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The Beautiful Black Bull 08

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„Ich denke, ich versteh es!... Ich werde meine Haut bedecken!"

„Danke!"

„Gerne mein Schatz!... Und nun bitte eine Massage!"

„Zu Diensten Frau Weber!"

...

15:30 Uhr - Geheimnisse

- Nicole -

Wir hatten uns nach dem Mittagessen mit Maja und meinen Schwiegereltern, Carsten und Brigitte, zu einem ausgedehnten Nachmittagsspaziergang am See aufgemacht. Während einer Pause nahm Franks Vater unsere Kleine auf die Schultern. Sie klammerte sich, an den großen Ohren ihres Opas fest, gackerte und juchzte, als dieser sich mit ihr im Kreis zu drehen begann. Meine Schwiegermutter stand daneben und lächelte kopfschüttelnd. Wieder einmal ging Carsten mit aufrichtiger Herzlichkeit in seiner Rolle als Großvater auf.

Frank und ich hatten auf jener Holzbank platz genommen, auf welcher ich am Abend zuvor im Traum meiner Freundin Julia begegnet war. Wehmut erfasste mich. Ich ließ den Blick die Uferböschung erwandern, während sich tröpfelnde Melancholie in meiner Brust ausbreitete. So weit das Auge reichte, reiten sich kahle Bäume aneinander. Sie hatten ihr Blätterkleid bereits zu großen Teilen abgeworfen. Es lag, in bunten Farben verstreut, auf dem Rundweg, der sich um den See herum schlängelte. Hier und da führte der belaubte Pfad einige Spaziergänger, am Rand der grauen, glattgezogenen Wasseroberfläche entlang.

Eine feuchte, ungemütliche Kälte kroch unter meinen Mantel. Ich kuschelte mich eng an Frank, der seinen Arm um meine Schultern gelegt hatte und starrte auf das stille, kalte Wasser. Ein dunkler Spiegel, der alles da runter liegende vor mir verborgen hielt. Ein Ereignishorizont wie der aus dem gestrigen Traum. Ich zuckte innerlich, als ich mich daran erinnerte, wie Julia mir entrissen worden war und von jenem undurchdringlichen Zwielicht verschlungen wurde. Unter mir waberte der Blutnebel und aus ihm heraus formten sich Rauchhände. Ich spürte wieder ihre fordernden Berührungen und erschauerte vor Lust. In Gedanken rezitierte ich einen jener Verse, den meine Freundin mir im Traum zugeflüstert hatte.

„Will dich zurück,

krieche in dich, bin dir nah!

Fühle dich,

Urgrund des Verlangens,

Keim der diesen teuflisch' Trieb gebar."

„Wer will mich zurück?... Du?... Finsterer Dämon?... Vergiss es!... Ich bin bei einem guten Mann, in einem guten Leben angekommen, das ich nicht aufgeben werde!... Dafür bin ich inzwischen zu stark. Dein Geflüster und dieses Abenteuer, werden daran nichts ändern!"

Ich drückte mich noch tiefer in die Seite meines Mannes, während ich dem Flüsterer gegenüber Stärke demonstrierte. Ich überlegte, ob ich Frank von diesem Traum erzählen sollte. Die Vergangenheit hatte ihre Klauen in die Gegenwart ausgestreckt und wollte mich in alte Gewohnheiten zurück zerren! Doch wenn ich meinem Mann wirklich alles beichten würde, wäre von jener unschuldigen und liebreizenden Nicole, die er vor drei Jahren geheiratet hatte, nichts mehr übrig!

Ich war in einem Zwiespalt gefangen. Es drängte mich, mein Gewissen, um jene Last, aus weit entfernten Tagen, zu erleichtern. Doch wir waren nicht alleine. Auch wenn Carsten und Brigitte gerade nicht in unmittelbarer Hörweite waren und mit Maja herum tollten. Ich zögerte noch einen Moment. Dann sah ich zu meinem Mann auf und begab mich mit ein paar vorsichtigen Worten auf das unliebsame Terrain einer Beichte.

