabei."

Für eine Weile wurde es still im Auto.

„Und du? Jungfrau bist du nicht mehr, stimmt´s?"

Ruth reagierte auf Thaos Vermutung mit Bestürzung.

„Wie kommst du darauf?"

Thao lächelte.

„Du hast mich nicht umsonst gefragt, dass spüre ich doch."

Ruth schwieg.

„Dieser Dietrich?"

Margaretes älteste Tochter schien mit sich zu kämpfen, für Thao auch eine Antwort.

„Hat er dich dazu überredet?"

„Er wollte ne Frau, Thao, kein Mädchen."

„Und da hat er dich mal schnell zu einer gemacht? Da musste ihm ja direkt dankbar sein."

Thaos Sarkasmus war offensichtlich.

„So ein Arschloch."

Sie nahm tatsächlich ihre Hand vom Lenkrad und legte sie kurz auf Ruths Oberschenkel ab.

„Leider sind solche Idioten oft auch genau die Sorte Kerle, die unsere Hummeln am meisten zum Brummen bringen. Schade, hätte dir da eine andere Erfahrung gewünscht."

„Wie war das bei dir?"

„Du meinst mein erstes Mal?"

Thao dachte an Salim. Er war ja gar nicht so verkehrt gewesen. Nur halt nicht ihr Typ. Er war ein Gigolo vom feinsten und wollte wohl einfach mal von einer Punkerin naschen. Was Gröberes als die feinen Schicksen von der Penne. Sie musste grinsen. Sie hatte ihm damals ein ganz schönes Brett verpasst.

„Ja."

Ruth sah Thao neugierig von der Seite an, die sich hastig ihre Strähne aus dem Gesicht strich, um ja nicht zu lange das Lenkrad loszulassen.

„Ach der Fick an sich war ganz okay gewesen, also schön meine ich. Ich wollte es auch, ich glaube das macht den Unterschied aus zu deinem ersten Mal."

Ruth schien ihr zuzustimmen, sich dabei an ihrer eigenen ersten Erfahrung erinnernd.

„Es hat bei mir nur wehgetan, es war überhaupt nicht so gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe ihn gebeten aufzuhören, aber er hat einfach weitergemacht, bis er fertig war."

Thao hielt an der nächsten Möglichkeit den Wagen an und blickte Ruth eindringlich an.

„Dann hat er dich vergewaltigt."

Ruth erschrak bei diesem Gedanken.

„Nein, so meinte ich das doch nicht."

Margaretes älteste Tochter bekam es mit der Angst.

Thao schüttelte ihren Kopf.

„Es geht nicht darum wie du es meinst ..., er hat aufzuhören wenn du das von ihm verlangst. Ansonsten tut er dir Gewalt an. Verstehst du jetzt? Ruth, ich gebe dir einen Rat. Halte Abstand zu dem Typen, er ist ein Haufen Scheiße."

„Hattest du schon mit vielen Männern Sex?"

Thao störte diese Frage, sie war eigentlich noch nicht fertig mit ihrer Ansage gewesen und zeigte Ruth ein gereiztes Gesicht.

„Nein. Mit dreien. Und jeder von ihnen war auf seine Art und Weise in Ordnung."

Ruth schien über das, was Thao sagte nachzudenken.

„Du meinst wenn mich ein Mann liebt, dann tut er mir auch nicht weh?"

Thao lächelte.

„Wenn du einen Mann liebst, tut es dir nicht weh. Und wenn, dann nimmst du es hin, weil alles darum herum so unglaublich schön ist."

„Hast du sie denn geliebt?"

Thao verneinte.

„Nein. Nur einen von ihnen. Aber wie gesagt, bei den anderen wollte ich selbst auch den Sex, einfach aus einer Erregung heraus."

„Dietrich ist der einzige Junge im Dorf, der mir gefällt. Optisch zumindest."

Thao lächelte.

„Das ist schade, Ruth. Denn oft sind die schönsten Männer auch die unscheinbarsten."

Ruth schien anderer Meinung zu sein.

„Xena hat Gerd sicher nicht nur genommen, weil er einen guten Charakter hat."

Thao wusste es besser.

„Xena war mal in meinen Exfreund verknallt, magst ein Foto von ihm sehen?"

Ruth wollte es nicht so recht glauben, nickte aber eifrig.

Thao deutete auf ihre Tasche.

„In meiner Brieftasche, kannst sie ruhig aufmachen, habe ich kein Problem mit."

