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Kurze Zeit später saßen sie im Flugzeug nebeneinander.

Jakob genoss die für ihn angenehme Enge zwischen sich und der am Fenster sitzenden Anna. Der leichte Zorn über ihren Ausbruch bei der Kofferabgabe war inzwischen verflogen. Immer wieder gab er vor, nach draußen zu sehen. In Wirklichkeit jedoch war sie es, die er betrachtete.

Anna hatte die Augen geschlossen und das monotone Geräusch des Flugzeugs hatte sie in einen sanften Schlummer gewiegt. Jakob sah, wie sich ihr Brustkorb ganz leicht mit jedem Atemzug hob und senkte. Eine Strähne ihres Haars hing über ihre Wange und er hätte sie gern weggestrichen, traute sich aber nicht, Anna zu berühren, nachdem sie sich in der vergangenen Woche sehr distanziert ihm gegenüber gezeigt und jede mögliche Berührung abgewehrt hatte. Also behielt er seine Hände bei sich und beschränkte sich auf seine Blicke.

Seine Augen glitten zu ihren Lippen, die er als sehr sinnlich wahrnahm. Sie waren schmal und lagen jetzt entspannt aufeinander. Sicher würden sie sich bei einem Kuss weich und warm anfühlen. Und ganz sicher würde eine zärtliche Zunge sie dazu bringen, sich zu öffnen.

Weiter strich sein Blick zu ihrem runden Kinn, das in der Mitte diese leichte Einkerbung trug, die er an ihr so bezaubernd fand.

Ihr schlanker Hals erhob sich aus kräftigen Schultern, die ganz sicher durch die anstrengende Arbeit im Hospital noch etwas stärker ausgeprägter waren, denn auch ihre Arme zeigten deutlich die leicht muskulösen Spuren durch ihre Tätigkeit. Sie war in keinem Falle dick oder zeigte Fett an ihrem Körper. Diese gutaussehende Frau war einfach kurviger und nicht so zierlich und zerbrechlich wie die jungen Mädchen, die ihn umschwärmten, stellte er fest. Und es gefiel ihm.

Für die Reise hatte Anna ein Sommerkleid mit einem Ausschnitt gewählt, der ihn die Ansätze ihrer weichen Brüste betrachten ließ. Allerdings hinderte die Strickjacke, die sie noch übergezogen hatte, ihn daran, ihr Dekolletee in seiner ganzen Schönheit zu bewundern, da deren Seitenteile den Ausschnitt verringerten.

Sein Blick glitt über die Auswölbungen, die ihre Brust erzeugte und Jakob fühlte einen Schauer seinen Körper überströmen, als er an die Berührung der beiden Körper während des Tanzens zurückdachte. Er konnte nicht verhindern, dass er einzuschätzen versuchte, ob er wohl ihre Brust vollständig mit seiner Hand umfassen konnte.

„Hör auf, mich anzustarren" zischte Anna leise und ohne die Augen zu öffnen. Auch mit geschlossenen Augen hatte sie Jakobs Blicke gefühlt. Eigentlich mochte sie es ja, wenn ein Mann ihr zeigte, dass ihm ihr Körper gefiel. Aber eben nur ein Mann, nicht dieser junge Bengel.

„Ich schaue nur aus dem Fenster" verteidigte sich Jakob, fügte aber etwas leiser und mit seinem schönsten Lächeln, das Anna natürlich nicht sah, hinzu „auch wenn sie in dem Sommerkleid ganz toll aussehen."

Anna verdrehte die Augen unter den geschlossenen Lidern und ersparte sich jede Erwiderung.

Am Zielflughafen wäre es fast zu einem Streit zwischen Thomas und seiner Mutter gekommen. Anna hatte mehrmals kleinere Versäumnisse der jungen Männer sehr spitz kommentiert und plötzlich reichte es Thomas.