„Frank!"

„Ja!"

„Würdest du manchmal auch gerne wissen, was sich am Grund eines solchen Sees verbirgt?... Welche Geheimnisse er unter seiner Oberfläche hütet?"

„Ich weiß nicht Nicole!... Was für Geheimnisse erwartest du denn?... Wie kommst du jetzt darauf?"

„Ach nur so!... Nur so."

Mein behutsamer Vorstoß geriet ins Stocken. Der Mut verließ mich, als ich sah, dass Brigitte Anstalten machte, Majas Sachen wieder im Kinderwagen zu verstauen. In wenigen Augenblicken würden wir unseren Spaziergang fortsetzen. Ich müsste meine Erzählung unterbrechen. Daher verharrte ich schweigend und versank mit dem Blick erneut im kalten Grau des Sees. In Gedanken hörte ich die Reibeisenstimme jener finsteren Totenschädel Julia aus meinem Traum. Sie rezitierte wieder diesen Vers, der mir nicht aus dem Kopf wollte.

„... Krieche in dich, bin dir nah,... Keim, der diesen teuflisch Trieb gebar!..."

Ich fröstelte. Eiseskälte erfasste mich. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass unter der Wasseroberfläche etwas lauerte. Etwas, das mich anstarrte und auf eine Gelegenheit zu warten schien. Das fröhliche Lachen Majas wurde leiser. Ich sah zu meinem Schwiegervater herüber und bemerkte eine seltsame Veränderung. Es war, als würde er Streifen hinter sich her ziehen, während er und Maja sich im Kreis drehten. Die Konturen der beiden verwischten. Wie konnte das sein? Ich blinzelte ein paar schnelle Wimpernschläge, blickte erneut zu den beiden herüber, doch die Streifen waren immer noch da. Ich hatte eine solche Sinnestäuschung schon früher erlebt. Aber das war Jahre her!

Ungläubig durchforstete ich meine Erinnerung. Konnte das wirklich sein? Nach so langer Zeit? Ein Flashback? Der psychedelische Widerhall eines exzessiven Haschischkonsums, aus längst vergangenen Tagen? Ein intensives Gefühl gesellte sich jener verschrobenen Wahrnehmung hinzu. Es war eine Art Heißhunger, der ganz plötzlich zuschlug. Eine Gier, die mich zurückwarf in meinen Traum und in den Flur der Scheunenvilla. Ich schmeckte Julias spröde, tranige Totenlippen und den Haschischrauch. Ich verzehrte mich nach diesem Genuss wie eine Verdurstende nach Wasser. Ich schloss die Augen, spürte noch mehr Kälte in mich hinein kriechen und umklammerte meinen Mann mit beiden Armen.

„Ist alles in Ordnung, Nicole?"

„Ja!... Wenn du bei mir bist,... dann ist alles gut!"

„Ich werde immer bei dir sein Süße!... Immer!"

Ich drückte meinen Mann ganz fest, hielt die Augen geschlossen und versuchte mich, auf Majas Lachen zu fokussieren. Die Sinnestäuschung würde wieder verfliegen. Doch nicht diese unsägliche Lust auf einen Drogenrausch. Jedenfalls nicht so schnell. Rastlosigkeit und rasende Ungeduld ergriffen von mir Besitz. Mein Gemüt kreiste um eine sich öffnende Leere. Im selben Moment vernahm ich die ruhige und erdende Stimme meines Mannes, die mich auf sehr sanfte Weise einfing. Sie ordnete meine Gedanken und glättete das aufgewühlte Sentiment.

„Weißt du, Nicole... Es ist nicht so, dass mich Geheimnisse nicht interessieren. Im Gegenteil.... Sie interessieren mich sehr!... Aber bisweilen, sind sie unter einer... vielschichtigen Oberfläche verborgen, in die ich... nicht eindringen möchte... wenn ich es nicht unbedingt muss!"

„Aber... stört es dich gar nicht?... Ich meine... dass du nicht alles über diesen... See weißt?"

