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Thao II - Teil 08

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Die junge Frau nickte, umarmte jeden Einzelnen von ihnen noch ein weiteres Mal, dann ging sie den langen Flur herunter. Sie fühlte sich nicht wohl mit diesem Abschied und stellte für sich wieder einmal fest, wie schwer sie sich mit solchen Situationen tat.

Auch das Essen bei Xena verlief nicht so lebhaft wie sonst. Oberflächlich plätscherte das Gespräch vor sich hin und sogar die kleine Lisa stocherte traurig in ihrem Essen herum. Thao war für sie etwas Besonderes gewesen, ein Erwachsener der wirklich Spaß daran hatte mit ihr Zeit zu verbringen. Sie mochte noch klein sein, spürte aber diesen Unterschied deutlich. Ihre Eltern mussten sich für sie aufraffen, das war bei Thao anders gewesen.

„Mach es gut, Süße. Du kennst jetzt den Weg und bist bei uns zu Hause. Vergiss das nicht. Bei Margarete sieht das nicht anders aus, die sind alle schwer begeistert von dir."

Thao lächelte und wischte sich ihre Strähne aus dem Gesicht.

„Ich danke dir. Ich muss gleich heulen, von daher steige ich lieber ins Auto, ja?"

Die große Blondine nickte.

„Geh nicht so hart mit Gerd um, versprochen?"

Xena lächelte.

„Du meinst, so wie du mit Karl damals?"

Thao hatte mit dieser Erinnerung zu kämpfen.

„Ja. Genau davor habe ich Angst."

„Mach dir keine Sorgen, dass schaffe ich schon."

Sie umarmten sich, dann stieg Thao in ihr Auto. Ruth hatte es für sie auf den Hof gefahren, damit ihr die peinliche Situation des erneuten Feststeckens erspart blieb.

Sie sah Xena zurück zum Haus gehen, von dessen kleinen Hauseingangsterrasse aus Gerd und Lisa Thao nachwinkten, stellte sich dazu und hob gleichfalls ihren Arm. Noch einen letzten Blick auf die Drei, dann fuhr Thao an und rollte die Abfahrt zur Straße herunter.

„Scheiß Abschiede."

Heimkehr

Auf der Rückfahrt ließ Thao die letzten Tage noch einmal für sich Revue passieren. Das, was sich Xena für sie erhofft hatte, war eingetreten, Thao hatte alle Sorgen und Ängste über Bord geworfen und die Zeit bei ihr genossen. Doch schon in dem Moment, während dem sie die Autobahnauffahrt hinauf fuhr, waren die dunklen Gedanken wieder da und begannen sich aufs Neue um Herbert und Steven zu drehen, ohne dass sie dabei für sich einen Weg finden konnte. Sie hasste diesen Zustand, am liebsten wäre sie sofort wieder umgekehrt und zurückgefahren.

Sie holte tief Luft, strich sich ihr Haar aus dem Gesicht und fasste für sich den Entschluss, sich ihren Konflikten zu stellen. Sie wollte ihre Ruhe zurückgewinnen, gerade jetzt wo die Erinnerungen an Karl ihre Macht über sie verloren hatten.

Ihr Handy begann zu surren, aber Thao wäre nicht Thao gewesen, wenn sie nicht bis zur nächsten Ausfahrt gewartet hätte, um auf den kleinen Display zu gucken. Sie hatte angenommen, dass sie etwas bei Xena vergessen haben könnte, aber es war Steven, der ihre Rückkehr sehnsüchtig zu erwarten schien. Sollte sie mit ihm beginnen?

„Wann kommst du denn an, heute?"

Thao spürte die Absicht in seiner Frage.

„In zwei Stunden ungefähr."

„Kann ich vorbeikommen?"

Es hatte ziemlich lange gedauert, bis er ihr diese Frage gesendet hatte. Ein Zeichen für Thao, dass er sich hatte überwinden müssen. Sie hatte eigentlich keine Lust darauf, sich mit ihm auseinanderzusetzen, aber das Gleiche galt auch für Herbert. Es half einfach nichts. Sie wollte das jetzt für sich klären.

