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The Beautiful Black Bull 08

Geschichte Info
Geister der Vergangenheit ...
21.7k Wörter
17k
9

Teil 8 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 02/29/2024
Erstellt 01/04/2022
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Samstag 06 November 2021

21:07 Uhr - Geister der Vergangenheit

- Nicole-

Ich blickte auf einen weiten, länglichen See, dessen gewundene Form an dichtem Ufergehölz entlang führte und in der Ferne verschwand. Funkelndes Sonnenlicht reflektierte auf dem still vor mir liegenden Gewässer. Ein pittoreskes Panorama. Als hätte der Allmächtige einen großen Eimer blaugrauer Schöpfungsfarbe inmitten einer begrünten Umsäumung ausgegossen und diese mit glitzernden Diamantsplittern verziert. Ich fragte mich, was unter diesem Glitzern verborgen sein mochte, doch der See hütete seine Geheimnisse. Mein Blick drang nicht durch sein ebenmäßiges und tiefschürfendes Antlitz. Es war heiß! Die Luft hing voller schwerer Aromen. Körperdüfte, die mich wie eine Wolke einhüllten! Kaum ein Luftzug wehte. Nur ab und zu spürte ich einen feuchtwarmen Hauch, der wie Atem um meinen Nacken strich.

Ich saß auf einer Parkbank. Das verwitterte Holz drückte wie Schmirgel in meine pochenden Pobacken. Es schmerzte! Doch dieser Schmerz fühlte sich gut an. Er war wunderbar erfüllend. Über mir stießen die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach der Bäume. Sengende Glutlanzen, die in meine blasse Haut bissen. Ich lächelte in mich hinein und war trunken von einem Gefühl des Glücks und innerer Ausgeglichenheit. Es schien keinen Wunsch mehr zu geben, der dieses Empfinden hätte steigern können. Eine Zufriedenheit, wie ich sie selten zuvor verspürt hatte. Mit geschlossenen Lidern ließ ich den Kopf langsam in den Nacken sinken. Das beißende Feuer der Sonne, dass durch die Äste stieß, ging wie warmer Goldstaub auf meinem Gesicht nieder.

„An was für einem Ort war ich hier?... Und wie war ich hierher gelangt?"

Ich sah an mir hinab und stellt überrascht fest, dass ich nackt war. Rinnsale aus Schweiß liefen meine blasse Haut entlang, perlten von den spitzen Brüsten und zogen eine Spur aus flüssigem Salz bis in die geschlitzte Falte der Scham hinein. Es fühlte sich an, als wäre ich im Innern eines Ofens, der mich mit behaglicher und wohltuender Wärme einhüllte.

"Warum saß ich nackt auf dieser Parkbank?"

Ich ließ den Blick umher schweifen, doch nirgendwo war ein Spaziergänger auszumachen. Niemand sah meinen entblößten Leib. Gott sei Dank! Ich entschied mich in diesem verschwitzten Eva Kostüm sitzen zu bleiben. Keine sehr rationale Entscheidung, denn jeden Moment konnte jemand hier vorbei kommen. Doch es fühlte sich gut an, weiterhin in dieser satten Zufriedenheit zu schwitzen. Außerdem lag nirgendwo etwas zum Anziehen herum, was den Schluss zuließ, dass ich nackt hierher gefunden haben musste.

Zwischen den kleinen Bächen aus Schweiß hüpften meine Augen von einem dunkelroten Marker zum nächsten. Eine Spur aus Knutschflecken, die bei jenem feisten, schwarzen Comic Bullen endete, der mit grimmigem Blick über seinen in Besitz genommenen Venushügel wachte. Schmetterlinge flatterten wild durch meinen Unterleib, als ich die Rötungen in der Haut bemerkte. Sie liefen an den Rändern jener Zeichnung entlang. Es war keine Bemalung! Sondern ein Tattoo! Frisch gestochen! Ein kleiner, süßer Begleiter für die Ewigkeit! Wann hatte ich mich von Aman tätowieren lassen?