„Nein!... Es ist für mich nicht relevant!... Sie ihn dir doch an!... Der See ist unglaublich schön.... Ich verbinde nur gute Erinnerungen mit ihm.... Das er Geheimnisse hat... macht ihn nur noch interessanter!... Irgendwann... zur richtigen Zeit... wird er sich mir vielleicht offenbaren... und dann werde ich akzeptieren, was ich finde.... Denn auch was unter der Oberfläche ist, gehört zu diesem See dazu.... Bis dahin... warte ich einfach... und bin dankbar... dass es ihn gibt... und das er fester Bestandteil meines Lebens geworden ist!"

Ich öffnete die Augen wieder und lächelte. Frank verstand mich, wie kein anderer Mensch. Nicht er war der Glückspilz in unserer Beziehung, sondern ich! Er verdiente es, alles über meine Vergangenheit zu wissen. Ja, das tat er! Doch bei diesem Gedanken schmolz das Lächeln in meinen Mundwinkeln wieder zusammen. Ein Geheimnis tat nicht weh, solange es geheim blieb! Die Wahrheit hingegen konnte einen Abgrund öffnen, über den auch die Liebe keine Brücke mehr bauen konnte. Ich hütete solch ein Geheimnis und war mir nicht sicher, ob Frank diesen See weiterhin so inniglich lieben könnte, wenn er jede seiner Sünden kannte.

„Hey ihr beiden Turteltäubchen!... Sollen wir weiter?... Oder wollt ihr noch hier bleiben?... Wir nehmen Maja auch gerne wieder mit zu uns!... Das wäre kein Problem!... Ihr könnt sie ja morgen Nachmittag im Kindergarten abholen!"

Die Stimme meiner Schwiegermutter zog mich aus meinen Gedanken. Ich blickte aus Franks Halsbeuge zu ihr hinüber. Brigittes Miene hielt ein herzliches Lächeln für mich bereit. Fragend sah sie mich an. Ein klares NEIN, war der erste Reflex, der mir in den Kopf schoss. Ich wollte unseren kleinen Sonnenschein mit nach Hause nehmen. Außerdem hatte ich das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein, wenn ich jetzt ja sagen würde. Wir übergaben Maja selten länger als eine Nacht in die Obhut von Oma und Opa. Doch womöglich fand ich heute Abend den Mut, zu beichten. Es wäre einfacher, sich zu überwinden, wenn man frei war von mütterlichen Pflichten. Ich hob den Blick und sah zu Frank auf, der mich mit gewölbten Brauen ansah und mir dabei zuzwinkerte.

„Sind wir schlechte Eltern, wenn wir ja sagen Frank?"

„Ja!... Aber kennst du Eltern, die perfekt sind?... Außerdem sieht es für mich nicht so aus, als würde Maja uns auch nur eine Träne hinterher weinen. Sie lässt sich gerne mit geballter Aufmerksamkeit bestechen.... Andererseits,..."

„Ja!... Andererseits?"

„Andererseits... möchte ich dieses kleine Äffchen gerne wieder mit nach Hause nehmen!"

„Ja... ich auch!... Gute Entscheidung!"

Ich sah wieder zu Brigitte und schüttelte in verneinender Geste meinen Kopf, der immer noch tief in Franks Halsbeuge vergraben lag. Die Beichte würde auf einen anderen Tag verschoben werden. Ein Gefühl der Erleichterung umfing mich. Brigitte zuckte bedauernd mit den Schultern und bemühte sich um einen verständnisvollen Ausdruck. Sie kam auf uns zu. Als meine Schwiegermutter an die Bank herantrat, war ihre Enttäuschung schon wieder verflogen. Sie setzte sich neben mich. Ich hievte ein Lächeln über den Rand des wollnen Schals, während wir einander anblickten.

„Sorry Brigitte,... ich denke, wir nehmen Maja heute wieder mit. Ihr könnt sie aber gerne bald wieder bei euch zu Besuch haben!"

„Es ist ok Nicole!... Sie ist eure Tochter und ich verstehe das.... Wie läuft es denn, mit Nummer zwei?"