„Ja gut, komm vorbei."

„Ich freu mich, bis gleich."

Thaos schlechtes Gewissen meldete sich, als sie seine Antwort las. Sie fühlte sich schäbig in diesem Moment. Kurz zögerte sie, dann tippte sie ihr „Ich mich auch."

Sie seufzte und lies wieder den Motor an. Steven tat ihr leid, vielleicht unterstellte er ihr eine Absicht, aber dem war nicht so. Er konnte ihr einfach etwas nicht geben, was sie dringend von einem Mann wünschte, sie hatte nur Probleme, dieses Bedürfnis für sich und andere erkennbar zu machen bzw. in Worte zu fassen.

„Thao?! Du bist wieder da!"

Aneliese freute sich und umarmte ihre Nachbarin und Freundin überschwänglich. Sie hatte sie gerade mal durch die Haustür kommen lassen.

„Hey, lass mich am Leben, okay? Schau doch mal. Ich kriege dieses Ungetüm kaum vom Boden hoch, nimmst du etwas davon? Ich kann das doch gar nicht alles essen."

Aneliese schaute auf den riesigen Korb zu Thaos Füßen und all die darin befindlichen Lebensmittel.

„Da hast du ja ein richtiges Carepaket mitbekommen, deine Freunde sind ja süß."

Thao seufzte.

„Komm, bitte! Sonst wird bei mir noch etwas davon schlecht."

Aneliese erbarmte sich, nahm von der Konfitüre und den Eiern, etwas Käse, mehr aber brauchte sie aber wirklich nicht.

„Okay, dann gebe ich Steven etwas mit, der müsste eh gleich kommen."

Ihre Freundin merkte auf.

„Stellst du ihn mir vor?"

Thao zögerte.

„Ich weiß nicht, ob ich ihn bei mir behalten möchte, Aneliese. Von daher... "

„Du lässt ihn zu dir kommen, um dann Schluss mit ihm zu machen?"

In Anelieses Worten war der Vorwurf unschwer heraus zu hören.

Thao zeigte ihr ein gefrustetes Gesicht.

„Scheiße, ich weiß es nicht. Ich schlaf gerne mit ihm, aber mehr? Er ist einfach nicht mein Typ. Ich habe so gut wie gar nicht an ihn gedacht die letzten Tage. Ab und an mal ein wenig hin und her geschrieben, das war alles."

Sie zögerte.

„Aneliese, er hat mir wirklich gut getan und ich habe seine Nähe wirklich genossen. Aber mich stört einfach, dass er ausgerechnet bei mir nicht das kann, was ihm bei allen anderen Frauen vorher so leicht gefallen ist. Es einfach beim Vögeln zu belassen. Ich will mich jetzt nicht binden, verstehst du das?"

Aneliese glaubte es zumindest. Sie hatte ja bisher keine eigenen Erfahrungen machen können. Dennoch hörten sich Thaos Worte für sie irgendwie seltsam an. Wünschten sich nicht Frauen genau das, was Steven bereit war ihr zu schenken? Das Gefühl, die Einzige für ihn zu sein?

„Sag ihm das so wie du es mir gesagt hast. Ich denke, das wird er verstehen."

Thao blickte ihre Freundin hoffnungsvoll an.

„Glaubst du?"

Aneliese nickte.

Eine Stunde später saß Thao Steven gegenüber und hatte ihm gegenüber offene Worte gefunden. Still hatte er ihr zugehört, mit einer ausdruckslosen Miene. Thao fühlte sich schlecht in diesem Moment, spürte seine Enttäuschung und Wut. Still saß er ihr gegenüber, starrte vor sich auf die Tischplatte des Wohnzimmertisches und schien das Gehörte erst einmal verdauen zu müssen. Es war so absurd, ausgerechnet in die eine Frau, die ihn ablehnte, verknallte er sich? Es erschien ihm wie ein Witz. Thao hatte ihm vorhin unterstellt, dass es genau das war, was ihn an sie band. Doch er war da ganz anderer Meinung. Sie war mehr für ihn, auch wenn sie davon nichts wissen wollte. Es war keine Stunde vergangen, in der er nicht an sie gedacht hätte. Ganz im Gegensatz zu ihr, wie sie ihm vorhin so deutlich mitgeteilt hatte.

