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Die Wikingerfibel Teil 04

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Viele melden sich zu Wort und sind von meiner Leistung mehr als begeistert. Als auch noch Naglfar erneut von seiner Rettung erzählt und voll des Lobes für mich ist, reicht es mir. Ich stehe auf.

„Stopp! Lassen wir endlich dieses Thema. Ich habe genau das getan, was in dieser Situation erforderlich war. Nicht mehr und nicht weniger."

„Du hast diese Mission aber ausgesprochen erfolgreich zu Ende geführt", ergreift erneut Laura das Wort. „Ich möchte deshalb ein weiteres Thema aufwerfen."

„Das wäre", ruft ein alter Mann quer über den Tisch.

„Ich wurde nur vorübergehend zur Stammesführerin ernannt, bis Ingrid soweit ist, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Ich glaube dieser Augenblick ist jetzt gekommen."

Ich schaue sie überrascht an. Ich muss erst überlegen, was sie damit genau sagen will. Ich bin völlig überrumpelt. Die zustimmenden Rufe der Versammlung blende ich komplett aus.

„Nein!", sage ich plötzlich. „Der Augenblick ist noch nicht gekommen."

Alle Augen sind auf mich gerichtet und es ist absolut still im Saal. Ich habe den Eindruck, als könnten sie gar nicht glauben, was sie gerade von mir gehört haben. Auch mein Vater schaut mich verständnislos an.

„Ich bin noch jung und muss noch viel lernen. Es mag schon sein, dass ich diese Mission erfolgreich bewältigt habe, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Ich muss noch viel lernen", wehre ich ab.

„Das kannst du doch. Laura wird dir auch weiterhin zur Seite stehen", mischt sich nun auch noch mein Vater ein. Warum kann nicht zumindest er die Klappe halten?

„Vater, auf ein Wort", raune ich ihm entschlossen zu. Dann entschuldige ich mich bei der Versammlung.

„Das wird allmählich zur Gewohnheit", grinst Laura. Sie zeigt aber deutlich, dass sie mir nicht böse ist.

Ich aber packe meinen Vater am Hemdsärmel und ziehe ihn hinter mir her, hinaus vor die Burg. Erst als wir an der Klippe ankommen, lasse ich ihn los und drehe mich energisch zu ihm. Wir stehen uns gegenüber.

„Was sollte das da drinnen?", will ich von ihm wissen.

„Was meinst du", antwortet er etwas kleinlaut.

„Du bist mir in den Rücken gefallen. Du weißt genau, dass ich zurückwill."

„Ich habe gehofft, du würdest es dir noch einmal überlegen, wenn sie dich zur Stammesführerin machen."

„So schlecht kennst du mich?", fahre ich ihn an. Ich bin etwas gereizt und vermutlich kommt es schärfer bei ihm an, als es gemeint war.

„Wie meinst du das?"

Spätestens jetzt ist meinem Vater aber klar, dass ich sauer bin und, dass er sich wohl zu sehr hat hinreißen lassen. Ich habe den Eindruck, er war sich der Tragweite seines Vorgehens nicht ganz bewusst.

„Mir sind doch Titel oder Ämter egal. Ich habe geholfen, weil der Stamm in einer Notlage war, aus der nur ich ihn habe retten können. Mehr aber interessiert mich nicht."

„Na gut, aber warum kannst du nicht doch Stammesführerin werden? Als meine ursprüngliche Tochter bleibst du doch weiterhin hier."

„Das schon, aber deine Tochter muss erst in die Rolle hineinwachsen und dabei musst du ihr helfen und sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen. Wenn ich jetzt gehe und sie Stammesführerin ist, ist sie überfordert, zweifelt an sich und schmeißt wieder hin. Das ist nicht der Weg, den ich mir für sie vorstelle."

„Das wäre möglich", gesteht er etwas kleinlaut. „Was schlägst du deshalb vor?"

„Laura soll weiterhin die Stammesführerin sein und deine Tochter wird ihre Stellvertreterin. Sie wird lernen und an ihren Aufgaben wachsen und nicht ins kalte Wasser geworfen."

„Was ist mit den Fähigkeiten, die du hast?"