„Nummer zwei?",erwiderte ich fragend, obwohl ich genau wusste, was meine Schwiegermutter damit meinte. Doch ich wollte über jenes Thema nicht reden. Nicht jetzt!

„Ich meine,... Majas Geschwisterchen?... Ihr... seid doch schon dabei es zu probieren oder nicht?"

Ich rang im Geiste um eine Antwort, während ich gleichzeitig darüber nachdachte, dass ich seit achtunddreißig Tagen keinen ungeschützten Verkehr mehr mit Frank gehabt hatte. Die Erkenntnis überraschte nicht. Doch auf diese Weise war es natürlich schwer, ein Kind zu zeugen. Außerdem führte es mir wieder vor Augen, dass jenes erotische Abenteuer, uns von dem tradierten Weg der Zweisamkeit, ein ganzes Stück hinfort getrieben hatte. Mit dem gestrigen Abend vergrößerte sich dieser Abstand weiter. Eine Grenze war gefallen und dies vermutlich unwiederbringlich. Gänsehaut erfasste mich bei der Erinnerung an jenen Moment, in welchem ich Aman erlaubt hatte, ungeschützt einzudringen. Ihn sogar aufgefordert hatte, es zu tun und ihm dabei ein unvernünftiges aber unglaublich erregendes Versprechen gab.

Ich hatte meinem Mann erst eigenmächtig, dann mit seiner Zustimmung ein Privileg entrissen und unserem exotischen Nachbarn zugänglich gemacht. Mehr noch! Auf gewisse Weise setzte sich das Spiel der Enthaltsamkeit weiter fort. Es war Aman gewesen, der nach jener Phase wochenlanger Abstinenz „ungeschützten" Sex mit mir gehabt hatte und nicht Frank! Wenn man es so betrachtete, dann war heute Tag neununddreißig dieses Spiels! Mein Mann hätte während unseres morgendlichen Badevergnügens Gelegenheit gehabt, zu Aman aufzuschließen, doch er war seltsam zurückhaltend gewesen.

Ob ihm bewusst war, dass unser Spiel nicht wirklich ein Ende gefunden hatte? Wollte er womöglich, dass es einen Tag vierzig gab? Erregte es ihn weiterhin, wenn er mich nicht haben konnte oder haben durfte? Ein intensives Kribbeln sprudelte wie aus einer Champagnerflasche durch meinen Unterleib, während mir bewusst wurde, worauf diese Gedanken hinaus laufen könnten. Weitere drei Wochen der Abstinenz! Ich würde mich aufsparen für Aman und damit Franks Fetisch füttern.

„FUCK!... NEIN!"

Ich fluchte innerlich über jenen unsäglichen Flüsterer, der sein Gift erneut in meinem Verstand versprühte und mir hanebüchene Gedanken in den Kopf pflanzte. Ich schüttelte ihn ab und bemerkte dabei, dass Brigitte mich immer noch fragend ansah. Meine mühsam zusammengeklaubten Worte wurden zu einem Kloß im Hals. Ich blieb stumm. Doch im selben Moment nahm Frank sich der Fragestellung seiner Mutter an.

„Du wirst es als Erste erfahren, Mutter, wenn unser „Probieren"... zu etwas geführt hat."

„Ich wollte ja nur mal fragen!... Nummer eins ist so süß und Nummer zwei wird sicher genau so gut gelingen!"

Ein neues Bild ploppte plötzlich in meinen Gedanken auf. Ein süßes, kleines Baby mit schwarzem, krausen Haar. Es blickte mich mit braunen Augen, aus einem exotisch, dunklen Gesicht heraus an, während ich es zum Stillen an die Brust nahm. Das unsägliche Kribbeln wurde zu einer heißen Schlacke, die meinen ganzen Unterleib erfasste. Plötzlich überkam mich ein unglaublich schlechtes Gewissen, jenen Grenzübertritt von gestern Nacht zugelassen zu haben.