Ruth öffnete den Reißverschluss des großen Portemonnaies und sah ein paar Fotos, in einem der verschließbaren und transparenten Seitenfächer. Neben ein paar Ablichtungen von Frauen gab es nur noch eins von einem langhaarigen Jungen mit Brille, der wirklich alles andere als gutaussehend war. Nie hätte Ruth es für möglich gehalten, dass für Thao so ein Kerl überhaupt in Frage kam, geschweige denn für Xena.

„Meinst du ihn?"

Thao lächelte.

„Ja. Glaubst mir nicht, was? Du kannst sie ruhig fragen, sie wird es dir bestätigen. Das ist Karl, er war bisher meine einzige, große Liebe. Er sieht vielleicht nicht so gut aus, aber er war für mich der schönste Mann auf Erden. Am Anfang habe ich ihn so gesehen, wie du es jetzt tust, aber dann ... Scheiße, es dauerte ein paar Tage, dann war ich hin und weg."

„Wie lange hat es gedauert, bis ihr miteinander geschlafen habt?"

Thao grinste, sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie ihren Karl entjungfert hatte. In diesem Moment ging es ihr gut, trotz dieser intensiven Erinnerung an ihn.

„Nicht lange, ein paar Tage vielleicht?"

„Und wie hat er dich rumbekommen?"

„Er mich? Ich ihn! Und seine Eltern standen vor der Tür und haben zugehört."

Ruth versuchte, sich diese Situation vorzustellen. Wahnsinn.

„Wart ihr denn lange zusammen?"

Thao nickte.

„Sieben Jahre! Er hat mich dann wegen einer anderen verlassen. Ich kann sehr schwierig sein, es war meine Schuld."

Ruth hatte bisher an Thao nichts bemerkt, was sie gestört hatte, aber das mochte natürlich in einer Beziehung ganz anders sein. Sie warf noch einen Blick auf das knochige Gesicht, dann steckte sie das Foto zurück in die Geldbörse.

„Du liebst ihn immer noch, stimmt´s?"

Thao bejahte es.

„Ich glaube das werde ich immer, wenn es auch vielleicht langsam weniger wird."

Ruth deutete auf die nächste Abfahrt, dann zeichnete sich auch schon die Silhouette einer Kleinstadt vor ihnen ab. Wie viel Einwohner mochte solch ein Kaff haben?

„Ich zeige dir wo du parken kannst."

Sie fuhren auf den Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums, er war ziemlich voll und so mussten sie einige Zeit suchen, bevor sie eine freie Stellfläche fanden.

„Es gibt hier mehr als man meint, wirst sehen."

Thao warf Ruth einen vielsagenden Blick zu.

„Na wenn du das sagst."

Sie glaubte nicht so recht daran.

Tatsächlich waren die wenigen Geschäfte gut sortiert und so fand Thao auch einen kleinen Kramladen, in dem es neben Schreib- auch Zeichen- und Malutensilien gab. Dazu noch zwei grobe Leggins für die Arbeit bei Margarete und ein paar dicke Pullis, dann war Thaos Kaufrausch auch schon wieder vorbei. Ganz im Gegensatz zu Ruth, die mit ihr unbedingt jeden Laden abklappern wollte.

Das eine oder andere Mal war Thao kurz davor ihr einen Wunsch zu erfüllen, für den die Mittel des Mädchens nicht ausreichen, aber ob das richtig war? Nein. So gut kannten sie sich einfach noch nicht.

Ruth stöberte in einer teuren Boutique in den Reihen der zur Schau gestellten Kleidungsstücke und kam aus dem Schwärmen nicht heraus. Thao dagegen fühlte wieder den Punk in sich und hätte sich am liebsten den Finger tief in ihre Kehle gesteckt, um über die überteuerten Fummel zu kotzen. Sie hatte für Materialismus nichts übrig, vielleicht auch, weil sie genug Menschen kannte, die am absoluten Limit lebten.

„Solche Fummel hat Xena zu Hauf, schade dass du nicht ihre Größe hast. Kennst du ihren Kleiderschrank? Großer Gott, der schlägt das Sortiment aller Geschäfte hier um Längen."

Ruth machte einen verbitterten Eindruck. Klar kannte sie Xenas Schätze, aber genauso haderte sie damit, dass ihre Freundin fast ein Kopf größer war als sie selbst. Da ließ sich nicht mal was ändern, wenn sie ein Teil davon von ihr geschenkt bekam. Sie dachte an die schönen Stiefel und wollte sich nicht beklagen. Xena musste dafür wirklich viel Geld ausgegeben haben.