Als er ihre Wohnung betreten hatte, wusste er eigentlich schon Bescheid. Es stand deutlich in ihrem Gesicht geschrieben, dass etwas nicht stimmte. Oberflächlich hatte sie ihn umarmt, einen flüchtigen Kuss auf seine Wange, mehr hatte sie ihm nicht geben wollen. Ihre tiefbraunen Augen hatten keinen Glanz für ihn, sondern wichen ihm aus, als ob sie sich nicht mit seinem Anblick konfrontieren mochte. Und dieses Mal war es kein böses Spiel, das sie mit ihm spielen wollte.

„Dann willst du mich überhaupt nicht mehr wiedersehen?"

Thoa seufzte.

„Es ist schwer, Steven, ich mag dich wirklich, ich habe es auch genossen mit dir zusammen zu sein, aber ich möchte einfach frei bleiben. Mir fängt es gerade an besser zu gehen, trotz aller Probleme und Sorgen."

„Wir könnten uns trotzdem sehen. Ab und zu erzählen, was trinken gehen ..."

Kurz blickte er zu ihr auf. Thao kämpfte mit sich. Wollte sie das? Warum konnte sie sich Steven als Freund nicht recht vorstellen? Vielleicht deshalb weil sie ihn eher mit ihrer Muschi sah, als mit ihrem Verstand?

„Du hast Recht. Entschuldige. Natürlich können wir das."

Steven schien nicht wirklich erleichtert. Wenn Thao ehrlich war, hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass er sich so um ihre Nähe bemühte.

„Bevor wir dieses Kapitel zwischen uns beenden, möchte ich dir nur noch etwas sagen."

Thao blickte ihn erwartungsvoll an.

„Du bist damals die Treppe wieder raufgekommen, erinnerst du dich?"

Sie dachte an diesen Moment zurück. Steven hatte Recht. Er hätte sich wahrscheinlich schon damals mit dem Wenigen, welches sie ihm gab zufriedengegeben.

„Tut mir leid, Steven."

Er seufzte.

„Du bist schon ein stranges Frauenzimmer. Ehrlich jetzt. Wenn ich jetzt gehe, holst du mich nicht noch mal zurück, oder?"

Thao schüttelte den Kopf.

„Nein, das werde ich nicht."

Steven starrte vor sich hin. Dann war es so. Er würde sich vor ihn nicht noch einmal Blöße geben. Dazu gehörte aber auch, dass er jetzt nicht vor ihr floh.

„Gut, dann erzähl mir wenigstens wie deine letzten Tage waren."

Sie unterhielten sich eine Stunde lang, dann wollte er gehen. Insgeheim rechnete Thao nicht damit, dass sie Steven noch einmal wiedersah. War das schlimm? Sie wusste diese Frage genauso wenig zu beantworten wie alle anderen zuvor, die sie mit ihm verband.

„Scheiße."

Wieder ein Abschied, der ihr nicht behagen wollte. Vielleicht hätte sie ihm und sich selbst doch eine Chance geben sollen?

„Mann, du blöde Kuh!"

Sie ging zurück in den Flur und stellte sich vor den großen Garderobenspiegel. Warum dachte sie jetzt daran, wie geil es war sich von Steven ficken zu lassen? War sie denn wirklich so bescheuert?

„Du hast sie wirklich nicht mehr alle."

Frustriert ließ sie sich in die Polster ihres Sofas fallen, schaltete Musik ein und schloss die Augen. Karl tauchte in ihren Gedanken auf, dann Dimitri, schließlich auch wieder Steven. Dann erinnerte sie sich an das Bild, welches ihr Sören gemalt hatte, sie musste es noch aufhängen. Ob er sich darüber freuen würde? Sie würde ein Foto davon machen und Ruth schicken. Sie lächelte. Margaretes Helfer hatte nie viele Worte gesprochen, während sie bei ihm war, hatte ihr aber das Gefühl gegeben, dass er auf sie aufpasste und sich kümmerte. Und seine Freude über ihr Geschenk ..., sie war so tiefgreifend und echt gewesen.

