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Walhalla

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"Du hast sie nach Walhalla gebracht?"

"Nein, sie war vorher schon dort. Es hatte sie erschreckt. Sie wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Ich habe versucht, es ihr zu erklären. Sie sperrt sich noch, weitere Schritte zu gehen. Dabei kann ich ihr nicht helfen. Sie muss es wirklich wollen. Manche Krieger brauchen einen langen Kampf."

"Darauf kann ich mich nicht einlassen."

"Ja. Trotzdem ist die Geschwindigkeit deiner Entwicklung atemberaubend. Du bist nicht nur eine, du bist eine ganz große Kriegerin."

"Wenn ich dir jetzt eine wirkliche tiefe, persönliche Frage stelle, versprichst du mir, dass du sie beantwortest, ehrlich beantwortest?"

"Du weißt, dass ich immer die Wahrheit sage. Ich werde dir antworten."

"Wo hast du das Viagra versteckt?"

Na klar. Und das hatte ich nicht mal kommen sehen.

"Die Porzellanschale mit Deckel im Wohnzimmer, auf dem kleinen Beistelltisch. Die mittelblauen sind fünfziger, die dunkelblauen einhundert Milligramm. Die ganzen anderen Pillen darin ignorier bitte. Ich hätte dich gerne mit jeder einzelnen davon bekanntgemacht, aber das würde deiner Leber nicht guttun."

"Deine Fürsorge macht mich ganz kribbelig. Und feucht. Also, wenn ich dir jetzt eine Hunderter hole, wirst du sie für mich nehmen?"

"Ich sehe nicht, wie ich diese Nacht sonst überstehen könnte."

"Ah. Wenn dir an deinem Leben insgesamt liegt, erzähl mir nie wieder von vorgeblich blonden Rumäninnen, vor allem nicht beim Ficken, okay?"

"Bulgarin. In Istanbul. Es ist eine gute Geschichte, du weißt gar nicht, was dir entgeht."

"Mich interessiert mehr unsere eigene Geschichte. Und die wird kurz, aber heftig. In einer Woche bin ich vielleicht schon zu krank, um überhaupt noch ficken zu können. Das spielt keine Rolle. In diesem Moment geht es noch."

"Du brauchst das nicht zu rationalisieren. Du bist hier, ich bin hier, das ist Grund genug. Ich liebe dich. Das macht es eine Notwendigkeit. Du bist eine atemberaubende und unwahrscheinlich geile Frau. Das macht es ein Bedürfnis. Du bist eine große Kriegerin. Das macht es eine Ehre. Hol das Ding."

Sie konnte tatsächlich essen. Wahnsinn. Das war mir nicht gelungen, als ich den ersten Übergang erlebt hatte. Überhaupt schien sie unglaublich gelassen und fokussiert. Und sie hatte sich nicht mal mit Energie-Elfen unterhalten. Bemerkenswert.

"Du suchst also nicht gezielt nach anderen Kriegern?"

"Nein, ich suche nach gar nichts. Situationen und Menschen finden mich. Es sind Krieger darunter, aber die sind in der Minderzahl. Vor allem so beeindruckende wie du."

"Wenn ich nicht krank wäre, hätten wir uns nie getroffen."

"Bist du dir da so sicher? Auf dem Geburtstag wärst du so oder so gewesen, oder?"

"Aber ich wäre dir nicht einmal aufgefallen."

"Das sehe ich anders. Hält dich das noch zurück, die Frage, ob ich nur mit dir zusammen bin, weil du bald stirbst?"

"Ist das so?"

"Nein, das ist nicht so. Mein Handeln hat keinen Zweck, kein Warum. Ich erlebe keine Situation, mit der ich umgehen muss oder will, ich bin die Situation, von ihr ungeschieden. Ich greife verändernd ein, aber nicht, weil das mein Wunsch ist, sondern eine der möglichen Entwicklungen."

"Ah. Das sagst du immer wieder. Aber ist es nicht so, dass du jetzt mit mir schlafen willst? Oder mich gar ficken? Ist das nicht ein willentlicher Akt?"

"Es erscheint mir nur als die notwendige Konsequenz dieser Situation. Einfache Elemente, eine geile Kriegerin, ein ebensolcher Krieger und gottverdammte hundert Milligramm feinster Chemo-Keule. Wie viele unterschiedliche Entwicklungen siehst du mit diesen Komponenten voraus?"

"Ich sehe voraus, dass wir genau jetzt ins Schlafzimmer gehen, und alle denkbaren Szenarien durchspielen."

"Genau jetzt ist ein guter Zeitpunkt."

Zu meiner Überraschung wollte sie nach oben. Dann stellte ich fest, dass ich sie unterschätzt hatte. Es ging ihr nicht um wilden Sex, um mit der überschüssigen Energie fertig zu werden. Sie wollte zurück nach Walhalla. Mit einer Leichtigkeit, die an Unmöglichkeit grenzte, gelang ihr das.