Unter meinen langen, nackten Beinen entdeckte ich einen Kiesweg. Er schmiegte sich an die flache Uferböschung und wand sich um den See herum. Nicht weit von der Bank, auf der ich saß, ragte ein ovaler Steg in das Wasser hinein. Fast wie eine kleine hölzerne Halbinsel. Plötzlich wusste ich, wo ich mich befand. Vor vier Jahren war mir hier, während eines Spaziergangs mit meiner Freundin Julia, ein Jogger über den Weg gelaufen. Aus heiterem Himmel und in süßer Unbeholfenheit, hatte er mich damals angesprochen und mit einem einzigartigen Kompliment überfallen.

„Du... ich meine... Sie... sie sind die hübscheste Frau, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe... Bitte entschuldigen sie! Ich... ich wollte sie nicht stören, aber das musste ich einfach loswerden."

Jene Szene war ein immerwährender Bestandteil meiner Erinnerung geworden. Ein Schatz, den ich im Gedächtnis hütete. Der Fremde von damals hatte mich überrumpelt und war fort, eher ich antworten konnte. Womöglich hätten wir uns nie wieder gesehen. Doch Julia nötigte mich, auf dieser Parkbank, auf der ich jetzt saß, zu warten in der stillen Hoffnung, meine Lebenslinie und die des Fremden, würden sich an jenem Tag ein zweites Mal kreuzen. Was auch geschah!

Ein Jahr später heiratete ich diesen Mann. Wir zeugten eine süße, kleine Tochter. Maja, unseren Sonnenschein! Bis heute war es die beste Entscheidung gewesen, damals auf Julias Instinkte zu hören und am Uferrand zu warten. Seither hatte das Glück Einzug in mein Leben gehalten. Die Gespenster der Vergangenheit verblassten. Sie wurden nicht unsichtbar, doch ich konnte ihr Flüstern weitestgehend ignorieren. Bis zu der Nacht Ende September, in der Frank mir seinen Fetisch offenbarte und jene Geister wieder laut in meinem Kopf zu stöhnen begonnen hatten. C'est la vie!

„Ich sehe dich,

bin vernarrt in die Details.

Denk an dich,

Morgens, Mittags, Abends,

Wehmut zu jeder verdammten Zeit...."

Überrascht ließ ich meinen Kopf zu der dünnen und krächzenden Stimme herum schnellen, die wie aus dem Nichts neben mir zu rezitieren begonnen hatte. Ich wusste sofort, wem diese gehörte. Einst klang sie wie ein sinnlich rauchiges Reibeisen. Jede Silbe wie aus einem Sündenpfuhl geschlüpft. Beladen mit einer Magie, wie sie die bekannte Synchronsprecherin, Franziska Pigulla, zu Lebzeiten durch Scully in den X-Files oder Demi Moore in „Ein unmoralisches Angebot" verströmt hatte. Ein intensiver Zauber, der meinen Verstand und Willen, so oft in jede gewünschte Richtung gebogen hatte. Doch das war schon lange her. Neun lange Jahre! Von dieser Stimme war inzwischen nicht mehr als ein leiser, trauriger Hauch übrig. Ein Wispern, das wie vertrocknetes Herbstlaub in meinem Ohr kratzte.

„... Ich höre dich,

nachts so laut in meinem Kopf.

Liege wach,

Gedankensäcke fall'n,

bäuchig schwer, es tropft und tropft und tropft...."

Es war die Stimme von Julia. Meine seit über vier Jahren verstorbene Freundin, die plötzlich neben mir saß. Sie richtete den Blick auf das kleine Büchlein in ihrem Schoss, las laut daraus vor und schien mich nicht wahrzunehmen. Das Gesicht war aschfahl und hohlwangig. Haut über Knochen. Unter ihren langen, blonden Haaren, die dünn und stumpf hinab hingen, wölbten sich die Konturen ihres Schädels. Die braunen Augen, die einst wie Bernsteine geleuchtet hatten, wirkten blass, als wären sie von einem Schleier verhangen. Der mitleiderregende Anblick, einer sterbenden Frau in den letzten Wochen ihres Lebens. Ein Verfall von Schönheit, der sich damals für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hatte.

„Julia?... Bist du es wirklich?"