Warum dachte sie jetzt ausgerechnet an Sören? Warum ausgerechnet dann, wenn sie vorher an Karl oder Steven dachte? Und was war mit Dimitri? Warum war das alles nur so kompliziert für sie? Warum lief es nicht ab, wie bei den Hunden? Ein wenig Poporiechen, ficken und dann geht jeder seiner Wege?

Sie musste schmunzeln, als sie sich das bildlich vorstellte, stellte die Musik noch ein Stück lauter und versuchte, ihren Kopf frei zu bekommen.

Lebenskrampf

„Ich bin es, Thao."

Herberts Stimme drang gereizt aus dem Lautsprecher des Mobiltelefons.

„Schön, dass sich die Madame mal persönlich meldet."

Sie nahm es hin, es war offensichtlich, dass ihm dieses Gespräch genauso wenig behagte wie ihr selbst.

„Geht es dir besser? Wenn ja, dann würde ich gerne auf deine Hilfe zählen, hier geht nämlich alles drunter und drüber."

Thao dachte an Erlenberg.

„Herbert, ich gebe in diesem Punkt nicht nach."

„Thao! Wach endlich auf, Mädchen. Du wirst hier gebraucht. Von Menschen die deine Hilfe dringend benötigen. Und du meinst wirklich es ist wichtiger irgendwelchen Leuten ihre Fantasien zu bedienen?"

Thao fühlte, wie das Gespräch denselben Verlauf nahm, wie beim letzten Mal. Herbert verstand sie immer noch nicht, vielleicht wollte er das auch gar nicht.

„Es geht nicht um die Arbeit an sich, Herbert. Sondern darum, dass ich selbst über mein Leben bestimmen werde und nicht du oder ein Erlenberg. Ich arbeite gerne mit dir zusammen, liebe meinen Job, aber nicht zu diesem Preis. Einfach weil es euch einen Scheißdreck angeht."

Ihre Stimme klang jetzt ähnlich aggressiv wie die seine. Nur mit Mühe schaffte sie es, sich wieder zu beruhigen.

„Ich wollte dich fragen, ob wir heute Abend zusammen essen gehen können. Ich würde gerne mit dir darüber sprechen."

„Und was dann? Du hast doch gerade sagt, dass dieser Punkt für dich nicht zu diskutieren ist. Mein Gott, Thao! Was erwartest du von mir? Den Job habe ich dir gesichert, alles war in Ordnung und dann? Ne Peitschentante, ich fasse es einfach nicht. Ich kann dir da nicht helfen, mit Erlenberg ist in diesem Punkt nicht zu verhandeln. Entweder du hörst mit deiner nebenberuflichen Tätigkeit als Domina auf oder du wirst von dem Träger gekündigt."

„Wovor habt ihr eigentlich Angst? Dass eine Domina bei der Stadt arbeitet? Macht man sich Sorgen um die Straßenkinder? Rehabilitierte Straftäter kommen als Fürsorger in Betracht und eine Domina nicht?"

Thao lachte gehässig in das Telefon.

„Scheiße seid ihr scheinheilig. Wissens schon alle? Von wem kam das eigentlich?"

Herbert schwieg.

„Komm! Sag schon! Mich will jemand fertig machen, stimmt´s?"

„Das schaffst du ganz allein Thao, da brauchst du niemanden für."

Thao reichte es jetzt.

„Weißt du was, Herbert? Ich Scheiße auf euch und euer Spießertum. Da ficke ich lieber mit Kunstschwänzen Perverse in den Arsch und hau ihnen mit der Gerte den Popo wund, bevor ich mich weiterhin von euch dumm anmachen lasse. Die sind alle ein großes Stück ehrlicher im Umgang mit der Welt als ihr. Grüße den Erlenberg von mir, er wird sich sicher freuen wenn er mir meine Papiere fertigmachen kann."