Diesmal war ich es, der in ihrem Sog mitgerissen wurde. Und Judith hielt uns dort. So lange, dass selbst ich, der nun weiß Gott viel Zeit dort verbracht hatte, die Grenze der Aufnahmefähigkeit von Glück und Ekstase bereits weit überschritten hatte, als sie uns schließlich über die Klippe hinaus brachte.

"Bist du okay?", fragte sie mich zu allem Überfluss, als ich noch vor Wonne zerfloss.

"Du bist eine unglaubliche Frau, Kriegerin Judith."

"Ja. Ich weiß. Hast du das auch gefühlt?"

Ich wusste sofort, was sie meinte.

"Das wir nicht allein waren?"

"Genau. Die Lebensfunken?"

"Möglich. Es war wundervoll. Wer oder was auch immer das war, es hat offenbar gefallen, was wir taten."

"Den Eindruck hatte ich auch."

Ich strich ihr zärtlich über die verschwitzte Stirn.

"Ich liebe dich."

"Und ich dich erst. Du brauchst eine Pause?"

"Du willst zurück?"

"Nein, ich bin immer noch da."

"Vielleicht brauchst du langsam eine Pause. Mute dir nicht zu viel zu."

Dieser Blick. Als ob ich ein Hund wäre, der ihr gerade die Zeitung von gestern apportiert hatte.

"Judith. Bitte. Es gibt ein Zuviel des Guten."

"Na gut", kam ihre Zustimmung mit leisem Trotz, und sie wälzte sich von mir runter.

Wie machte sie das? In der Folge erklärte sie mir Zusammenhänge, die ich nicht mal erahnt hatte.

"Wie hast du das herausgefunden? Ich verstehe nicht."

"Ich glaube, das war der direkte Kontakt, nicht der Zugriff auf die frei zugänglichen Informationen."

"Direkter Kontakt?"

"Mit dem, was du als Lebensfunken verstehst. Du wirst die Erfahrung früher oder später machen, ich will da nicht vorgreifen."

Aha. Das Kopfschütteln hatte sie sich redlich verdient. Was geschah mit ihr? Ich begann zu erahnen, dass ich nur ein Katalysator war, dass ihr Weg sich von so ziemlich allem und jedem unterschied. Hätte ich noch ein Ego-Problem, was in der Vergangenheit nun nicht gerade klein war, wäre Zähneknirschen vermutlich die adäquate Reaktion gewesen.

So fing ich an zu lachen.

"Das findest du lustig?"

"Dich finde ich lustig. Du machst mir Spaß, Judith."

