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Lieber Brieffreund

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Warum auch die Nervosität, dieses Niedergeschmettertsein des Rally-Mannes im 'Publinet'? Wer könnte von den beiden Männern in Frage kommen, Segler sind sie beide. Hatte Uwe eine eigene Segelyacht? In der Liste der Marina war ihm ein Bootsname besonders aufgefallen, die 'Control Q'. Die 'Strg'-Taste bei den PCs deutscher Tastatur heißt bei den englischsprachigen Keybords Cntr also 'Control' und der sogenannte Shortcut 'Control Q' hatte bei den alten MS-DOS-Computern bei vielen Programmen die Bedeutung von 'Schließen'. Das 'Q' stand für 'quit', das im Englischen eben für aufhören, verlassen, aufgeben steht.

Peter Mond sinnierte weiter über der Diskette. Das kostete ihn ein weiteres Pack der dünnen tunesischen Tempotaschentücher. Nein, bei der Beschreibung, wie der Guru die beiden Segler kennengelernt hat, kamen keine weiteren Hinweise, obwohl dort die einzigen Ortsangaben bei den über 30 000 Wörtern vorkamen. Die lagen allerdings in der Türkei. Kein Wort, ob Charteryacht oder Eigner-Boot. Charteryacht ist auch wahrscheinlicher. Welcher aufstrebende junge Unternehmer kann es sich leisten, eine eigene Yacht im Mittelmeer zu unterhalten, das lohnt sich doch nicht für die höchstens zwei Wochen Urlaub, die er sich im Jahr gönnen kann. Und bevor er zum Segeln mit eigenem Boot kommt, braucht er, wenn er sehr viel Glück hat, mindestens eine Woche, um sein Boot segelfertig zu bekommen. Andrerseits wird kein Charterunternehmen eins seiner Boote 'Control Q' nennen.

Peter Mond gab seiner Sekretärin in Deutschland den Auftrag, sich beim Seglerverband, oder wie das heißt und bei der Wasserschutzpolizei nach dem Eigner und dem Verbleib einer Segelyacht namens 'Control Q' zu erkundigen. Mit der gleichen Email kündigte er auch seine Rückkehr nach Deutschland für das Wochenende an. Seine Sekretärin meldete ihm nach seiner Rückkehr viele erfreuliche Dinge, der Geschäftsverlauf sei vorzüglich, seine Verträge mit den Datteln aus Tunesien unter Dach und Fach, aber bei der 'Control Q' habe sie nur Nieten gezogen. Offensichtlich gibt es in der Bundesrepublik keine Stelle, bei der alle Yachten registriert sind. Viele Amtsgerichte der Küstenstädte, auch vieler Binnenstädte führen ein Seeschiffs- oder ein Binnenschiffsregister, jeder Verein kennt seine Boote, aber dafür gebe es mehrere Hunderte solcher Vereine. Außerdem kann sich jeder Deutsche auch im Ausland eine Yacht kaufen und darauf herumfahren solange er will und Lust dazu hat. Lediglich, wenn er sein Schiff versichern will, dann taucht der Name offiziell auf. Sie habe deshalb auch bei den bekannten Versicherungsagenturen nachgefragt, aber auch dort sei eine 'Control Q' nicht bekannt.

Schließlich hatte Peter Mond anderes zu tun, als der mysteriösen 'Control Q' nachzuforschen. Aber Abends vor seinem PC öffnete er eine Suchmaschine und gab den Schiffsnamen ein. Die Suchmaschine präsentierte zwei Treffer: Eine Veröffentlichung, in der der Name vorkam und eine Homepage. Die Homepage war der richtige Treffer. Völlig ungewöhnlich für eine Homepage stand da nur Text, völlig ungestaltet, geradezu abstoßend langweilig. Niemand würde auf den Gedanken kommen, sich diese Seite näher anzusehen.

Peter guckte und las:

"Ich wähle diese Seite für meinen Abschied. Das Verfahren ist so häßlich, wie der Grund dafür. Ich weiß, dass Uwe von diese Seite erfahren hat, sie enthielt mal vor Jahren eine technische Idee von mir. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Seite beibehalten habe, um dort mein Testament zu machen. Uwe, du hast damals schrecklich gelacht. Mir war nicht nach Lachen zumute. Ihr habt mich wieder und immer wieder gefragt, was mit mir los sei, warum ich mich so geändert habe. Ich konnte es nicht ertragen, und ich war zu feige, Euch die Wahrheit zu sagen.

Bei einem Geschäftsbesuch in Süddeutschland, ich nenne keine Firma, gab es abends eine Party. Der Inhaber war ein alter Bekannter von mir, Ex-Studienkollege. Wir hatten schon als Studenten eine hübsche Triole mit einer netten Kollegin gehabt. Auch auf dieser Party ging es hoch her. Er hatte eine Menge Leute eingeladen. Am nächsten Morgen hatte ich einen schweren Kopf, weil schwer gesoffen wurde, und hatte einen wunden Hintern, weil viele aus der Schwulenscene dabei waren. Etwa ein Jahr danach, wir hatten inzwischen uns kennengelernt, wir hatten Sabine, Karla und Gernot bei uns, wir waren glücklich, da bekam ich einen Brief von dem Ex-Kollegen. Er teilte mir mit, dass er Aids habe und gab mir den Rat, mich untersuchen zu lassen. Er habe begründeten Verdacht, dass seine Krankheit von jenem Abend stamme, an dem ich auch teilgenommen habe. Mit freundlichen Grüßen...

Ich habe mich umgehend untersuchen lassen, und das Resultat war HIV Positiv.

Der Gedanke, dass ich sechs Menschen mit Aids infiziert haben kann, ist mir unerträglich. Sechs Menschen, die ich liebe, die für mich alles auf der Welt waren, nein noch immer sind. Ich kann es nicht länger ertragen. Ich bin, wie ihr sicherlich von Iris wißt, mit leichtem Gepäck abgefahren, bei Nacht und Nebel, ohne ein Tschüß, ohne ein liebes Wort, ohne ein Dankeschön. Bei unserem Firmennotar liegt mein Testament. Dich, Uwe, habe ich zum Testamentsvollstrecker ernannt. Du wirst Schwierigkeiten haben, weil Du meinen Tod nachweisen mußt. Ich bin am Samstag, den 7. April in Monastir, Tunesien, mit meiner dort gekauften Segelyacht 'Control Q' losgefahren, ohne irgendwo wieder angekommen zu sein. Ich erkläre hiermit, dass ich mit dem festen Vorsatz gefahren bin, mein Leben zu beenden. Ich werde nachts die Seeventile öffnen, dort, wo das Mittelmeer tief genug ist.

Mein einziges Andenken, das ich mitgenommen habe, ist die Diskette "Lieber Brieffreund". Ich werde sie an Land vor meiner Abfahrt noch einmal in einem tunesischen Internet-Café lesen und dann löschen. Es ist meine liebste Erinnerung, sie wird mich begleiten.

Kann ich, darf ich Sabine, Karla und Gernot ein Abschiedswort sagen, kann ich Iris noch etwas sagen, habe ich das Recht dazu nicht verwirkt? Euch beiden? Ich bin verzweifelt, weil ich mich schuldig gemacht habe. Ich wage es dennoch:

Ich habe Euch geliebt! Euer Guru!

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