„Du meinst, ein Schiff zu steuern? Das wird sie auch weiterhin können. Das, was dieser Körper mit unser beider Seelen erlebt hat, das bleibt uns beiden erhalten. Deine Tochter wird das Wissen und die Entschlossenheit, die wir gemeinsam bei dieser Mission gezeigt haben, beibehalten. Genauso werde ich die Kraft und die Fähigkeiten beim Kämpfen mit in meine Welt nehmen.

Sie weiß wie es geht und hat von diesen Wochen sehr viel mitgenommen. Dieses Wissen und dieses Selbstvertrauen wird bleiben, muss aber noch etwas gefestigt werden. Sie schafft das, braucht dazu aber noch etwas Zeit."

„Du hast mich überzeugt. Wie sollen wir vorgehen?"

„Du stimmst mir zu!", stelle ich entschlossen klar. Dabei lasse ich keinen Zweifel, dass ich keinen Widerspruch dulde.

Ohne auf eine Antwort zu warten, gehe ich zurück in den Saal. Mein Vater bleibt zunächst noch etwas stehen, läuft mir dann aber hinterher. Zusammen erreichen wir die Versammlung.

„Habt ihr euch aussprechen können?", erkundigt sich Laura.

Sie schaut dabei meinen Vater an. Trotzdem antworte ich. Immerhin geht es um meine Zukunft, wenn auch nur indirekt.

„Du bleibst die Stammesführerin und ich werde zu deiner Stellvertreterin. Zusammen werden wir die Geschicke des Stammes leiten, wobei ich sehr hoffe, viel von dir zu lernen."

„Ist das dein Ernst?", will Laura wissen.

„Es wird die Zeit kommen und ich werde übernehmen. Diese ist aber noch nicht jetzt und nicht heute. Außerdem ist es nur zum Wohle des Stammes, wenn nicht nur eine Person an der Spitze steht. Das hat gleich mehrere Vorteile."

„Was denn für Vorteile", meckert ein alter Mann.

„Das liegt doch klar auf der Hand", versuche ich zu erklären. „Die Verantwortung liegt nicht nur bei einer Person, man kann sich absprechen und gemeinsam überlegen. Außerdem hat jeder auch etwas Freizeit und ist nicht ständig überfordert. Schlussendlich haben zwei Personen auch zwei Ansichten und, wenn sie ehrlich nach der besten Lösung für die Gemeinschaft suchen, dann ist auch dies nur von Vorteil. Außerdem hatte meine Mutter auch Stellvertreter, sie hatte sogar zwei."

„Du hast mich überzeugt", meint Laura nachdenklich. „So habe ich es noch nie gesehen."

Die Versammlung beschließt noch einige Dinge, ich aber bin in Gedanken schon dabei meine Zukunft zu planen. Als die Sitzung schließlich zu Ende ist, bleibe ich sitzen. Auch mein Vater rührt sich nicht von der Stelle. Der Saal ist ansonsten bereits leer.

„Ich habe noch zwei Punkte, die ich auf den Weg bringen möchte", sage ich.

„Das wäre?"

„Wir müssen die Speicher für unsere Vorräte absichern, damit ihnen Unwetter nichts mehr anhaben können. Außerdem brauchen wir einen Landungssteg in der Bucht. Damit können wir die Schiffe leichter be- und entladen."

„Du möchtest, dass wir auch weiterhin in See stechen?"

„Was die Briten und die Schotten können, können wir schon lange. Immerhin haben wir ihnen gezeigt, wie es geht, Handel zu betreiben."

„Und wohin sollen wir?"

„Zu den Dänen, den Gallieren, den Briten, die Auswahl ist groß. Ihr müsst nur das Einladen wovon ihr zu viel habt und überlegen, was euch diese Völker im Gegenzug bieten können. Dann wird getauscht und alle haben etwas davon. Das pendelt sich schon sehr schnell ein. Ihr müsst nur miteinander reden."

In den nächsten Tagen zeichne ich auf, wie ich mir den Landesteg vorstelle. Außerdem besuche und studiere ich die Örtlichkeiten, an denen die Waren des Stammes gelagert werden, und spreche mit den Leuten, wo und wie das Wasser während des Unwetters geflossen ist. Danach überlege ich, wo es gefährlich ist, wo der Schneedruck zu hoch sein könnte und wo es gefährlich ist, dass Stürme Schaden anrichten. Nach langem Überlegen finde ich zwei Stellen, an denen Speicher errichtet werden können.

„Warum zwei?", will mein Vater wissen.