"War deine Pause jetzt lang genug? Dann mach mir noch mehr Spaß, Björn."

~~~

War es eine Ahnung des Kommenden, die sie antrieb, mit aller Macht weiterzugehen? Sich praktisch nur noch in Walhalla zu etablieren? So wunderbar und großartig die Veränderungen ihrer Persönlichkeit, ihres Handelns und Denkens auch waren, das war nur ein Teil.

Ursula war schon davon total verschreckt. Fand keine Verständnisebene mehr mit ihrer Tochter, und ganz ehrlich, oft verstand selbst ich nicht mehr alles. Was auch immer genau dieser Kontakt war, in dem sie dort stand, er eröffnete ihr Dimensionen, die mir bislang verschlossen geblieben waren.

Ursula erlebte ihre Tochter in absoluter Hochstimmung, tiefer Freude und einem überirdischen Glück. Bei gleichzeitigem rasch fortschreitenden körperlichen Verfall. Schon bald waren Leber und Milz geschwollen, sie hatte Bauchschmerzen, Schluckbeschwerden, Nasenbluten, das nicht aufhören wollte. Aß nicht mehr.

Und weigerte sich, in ein Krankenhaus zu gehen.

"Kind, bitte. Ich weiß, dass sich Björn mit aller Kraft um dich kümmert, aber jetzt ist der Punkt erreicht..."

"Nein, Mama. Jetzt ist der Punkt erreicht, wo ich sterben werde. Und das will ich hier tun, in seinen Armen. Das muss ich hier tun, aber das wirst du nicht verstehen. Du kannst ebenfalls nicht verstehen, wie ich dem Tod entgegentrete, darum bitte ich dich, nicht dabei zu sein."

Ursula konnte nicht antworten, weil sie einen Weinkrampf bekam. Ich nahm sie fest in den Arm und legte ihren Kopf so, dass sie Judith nicht sehen konnte. Deren Lächeln und Strahlen waren nämlich ungebrochen. Ich wusste natürlich, dass dies nichts mit Ursula, oder ihrer Reaktion zu tun hatte, aber sie schließlich nicht.

"Mama, es ist Zeit, uns zu verabschieden", sagte sie leise, als Ursula sich beruhigt hatte.

Ich tauschte einen schnellen Blick mit ihr, und nickte. Ließ die beiden dafür allein. Sprach mit Ursula noch kurz ab, dass ich mich melden würde. Und ihr bei allem Folgenden helfen. Bestellte ihr ein Taxi, sie war mit dem Bus gekommen.

"In meinen Armen, hm? Wie ich dich in den letzten Tagen erlebt habe, denkst du ein paar Schritte weiter, oder?"

"Nein. Der Sex ist vorbei. Wirklich nur in deinen Armen. Noch heute Nacht. Es wird heute Nacht geschehen."

Sie war eine makellose Kriegerin geworden. In den nur zwei Wochen nach ihrem ersten Eintritt in Walhalla. Es war müßig zu fragen, woher sie es wusste. Sie wusste es, denn auch sie sagte nur noch die Wahrheit.

"Wir werden gemeinsam in Walhalla sein, wenn es passiert?"

"Ja."

"Und du weißt, was dann passiert?"

"Ja."

Und würde es mir nicht sagen. Ich hatte kein Recht, zu fragen.

"Komm. Jetzt", forderte sie mich auf, als wir später im Bett lagen. "Küss mich noch einmal. Dann komm zu mir."

"Danke", war das letzte Wort, das ich von ihr hörte.

Mein Übergang nach Walhalla völlig anders als alle zuvor erlebten. Ein Gefühl tiefsten Friedens, einer überwältigenden, reinen Liebe. Was nicht so unbekannt war. Aber dann, eine unglaubliche Hitze, ein Brennen, Glühen, Vergehen, ein Neuordnen, etwas, was mich erschütterte.

Dann wieder diese Präsenz, die wir manchmal gemeinsam, und sie viel öfter alleine gefühlt hatte. Nicht eine Präsenz, ganz viele, unendlich viele. Auf einmal nur noch eine, die mich umschmeichelte, tröstete, denn in diesem Moment brach ich in Tränen aus.

Rutschte im selben Augenblick aus diesem Zustand, den ich Walhalla nenne. Und fand Judith leblos in meinem Arm.

Ich verbrachte viel Zeit mit Ursula und Hannah, die ihr nach der langen Zeit der Entfremdung nun wieder mit aller Kraft und Liebe zur Seite stand. Ihr wie ich half, mit diesem unfassbar harten Schlag, ihr einziges Kind zu verlieren, soweit es ging zurechtzukommen.

Ich konfrontierte sie nicht mit dem Konzept von Walhalla, mit dem, was in den Wochen vor und am Tag des Todes der Kriegerin Judith geschehen war. Alles, was ich ihr versuchte zu vermitteln, war, dass sie ohne Leid in eine bessere Welt gegangen war.

Wie auch immer sie das mit ihrer wiedergefundenen Gläubigkeit interpretieren wollte. Was wirklich geschehen war, begriff ich nur ansatzweise. Bis ich, zwei Wochen nach der Beerdigung, erstmals wieder willentlich in Walhalla eintrat.

Da war sie wieder, diese Präsenz, die mich umschmeichelte. Die mich sofort mit einem so unbeschreiblichen Glücksgefühl flutete, dass ich dachte, nun wirklich meinen Verstand zu verlieren. Es nicht ertragen zu können.

Es strömte so viel auf mich ein, es sprengte all mein Verstehen und all meine Empfindungen. Dann, in einem Absenken und einer atemlosen Leere, formierte sich ein Satz in meinem Kopf, den ich nicht selbst dachte.

"Du machst mir Spaß, Björn."

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Anonymous
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22 Kommentare
theoretikertheoretikervor 11 Monaten

Sicher das Berührende, das ich je auf dieser Seite gelesen habe. Und dazu die gewohnt wunderbare Sprache und der gewohnt ungewohnte Blick auf die Dinge. Dein Aufhören hier ist ein großer Verlust, sicher nicht nur für mich.

AnonymousAnonymvor etwa 1 Jahr

Es mag kitschig klingen, aber ich habe es erlebt, meine Partnerin begleitet....nach Walhalla (in den Tod)

Danke für diese Geschichte.

Dieter

Baerchen_1967Baerchen_1967vor mehr als 1 Jahr

Beim Lesen des Titels Walhalla wusste ich das es hart wird.

Was solls, Lesen, Weinen, Spaß haben.

Die Geschichte hat mich nicht betrogen. Ich habe geweint, gelacht und genossen.

Selbst das traurige Ende hatte Stil.

Danke

LG

Andy

Peterm500Peterm500vor mehr als 1 Jahr

Danke, @postpartem. Es ist wirklich eine Freude, deine großartigen Geschichten zu lesen, und ich wünsche mir wirklich mehr davon. Peter

postpartempostpartemvor mehr als 1 JahrAutor

@Anonym

Sorry, da liegt wohl ein Missverständnis vor. Das Konzept von Walhalla, das mein Held hier nutzt, hat absolut nichts mit dem Walhalla der nordischen Religion zu tun. Da hast du eventuell die wichtigsten Passagen überlesen oder nicht verstanden.

Er redet von einem Zustand veränderter Wahrnehmung. Der eine Folge hat, einen Zugang ermöglicht. Der wiederum einen Informationsfluss oder Austausch auslöst. In das, was gemeinhin als das morphogenetische Feld verstanden wird.

Das muss natürlich verwirrend sein, wenn man aufgrund des Namens und Vorwissens ganz andere Assoziationen damit verbindet. Sorry, dass ich das nicht klarer herausgearbeitet habe.

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