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Thao II - Teil 10

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„Süß schaust du aus, mein Hengst."

Sie lachte schallend und hob seinen silbernen Kunstschwanz an, um damit zu spielen. Gerd aber hatte mit seinem Zustand deutlich zu kämpfen, zumal das Metallstück zwischen seinen Zähnen ziemlich schmerzhaft in seine Mundwinkel drückte.

„Sieh mich an!"

Xenas hübsches und doch so böses Gesicht tauchte in Gerds eingeschränktem Blickfeld auf. Mit kritischen Blicken betrachtete die Domina ihren Sklaven, prüfte den Sitz seines Zaumzeuges, befahl ihm schließlich, ihr in die dick gefütterte, schwarze Reiterjacke zu helfen.

Versiert kam Gerd ihrer Anweisung nach, hob zudem noch ihren blonden Zopf über den aufgestellten schwarzen Kragen. Ein schwarzes Tuch schützte ihren Hals vor Kälte, dann fehlte noch ihre Freundin, wie sie die kräftige Bullenpeitsche liebevoll nannte.

„Keine Sorge, Gerd, du wirst sie spüren! Schließlich habe ich es dir ja bereits angekündigt."

Gerds Atmung beschleunigte sich bei dieser Ansage zusehends. Sofort verselbstständigte sich sein Gehirn, indem es versuchte, sich auf den extremen Schmerz einzustellen, den dieses gemeine Schlagwerkzeug auf seinem Körper hinterlassen würde. Doch egal, wie sehr er auch grübelte, er kam zu keinem befriedigenden Ergebnis. Immer wieder drehten sich seine Gedanken im Kreis, durchmischt vom Versuch, sich an vergangene Erfahrungen zu erinnern, ohne zu einem für ihn tröstendes Resultat zu gelangen.

„Komm! Wir wollen Roy nun nicht mehr länger warten lassen."

Sie hängte die Führungsleine in seinem Halseisen ein und befahl ihm, ihr zu folgen.

„Du wirst begeistert sein, Gerd, die Landschaft ist traumhaft und der Schnee, ... wirklich schade, dass wir nicht zum Skilaufen hier sind."

Gerd konnte lediglich seine Domina und einen kleinen Ausschnitt um sie herum wahrnehmen. Xena ließ es sich nicht nehmen und setzte ihre Schritte betont aufreizend. Er sollte sich nach ihr verzehren und gleichzeitig fürchten. Es gelang ihr spielerisch, ihm diesen Zwiespalt aufzuzwingen.

Im Stall angekommen, stand bereits eines von Monikas Mädchen bereit, um Xena beim Umgang mit Roy behilflich zu sein. Der Wallach sollte erst von ihr gestriegelt werden, bevor sie auf ihm reiten durfte, was der Domina ein heiteres Lachen abnötigte.

„Da bist du unkomplizierter, nicht wahr, mein Schatz? Stell dir mal vor, ich müsste dich vorher jedes Mal mit einer Bürste abrubbeln, bevor ich auf dir reiten darf."

Monikas Zofe verzog die Mundwinkel. Offensichtlich rang sie mit ihrer Fassung, während Gerd den stattlichen Rappen beäugte.

„Gerd!"

Xena warf ihm die Striegelbürste zu, die er geschickt mit der rechten Hand auffing.

„Kümmere dich um Roy! Ich gebe ihm derweil ein paar Möhren und sorge dafür, dass er rundum glücklich ist. Keine Angst, Süßer, du bekommst auch etwas ab."

Gerd stöhnte bei dieser Ankündigung, begann dann aber mit der ihm aufgetragenen Arbeit. Er mochte Tiere, trotz seines eigenwilligen und demütigenden Aufzuges konnte er dem Ganzen etwas abgewinnen. Roy besaß neben einen kräftigen und trotzdem eleganten Körperbau, auch ein schönes, sehr gepflegtes Fell. Es schien Gerd eigentlich gar nicht notwendig zu sein, ihn zu striegeln.

