Väter & Söhne (14)

Der Vorfall mit meinem Vater an meinem 20. Geburtstag, hat uns so verbunden, dass Frank Emily erlaubt hat, alle mit dem Vornamen anreden zu dürfen. Obwohl es nicht unbedingt ein fröhlicher Abend war, haben wir auf Bruderschaft und unsere Gemeinschaft und unseren Zusammenhalt getrunken.

"Ich habe das Bett abgezogen, die Matratze gelüftet und den Teppich eingeschäumt, der muss jetzt bis morgen einwirken und dann ist alles wieder frisch."

"Hmmm lecker Kuchen" murmelte Heiko und zog mich am Arm raus zum Pool.

"Sag mal, glaubst Du, dass ich heute Nacht hier pennen kann?"

"Warum solltest Du das nicht können, aber Du hast ja eben gehört, dass Emily Dein altes Zimmer zum Sperrgebiet erklärt hat. Du könntest in einem der Poolhäuser schlafen, sag doch Emily, dass sie dort ein Bett für Dich fertig machen soll."

Heiko druckste eine wenig, verzog das Gesicht und kam näher an mein Ohr.

"Lass mal, ich möchte das nicht so an die große Glocke hängen. Ich habe einen Riesenstunk mit Gitta, unsere Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben matchen im Moment nicht. Gitta möchte einfach, dass ich mehr im Haushalt helfe und auch mal zum Einkaufen gehe, das ist auch der Grund, warum der Kühlschrank immer leer ist. Ich habe einfach keinen Bock einzukaufen und das Hausmütterchen zu spielen und sie weigert sich einzukaufen, solange ich nicht mitziehe. Sie ist doch die Frau im Haus. Das kann sie doch alles machen."

Mein Gott, was hat Heiko für eine veraltete Einstellung? Voll der Macho. Ich erklärte Heiko, dass ich mich hier auch in den Haushalt einbringe und trotz Emily und Victor verschiedene Aufgaben im Haus übernommen habe und nur so ein harmonisches und funktionierendes Zusammenleben möglich ist. Einsicht war aber eigentlich noch nie Heikos Stärke und von Kindheit an wurde er verwöhnt und hatte immer den goldenen Löffel im Mund. Jetzt musste er selbst für sich und Gitta sorgen. Der Ernst des Lebens hat ihn eingeholt.

Aber Heiko war auch noch nie ein Kind von Traurigkeit und als Frank nach Hause kam, fand er uns balgend im Pool.

"Der Herr Sohn beehrt uns auch mal wieder mit seiner Anwesenheit. Was verschafft uns die Ehre und führt Dich zu den heimischen Kühlschränken? Emily hat mich schon informiert, dass im Kühlschrank aufgetaute Steaks, Würste und Kartoffelsalat auf die Vernichtung warten. Sollen wir gleich loslegen und den Grill anwerfen? Ich habe nämlich auch Hunger."

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Das ließen sich die beiden Jungs nicht zweimal sagen: Mit einem kleinen Sprung stützten sie sich am Beckenrand ab und standen neben mir. Wie unterschiedlich die beiden waren.

Ich musterte die beiden mit einem unauffälligen Seitenblick.

Jörg, hoch aufgeschossen, immer noch mit etwas Babyspeck an den Hüften, aber durch sein regelmäßiges Schwimmtraining im Pool wurden seine Schultern zunehmend breiter und seine Armmuskeln sehenswerter, immer umsichtig und rücksichtsvoll.

Nicht zu vergessen seinen kleinen Apfelarsch, den ich seit seinem 20. Geburtstag jeden Abend im Bett küssen und streicheln durfte.

Und daneben Heiko, mein Sohn, eigentlich ein richtiger Prachtkerl, der Körper durch viele Jahre Bodybuilding geformt, behütet aufgewachsen, mit einer Selbstverständlichkeit, dass ihm jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird und oooops, einer Wahnsinnsbeule in der knappen Badehose. Das ist mir noch gar nicht so deutlich aufgefallen, aber ok, ich bin sein Vater und habe das bisher nicht mit diesem Blickwinkel betrachtet. Ich schmunzle, irgendwas Großartiges muss er wohl doch von mir geerbt haben.

