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Realität

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Nach einem unausgeschlafenen Frühstück, das durch die durch das Fenster scheinende Morgensonne romantisch gestaltet wurde, mussten sie beide zur Arbeit gehen.

Tobias ging als erstes ins Büro von Herrn Mayerhoff. Der nickte ihm zu, und bat ihn mit einer Geste, Platz zu nehmen. Tobias ließ sich auf dem Stuhl vor Mayerhoffs Schreibtisch nieder. Sein Chef sah zerknirscht aus.

"Ist mit Frau Lehmann alles klar?"

"Ich glaube schon," erwiderte Tobias kurz angebunden.

Mayerhoff schien sowie so nicht zuzuhören. Er kramte in einer Schublade. Dann holte er ein Foto einer Frau hervor und zeigte es ihm.

"Kennen Sie sie?"

Tobias beugte sich vor, um besser sehen zu können. Die Frau mit den kurzen blonden Haaren sagte ihn zu nächst nichts. Doch dann dämmerte es ihm. "Die Pizzalieferantin!" Er hätte sie fast nicht erkannt, denn ihre Augen waren auf ein Normalmaß zusammengeschrumpft, und der Pferdeschwanz fehlte.

"Pizzalieferantin?"

"Ja. Sie hat mir eine Pizza geliefert."

"Ach, erzählen Sie mir keinen Blödsinn. Sie hat versucht, Sie anzuheuern."

"Ja, Sie haben recht."

"Und Sie, Sie haben weder ja noch nein gesagt."

Tobias schaute Mayerhoff überrascht an. Dieser hob beschwichtigend die Hände. "Fragen Sie mich nicht, woher die das wissen. Ich meine, es würde mich wundern, wenn die Dame die Wanzen während des Gesprächs nicht gestört hätte. Das ist ja Standard. Vielleicht ein Maulwurf?"

"Ein Maulwurf in Simons Organisation?" echote Tobias.

"Simons Organisation? Hat sie gesagt, dass sie für Simon arbeitet?"

"Ja."

Mayerhoff faltete die Hände über dem Tisch zusammen und machte eine Pause. Er schien zu überlegen. "Interessant..."

"Wie bitte?"

"Vielleicht hat sie gelogen. Oder Sie haben das falsch in Erinnerung."

"Sie sprach von Simons Gruppe."

Mayerhoff wiegte seinen Kopf hin und her, ganz ähnlich wie vor zwei Tagen, als er Tobias das erste mal gegenübersaß. "Wirklich interessant. Heutzutage kann man sich auf nichts mehr verlassen. Ich... nein, sagen wir, die zuständigen Stellen möchten jedenfalls, dass Sie auf das Angebot der jungen Dame eingehen."

"Wie bitte?"

"Liefern Sie ihnen die Informationen, die sie wollen."

"Aber ich dachte, ich darf auf keinen Fall..."

"Es gibt einen Plan hinter dem allem..." Mayerhoff verzog den Mund. "Hoffe ich jedenfalls. Und jetzt bitte keine weiteren Fragen. Machen Sie sich an die Arbeit!"

Tobias nickte, stand auf und wandte sich zum gehen. Die Abenteuer hörten offenbar nie auf. Als er die Tür erreicht hatte und bereits die Klinke in der Hand hatte, drehte er sich um. "Eine Frage habe ich noch..."

"Wieso wundere ich mich nicht? Ja?"

"Als ich das MZP und den Meta-5-Blocker beide genommen hatte. War das die Realität, die ich gesehen habe?"

Herr Mayerhoff schaute zur Seite. Er sah ein wenig traurig aus, aber das konnte auch nur geschauspielert sein. "Nein! Wirklich nicht! Es sind noch mindestens sieben weitere psychoaktive Stoffe in der Luft. Aber sicher bin ich mir auch nicht. Es sind einfach zu viele Parteien involviert."

Tobias nickte. Er verließ das Büro und Mayerhoff mit seinen Intrigen alleine. Er dachte an Kay. Vielleicht würde er sie nie wieder so sehen, wie gestern Abend. Meist würde sie wieder die sexy Studentin sein, die er in Hamburg kennengelernt hatte, und die ihn verführt und betrogen hatte. Wie mochte sie in Wirklichkeit aussehen? Er wusste es nicht, aber er wusste nun auch, dass es egal war. In ihr schlug ein goldenes Herz. Letztlich spielte es keine Rolle, wie sie aussah.

13. Realität

Was war die Wirklichkeit? War das Zimmer groß oder klein? Bestand der Boden aus Holz? Oder nur einem billigen Holzimitat aus PVC. Oder Fliesen? Oder Teppich? Der Schreibtisch - war es ein massiver, breiter Tisch aus Tropenholz, oder eine wacklige Billigproduktion aus Kunststoff? Sah der Herr, der hinter dem Tisch saß, jung oder alt aus?