Ihr dahin schweifendes Rezitieren stockte. Langsam hob sie ihren Kopf und wand den Blick in meine Richtung. Inmitten jener ausgemergelten Maske, deren tiefe, dunkle Furchen den nahenden Tod zeichneten, erglomm ein mildes Lächeln. Ein Funke in ausgebrannter Asche. Sie klappte das kleine, ledergebundene Büchlein auf ihrem Schoß zu. Ich erkannte, dass es der Gedichtband war, welches sie mir an unserem letzten gemeinsamen Abend vermacht hatte. Seltsam! Die Verse, die Julia soeben rezitierte, hatte ich nie zuvor gehört. Meine Freundin neigte ihren Kopf leicht schräg und sah mich interessiert an.

„Ja meine Süße!... Ich bin's!"

Ihre dünnen, spinnenartigen Finger legten sich sanft auf meine Schulter, kreisten dort einen Moment, bevor sie behutsam den Nacken entlang strichen. Plötzlich begriff ich, was los war. Ich träumte! Es musste so sein! Wieso hätte ich sonst, völlig nackt, mit meiner verstorbenen Freundin sprechen können und das an jenem See, an welchem Frank und ich uns kennengelernt und vor drei Jahren geheiratet hatten! Ich träumte und war mir dessen bewusst. Ein luzider Traum! Ich hatte die Kontrolle! Konnte Entscheidungen treffen! Eingeständig handeln! Wie spannend! Ich nippte am knöchrigen, bläulich schimmernden Handgelenk meiner Freundin, überglücklich sie nach so langer Zeit wieder zu sehen.

"Das ist ein Traum!... Richtig?"

"Spielt das eine Rolle?"

"Nein Julia!... Tut es nicht!... Ich freue mich einfach nur, dass du hier bist!"

Erneut strich ein feuchtwarmer Hauch von irgendwo her in meinen Nacken. Julias Finger tasteten verstohlen hinter mir entlang. Ich kam ihr entgegen und schmiegte mich in ihre Umarmung. Im Gegensatz zu mir war meine Freundin nicht nackt. Sie trug dieselbe schwarze Bluse und helle Leinenhose wie damals. Unter ihrer Garderobe erahnte man den im Niedergang begriffenen Körper, der von schwerer Krankheit gezeichnet war und den Stoff mit kantigen und weniger kurvigen Formen ausfüllte. Trotzdem war ihre Nähe immer noch ein aufwühlendes Erlebnis für mich. Schauer der Erregung jagten einander. Julia neigte ihren Kopf vor, gab mir einen Kuss auf die Wange und rezitierte nun ohne ihr kleines Büchlein.

„... Ich rieche dich,

will in deine Haut hinein.

Schmecke dich,

fermentierte Schwere,

Zungenschlag in Kelch und Honigwein...."

„Oh Julia,... Bitte nicht!... Ich,... ich bin..."

„... Verheiratet?... Das ich nicht lache!... Du fickst mit einem Black Bull!... Und du genießt es!... Meine Zunge in deinem Honigwein kreisen zu lassen... mutet dagegen fast schon züchtig an!... Meinst du nicht auch?... Es ist Begierde Süße!... Die kann man nicht nach Belieben an- und ausschalten!... Übrigens habe ich diese Verse eigens für dich gedichtet!... Nachdem ich damit fertig werden musste, dass du mich sitzen gelassen hast!"

„Ich habe dich nicht sitzen gelassen!... Ich habe dich angefleht, mitzukommen und diesen Scheißkerl Chris zu verlassen!"

„Du bist gegangen, Nicole!... Du bist ohne mich gegangen!... Und nun bin ich tot!"

Ihr Flüstern wurde schneidend, die Lider verengten sich und der Nebel über ihren braunen Augen verflog. Doch es war nicht das bernsteinfarbene Leuchten, das zurückkehrte. Nein! Es war ein intensives und funkelndes Braun. Stechend und undurchschaubar. Der Blick eines Raubtiers. Ihre plötzliche Kälte traf mich bis ins Mark hinein und trieb zwei Tränen über den Rand meiner Lider.

„Es tut mir leid Julia!... Tut mir so leid!... Bin ich deswegen hier, in diesem Traum?... Damit du diese Wunde wieder aufreißen kannst?... Muss ich noch mehr leiden?... Ich habe so oft wegen dir geweint!... Willst du das ich am Ende doch noch, zerbreche?"