„Hör auf, Thao! Jetzt nimm ..."

Thao hörte nicht mehr hin, sondern legte einfach auf. Sie starte auf das Mobiltelefon in ihrer Rechten, dann suchte sich auch schon die erste Träne ihren Weg über die Wange nach unten.

„Scheiße! Scheiße! Scheiße!"

Thao hatte darauf verzichtet sich an diesem Abend Hilfe zu holen. Weder Xena, noch Aneliese wollte sie mit ihrem erneuten Zusammenbruch konfrontieren, sondern für sich selbst einen Weg finden mit dieser Stimmung umzugehen.

Sie dachte auch an morgen, Maurice würde Verständnis haben, wenn sie ihm alles erklärte. War das alles eine Scheiße. Ein Blick auf eine Homepage und ein Mensch war seinen Job los. Ob sie ihn nicht lieber gleich anrufen sollte? Der Abend war eh nicht mehr zu retten.

Sie griff erneut nach dem Telefon und suchte nach ihrem Adressbuch.

Maurice war sprachlos, als sie ihm berichtet hatte. Nie hätte er mit solchen Folgen für Thao gerechnet. Sie hatten nie darüber gesprochen, was sie beruflich tat, sondern nur über Rüdiger und ihrem Vortrag.

„Thao, Schatz. Ich rufe da an, das geht doch nicht. Ich habe einflussreiche Freunde in der Stadtverwaltung ..."

„Maurice, dafür ist es doch längst zu spät. Die lassen mich doch gar nicht mehr in Ruhe."

Sie machte eine Pause, ärgerte sich selbst über ihre gebrochene Stimme.

„Sag bitte für morgen ab, ja? Ich bin noch krankgeschrieben, dass wäre für die ein gefundenes Fressen."

Maurice fühlte sich hilflos. Er hatte der jungen Frau viel zu verdanken und für den morgigen Tag wieder über hundert Gäste erwartet. Vielleicht wären sogar wieder mehr gekommen als beim letzten Mal? Ein Dilemma.

„Wie sieht es nächste Woche aus? Schaffst du es dann?"

„Maurice sei mir nicht böse, lass uns das die Tage besprechen. Aber ich glaube nicht. Ein wenig Zeit werde ich noch brauchen."

„Willst du überhaupt weitermachen?"

Der Kunsthändler glaubte, ihre Antwort bereits zu kennen. Das Mädchen schien jetzt andere Sorgen zu haben.

„Doch, na klar. Zwei Montage, Maurice. Dann mache ich weiter."

„Einverstanden. Solltest du es dir noch anders überlegen, gib mir bitte Bescheid."

Thao versprach es ihm. Nach diesem Gespräch ging es ihr leichter. Es lastete jetzt ein bisschen weniger Druck auf ihr.

Lampenfieber

Charlotte spürte deutlich, dass mit Gerd etwas nicht stimmte. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Schon die letzten Tage hatte sie das wahrgenommen, aber heute war es für sie offensichtlich geworden. Leicht nach vornübergebeugt saß er da, starrte vor sich hin und es schien ihr fast so, als ob er an Schmerzen leiden würde. Tatsächlich drückte er ab und an gegen seinen Bauch und schien unruhig und gereizt zu sein.

„Gerd, wenn dir nicht gut ist, dann gehe nach Hause!"

Er verneinte, vermied es aber, ihr dabei ins Gesicht zu blicken.

„Es sind nur noch zwei Stunden, dann kann ich gehen."

Charlotte blickte auf ihre Uhr, es war noch nicht mal zehn Uhr vorbei.

„Ich wusste gar nicht, dass du heute früher Feierabend machst.

Gerd nickte, schien aber immer noch nicht ganz bei ihr zu sein.

„Xena holt mich ab."

Charlottes Miene hellte sich auf.

„Wirklich? Dann kannst du sie mir doch vorstellen."

Gerd schien von dieser Idee nicht begeistert zu sein.

„Ein anderes Mal, okay? Bitte!"

Gerds Kollegin zeigte eine betroffene Miene.