„Verdammt!... Raus aus meinem Kopf! Elender Flüsterer!"

So etwas konnte nicht passieren! Ich kannte meinen Körper und wusste, an welchen Tagen ich mit Aman ungeschützt schlafen durfte und an welchen Tagen er und ich definitiv keinen Sex haben würden. Außerdem gab es etwas, das ich ihm nicht gestattete. Der Genuss bis zum Schluss! Es war durchaus erregend, sich vorzustellen, wie Aman in mir kommen würde. Wie wir es beide bis zum Ende genießen konnten. Solch einer Vorstellung gab ich in meiner Fantasie gerne einen Raum.

Doch es war alles andere als erregend, in der wirklichen Welt ein Kind von einem Mann zu bekommen, den man nicht liebte. Zu so etwas war ich nicht fähig und nicht willens. Kopf, Herz und Bauch waren in dieser Angelegenheit geeint. Ich musste nicht gegen irgendeine abgründige Lust ankämpfen. Das Privileg einer Vaterschaft gebührte nur einem einzigen Mann!... Meinem! Die ultimative Grenze war somit gezogen. Andere Grenzen mochten fallen, doch diese würde halten! Ohne mühsame Verteidigungsgefechte!

„Bestimmt wird Nummer zwei auch ein Sonnenschein!... Daran besteht kein Zweifel Mutter!... Es wird nur etwas dauern!... Und wenn es wieder ein Jahr Zeit oder länger benötigt, dann ist das so!"

„Ja... in der Hinsicht bist du uns leider nicht perfekt gelungen mein Sohn!"

„MUTTER!"

„Schon gut!... Dafür musst du dich nicht schämen Frank!... Gibt viele Männer, dessen Sperma nicht so dolle ist!... Manche haben Kampfschwimmer in ihren Hoden und bei anderen... na ja... da schwimmen die Dinger rückwärts."

„MUTTER!... Bitte!... Es reicht!

„Was denn?... Deine bewegen sich ja zumindest ein bisschen in die richtige Richtung.... Dauert nur lange, bis sie ankommen!... Es zu probieren, ist ja auch schön!... Wie man bei euch beiden sehen kann.... Ich sag nur... Knutschflecke!... Wie niedlich!"

„Nicole!... Ich möchte mich für meine Mutter entschuldigen.... Ich bin mir sicher, dass ich bei meiner Geburt in der Klinik vertauscht wurde.... In Wahrheit habe ich Eltern, die nicht so peinlich sind!... Irgendwo!"

„Ach Frank!... Nicole kennt uns inzwischen gut genug!... Sie weiß, wie das gemeint ist!"

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, auch wenn man nicht überhören konnte, das Franks Kommentar nicht so lustig gemeint war, wie er vielleicht geklungen hatte. Meinen Wollschal traf keine Schuld. Dieser war bis zur Oberlippe absolut blickdicht. Womöglich war das Halstuch heute Mittag verrutscht und hatte die Marker meines Black Bulls offenbart. Innerlich zuckte ich gleichmütig mit den Schultern. Es war nicht weiter schlimm. Meine Schwiegereltern ahnten nicht, wer diese Flecken verursacht hatte. Irgendwie war es sogar amüsant, insbesondere weil Brigitte es geschafft hatte, Frank in Verlegenheit zu bringen. Ich entschloss mich, noch einen süffisanten Kommentar hinzuzufügen.

„Dein Sohn strengt sich wirklich an Brigitte!... Irgendwann wird es klappen!... Nicht war mein Süßer?"

„Danke!... Das war hilfreich Nicole!"

„Gerne Schatz!"

...

20:47 Uhr

„Kleine Taschenlampe brenn... schreib ich... lieb dich in den... Himmel..."

