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Geschichte Info
Ein Unfall, Milliarden Nanobots, unendliche Möglichkeiten.
27.5k Wörter
4.7
29.1k
18

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 09/29/2023
Erstellt 07/08/2021
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Vorwort

In dieser Geschichte habe ich viele Ideen aus dem Buch "Nexus" von Ramez Naam übernommen. Ebenso hat sich die Geschichte mit der Zeit auch Anteile von „Herr aller Dinge" von Andreas Eschbach geschnappt. Das werden sicherlich alle Leser:innen dieser Bücher ziemlich schnell erkennen und ich will es nicht unerwähnt lassen, da ich Plagiate hasse. Die 'Technik' stammt also grob von dort, die Umsetzung und Geschichte allerdings von mir.

Was ist das für eine Geschichte: Wer meine anderen Stories hier schon kennt, weiß, dass ich kein Freund von Fäkalsprache bin, auch wenn es in dieser Geschichte (für meine Verhältnisse) manchmal etwas ruppiger zugeht. Es sind wie immer einige Abschnitte dazwischen, wo einfach mal nicht viel passiert, aber das gehört sich für mich auch so. Nur Rammeln...das wird ja langweilig.

Genug der Vorrede. Ich wünsche allen viel Spaß und freue mich über konstruktive Rückmeldungen.

Liebe Grüße, euer CanisLupus

Durchbruch

Im Jahr 2037 gelang es einem Wissenschaftler namens Ryuchi Sakamoto das erste Mal, eine konstante Verbindung zwischen Gehirn und einem Computer herzustellen. Zuvor war es lediglich möglich, Muskeln und Muskelgruppen durch Reizströme zu aktivieren oder einen Mauszeiger mit dem Vorstellen einer Bewegung auf dem Bildschirm hin und her zu bewegen. Der komplizierte Teil war nicht das Auslesen der Gehirnströme, sondern deren Interpretation. Die durch eine Kappe mit mehreren hundert Sensoren ausgelesenen Hirnströme wurden mittels hoch-komplexer Algorithmen interpretiert und konnten als Text aufgeschrieben werden. Viele Menschen befürchteten zu diesem Zeitpunkt, man könnte nun Gedanken lesen, andere hofften, auf diese Weise Verbrechen bekämpfen zu können, indem der sogenannte "Zauberhut" als ultimativer Lügendetektor eingesetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war eine interpretierbare Verbindung jedoch nur möglich, wenn der Proband sich sehr stark konzentrierte und eine Weile lang mit dem Gerät trainiert hatte. So wurde das Wort "Baum" für den Computer nur erkennbar, wenn zuvor Emotionen, Geruch, Erinnerung und taktile Reize als Vorstellung des jeweiligen Menschen gespeichert worden waren. Bei nicht-physischen Begriffen wie "Aufregung" oder "ich" wurde dies etwas komplizierter, aber mit genug Übung auf Seiten der Maschine und des Menschen, gelang es letztendlich. Jemanden dazu zu zwingen war zu diesem Zeitpunkt noch unmöglich.

2055 wurde auf der Basis von Sakamotos Arbeit eine drahtlose Verbindung zwischen Gehirn und Computer möglich, da er die Kappe mit den Sensoren verbessert hatte. Zunächst musste immer noch an einem Bildschirm gearbeitet werden, aber dennoch reichte mittlerweile das Denken der Sätze und Zeichen ohne Übung, um sie sofort erscheinen zu lassen. Der Nutzer musste sich immer noch konzentrieren, um beispielsweise kein Kauderwelsch zu produzieren, wenn man sich während des Schreibens kurz mit einem Kollegen unterhielt.

Nur zehn Jahre später, im Herbst 2065, schaffte es ein deutscher Neurologe die Sende- und Empfangseinheit weiter zu miniaturisieren und zu erweitern: Das Modul konnte nun direkt ins Gehirn eingesetzt werden, Energie bezog es über die Körperwärme. Das Beste jedoch war, dass eine Kopplung an den visuellen und auditiven Kortex gelungen war: Bildschirm und Lautsprecher waren nicht mehr nötig, da alles direkt in der Wahrnehmung des Nutzers eingeblendet wurde.