„Gerd was ist los. Habt ihr Probleme? Ich kann dem Kalle Bescheid sagen, dann können wir in Ruhe ..."

„Nein! Nein. Danke, es ist alles gut."

Er rang sich ein Lächeln für sie ab, dann starrte er wieder auf seinen Bildschirm.

Susanne arbeitete schon seit über zehn Jahren bei der Firma am Empfang. Dort hatte sie schon viel erlebt, gehört und erzählt bekommen, von Gerüchten und Tatsachen, die sonst keiner in der Firma wusste und im Gegensatz zu ihrem Ruf, konnte sie durchaus ein Geheimnis für sich behalten. Zumindest dann, wenn es ihr der Mensch wert war.

So merkte sie auf, als sich die Tür des Aufzugs öffnete, überblickte kurz ihren Arbeitsplatz, ob auch ja alles aufgeräumt und an seinem Platz war und prüfte den Sitz ihres Halstuches. Das laute Knallen von Absätzen kündigte ihr eine Frau an und tatsächlich betrat in diesem Momente eine hochgewachsene Blondine, gänzlich in Schwarz gekleidet ihr Vorzimmer und hielt zielstrebig auf sie zu.

Eigentlich gab Susanne nicht viel auf Äußerlichkeiten, sofern denn ihr gegenüber ordentlich gekleidet und einen gepflegten Eindruck auf sie erweckte, doch in diesem Fall, hatte sie Mühe, ihre Überraschung vor der Besucherin zu verbergen.

Susannes Blick wanderte, von oben nach unten über die Frau hinweg, deren sorgsam frisiertes, offenes, fast weißes Haar, ebenso besonders auf sie wirkte, wie ihre durch dunklen Lidschatten und Kajal betonten, blauen Augen. Auch ihre Wangen waren kunstvoll mit Make-up und Rouge abgedeckt und betont, während ein dunkelroter Lippenstift das Gesamtwerk komplettierte. Wie lange brauchte man für so etwas, zwei -- drei Stunden?

„Ich möchte Herrn Berg, abholen, könnte sie ihn bitte rufen?"

Ihre Stimme klang dunkel, aber nicht unhöflich, ganz im Gegensatz zu ihrem Blick, der, so empfand es Susanne zumindest, gar nicht anders als arrogant und herrisch sein konnte.

Susanne musterte kurz die teure, schwarze Pelzjacke, sie war zusammen mit der eng anliegenden Designerhose bestimmt ein Vermögen wert. Auch die hohen Stiefel, waren nicht von der Stange, das sah man sofort.

Fast automatisch griff sie zum Telefon und wählte Bergs Kurzwahl.

„Gerd?! Du hast Besuch."

Er schien Bescheid zu wissen, denn außer einem „Danke" kam nichts weiter über seine Lippen.

Ein paar Augenblicke später und Susannes Kollege trat aus der Bürotür heraus, eilte auf die große Frau zu, küsste sie schüchtern auf den Mund und machte, während er seine Jacke überzog, Anstalten das Vorzimmer mit Richtung Fahrstuhl zu verlassen. Doch seine Begleiterin rührte sich nicht vom Fleck, deutete auf Susanne und warf dann Gerd einen fragenden Blick zu.

„Willst du uns denn nicht einander vorstellen?"

Gert wurde blass und fing das Stammeln an, ganz im Gegensatz zu sonst, wo er gefasst und selbstbewusst wirkte. Was war an dieser Frau so besonders, dass sie ihn derart aus der Fassung brachte? Hübsch? Auf jeden Fall. Etwas seltsam? Ja, auch das. Aber was steckte noch dahinter?

„Xena, das ist Susanne. Sie ist die Chefin des Empfanges."

Gerds Kollegin lächelte. Sie hatte nur zwei Kolleginnen unter sich, die noch dazu Aushilfen waren, aber dass Gerd sie so vor dieser Frau präsentierte, schmeichelte ihr dann doch.

Verwirrt blickte sie auf die behandschuhte Hand herunter, welche ihr von der großen Frau dargeboten wurde, stand auf und griff schließlich nach ihr.

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