Mit gesenkter Stimme beende ich das gute Nachtlied und blickte in das weiche, schlafende Gesicht meiner Tochter. Im selben Moment dachte ich daran, dass Maja nicht mehr die Einzige war, der ich das Lied von der kleinen Taschenlampe vorsang. Ein Gedanke, der diesem gemeinsamen Abendritual die Unschuld raubte. Ihr argloses, völlig unverdorbenes Wesen zu spüren und dabei an Aman erinnert zu werden, behagte mir nicht. Obgleich in jenen Momenten, in welchen ich meinem Afrikaner bei seinen Kopfschmerzen gefällig war, auch bei ihm eine Art Unschuld durch seinen Gesichtspanzer schimmerte. Ein heller Streif in finsteren Zügen, der überdies ein heimliches Wohlwollen erahnen ließ. Augenblicke, in denen Aman aus seiner Arschlochrolle ausscherte.

„Wir haben doch alle mehr als eine Seite in uns!"

Ich flüsterte diese Worte in mich hinein und verbannte Aman anschließend aus meinem Kopf. Nachdem ich das Licht der Nachttischlampe gelöscht hatte, beugte ich mich ein letztes Mal zu Maja hinab und gab ihr einen Kuss. Dann verließ ich das Kinderzimmer auf leisen Solen und ging die Treppe in Richtung Schlafzimmer hinauf. Frank lag im Bett und sah konzentriert auf sein Smartphone. Er schien zu lesen. Ich lächelte, schritt auf das Fußende zu und warf im Vorbeigehen den Kimono über den Schminksessel. Splitternackt stand ich vor meinem Mann, doch er hielt seinen Blick auf das Display gerichtet.

„Möchtest du noch weiter lesen mein Schatz?... Oder soll ich mich nackig unter deine Decke kuscheln?"

„Kleinen Moment noch Süße... bin gleich fertig mit lesen!"

„Aha... lesen ist also spannender, als mich unter deiner Decke zu haben?"

„Mmh?... Was?... Sofort Süße!"

Mein Lächeln fror ein. Frank zeigte keine Anstalten seinen Blick zu heben. Er zollte mir nicht die Aufmerksamkeit, die man erwarten durfte, wenn die Ehefrau nackt und mit eindeutigen Absichten vor ihrem Ehemann stand. Ich wurde in die Warteschlange verwiesen, hinter irgendeinem Mist aus dem Internet, welcher seinen Weg in unser Schlafzimmer gefunden hatte.

„Verstehe!... Du möchtest dir lieber selber einen runterholen!... Ok!... Kannst du haben!"

Mit diesen Worten krabbelte ich unter meine eigene Decke und drehte Frank den Rücken zu. Grinsend wartete ich auf seine Reaktion und lauschte, um zu erahnen, was er tun würde. Ich hörte... nichts! Er zeigte weiterhin kein Interesse an mir, sondern las weiter. Langsam wurde ich böse. Eine gefühlte Minute später richtete ich mich auf und warf meinem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Willst du mich ärgern, Frank?... Falls ja, gelingt dir das gerade recht gut!"

„Nein!... Will ich nicht!"

„Was machst du denn da?... Verdammt!"

„Wird eine... Überraschung!"

„Na toll,... jetzt will ich es erst recht wissen!"

„Du neugieriges kleines Ding!... Komm unter meine Decke!"

Ohne mir zu zeigen, was ihn so gefesselt hatte, legte Frank sein Smartphone auf den Nachttisch. Er wandt sich mir zu, hob seine Bettdecke und lächelte auffordernd. Ich knautschte meine Lippen zusammen, um mir ein Grinsen zu verkneifen. Gleichzeitig bemühte ich mich darum, eine möglichst eingeschnappte Miene zu produzieren. Ich sah in Richtung Zimmerdecke und ignorierte die Aufforderung.

„Du hast mich warten lassen!... Ein Lächeln reicht mir jetzt nicht mehr!"

„Ok!... „BITTE"... komm unter meine Decke süße, wunderschöne Nicole!"

Das in Lauerstellung verharrende Grinsen in meinem Gesicht brach sich Bahn. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Trotzdem blickte ich weiter zur Zimmerdecke und sträubte mich, seiner Bitte Folge zu leisten. Ich wollte Frank zappeln lassen und wissen, was es mit der Überraschung auf sich hatte.

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