Ihr Gesicht hellte sich auf einmal auf. Sie hatte etwas völlig vergessen.

„Scheiße! Sie wollte mir doch die Klamotten zeigen. Du weißt doch! Die von denen Mutter so geschwärmt hat."

Thao lachte. Margaretes Begeisterung hatte sie wohl überhört.

„Ich weiß nicht, erwarte da nicht zu viel von Xena. So stolz ist sie nicht darauf und ich erst Recht nicht. Und vielleicht stellst du dir das alles auch etwas zu bunt vor?"

Ruth glaubte, sie ertappt zu haben.

„Du schmulst mich doch an, Thao. Sicher seht ihr richtig geil als Model aus. Sie hat es mir versprochen und das gehe ich nachher einlösen."

Thao hob ihre Schultern.

„Zum Glück kann es mir egal sein."

„Da seid ihr ja wieder. Hast du Thao beim Shopping geholfen, Süße?"

Sie blickte Ruth fragend an, die auf sie zukam und dann in die Arme schloss.

„Ja, aber ich war brav. Hab mir nichts gekauft."

Xena lächelte und blickte Thao fragend an. Sie hatte zwei große, schwarze Tüten bei sich.

„Nichts Besonderes, du darfst deinen neugierigen Blick wieder abwenden, Blondchen. Gehe nur schnell rauf und räum die Klamotten weg."

Xena blickte Thao nach und sah dann Ruth fragend an.

„Scheinst mit ihr gut klar zu kommen, was?"

Ruth stimmte zu, schien aber an etwas anderes denken zu müssen.

„Xena? Kann ich dich was fragen?"

Die große Frau blickte sie aufmerksam an.

„Alles, das weißt du doch."

„Warst du wirklich mal in ihren Freund verliebt?"

Xena wurde bleich.

„Das hat sie dir erzählt?"

Ruth nickte.

„Sie hat es nicht mit böser Absicht getan. Sie wollte mir nur etwas erklären."

Xena dachte an Thaos Exfreund. Er ist ein lieber Mensch, das trübte für sie auch nicht die Tatsache, dass er ihre Freundin verlassen hatte. Thao konnte schwierig sein, das wusste Xena. Ob er wohl noch an die Freundin dachte? Ihre Liebe war damals so grenzenlos gewesen, wie konnte so etwas versiegen? Dieser Gedanke bereitete ihr Angst, sie dachte automatisch an ihren Gerd dabei.

„Also stimmt es?"

Xena blickte Ruht nachdenklich an.

„Ja. Er hat mir damit ein riesiges Geschenk gemacht. Auch wenn es nie über den Wunsch hinausging."

„Wie meinst du das?"

Xena schüttelte ihren Kopf.

„Nein Ruth. Das ist eine Geschichte, die ich nicht bereit bin dir zu erzählen."

„Und warum nicht? Ich bin doch kein Kind mehr, Xena."

Die große, blonde Frau schüttelte ihren Kopf und strich dem Mädchen sanft über die Wange.

„Es geht nicht um dich, sondern um mich. Auch ich habe das eine oder andere Geheimnis, dass ich nicht teilen möchte. Das musst du mir schon zugestehen."

Ruth dachte an Thaos Entdeckung. Xenas Freundin hatte es ihr versprochen, es niemanden zu verraten. So musste sie sich also mit Xenas Entgegnung zufriedengeben.

Sie hörten Schritte auf der Treppe, dann steckte Thao ihren Kopf in das Zimmer hinein.

„Und? Hast du dich schon umgezogen, Blondi?"

Xena hatte das gegebene Versprechen längst wieder vergessen. Erst Ruths erwartungsvolles Gesicht erinnerte sie daran. Sie tat sich immer noch schwer damit, egal was für Gründe Thao dafür haben mochte.

„Mich ärgert das, Thao. Ich erinnere mich nicht gerne daran zurück."

Die Freundin spürte den Groll ihrer Gastgeberin. Aber war nicht so alles für die Nachbarn plausibel erklärt worden? Hatte Xena nicht bemerkt gehabt, wie verstört Margarete gewesen war, als sie von ihrer Beobachtung berichtet hatte?

Thao blickte Xena ruhig an und deutete auf den Schrank. Ein paar halbwegs passende Wäschestücke würden sich finden lassen, da machte sie sich bei den Massen an Kleidung gar keine Gedanken.

„Lass mich einfach mal gucken und stell dich nicht so an. Ich fand die Zeit damals gar nicht so schlecht. Einfach verdientes Geld würde ich sagen."