Dies revolutionierte die Entwicklung in der Kunst und der Musik, da nun vorgestellte Töne, Farben und Bilder aufgenommen werden konnten, um diese zu speichern und anderen zur Verfügung zu stellen. Eine direkte Interaktion zwischen Menschen war noch nicht möglich aufgrund der benötigten Rechenleistung zum Dekodieren der Signale aus dem Gehirn.

Im gleichen Jahr gelang es einem Australier, lernende Nanobots zu entwickeln: Mikroskopisch kleine Roboter konnten, programmiert und befehligt von einem Computer mittels Funkwellen, Gruppen bilden, sich auflösen und sogar eigenständig reproduzieren. Die ersten Versionen waren noch so groß, dass sie ein geeignetes Material (Eisen, Titan, Kupfer, Kohlenstoff) in vorbereiteter Form zur Verfügung gestellt bekommen mussten. Spätere Versionen der Nanobots waren in der Lage auf atomarer Ebene eigenständig Material zu extrahieren aus fast allem, was sie umgab. Die Debatten um diese Versuche und einen möglichen Vorfall von "Gray Goo" dauerten fast fünf Jahre, bis schließlich alle beteiligten Staaten Normen verabschiedeten, die unter anderem beinhalteten, dass Nanobots ausschließlich so programmiert werden dürften, ohne Signale von außen nur eine gewisse, recht kurze Zeitspanne zu agieren. Die Entwicklung von Nanobots zu verbieten wäre keinem gelungen, da alle Staaten den möglichen Nutzen in Technik, Medizin und anderen Bereichen höher bewerteten als das Risiko.

Im Jahr 2085 erst kam ein interessierter Doktorand des MIT darauf, dass er mit Hilfe der Nanobots versuchen könnte Nervenbahnen zu erzeugen. Er wollte sehen, ob Verschaltungen möglich waren und ob auf diese Weise Menschen mit Hirnschäden womöglich geholfen werden konnte. Er besaß bereits eines der neuesten Modelle für die Visualisierung von Daten, weshalb es vorkam, dass er stundenlang nur dasaß und wirkte, als würde er mit offenen Augen träumen, während er tatsächlich, verbunden mit seinem Computer neben ihm, Diagramme zeichnete, Ideen entwickelte und wieder verwarf.

Am 22. Juni 2085 machte er einen Durchbruch und betrachtete unter dem Mikroskop, wie ein paar Millionen Bots kleine, künstliche Nervenfasern bildeten. Sein Name war Tony Rusco, Doktorand für Nano-Bio-Engineering.

Kleiner Schnitzer

Tony nahm mit zittrigen Händen das Glasplättchen unter dem Mikroskop hervor und schaute darauf. Er versuchte die Bedeutung zu ermessen, die diese Entwicklung haben könnte. Wenn er den Prozess replizieren und verfeinern könnte, würden viele Arten von Hirnschäden behandelt werden können. Er wollte gerade zu Sheila gehen, einer weiteren Doktorandin unter Professor Namina und gleichzeitig seine WG-Mitbewohnerin, um ihr von dem Erfolg zu berichten, als er auf dem Flur stolperte. Mit aufgerissenen Augen starrte er hinter dem davonsegelnden Glasplättchen her, bevor er der Länge nach hinfiel und das Plättchen brechen hörte als es auf den Boden auftraf. Tony schloss kurz die Augen, um den Ärger zu unterdrücken. Es war kein großer Verlust, da er nur neue Nanos züchten müsste und dann nochmal drei Tage brauchen würde, um die Prozedur zu wiederholen, womit er die Bots in Nervenform gebracht hatte. Aber es waren drei Tage und in der Zeit würde er nicht viel anderes tun können. Andererseits würde er damit den ersten, winzigen Beweis erbringen, dass sein Verfahren reproduzierbar war.