„Damit das Risiko geringer ist. Wenn wir, wie beim letzten Mal, sämtliche Vorräte an einem Ort lagern und dieser überflutet oder gar weggespült wird, dann ist die gesamte Ernte kaputt. Wenn aber bei zwei Standorten einer überschwemmt wird, ist nur die Hälfte der Vorräte betroffen."

„Das leuchtet ein. Ich habe eine echt kluge Tochter", grinst er stolz.

Mit meinen Vorschlägen gehe ich zu Laura. Ich brauch ihr meine Pläne nicht lange zu erklären, sie sieht sehr schnell ein, was meine Überlegungen sind. Zusammen wollen wir den Steg und die neuen Scheunen in Angriff nehmen.

Nach diesem Erfolg gehe ich zur Klippe und blicke hinaus auf das Meer. Ich liebe diesen Platz, nicht nur, weil ich weiß, dass es der Lieblingsort meiner Mutter war.

„Was überlegst du?", sagt eine Stimme neben mir.

Ich habe nicht bemerkt, wie mein Vater neben mich getreten ist. An seiner zurückhaltenden Stimme verstehe ich, dass er bereits ahnt, dass ich mich auf den Weg machen will.

„Meine Arbeit hier ist getan."

„Das habe ich befürchtet", meint er. „Es ist Zeit Abschied zu nehmen."

„Deine Tochter bleibt hier. Unterstütze sie, sei ihr ein guter Berater und nicht nur ein Vater."

„Du meinst, ich habe sie vernachlässigt?"

„Ich glaube, du hast dich etwas zu sehr von Alvas Tod einnehmen lassen. Du darfst nicht vergessen, auch deine Tochter hat ihre Mutter verloren. Sie braucht dich mehr denn je. Warum glaubst du, habe ich sie am Grab getroffen."

„Und dort willst du nun auch Abschied von mir nehmen?"

„Ja, das ist der richtige Ort. Ich glaube aber auch, dass das Grab meiner Mutter uns über die Jahrhunderte hinweg verbinden wird."

Kapitel 11

Zusammen mit meinem Vater stehe ich wenige Tage später am Grab von Alva, seiner Frau und irgendwie auch meiner Mutter. Es ist für mich immer noch schwierig zu verstehen, wie unsere Leben über die Jahrhunderte hinweg miteinander verwoben sein können. Ich bin mir allerdings einer Tatsache bewusst, es ist ein unglaubliches Privileg.

Welche 23-jährige kann von sich behaupten, dass sie drei Wikingerschiffe angeführt hat, noch dazu auf dem Weg zu den Briten, um dort Handel zu treiben. Ich werde diese Menschen mein Leben lang in meinem Herzen behalten. Sie sind etwas raue Burschen, aber sie haben einen sehr weichen Kern und sind sehr herzliche Menschen.

„Ich werde dich vermissen", meint mein Vater.

„Ich dich auch, Fjell aus Haugesund. Ich dich auch! Es war mir eine große Ehre, deine Tochter zu sein und ich werde dich mein Leben lang in meinem Herzen bewahren."

Ich nehme ihn in den Arm und drücke ihn fest an mich. Mir ist klar, dass er die Entschlossenheit von Alva vermisst, aber nun muss er für seine Tochter da sein.

„Wenn ich die Fibel auf den Boden lege, dann nimm deine Tochter in den Arm und drück sie fest an dich. Sag ihr, dass du stolz auf sie bist und immer für sie da sein willst."

„Das werde ich. Versprochen!"

Ich blicke noch einmal hinaus auf das Meer der Wikinger. Dann nehme ich vorsichtig die Fibel in die Hand, öffne sie und ziehe sie ab. Als ich sie unter den Stein lege, unter dem ich sie gefunden habe und aufstehe, zieht mich Fjell noch ein letztes Mal in eine innige Umarmung. Fast im selben Moment stehe ich allein da und nehme an, dass in der anderen Welt Ingrid von ihrem Vater im Arm gehalten wird. Ich bin mir sicher, die beiden schaffen es und Ingrid wird schon bald in ihre Rolle als Stammesführerin hineinwachsen.