Xena verzog das Gesicht, spürte ihr flaues Gefühl in der Magengegend und verfolgte jede Handbewegung Thaos. Diese öffnete eine der Schranktüren und schob einen Bügel nach dem anderen auf der Garderobenstange von rechts nach links, dabei interessiert jedes Kleidungsstück musternd.

„Das ist ja geil!"

Thao hielt triumphierend ein mattschwarzes Mieder in die Höhe und hielt es dann an ihren Bauch. Es war viel zu lang aber man konnte zumindest seine Funktion erahnen.

„Das schaut bestimmt scharf an dir aus, Blondi."

Xena seufzte, antwortete aber nicht. Auch machte sie keinerlei Anstalten es anzuprobieren oder wenigstens Thaos Begeisterung zu teilen.

Ruth dagegen hatte es sofort in ihren Händen und drehte es nach allen Seiten. Es würde ihr eine enge Wespentaille schenken, wenn es nur nicht so groß gewesen wäre. Enttäuscht guckte sie Xena an, die im Gegensatz zu sonst, überhaupt nicht locker auf sie wirkte.

„Hier, die Korsage ist auch nicht schlecht. Du hast noch viel mehr Sachen im Schrank als ich dachte."

Xena zog ihre Augenbrauen zusammen, als Thao Ruth auch dieses Wäschestück reichte. Dafür nahm sie das Alte wieder entgegen und räumte es zurück in den Schrank. Thao fand noch ein enges Lederkleid, oberarmlange Handschuhe, Overkneestiefel, eine Latexhose und eine schwere Bikerjacke. Nur die schwarzen Kleidersäcke, die ihr Xena so stolz präsentiert hatte, überging sie, zu deren Erleichterung, komplett.

Endlich verstand Xena. Thao vermied es, Ruth ein komplettes Bild zu liefern, und riss die verschiedenen Teile völlig aus ihrem Zusammenhang. So gab sie Margaretes Tochter Beispiele, wie man was tragen könnte, was diese für Wirkung auf Figur und Optik nahmen, aber ohne sie dabei zu kombinieren oder als einander zugehörig darzustellen.

„Und? Was hat dir am besten gefallen?"

Ruth gefiel die Korsage am besten. Es sorgte nicht nur für eine enge Taille, sondern pushte auch noch den Busen. Schade das Xena ihr es nicht an sich zeigen wollte.

Noch einmal wollte sie die Nachbarin überreden, aber die blieb hart. Xena wollte, das Ruth das Ganze endlich abhakte und so schnell wie möglich wieder vergaß.

„So. Sind wir jetzt fertig?"

Thao blickte grinsend in das gereizte Antlitz ihrer Freundin.

„Naja, ich kann ja Ruth auch noch das hier zeigen."

Sie nahm ein pinkes Cocktailkleid vom Haken und hielt es triumphierend vor sich in die Höhe. Xena aber sprang auf, riss es ihr aus der Hand und räumte es zurück in den Schrank, begleitet von Thaos und Ruths Gelächter.

„Du bist so ein Miststück!"

Xena kniff Thao in den Oberarm, konnte sich aber das Lachen nicht verkneifen. Sie konnte sich noch gut an den Abend erinnern, als sie sich in diesem Teil Gerd präsentiert hatte. Ihrer Überraschung war eine ziemlich aufregende Nacht gefolgt, in der die Seitennaht und ein Teil des Ausschnittes ziemlich lädiert worden waren. Ob sie es noch mal für ihn tragen konnte? Ihr kam noch ein anderer Gedanke. Oder er für sie?

Von einem Augenblick zum anderen bekam ihre Miene etwas Diabolisches. Gerd würde sich wundern.

Thao genoss die Zeit auf dem Land sehr, auch wenn sie bei weitem nicht so zur Ruhe kam, wie es sich Xena und auch sie selbst vorgestellt hatten. Ihr machte es Spaß bei Margarete mit anzupacken, beschäftigte sich viel mit Rieke und Lisa und zeichnete an einem Bild, dass sie Sören bei ihrem Abschied am Sonntag schenken wollte. Sie hatte viel Zeit mit dem jungen Mann im Stall verbracht, wo er ihr alle Handgriffe gezeigt hatte, die von Nöten waren und sie schließlich sogar dazu aufforderte sich auf den Traktor zu setzen. Nicht als Beifahrer wohlgemerkt, sondern hinter das Steuer. Erst hatte Thao Bedenken gehabt, aber Sören schien es viel zu bedeuten und gepaart mit der eigenen Neugier ließ sie sich schließlich darauf ein.