Anstatt also zu Sheila zu gehen, sammelte er zunächst die Scherben des Plättchens ein, schnitt sich dabei auch noch und ging zum Produktionslabor. Auf dem Weg dahin kam er an der großen Glasfront vorbei und schaute kurz auf die spiegelnde Fläche: Ein mittelgroßer Mann schaute zurück. Dünn, ohne dabei dürr zu wirken, aber auch ohne besondere Muskelmasse. Er joggte ab und zu, aber ansonsten beschränkten sich seine sportlichen Aktivitäten auf extremes Couchsitting, das aber seit dem begonnenen Doktorstudium auch quasi auf der Strecke geblieben ist. Seine kurzen braunen Haare fielen ihm in die Stirn und er schloss die Augen, bevor er schnellen Schrittes weiterging. Er wollte heute wenigstens noch die Produktion der neuen Bots beginnen.

Im Produktionslabor ging Tony an die Schublade mit den Vorlagen für Nanobots: Auf Silizium-, Titan- oder Eisenbasis, Nanoröhren, Kügelchen und von der Größe wie Sandkörner bis hin zu molekular kleinen. Er nahm erneut die Bots auf Kohlenstoffbasis mit Röhrenstruktur. Sie waren die variabelsten, konnten sie doch quasi jede Form annehmen, leiteten bei Bedarf Strom und waren wegen ihrer Kohlenstoffbasis in der Lage, sich sehr leicht zu replizieren. Er legte die kleine Probe auf einen Glasteller, tupfte klein gemahlenen Graphitstaub dazu und legte sie unter die Sendeanlage mit dem Befehl "Replikation". In dieser Sekunde fingen die Bots an, das vorhandene Graphit auf molekularer Ebene auseinander zu nehmen und neue Kopien ihrer selbst zu bauen. Ein exponentielles Wachstum setzte ein. Bis morgen früh hätte er wieder genug Nanobots, um die Nervenbahnen erneut zu bauen.

Was Tony nicht wusste, war, dass in diesem Moment einige bereits programmierte Bots in seinem Blut unterwegs waren. Sie waren durch den Schnitt in sein Blut gelangt und waren nah genug an der Sendeanlage, um den Befehl "Replikation" auch zu empfangen. Sie taten es, während sie zugleich auch nach ihrem ursprünglichen Programm handelten: Nervenzellen zu ersetzen, wenn Zerfall erkennbar war, Strukturen zu optimieren und Denkprozesse zu beschleunigen.

Tony kam eine Stunde später in der relativ geräumigen Vier-Zimmer-Wohnung an und fühlte sich erschöpft. Es war ein langer Tag gewesen und er hatte viel Zeit neben dem Rechner verbracht, um die neuen Entwürfe und Ideen zu 'Papier' zu bringen. Manchmal schien es ihm fast so, als sehe er die Diagramme und Zeichnungen immer noch. Nach einem reichhaltigen Abendbrot setzte er sich noch etwas vor den 3D-Vision-Fernseher und sagte Sheila Hallo, als sie auch von der Uni zurückkam.

"Wie lief's bei dir heute? Ich dachte, dass du fertig sein wolltest, aber ich habe im Labor gesehen, dass du neue Nanos baust?", fragte sie nach, während sie sich neben ihm auf das Sofa fallen ließ.

"Ja, war ich...bis ich Idiot sie vor Aufregung auf dem Weg zurückfallen ließ und die Arbeit von drei Tagen zerbrach. Als Belohnung habe ich mir noch diesen Schnitt abgeholt", sagte er betrübt und zeigte ihr den mit Pflaster versehenen Finger.

"Ach je, du Armer", sagte sie leicht spöttisch und grinste ihn an. "Soll ich mal pusten?"