„Nein!... Das will ich nicht! Ich...

... will dich zurück,

krieche in dich, bin dir nah!

Fühle dich,

Urgrund des Verlangens,

Keim der diesen teuflisch Trieb gebar...."

Ihrem gezischten Vers folgte ein lüsternes Grinsen. Plötzlich lag Julias andere Hand auf meinem Knie. Einen Moment verharrte sie dort reglos. Doch dann strich die lange, dünne Totenklaue zielstrebig den Innenschenkel hinauf. Ich ließ sie gewähren so wie immer. Meine Beine spreizten sich wie von selbst. Kurz bevor die spitz gefeilten Nägel in mich eindrangen, erstarrten die tastenden, blassen Spinnenbeine wieder in Reglosigkeit. Sie blieben zwischen den geöffneten Schenkeln liegen, wie ein gestrandeter, anämisch bleicher Leichnam.

Jene sterbende Julia von vor vier Jahren war anders gewesen als diese hier. Damals, während der letzten Monate, die ich mit ihr verbrachte, hatte meine Freundin, nach einem selbstzerstörerischen Irrweg, zu einem inneren Frieden gefunden. Sie war wieder warmherzig und liebevoll geworden. Den triebhaften Dämon, welchen der Scheißkerl Chris in ihr herangezüchtet hatte und mit dominanter Hand zu führen wusste, war fort. Doch bereut hatte sie ihr wildes Leben nicht. Nur eine Sache machte ihr zu schaffen und das bis zu ihrem Ende.

"Nicole... ich bereue mein Leben nicht... und so widerwärtig es auch klingen mag, ich vermisse Chris trotz allem immer noch!... Eines werde ich mir jedoch nie verzeihen können!... Ich habe dich mit in diesen Sumpf rein gezogen!... War so egoistisch!... Habe deine Liebe zu mir verraten... dich fast mit in den Abgrund gerissen.... Eine Sünde, für die ich nach meinem Tod ganz sicher in der Hölle büßen werde!... Es tut mir so leid!"

Ich nickte gedankenverloren dieser Stimme aus der Vergangenheit zu und betrachte gleichzeitig jene Julia, die jetzt neben mir saß. Diese war ein lüsterner Zombie. Schlimmer als der triebhafte Dämon, den ich aus der Studentenzeit kannte. Trotzdem fühlte ich mich auf magische Weise von diesem Julia ähnlichen Wesen angezogen.

Ein laszives Grinsen spannte sich zwischen kantigen Wangenknochen auf. Der besitzergreifende Fingerstrich auf meinem Bein warf Funken, die etwas in mir entzündeten. Einen abgründigen, kranken Teil in den Kerkern meines Verstandes, der dieses sterbende Fleisch unbedingt spüren wollte. Tief spüren wollte. Ein letztes sündiges Brennen unter der kalten Totenhand meiner einstigen Liebe. Julia taxierte mich und leckte sich dabei mit der Zungenspitze über die spröden Lippen. Wie ein Raubtier, dem der Geschmack seines Opfers auf der Zunge lag, bevor Selbiges erlegt war.

„Du möchtest es gerne!... Hab ich recht?... Ich sehe aus wie eine Leiche und du willst trotzdem von mir gefingert werden... oder soll ich dich lieber lecken meine kleine nimmersatte Stute?... Möchtest du, dass dieser Totenschädel dich in... Verzückung bringt?... Soll ich mich vielleicht auch ausziehen für dich?... Damit du die ganze verblichene Schönheit sehen kannst, die mir zuteil wurde?"

„Nein!... Bitte Julia!... Nicht!... Hör auf!... Hör auf!"

„Schon gut Süße!... Beruhig dich!... Bin ganz artig!... Nur ein bisschen Streicheln!... Um der alten Zeiten willen!"

„Sag mir doch endlich, warum ich hier bin Julia?... Bitte!"

„Das weißt du doch!... Heute lernt ihr euch kennen!... Schau den Weg entlang!... Gleich wird ihn seine Joggingrunde hier vorbei führen... Er wird dich entdecken... und dich nach deiner Nummer fragen!... Oh man!... Es ist so... süß mit euch beiden!"