„Warum hast du uns eigentlich mitgenommen, wenn du nur laufend kritisierst?" fragte er vorwurfsvoll und verletzt. „Sind wir dir im Weg? Sag es einfach und wir suchen uns ein anderes Hotel, damit du deine Ruhe vor uns hast. Du wolltest doch mit uns einen schönen Urlaub verbringen. Und jetzt?" Er hob verzweifelt und ratlos die Arme. Auch Jakob, der die Szene beobachtete, sah in diesem Moment nicht besonders glücklich aus. Trotzdem reagierte Anna in der ihr eigenen, kühlen Art.

„Sei keine Mimose, Thomas. Wir werden uns schon arrangieren" entgegnete sie kurz und dreht sich sofort wieder ihrem Gepäck zu, das Jakob gerade vom Band holen wollte.

„Das schaffe ich schon selbst" fuhr sie ihn an, drängte sich an ihm vorbei und zog mit Schwung den Koffer herunter. Dabei konnte sie nicht verhindern, dass sie mit ihrer Hüfte Jakobs Körper berührte und er ganz kurz seine Hand auf ihre Hüfte legte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Kümmert euch um eure Koffer und schaut, dass wir zum Shuttle kommen."

Ohne auf die beiden überraschten Männer Rücksicht zu nehmen, bewegte sie sich langsam zum Ausgang, ihren Koffer hinter sich herziehend.

Nach allen Zollformalitäten und der Fahrt im Shuttlebus erreichten sie eine Stunde später ihr Hotel. Mitten in der Altstadt gelegen, in altem Stil erbaut und eingerichtet, machte die Villa Turka ihrem Namen alle Ehre. Bereits im Eingangsbereich strahlte das Haus, durch die großzügige Verwendung von Holz an Decken und Wänden, Ruhe und Behaglichkeit aus. Der Blick aus den Fenstern oder der Terrasse mit den bequemen Sesseln ging hinaus aufs Meer und ließ man ihn zur Seite wandern erblickte man „Kizil Kule", den alten Festungsturm und die Hafenanlagen.

Die Reisenden checkten ein und begaben sich zu ihren nebeneinander liegenden Zimmern.

„Wir sehen uns in der Halle zum Abendessen, okay?" verabschiedete sich Anna vor der Tür und da von ihren Begleitern kein Widerspruch kam, verschwand sie in ihrem Zimmer.

Die Klimaanlage arbeitete perfekt und es war angenehm kühl. Anna hatte keinerlei Drang, sich um ihren Koffer zu kümmern, stellte ihn einfach in den geräumigen Schrank, schlüpfte aus Kleid und Schuhen und ließ sich auf das breite Bett fallen. Sie hatte das schönste der Zimmer erwischt. Es verfügte sogar über eine eigene kleine Terrasse, die von den anderen Räumen aus nicht einsehbar war.

Herrliche Ruhe umgab sie und die Kühle des Raums tat ihr sehr gut. Endlich hatte sie Zeit nur für sich allein und diese genoss sie. Auf dem Rücken liegend, Arme und Beine von sich gestreckt blieb sie mit geschlossenen Augen einige Minuten liegen. Die angenehm kühle Luft der Klimaanlage wehte über ihre Haut. Mit den verstreichenden Minuten allerdings wurde sie unruhig. Sie musste etwas tun. Noch war der Rhythmus des „Hamsterrads", wie sie die Geschäftigkeit im Krankenhaus immer wieder beschrieb, nicht von ihr abgefallen.

Der Koffer hatte Zeit. Ihr Sohn war mit seinem Freund in guter Gesellschaft. Hatte ihre Freundin nicht von „Kizil Kule", diesem Festungsturm berichtet, in dessen Nähe es wunderschöne, einsame Stellen am Meer geben sollte? Sie musste einen dieser Plätze finden und das augenblicklich.

Ihr Ziel lag ganz in der Nähe und so wanderte Anna langsam durch die Straßen der Stadt, blieb hier und da an kleinen Geschäften stehen und nahm den Geruch des Meeres wahr, wenn sie auf der Uferstraße entlangschlenderte. Mit den aus den kleinen Geschäften strömenden exotischen Düften vermischte er sich zu einem berauschenden Cocktail.