„Das mit dem Striegeln ist eigentlich gar keine schlechte Idee. Ich finde, das hat was. Lass mich das bei dir auch mal machen. Vielleicht gefällt es dir ja?"

Gerd schloss die Augen bei dieser Ankündigung, Xenas sadistische Fantasie war wieder allgegenwärtig. Unentwegt schien sie in ihrem Umfeld nach Möglichkeiten zu suchen, mit denen sie ihm sein Leben verleiden konnte.

Nach einer halben Stunde durfte er seine Tätigkeit einstellen.

Genüsslich zermalmte der edle Wallach die Karotten, die ihm von der Domina gereicht wurden, währenddessen sie zärtlich über die lange Stirn des Rappen streichelte, um sein Wohlbefinden zu vervollkommnen.

Beinahe beiläufig wandte sich Xena an Gerd und blickte ihn flüchtig an, um dann ihre Aufmerksamkeit sofort wieder Roy zu schenken.

„Ach ja, die ist für dich."

Sie ließ eine der Möhren fallen und stellte dann die Sohle ihres linken Stiefels drauf.

„Knie dich vor mich hin und verschränke die Arme auf dem Rücken!"

Es war ein ständiger Kampf für Gerd, diese unentwegten Demütigungen zu ertragen. Was war sein Antrieb? Einzig die Entlohnung? Xena wollte ihm kein hohes Maß an körperlichem Schmerz zumuten und schien diesen durch Demütigungen ersetzen zu wollen. Doch hatte sie ihm diese nicht auch schon früher zuteilwerden lassen?

Nein, sein Antrieb war zweifelsfrei das innige Band zwischen Xena und ihm. Diese Bindung war uneingeschränkt bei und in ihm, wie auch in ihr, und schien momentan nicht zu diesem Rollenspiel zu passen. Beide waren einander in diesem Augenblick gedanklich zutiefst verbunden, und doch war es genau das, wovor beide auch Angst hatten. Dass diese innige Bindung irgendwann verloren gehen oder einzig auf SM beschränkt bleiben könnte.

Gerd ließ sich auf seine Knie sinken und glaubte, die Blicke der beiden Frauen regelrecht auf seiner Haut spüren zu können. Er tat sich schon schwer mit diesen Handlungen, wenn er mit Xena allein war, doch jetzt, in Gegenwart dieses Mädchens, wurden sie zur echten Qual.

Xena zertrat die Möhre zu Brei und ließ es sich auch nicht nehmen, etwas von dem am Boden liegenden Heu beizumischen, indem sie es mit ihren Stiefeln zusammenschob.

„Komm, Gerd. Das hast du dir redlich verdient. Störe dich nicht an deiner Beißstange. Irgendwie schaffst du das trotzdem. "

Gerd starrte auf den orangen Brei und zögerte, ihrem Befehl nachzukommen. In diesem Moment fand er eine Grenze, er hätte sich ihr am liebsten verweigert. Doch nicht nur ihre „Freundin" half ihm, sich zu überwinden, auch sein Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Er wollte ihr vertrauen, hatte ihr zugesichert, all die bösen Spiele, die sie ihm aufbürden würde, über sich ergehen zu lassen. Und warum? Er dachte an die vielen Male, wo sie ihm nach der Hölle auch ihr Paradies gezeigt hatte.

„Was zögerst du? Möchtest du mich vor diesem niedlichen Schlampenstück hier blamieren?"

Die Domina kniff Monikas Mädchen nicht gerade zärtlich in die Wange, was diese mit leidendem Blick über sich ergehen ließ.

Gerd aber überwand sich und versuchte, die zerstampften Möhrenreste in den Mund zu bekommen und den feuchten Brei mit seiner Zunge am Zaumzeug vorbei zu balancieren. Es gelang ihm mehr schlecht als recht, verteilte er doch mehr davon auf dem nackten Steinboden, als er eigentlich zu sich nahm.

„Na das klappt doch ganz gut. Vergiss aber das Heu nicht, mein Schatz. Ich habe dir reichlich davon zusammengeschoben."