Als sie zusammengezogen waren vor drei Jahren, hätte er das noch als Anlass genommen, ihr eine leicht freche Antwort zu geben. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch versucht sie anzubaggern, aber sie hatte deutlich gemacht, dass er zwar nett war, aber sie kein Interesse hatte, weder an einer Beziehung, noch an einer Bettgeschichte mit ihm. Sie hatte damals auf ihn sehr verführerisch gewirkt mit ihren mokkafarbenen Haaren, die ihr bis unter das Schulterblatt fielen, wenn sie sie offen trug. Die weichen, leicht lateinamerikanischen Züge hatte sie von ihrer Mutter geerbt, ihre Vater war amerikanischer Herkunft gewesen.

Letztlich aber hatten sie sich auf eine reine Zweckgemeinschaft geeinigt, auch wenn es Tony immer wieder schön fand, wenn sie mal unbekleidet aus der Dusche kam, um sich in ihrem Zimmer erst anzuziehen. Wenn sie seinen Blick dabei bemerkte, warf sie ihm ein nettes Lächeln zu, eine Einladung zu mehr kam jedoch nie

"Nein", antwortete er daher leicht resigniert und stand auf, "Ich denke, ich gehe eher früh schlafen. Bis morgen!", sagte er noch und ging in sein Zimmer.

Erster Boot

Tony erwachte und war verwirrt: War er im Büro eingeschlafen? Er sah immer noch die Zeichnungen und Verfahrenserläuterungen zum Bau der Bots, aber dahinter auch die reale Welt. Nur war das nicht sein Labor. Er war in seinem Schlafzimmer. Er schloss die Augen wieder, wollte das Nachbild eines Traumes abschütteln, aber als er die Augen öffnete, hatte er wieder die Diagramme vor Augen.

"Was zur Hölle...?", fluchte er leise. Das, was er hier sah, war nicht möglich. Die Displays sollten nur entstehen können, wenn ein Computer in der Nähe war, der den Datenaustausch zwischen Gehirn und Maschine managen konnte. Er hatte einen Computer im Haus, ja, aber das war ein normaler mit 3D-Bildschirm und ohne das Gegenstück zu seiner implantierten Sende- und Empfangseinheit.

Er musste etwas versuchen: Mit seinem Geist befahl er auf dem eingeblendeten Bildschirm, die zuletzt geöffnete Datei zu öffnen. Als die Anzeige sich veränderte und einen Fehler ausspuckte "Datei nicht vorhanden", schrak er zurück und fluchte kurz unkontrolliert. Erstens hätte die Anzeige gar nicht reagieren DÜRFEN! Es war kein PC hier! Zweitens hoffte er, dass diese Datei sehr wohl noch auf dem Uni-Rechner lag!

Er setzte sich im Bett auf und betrachtete die Displays. Er forderte das System auf, die aktuellen Bestände und Strukturen aufzuzeigen. Dazu war keine Datei erforderlich, weil er damit quasi einen Statuscheck anforderte, der alle Bots zur Positionsbestimmung aufforderte und den Status der laufenden Programme abfragte. Zu seinem Schrecken reagierten die Anzeigen erneut und bildeten ein Gehirn mit seltsamen Veränderungen ab. Als er diese genauer betrachtete, wurde ihm klar, worauf der da starrte: Es war ein Gehirn, dass durch die von ihm entwickelten Nanobots und Strukturen verändert worden war. Da keine Schäden am Gehirn zu erkennen waren, hatten sich die Bots zu einem Unterstützungsnetzwerk entwickelt. So hatte er es sich vorgestellt, aber nirgends eine Simulation dazu durchlaufen lassen.

Sie war nur teilweise so, wie er es gewünscht hatte: neben den experimentellen Verzweigungen, die er eigenhändig gezeichnet hatte, gab es ein kleines Cluster mit nicht näher definiertem Zweck. Er erfragte bei den Bots die Position und bekam als Antwort "local". Vor Ort? Wo sollte das denn sein? Sicherlich hier in diesem abstrusen Traum. Er konnte nicht verbunden sein, er sollte nicht in der Lage sein, die Displays zu sehen.

Dann riss ihn ein Klingeln in die äußere Wirklichkeit. Auf dem Handydisplay war die Nummer von Professor Namina. Die Anzeigen vor seinen Augen wurden fast bis zur Unkenntlichkeit durchsichtig und erlaubten ihm nun deutlich die reale Welt zu sehen. Er ging ran.