Sehr bald hatte sie einen der Punkte gefunden, die sie suchte. Er lag an der Stadtmauer, direkt am Meer, etwas abseits der Straße, die voller Touristen auf dem Weg zum Turm war. Sie suchte sich einen etwas glatteren Felsbrocken aus und setzte sich hin.

Die Sonne brannte auf ihrer Haut, die Wellen des Ozeans schlugen unter ihr gegen die Mauer und der sanfte Wind kitzelte an ihren Beinen. Schon nach kurzer Zeit schmeckte sie das Salz auf ihren Lippen. Ja, hier war ihr Platz. Gedankenverloren schaute sie aufs Wasser. Langsam, ganz langsam spürte sie, wie die Anspannung der Arbeit, die Sorge um Thomas und alle anderen Verpflichtungen im Geräusch der Brandung sich zu nebelartigen und gar nicht gefährlichen Gespenstern verwandelten. Zum ersten Mal seit langer Zeit begann sie, sich wohlzufühlen. Ihre Hand strich über den zarten Flaum auf ihren Schienbeinen der das Gefühl des Kitzels verursacht hatte. Fast hätte sie sich als glücklich bezeichnet, aber dazu fehlte etwas...

„Poseidon, lass mich an dieser Stelle vielleicht etwas von dem Glück finden, das ich so lange vermisse" flüsterte sie und es schien als ob mehrere Wellen daraufhin mit größerer Kraft gegen die Felsen rollten und ihre weißen Kronen noch etwas höher und in ihre Richtung schleuderten. Sie war sicher, ihre Nachricht hatte Poseidon -- oder wie auch immer man ihn hier nannte -- erreicht. Ob er ihn erfüllen würde, das blieb abzuwarten.

Nach einer Weile bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Sie schaute sich um und sah Jakob, der in einiger Entfernung zu ihr ebenfalls einen Platz auf den Felsen gefunden hatte und sie anschaute. Als er sah, dass er entdeckt war, ging er auf Anna zu.

„Tut mir leid, wenn ich sie gestört habe" begann er. „Aber Thomas hat sich kurz hingelegt und ich bin einfach durch die Gegend gelaufen. Dann sah ich sie und war mir nicht sicher, ob ich zu ihnen kommen sollte..."

„Nein, solltest du eigentlich nicht" entgegnete Anna ziemlich schroff. „Ich hatte gehofft, endlich einmal allein zu sein."

„Alles okay" wehrte er ab. „Ich bin schon wieder weg."

Er drehte sich um und es schien, als wolle er weitergehen. Dann aber dreht er sich um, schaute Anna in die Augen und sagte leise:

„Sie sehen ganz toll aus, wie sie hier in diesem hübschen Kleid verträumt auf den Felsen sitzen. Darf ich vielleicht ganz schnell ein Foto machen?"

Nun, gestört hatte er sie ohnehin und die Stimmung war dahin. Also warum sollte er sie nicht fotografieren? Ohnehin gab es nicht sehr viele gute Fotos von ihr.

„Aber nur, wenn du mir das Bild auf mein Handy schickst und ich entscheiden kann, ob es gut ist oder gelöscht wird" stellte sie zur Bedingung.

Jakob nahm sein Handy hoch, drückte den Auslöser und schickte ihr anschließend sofort das Bild, dass er geschossen hatte. Einige Sekunden später zeigte Annas Handy an, dass sie eine neue Nachricht bekommen hatte und sie betrachtete ihr Bild. Es war sehr schön.

Jakob hatte ein Auge für Fotos. Gekonnt hatte er den entsprechenden Ausschnitt gewählt, den Lichteinfall perfekt berücksichtigt und so tatsächlich Anna und die Stimmung des Ortes sehr gut eingefangen. Sie konnte sich in allen Einzelheiten in ihrem Display betrachten und war zufrieden. Jakob hielt Wort und war schon ein Stück die Straße hinuntergegangen, als sie ihren Blick erhob.