"Was haltet Ihr davon, wenn wir nach dem Essen ein paar Platten auflegen und ein gepflegtes Glas Wein trinken?"

Allgemeine Zustimmung, ich legte die ersten Steaks und Würste auf den Grill, Jörg und Heiko sorgten für Geschirr, Besteck und Gläser und brachten den versprochenen Kartoffelsalat aus dem Kühlschrank mit. Noch während des Essens eröffnete mir Heiko seinen Plan, heute Nacht hier zu bleiben und weihte mich auch in den Krach mit seiner Freundin ein. Ich erlaubte Heiko, hier für eine Nacht bleiben zu dürfen, ermahnte ihn aber auch, die Sache spätestens morgen mit Gitta zu klären.

"Du kannst in Deinem alten Zimmer im Keller oder hier in einem der Poolhäuser schlafen."

"Paps, ich habe schon mit Emily und Jörg gesprochen. Emily hat mein Zimmer auf Deine Anweisung hin auf links gedreht und bis morgen darf das Zimmer nicht betreten werden. Heute Nachmittag waren wir zu faul das Poolhaus herzurichten, ich werde einfach heute Nacht bei Jörg im Gästezimmer schlafen."

Ok, damit hatte ich nicht gerechnet. Im Stillen hatte ich darauf gehofft, dass Heiko im Keller oder in den Poolhäusern Platz findet und ich heute Nacht wieder mit Jörg in meinem Schlafzimmer übernachten könnte. Schade, die erste Nacht seit seinem Geburtstag ohne Jörg. Widerwillig stimmte ich dem Plan der Jungs zu und schaute zu Jörg, der meinen Blick mit einem Schulterzucken quittierte.

Ja, die beiden sind seit Ihrer Kindheit die besten Freunde und in letzter Zeit ist viel geschehen. Die Jungs haben sich bestimmt einiges zu erzählen und wie früher werden sie bis spät in die Nacht nebeneinander liegen und quatschen.

Sollte ich die Gelegenheit und die gute Stimmung heute Abend nutzen und mich Heiko gegenüber outen? Die Worte schon fast auf den Lippen, machte ich doch nochmals einen Rückzieher und beschloss, eine weitere Nacht darüber zu schlafen und das Outing zu verschieben.

Eigentlich hatte Heiko ganz gut reagiert, als Jörgs Vater über Jörg hergezogen hat, aber wenn jetzt auch noch sein Vater? Das wäre sicherlich ein harter Brocken für ihn. Und ich möchte nicht, dass Heiko zu seiner Mutter rennt und die Neuigkeiten ausplaudert. In Gedanken bereitete ich mich darauf vor, dass ich heute Nacht alleine schlafen werde und hoffte, dass sich auch Jörg nicht verplappert.

Gönnerhaft und in Geberlaune schob ich heimlich Heiko einen grünen Geldschein zu, nachdem ich Jörg in den Keller geschickt hatte um eine Flasche Wein zu holen.

Und so saßen wir nach dem Essen noch am Pool, hörten ein paar Platten auf der neuen Anlage und quatschten über alte Zeiten.

"Sag mal Jörg hat sich Dein Vater noch mal gemeldet, das war ja schon der Oberkracher den er an Deinem Geburtstag gezündet hat?"

"Nein, Papa hat sich nicht mehr gemeldet, es ist auch besser so. Mama hat ein paar Mal auf dem Handy angerufen, hat aber keine Nachricht hinterlassen und vorgestern hat mich Silke im Bürgerbüro besucht, sie ist noch immer sehr bestürzt über die ganze Situation und hat mir ihre Unterstützung zugesichert."

"Naja, wenigstens Silke hält zu Dir. Das ist ja schon mal ein Fortschritt und jetzt eine blöde Frage, wie lange weisst Du denn schon dass Du schwul bist? Hattest Du denn schon einen Freund?"

Die Schlinge zog sich immer weiter zu.