"Hallo, Professor Namina?"

"Mister Rusco, ich weiß, ich habe ihnen gesagt, dass sie sich ihre Arbeitszeiten einteilen können, wie sie wollen, aber sie wollten mir eigentlich heute früh einen Versuch zeigen. Ich bin nur noch bis Mittag hier und wollte wissen, ob sie es denn noch schaffen."

Tony schaute auf die Wanduhr: 10:30 Uhr! Viel zu spät. Sheila war sicherlich auch schon aus dem Haus.

"Entschuldigen sie, ja, aber es gab einen Durchbruch und einen Unfall. Also..."

"Können sie mir Etwas zeigen und mit mir besprechen oder nicht, Mister Rusco?", fuhr sie dazwischen. Er zögerte, aber eigentlich gab es nur eine Antwort.

"Nein, der Versuch ist mir zerbrochen. Ich werde erst in zwei bis drei Tagen wieder so weit sein."

"Schade", antwortete sie, "aber dann bin ich auf die Ergebnisse gespannt, nachdem, was sie mir bei der letzten Besprechung angedeutet hatten. Viel Erfolg. Auf Wiedersehen."

Sprach's und legte auf, ehe er sich verabschieden konnte. Direkt wie eh und je, dachte sich Tony.

Dann nahm er sich erst einmal was zu essen denn er hatte großen Appetit. Die Displays waren fast gänzlich verblasst, aber er fürchtete, was passieren würde, wenn er den gedanklichen Befehl gab, sie wieder in den Vordergrund zu rücken. Also fuhr er nach der Dusche an die Uni, ging dort zum Labor und entnahm die neue Probe Nanobots. Das, was gestern ein loser Haufen Graphit gewesen war, lag nun hier als ordentlicher, perfekter Würfel, geformt von Nanobots im Standby. Jetzt musste er an den Rechner gehen und sie programmieren, dass sie neue Nervenstrukturen formen würden, wenn man sie in Hirngewebe einsetzte. Oder nicht? Er haderte kurz mit sich, dann aber zog er den Finger vom Schalter des PCs zurück, schaltete ihn also nicht ein, und versuchte, die Displays, die immer noch im Hintergrund waren, in den Vordergrund zu rücken. Sie taten es.

Tony keuchte auf und setzte sich in den Stuhl, darauf bedacht, den Würfel mit Bots auf keinen Fall fallen zu lassen. Die Displays flammten in seinem Kopf auf, zeigten das Betriebssystem und auch, dass neue Einheiten gefunden wurden. "Wo?", fragte er mental. "Dist.=0.3m", quasi...in seiner Hand. Langsam verstand Tony. "local"...war er geworden. Aus irgendeinem Grund hatten sich Nanobots in seinem Gehirn festgesetzt. Das Diagramm des Gehirns und der darin vorhandenen Routen von künstlichen Nerven war er selbst, sein Gehirn! Das Cluster musste eine Art Rechner sein, den die Bots kopiert hatten, um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Sein Implantat funktionierte weiterhin als Sende- und Empfangseinheit, nur brauchte er nun keinen Rechner mehr zur Interpretation seiner geistigen Befehle und Zeichnungen. Es geschah alles direkt in ihm.