„Danke!" rief sie ihm hinterher. Er hob kurz die Hand und verschwand in einer Gruppe von Menschen. Erst beim Abendessen sah sie ihre beiden Begleiter wieder.

Jakob war nach dem Zusammentreffen mit Anna noch ein wenig durch die Straßen gelaufen und dann zur Villa zurückgekehrt. Er traf Thomas in einer der gemütlichen Sitzecken und ging zu ihm.

„Na, ausgeschlafen?" frotzelte er und knuffte Thomas Arm.

„Hallo Rumtreiber" begrüßte er den Freund und als er die Kamera in Jakobs Hand sah fragte er: „Und? Was Hübsches vor die Linse bekommen?"

Fast hätte Jakob ihm von seinem Zusammentreffen mit Anna erzählt, verkniff es sich aber.

„Diverse Blumen und alte Gemäuer" sagte er und versuchte dabei missmutig zu klingen.

Er legte die Kamera auf den Tisch und bestellte sich einen Rotwein.

„Und hatten die Blumen hübsche lange Beine?" zog ihn Thomas auf und grinste von einem Ohr zum anderen.

„Hab nicht wirklich danach gesucht" antwortete er kurz und ausweichend, denn natürlich hatte er darauf geachtet, nicht etwa Annas hübsche Beine beim Fotografieren abzuschneiden. „Und außerdem sind wir in einem islamischen Land. Da gibt es viele Brüder und Väter und du bist schneller verheiratet als du denkst. Ich bin lieber etwas vorsichtig."

„Aber was hältst du davon, heute Abend in irgendeiner Disco ein paar Touristinnen aufzumischen?" schlug Thomas vor. Jakob war nicht abgeneigt und so war es beschlossene Sache. Im Moment aber war ihm die Gegenwart des Freundes unangenehm, denn er wollte sich erst einmal die Fotos anschauen, die er heute geschossen hatte.

„Pass auf, ich geh jetzt erstmal aufs Zimmer und mach mich ein wenig frisch fürs Abendessen. Was hast du geplant?"

„Eigentlich wollte ich mit dir vielleicht in den Pool springen. Aber das können wir auch ein anderes Mal machen. Ich werde mich trotzdem in die Poolbar begeben. Vorhin sind zwei süße Mädchen zum Pool gegangen. Mal sehen, ob ich mit ihnen in Kontakt kommen kann. Da sie im gleichen Hotel sind, läuft da ja vielleicht etwas." Und leiser und lachend fügte er hinzu: „Und ohne dich habe ich eine größere Auswahl."

Thomas machte sich auf den Weg zur Poolbar und Jakob ging nach oben. Viel zu gespannt war er auf seine Fotoausbeute des Nachmittags. Denn bevor Anna ihn entdeckt hatte, waren bereits diverse Bilder von ihr in seinem kleinen Kasten gelandet. Aufgeregt zog Jakob die SD-Karte aus dem Apparat, schaltete seinen kleinen Laptop ein, schob sie in den Leser und ließ die Bilder auf dem Display durchlaufen.

Anna, die sich mit einer typisch weiblichen Geste gerade ein Haar hinter das Ohr schob. Anna, mit leicht geöffneten Lippen und einer Hand die gerade ihr Schienbein entlangstrich. Dabei war ihr Kleid etwas verrutscht und zeigte etwas mehr von ihren herrlichen Schenkeln. Es folgte Anna in Großaufnahme, geschossen mit Teleobjektiv. Dann Anna, wie sie sich über die kleine Festungsmauer beugt und zum Wasser hinunterschaut. So ging es weiter und weiter. Jakob war zufrieden, zog die Bilder herunter auf seinen Laptop und steckte die Karte wieder zurück in die Kamera. Das einzige Bild, das er auf dem Handy beließ, war das, was er Anna auch geschickt hatte. Dann streckte er sich auf dem Bett aus und schloss die Augen.