Ich hingegen drehe mich um und gehe zu meinem Wagen. Ich bin neugierig, ob es auch bei mir so ist, wie bei meiner Mutter und die Zeit ebenfalls stehen geblieben ist. Tatsächlich finde ich meinen Wagen wieder und fahre zurück in mein kleines Hotel. Ich springe schnell unter die Dusche, ziehe mich um und mache mich auf den Weg.

Diesmal ruhig und entspannt schlendere ich durch die Straßen von Haugesund. Ich habe inzwischen das Gefühl, ich habe alles getan, um meiner Mutter noch einmal nahe zu sein und von ihr Abschied zu nehmen. Ich denke ich bin ihr so nahe gekommen, wie nur irgend möglich.

Ich schlendere durch die Straßen, bin entspannt und mit mir im Reinen. Als mein Blick auf das Schild die Bibliothek fällt, genau auf jene Bibliothek, in der ich von dem Grab erfahren habe, gehe ich direkt darauf zu. Ich möchte noch einmal die alte Frau treffen. Beim Eintreten blicke ich mich erst einmal um, weil ich sie nicht auf Anhieb sehe.

„Kann ich dir helfen, mein Kind?", ertönt hinter mir eine Stimme.

Ich drehe mich um und muss schmunzeln. Die Anrede kenne ich und ich finde sie schön. Ich muss erneut meinen Blick senken. Sie lächelt mich wissend an.

„Ja, das können sie", sage ich nachdenklich. „Ich habe das Grab der Kriegerin gefunden, der Anführerin der Wikinger. Dort ist Alva begraben und nicht ihre Nachfolgerin."

„Woher weißt du das. Wenn selbst die großen Wissenschaftler der Meinung sind, dass es das Grab von Laura ist?", erkundigt sie sich. Dabei aber lacht sie verschmitzt, als wüsste sie sehr wohl Bescheid.

„Laura hat ihr Schwert in Alvas Grab gelegt, damit diese nicht unbewaffnet den Göttern gegenübertreten muss. Sie hat jenes der großen Anführerin an sich genommen, um damit ihr Andenken zu ehren und es eines Tages Alvas Tochter zu geben."

„Du hast also das Geheimnis gelüftet. Du musst das Tor gefunden haben."

Ich schaue sie überrascht an. Ich hätte mir erwartet, dass sie das, was ich gesagt habe, in Zweifel zieht. Stattdessen scheint sie bereits zu wissen, was genau passiert ist.

„Welches Tor?"

„Du weißt genau, was ich meine", grinst sie und humpelt davon.

Ich blicke ihr noch einige Zeit hinterher. Diese Begegnung war nicht zufällig. Sie hat mir den Weg gewiesen. Dies wird mir erst jetzt bewusst. Dass sie einfach weggeht, wird wohl bedeuten, dass ich die Letzte war, die dieses Tor benutzen durfte.

Deshalb mache auch ich mich auf den Weg. Ich muss zurück in mein altes Leben.

ENDE (4/4)

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48 Kommentare
AnonymousAnonymvor 4 Monaten

Einfach eine tolle Geschichte. Unheimlich rund, und die vierte Folge macht sie noch besser. Da können kleine Fehler - das man Nord und Ost einmal verwechselt - der Qualität keinen Abbruch tun.

ich hoffe du hast noch mehr so tolle Geschichten auf Lager 😊😊😊

AnonymousAnonymvor 5 Monaten

Von Haugesund in Norwegen nach England geht es nicht über die Ostsee, so ein Blick in den Atlas oder Google Maps hilft da!!!

Sonst wieder SPITZE

AnonymousAnonymvor 5 Monaten

Eine tolle Geschichte, fast ein Epos. Vielen Dank dafür. Ich habe es mit Genuss gelesen, wie auch Deine anderen Geschichten. Bitte schreibe weiter solche Geschichten.

MKleinMKleinvor 7 Monaten

Egal ob Logikfehler oder ein Irrtum beim Meer.. Alles egal. Den deine Geschichten sind einfach wunderbar und haben großes Suchtpotenzial.

Sie gehören für mich persönlich zu meinen Lieblingen auf Literotica.

Und ich danke dir wirklich dafür.

Bitte mach einfach so weiter.

Mit lieben Grüßen

MKlein

AnonymousAnonymvor 7 Monaten

Und wieder eine tolle Freudenspender Geschichte.

Allerdings: Auf dem Wege von Norwegen nach England kommt man nicht unter die Ostsee, beide liegen an der Nordsee.

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