Licht, elektromagnetische Wellen, die durch das Fenster kamen, wurden von diesen Gegenständen zurückgestrahlt und trafen in seine Augen. In den Zellen der Stäbchen und der Zäpfchen spielten sich chemische Reaktionen ab. Elektrische Signale wurden durch die Nerven in den Sehcortex geleitet, und von dort ins Gehirn, wo sich spezifische Muster der Wahrnehmung bildeten. Diese Muster hingen von vielen Dingen ab. Bereits als der Mann vor vielen Jahren kaum mehr als ein Zellklümpchen im Leib seiner Mutter war, und sich die ersten Verdrahtungen seiner Nervenzellen im Gehirn bilden, reagierte er auf Wahrnehmungen und Einflüsse von außen. Alles, was er erlebt hatte, hat sein Gehirn verändert, und dadurch die Muster, die seine ganz persönliche Realität bilden.

Dem Mann, der jetzt zwei dünne Stapel Papier aus einer Ablage auf seinem Tisch nahm, war dies bewusst, und er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, darüber nachzudenken, wie die Welt wirklich sein mochte. Irgendwann nach dem zwanzigsten oder dreißigsten Stoff, von dem er erfahren hatte, dass er in die Luft geleitet wurde, hatte er es aufgegeben und akzeptierte die Welt so, wie sie sich ihm darbot. Denn egal, wie sie sich darbot, jeder Mensch hatte dennoch die Möglichkeit, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, hatte die Freiheit, so oder so zu leben.

Links oben auf dem ersten Stapel befand sich ein Passfoto von Tobias Freund. Auf dem zweiten Stapel das von Kay Lehmann. Der Mann besah sich die Fotos. Waren die beiden nicht ein schönes Paar? Ihre Interessen, ihre Psychogramme, ihre Bildung, die Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht hatte, nicht zuletzt auch ihre sexuellen Vorlieben, alles hatte so gut zusammengepasst. Direkt, nachdem er die beiden Akten gesehen hatte, war ihm klargeworden, dass diese beiden Menschen, die sich noch nie gesehen hatten, füreinander bestimmt waren.

Man konnte dem Staat vieles vorwerfen, aber eines nicht: Nämlich dass er sich nicht um seine Bürger kümmerte. Am Ende war trotz, oder vielleicht gerade wegen aller Fortschritte, die Beziehung zwischen zwei Menschen, einem Mann und einer Frau, die Grundlage jeder Gesellschaft geblieben, ja die Grundlage des Lebens überhaupt. Sollte nicht jeder Staat dafür sorgen, dass es seinen Bürgern in dieser Hinsicht an nichts mangelte?

Der Mann heftete die beiden Akten zusammen, so dass sie nun untrennbar miteinander verbunden waren. Seine Aufgabe war lediglich gewesen, die Umstände zu schaffen, die diese beiden Personen aneinanderketten würden. Alles andere besorgte die Natur von alleine.

Eine Beziehung zwischen zwei Menschen war immer eine Gratwanderung, der Abgrund der Selbstaufgabe auf der einen Seite, der des Egoismus auf der anderen Seite. Das blinde Vertrauen auf der einen Seite, Misstrauen auf der anderen Seite. In jeder Beziehung mussten die Menschen zwischen diesen Polen ihr Gleichgewicht halten. Es war eine diffizile Sache, und deshalb durfte man es einem Paar nicht zu leicht machen - es musste ihnen klarwerden, dass sie umeinander kämpften mussten, dass ihre Beziehung auf Messers Schneide stand. Und der Abgrund, der sich auf beiden Seiten befand, musste ihnen bewusst werden.

Und wer weiß, vielleicht würden diese beiden Menschen, die so hochgebildet in ihrem Fachgebiet waren, die Zukunft verändern? Aber andererseits - veränderte nicht jeder Mensch auf seine Weise die Zukunft, er selber eingeschlossen?

Der Mann schloss die Augen, wünschte den beiden viel Glück in ihrem Leben. Dann legte er die zusammengeheftete Akten in die Ablage "erledigt". Er nahm einen Schluck aus einer Tasse, in der sich eine dampfende Flüssigkeit befand - vielleicht war es Kaffee, vielleicht aber auch nicht. Dann drehte er sich um und nahm die nächsten Mappen aus einer Kartei hinter seinem Tisch. Eine Frau, die vielleicht in den Vierzigern sein mochte, schaute auf dem einen Foto mit strengem Blick in die Kamera. Sie schielte leicht. Auf der anderen Akte war ein Mann mit graumelierten Haaren und einem rundlichen, freundlichen Gesicht zu sehen.

Er begann zu lesen....

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  • KOMMENTARE
1 Kommentare
BrummidomBrummidomvor etwa 3 Jahren
Interessant.. Schwerer Stoff

Aber wenn man sich die Zeit nimmt und alles in Ruhe liest, ist es doch eine sehr gute Geschichte. Schade das es so schnell beendet wurde.

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