Heu? Gerd schwindelte. Er hatte schon eine Vielzahl an verschiedenen Salaten gegessen, selbst Löwenzahn und Brennnesselsalat, aber trockenes Heu? Er starrte auf die gelblichen Pflanzenreste, ohne dass er sich überwinden konnte, sie mit seinen Lippen aufzunehmen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Xena ungeduldig werden würde.

„Was ist los? Schmeckt dir das von mir mit viel Liebe angerichtete Mahl etwa nicht?"

Gerd zuckte erschrocken zusammen, als er das Peitschenende vor seinen Augen bemerkte, das direkt zwischen den Strohhalmen baumelte. Xena würde zweifelsfrei ernst machen, allein schon des Mädchens wegen.

„Lass mich nicht warten, Gerd. Zwing mich nicht dazu, dich zwingen zu müssen."

Zwar lachte sie über ihr Wortspiel, doch klang es nicht sonderlich echt. Gerd kannte sie jetzt lange genug, um ihre Unsicherheit sofort herauszuhören, die immer dann auftauchte, wenn sie ihm wehtun sollte. Sie würde ihn peitschen, dessen war er sich sicher, doch nicht aus einem eigenen Antrieb heraus, sondern weil sie annahm, dass er es von ihr erwarten würde.

Gerd atmete tief durch. Was sollte es? Es war schließlich nur Heu. Sie hatte ihm früher ganz andere Sachen eingeflößt. Sie spielte für IHN die Domina, das musste er sich immer wieder vor Augen führen.

„Na da hat sich aber jemand schwer getan, was? Aber die Hingabe hat gesiegt, sehr schön, Baby. Ich bin wirklich stolz auf dich."

Sie ging in die Hocke und strich ihm mit ihrer Rechten über den Kopf hinweg.

„Das reicht schon, spucke es wieder aus. Ich möchte nicht, dass du dir den Magen verdirbst."

Gerd war erleichtert, wollte er doch gerade versuchen, die wenigen trockenen, holzigen Getreidereste hinunterzuwürgen, die er, trotz aller Hindernisse, geschafft hatte, in seinen Mund zu bekommen.

„Wir machen jetzt einen Ausritt, Gerd. Dazu musst du mir aufs Pferd helfen. Andere Dominas hängen dabei einen kleinen Steigbügel an den Hodensack ihres Sklaven, bei dir aber habe ich einfach zu große Sorge, dass da etwas kaputtgehen könnte. Wir machen das anders, du spielst einfach meine kleine Trittleiter, einverstanden?"

Sie deutete vor sich auf den Boden und Gerd eilte sich, in die entsprechende Position zu kommen. Er spürte die harten Stiefelsohlen in seinem Kreuz und wie es ruckartig wieder entlastet wurde.

„Blöd, jetzt habe ich deine Zügel vergessen."

Xena deutete mit der zusammengerollten Peitsche in ihrer rechten Hand auf Gerd, während ihr Blick auf Monikas Zofe gerichtet blieb.

„Kannst du ihm die Zügel an seiner Kandare festmachen? Anders werde ich diesen stattlichen Hengst wohl nicht bändigen können. Vielleicht ist es auch besser, wenn du seine Handgelenke am Halseisen festmachst? Und eine kleine Knöchelkette kann vielleicht auch nicht schaden."

Xena lachte heiter auf, während Gerd spürte, dass sich jemand an seinem Zaumzeug zu schaffen machte. Er schloss die Augen, seine Blicke sollten sich nicht mit jenen des Mädchens kreuzen.

Er dachte an die gemeinsamen Spiele früherer Tage. Schon damals hatte Xena sein Leiden immer weiter zu steigern vermocht, ihm immer neue Schmerzen und Demütigungen aufgebürdet. Solange, bis seine Grenze erreicht war, an der sie ihn dann entlanggeführt hatte. War diese überschritten, hatte sie ihn genau in jenem Moment von der Qual erlöst, in welchem er zu verzweifeln begann.

„Süße! Es tut mir leid. Aber ich möchte nicht, dass mein Schätzchen hier friert, wir haben seine Jacke im Zimmer vergessen. Habt ihr da eine Möglichkeit, uns auszuhelfen?"