Julias Worte klangen spöttisch. Ich ignorierte es. Mein Herz fing an zu klopfen. Ein Kribbeln flutete meinen Bauch. Aufgeregt, wie ein kleines Kind zu Weihnachten, wand ich den Blick ungeduldig zur Seite und suchte jenen Rundweg nach Frank ab. Völlig verschwitzt und abgekämpft würde er hinter dem Uferholz empor gelaufen kommen.

Nie werde ich seinen jungenhaften, vor unterdrückter Freude berstenden Gesichtsausdruck vergessen, als er mich auf dieser Bank erblickte. Seine grünen Augen sprühend vor aufrichtigem Glück über diese zweite Chance. Ich war seltsam berührt gewesen von dieser Freude und wusste sofort, dass ich mit diesem Mann mein Leben verbringen wollte. Aber was würde er sagen, wenn er mich nackt, mit Julias Hand zwischen den Beinen sah? Die flüsternde Stimme neben mir beantwortete diese Frage hörbar amüsiert.

„Das fragst du dich wirklich?... Nun,... es würde ihm gefallen!... Du kennst doch seinen Fetisch!... Du kannst ficken mit wem, mit was oder mit so vielen du willst.... Er wäre entzückt meine Liebe!... Lass uns gehen!... Ich will dir etwas zeigen!"

„Nein! Ich,... ich möchte ihn sehen!... Du hast doch gesagt, dass er jeden Moment hier vorbei kommt!... Du könntest ihn kennenlernen.... Er ist ein wundervoller und liebenswerter Mann."

"Ja das ist er!... Das ist er wirklich!... Mr Fetisch-Fucking-Perfect!... Eure Liebe ist so wunderbar!... Man möchte sich einfach nur übergeben!"

Ich hielt meinen Blick auf den Rundweg gerichtet und runzelte die Stirn, verwundert über die Gehässigkeit, die Julia so unverblümt zum Ausdruck brachte. Warum tat sie das? Eifersucht? Ich hatte sie nie eifersüchtig erlebt. Allerdings hatte ich ihr auch nie Grund dafür gegeben. War dies wirklich meine Freundin? Oder doch ein fremdes Wesen? War diese Julia womöglich sogar, ein Teil von mir? Der verkommene Teil? Haarsträhnen begannen mich zu kitzeln, flossen Rücken und Busen hinab. Sanftes Streicheln wie von einem Seidenschal. Ein Gefühl, das meinen Körper mit Gänsehaut besprühte und einen irrsinnigen Hormonstoß entkorkte.

Als ich Julias Lippen an meinem Hals bemerkte, schloss ich die Augen und seufzte ergeben. Jene schwerelose Zufriedenheit, die vor dem plötzlichen Erscheinen meiner Freundin in mir ruhte, war in Rastlosigkeit umgeschlagen. Nach wie vor war ich glücklich. Doch dieses Glück war nicht mehr vollkommen. Etwas Gehetztes, Gieriges öffnete seinen Schlund in mir und wollte gefüttert werden. Aber jenes Etwas hatte einen Appetit, der wuchs, wenn man ihn zu stillte. Eine Gier, die sich über den Rand der Welt ausbreiten würde.

"Julia!... Was tust du?... Frank kommt gleich!... ich möchte ihn nicht verpassen!"

"Dann mach doch die Augen auf Süße!... Mach sie auf!... Sieh was du begehrst.... Es kriecht in dich... ist dir nah!... Fühlt dich... Urgrund des Verlangens... Keim der deinen teuflisch Trieb gebar..."

In dem Klang ihrer Worte ballte sich, genau wie damals, jener Sündenpfuhl. Julias Stimme war wieder dieses sinnlich rauchige Pigullareibeisen, dessen magisches Timbre mich zu Wachs werden ließ. Raue, wulstige Lippen setzten ihre Zärtlichkeiten fort und aus einem sanften Nippen wurde irgendwann ein festes Saugen. Meine Freundin markierte mich. Es tat gut! So gut! Sie nahm mich wieder in Besitz! Ich ließ den Kopf zur Seite kippen und bot Julia bereitwillig den Hals an. Er gehörte ihr! Ich gehörte ihr! Zu lange hatte ich sie entbehrt. Dann öffnete ich die Augen und erschrak.