Auch wenn Anna um einiges älter war als er und ihn immer wieder auf Abstand hielt, hatte sie doch eine magische Anziehungskraft auf den jungen Mann. Er wollte, er musste sie unbedingt aufheitern. Sie war so wunderschön, wenn ein Lächeln -- das er leider nur zu selten gesehen hatte -- um ihren Mund spielte. Und ihr ausgeprägt weiblicher Körper versprach einem Mann einfach den Himmel auf Erden, könnte er irgendwie und irgendwann erweckt werden.

Jakob spürte, wie seine Gedanken sehr warme aber auch prickelnde Gefühle in seinem Körper erzeugten. Ja, er würde es versuchen. Sie war stark, das wusste er. Aber er war es auch. Und er hatte immer schon eine erstaunliche Ausdauer an den Tag gelegt, wenn es darum ging, ein weibliches Wesen zu umgarnen. Er erklärte Anna zu seinem nächsten Ziel, dann stand er auf und verschwand im Bad, um sich für den Abend vorzubereiten.

Anna war, nachdem Jakob verschwand, noch eine Zeit an ihrer erklärten Lieblingsstelle geblieben. Sie hatte der Brandung gelauscht, ihren Träumen nachgehangen, die Sonne auf ihrer Haut gespürt. Ganz sanft war der Wind vom Meer über ihr Gesicht gestrichen, über ihre nackten Beine und allein diese fast zärtliche Berührung hatte erneut jedes kleine Härchen an ihren Schienbeinen sich aufrichten lassen. Sie schob den Saum ihres Kleides ein Stückchen höher und fühlte die Sonnenstrahlen auf ihren Schenkeln. Eine etwas stärkere Windböe fuhr unter den leichten Stoff, hob ihn an und die Luft strich über die noch ein Stückchen weiter oben verdeckte Haut ihrer Beine. Anna musste lächeln.

„Ja natürlich" schoss ein Gedanke durch ihren Kopf, der sie amüsierte. „...es heißt doch DER Wind. Und das erklärte Ziel dieser Gattung, selbst bei den Kräften der Natur, scheint sich immer hoch unter den Röcken der Weiblichkeit zu befinden." Und fast hätte sie bei diesem Gedanken laut gelacht. Sie drückte den Stoff gegen ihren Schoß und schickte mit einem entschlossenen Lächeln einen Gedanken in den Himmel:

„Aber so einfach kommst auch du nicht an dieses Ziel."

Gerne wäre sie noch lange dort sitzen geblieben und hätte die Sanftheit aber auch die dahinter versteckte Kraft der Natur auf sich wirken lassen, die sie so wundervoll in einen Kokon eingewoben hatte. Aber ein zweiter Störenfried war in ihr Reich eingedrungen und so trat sie kurze Zeit später den Weg zur Villa an. Der Mann war älter als sie. Der kurze Augenblick jedoch, als er ihr zunickte, hatte genügt, dass sich ihr sein Gesicht einprägte. Deutlich hatte sie seine lebendigen Augen wahrgenommen, die sein gebräuntes Gesicht zum Leben erweckten. Und auch sonst war seine Erscheinung durchaus ansehnlich und gepflegt. Hier und jetzt aber hatte er ihre Traumwelt zerstört und so war sie, ohne auch nur seinen Gruß zu erwidern, langsam zur Straße gegangen.

Ihr gedankliches Gespräch mit dem Wind jedoch beschäftigte sie noch eine ganze Weile. Hatte sie sich zunächst -- wenn auch nur gespielt -- über das Vordringen unter ihr Kleid echauffiert, konnte sie doch nicht leugnen, dass ein anderes Gefühl sich in ihr ausbreitete. Nach langer Zeit nahm sie sich einmal nicht als Krankenpflegerin und Mutter wahr. Sie war eine starke, selbstbewusste, attraktive und begehrenswerte Frau. Und die Gattung Mann -- wieder musste sie lächelnd an den Wind denken -- würde sich schon mehr einfallen lassen müssen als über ihre Haut zu streicheln.