„Ja, Herrin. Wir haben einen alten Kutschermantel, der passt ganz sicher."

Xena war begeistert.

„Na da finden meine Sorgen ja schnell ein Ende und wir können unseren kleinen Ausritt genießen. Du bist ja ein guter Läufer, Gerd, und beklagst dich ständig, zu wenig Zeit zu haben. Deshalb nutzen wir die Chance jetzt einfach mal."

Sie schnalzte mit ihrer Zunge und gab den Zügel Raum. Sofort setzte sich Roy in Bewegung und auch Gerd mühte sich, trotz seiner Fußgelenkfessel einen gleichmäßigen Schritt zu finden.

Xena lächelte, trotz seiner lächerlichen Verkleidung und der demütigenden Zurschaustellung war der Sportler in ihm unverkennbar. Obgleich durch die furchtbare Kandare im Mund und die unbequeme Maske behindert, legte er eine bemerkenswerte Geschwindigkeit vor. Natürlich hatte das Pferd keine Mühe, an seiner Seite zu bleiben, doch das schmälerte in Xenas Augen Gerds Leistung keinesfalls. Wahrscheinlich versuchte er, die erniedrigenden Umstände über die sportliche Betätigung für sich auszuklammern.

Die Landschaft war ein Traum. Der Schnee lag reichlich in diesem Jahr und die vom Reif behangenen Bäume boten dem Auge des Betrachters ein malerisches Bild. Die Lufttemperatur lag nur wenig unter dem Gefrierpunkt, die Mittagssonne schickte erste Strahlen durch die Wolken. Bereits nach zehn Minuten hatten sie das Gestüt ein gutes Stück hinter sich gelassen und einen schmalen Waldstreifen durchquert. Jetzt, da sich ein kleiner Hügel vor ihnen aufbaute, wurde der Schnee wieder tiefer, was Gerd das Laufen sichtlich erschwerte.

„Wollen wir da rauf, Süßer? Wir haben da bestimmt eine tolle Aussicht. Wir könnten dann auch Pause machen."

Gerd versuchte, sich zu sammeln. Er verfügte zwar über eine gute Kondition, die aber nicht mehr mit seiner früheren Ausdauer vergleichbar war. Er musste sich zwingen, nicht zu hyperventilieren und seine Atmung gleichmäßig zu halten.

Zumal der Anzug aus nicht atmungsaktivem Material gefertigt war, hatte sich Schweiß auf Gerds Haut gebildet. Er musste unbedingt danach trachten, nicht auszukühlen, war sich allerdings nicht sicher, ob Xena diesen Umstand berücksichtigt hatte. Wie auch? Sie steckte ja schließlich nicht in solch einem Teil und trug auch keinen schweren Mantel auf ihren Schultern.

„Komm, Gerd! Fünf Minuten noch, dann sind wir oben."

Gerd stöhnte, er konnte nur einen kleinen Streifen vor sich sehen, während der tiefe Schnee jeden seiner Schritte zur Folter werden ließ. Auch die abgesägten Baumstümpfe, auf die er immer wieder trat, erschwerten sein Vorankommen, zumal auch diese mit einer, wenn auch dünneren, Schneeschicht bedeckt und somit nicht auszumachen waren. Dem Wind, der ihnen entgegen strich, war es vermutlich geschuldet, dass auf dieser Seite des Hügels der Schnee derart hoch aufgehäuft war. Einen lockeren Laufschritt konnte er hier vergessen, vielmehr musste er jetzt jeden seiner Schritte mit großer Umsicht setzen.

„Das dauert aber ziemlich, Gerd. So brauchen wir ja ewig, bis wir endlich oben sind."

Xenas Vorwurf klang beiläufig und enttäuscht, als hätte sie sich den Ausritt anders vorgestellt.

„Ich treibe dich ein bisschen an, ja? Vielleicht fällt es dir dann leichter."