Plötzlich waren um uns herum nicht mehr der See, die Bäume und die ganze sommerliche Schönheit. Es war still und unangenehm dunkel. Nur die kleine Lichtglocke einer Kommodenlampe spendete etwas Helligkeit. Ein dumpfer Schein, der sich in einem engen, schlauchartigen Raum verlor, dessen Ende in der Finsternis verschwand. Schwere Düfte aus Schweiß, Moder, exotischen Gewürzen und Kaffee umschwirrten mich, verdichteten sich zu einer Wand abgestandener Luft. Es war immer noch heiß. Doch jetzt war es eine drückende Hitze. Ich kannte diesen Ort. Es war die Scheunenvilla.

Als ich an mir hinab sah, bemerkte ich, dass wir nicht mehr saßen. Die Parkbank war weg. Ich stand barfüßig auf dem altbackenen, braungefliesten Boden und war immer noch nackt. Auf einem circa zwei Meter langen Läufer, der sich die vergilbte Fußleiste entlang zog, waren mehr als ein duzend Paar Schuhe aufgereiht. Sie waren alle hier! Die ganze Klasse! Julia lächelte mich aus ihrem hohlwangigen, knochenweißen Gesicht an und betrachtete dabei aufmerksam meinen Körper. Ein sadistisches Vergnügen glomm in diesen stechenden Augen. Es war, als feuerte ihr Blick kleinste energetische Teilchen auf mich ab, die in meinem Unterleib wie wilde Hornissen auseinanderstoben. Mit lauter, säuselnder Stimme rief sie in die Dunkelheit hinein.

„Hello,... anyone home?... Your gorgeous German teacher is present!"

„Schhh!... Verdammt Julia!... Sei leise!... Ich bin nackt!... Willst du das meine Schüler mich so sehen?"

„Ja!... Das würde mir, ihnen und ich bin mir sicher,... auch dir gefallen!... Eine Win-win-win-Situatuion!"

„Bitte nicht Julia!... Bitte!... Wo ist Frank?"

„Denkst du er wird dich beschützten?"

„Ja!... Wenn er merkt, dass ich mich nicht wohl fühle, würde er alles tun, um mich zu beschützen!"

„Nun,... wir werden sehen!... Komm mein kleines, feuchtes Vögelchen!... Schauen wir mal, was am Ende dieses Korridors auf uns wartet!"

Tief in meinem Innern drängte ein Aufbegehren an die Oberfläche, getrieben von der Gewissheit, dass es besser wäre, ihr nicht zu folgen, diesen Traum schleunigst wieder zu verlassen. Als ich mich abwenden wollte, roch ich etwas. Ein krautig süßliches Aroma, das mich innehalten ließ. Ich hob die Hand und zu meinem Erstaunen entdeckte ich im diffusen Halbdunkel eine kleine, helle Rauchsäule zwischen meinen Fingern aufsteigen. Sie schlängelte sich aus der Spitze einer konisch gedrehten Zigarette in Richtung Zimmerdecke.

Während ich darüber nachdachte, warum ich plötzlich einen brennenden Joint in der Hand hielt, hatte Julia sich schon vorgebeugt und nahm einen tiefen Zug aus dem dünnen Ende. Sie sog den Qualm in ihre Lungen und hypnotisierte mich dabei mit ihrem geheimnisvoll funkelnden Blick. Ohne auszuatmen, hob sie den kantigen Schädel und drückte ihr träges, graues Lächeln wie ein traniges Sahnehäubchen auf meine geöffneten Lippen. Der rauchige Atem aus Tot und Kraut wehte in meinen Mund. Eine lange verschollene Wehmut und ein seltsam erregender Ekel, schnürten mir fast die Kehle zu. Vier Jahre war es her! Vier Jahre seit unserem letzten „Smoke Kiss"! Es war eine letzte Sünde gewesen, wenige Monate vor ihrem Tod. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr mir dieses intime Ritual gefehlt hatte.

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