Und so startete sie nach seiner Anweisung den Motor, der laut dabei polternd ansprang und löste die Bremse. Mit einem heftigen Ruck setzte sich das Gefährt in Bewegung und Thao war erschrocken wie schnell es, trotz seiner Größe, beschleunigt hatte. Sören musste ins Lenkrad greifen, sonst hätte sie die Stallwand gestreift, dann aber ging es ganz gut. Vor allem als sie draußen, durch Schnee und Matsch gänzlich unbehindert, über die Feldwege fuhren, kannte Thao nur noch Begeisterung. Es machte ihr unglaublich viel Spaß.

Steven dagegen spielte in diesen Tagen eine gänzlich untergeordnete Rolle für sie, genauso wie alles andere, vor dem sie hierher geflohen war. Sie hatte keine Zeit, um großartig über etwas nachzudenken, und genau das war es gewesen, was sie gebraucht hatte. Endlich mal den Kopf frei bekommen, abschalten und sich auf sich selbst besinnen dürfen. Ein kurzer Anruf, ein paar SMS, das war alles an Kommunikation zwischen ihnen gewesen. Auch Aneliese war ziemlich von ihr vernachlässigt worden.

Vor dem Mittagessen bei Xena ging sie also zu Margarete hinüber, um sich von all den Menschen zu verabschieden, die ihr, trotz der kurzen Zeit, zu Freunden geworden waren. Einzig Margaretes Mann, der sich auf einer Dienstreise befand, hatte sie bisher nicht kennenlernen dürfen.

Sie wurde schon von Romy erwartet, die nach ihrer Hand griff und hinter sich her in die große Küche hineinzog. Dort stand ein riesiger Korb voll Schinken, Wurst, Käse, Kartoffeln, Marmelade und Konfitüre auf dem Tisch, mit einer großen blauen Schleife drum herum. Eben von allem etwas, was der Hof an Erzeugnissen hervorbrachte. Thao glotzte dieses Ungetüm erstaunt an, wie sollte sie das alles denn jemals essen? Dankbar umarmte sie Margarete, die sich, still dabei vor sich hin lächelnd, über ihr Staunen freute. Dann aber war Thao dran, zog ihren Rucksack von der Schulter herunter und präsentierte jedem Hofbewohner ein kleines Präsent. Für Romy und Ruth jeweils ein schönes Oberteil, für Margarete einen dicken Norwegerpullover, für Mia einen Schminkkasten und für die kleine Rike einen Bären. Für Sören aber hatte sie eine Rolle in ihrer Linken, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange, bevor sie ihm diese überreichte. Schüchtern ließ er die Zuneigungsbekundung über sich ergehen, stammelte leise sein „Daaaaankeeeee, Thaaaaooooo!" und öffnete das Behältnis.

Der junge Mann war sprachlos. Thao hatte ihn, zusammen mit sich selbst, auf dem Traktor gezeichnet und dabei so detailliert gearbeitet, dass es wie ein Foto auf ihn wirkte. Dass sie sich aber mit ihm zusammen auf das Papier gebracht hatte, war für ihn das größte Geschenk und so starrte er auf das Papier herunter, während die Tränen in seine Augen stiegen. „Zur Erinnerung" stand unten rechts, genau wie auf seinem Bild, dass er ihr gemalt hatte.

Er war fassungslos und schaffte es nicht, sich vor ihr zusammenzureißen. Ein tiefes Schluchzen löste sich, dann begann er zu zittern. Seine ganze Unsicherheit dieser jungen Frau gegenüber suchte sich jetzt ihren Weg und drang ungehindert nach außen.

Thao wusste im ersten Augenblick nicht, wie sie damit umgehen sollte, doch schließlich umarmte sie ihn, drückte seinen Körper an sich und wiegte ihn vorsichtig in ihren Armen. Sören schaffte es, sich wieder zu fangen, löste sich nach einiger Zeit vorsichtig von ihr und blickte betreten zu Boden.

„Ich muss jetzt wieder rüber, das Essen ist bestimmt schon fertig."

Ruth lachte heiser.

„Hat Xena gekocht?"

Es klang Gehässigkeit aus ihrer Stimme.

Thao aber schüttelte ihren Kopf.

„Nein, zur Feier des Tages, Gerd."

Ruth schwieg betreten, ihr Witz hätte so gut gepasst gehabt.

„Danke euch für alles. Es war unglaublich schön hier."

Margarete nickte.

„Komm wieder, Thao! Wann immer du möchtest und zu jeder Zeit."

123456...8