Sie holte mit der Bullenpeitsche über ihren Kopf hinweg aus, ließ den Riemen einige Male kreisen, dann dicht an Gerds Körper vorbeisausen und dabei laut knallen. Mit dem nächsten Schlag gedachte sie ihren Sklaven zwischen dessen Schultern zu treffen, der dicke Mantel würde viel von dessen Energie absorbieren.

Doch plötzlich stieg Roy laut wiehernd auf, warf Xena ab und preschte im vollen Galopp in Richtung der Hügelkuppe los. Die Domina fiel rücklings vom Pferderücken in den Schnee und blieb regungslos liegen. Gerd wandte sich panisch um, als das Pferd an ihm vorbeistürmte, eilte einige Schritte zurück und ließ sich neben Xenas reglosen Körper auf die Knie fallen. Seine Hände waren unterhalb seines Halseisens am O-Ring festgekettet, weshalb er seiner Frau so keine Hilfe leisten konnte.

„Kchna! Kchnaaaa!"

Diese verfluchte Kandare! Er beugte sich nach vorne, um sie wenigstens mit seinen Händen berühren zu können. Sie schien zu atmen, wie Gerd etwas beruhigt feststellte. Dennoch tauchten Bilder aus seiner Erinnerung auf, Krankenwagen, besorgte Gesichter, Erklärungen von Ärzten, bange Tage des Wartens und Hoffens.

Diese verdammten Fesseln! Gerd versuchte, die Riemen der Lederfesseln mit seinen Zähnen zu öffnen, was sich als schwierig erwies mit der kunststoffüberzogenen Metallstange in seinem Mund. Nach einigen, hektischen Versuchen gelang es ihm dann doch, sein linkes Handgelenk zu lösen. So war auch die andere Hand schnell befreit. Dann begann er sein Zaumzeug zu lösen und die Kandare aus seinem Mund zu nehmen. Jetzt wurde ihm leichter, er konnte sich unbehindert um sie kümmern.

„Xena! Komm zu dir!"

Er sah sich suchend um, griff in den Schnee und drückte eine Handvoll davon auf ihre Stirn. Es half, langsam kehrte wieder Leben in den Körper der Domina zurück. Sie öffnete die Augen und schien Mühe zu haben, zu realisieren, was eigentlich mit ihr geschehen war. Sie stöhnte auf, als sie sich aufzurichten versuchte. Zu ihrem Pech war sie ausgerechnet auf einem abgesägten Baumstumpf aufgeprallt, auch wenn dieser mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt war.

Gerd zeigte sich überaus besorgt. Krampfhaft versuchte er, sich an seinen Erste-Hilfe-Kurs zu erinnern. Doch der lag schon viele Jahre zurück.

„Bleib lieber liegen. Du weißt nicht, ob etwas gebrochen ist."

Xena schien anderer Meinung zu sein und hob ihren Oberkörper trotz starker Schmerzen an. Sie blickte sich verwirrt um und schien erst jetzt zu begreifen, was vorgefallen war. Schmerzerfüllt verzog die Domina ihr Gesicht, als sie sich ganz aufrichtete, gestützt von Gerds Händen in ihrem Rücken. Es schien offensichtlich, dass es ihr nicht sonderlich gut ging und dennoch begann sie zu lachen.

„Das mit dem SM, Gerd ... wir bekommen das irgendwie nicht mehr hin, fällt dir das denn gar nicht auf?"

Gerd wartete eine Weile und betrachtete sie voller Sorge. Ihm war nicht nach Lachen zumute, zu sehr war er in seinen Ängsten um sie gefangen.

„Hilf mir beim Aufstehen."

Gerd kam mühsam vor ihr auf seine Beine, dann half er ihr dabei, zum Stehen zu kommen. Von ein paar Prellungen abgesehen, schien Xena unverletzt zu sein. Vorsichtig wagte sie einige Schritte, anschließend begann sie auch ihren Oberkörper vorsichtig zu bewegen.

.„Scheiße, tut das weh. Dabei solltest doch eigentlich du leiden."

„Du hattest mich schon an der Grenze, Xena. Was das betrifft, brauchst du dir keine Gedanken zu machen."