Er schaltete zur Tarnung nun doch den Computer ein, sonst würden Kollegen entweder fragen, was er da so faul vor sich hinschaute oder sie würden sich wundern, wie er seinen Versuch durchführte, ohne eine Verbindung zu den Bots zu haben. Der PC versuchte auch sogleich Verbindung zu ihm aufzubauen, was auch gelang. Er schob dieses zweite Fenster zur Seite und versuchte alle Dateien vom Rechner in seinen neuen Speicher im Kopf zu übertragen. Es gelang. Als nächstes rief er das Diagramm der Nervenfasern von gestern auf und übergab diese Anweisung an den Würfel Nanobots den er auf einen Glasträger legte. Diese setzten sich unsichtbar in Bewegung um die gewünschten Verbindungen und Strukturen zu bilden. Das dauerte nun wieder etwa zwei Tage in denen er eigentlich sonst nichts zu tun hatte. Er wunderte sich, wieso in nur einer Nacht in seinem Gehirn derartig verzweigte andere Strukturen entstanden waren. Die einzige Erklärung, die ihm dazu einfiel, war, dass die Bots sich dort quasi in einem flüssigen medium bewegten, keine Signale von außen benötigten und die Stoffe zum Bau neuer Bots direkt aus dem Blut gefischt werden konnten. Es war Wahnsinn. Für eine Sekunde überlegte er panisch, wie er diese Bots wieder loswerden konnte: Der Kill-Befehl wäre eine Möglichkeit: Alle neuen Bots wurden damit per Standard-Programmierung ausgestattet und jede kleine Sendestelle konnte diesen Befehl ausstrahlen, woraufhin sich alle Bots in der Nähe selbst zerstören oder deaktivieren würden.

Dann aber dachte er sich, dass sie scheinbar keinen schädlichen Einfluss ausübten. Loswerden war einfach...erneut dieses Wunder zu vollbringen vielleicht nicht. Dann kam der Schock: Was wäre, wenn die Bots so sehr sich in sein Gehirn eingenistet hatten, dass er sich mit dem Kill-Befehl selbst umbringen würde, weil sein Hirn lebensnotwendige Funktionen verlieren würde?

Er überließ den Prozess der Neustrukturierung der Bots auf dem Glasträger sich selbst und konstruierte im Kopf andere Bots, die größer waren, mehr Speicherkapazität hätten und nach Anweisungen eigenständig Prozesse am Laufen halten konnten. Dies stellte eine Verletzung aller möglicher Konventionen dar, aber keiner konnte sie entdecken, denn die Informationen und Bots dazu waren lediglich in ihm.

Danach betrachtete er sich die Struktur des künstlichen Netzes in seinem Kopf. Bisher war es nur mit dem Sehzentrum verknüpft. Aber da es nun einmal da war und die Bots es scheinbar fast eigenständig geschafft hatten sich so perfekt anzupassen, gab er einen sehr offenen Befehl: "Verbindung zu allen anderen Sinnesorganen". Sofort gingen die Bots an die Arbeit und er konnte quasi mit anschauen, wie sich Nanoröhrchen um Nanoröhrchen um die einzelnen Fasern seines Gehirns legten. Er erschrak kurz, als er sah, wie Kolonien der winzigen Maschinen sich entlang seines Rückenmarks um alle Nervenfasern legten. Aber sie befolgten nur seinen Befehl: alle Sinnesorgane anschließen und dazu gehörten eben alle Nervenbahnen. Das wiederum gab ihm die Idee, dass er eine weitere Art programmieren könnte, nicht gewünschte Bestandteile in seinem Blut oder den Organen zu entfernen. Damit würde er sich aber noch Zeit lassen.

Nach und nach erweiterte sich das Bild, wo die Bots seinen Körper um zusätzliche Verbindungen ergänzten. Er konnte alle möglichen Daten ablesen mit jedem Programm, dass er schrieb: Blutdruck, Atemfrequenz, Schmerzempfindlichkeit und so weiter. Als der Tag rum war hatte er die totale Kontrolle über seinen Körper und jeden kleinsten Muskel. Zuerst testete er es mit den Sinnen und Muskeln im Ohr. Er hörte Musik, die kein anderer wahrnahm und zum ersten Mal in seinem Leben war er in der Lage, mit den Ohren zu wackeln. Nicht willentlich einfach so, sondern indem er die entsprechenden Befehle auf die Bots projizierte und diese passende Nervenimpulse generierten. Schließlich wagte er größere Nervenbahnen und Empfindungen. Die Idee dazu kam ihm, als Sheila kurz vorbeischaute. Sie schob sich die Haare aus der Stirn und schaute auf seinen Glasträger mit den neuen Bots.

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