Anna schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es noch einige Zeit war, bis es Abendessen gab. Sie öffnete den Koffer und verstaute ihre Kleidung in dem dafür vorgesehenen Schrank. Danach ging sie kurz unter die Dusche, pflegte und verwöhnte ihren Körper mit duftender Seife und Creme und diesmal wählte sie ihre Kleidung so aus, wie sie sich fühlte. Beim Packen hatte sie nicht darüber nachgedacht, warum sie das schwarze Set aus Spitzen-BH und Slip hatte mitnehmen wollen. Jetzt aber erschien ihr genau das passend zu ihrer Stimmung. Und ja, auch das enganliegende Cocktailkleid mit den seitlichen Schlitzen und dem großzügigen Dekolletee wurde aus der Dunkelheit des Schranks ans Licht geholt. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und ein anerkennender Blick, dann verließ sie ihr Zimmer.

In der kleinen Bar der Villa waren nur wenige Tische besetzt. Trotzdem wählte Anna einen Platz direkt an der Bar und bestellte einen Martini Bianco. Schon länger hatte sie den Wunsch gehegt, wieder einmal auszugehen. Nein, nicht etwa um jemanden kennenzulernen. Genau eine solche Bar wie in der insgesamt sehr gemütlichen Villa hatte sie sich vorgestellt. Und genau wie in diesem Augenblick wollte sie mit einem guten Drink an der Theke sitzen, ihren Träumen nachhängen und vielleicht ein paar Worte mit dem Barkeeper wechseln, sofern er ihr sympathisch war.

Da aber wurde sie heute enttäuscht. Der Mann hinter der Bar war einer dieser typischen Machos, dessen Blick -- auch wenn er geschickt versuchte, es zu verbergen -- sofort zu ihrem Dekolletee gewandert war. Nun gut, also keine netten Worte, hatte sie beschlossen. Sie war nicht traurig. Nein, sie genoss es, Frau zu sein und mit sich selbst im Reinen. Das Dekolletee war heute ausschließlich zu ihrem eigenen Wohlbefinden da. Und die Schlitze in ihrem Kleid, die, als sie auf den Barhocker stieg, aufsprangen und ein gutes Stück ihres nackten Beins zeigten, dienten heute auch nur ihrem eigenen, ganz persönlichen Wohlgefühl. Zufrieden mit sich und der Welt nahm sie einen Schluck aus ihrem Glas und spürte die kühle Flüssigkeit, das Gemisch aus Süße und leicht bitterem Geschmack, durch ihre Kehle laufen.

Jakob und Thomas hatten sich inzwischen ebenfalls frisch gemacht und als sie auf dem Weg zum Speisezimmer an der kleinen Bar vorbeikamen, blieb Jakob plötzlich stehen.

„Schau mal in die Bar" forderte er Thomas auf.

„Ja, und?" fragte er nach einem kurzen Blick zurück.

„Hey, siehst du die elegante und gutaussehende Blondine an der Theke nicht?" fragte Jakob leicht vorwurfsvoll. Thomas blickte erneut und traute seinen Augen nicht.

„Meine Mutter" stieß er überrascht aus.

Jakob neigte sich zu ihm und flüsterte etwas, dann bewegten sich die beiden grinsend in Richtung Theke. Als sie meinten, in Hörweite zu Anna zu sein, sagte Jakob halblaut:

„Deine Mutter KANN noch nicht hier sein. Sie ist nach mir erst vom Meer weggegangen."

„Jakob, das ist meine Mutter" bestand Thomas auf seiner -- angeblichen -- Aussage.

Als Anna ihre Stimmen hörte, drehte sie sich zu den beiden um.

„Frau Grabovsky!" rief Jakob erstaunt und schaute sie von oben bis unten an. „Sie sehen irre aus."

„Irre?" fragte Anna provokativ obwohl sie natürlich wusste, dass dieser Ausdruck der Jugend für etwas außergewöhnlich Schönes stehen sollte.

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