Aus Gerds Worten klang tiefe Verbitterung. Xena, die gerade dabei war, sich den Schnee von der schwarzen Reiterjacke zu klopfen, blickte ihn nachdenklich an. Doch Gerd kam ihrer Entgegnung zuvor.

„Du brauchst nichts zu sagen, ich weiß, dass du mich aufgefangen hättest. Ich vertraue dir da wirklich."

Xenas blaue Augen blieben auf ihn gerichtet, dann trat sie an ihn heran.

„Die Kandare war vielleicht etwas übertrieben, sie tat dir ziemlich weh, oder?"

Gerd nickte. Seine Mundwinkel fühlten sich wund an und schmerzten ziemlich.

„Ich hatte nicht an deinen Zügeln gezogen, da kannst du dir sicher sein."

Es klang wie eine Entschuldigung.

Gerd winkte ab und blickte sich suchend um. Roy schien auf und davon zu sein.

„Wir müssen ihn wieder einfangen, sonst kriegen wir auf dem Gestüt richtig Ärger. Wenn er allein zurückkehrt, werden sie auch anfangen, nach uns zu suchen."

Xena seufzte. Sie ärgerte sich sehr über ihre Naivität.

„Scheiße, ich habe nicht daran gedacht, dass er scheuen könnte. Ich war da ganz bei dir, verstehst du?"

Gerd lächelte. Xena gab sich solche Mühe und dennoch scheiterten sie immer wieder mit Bravour. Erst war er es gewesen, der sie aus ihrem Konzept gebracht hatte, jetzt das Pferd. Sie hatte recht, irgendwie sollte es einfach nicht sein.

„Und jetzt? Reite ich auf dir weiter?"

Gerd hob seine Arme und schüttelte den Kopf.

„Wir können es gerne probieren, aber weit kommen wir so nicht, das verspreche ich dir. Herrin hin oder her."

„Auch nicht mit ein bisschen Haue?"

Xena neckte ihn, Gerd spürte das.

„Nein, auch damit nicht."

„Na gut. Komm! Wir gehen Roy suchen. Zumindest seine Spuren sind nicht zu übersehen."

Gerd hob sein Zaumzeug und die Fesseln auf, auch die Bullenpeitsche fand er im Schnee.

„Gib sie mir, die nehme ich. Du sollst ja nicht alles tragen."

Xena lachte, während Gerd gefrustet seinen Kopf schüttelte. Er ließ das gerade Geschehene noch einmal gedanklich Revue passieren. Gerne hätte er ihr Vorwürfe gemacht, schließlich hätte auch das Schlimmste passieren können. Wieder kehrten die Erinnerungen zurück an jene Nacht, in der er sie beinahe verloren hätte.

„Es tut mir leid, Gerd. Das mit der Peitsche, ... ich hätte daran denken müssen."

Den Pferdespuren folgend stapften sie nebeneinander durch den Schnee. Hoffentlich hatte sich der Rappe inzwischen beruhigt und war irgendwo wieder zum Stehen gekommen.

„Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt, als du so regungslos im Schnee gelegen bist. Ich habe sofort wieder an ..."

Xena unterbrach ihn.

„Lass gut sein, Gerd. Wir hatten Glück und sollten jetzt versuchen, das Beste aus dem Tag zu machen. Einverstanden?"

Er nickte widerwillig. Gerne hätte er noch mit ihr darüber gesprochen, allein schon, um sich von diesen schrecklichen Gedanken wieder lösen zu können.

„Kannst du mir das Halsband abmachen?"

Xena lächelte, war aber einverstanden.

„Kannst du das alles denn überhaupt tragen?"

Sie brachte ihn immer wieder zum Lachen, selbst in Momenten wie diesem.

„Habe ich doch vorher auch."

Xena zwinkerte ihm zu.

„Ja, aber auf viel praktischere Art und Weise."

Sie ließ ihren Blick über seinen Körper wandern.

„Du bist für mich der schönste Kerl auf Erden, egal, was du trägst. Das weißt du, oder?"